Das Gleichnis und Geheimnis vom Sauerteig

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Auszüge aus dem Buch: Licht aus Seinem Licht von Pastor A. Fünning
erschienen 1948 im Christlichen Allianzverlag, Fellbach


Inhaltsübersicht und Vorwort
III. Das Gleichnis und Geheimnis vom Senfkorn

IV. Das Gleichnis und Geheimnis vom Sauerteig

Ein anderes Gleichnis redet er zu ihnen: "Das Königreich der Himmel ist einem Sauerteig gleich, den ein Weib nahm und vermengte ihn unter drei Scheffel Mehl, bis dass es ganz durchsäuert war". (Mt 13:33)

Die herkömmliche Auslegung

In fast der ganzen Christenheit wird gelehrt, dass das Weib die Kirche, resp. die Gemeinde, der Sauerteig dagegen das Evangelium ist. Das Weib nimmt den Sauerteig des Evangeliums, tut denselben in 3 Scheffel Mehl, d.h. in die ganze Menschheit, woselbst es in verborgener Weise die ganze Menschheit durchdringt, bis schließlich die gesamte Menschheit, infolge des Sauerteigs des Evangeliums, Jesus zu Füßen gelegt wird. - Es ist unglaublich, was für verkehrt Lehren mitten in der Christenheit von vielen Kanzeln verkündigt und von Predigern gelehrt werden und das immer noch, nach fast 2000 jähriger Evangeliums-Verkündigung.

Wir wollen sehen, ob obige Auslegung mit der Schrift übereinstimmt. Die Gleichnisse des Königreichs der Himmel lehren nicht, dass der Einfluss des Evangeliums schließlich ein vollständig siegreicher sein wird, so dass am Ende die ganze Welt bekehrt sein wird. Das genaue Gegenteil lehren sie. Eine Mischung von Gut und Böse finden wir von Anfang an bis zum Schluss. Das Aussäen des Samens im 1. Gleichnis hat keine universale Ernte des Guten zur Folge, nein, sondern 3/4 des Samens und aller Arbeit ist verloren. Im 2. Gleichnis haben wir gesehen, dass Weizen und Unkraut zusammen wachsen bis zur Ernte.. Das schließt schon hier den Gedanken einer Weltbekehrung voll und ganz aus. Im 3. Gleichnis vom Senfkorn sehen wir, wie die Pflanze zu einer unnatürlichen Größe, zu einem Monstrum, das sich Christenheit nennt, wächst. Dieses Monstrum ist durch die Vermischung von Gut und Böse so geworden, wie wir im Gleichnis gesehen haben. Wenn nur der Herr im 4. Gleichnis unter Sauerteig etwas besonders Gutes, das die ganze Menschheit zu Christus bringen würde, verstünde, dann hätte er genau das Gegenteil von dem gelehrt, was er in den 3 ersten Gleichnissen meinte.

Was versteht die Schrift unter Sauerteig?

Wir dürfen nie vergessen, dass unser Herr, der Lehrer von Gott gekommen, wie Nikodemus ihn nannte, hier zu den Juden spricht. Diese jüdischen Zuhörer verstanden sofort, was Jesus unter Sauerteig meinte. Sauerteig bedeutete bei den Juden den Juden immer etwas Böses. Sauerteig war ausgeschlossen von jedem Brandopfer. Gewissenhaft durchsuchte der Jude bei Herannahen des Festes sein Haus nach etwaigem Sauerteig.

Auch im Neuen Testament hat der Sauerteig die gleiche Bedeutung. Neben dieser Stelle gebraucht der Herr noch dreimal das Wort Sauerteig. Er spricht von dem Sauerteig der Pharisäer (Mt 16:12; Mk 8:15) und meint dort ihr Kamele-Verschlucken und Mücken-Seihen, kurz, ihre Heuchelei. Dann spricht er von dem Sauerteig der Saduzäer und meint dort mit Sauerteig ihren Unglauben, dass sie Auferstehung, Geister, Engel und vieles anderer der Schrift leugneten. Und endlich spricht er vom Sauerteig des Herodes (Mk 8:15) und meint damit die Vergnügungssucht, Weltliebe und Aufgehen im Irdischen nach der Melodie: "Lasset uns essen und trinken, denn morgen sind wir tot." Hat der Heiland in all diesen Stellen unter Sauerteig etwas Gutes, ja sogar etwas sehr Gutes gemeint? Nein, sondern etwas sehr Schlechtes und Abschreckendes.

Auch der heilige Geist gebraucht das Wort Sauerteig nur in der gleich bösen Bedeutung. In 1Kor 5:6 schreibt Paulus: "Euer Ruhm ist nicht fein, wisset ihr nicht, dass ein wenig Sauerteig den ganzen Teig durchsäuert? Feget den alten Sauerteig aus..." Ist auch hier mit Sauerteig etwas Gutes gemeint? Nein, Hurerei, Unzucht, in der korinthischen Gemeinde eingerissen, ist hier der Sauerteig. In Gal 5:9 schreibt Paulus: "Ein wenig Sauerteig durchsäuert den ganzen Teig". Hier meint er mit Sauerteig das sich wieder untrer das knechtische Joch des Gesetzes zwingen lassen.

Wir sehen also, dass überall, wo die Schrift bildlich von Sauerteig redet, sie immer etwas Böses bezeichnet. Einem jüdischem Zuhörer wäre es im Traum nicht eingefallen, unter Sauerteig etwas Gutes, ja, sogar etwas sehr Gutes zu verstehen, wie uns viele Ausleger glauben machen wollen.

Was ist mit den 3 Maß Mehl gemeint?

Die herkömmliche Auslegung sagt, die 3 Maß Mehl bedeuten die ganze verderbte Menschheit, die nun vom Sauerteig des Evangeliums zum Besseren beeinflusst werden soll. Doch auch diese Auslegung ist verkehrt und nicht biblisch, wie auch die vom Sauerteig. Wir dürfen nur fragen: Wo kommt das Mehl her? Kommt es vom Unkraut oder vom prächtigen Weizen? Jedes kleine Kind kann uns das sagen, dass das Mehl nicht vom Unkraut, sondern vom herrlichen Weizen herkommt. Das feine, weiße Semmelmehl wurde verwendet in den Speiseopfern zum süßen Geruch dem Herrn. (3Mo 2:1-3 und 2Mo 6:8-10). Dies feine weiße Semmelmehl, das im Opfer Gott zum süßen Geruch dargebracht wurde, soll die verderbte, korrupte Menschheit darstellen? Was für eine verkehrte Schriftauslegung! Doch es kommt noch schlimmer. Nach des Herrn Wort ist der Weizen der gute Samen und dieser gute Samen sind die Kinder des Königreichs (Mt 13:38), also die Kinder des Lichts, welche dereinst in des Vaters Königreich leuchten werden wie die Sonne (Mt 13:43). Und nun sollen die Kinder des Königreichs, die einst wie die Sonne leuchten werden in des Vaters Königreich, die korrupte und verderbte Menschheit darstellen? Das ist ein klassisches Beispiel von Schriftverdunklung statt der Schrifterklärung.

Die Zahl 3 weist sicherlich auf Christus hin in seiner dreifachen Aufgabe, Christus das edle Weizenkorn und das Brot des Lebens. Drei Maß finden wir vorbildlich schon im Alten Testament, z.B. als Abraham den Herrn bewirten sollte, da sprach er zu Sarah: Eile, nimm 3 Maß Semmelmehl, knete und backe Kuchen. Er aber lief zu den Rindern und holte ein zartes, gutes Kalb und gab's dem Knecht, der eilte und bereitete es zu (1Mo 18:6.7). Das weiße Semmelmehl und das zarte Kalb weisen beide typisch auf Christus hin, auf seine Person und auf sein Werk. Er ist rein, heilig, unschuldige, unbefleckt, von den Sündern abgesondert, wie auch sein Wort. Die 3 Maß feines, weißes Mehl zeigen also nicht die verderbte Menschheit, sondern das gerade Gegenteil: Christus, seine Person, sein Werk, sein Wort und dann im weiteren Sinn auch die von ihm abstammen, die Heiligen, Geliebten und Auserwählten.

Der Prozess des Durchsäuerns steht im Widerspruch, wenn der Sauerteig das Evangelium wäre. Wir wissen, wie der Sauerteig still, geheimnisvoll den ganzen Teig durchsäuert. Ist das der Fall mit dem Evangelium? Paulus sagt, es sei eine Kraft Gottes, die da errettet alle, die an Jesus glauben. Denn, "wie viele ihn aufnahmen, denen gab er Macht, Kinder Gottes zu werden, die an Seinen Namen glauben" (Joh 1:12). Wenn der Sauerteig das Evangelium wäre, dann wäre dieser Sauerteig der größte Fehlschlag in der Geschichte.Denn heute, nach fast 2000 Jahren ist keine einzige Nation, keine einzige Stadt, ja nicht einmal das kleinste Dörfchen in der weiten Christenheit mit diesem Sauerteig durchsäuert und zu Christus gebracht., geschweige, dass es die Welt durchdrungen und zu Christus gebracht hätte. In diesem Fall wäre die Prophezeiung des Herrn ein großer Irrtum.

Der wahre Sinn des Gleichnisses

Sauerteig bedeutet Irrtum, Lüge, Böses, Verdorbenheit, das feine weiße Mehl dagegen bedeutet Wahrheit: Christus, seine Person, sein Werk, sein Wort und die Seinen. der Sauerteig verdirbt das feine, weiße Mehl, verwandelt das, was gut und rein ist, ins Gegeneteil und zwar auf eine verborgenen, geheimnisvolle Art und Weise, wie die Pest, die im Finstern schleicht (Ps 91:6) und wie der Feind, der nachts im Dunkeln, als die Leute schiefen, den Giftweizen unter den guten Weizen säte (Mt 13:25), bis die ganze Masse, d. i. die ganze Christenheit von diesem bösen Sauerteig durchdrungen und verderbt ist. Der Herr lehrt in diesem Gleichnis, wie die bösen Lehren das feine, weiße Mehl der herrlichen Lehren Christi verunreinigten, wie das Böse die ganze Christenheit verderben wird.

Dies Gleichnis vom Sauerteig folgt dem vom Senfkorn. Dort sahen wir die äußere Ausdehnung, hier die innere Verunreinigung. Auf Pergamon (Hochburg), wo die bekennende Christenheit unter Konstantin zu Glanz und Ansehen gelangte, folgt Tyatira mit dem Weib Isebel (Offb 2:12-29). Jenes Weib Isebel gab vor, sie sei eine Prophetin, infolge dessen lehrte und verführte sie die Knechte Gottes, Hurerei zu treiben und Götzenopfer zu essen (Offb 2:20). Jenes Weib im 4. Sendschreiben entspricht dem Weib im 4. Gleichnis. Beide üben einen Verderben bringenden, bösen Einfluss aus. Sicherlich weist das Weib Isebel auf Rom hin. Das liegt schon in dem Namen jenes Sendschreibens Tyatira - die Opfernde -. Auch das Weib im 4. Gleichnis weist auf jene Kirche hin, aber nicht allein auf die katholische, sonder überhaupt auf alle abgefallenen Kirchen in der Christenheit und auf ihre verderblichen Lehren.

Dieses Weib hat mit dem Sauerteig der verderblichen Lehren das feine, weiße Mehl der Lehren Christi verunreinigt und verderbt, wie das heute mitten in der Christenheit und mitten in vielen Kirchen der Fall ist. Doch noch ist nicht alles durchdrungen, denn noch ist "das Aufhaltende", die Gemeinde Jesu Christi, da. Aber sobald sie entrückt ist, wird der vollständige Gärungsprozess schnell zu Ende kommen. Dann sind die abgefallenen Kirchen (die Mutter der Hurer mit den Hurern (Offb 17:5) zum Aas geworden, auf welches sich dann die Adler des Gerichts niederstürzen. (Offb 6.-19.). Das Feuer vom Himmel wird dem verderblichen Gärungsprozess und allem Durchsäuerten ein Ende machen.

Diese Auslegung des Gleichnisses ist die einzig richtige. Sie stimmt vollkommen, nicht nur mit den Lehren des Herrn in den 3 vorhergehenden Gleichnissen, sondern auch mit dem letzten Gleichnis und mit dem Schriftganzen überein.

Wir haben in den bisherigen 4 Gleichnissen und Geheimnissen gesehen, wie während der Abwesenheit des Königs und während der Verwerfung Israels in diesem Zeitalter das Böse in der Christenheit wächst, größer und größer wird. Konstantinopel - Rom - Babylon, die Mutter der Hurer und aller Gräuel auf Erden mit ihren Töchtern (Offb 17:5), sind uns in diesen Geheimnissen vom Herrn, dem Offenbarer göttlicher Geheimnisse, klar geoffenbart worden.

Lasst uns auf das prophetische Wort de Herrn genau achten. Es ist in der Tat ein hellscheinendes Licht im Dunkel der Letztzeit, damit wir vor den verderbenbringenden Lehren der Letztzeit nicht nur selbst bewahrt bleiben, sondern auch anderen ein Wegweiser,sein können zum festen, lichtvollen Wandel durch Nacht zum Licht, zur Verherrlichung des Herrn. Das walte Gott! Amen.


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V. Das Gleichnis und Geheimnis vom Schatz im Acker