Das Gleichnis vom Feigenbaum

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Von Daniel Muhl

Einführung

Bibeltexte

Jesus verflucht den Feigenbaum

  • Mt 21:18-22 - Des Morgens früh aber, als er in die Stadt zurückkehrte, hungerte ihn. 19 Und als er einen Feigenbaum an dem Weg sah, ging er auf ihn zu und fand nichts an ihm als nur Blätter. Und er spricht zu ihm: Nie (w. nicht) mehr komme Frucht von dir in Ewigkeit (w. bis hinein in den Äon)! Und sogleich verdorrte der Feigenbaum. 20 Und als die Jünger es sahen, verwunderten sie sich und sprachen: Wie ist der Feigenbaum sogleich verdorrt? 21 Jesus aber antwortete und sprach zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr Glauben habt und nicht zweifelt, so werdet ihr nicht allein das mit dem Feigenbaum Geschehene tun, sondern wenn ihr auch zu diesem Berg sagen werdet: Hebe dich empor und wirf dich ins Meer! so wird es geschehen. 22 Und alles, was immer ihr im Gebet glaubend begehrt, werdet ihr empfangen.
  • Mk 11:12-14 - Und als sie am folgenden Tag von Betanien weggegangen waren, hungerte ihn. 13 Und er sah von weitem einen Feigenbaum, der Blätter hatte, und er ging hin, ob er wohl etwas an ihm fände, und als er zu ihm kam, fand er nichts als Blätter, denn es war nicht die Zeit der Feigen. 14 Und er begann und sprach zu ihm: Nie mehr in Ewigkeit (w. nicht mehr, ja bis hinein in den Äon) soll jemand Frucht von dir essen! Und seine Jünger hörten es.
  • Mk 11:20-23 - Und als sie frühmorgens vorbeigingen, sahen sie den Feigenbaum verdorrt von den Wurzeln an. 21 Und Petrus erinnerte sich und spricht zu ihm: Rabbi, siehe, der Feigenbaum, den du verflucht hast, ist verdorrt. 22 Und Jesus antwortete und spricht zu ihnen: Habt Glauben an Gott! 23 Wahrlich, ich sage euch: Wer zu diesem Berg sagen wird: Hebe dich empor und wirf dich ins Meer! und nicht zweifeln wird in seinem Herzen, sondern glauben, daß geschieht, was er sagt, dem wird es werden.

Jesus erzählt das Gleichnis

  • Mt 24:32-34 - Von dem Feigenbaum aber lernt das Gleichnis: Wenn sein Zweig schon weich geworden ist und die Blätter hervortreibt, so erkennt ihr, daß der Sommer nahe ist. 33 So sollt auch ihr, wenn ihr dies alles seht, erkennen, daß es nahe an der Tür ist. 34 Wahrlich, ich sage euch: Dieses Geschlecht wird nicht vergehen, bis dies alles geschehen ist.
  • Mk 13:28-31 - Von dem Feigenbaum aber lernt das Gleichnis: Wenn sein Zweig schon weich geworden ist und die Blätter hervortreibt, erkennt ihr, daß der Sommer nahe ist. 29 So sollt auch ihr, wenn ihr dies geschehen seht, erkennen, daß es nahe vor der Tür ist. 30 Wahrlich, ich sage euch: Dieses Geschlecht (o. Generation) wird nicht vergehen, bis alles dies geschehen ist. 31 Der Himmel und die Erde werden vergehen, meine Worte aber werden nicht vergehen.
  • Lk 13:6-9 - Er sagte aber dieses Gleichnis: Es hatte jemand einen Feigenbaum, der in seinem Weinberg gepflanzt war; und er kam und suchte Frucht an ihm und fand keine. 7 Er sprach aber zu dem Weingärtner: Siehe, drei Jahre komme ich und suche Frucht an diesem Feigenbaum und finde keine. Hau ihn ab! Wozu macht er auch das Land unbrauchbar? 8 Er aber antwortet und sagt zu ihm: Herr, laß ihn noch dieses Jahr, bis ich um ihn graben und Dünger legen werde! 9 Und wenn er künftig Frucht bringen wird, gut, wenn aber nicht, so magst du ihn abhauen.
  • Lk 21:27-33 - Und dann werden sie den Sohn des Menschen kommen sehen in einer Wolke mit Macht und großer Herrlichkeit. 28 Wenn aber diese Dinge anfangen zu geschehen, so blickt auf und hebt eure Häupter empor, weil eure Erlösung naht. 29 Und er sprach ein Gleichnis zu ihnen: Seht den Feigenbaum und alle Bäume! 30 Wenn sie schon ausschlagen, so erkennt ihr von selbst, da ihr es seht, daß der Sommer schon nahe ist. 31 So erkennt auch ihr, wenn ihr dies geschehen seht, daß das Reich Gottes nahe ist. 32 Wahrlich, ich sage euch, daß dieses Geschlecht nicht vergehen wird, bis alles geschehen ist. 33 Der Himmel und die Erde werden vergehen, meine Worte aber werden nicht vergehen.

Grundlage

Wer ist mit dem Feigenbaum gemeint?

Zweimal berichten uns die Evangelien, wie Jesus hungerte und an einem Feigenbaum Frucht suchte. Er fand aber keine Frucht und in der Folge verflucht er den Feigenbaum. Im Lukasevangelium wird uns noch das Gleichnis vom Feigenbaum übermittelt. Auch hier gibt es nach dreijähriger Wartezeit keine Frucht. Der Weingärtner möchte den Feigenbaum noch ein weiteres Jahr pflegen und düngen, um dann zu schauen, ob sich die Situation verbessern würde. Da dem Vorschlag des Weingärtners nicht widersprochen wird, kann man davon ausgehen, dass dies auch geschah. In diesem Gleichnis wird uns nicht berichtet, ob sich die Situation nach einem weiteren Jahr verändert hatte.
Die meisten Ausleger vertreten die Ansicht, dass Jesus mit 30 Jahren Seinen Dienst begann und dann ca. 3 1/2 Jahre wirkte, bis Er auf Golgatha starb. Die Wahrscheinlichkeit ist sehr gross, dass mit dem Weingärtner Jesus gemeint ist, der, während der Zeit Seines irdischen Wirkens, Frucht am Feigenbaum (vmtl. das Haus Juda) suchte. Da Er diese Frucht aber nicht fand, verfluchte Er den Feigenbaum.
In Jer 24 werden die weggeführten Juden als "gute Feigen" bezeichnet (Jer 24:5), währenddem die Obersten und der Überrest in Jerusalem, die im Land zurückblieben, als "schlechte Feigen"(Jer 24:8) bezeichnet werden. In Hos 9:10 werden die Väter in Israel mit den Erstlingsfrüchten des Feigenbaumes verglichen. In Joe 1:7 finden wir die Aussage, dass der Feigenbaum Gottes (vmtl. das Volk der Juden), von einer grossen Nation, mit dem Gebiss einer Löwin (vmtl. das babylonische Reich), zerknickt wurde.
Doch der Feigenbaum wird gemäss der Verheissung Gottes wieder hergestellt, denn in Joe 2:22 lesen wir, dass nach der Wiederherstellung Israels der Feigenbaum seinen Ertrag bringt, d.h. er wird wieder Früchte tragen. Dieser Zustand ist weit mehr, als nur Blätter haben. Von dieser Zeit schreibt vmtl. auch das Lied der Lieder:

  • Hl 2:13 Der Feigenbaum rötet seine Feigen, und die Reben, die in Blüte stehen, geben Duft. Mach dich auf, meine Freundin, meine Schöne, und komm!

Schlussfolgerung:
Der Feigenbaum dürfte ein Symbol auf das Volk der Juden sein! Aus allen Aussagen des Wortes Gottes lässt sich kaum eine andere Auslegung stichhaltig begründen.

Der verfluchte Feigenbaum

Wenn der Feigenbaum, als das Volk der Juden gesehen werden kann, dann stellt sich die Frage, was es mit dem verfluchten Feigenbaum auf sich hat? Bezieht sich der verfluchte oder der abgehauene Feigenbaum auch auf das Judenvolk? Wenn ja, wie hat sich dann dieser Fluch ausgewirkt?
Der verfluchte Feigenbaum verdorrte und dadurch war kein Wasser und somit auch kein Leben mehr in ihm. Seit diesem Ereignis, das nun bald 2'000 Jahre zurückliegt, hat es immer Juden gegeben, aber es gab über eine sehr lange Zeit keinen jüdischen Staat. Im Jahre 70 unserer Zeitrechnung eroberte Titus die Stadt Jerusalem und im Anschluss wurden die Juden in alle Welt zerstreut. Erst seit 1948 gibt es wieder einen jüdischen Staat. Somit haben die Juden während 1'878 Jahren ohne einen eigenen Staat gelebt. Das Erstaunliche dabei ist, dass sie sich in den verschiedenen Nationen kaum assimiliert haben. Sie haben ihre Identität grösstenteils behalten, was u.a. auch einen Antisemitismus auslöste, wobei die tiefste Ursache des Antisemitismus im geistlichen Bereich zu finden ist. Der Feind Gottes verfolgt immer zuerst diejenigen, die Gott für Seine Zwecke auserwählt hat. Kein anderes Volk konnte seine Identität so lange halten, ohne dass es über einen eigenen Staat verfügte. Die Erhaltung des jüdischen Volkes, über eine so lange Zeit, ist ein einzigartiges Wunder Gottes in der Weltgeschichte!
Der verfluchte Feigenbaum ist bestimmt kein Hinweis auf eine Auflösung der jüdischen Identität, da eine solche nicht stattgefunden hat. Er könnte vielmehr ein Hinweis auf einen fehlenden jüdischen Staat sein.
Eine Möglichkeit wäre also die Auslegung, dass der verdorrte Feigenbaum, auf einen fehlenden jüdischen Staat hinweist. Jesus hat verheissen, dass der Feigenbaum wieder einmal Blätter bekommt (Mk 13:28). Dies könnte auf die Entstehung des Staates Israel im Jahre 1948 hindeuten.
Das fehlende Leben im Feigenbaum, weil er verdorrt ist, könnte auch andeuten, dass Gott während dieser Zeit nicht mehr durch Propheten zu Seinem Volk spricht. Auch hier kann man sehen, dass nach dem Jahre 70, keine Propheten mehr zum jüdischen Volk als Ganzes gesprochen haben. Ob es seit 1948 wieder Propheten gibt, die zum jüdischen Volk als Ganzes sprechen, ist schwer zu sagen. Wenn es sie gibt, dann sind sie als solche kaum sichtbar und werden in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen. Allerdings kann man auch sehen, dass es vereinzelte Juden gibt, die durch Bücher und andere Medien, dem jüdischen Volk aufzeigen, auf welche Umstände das 1'878 Jahre andauernde Exil und der Holocaust zurückzuführen ist. Ich denke da z.B. an Arthur Katz, der das Buch schrieb: "Der Holocaust - Wo war Gott?: Ein gewagter Denkanstoss".
Ein weiterer Aspekt für das fehlende Leben im verdorrten Feigenbaum, wäre die Möglichkeit, dass durch dieses Gleichnis der mangelnde Glaube und die mangelnde Heiligung im jüdischen Volk veranschaulicht wird. Das Auftreten der beiden Zeugen in Israel (Offb 11:3) und die "Geburt" des männlichen Sohnes (Offb 12:5), könnte dann als der Feigenbaum angeschaut werden, der wieder Blätter treibt, wobei der männliche Sohn bereits eine erste Frucht des Feigenbaumes darstellen würde. Bei einer solchen Auslegung, wäre die Frage, was es mit all den anderen Bäumen auf sich hat, noch nicht gelöst! Die Antwort, dass dann gleichzeitig auch in den anderen Völkern ein zunehmender Glaube und eine zunehmende Heiligung stattfindet, passt nicht wirklich; es sei denn, man sieht hier die unzählbare Menge aus Offb 7:9. Bei dieser Auslegung, würde die Frage nach der Generation, die nicht vergeht, bis alles geschehen ist, keine Probleme mehr aufwerfen, da es lediglich ein Hinweis auf die Erhaltung dieser Generation wäre und das obwohl es in dieser Zeit zu schweren Gerichten kommt, wie sie uns in der Offenbarung (w.Enthüllung) beschrieben werden.

Diese Generation wird nicht vergehen!

In Lk 21 wird der nahende Sommer mit dem nahenden Reich Gottes verglichen. Wenn nun der Feigenbaum und andere Bäume ausschlagen, dann ist das Reich Gottes nahe und jene Generation wird nicht vergehen, bis alles geschehen ist. Wenn alles, was uns in Mt 24 beschrieben wird, geschehen ist, dürfte auch das Reich Gottes da sein und die endzeitlichen Gerichte vorbei sein. An dieser Stelle dürfte der Beginn des Reiches Gottes, mit dem Beginn des 1'000-jährigen Reiches identisch sein.
An dieser Stelle, ergeben sich zwei ganz entscheidende Fragen:

Ab wann ist diese letzte Generation zu zählen?
Wie lange dauert diese Generation?

Bei der ersten Frage, gehen die Meinungen der Ausleger ziemlich auseinander. Etliche haben, vor allem in der Vergangenheit, den Beginn der letzten Generation, mit der Gründung des Staates Israel im Jahre 1948 gleichgesetzt. Da sich diese Generation in den nächsten 10-20 Jahren dem Ende zuneigt, wird diese These zunehmend in Frage gestellt. Es werden Gedanken laut, wonach diese Generation, erst mit der vollständigen Einnahme der Stadt Jerusalem (1967), anfängt zu laufen.
Wieder andere sagen, dass der blättertreibende Feigenbaum weder mit dem Staat Israel, noch mit der Stadt Jerusalem in Verbindung gebracht werden sollte. Sie sehen im Ausschlagen des Feigenbaumes nur die endzeitlichen Zeichen, wie sie uns in Mt 24:4-24 berichtet werden. Dazu gehört unter anderem auch der "Gräuel der Verwüstung". Wenn diese endzeitlichen Zeichen stattgefunden haben, dann wird jene Generation - die in diese Trübsalszeit hineinkommt - nicht vergehen, bis alles geschehen ist. Bei dieser Auslegung, werden also unter dem Feigenbaum, nur die elf endzeitlichen Zeichen aus Mt 24 gesehen. Das würde aber auch bedeuten, dass das Gleichnis vom Feigenbaum, wo der Besitzer des Feigenbaumes Frucht suchte, schlecht mit der Aussage aus Mt 24 in Verbindung gebracht werden kann. Wenn der Besitzer des Feigenbaumes, drei Jahre lang nach Frucht sucht, dann kann man hier im Feigenbaum wohl kaum nur endzeitliche Ereignisse sehen. Man würde also im Feigenbaum aus Mt 24 nur die endzeitlichen Zeichen sehen, währenddem der Feigenbaum aus Lk 13, durchaus als das Volk der Juden gesehen werden kann.
Sollte der Feigenbaum, der Blätter hervortreibt, auf die Gründung des Staates Israel im Jahre 1948 hinweisen, dann müssten die anderen Bäume, von denen in Lk 21:29 die Rede ist, auch auf Staatsgründungen hinweisen. Tatsächlich gab es vereinzelte Neugründungen von Staaten. Die großen Länder Indien, Pakistan und Indonesien waren 1948 auch noch ganz junge Staaten. Indien und Pakistan waren 1947 aus Britisch-Indien hervorgegangen und Indonesien hatte 1945 seine endgültige Unabhängigkeit von den Niederlanden erkämpft. Aber auch in neuerer Zeit sind junge Staaten entstanden, wie Montenegro (2006) oder der Kosovo (2008).
Das Problem ist dabei, die Aussage Jesu, wenn Er sagt: "Sehet den Feigenbaum und all die Bäume"! Bezieht sich der Ausdruck "all die Bäume" auf alle Bäume, d.h. alle Staaten oder sieht man unter all den (verdorrten) Bäumen (alles Staaten, die von einer fremden Macht - die ursprünglich nicht von Gott zugewiesen wurde - regiert werden) ein Ausschlagen. Das Ausschlagen der Triebe, wäre dann das Unabhängigmachen von der "Fremdherrschaft". Sollte mit dem Ausschlagen des Feigenbaumes, die Staatsgründung Israels gemeint sein, dann würde die Generation, die damals geboren wurde, nicht vollständig vergehen, bis das Reich Gottes gekommen ist. Die durchschnittliche Lebenserwartung in Israel gehört zu den höchsten der Welt und beträgt für Frauen 80,9 Jahre und für Männer 76,7 Jahre. Also nach 81, resp. 77 Jahren ist eine Generation noch nicht vergangen, aber mehr als 50% dieser Generation leben nach diesem Zeitraum nicht mehr. Wenn Jesus davon spricht, dass diese Generation nicht vergeht, dann könnte Er durchaus an achtzig oder noch mehr Jahre gedacht haben. Sollte man als Start 1948 sehen, dann wäre die Generation um das Jahr 2030 noch nicht ganz vergangen. Ob die letzten sieben Jahre dieses Zeitlaufs, in den nächsten 10 - 15 Jahren beginnen, ist nicht undenkbar und wird sich noch zeigen. Diese Sicht wäre für mich noch möglich, aber ich will sie ein stückweit offen lassen. Es soll dem Leser überlassen sein, welcher Auslegung er folgen will.

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Siehe auch

Literatur

Quellen

Weblinks