Das Leben nach dem Tode

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Auszüge aus dem Buch: "Das feste prophetische Wort" von Pastor A. Fünning
erschienen 1947 im Christlichen Allianzverlag, Fellbach

Inhaltsübersicht
Kapitel vorher:
17. Was lehrt die Schrift vom Paradies?

18. Das Leben nach dem Tode

Haben die Abgeschiedenen bis zur Auferstehung einen Zwischenleib?

Diese Frage ist nach der Schrift mit "Ja" zu beantworten, wie wir bald sehen werden. Jeder Mensch hat unter und hinter der groben Körperlichkeit eine feine, unsichtbare, geistige Leiblichkeit, und diese geistige Leiblichkeit ist das wahre Wesen des Menschen, die Persönlichkeit, das eigentliche Ich. Der Körper von Knochen, Fleisch und Blut ist nur die zeitweilige Wohnstätte oder das Kleid des Menschen. Von diesem äußeren, grobsinnlichen Körper gilt das Wort Gottes: "Du bist Erde und sollst auch wieder zu Erde werden!" (1Mo 3:19), und "Fleisch und Blut können das Königreich Gottes nicht ererben" (1Kor 15:50). Die geistige Leiblichkeit dagegen ist ewig; sie wird auch im Tod nicht zerstört. Die geistige Leiblichkeit nimmt die verweslichen Erdenstoffe nur zeitweilig an, sie kann auch ohne dieselben bestehen. Im Tod scheidet sie diese grobsinnlichen Bestandteile aus und - lebt weiter.

Bezüglich der Gläubigen lehrt Paulus 2Kor 5:1:

"Denn wir wissen aber, wenn unser irdisches Haus dieser Hütte zerbrochen wird, dass wir einen Bau haben von Gott erbaut, ein Haus, nicht mit Händen gemacht, das ewig ist im Himmel."

Der Apostel zeigt hier, was geschehen wird, wenn unser irdisches Haus, der Leib, zerbrochen wird im Sterben. Wenn das geschieht, das spricht er mit Gewissheit aus, dass wir einen Bau von Gott erbaut, nicht mit Händen gemacht, der ewig ist, im Himmel haben. Unter diesem Bau und Haus von Gott und nicht mit Händen gemacht, kann er nicht den Auferstehungsleib meinen, denn denselben erhalten wir später, sondern durch die Worte "wir haben", kann er nur den oben erwähnten Zwischenleib, der dann später im Auferstehungsleib vollendet wird, meinen. Diesen Zwischenleib erhalten Fromme und Gottlose, jedoch mit großem Unterschied. Der Wiedergeborene, der in die Gerechtigkeit Christi gekleidet ist, und somit nicht bloß erfunden wird, 2Kor 5:3, erhält nach dem Tod eine himmlische Behausung, ein Kleid, das von himmlischen Lebens- und Herrlichkeitskräften durchdrungen ist. Wenn wir z.B. einen Verklärungsglanz das Antlitz eines frommen Sterbenden umfließen sehen, so erblicken wir darin ganz deutlich, wie die himmlischen Lichtkräfte der eigentlichen, geheiligten Persönlichkeit, die irdische Leiblichkeit zeitweilig durchdringen. Eine gewisse Ähnlichkeit zwischen solchem Sterben Frommer und der Verklärung des Herrn ist erkennbar. Wie auf dem Verklärungsberg die Gottheit Christi, Jesu irdische Leiblichkeit durchbrach, so dass sein Angesicht wie die Sonne leuchtete, und seine Kleider glänzend weiß wurden, so durchbricht beim Sterben mancher Gotteskinder die himmlische Herrlichkeit der Seinen die irdische grobsinnliche Leiblichkeit. Jedoch nicht nur im Sterben, sondern auch im Leben findet manchmal schon solches Durchbrechen himmlischer Herrlichkeit statt, wie wir an Stephanus (Apg 6:15), sowie an Moses (2Mo 34:33-35) sehen.

Der Unbekehrte und Gottlose, der Christi nicht teilhaftig geworden ist, sondern nackt und bloß ist (2Kor 5:3), erhält auch einen Zwischenleib, und zwar einen finsteren, schrecklichen. Dass auch die Gottlosen einen Zwischenleib erhalten, ersehen wir daraus, dass sie Pein leiden in der Flamme. Dazu müssen sie Organe für solche Pein haben. Und wenn der reiche Mann aus der Hölle ruft: "Vater Abraham, erbarme dich meiner und sende Lazarus, dass er das Äußerste meines Fingers ins Wasser tauche und kühle meine Zunge" (Lk 16:24), so sehen wir, entsprechend dem irdischen Leib, wird auch der Zwischenleib sein, sowohl bei den Frommen als auch bei den Gottlosen. Beide haben im Zwischenleib Ohren, Augen, Zunge, Mund, können miteinander reden und haben Gefühl. In 1Sam 28:14 ersehen wir, dass der verstorbene fromme Samuel in Menschengestalt erschien. und in Menschensprache dem Saul das Gericht Gottes verkündigte. In Jes 14:9-20 schildert der Prophet, wie der gottlose König von Babel im Totenreich ankommt, und die verstorbenen Könige und Gewaltigen der Heiden daselbst sich erheben und ihn spottend begrüßen (vgl. ferner Hes 31:15 und Hes 32:21-30). Hierher gehört auch die Stelle aus Offb 6:9-11, wo die Seelen unter dem Altar mit großer Stimme schrien:

"Herr, du Heiliger und Wahrhaftiger, wie lange richtest du nicht und rächst unser Blut an denen, die auf Erden wohnen?"

Das waren Seelen im Zwischenzustand, die um die Gerichte Gottes flehten, für das von ihnen vergossene Blut. Hier sehen wir auch, dass die abgeschiedenen Geister von manchen Ereignissen auf Erden Kenntnis haben, ob von allen, glaube ich nicht. Aus all diesen Bibelstellen ersehen wir einesteils, dass sowohl die Seligen als auch die Unseligen, nach dem Tode fortleben, und dass sie auch im Zwischenleib Augen, Ohren, Mund, Zunge, Bewusstsein, klare Erinnerungen, Gefühl und sogar Kommunikation untereinander haben, und dass andererseits für Gläubige, Sterben auf alle Fälle Gewinn ist.

Gibt es einen Seelenschlaf?

Diese Frage ist eigentlich oben schon beantwortet, denn dort sahen wir, dass weder Fromme noch Gottlose im Zwischenleib absolut nicht schliefen. Jedoch, da diese Lehre seit dem 3. Jahrhundert bis heute immer wieder auftauchte, sogar bei manchen ernsten Gläubigen, müssen wir doch etwas länger hier verweilen. Die Gründe, die für den Seelenschlaf angeführt werden, sind folgende: Ps 6:6; Ps 30:10; Ps 88:11-13; Ps 115:17; Pred 3:19; Pred 9:4-10 und Jes 38:18. Jedoch haben Sterben wir schon gesehen, dass im Alten Testament die Kenntnis über den Zustand nach dem Tod eine sehr mangelhafte und erst nach und nach wachstümliche ist.

Dann haben wir der Ausspruch Jesu erwähnt. Joh 9:4: "Ich muss wirken die Werke des, der mich gesandt hat; es kommt die Nacht, da niemand wirken kann." Doch hier betont der Herr mit "Nacht", dass eine Zeit kommen wird (die antichristliche), in der das Wirken für Gott nicht mehr möglich, ja vielleicht sogar bei Todesstrafe verboten ist (siehe Offb 13.). -

1. Ferner werden die Stellen im Neuen Testament, in denen vom Schlaf die Rede ist, wie z.B. Joh 11:11; 1Kor 11:30; 1Kor 15:20; 1Thes 4:13 und 1Thes 5:10 angeführt, doch diese Stellen beziehen sich auf den Leib des Menschen. Der Leib sinkt im Sterben dahin, alle Funktionen des Körpers hören auf - er schläft. Das Aufhören der körperlichen Organe findet übrigens schon im gewöhnlichen Schlaf statt, was jedoch im Tod voll und ganz der Fall ist. Doch Geist und Seele schlafen nicht mit ein, weder im natürlichen Schlaf noch im Todesschlaf. Das zeigt deutlich unsere Geschäftigkeit im Traumleben, wo der innere Mensch recht aktiv ist, er singt, predigt, betet oder flucht, er unternimmt weite Reisen usw. Das alles beweist, dass der innere Menschen auch ohne den äußeren schlafenden Körper existiert und tätig ist.

2. Wir sehen, wie der König von Babel von den Großen und Gewaltigen im Totenreich höhnisch begrüßt wird (Jes 14:10ff.). Auch werden der König von Ägypten und Assur unten begrüßt (Hes 31. und Hes 32.).

3. Wie der verstorbene Samuel aus der Totenwelt dem König Saul erscheint und ihm seinen Tod angekündigt.

4. Auch der reiche Mann (Lk 16.), war schlief nach dem Tode nicht, sondern bittet in der Hölle um Linderung seiner Qual und gedenkt seiner Brüder. In jener Geschichte sehen wir ferner, wie der reiche Mann mit Lazarus und Abraham ein längeres Zwiegespräch führt. Sie alle schlafen nicht, sondern haben ein vollkommen klares Bewusstsein. Lazarus wird getröstet, der reiche Mann aber gepeinigt. n

5. Dann das Wort des Herrn Jesus:

"Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, ob er gleich stürbe, und wer da lebt und an mich glaubt, der wird nimmermehr sterben." (Joh 11:25).

Hier betont der Herr, dass, wer an Ihn glaubt, schon jetzt ewiges Leben hat und deshalb nie sterben kann; denn das ewige Leben kann weder schlafen noch sterben. Was im Tod stirbt, ist nur der mit Sünde, Krankheit, Jammer und Not verseuchte Körper, die äußere Wohnstätte von Geist und Seele.

6. Paulus nennt den Zustand der Frommen nach dem Tod ein Sein in Christo, nach dem er sich sehnt, weil das viel besser ist (Phil 1:23). Gott aber ist nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebendigen (Mt 22:32).

Neben dem Bewusstsein vom Dasein Gottes gibt es kaum eine andere Überzeugung, die so übereinstimmend von allen Völkern der Erde durch alle Jahrhunderte geteilt worden ist, als die Tatsache, dass die Seele des Menschen nach dem Tode ihrer selbst bewusst, also ohne den Körper fortlebt. Viele heidnische Philosophen und Dichter wie Plato, Sokrates, Cicero, Pindar, Philo, Plinius der Ältere, Epimenides, der Prophet der Kreter (Tit 1:12), und andere, glaubten und lehrten diese Wahrheit ohne die Offenbarung der Schrift zu kennen.

7. Der Apostel Paulus wurde bis in den dritten Himmel, ins Paradies, entrückt, wo er unaussprechliche Worte hörte, die kein Mensch sagen kann (2Kor 12:2ff).

8. Die Seelen unter dem Altar, die erwürgt wurden um des Wortes Gottes willen und des Zeugnisses willen, das sie hatten, schrieen mit lauter Stimme: "Herr, du Heiliger und Wahrhaftiger, wie lange richtest du nicht und rächst unser Blut an denen, die auf Erden wohnen (Offb 6:9-10)?

Auch diese schlafen nicht, sondern sind voll und ganz bei Bewusstsein und nehmen sogar am Weltgeschehen teil. Überhaupt, die Offenbarung lässt uns manch köstliche Blicke ins Jenseits tun. In Offb 5. sehen wir die 24 Ältesten, die Vertreter der Seligen, wie sie mit den vier Lebewesen dem erwürgten Lamm anbetend ein neues Lied sangen. Dann Offb 7. Oder die große Schar vor Gottes Thron. In Offb 12:10 lesen wir, wie nach Rauswurf des Satans die erlöste Gemeinde im Himmel mit großer Stimme ausruft:

"Nun ist das Heil und die Kraft und das Königreich und die Macht seines Christus geworden, weil der Verkläger unserer Brüder - das sind Brüder aus Israel - verworfen ist, der sie verklagte Tag und Nacht vor Gott."

In Offb 17:14 die Berufenen, Auserwählten und Gläubigen, und der Hochzeitstag der Gemeinde, die Hochzeit des Lammes (Offb 19.), das Weib, das ihren Herrn auf weißen Rossen, auf seinem Siegeszug zur Vernichtung des Antichristen und seiner Heere, begleitet. Diese alle schlafen nicht, sondern befinden sich in höchster Tätigkeit. Kurz, nach der Schrift ist von einem Seelenschlaf der Toten keine Rede. Beide, Fromme und Gottlose, leben selbstbewusst und selbstständig, auch ohne den Körper weiter, die einen in der Seligkeit beim Herrn und die anderen in der Pein in der Hölle, je nachdem was der Mensch auf Erden gewählt hat.

Teurer Leser, lass uns so leben, dass, sollten wir vor Jesu Kommen von dieser Erde abgerufen werden, wir wie Paulus abscheiden, um dann bei Christo zu sein. Das gebe Gott. Amen.


Lies weiter:
19. Die Auferstehung des Leibes