Das Gleichnis und Geheimnis von der Perle

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Auszüge aus dem Buch: Licht aus Seinem Licht von Pastor A. Fünning
erschienen 1948 im Christlichen Allianzverlag, Fellbach


Inhaltsübersicht und Vorwort
V. Das Gleichnis und Geheimnis vom Schatz im Acker

VI. Das Gleichnis und Geheimnis von der Perle

"Abermals ist das Königreich der Himmel gleich einem Kaufmann, der gute Perlen suchte. Und da er eine kostbare Perle fand, ging er hin und verkaufte alles, was er hatte und kaufte sie." (Mt 13:45.46).

Vergleich zwischen Schatz und Perle

Haben wir im Gleichnis vom Schatz im Acker das Geheimnis Israel entdeckt, so erschließt sich iim Gleichnis von der Perle ein weiteres, großes Geheimnis. Mit Gottes Hilfe wollen wir versuchen, es herauszufinden.

Wir haben schon gesehen, dass beide Gleichnisse, das vom Schatz im Acker und das von der Perle große Ähnlichkeit haben und deshalb innerlich zusammen gehören. In beiden Gleichnissen haben wir das Bild eines Menschen, der alles verkaufte, um sich in den Besitz dessen zu bringen, was ihm überaus wertvoll war. Im vorigen Gleichnis war es ein Schatz im Acker, den er wieder verbarg und dann den ganzen Acker mit samt dem Schatz kaufte. In diesem Gleichnis dagegen ist es eine kostbare Perle.

Doch neben diesen Ähnlichkeiten haben wir auch Verschiedenheiten gefunden. Der Schatz befindet sich im Acker und wird mit Sorgfalt wieder in denselben hineingelegt. Der Acker wird gekauft und damit auch der Schatz. Die Perle dagegen kommt aus dem Meer und ihr Wert ist anscheinend größer als der des Schatzes im Acker und kommt eher in den Besitz des Liebhabers als der Schatz im Acker.

Die Bedeutung der Bilder

Wir wollen nun wieder, wie in den anderen Gleichnissen, zuerst die Bilder ins Auge fassen. Die Bilder sind fast die gleichen wie im vorhergehenden, nämlich das Bild eines Menschen, dann des Verkaufens, des Kaufes und statt des Schatzes im Acker hier das Bild der kostbaren Perle.

Wer der Mensch ist, der dort einen Schatz im Acker, hier die kostbare Perle fand, haben wir schon gesehen.

Auch die Bilder des Verkaufens und des Kaufes sind uns beim Gleichnis vom Schatz im Acker erschlossen worden. Der Herr, der sich seiner göttlichen Herrlichkeit entäußerte und sein Leben als Kaufpreis auf Golgatha dahingab, damit er dort den Schatz und hier die kostbare Perle kaufte.

Wem ist die Perle kostbar?

Es ist zu erwähnen, dass die Perle bei den Hebräern einen sehr geringen Wert hatte, bei den Heiden dagegen einen sehr großen. Im Alten Testament wird selten die Perle erwähnt - auch im Brustschild des Hohenpriesters fehlt sie. Anders bei den Heiden, dort ist sie hoch geachtet. "Neueste Forschungen haben ergeben, dass die Schmuckstücke der Königin von Ägypten in alter Zeit vorwiegend aus Gold bestanden, in welchen Edelsteine und Perlen eingelegt waren. Gehen wir nach Ninive, so finden wir, dass die Perle dort noch häufiger in Gebrauch war. Sie gehört im Morgenland zu den kostbarsten Dingen, die es auf Erden gibt. Somit hat Christus als Sinnbild des Höchsten und Kostbarsten, das es in seinen Augen gibt, etwas gewählt, das nicht von den Juden, wohl aber von den Heiden hoch geschätzt war."

Wir können uns vorstellen, welch große Augen die Jünger gemacht haben mögen, als sie hörten, dass der Herr dieses Bild zur Grundlage seines Gleichnisses machte. Wussten sie doch sehr gut, wie gering die Juden, dagegen wie hoch die Heiden die Perle schätzten.

Die Entstehung der Perle

Wir fragen weiter: Woher stammt denn die Perle? Da erhalten wir die Antwort: Aus dem Meer und zwar ist sie das Erzeugnis eines lebenden, aber verwundeten Tierchens. Tief unten auf dem Meeresgrund hast die Seemuschel. Sie ist es, die durch ihre Arbeit die herrliche funkelnde Perle erzeugt und zwar durch eine Verletzung. Naturforscher erklären uns den wunderbaren Hergang in folgender Weise: Wenn die Muschel ihre Schale öffnet, da geschieht es, dass ein Sandkörnchen hineingespült wird, das sich zwischen der Schale und dem Fleisch des Tierchens festsetzt. Dieser Fremdkörper in seinem Innern verursacht dem Tierchen Schmerz. Um diesen Fremdkörper unschädlich zu machen, scheidet das Tierchen eine Substanz aus, mit der es den Fremdköper bedeckt und umhüllt, Schicht auf Schicht, Lage auf Lage. So entsteht die kostbare Perle, deren Glanz in allen Farben des Regenbogens spielt und die den Finder so hoch beglückt. Die Perle ist die Antwort auf die Verwundung, die das Tierchen erlitten hat. Wunderbar tiefe Wahrheiten enthält dieser Vorgang.

Der Nutzen der Perle

Doch welches ist der Nutzen oder der Wert der Perle? Antwort: Ihr einziger Wert besteht in ihrer wunderbar strahlenden Schönheit. Doch der Morgenländer sieht in ihr noch etwas Höheres. Im Griechischen heißt Perle: Margaritas (Margret) und bedeutet Reinheit. Die Perle ists dem Morgenländer das Sinnbild der Unschuld und Reinheit. Sie stellt den Sieg der Reinheit über das Schmutzige, den Triumph des Guten über das Böse dar. Darin liegt eine andere tiefe Wahrheit.

Im Orient durften die feinsten Perlen nur von Königen und Fürsten getragen werden und noch bis vor kurzem musste in Persien jede kostbare Perle, die gefunden wurde, dem Juwelenschatz des Schahs von Persien einverleibt werden. Das Suchen des Kaufmanns war also reichlich belohnt worden. Er fand eine sehr kostbare Perle, deretwegen er alles verkaufte, um dieselbe zu kaufen.

Bedeutung dieses Gleichnisses

Wir haben gesehen, dass der Herr diese Gleichnisse vom Königreich der Himmel Geheimnisse nennt (Mt 13:35), die von Grundlegung der Welt an verborgen waren. Haben wir im Gleichnis vom Schatz im Acker das Geheimnis israels gefunden, so erblicken wir in diesem Gleichnis das Geheimnis der Gemeinde, von welcher der Apostel Paulus sagt: "Das Geheimnis ist groß, ich rede aber von Christus und seiner Gemeinde."

In diesem Gleichnis von der Perle zeigt uns der Herr Jesus das Größte und Herrlichste, was in diesem Zeitalter, zwischen dem 1. und 2. Kommen. für Gott und sein Königreich gewonnen werden soll und wird. Es handelt sich und das schönste und herrlichste Schmuckstück, das alle Ewigkeiten hindurch die Brust des Königs aller Könige zieren wird. Dieser Schmuck - die eine kostbare Perle - ist die wahre und lebendige Gemeinde Jesu Christi.

Doch wir wollen noch ein wenig auf die einzelnen Züge eingehen. In der Geschichte des Kreuzes spiegelt sich die Geschichte der Perle ab.

Die Geschichte der Gemeinde

1. Wir haben gesehen, dass die Perle aus der verwundeten Seite der Muschel entsteht. Wie Eva aus der verwundeten Seite des ersten Adam genommen war, so ist die Gemeinde aus der verwundeten Seite des letzten Adam genommen worden. In der geöffneten Seite, in den Wunden Christi ist die Geburtsstätte der Gemeinde.

2. Wie die Perle gleichsam die Antwort der verwundeten Muschel ist, so ist die Gemeinde Jesu die Antwort des auf den Tod verwundeten Christus an die Menschheit, die ihn getötet hat. In der Geschichte der Perle spiegelt sich die Geschichte der Gemeinde Jesu ab. Wie die Entstehung der Perle die Muschel tief verwundet, so besteht die Gemeinde Jesu aus lauter solchen, die ihn tief, bis auf den Tod, verwundet haben.

3. Die Gemeinde Jesu gleicht dem Sandkörnchen in der Schale der Muschel. Das Sandkörnchen ist von sehr geringem Wert, hat weder Glanz noch Schönheit. So ist die Gemeinde von Natur. Sie besteht aus solchen, die von Natur wertlos, ja verdammte Kreaturen, tot in Sünden und Übertretungen sind. Erst durch die geheimnisvolle Einwirkung der Muschel wird das Sandkörnchen zur leuchtenden Perle, würdig die Krone einer Königin zu zieren. Erst durch die wunderbare Einwirkung des auf den Tod Verwundeten, der um unsrer Sünde willen verwundet und um unserer Missetat willen zerschlagen worden ist, entsteht die kostbare Perle, die Gemeinde Jesu Christi. Die Perle verdankt also ihre strahlende Schönheit nur der wundervollen Einwirkung der Muschel, ebenso verdankt die Gemeinde ihre jetzige und zukünftige Herrlichkeit dem Wunderwirken dessen, der sie geliebt hat bis in den Tod.

4. Die Perle kommt aus dem Meer und die Gemeinde kommt aus dem großen Völkermeer, dessen Wellen nur Kot und Unflat ausschäumen. In diesem Völkermeer weiß der Herr diejenigen zu finden, die ihm der Vater gegeben hat, denn auch dieTiefe ist ihm nicht verborgen und sein Pfad ist in großen Wassern. (Ps 77:20).

5. Die Perle hatte in den Augen der Juden nur wenig Wert und in ihren Augen sind die Heidenchristen verabscheuungswürdige Kreaturen. Aber gottlob, Gott schämt sich, ihr Gott zu heißen. Er hebt sie aus dem Schmutz und Kot der Sünde, wäscht und reinigt sie mit dem Blut seines Sohnes und drückt ihnen durch seinen Geist das Bild seines Eingeborenen auf, so dass sie alle Ewigkeiten sein werden - die eine kostbare Perle.

6. Die Perle war das hervorragendste Juwel der Fürsten in alter Zeit. Und unter den himmlischen Juwelen in diesem Zeitalter ist die Gemeinde Jesu Christi das hervorragendste und herrlichste Juwel. Vom himmlischen Jerusalem lesen wir (Offb 21:21): "Und die 12 Tore waren 12 Perlen und ein jegliches Tor war von einer Perle. Deshalb hat auch die Perle augenscheinlich einen größeren Wert als der Schatz im Acker. Die Bezeichnung "kostbar" finden wir nicht beim Schatz im Acker, dagegen bei der Perle, die "kostbare" Perle. Ja, wie die Perle augenscheinlich größeren Wert und Glanz hat als der Schatz im Acker, so gehen auch die Segnungen und Herrlichkeiten der Gemeinde weiter und höher als die Israels. Die Herrlichkeit der Gemeinde Jesu Christi, jetzt und zukünftig, das ist das große Thema des Apostels Paulus im Epheserbrief. Da bittet er für die Heidenchristen, dass sie erleuchtete Augen ihres Verständnisses bekommen, dass sie erkennen, welche da sei die Erwartung ihrer Berufung und welches sei der der Reichtum der Herrlichkeit seines Erbes in seinen Heiligen (Eph 1:18). Die Offenbarung des Reichtums der Herrlichkeit seines Erbes in seinen Heiligen und die Offenbarungen und Herrlichkeiten für die Gemeinde und durch diese an und für andere, wird voll und ganz erst in den zukünftigen Zeitaltern stattfinden, wie das der Apostel so klar bezeugt (Eph 2:7): "auf dass er erzeige in den zukünftigen Zeitaltern den überschwänglichen Reichtum seiner Gnade durch seine Güte gegen uns in Christo".

7. Die kostbare Perle, seine Gemeinde, aus dem großen Völkermeer der Sünde und Schande, aus allen Völkern und Sprachen herausgezogen, wird als ein Juwel ersten Ranges auf der Brust des Königs aller Könige strahlen und zwar in alle Ewigkeit.

Dies ist das Volk seines Eigentums, durch welches er in den zukünftigen Zeitaltern den überschwänglichen Reichtum seiner Gnade und seines Erbarmens offenbaren wird. Was überschwänglich, wird geschehen!

Nach unserer Schriftstelle kommt die kostbare Perle eher in den Besitz des himmlischen Liebhabers, als der Schatz im Acker. Ja, wenn Er kommen wird, um den Schatz im und aus dem großen Acker der Welt zu heben, dann wird Er schon im Besitz der kostbaren Perle sein, d. h. die Gemeinde wird dann schon bei ihm sein.

Das 6. Gleichnis und das 6. Sendschreiben

Dieses 6. Gleichnis der kostbaren Perle stimmt mit dem 6. Sendschreiben an Philadelphia in der Offenbarung überein. Dort sehen wir die liebliche Philadephia-Gemeinde mit der "kleinen Kraft", die aber Großes für den Herrn tat und tut und die ohne Flecken und Runzeln dasteht. Sie ist die Entrückungsgemeinde. Jene tatkräftige, inbrünstig den Herrn und Menschen liebende Philadelphia-Gemeinde, ohne Flecken und Runzeln, wird hier als "kostbare Perle" bezeichnet. Die Laodizea-Christen werden ausgespien werden, aber die Philadelphia Christen werden in alle Ewigkeiten in den Augen des Höchsten sein - die eine kostbare Perle!

"Was für ein Volk, welch eine edle Schar kommt dort gezogen schon?
Was in der Welt von Auserwählten war, trägt nun die Ehrenkron.
Die wird auch uns gespendet, aus unsres Jesus Hand,
wenn Ihm wir treu vollendet den Lauf im Tränenland." Halleluja! Amen.

Lies weiter:
VII. Das Geheimnis des Gleichnisses vom Netz