Das Gleichnis und Geheimnis vom Senfkorn

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Auszüge aus dem Buch: Licht aus Seinem Licht von Pastor A. Fünning
erschienen 1948 im Christlichen Allianzverlag, Fellbach

Inhaltsübersicht und Vorwort
II. Das Gleichnis und Geheimnis vom Unkraut unter dem Weizen

III. Das Gleichnis und Geheimnis vom Senfkorn (Mt 13:31-32)

Wir kommen nun zu den Gleichnissen, die der Herr nicht erklärt hat. Die beiden nächsten Gleichnisse, das vom Senfkorn und das vom Sauerteig gehören innerlich zusammen. Wir wollen sie einzeln behandeln und zuerst das Gleichnis vom Senfkorn betrachten. In der Auslegung dieses und der folgenden Gleichnisse müssen wir sehr vorsichtig sein, sonst gerät man auf Neben- und Irrwege, wie viele Ausleger.

Eine gefundene Schriftauslegung muss gewisse Grundsätze beachten. Hier sind zwei:

1. Die Deutung eines Gleichnisses muss immer im Einklang mit der Deutung der übrigen Gleichnisse bleiben.

2. Ein und dasselbe Bild steht immer für ein und dieselbe Wahrheit , wo immer das Bild in den Gleichnissen wiederkehrt. Der Mund der Wahrheit ist sich im Gebrauch der Bilder stets treu geblieben.Er gebraucht das gleiche Bild nicht einmal für dieses Wahrheit und ein andermal für das gerade Gegenteil. Nein, er gebraucht dasselbe Bild immer für die gleiche Wahrheit, z.B. wenn er sagt:

a) Des Menschen Sohn ist es, der da guten Samen sät. Er ist also der Sämann. Dies gilt in allen Gleichnissen, wo das Bild vom guten Sämann vorkommt.
b) Der Acker ist die Welt (nicht die Kirche). Dieses Bild gilt überall, wo es vorkommt, für die gleiche Wahrheit.
c) Der Same sind Menschen und gilt, wie oben, überall.
d) Die Vögel sind nach des Herrn Wort im 1. Gleichnis die Diener des Teufels, die den guten Samen zerstören.

Durch die göttlichen Richtlinien, die der Mund der Wahrheit in der Auslegung der ersten 2 Gleichnisse gegeben hat, gehen wir an die Auslegung dieses und der übrigen Gleichnisse schon bedeutend leichter und hoffen, gewisse Schritte zu tun.

Die herrschende Auslegung

Die herrschende Deutung fast aller Ausleger und fast aller Kirchen ist die, dass uns der Herr im Gleichnis vom Senfkorn die gewaltige Ausdehnung der christlichen Kirche zeigt. Ganz klein, wie ein Senfkorn, fing sie an, wurde aber im Lauf der Jahrhunderte zu einem großen Baum so dass die Vögel des Himmels, (das sind die Völker der Erde) in seinen Zweigen wohnen, d.h. in der Kirche Zuflucht gefunden haben. Und dieses, zum mächtigen Baum gewordene Senfkorn, resp. Kirche, wächst und wächst und wird immer gewaltiger. Seine Zweige breiten sich aus, weiter und weiter und bald wird dieser gewaltige Baum (so will man uns glauben machen), mit seinen Zweigen die ganze Erde bedecken, wie Wasser das Meer bedeckt. Diese Auslegung ist total verkehrt. Das sind die oben erwähnten Neben- und Irrwege, auf welche die Ausleger, welche die göttlichen Richtlinien nicht beachtet haben, geraten sind.

Wo denn in aller Welt steht geschrieben und wo hat der Herr verheißen, dass die Kirche resp. seine Gemeinde solch eine gewaltige gigantische Entwicklung annehmen werde und schließlich die Welt kontrollieren und beherrschen solle? Das gerade Gegenteil ist der Fall. Jesus spricht von Knechtsgestalt, Verkennung, Armut, Trübsal, Hohn, Spott und Hass wird hier der Gemeinde zuteil werden, wie z.B.: "Wäret ihr von der Welt, so hätte die Welt das ihre lieb, weil ihr aber nicht von der Welt seid, darum hasst euch die Welt" (Joh 15:19). Im hohepriesterlichen Gebet (Joh 17:14) spricht der Herr von den Seinen: "Sie sind nicht von der Welt, wie denn auch ich nicht von der Welt bin." Die gemeinde, zusammengesetzt von Gläubigen aus allen Völkern, ist nicht von der Welt, wie auch ihr Haupt nicht von der Welt ist. Wie er, so ist auch sie von oben und ist nur eine kleine Zeit in dieser Welt und wird bald zu ihrem verherrlichten Haupt, als SeinLeib und Seine Braut, nach oben erhöht werden.

Die biblische Auslegung

Das Senfkorn aber sehen wir aus der Erde empor sprossen (vergiss nicht, dass der Acker die Welt und nicht die Kirche ist) und in dieser Welt groß und mächtig werden, sodass die Vögel unter dem Himmel (das sind die Völker der Erde) kommen und unter ihren Zweigen wohnen. Solch eine Aufgabe hat der Herr seiner Gemeinde nie und nimmer zugewiesen. Ihre Aufgabe ist, von Ihm und Seiner Gnade zu zeugen, zu leiden für Ihn und ein verborgenes Leben mit Christo in Gott zu führen. Völker, oder gar die Welt zu beherrschen, ist nie und nimmer Aufgabe der kleinen Herde. Die apostolischen Briefe machen es uns zur Genüge klar, dass die Gemeinde nicht durch große Macht und Herrschaft, sondern durch viel Trübsal in das Königreich Gottes einzugehen habe. Würde der Herr (wie man uns glauben machen will) mit dem Senfkorn die Gemeinde, Seinen Leib im Auge haben, dann wäre dieses Gleichnis ein krasser Widerspruch zu dem, was der Herr und der heilige Geist an anderen Orten über der Gemeinde Ursprung, Aufgabe und Zukunft lehrt.

Wenn das Senfkorn nicht die Kirche, resp. die Gemeinde bedeutet, was bedeutet es dann? Erinnern wir uns, dass schon in der Einleitung vermerkt wurde, dass die 7 Gleichnisse des Königreichs der Himmel nicht die Kirche, resp. die Gemeinde, sondern die Christenheit darstellt. Die Gemeinde Jesu ist in der Christenheit aber nie und nimmer ist die Christenheit die Gemeinde Jesu. In den Gleichnissen vom Königreich der Himmel zeigt uns Jesus, was die Menschen in Seiner Abwesenheit, zwischen Seinem 1. und 2. Kommen, mit den edlen Gütern und Gaben, die er auf diese Erde gebracht hat, machen werden und wie der Zustand des Königreichs der Himmel in diesem Zeitalter in der Christenheit sein wird.

Hat uns der Herr im 1. Gleichnis vom vierfachen Ackerfeld die vorwiegende Fruchtlosigkeit des Königreichs der Himmel, im 2 Gleichnis vom Unkraut unter den Weichen den vom Teufel verunreinigten Zustand des Königreichs der Himmel gezeigt, so zeigt er uns in diesem Gleichnis das Wachstum und die äußere Ausdehnung des Königreichs der Himmel. In diesem Licht wird uns alles leicht verständlich.

Wer ist dieser große Baum?

Für gewöhnlich entwickelt sich aus den Senfkornstauden kein Baum. Doch soll es ab und zu vorkommen, dass einige Senfkornstauden sich zu unnatürlicher Größe, zur Baumgröße entwickeln, was dann als eine Abnormität angesehen wird. Das ist's, was der Herr hier beschreiben will, ein abnormes, unnatürliches Wachstum, eine Monstrosität. Das, was der Sohn des Menschen gesät hat, entwickelt sich im Lauf der Zeit durch Menschen in eine unnatürliche Größe, zu einem Monstrum und dieses Monstrum heißt Christenheit. Es nennt sich zwar nach Christus, aber die Masse hat weder ihn noch seinen Geist. Diese Christenheit ist das Produkt der Verbindung und Vermischung von Geist und Fleisch, von Göttlichem mit Weltlichem, wie wir in 1Mo 6:1.2.4 schon finden. Dort vermischten sich die Kinder Gottes mit den gottentfremdeten Kainiten Die Folge war ein gewalttätiges, unnatürliches Menschengeschlecht, das immer gottloser wurde und das Gericht Gottes herunter rief. Genau so wird die Christenheit immer gottloser bis sie vom Herrn ausgespien werden wird.

Die Gemeinde in Pergamon (Offb 2.)

Noch klarer wird uns diese Gleichnis, wenn wir das, diesem Gleichnis geistverwandte, entsprechende Sendschreiben an Pergamon (Offb 2.) ein wenig hineinschauen. Pergamon bildet die Kirchenperiode unter Konstantin im 4. Jahrhundert. Pergamon heißt: Hochburg. In unserem Gleichnis sehen wir den hohen Baum, dort im Sendschreiben die hohe Burg, oder Hoch- oder Hofburg im kaiserlicher Konstantinopel. Das Christentum wurde unter Kaiser Konstantin Staatsreligion. Da, mit einem Mal schoss die kleine Senfstaude in die Höhe und wurde unter der kaiserlichen Sonne und Gunst zu einem großen und mächtigen Baum. Das arme Christentum von Smyrna verschwand; die Bischöfe fingen an in Samt und Seide zu gehen. Zwar strömte von allen Seiten der Weltgeist in die Kirchen, jedoch die Gunst des Kaisers, dann die gut bezahlten Stellen und die Festlichkeiten des christgewordenen Kaisers wirkten zauberhaft. Kurz, durch die Verbindung der Kirche mit der mit der Weltmacht verlor die Kirche ihre Salz- und Leuchtkraft, wurde jedoch nach außen groß und stark und mächtig; sie wurde zu einem Monstrum, einem großen Baum, den wir Christenheit nennen, so dass die Vögel unter dem Himmel, die Nationen, kamen, um unter den Zweigen dieses Baumes zu wohnen.

Wer sind die Vögel?

Das sind nicht bekehrte Sünder, wie gelehrt wird. Die Vögel, die unter den Zweigen des zum mächtigen Baum gewordenen Senfkornes nisten, sind nach des Herrn Wort im 1. Gleichnis die Diener des Teufels, die den guten Samen vernichteten. Die Vögel in diesem Gleichnis hier sind unbekehrte Leute und Völker, die sich aus selbstsüchtigen Gründen unter den Baum der Christenheit begeben, um daselbst zu wohnen, weil in der Christenheit bessere Ordnung ist, und weil sie da bessere Geschäfte machen, aber auch besser dem Fleische nach leben, also besser sündigen können.

Dieser Baum ist noch am Wachsen. Doch endlich ist er ausgewachsen, groß und stark und mächtig steht er da. Fast hat es den Anschein, als habe dieser Baum heute schon seinen Höhepunkt erreicht. Wie einst ein Augenblick kam, da der große Baum, Nebukadnezar, umgehauen wurde, so wird auch der Augenblick kommen, da dieses Monstrum, dieser unnatürlich entwickelte, große Baum - Christenheit genannt - umgehauen werden wird. Plötzlich wird die Stimme erschallen (Offb 18:2): "Babylon die Große ist eine Behausung von Dämonen geworden und ein Behältnis aller unreinen und verhassten Vögel, Babylon ist gefallen".

Wer ist der Ölbaum?

Doch lasst uns nicht vergessen, dass noch ein anderer Baum existiert, dessen Zweige einmal die ganze Erde bedecken werden. Dieser Baum ist Israel, der gute Ölbaum mit seiner unzerstörbaren Wurzel. Zwar sind jetzt einige Zweige ausgebrochen und liegen am Boden. Doch Röm 11. versichert uns, dass Gott mächtig ist, diese ausgebrochenen Zweige wieder einzupfropfen und das wird er tun, ganz gewiss. Doch vor diesem Ölbaum mit seiner heiligen Wurzel und mit seinen köstlichen Verheißungen der Zukunft steht der aufgeblasene stolze Baum - Christenheit genannt - der sich anmaßt, Israels Erbe angetreten zu haben, um der Baum zu sein, dessen Zweige die ganze Erde bedeckte. Leider wird die Warnung Röm 11:21: "Hat Gott die natürlichen Zweige nicht verschont, dass er vielleicht dich (wilder Ölbaum) auch nicht verschone". Und Röm 11:22: "...sofern du an der Güte bleibst sonst wirst auch du abgehauen werden", nicht beachtet und so geht dieser stolze Baum, wie einst Nebukadnezar, seinem Schicksal entgegen. Was wird das für ein Fall sein, wenn zuletzt der stolze Baum, die Monstrosität - Christenheit genannt - fallen wird und zwar Baum und Wurzel. Das wird ganz gewiss kommen. Mögen wir dann nicht dabei sein. Die Christus angehören werden nicht in diese schreckliche Katastrophe hineinkommen.

Wir müssen nicht in den Ölbaum Israel, dagegen in den wahren Weinstock Jesus, durch den Glauben an Ihn, hineingepfropft werden und dann in Ihm bleibend, Frucht bringen und zwar mehr Frucht, viel Frucht, ja bleibende Frucht (Joh 15:1-16). Bist du in Christo? Und bringst du Frucht? Kommt das nicht zustande, dann werden auch wir genau wie Israel weggeworfen, abgehauen und kommen ins Feuer und müssen brennen (Joh 15:6). Das wird schrecklich sein! Übergib dich Jesus und lebe und sterbe Ihm! Amen.

Lies weiter:
IV. Das Gleichnis und Geheimnis vom Sauerteig