Das Brandopfer - 3Mo 1

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aus dem Buch von Andrew Jukes - Die Opfergesetze nach 3Mo 1-7

1. Teil: a) Das Brandopfer - 3Mo 1
2. Teil: b) Die Vielfalt des Brandopfers
3. Teil: b) Die Bedeutung des Brandopfers


Das Brandopfer - 3Mo 1

Christus als Opfer

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In den vorhergehenden Seiten habe ich versucht die Unterschiede der Vorbilder in einigen der ersten Bücher des AT zu zeigen. So sind wir jetzt besser imstande, die Unterschiede in den Vorbildern diese Buches zu würdigen.-

Im Allgemeinen stellen, wie schon gesagt, die Vorbilder im 3. Buch Mose das Werk Christi von der Seite dar, welche den Gottesdienst und die Gemeinschaft mit Gott betrifft. Wir haben hier nicht, wie im Anfang des 2. Buches Mose, die Besprengung des Blutes zur Erlösung aus Ägypten, sondern wir werden hier genau belehrt über das Opfer selbst und über den Priester, wie dieser und jenes den Bedürfnissen eines erlösten Volkes in seinem Zutritt zu Gott, seinem Heiland, entspricht. Mit einem Wort, anstatt Christus als Erlöser zu erblicken, sehen wir Ihn hier in Seiner Arbeit für die Erlösten; wir sehen Sein Werk, nicht wie Er sie aus Ägypten führt, sondern wie Er sie an den Ort bringt, da sie Gott dienen können, wie Er sie dort in glücklicher Gemeinschaft mit Ihm bewahrt und wie Er sie wieder aufrichtet, wenn sie fehlen oder fallen.

Wie mannigfaltig ist das Werk Christi auch nur von dieser einen Seite betrachtet! Um mit Gott Gemeinschaft haben zu können, bedürfen die Erlösten Christum als das O p f e r ; und dieses ist das erste Bild, das wir im 3. Buch Mose von Ihm erblicken. Sie bedürfen Seiner aber auch als Priester und Mittler, daher wird Er uns auch von dieser Seite dargestellt; und so könnten wir Schritt für Schritt vorangehen in der Betrachtung des kostbaren Werkes Jesu von einem Teil Seiner Arbeit zum anderen, wie Er die Gemeinschaft der Erlösten aufrecht erhält und wieder herstellt.

Er kann daher das Werk Christi in Bezug auf die Gemeinschaft Seines Volkes mit Gott unter vielen verschiedenen Gesichtspunkten betrachtet werden; ja, es muss sogar so sein, wenn wir es anders völlig erkennen wollen. Das O p f e r ist das erste Bild, der P r i e s t e r, in genauen Zusammenhang mit demselben das zweite, weil die Erlösten in ihrer Gemeinschaft mit Gott, nach diesen zwei Hauptseiten hin am meisten mit Jesus zu tun haben. Zunächst also wollen wir Jesum als das Opfer betrachten:

  • Christus, der Schlüssel zu Gottes Heilsplan in den verschiedenen Zeiten, wie wir Ihn in den Vorbildern des 1. Buches Mose sehen, -
  • Christus als die Ursache der Erlösung, wie wir Ihn im 2. Buch Mose erkennen, -
  • Christus, der die Stiftshütte aufrichtet und in welchem alles, was dort geschah, sich erfüllte, -
  • Christus, der Leiter Seines Volkes, sei es durch die Wüste oder in das Land jenseits des Jordan, -
  • Christus, der verworfene König, während ein anderer Sein Königreich besitzt, -
  • Christus, der König der Herrlichkeit, der den Tempel zu Jerusalem baut:

alle diese und viele andere Züge des Werkes und der Person unseres hochgelobten Herrn werden für jetzt in den Hintergrund treten, damit wir dieses eine Bild ausführlicher betrachten können: Christus die Summe der Opfer.

Christus die Summe der Opfer

Vieles finden wir, das uns fesseln und belehren kann, wenn wir Ihn von dieser Seite betrachten. Er ist das Brandopfer, das Speiseopfer, das Dankopfer, das Sündopfer, das Schuldopfer für Sein Volk (Hebr 10:4-10). Durch die einmalige Darbringung Seiner Selbst hat Er nach allen diesen Beziehungen alles erfüllt; diese Beziehungen haben vor Gott so viel Wert, dass Er in vergangenen Zeiten das Abbild derselben beständig vor Sich haben wollte; und sie sind der Gemeinde so notwendig, dass von der Erkenntnis derselben ihre Freude und Stärke abhängt. Wie viele Gläubige aber besitzen weder die Erkenntnis davon, noch den Wunsch, zu dieser Erkenntnis zu gelangen. Sie lesen von Ihm als von dem Sünd- und Brandopfer, aber dieser Unterschied erweckt in ihnen keinen Gedanken über die entsprechende innere Bedeutung. Es genügt ihnen, dass das Blut an die Pfosten der Türe gesprengt wurde, und sie fragen nicht danach, ob sie nicht noch mehr von dem erfahren können, der es sprengte.

Das sind aber nicht Gottes Gedanken, noch sind es die Gedanken derjenigen, welche die Freuden der Gemeinschaft mit Ihm kennen. Solche gehen von einer Kraft zur andern, in der Erkenntnis der Gnade und des Werkes Jesu. Haben sie Ihn als das Passahlamm in Ägypten erkannt, so suchen sie Ihn als das Opfer in der Stiftshütte zu erkennen. Haben sie Ihn als Priester kennen gelernt, so suchen sie in Ihm den Propheten, das Manna, das Wasser des Lebens, den Führer, kurz alles. Möge der HErr uns nur mit Seinem Geist erfüllen, dann können wir nicht anders, als in der Erkenntnis Jesu zu wachsen.

Doch es ist Zeit, dass wir zu den O p f e r n kommen. Vorher aber möchte ich noch einige allgemeinen Bemerkungen machen über die Einzelheiten, welche bei allen Opfern dieselben sind. Das richtige Verständnis dieser Einzelheiten kann uns zu einem klareren Erfassen des Grundsatzes bringen, nach welchem sie gedeutet werden müssen; denn sonst werden die verschiedenen Vorbilder nicht viel mehr als bedeutungslose Wiederholungen für uns sein.

1. Der erste Punkt, der demnach unsere Aufmerksamkeit bedarf ist dieser: Bei jedem Opfer werden uns wenigstens d r e i verschiedene G e g e n s t ä n d e vorgeführt. Wir sehen das O p f e r, den P r i e s t e r und den O p f e r n d e n. Wollen wir aber die Opfer verstehen, so müssen wir durchaus eine bestimmte Erkenntnis über die Bedeutung dieser Unterschiede haben.

Was haben wir zu verstehen unter dem Opfer, dem Priester dem Opfernden?

  • Christus ist das Opfer,
  • Christus ist der Priester,
  • Christus ist der Opfernde

Die Beziehungen, in welchen Christus für und an Stelle des Menschen gestanden, sind derart und so mannigfaltig, dass ein einziges Vorbild nicht hinreichen würde, deren ganze Fülle genügend darzustellen. So haben wir viele unterschiedliche Gattungen von Vorbildern und weitere Abstufungen in diesen Gattungen, von denen eine jegliche uns eine besondere Seite von Christo zeigt, entweder Sein Wesen, Sein Werk oder Seine Person betreffend. Zu welcher Gestalt wir Ihn aber an Stelle der Sünder sehen mögen, so entspricht Er überall verschiedenen Bedürfnissen und dieses macht mehrere Bilder notwendig. Erst kommt Er als Opfernder, aber wir können den Opfernden nicht ohne das Opfer sehen, und der Opfernde ist selbst das Opfer; und der, welcher beides, Opfernder und Opfer ist, ist auch Priester. Als Mensch unter dem Gesetz stand unser Stellvertreter, Christus, für uns Gott gegenüber als Opfernder. Er nahm den Leib, der Ihm zubereitet war, als Sein Opfer, damit er in demselben und durch denselben uns mit Gott versöhnen möchte. Als Opfer und Gaben Gott nicht mehr gefielen, und Er sie nicht mehr von Menschen annehmen wollte, da sprach Christus : "Siehe, Ich komme; im Buch steht von Mir geschrieben Deinen Willen, Mein Gott, tue Ich gern; Dein Gesetz hab Ich in Meinem Herzen (Hebr 10:5-9 - Ps 40:7-9). So war Sein Leib Sein Opfer: Er opferte ihn willig und dann brachte Er als Priester das Blut in das Allerheiligste.

  • Als O p f e r n d e n sehen wir Ihn als den M e n s c h e n unter dem G e s e t z, wie Er an unserer Stelle alle Gerechtigkeit erfüllt.
  • Als P r i e s t e r stellt Er den M i t t l e r zwischen Gott und Seinem Volk dar.
  • Als O p f e r aber sehen wir in Ihm das unschuldiges S c h l a c h t o p f e r , das ein süßer Geruch vor Gott ist, obwohl es die Sünde trägt und für die Sünder stirbt.

In ein und demselben Vorbild stellt der O p f e r n d e Christum in S e i n e r P e r s o n dar als denjenigen, welcher Mensch war, um Gottes Ansprüchen zu genügen. Das O p f e r stellt Ihn in Seinem Wesen und in Seinem Werk dar als das Schlachtopfer, durch welches die Versöhnung zustande kam, während der P r i e s t e r uns ein drittes Bild von Ihm gibt in S e i n e r amtlichen B e z i e h u n g als der von Gott erwählte Mittler und Fürsprecher, in welchem das O p f e r der Hauptgegenstand ist, so wird Christus das Schlachtopfer, der Hauptgedanke sein. Tritt jedoch der O p f e r n d e oder der P r i e s t e r mehr in den Vordergrund, so wird es entweder Christus als Mensch oder Christus als Mittler sein.

Beachten wir hierbei noch einen besonderen Zug, dessen Bedeutung wir kennen müssen, um die Opfer zu verstehen. Ich meine das Auflegen der Hand des Opfernden auf das Haupt des Schlachtopfers. Dieses bedeutet einfach das Einssein des O p f e r n d e n mit dem O p f e r. In jedem Fall stellt das Darbringen des Opfers die Hingabe des Opfernden selbst dar. Welches auch das Opfer sein mochte, so stand dasselbe an Stelle des Opfernden und wurde als eins mit ihm angesehen. In dem einen Fall, bei den Opfern, die Gott ein süßer Geruch waren, stellte dasselbe den Opfernden als einen von Gott angenommenen Anbeter dar, der sich gänzlich auf dem Altar des HErrn dahin gab, um Jehova ein süßer Geruch zu sein. In dem andern Fall, wie beim Sünd- und Schuldopfer, wo der Opfernde als Sünder mit dem Bekenntnis seiner Sünde kam, übergab er sich vermittelst seines Opfers als Sünder dem Gericht Gottes und ward als ein Verfluchter in die Wüste hinausgestoßen. Wir kennen den, welcher in diesen beiden Beziehungen stand, als Er in dem Leib, der Ihm bereitet war, Sich Selbst dahingab.

Unterschied zwischen den verschiedenen Opfern

Eine andere Besonderheit, auf die ich aufmerksam machen möchte, betrifft die U n t e r s c h i e d e zwischen den verschiedenen O p f e r n, wie z.B. das B r a n d-Opfer, das S p e i s e -Opfer, das D a n k-Opfer usw. zweitens gibt es verschiedene Grade desselben Opfers, w. z.B. das Brandopfer von R i n d e r n, das Brandopfer von S c h a f en , das Brandopfer von V ö g e l n; das Dankopfer von R i n d e r n, das Dankopfer von kleinem V i e h etc. Die Frage ist die: - oder vielmehr, es ist keine Frage - haben diese Unterschiede eine tatsächliche Bedeutung? Was die Umrisse dieser vorbildlichen Vorschriften betrifft, so ist jeder Gläubige sich darüber im Klaren, dass sie Jesus darstellen. Nicht desto weniger bezweifeln aber einige, ob wir berechtigt seien, Ihn in jeder Einzelheit zu finden; und die zahlreichen Phantasiebilder, die man sich hierüber gemacht hat, warnen uns vor Abwegen. Meine Antwort auf derartige Zweifel ist einfach diese: Sind nicht die Einzelheiten sowohl als die ganze Schrift uns zur Lehre geschrieben und können sie das sein, wenn die Worte ohne Bedeutung sind und uns nichts offenbaren sollen? Gewiss nicht! Die Darstellung, die uns Gott von dem Werk Seines geliebten Sohnes gegeben hat, wird es ebenso gut ertragen, untersucht zu werden, als Seine anderen Werke. Ohne Zweifel hat hier, wo jede Einzelheit nur hinzugefügt ist, um die Fülle Christi hervorzuheben, auch die kleinste Besonderheit und Verschiedenheit eine besondere Bedeutung.

Gottes Worte sind hier, wie überall, keine inhaltslose Worte. Es ist nur unser Mangel an geistlicher Fassungskraft, welche diese Dinge so geheimnisvoll für uns macht. Der Schatten mag freilich dunkler sein als der Körper, aber für jeden Schatten muss es einen Körper geben; und der welcher die Wirklichkeit am besten kennt, wird am ehesten auch den dunklen Schatten erkennen. Und gerade wie der Schatten unserer Erde, wenn er auf einen anderen Planeten fällt, das geübte Auge mit einem Blick zur Kenntnis von Tatsachen leitet, welche die Form und die Verhältnisse unserer Erdkugel betreffen, so offenbart oftmals die Erkenntnis eines dieser Schatten, welche Gott als Abspiegelungen des Werkes Christi gezeichnet hat, Ihn Selbst und Sein Werk Seinem Volk in einer Weise, welche dasselbe mit Bewunderung erfüllt. Das Verständnis der Vorbilder ist eben dadurch so schwer für uns, weil wir die Wirklichkeit nicht genügend kennen. Lasst uns nur mehr sehen von Christo, lasst uns in Gottes Gegenwart mehr lernen von Ihm in allen Seinen Beziehungen, dann werden die Dinge, welche Gott eines Raumes in seinem Wort würdig erachtet hat, weil sie etwas von Jesus darstellen, einen empfänglichen Boden in unserer Fassungskraft finden, weil alles einen Wiederhall in unserer Erfahrung wecken wird.

Um aber von diesen Unterschieden zu reden, so bin ich überzeugt, dass sie dazu bestimmt sind, verschiedene Seiten von Christi Opfer darzustellen, Ich kann nicht behaupten, wie weit der Beweis hierfür sich denen empfehlen wird, welche verhältnismäßig unbewandert in solchen Fragen sind, denn es ist hier, wie anderswo, ein gewisses Maß von Verständnis erforderlich, um uns instand zu setzen, den uns gegebenen Beweis richtig zu schätzen. Auf diesem, wie auf andern Gebieten der Erkenntnis, mag der Beweis für eine Tatsache schwieriger sein, als deren Entdeckung; wiederum mag die Auseinandersetzung dieses Beweises viel schwieriger für diejenigen sein, welchen solche Fragen fremd sind, als die Darlegung der Tatsache selbst. Ich bezweifle nicht, dass es in diesem Fall so sein wird. Über die Tatsache selbst bin ich im Klaren; und so will ich jetzt versuchen, den Beweis dafür so kurz wie möglich zu liefern.

Zu diesem Zweck muss ich wiederum auf das zurückweisen, was schon vom Opfernden und vom Opfer gesagt worden ist. Wir sahen, dass der Opfernde Christus ist, der als Mensch unter dem Gesetz steht, um alle Gerechtigkeit zu erfüllen. Wir sahen, dass das Opfer Seinen Leib darstellt und das Auflegen der Hände das Einssein des Opfers mit dem Opfernden bedeutet. Nun wird uns in diesen Vorbildern der Opfernde und Sein Opfer unter sehr verschiedenen Umständen dargestellt. Der treue Israelit wird unter verschiedenen Gesichtspunkten gesehen und, je nachdem er betrachtet wird, wird auch sein Opfer behandelt. In einem derselben sehen wir ihn als sündlosen Opfernden, dessen Opfer Gott als einen süßen Geruch annimmt, In einem anderen steht er als ein von seiner Sünde überführter Sünder da, der ein Sühnopfer bringt, welches die Strafe für seine Vergehungen trägt.

Das Opfer Christi, welches durch alle diese Schatten vorgebildet wurde, war nur eines und wurde nur einmal dargebracht; die Schatten aber sind verschieden in ihren Formen und Umrissen, je nach dem Standpunkt, von welchem aus sie betrachtet und je nach dem Licht, in welchem sie angesehen werden. Mit anderen Worten, es hatte das eine Opfer verschiedene Seiten und jede Anschauung bedurfte eines besonderen Bildes. Wäre Christi Fülle in ihrer Mannigfaltigkeit weniger groß gewesen, so hätte eine geringere Auswahl von Sinnbildern zu deren Darstellung genügen mögen, da aber Christus in so mannigfaltigen Beziehungen erfasst werden muss, so konnte ein einziges Sinnbild, wie vollkommen es auch sein mochte, sie nicht alle darstellen. Als Priester als Opfer, als Opfernder erfüllt Er verschiedene Aufgaben, und eine jede derselben fordert notwendigerweise ein besonderes Sinnbild. In jeder dieser Beziehungen aber kann Er auf verschiedene Weise erkannt werden, und jede Verschiedenheit erfordert wiederum ein anderes Bild.

So kann man ihn als Priester sehen, wie Er vor Gott als Fürsprecher erscheint, wie Er den Aussätzigen besprengt oder das Blut ins Heilige bringt. Es ist klar, dass das Sinnbild, welches eine dieser Handlungen abbildet, nicht gleichzeitig eine andere vorbilden kann. Es ist aber Gottes Wille, dass alle Seine Beziehungen zu uns Menschen erkannt werden, und infolge hiervon gibt es viele und mannigfaltige Vorbilder.

Hier gehts weiter: 2. Teil: b) Die Vielfalt des Brandopfers