Das Gleichnis und Geheimnis vom Schatz im Acker

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Auszüge aus dem Buch: Licht aus Seinem Licht von Pastor A. Fünning
erschienen 1948 im Christlichen Allianzverlag, Fellbach


Inhaltsübersicht und Vorwort
IV. Das Gleichnis und Geheimnis vom Sauerteig

V. Das Gleichnis und Geheimnis vom Schatz im Acker

Wir kommen zum 2. Teil der 7 Gleichnisse und Geheimnisse vom Königreich der Himmel. Die ersten 4 Gleichnisse: vierfaches Ackerfeld - Unkraut unter dem Weizen - Senfkorn und Sauerteig waren an das Volk gerichtet und schildern die äußere Erscheinungsform des Königreiches der Himmel. Die letzten 3 Gleichnisse: Schatz - Perle und Netz dagegen spricht der Herr nicht zu dem Volk, sondern zu den Jüngern im stillen Wohnhaus, nachdem der Herr das Volk entlassen hatte. In diesen letzten 3 Gleichnissen offenbart der Herr den Jüngern und uns die tieferen Geheimnisse des Königreichs der Himmel, wie sie sich unter der äußeren Erscheinungsform verbergen. Diese letzten 3 sind köstlicher und tiefer als die ersten 4 Gleichnisse und können nur mit den Augen des Glaubens gesehen werden.

Im stillen Wohnhaus (Mt 13:36) hatte der Herr, auf die Bitte der Jünger hin, das Gleichnis vom Unkraut unter dem Weizen gedeutet (Mt 13:27-43). Dann fährt er fort und gibt ihnen noch 3 Gleichnisse: Schatz - Perle und Netz.

Die Bedeutung der Bilder

1. Der Mensch

Wir haben fünf Bilder in unserem Gleichnis. 1. das des Menschen, 2. des Ackers, 3. des Kaufes, 4. der Kaufpreises und 5. das des Schatzes. Mensch und Acker hat der Herr in den allerersten 2 Gleichnissen vom Sämann und Unkraut unter dem Weizen selbst erklärt. Dort fanden wir, dass der Sämann im 1. Gleichnis und der Mensch, der guten Samen auf seinen Acker säte im 2. Gleichnis, ferner der Mensch, der das Senfkorn auf seinen Acker pflanzte, im 3. Gleichnis, nach Jesu Wort, des Menschen Sohn, er selber ist (Mt 13:37). Infolge dessen ist auch in diesem Gleichnis vom Schatz im Acker der Mensch, der den verborgenen Schatz im Acker fand und ihn dann wieder verbarg, Jesus, der Herr selber..

2. Der Acker

Auch die Bedeutung des Ackers hat uns der Herr im 2. Gleichnis gegeben. Er ist nach des Herrn Aussage die Welt (Kosmos) (Mt 13:38). Also, der Acker ist nicht, wie gelehrt wird, die Kirche oder die Schrift, sondern die Welt, d.h. das ganze Universum, in welchem der Schatz verborgen liegt. Damit haben wir schon die Bedeutung von 2 Bildern gefunden. Zu den beiden bereits gefundenen Bildern:

3. Der Kauf

Zu Mensch und Acker kommen in unserem Gleichnis noch 3 neue Bilder hinzu, nämlich das des Kaufes, 2. des Kaufpreises, 3. des Schatzes. Wir haben also gesehen, dass der Mensch, der in den Besitz des Ackers (die ganze Welt) mit dem verborgenen Schatz gelangen will, der Heiland selber ist.

4. Der Kaufpreis

Was ist denn der Kaufpreis? Es steht geschrieben (Phil 2:6-8): "welcher, obwohl er in göttlicher Gestalt war, hielt er es nicht für einen Raub, Gott gleich zu sein, sondern entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an, ward gleich wie ein anderer Mensch und an Gebärden als ein Mensch erfunden. Er erniedrigte sich selbst und war gehorsam bis zum Tode, ja bis zum Tod am Kreuz". Er, der reich war, verließ seinen Reichtum und seine Herrlichkeit und ward arm um unseretwillen, auf dass wir durch seine Armut reich würden. Als er am Kreuz hing und ausrief: "Es ist vollbracht!", da brachte er den großen Kaufpreis, von dem Paulus sagt, dass wir teuer erkauft sind. Als sein Blut vom Kreuzespfahl auf die Erde triefte, da hat er nicht nur die Menschen, sondern auch die Erde erlöst, sie ist nun mit vollem Recht sein. Mit seinem Blut hat er den Acker gekauft, um ihn zum Schauplatz seines Königreichs zu weihen. Denn auf dieser Erde soll noch einmal das Königreich Jesu Christi, die gerechte und segenspendende Regierung Jesu, des großen Davidsohnes tatsächlich aufgerichtet werden. Das ist das große herrliche Ziel, dem die Geschichte der Menschheit entgegengeht. "Und Er wird regieren in die Ewigkeiten der Ewigkeiten" (Offb 11:15).

Diese Königs-Regierung Christi auf Erden muss einen örtlichen Mittelpunkt haben. Dieser Mittelpunkt ist nach der ganzen heiligen Schrift Israels Hauptstadt, Jerusalem, wie geschrieben steht: "Von Zion wird die Lehre ausgehen und Jehovas Wort von Jerusalem" (Jes 2:3) und (Jer 3:17). "Man wird Jerusalem heißen des Herrn Thron".

5. Der Schatz

Nach dieser Ausführung wird uns sofort klar, wer dieser Schatz ist. Dieser Schatz ist Israel. Vor vielen Jahrhunderten hat Gott, der Herr, von Israel gesagt: (2Mo 19:5) "Werdet ihr nun meiner Stimme gehorchen und meinen Bund halten, so sollt ihr mein (genau:) besonderer Schatz sein vor allen Völkern, denn die ganze Erde ist mein". Und durch den Psalmisten erklärt der Herr bestimmt: "Der Herr hat sich Jakob erwählet und Israel zu seinem besonderen Schatz" (Ps 135:4). Ja, Israel ist der Schatz im Acker der Welt. Und Jesus kaufte den ganzen Acker, die ganze Welt und mit und in demselben eingeschlossen, den Schatz im Acker, das Volk Israel, das sein "besonderer Schatz" ist. Er kaufte den ganzen Acker, die ganze Welt, nicht mit Gold oder Silber (Joh 11:51), sondern mit dem teuren Blut Christi. Er sollte sterben für das Volk Israel (Joh 11:51), aber nicht nur für Israel allein, sondern auch für die ganze Welt. Denn also hat Gott die Welt geliebt ... Er versöhnte die Welt mit sich selber. Wir haben gesehen, auf Golgatha bringt der den großen Kaufpreis dar, dort kaufte er den Acker, die ganze Welt, mit Israel, seinem besonderen Schatz. "Er ging hin vor Freuden über denselben und verkaufte alles, was er hatte und kaufte den Acker" (Mt 13:44).

Doch lesen wir nirgends, dass er damals, als er den Schatz fand und dafür den großen Kaufpreis darbrachte, auch wirklich in den Besitz des Schatzes gelangte. Das gerade Gegenteil ist der Fall. Unser Gleichnis belehrt uns, dass der Mensch (wir haben gesehen, dass es der Heiland selbst isst), als er den Schatz gefunden, ihn aufs neue in dem Acker verbarg (Mt 13:44b). Welch getreues Bild vom Verhältnis Jesu zu seinem Volk in diesem Zeitalter. Israel, das seinen König verworfen, ist während der ganzen Dauer des Königreichs der Himmel vom großen Schauplatz der Welt abgetreten, verborgen im großen Acker der Welt. Doch nicht vernichtet ist Israel, sondern gewissermaßen bloß weggepackt, verborgen, bis auf eine spätere Zeit.

Doch der Herr, der einst den Acker mit dem Schatz gekauft hat, wird wiederkommen und wieder persönlich und leibhaftig den großen Acker der Welt betreten, um ihn für sich in Anspruch zu nehmen als Schauplatz seines Königreichs, das sich dann über die ganze Erde erstrecken wird. Dann wird er auch den Schatz im und aus dem Acker heben. Ja, während der ganzen Abwesenheit des Herrn von der Erde, zwischen seinem 1. und 2. Kommen liegt Israel wie begraben unter den Völkern der Erde, wie ein Schatz im Acker. Aber wenn Israels rechtmäßiger König wiederkehrt, dann wird er diesen Schatz heben zur unaussprechlichen Freude Israels und zum Segen der ganzen Völkerwelt. Ganz gewiss, denn "Gottes Gaben und Berufung mögen ihn nicht gereuen".

Euch ist gegeben, zu verstehen

Zu Beginn dieser Gleichnisreden vom Königreich der Himmel hatte der Herr zu seinen Jüngern gesagt (Mt 13:11): "Euch ist gegeben, die Geheimnisse des Königreiches der Himmel zu verstehen". Unser Gleichnis ist das erste der 3 besonderen Geheimnisse des Königreichs der Himmel, welche er nur seinen Jüngern mitteilte (Mt 13:36), es ist das Geheimnis Israels. Es stimmt genau mit dem überein, was Paulus von diesem Geheimnis aussagt (Röm 11:25.26): "Ich will euch nicht verhalten, liebe Brüder, dies Geheimnis, auf dass ihr nicht stolz seid. Blindheit ist Israel zum Teil widerfahren, so lange, bis die Fülle der Heiden eingegangen ist und wird also das ganze Israel errettet werden, wie geschrieben steht (Jes 59:20): "Aus Zion wird der Erlöser kommen, der da abwenden wird das gottlose Wesen von Jakob".

Irrtum der Christenheit

Leider hat die Christenheit mit vielen ihren Lehrern, oft sogar die größten, dies Geheimnis vollständig ignoriert, ja viele erklären sogar in Unwissenheit, dass das Gottesvolk Israel, für immer verstoßen sei und Israel nicht mehr zu erwarten habe. Sie sagen: "Die Kirche ist das geistliche Israel, sie hat Israels Erbe angetreten, demzufolge auch alle Weissagungen, die Israel gegeben, nun der Kirche gehören." Dieser Raub ist der Kirche teuer zu stehen gekommen und hat derselben keinen Segen, dagegen viel Unsegen und Verwirrung gebracht.

Die Christenheit übersieht, ja vergisst, dass Israel immer noch Gottes Schatz im Acker der Völkerwelt ist; vergisst ferner, dass dieser Schatz nicht weggeworfen, sondern bloß weggepackt ist bis auf weiteres. Endlich vergisst sie, dass der Edle, der in ein fremdes Land zog, um sich die Königswürde zu holen, des Menschen Sohn ist, der wiederkommen wird, um den großen Acker der Welt in Besitz zu nehmen, und den Schatz der darin verborgen ist, zu heben.

Christenheit und Israel

Wir müssen uns vom Herrn die rechte Augensalbe schenken lassen, auf dass wir durch Seinen Geist seine Geheimnisse erkennen, zur Verherrlichung des Herrn und zu unserem und anderer Segen.

Lasst uns auch dem Herrn viel tausendmal danken, dass der Gott Israel, in Christo Jesu, auch unser Gott ist, der sich mit seiner Gemeinde ein noch viel herrlicheres Ziel gesteckt hat, als mit Israel. Doch davon, so Gott will, im nächsten Gleichnis.

Lasst uns viel lieber, statt Israel lieblos zu behandeln, ihm Unrecht zu tun, es zu vergewaltigen und zu berauben, ihm das Evangelium von Christus bringen, auf dass etliche von ihnen zu ihrem und unserem Messias kommen. Darauf liegt ein großer Segen, wie geschrieben steht: (Ps 122:6): "Es müsse wohl gehen, denen, die dich lieben!" Ein wundervolles Muss!

Da wir Israel so viel zu verdanken haben, denn aus Israel ist der Heiland nach dem Fleisch gekommen, ferner hat Gott durch gottgeweihte Juden uns das teure Wort aus Gottes Mund, das uns lauter Segen trägt, gegeben, deshalb sollten alle Christen, besonders die Kinder Gottes, Israel von Herzen lieben und mit ihren Gaben udn mit ihrem Geld das Werk der Mission an Israel kräftig unterstützen. Alle Kinder Gottes, die das tun, erfahren auch den vom Herrn versprochenen Segen (1Mo 12:3): "Ich will segnen, die dich segnen". Willst du nicht dieses Segens teilhaftig werden? Wenn ja, dann fange heute an, Israel zu lieben und an Israel mit deinen Gaben und Kräften und mit deinem Geld zu arbeiten.

Von dem jetzigen traurigen, aber künftig herrlichen Zustand Israels singt der Gottesmann:

"Ach, noch ist die Zeit der Dürre, schwerer Fluch bedeckt das Land,
Israel geht in der Irre, seine Kraft ist aufgebrannt.
Wo der Blick auch sehnend schweift, spärlich kaum ein Früchtlein reift.
Dennoch wird das Wort des Treuen herrlich in Erfüllung gehen.
Jauchzend werden dann sich freuen, die jetzt still mit Tränen sä'n.
Wenn der Segensstrom des Herrn, alles füllet nah und fern." Amen.

Lies weiter:
VI. Das Gleichnis und Geheimnis von der Perle