Das Geheimnis des Gleichnisses vom Netz

Aus Bibelwissen
Wechseln zu: Navigation, Suche

Auszüge aus dem Buch: Licht aus Seinem Licht von Pastor A. Fünning
erschienen 1948 im Christlichen Allianzverlag, Fellbach

Inhaltsübersicht und Vorwort
VI. Das Gleichnis und Geheimnis von der Perle

VII. Das Geheimnis des Gleichnisses vom Netz

"Abermals ist das Königreich der Himmel gleich einem Netz, das ins Meer geworfen ist, womit man allerlei Gattung fängt. Wenn es aber voll ist, so ziehen sie es heraus ans Ufer, sitzen und lesen die guten in ein Gefäß zusammen aber die faulen werfen sie weg. Also wird e auch am Ende des Zeitalters gehen; die Engel werden ausgehen und die Bösen von den Gerechten scheiden und werden sie in den Feuerofen werfen; da wird Heulen und Zähneklappern sein". (Mt 13:47-50)

Mit diesem Gleichnis schließt der Heiland die Belehrung über den geheimnisvollen Entwicklungsgang des Königreichs der Himmel in diesem Zeitalter, wie er in den 6 vorhergehenden Gleichnissen und in diesem letzten beschrieben worden ist. Im letzten Gleichnis zeigt der Herr uns nun das Ende dieses Zeitalters. -

Bemerkungen zu diesem Gleichnis

Mit der in unserem Gleichnis geschilderten Art des Fischfangs waren und sind die Bewohner der Meeresküste sehr wohl vertraut. das fahren die Fischer hinaus aufs Meer und werfen ein großes Netz aus, das sie nach einigen Stunden wieder einziehen und wieder zurück ans Ufer fahren. Dort beginnt dann die Auslese.. Die Guten werden in ein Gefäß gesammelt, die Schlechten aber weggeworfen.

Dieses Hauptbild vom Netz zerlegt sich in mehrere Einzelbilder, z.B.

1. Zuerst sehen wir, wie die Fischer aufs Meer hinausfahren, ihr Netz auswerfen und in die Tiefe versenken.

2. Sehen wir, wie in den Stunden, in denen das Netz im Wasser liegt und die Meereswogen vor- und rückwärts durch die Maschen und über dem Netz hin- und herwogen, allerlei Fische gefangen werden.

3. Wir sehen, wie das Netz von geschickten Händen mit reichlicher Beute ans Ufer gezogen wird. Diese lebensvollen Bilder sind alle in unserem Gleichnis enthalten. Aber merkwürdig - und das ist bedeutungsvoll - sagt der Herr in seiner Auslegung (Mt 13:49.50) über all diese Einzelzüge nichts. Er sagt uns z.B. auch nicht, was das Netz ist. Er geht in seiner Auslegung gleich über zu dem Resultat der hier geschehenen Arbeit und was damit geschieht- "also" fährt der Meister fort.

Bedeutung dieses Gleichnisses

Im Licht der Auslegung und Deutung unseres Gleichnisses vom Herrn erfahren wir sofort den einen großen Gedanken, den Hauptgedanken unseres Gleichnisses, auf dem der ganze Nachdruck liegt. Das Hauptbild ist hier das eines großen Netzes, das ins Meer (hier Völkermeer, wie eingangs im 1. Gleichnis gesagt worden ist) geworfen wird. Dieses Bild hier ist nicht Hesekiels Bild der Fischersleute, die da am Wasser stehen zwischen Engedi und Engelaim (Hes 47:10), auch nicht das Bild der Arbeit, welche die Apostel zu tun hatten, als der Herr zu ihnen sprach: "Ich will euch zu Menschenfischern machen (Mt 4:19). Nein, dieser Fischzug hat mit jenen nichts zu tun, denn dies Netz hier ist nicht das Evangeliumsnetz, sondern das Gerichtsnetz.

In diesem Gleichnis will und der Herr wichtige Aufschlüsse über das Ende des gegenwärtigen Zeitalters geben. Er will uns zeigen, wie und auf welche Art und Weise unser gegenwärtiges Zeitalter abschließen wird. Mit diesem einen großen Hauptgedanken des Heilandes wollen wir uns im Folgenden befassen, alles andere aber, die untergeordneten Einzelzüge weglassen, dann laufen wir auch keine Gefahr sie etwa unrichtig zu deuten.

Unser Gleichnis schildert also hier nicht die Wiederkunft Christi, obwohl die hier geschilderten Begebenheiten in jene Zeit fallen, auch nicht die Heimholung der Brautgemeinde, die als "kostbare Perle" schon beim Herrn sein wird, sondern den einen sehr ernsten Moment der Scheidung der Guten von den Bösen am Ende unseres Zeitalters. Dieses Ende beginnt, sobald die Gemeinde, die "kostbare Perle", heimgeholt worden ist. Dieses Ende fällt in die Zeit der 70. Jahrwoche Daniels in der großen Trübsal. Da wird das Gerichtsnetz aus dem Völkermeer eingezogen und der Inhalt voneinander getrennt. All dieses zeigt uns, dass dieses Gleichnis nicht auf die gegenwärtige Evangeliumszeit, noch auf die Kirche sich bezieht, sondern auf die Zeit, wenn das Königreich Jesu im Begriff ist, aufgerichtet zu werden.

Die Scheidung der Guten von den Bösen werden, nach Jesu Mund, Engel vollziehen (Mt 13:49). Ja, die Engel, die in diesem Zeitalter dienstbare Geister sind, ausgesandt um derer willen, die ererben sollen die Seligkeit, die von Anfang an in der Menschheitsgeschichte tätig waren (im Paradies - Sodom - Abraham - Jakob - Mose - Josua usw.) werden am Ende dieses Zeitalters die große Reinigungs- und Säuberungsarbeit besorgen (Mt 13:49.50). Da der Herr hier den Abschluss der Christenheit zeigt und das hier geschilderte Gericht das besonders über christliche Völker und Einzelne ergeht, so ist dies Gerichtsgleichnis für uns Christen furchtbar ernst. Denn Leute, die sich Christen nennen, werden hier als "faule", d.h. als schlechte Fische resp. Menschen (Mt 13:48) und "Böse" (Mt 13:49) bezeichnet. Im 1. Gleichnis fanden wir auf den ersten 3 Äckern schlechten Samen, im 2. Gleichnis Unkraut bzw. Kinder des Bösen (Mt 13:38) und hier im letzten Gleichnis "faule" Fische bzw. Menschen.

Es waren faule Fische, bzw. schlechte Menschen, weil sie bei all dem Licht, das der Herr ihnen scheinen ließ, doch nie so recht auf seine Stimme hörten und ihm nicht gehorchten. Sagte doch eines Tages ein sonst "gut stehendes" Kirchenglied zu mir! "Und wenn das 10 mal in der Bibel steht, so tue ich es doch nicht!". Da haben wir es. Das ist das Charakteristische der meisten Kirchenleute, nicht nur der Namenschristen, sondern auch der meisten Gläubigen, dass sie aus der Bibel nur das herausnehmen, was ihrem Fleisch gefällt, alles andere, und wenn das 10 mal in der Bibel steht und 100 mal gepredigt wird, tun sie doch nicht. Dann wundert man sich, warum ihr Christentum solch ein verkrüppeltes ist. Ja, wenn man Gottes Wort hört und immer wieder hört, aber nicht danach tut, dann geht man dem Gericht entgegen, wie einst Israel. Das natürliche, ungehorsame und halsstarrige Herz bleibt unerneuert und ist dem wahren Leben und Gott feind. Sie waren Böse und blieben Böse trotz aller kirchlichen Zeremonien. Sie glichen innerlich den faulen, schlechten Fischen und bleiben solche bis an ihr Ende. Wie nun bei der Auslese die guten Fische in ein Gefäß gebracht, die schlechten aber weggeworfen wurden, so sagt der Mund der Wahrheit (Mt 13:49) werden Engel an jenem Tage die Bösen von den Guten scheiden und werden sie in den Feuerofen werfen. Da wird sein Heulen und Zähneklappern. (Mt 13:50 vergl. auch Mt 13:41.42) Das ist der schreckliche Abschluss der Christenheit ohne Christus, von Christen, die doch kein christliches Leben hatten, der traurige Abschluss einer Christenheit, der Christi Geist und Leben fremd war.

7. Gleichnis und 7. Sendschreiben

Dieses Gleichnis deckt sich mit dem letzten Sendschreiben (Offb 3:14-22). Dieselbe ernste Wahrheit, die wir im Gleichnis vom Netz fanden, finden wir auch im letzten Sendschreiben an Laodizea. "Ich werde dich ausspeien aus meinem Munde", sagt der, der unter den goldenen Leuchtern wandelt. In Offb 3:16 werden die Bösen und Faulen noch klarer charakterisiert: "Weil du aber lau bist und weder kalt noch warm..." Man hinkt auf beiden Seiten, hat wie die Samariter eine Mischmasch-Religion, in welcher man dem Herrn, aber auch den mancherlei Götzen: Augenlust, Fleischeslust und hoffärtiges Wesen, also dem Teufel dient.

Sie befinden sich obendrein noch in einer fürchterlichen Verblendung und Selbstgerechtigkeit (Offb 3:17-19). Wer nun des Herrn Rat und Zucht nicht annimmt, der wird schließlich vom Herrn ausgespien, oder, wie unser Gleichnis sagt, als fauler Fisch weggeworfen in den Feuerofen, wo Heulen und Zähneklappern sein wird.

Was die 7 Gleichnisse zeigen

Sie zeigen uns nicht:

1. alle Wahrheit über das Königreich der Himmel. Sie sagen auch nichts
2. über das Zeitalter vor dem 1. Kommen des Herrn. Sie sagen auch nichts
3. über das Zeitalter nach dem 2. Kommen des Herrn. Sie sagen endlich
4. auch nichts über das Königreich Gottes.

Dagegen zeigen sie uns (wie schon in der Einleitung betont) die Entwicklung, den Verlauf und die äußere Gestalt des Königreichs der Himmel in diesem Zeitalter, während der Abwesenheit Jesu, zwischen seinem 1. und 2. Kommen. Sie zeigen uns, was Menschen in der Zeit, da der König sich zurückgezogen hat, mit dem Königreich der Himmel gemacht haben. Mit anderen Worten: sie zeigen uns die Christenheit, eine Mischung von Gut und Böse, in welcher das Böse vorherrschend ist, ja fortschreitend zunimmt; in der aber dennoch Gottes Schatz verborgen, weggepackt liegt und aus der als Resultate seines ausgestreuten guten Samens während der Abwesenheit des Königs die eine "kostbare Perle" gewonnen wird. Der Abschluss des Königreichs der Himmel, welches auch zugleich der Abschluss dieses Zeitalters sein wird, findet - wie das letzte Gleichnis vom Netz uns gezeigt hat - im Gericht statt.

Die Verantwortung der Gläubigen

Dann zeigt der Herr die Verantwortung derer, die Ihm gehören und die Gleichnisse verstanden haben (Mt 13:51.52): "Habt ihr das alles verstanden?" Das war eine wichtige Frage, die der Herr an seine Jünger stellte, nachdem sie die Belehrung der Gleichnisse über das Königreich der Himmel aus Jesu Mund gehört hatten. "Habt ihr das alles verstanden?" Der Nachdruck liegt auf dem Wort "verstanden". Sie hatten alle 7 Gleichnisse gehört und auf die Frage des Meisters Erklärung der beiden ersten Gleichnisse (Mt 13:19-23) erhalten. Dann hatten sie im stillen Wohnhaus (Mt 13:36) die 3 letzten, tieferen Gleichnisse, die er nur seinen Jüngern mitteilte, gehört. Sie hatten auch des Meisters Erklärung vom letzten Gleichnis erhalten. Nun kommt die wichtige Frage: Habt ihr das alles verstanden?. Er hatte ihnen eine Erscheinungsform nach der anderen in der vorwärtsschreitenden Entwicklung des Königreichs der Himmel geschildert bis zum Schluss, der im Gericht enden wird. Gleich einem Examen kommt nun die ernste und wichtige Frage: Habt ihr das alles, d.h. alle diese verschiedenen Entwicklungsformen mit den verschiedenen Wahrheiten, verstanden? Diese wichtige Frage gilt auch uns. Haben wir das alles verstanden?. Dem Herrn ist es sehr daran gelegen, dass die Seinen diese Geheimnisse vom Königreich der Himmel klar verstehen. Wenn sie diese nicht verstehen, dann kommt entweder der Teufel und reißt aus ihrem Herzen was gesät ist (Mt 13:19), aber bekommen wir einen Kuddelmuddel von verwirrenden Ansichten, wie wir heute viele in der Christenheit haben. In beiden Fällen nützen dann diese Geheimnisse vom Königreich der Himmel weder uns noch andern, noch dem Herrn.

Die Jünger antworteten mit: "Ja, Herr!" Ob sie nicht den Mund etwas zu voll genommen hatten? Verstanden sie doch viele köstliche Lehren und Tatsachen wie Christi Tod, seine Auferstehung, seine Verklärung und vieles andere erst nach Pfingsten, nachdem sie mit dem heiligen Geist erfüllt waren, genau wie der Herr es ihnen zuvor gesagt hatte (Joh 16:12-14).

Auf ihre bejahende Antwort zeigt der Herr ihnen dann ihre Pflicht und Verantwortung (Mt 13:52): Da sprach er: "Darum, ein jeglicher Schriftgelehrter, zum Königreich der Himmel gelehrt, ist gleich einem Hausvater, der aus seinem Schatz Neues und Altes hervorbringt".

Über die Schriftgelehrten

Ein Schriftgelehrter war ursprünglich ein Mensch, der des Schreibens kundig war und dessen Aufgabe es war, das Gesetz abzuschreiben, um es zu vervielfältigen. Als eine besondere Klasse treten die Schriftgelehrten erstmals zur Zeit Esras auf. Da wurden sie Vorleser und Ausleger des Gesetzes. Esra war ein hervorragendes Beispiel, denn er stand inmitten des versammelten Volkes und las ihm das Gesetz vor und legte es auch aus und zwar von Morgen bis zum Abend, was wirklich nachahmenswert ist. So entstand die Klasse der Schriftgelehrten, die auch in den Tagen Jesu die anerkannten Ausleger des Gesetzes waren. Leider umgaben sie das Gesetz mit einem Zaun von Menschensatzungen, die sie höher hielten als Gottes Wort selbst, ferner verdunkelten, ja verdrehten sie das Gesetz und wurden des Heilands bitterste Feinde. Sei und die fromme Zunft der Pharisäer brachten den Heiland ans Kreuz und stürzten Israel ins Verderben. Statt Führer wurden sie Verführer des Volkes, blinde Blindenleiter, genau wie heute so viele. Sie gingen nicht ins Königreich der Himmel hinein und die hinein wollten, ließen sie nicht. Statt aufzuschließen, schlossen sie zu. Denselben abwärts gehenden Werdegang haben heute sehr viele Schriftgelehrte. - Hier meint der Herr einen Schriftgelehrten im guten Sinne, zum Königreich der Himmel gelehrt, genauer: unterwiesen, d.h. der sich vom Herrn Klarheit verschafft hat - nicht über alle möglichen philosophischen, psychologischen, wissenschaftlichen Systeme, sondern über diese und andere göttlichen Geheimnisse zur Verherrlichung des Herrn und zum Segen vieler Menschen.

Gleich einem Hausvater

"Der ist gleich einem Hausvater..." Der Hausvater ist der Kopf der Familie und hat für Ordnung, Unterricht 'tägliches Brot, Gehorsam und Wohlergehen seiner Familie zu sorgen.

"Der aus seinem Schatz", gemeint ist hier ein Schatz von biblischen Wahrheiten, einschließlich der vom Königreich der Himmel. Wer allerdings einen Schatz biblischer Wahrheiten will, der muss fleißig, unter viel Gebet, forschen und sammeln. Wer das nicht tut, der wird statt einem Schatz biblischer Wahrheiten einen Beutel voll Wind haben.

"Der aus seinem Schatz Neues und Altes hervorbringt". Neben Erfahrungen, mancherlei Wahrheiten, sind doch wohl vor allem unter "Altes" die Wahrheiten des Alten Testaments und unter "Neues" diejenigen des Neuen Testaments gemeint. Neues und Altes mit- und austeilen, ist jedes wahren Jüngers Aufgabe in diesem Zeitalter. Neues und Altes aus seinem Schatz hervorbringen, muss immer den großen Endzweck haben, den wunderbaren Heiland zu verherrlichen und ihm dann Seelen zuzuführen und diese anzuleiten, ebenfalls dem zu leben und zu sterben, der für sie gestorben und auferstanden ist.

Die Verwerfung Jesu

Das Ende des 13. Kapitels (Mt 13:53-58) ist genau wie der Anfang desselben. Es zeigt uns die völlige Verwerfung Jesu von Seiten seines Volkes. Die Seinen kannten Ihn nicht, sie sprachen von Ihm "von des Zimmermanns Sohn". Sie kannten werden Ihn noch den Vater. So hat sein irdisches Volk ihn nun schon 2000 Jahre nicht erkannt bis auf den heutigen Tag. Leider geht es Hunderttausenden, die sich nach seinem Namen nennen, nicht besser. Jedoch wird der abwesende König wiederkommen, vielleicht sehr bald. Dann wird das Evangeliumsnetz, das jetzt noch in aller Welt ausgeworfen ist, sich in das Gerichtsnetz verwandeln und wird eingezogen werden mit dem oben angeführten Resultat (Mt 13:48-50). Dann kommt der König und wird sein herrliches Königreich aufrichten! Halleluja!

In den Feuerofen geworfen werden, oder leuchten wie die Sonne, eines von diesen beiden wird dein und mein Teil sein, je nachdem wie wir in dieser Zeit uns Jesu hingegeben, ihm gelebt, ihm gedient und ihn verherrlicht haben oder nicht. Lasst uns von ganzem Herzen in dieser wundervollen Gnadenzeit dem leben, der uns geliebt und uns erkauft hat mit seinem Blut und Ihn zu verherrlichen suchen bis in den Tod.

"Dich will ich lieben, meine Stärke, dich will ich lieben, meine Zier.
Dich will ich lieben mit dem Werke und immer währender Begier.
Dich will ich lieben, schönstes Licht, bis mir das Herz im Tod einst bricht!" Amen.

Lies weiter:

3. Warum ist das Leben vieler Gläubigen verkrüppelt?