Daniel in der Löwengrube

Aus Bibelwissen
Wechseln zu: Navigation, Suche

Von Daniel Muhl

- Als MP3-Vortrag: Hier klicken!

Daniel überragt alle Anderen

Loewe 600x450.png
Die Vorgeschichte einer Intrige verläuft oft ähnlich. Neid und Missgunst sind nicht selten die Grundlage einer Intrige. So auch in Daniel 6.
  • Dan 6:1-4 - Und Darius, der Meder, übernahm die Königsherrschaft, als er 62 Jahre alt war. 2 Es gefiel Darius, über das Königreich 120 Satrapen einzusetzen, die im ganzen Königreich sein sollten, 3 und über sie drei Minister zu setzen, von denen einer Daniel war, denen jene Satrapen Rechenschaft geben sollten, damit der König keinen Schaden erlitte. 4 Da übertraf dieser Daniel die Minister und die Satrapen, weil ein außergewöhnlicher Geist in ihm war. Und der König beabsichtigte, ihn über das ganze Königreich einzusetzen.

Darius war kein junger König; er hatte bereits eine größere Lebenserfahrung. Er wusste wie es in einem Großreich lief und es war ihm auch bewusst, dass er nur mit ausgezeichneten Leuten dieses Imperium führen konnte. Darius wollte sein Reich mit 120 Satrapen kontrollieren. Anfänglich dachte er vielleicht, dass ein Mann mit der Kontrolle von 120 einflussreichen Leuten überfordert sein könnte und so setzte Darius drei Minister ein. Dadurch kontrollierte jeder Minister 40 Satrapen. Ein einzelner Minister wäre für den König vielleicht auch eine zu große Gefahr gewesen. Zuviel Macht wäre da in den Händen einer einzelnen Person gewesen. Die Reiche dieser Welt waren schon immer auf ein Pyramiden-System angewiesen. Infolge der Korruption, der Eifersucht, des Machthungers und der Intrigen, muss auch alles kontrolliert werden. Auch die "Kontrolleure" müssen kontrolliert werden. Jeder Regent dieser Welt weiß: "Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser!"
Wir Menschen setzen dieses Credo bewusst oder unbewusst immer wieder ein. Die meisten Menschen möchten möglichst viel unter Kontrolle haben. Kaum jemand, möchte etwas dem Zufall überlassen! Am liebsten würden wir gerne alles im Griff haben; unser Schicksal, unsere Zukunft und am besten auch die Geister! Okkultisten hätten am liebsten die Kontrolle über sämtliche Geister und sie merken nicht, wie sie von den Geistern beherrscht werden. Die Welterfahrung "die Geister die ich rief, werde ich nicht mehr los" trifft durchaus zu und dieses Gesetz kann nur der Gott aller Geister durchbrechen.
Das Vertrauen auf Gott, steht in einem totalen Kontrast zu dem Bedürfnis, möglichst viel kontrollieren zu wollen. Menschen, die alles unter Kontrolle haben wollen, tun sich schwer, ihr Vertrauen ganz auf Gott zu setzen.
Doch der außergewöhnliche Geist in Daniel führte dazu, dass Darius sehr schnell merkte: "Unter der Aufsicht Daniels läuft alles viel besser!" Vermutlich wusste er auch aus vergangener Geschichte, dass Daniel absolut integer, treu und zuverlässig war. Auf den Entscheidungen und der Arbeit Daniels lag ein unübersehbarer Segen. Was aber war ausschlaggebend für diesen Segen? Folgende Faktoren dürften dabei eine Rolle gespielt haben:

  1. Daniel bereitete seine Entscheidungen im Gebet vor.
  2. Daniel hatte durch die Gnade Gottes eine große Weisheit (Dan 2:23). Die Weisheit vermittelt ja die Fähigkeit, die Spätfolgen einer "Weichenstellung" zu erkennen. Wer den Herrn nicht fürchtet, erkennt die Spätfolgen nicht, die sich daraus ergeben; nämlich, dass er ohne Sinnesänderung im Verderben landen wird. Dem Hochmütigen fehlt die Weisheit, zu erkennen, dass sein Hochmut, das Programm seines Falles bereits in sich trägt. Die Liste könnte beliebig lang fortgesetzt werden.
  3. Es ist auch anzunehmen, dass Daniel von Gott mit einer schnellen Auffassungsgabe, mit hoher Intelligenz und einem guten Gedächtnis beschenkt wurde.

Diese Aspekte veranlassten den König vmtl. dazu, Daniel diese Machtfülle zu geben und ihn als "Vizekönig" regieren zu lassen. Darius fühlte sich wohl am sichersten, wenn Daniel alle Staatsgeschäfte kontrollieren würde. Vielleicht führte dieses neue Sicherheitsgefühl auch dazu, dass Darius zu wenig achtsam war.

Die Intrige gegen Daniel

Jetzt kann man den traurigen Mechanismus beobachten, der oft in Gang kommt, wenn eifersüchtige und machthungrige Menschen in der Gefahr stehen, im Gerangel um die Macht zu unterliegen.

  • Dan 6:5-6 - Da suchten die Minister und die Satrapen einen Anklagegrund gegen Daniel in Bezug auf seine Amtsgeschäfte zu finden. Aber sie konnten keinerlei Anklagegrund und nichts Schlechtes finden, weil er treu war und keinerlei Nachlässigkeit oder Schlechtes bei ihm zu finden waren. 6 Da sagten diese Männer: Wir werden bei diesem Daniel keinen Anklagegrund finden, es sei denn, dass wir im Gesetz seines Gottes etwas gegen ihn finden.

Schon in früher Kindheit lernen wir Menschen unser Selbstwertgefühl über die Leistung oder über unsere Stellung zu definieren. Wenn sich die Stellung verbessert, dann hebt sich auch das Selbstwertgefühl. Mit der Zeit wünschen sich gerade die machthungrigen Menschen ein ständig steigendes Selbstwertgefühl. Die beiden anderen Minister und auch einige Satrapen befürchteten das Ende ihrer Karriereleiter erreicht zu haben, wenn Daniel diese Machtfülle vom König erhalten würde. Vor allem jene Leute, die sich gewohnt waren, mit korrupten Mitteln die Karriereleiter zu besteigen, befürchteten ihr Ende, denn Daniel war treu und absolut unbestechlich. Diese Leute sahen nur eine Möglichkeit: Daniel musste denunziert werden.
Die Tatsache, dass bei Daniel absolut keine Nachlässigkeit, ja kein Fehler zu finden war, ist sehr beachtenswert. Die Wahrscheinlichkeit, dass einem Minister, in einer solchen Stellung, ein Fehler unterläuft, ist sehr groß. Daniel konnte man nicht anklagen. Nur wenn man eine Möglichkeit finden würde, die Praktiken seines Glaubenslebens als gesetzeswidrig zu deklarieren, konnte man Daniel zu Fall bringen.
Im Gegensatz zu diesen machthungrigen Menschen, erkennt der weise und demütige Mensch, wann er seine Grenzen erreicht hat. Er akzeptiert seine Grenzen und ist dankbar für das, was Gott ihm geschenkt hat. Wäre ein Minister weise und demütig gewesen, dann hätte er gesagt: "Daniel ist begabter und fähiger als ich. Es ist richtig, dass er über mir steht! Ich darf dankbar sein, wenn ich unter ihm weiter als Minister dienen kann!" Es ist jedoch anzunehmen, dass die anderen Minister korrupt und böse waren, so dass diese mit Recht, eine Absetzung durch Daniel befürchten mussten, sobald Daniel hinter ihre Machenschaften blicken würde. Gerade weil das so ist, versucht der "Unreine" praktisch immer den "Reinen" zu vernichten. Nur in diesem Verhalten sieht der Unreine die Möglichkeit seine Position zu verbessern oder mindestens zu erhalten.
Die Minister und Satrapen suchten nach einem Anklagegrund gegen Daniel. Dieses "Suchen" deutet auf eine große Anstrengung hin. Sie kümmerten sich also nicht mehr um die Geschäfte des Königs, sondern um ihre eigene Position und um die Schädigung eines "Konkurrenten". Sie dachten, sie könnten sich dadurch Vorteile verschaffen. Alles jedoch, was man ohne Weisheit und Wahrheit tut, bringt höchstens einen kurzfristigen Gewinn.
Im Gegensatz zu diesen Intriganten war Daniel absolut treu, zuverlässig, ehrlich und in jeder Hinsicht hoch begabt. Daniel war bescheiden, nicht korrupt und nicht machtgierig. Für einen König gibt es nichts Besseres!
Bei der Suche nach einem Anklagegrund, kamen die Minister auf die Idee, einen Widerspruch zwischen dem Gesetz des Gottes Daniels und dem Gesetz der Meder zu finden. Doch zuerst musste ein solches Gesetz existieren. Immer da wo das Gesetz Gottes nicht mit den Gepflogenheiten der Welt übereinstimmt, gibt es früher oder später eine Spannung, die meist in einer erbitterten Feindschaft endet. Jesus sieht Solches voraus, als er sagte:

  • Mt 12:30 - Wer nicht mit mir ist, ist gegen mich, und wer nicht mit mir sammelt, zerstreut.

oder

  • Mt 10:34 - Meint nicht, dass ich gekommen sei, Frieden auf die Erde zu bringen; ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert.

Auf der Suche nach einer Lösung, haben die Feinde Daniels vmtl. in Erfahrung gebracht, dass er dreimal am Tag zu seinem Gott betet. Daher dachten die Minister und Satrapen vielleicht Folgendes:

Wir müssten dieses Verhalten, das Daniel täglich praktiziert, verbieten. Doch wie sollen wir das machen? Wie könnte man ein solches Gesetz einführen? Tatsache ist, dass Darius Daniel sehr schätzt und wenn er realisiert, dass wir ihn zu Fall bringen wollen, dann wird er sich gegen uns wenden. Es gibt nur eine Möglichkeit: 'Wir müssen eine Schwachstelle des Königs finden!' Wir müssen seine Eitelkeit, Seine Ehre und seinen eigenen Ruhm anregen und dann können wir ihn vielleicht - ohne dass er es merkt - für ein Gesetz gegen Daniel gewinnen.

Auch Satan kennt unsere Schwachpunkte und wenn er sie anregen kann, dann werden auch wir durch unser Verhalten den Gerechten schädigen.

  • Wenn der Zorn unsere Schwäche ist, dann versucht er uns in Situationen zu führen, die unseren Zorn entfachen, möglichst so, dass es zu einem unbeherrschten Ausbruch kommt, der uns dann in eine weitere Sünde führen würde.
  • Wenn das Vergnügen unsere Schwäche ist, dann zeigt uns der Feind, was man noch alles machen könnte, damit man im Leben ja nichts verpasst und damit man sich möglichst mit vielen unwesentlichen Dingen beschäftigt.
  • Wenn Eifersucht unsere Schwäche ist, dann malt uns Satan vor Augen, was die anderen Menschen alles haben, das wir nicht haben.
  • Wenn Geiz und Habsucht unser Problem ist, dann zeigt uns der Feind 1'000 gute Gründe, warum wir sparen sollten. Damit ist natürlich nicht gemeint, dass wir unser Vermögen liederlich vergeuden sollen.
  • usw.

Das Vorgehen der Feinde Daniels

Als die Intriganten eine Lösung gefunden haben, ging es sehr schnell:

  • Dan 6:7-10 - Daraufhin stürzten diese Minister und Satrapen zum König und sprachen zu ihm so: König Darius, lebe ewig! 8 Alle Minister des Königreichs, die Statthalter und Satrapen, die Staatsräte und Verwalter haben sich beraten, dass der König eine Verordnung erlassen und ein Verbot bestätigen solle, dass jeder, der innerhalb von dreißig Tagen an irgendeinen Gott oder Menschen eine Bitte richtet außer an dich, o König, in die Löwengrube geworfen werden soll. 9 Nun, o König, erlass das Verbot und lass ein Schriftstück ausfertigen, das nicht geändert werden darf nach dem Gesetz der Meder und Perser, das unaufhebbar ist! 10 Daraufhin ließ der König Darius das Schriftstück und das Verbot ausfertigen.

Die Rede begann schon mit einer Lüge! Wenn man mal davon absieht, dass diese Minister dem Darius wohl kaum ein langes Leben wünschten, so haben sie gleich danach gelogen, indem sie sprachen: "Alle Minister des Königreichs, ...". Daniel war hier eindeutig ausgeklammert und der König merkte es nicht. Vermutlich dachte er, dass auch Daniel hinter diesem Erlass stand und so vertraute er wohl auch auf diese Empfehlung.
Im Übrigen klang dieser Erlass sehr positiv! Alle Bitten sollten nur an den König gerichtet werden. Das war für ihn bestimmt auch ein erhebendes Gefühl. Im Weiteren konnte er auch erkennen, welche Wünsche sein Volk hatte. Man könnte auch eine Statistik darüber führen und sie anschließend auswerten. Es schien also eine durchaus positive Sache zu sein. Offensichtlich hatte Darius keine Bedenken, dass ihm ein solcher Erlass viel zu viel Arbeit bringen würde. An dieser Stelle möchte ich ein paar Bemerkungen über Statistiken machen:

Manchmal können uns Statistiken gewisse Abläufe oder auch Entwicklungen verdeutlichen, aber in vielen Fällen sind Statistiken zu wenig objektiv und repräsentativ. Es gibt wenige "ehrliche Statistiken" und manche meinen, sie könnten mit möglichst vielen Statistiken die Macht, den Einfluss oder sogar das Leben besser in den Griff bekommen. David dachte vielleicht auch, durch eine Volkszählung einen besseren Überblick über sein Volk zu haben. Doch danach wurde das Volk dezimiert (2Sam 24).

Als das Gesetz erlassen wurde, war es unumstößlich. Selbst der König konnte nichts mehr dagegen tun. Viele Gesetze eines Staates sind in der Regel für eine Mehrheit gut, aber in Spezialfällen kann ein Gesetz auch eine große Ungerechtigkeit verursachen. Nachdem Darius unterschrieben hatte, waren sich die Feinde Daniels sicher, dass sie Daniel zu Fall bringen würden.

Das Verhalten Daniels

Im Text wird uns nun Folgendes berichtet:

  • Dan 6:11-12 - Und als Daniel erfuhr, dass das Schriftstück ausgefertigt war, ging er in sein Haus. Er hatte aber in seinem Obergemach offene Fenster nach Jerusalem hin; und dreimal am Tag kniete er auf seine Knie nieder, betete und pries vor seinem Gott, wie er es auch vorher getan hatte. 12 Da stürzten jene Männer herbei und fanden Daniel betend und flehend vor seinem Gott.

Daniel hat also erfahren, was geschah und ihm war vmtl. auch sofort bewusst, was das für ihn bedeuten könnte. Die meisten anderen Gläubigen hätten wahrscheinlich ihre Gewohnheit für 30 Tage geändert, indem sie sich in einen Keller eingeschlossen hätten und da zu ihrem Gott gebetet hätten. Ich hätte mir gesagt: "Jetzt muss ich meinen Gott im Verborgenen anbeten. Es hat keinen Sinn, mein Leben leichtfertig aufs Spiel zu setzen!" Warum kam das für Daniel nicht in Frage? Warum wollte er seine Verhaltensweise in Bezug auf Gott nicht ändern? Warum hat er nicht wenigsten die Fenster zugemacht? Seine genauen Überlegungen können wir nicht ergründen, aber aus seinem Verhalten wird doch deutlich: "Mein Leben gehört Gott und ich bin in seiner Hand! Ihn liebe ich über alles! Mein ganzes Leben hat lang hat er mich durchgetragen und bewahrt! Nie will ich ihm untreu werden; auch wenn es bedeuten würde, dass ich von den Löwen zerrissen werde. Ich weiß; er steht mir immer bei! Wenn ich sterben muss, weil ich meinem Gott treu ergeben bin, dann soll es so sein! Er wird meine Seele vor dem Tod bewahren, auch wenn mein Leib sterben müsste!"

Es gibt Überlieferungen die bezeugen, dass Christen zur Zeit Neros, den Löwen vorgeworfen wurden und dabei singend in die Arena marschieren konnten. So etwas ist nur möglich, wenn Menschen den Beistand Gottes ganz stark erfahren dürfen.

Das Verhalten Daniels zeugt von einem tiefen Glauben und war in dieser Situation auch richtig. Aber ich zweifle daran, ob man aus diesem Verhalten ein Grundsatz machen kann, indem man sagt: "Wir müssen uns nie verstecken, wir können immer alles ganz offensichtlich machen!" Viele Christen in moslemischen Staaten müssen sich im Verborgenen treffen, damit sie auch über eine gewisse Zeit Gemeinschaft haben können, ohne immer gleich abgeführt zu werden. Falsch ist nur, wenn man auf seine eigene Klugheit vertraut und denkt: "Wenn wir es gut genug organisieren, dann sind wir auf der sicheren Seite!" Ob man sich verbirgt oder ob man in die Öffentlichkeit tritt, wo es gefährlich ist; in jedem Fall sollte man sein Vertrauen nur auf den Herrn setzen. Wir sollten weder auf unsere "intelligenten Vorkehrungen" vertrauen, noch auf unsere sogenannt "mutige Frömmigkeit". Christen stehen manchmal in der Gefahr, zu denken: "Weil ich einen wagemutigen Glauben habe, kann mir auch nichts passieren!" In diesem Fall vertraut man mehr auf seinen eigenen Glauben, statt auf Gott. Von außen gesehen, kann Beides gleich aussehen, aber innerlich besteht hier ein großer Unterschied; ähnlich wie bei Kain und Abel.

Die Heimtücke der Minister

Nachdem die Minister Daniel beim täglichen Gebet "erwischten", gingen sie wie folgt vor:

  • Dan 6:13-14 13 Darauf näherten sie sich dem König und sprachen vor ihm bezüglich des königlichen Verbotes: Hast du nicht ein Verbot ausfertigen lassen, dass jedermann, der innerhalb von dreißig Tagen von irgendeinem Gott oder Menschen etwas erbittet außer von dir, o König, in die Löwengrube geworfen werden sollte? Der König antwortete und sprach: Das Wort ist unumstößlich nach dem Gesetz der Meder und Perser, das unaufhebbar ist. 14 Darauf antworteten sie und sprachen vor dem König: Daniel, einer der Weggeführten aus Juda, schenkt weder dir, o König, noch dem Verbot, das du hast ausfertigen lassen, Beachtung; sondern er betet dreimal am Tag.

Mit ihrer Frage konnten die Intriganten den König "festnageln". Sie wussten, dass Darius danach seine Entscheidung nicht rückgängig machen konnte. Sie führten den König in eine unwiderrufliche Bestätigung seines Gebotes. Man könnte sagen: "Der Regent ging den Ministern voll 'auf den Leim' !" Vermutlich rechnete der König keine Sekunde damit, dass diese Entscheidung seinem "Lieblingsminister" das Leben kosten würde. Er dachte sehr wahrscheinlich nur: "Wenn einer es wagt, meiner Verfügung keine Beachtung zu schenken, dann muss er sterben!" Hier können wir erkennen, wie unbedachte Worte manchmal über Leben und Tod entscheiden. So führte auch das unbedachte Gelübde des Jeftah zum Tod seiner Tochter (Ri 11:30 ff).

Dieses dreimalige Gebet Daniels in Richtung Jerusalem, erinnert uns vielleicht auch etwas an das fünfmalige Gebet der Muslime Richtung Mekka. Vielleicht entstand aus dem Verhalten Daniels, in diesem Gebiet eine Gewohnheit, die sich über 1'000 Jahre hielt und dann von Mohammed entsprechend umgemünzt wurde. Ich weiß es nicht!

  • ELB Dan 6:15 - Da missfiel (o. stank) es dem König, als er die Sache hörte, sehr, und er sann darauf, Daniel zu retten; und bis zum Untergang der Sonne bemühte er sich, ihn zu befreien.

Sofort realisierte der König, was er durch seine unbedachten Worte anrichtete. Er fing an zu "feilschen", aber es war zu spät! Darius war an den "Paragraphen" gebunden; er konnte Daniel nicht mehr befreien. Er hat sich von seiner Eitelkeit in eine Sackgasse führen lassen. Sie führte ihn dahin, wohin er nicht wollte. Wir tun gut daran, wenn wir beachten, dass die Eitelkeit in eine Sackgasse führt.

  • Dan 6:16 - Da stürzten diese Männer zum König und sagten zum König: Wisse, o König, daß die Meder und Perser ein Gesetz haben, wonach kein Verbot und keine Verordnung, die der König erlassen hat, abgeändert werden darf!

Wieder stürzten die Männer herein und machten dem König deutlich, dass er sich nicht gegen das Gesetz entscheiden darf. Vermutlich wurde Darius auch klar, dass ihn ein solches Verhalten seine Königsherrschaft kosten konnte. Das Paradoxe an der Sache ist, dass es den Intriganten gar nicht um die Einhaltung des Gesetzes ging, sondern nur darum, Daniel aus dem Weg zu schaffen. Ebenso ist auch dem Verkläger der Brüder nicht wichtig, dass die Brüder das Gesetz einhalten, sondern es geht ihm nur darum, Gott gegen die Brüder aufzubringen. Die Brüder sollen von Gott für die Gesetzesübertretung verdammt werden (Offb 12:10).

Eine unheimliche Nacht

Nachdem der König keinen Ausweg mehr sah, geschah Folgendes:

  • Dan 6:17-21 - Dann befahl der König, und man brachte Daniel herbei und warf ihn in die Löwengrube. Der König begann und sagte zu Daniel: Dein Gott, dem du ohne Unterlass dienst, er möge dich retten! 18 Und ein Stein wurde gebracht und auf die Öffnung der Grube gelegt; und der König versiegelte ihn mit seinem Siegelring und mit den Siegelringen seiner Gewaltigen, damit die Sache mit Daniel nicht verändert würde. 19 Darauf ging der König in seinen Palast, und er übernachtete fastend und ließ keine Speise zu sich hereinbringen; und sein Schlaf floh von ihm. 20 Dann stand der König bei der Morgenröte, sobald es hell wurde, auf und ging schnell zur Löwengrube. 21 Und als er sich der Grube näherte, rief er mit trauriger Stimme nach Daniel. Der König begann und sagte zu Daniel: Daniel, Knecht des lebendigen Gottes, hat dein Gott, dem du ohne Unterlass dienst, dich von den Löwen erretten können?

Darius sah nur noch eine Möglichkeit: "Allein der Gott Daniels - dem er ohne Unterlass dient - kann Daniel jetzt noch vom Tod erretten!" Auch Darius hatte ein gewisses Maß an Glauben. Er kannte die Treue Daniels zu seinem Gott und er wusste um die Stärke dieses Gottes. Irgendwie hatte der König die Hoffnung, dass der Gott Daniels, Daniel erretten würde. Vielleicht kannte Darius auch die Geschichte von den Freunden Daniels, die von ihrem Gott aus dem feurigen Ofen errettet wurden.

Doch diese Nacht war für Darius äußerst schmerzhaft. Das Schicksal Daniels bewegte Darius außerordentlich. Er fastete und konnte nicht schlafen. Man kann sich sehr gut vorstellen, welche Gedanken durch seinen Kopf gingen: "Ach was war ich doch für ein Narr, als ich diesen Erlass unterschrieb? Wie konnte ich mich nur von diesen Schergen so 'über den Tisch ziehen' lassen? Wenn ich Daniel verliere, dann muss ich mich mit diesen bösartigen Halunken herumschlagen, die nichts anderes können, als zu intrigieren. Wenn Gott nicht eingreift, dann habe ich nicht nur meinen besten Minister verloren, sondern ich werde auch größte Mühe haben, vernünftig weiter zu regieren!" Für Darius war es eine bittere Nacht!

Ganz im Gegensatz dazu waren die Minister in Hochstimmung! Vermutlich haben sie ein Freudenfest gefeiert und gesagt: "Endlich haben wir unseren größten Gegner ausgeschaltet! Wir können uns nur beglückwünschen!" Für die Intriganten war es eine Freudennacht! Vielleicht dachten sie: "Diese Nacht ist ein Höhepunkt unseres Lebens!" Doch einen Tag später kam das Verderben über sie! Übermäßige Euphorie ist immer gefährlich! Auch in der Endzeit wird es eine Euphorie geben:

  • 1Thes 5:2-3 - Denn ihr selbst wisst genau, dass der Tag des Herrn so kommt wie ein Dieb in der Nacht. 3 Wenn sie sagen: Friede und Sicherheit! dann kommt ein plötzliches Verderben über sie, wie die Geburtswehen über die Schwangere; und sie werden nicht entfliehen.

Das Verhalten des Königs zeigt uns, dass er die ganze Nacht eine Hoffnung hegte und insgeheim mit einer Rettung Daniels rechnete.

Der Tag der Rettung und des Verderbens

Daniel wird aus der Grube geholt

Nachdem Darius am Grubenrand nach Daniel rief, geschah Folgendes:

  • Dan 6:22-24 - Da redete Daniel mit dem König: O König, lebe ewig! 23 Mein Gott hat seinen Engel gesandt, und er hat den Rachen der Löwen verschlossen, so dass sie mich nicht verletzt haben, weil vor ihm Unschuld an mir gefunden wurde. Und auch vor dir, o König, habe ich kein Verbrechen begangen. 24 Da freute sich der König sehr, und er befahl, Daniel aus der Grube herauszuholen. Und Daniel wurde aus der Grube herausgeholt; und keine Verletzung wurde an ihm gefunden, weil er auf seinen Gott vertraut hatte.

Durch den Auftrag Gottes an seinen Engel wurde Daniel die ganze Nacht vor diesen reißenden und hungrigen Löwen bewahrt. Auch hier spielte der Glaube eine große Rolle, denn im Hebräerbrief lesen wir:

  • Hebr 11:33 - die durch Glauben Königreiche bezwangen, Gerechtigkeit wirkten, Verheißungen erlangten, der Löwen Rachen verstopften, ...

Wir sehen auch, dass sich Daniel weder vor Gott noch vor dem König, irgend etwas zu Schulden kommen ließ. Er war Gott und dem König absolut treu. Ein solches Verhalten ist alles andere als einfach und Bedarf einer großen Weisheit! An diesem Morgen verwandelte sich die Sorge des Königs und das Bangen Daniels in eine große Freude! Unser Gott ist ein rettender Gott (Jes 45:21) und seine Rettung wird auch eine Freude auslösen, die niemand mehr wegnehmen kann (Joh 16:22). Wer auf Gott vertraut, wird nicht zuschanden werden:

  • Ps 22:6 - Zu dir schrieen sie um Hilfe und wurden gerettet; sie vertrauten auf dich und wurden nicht zuschanden.

Das gilt letztendlich auch für die, die dem Leibe nach umkommen, denn Jesus sagt, dass wir nicht die fürchten sollen, die den Leib töten können, sondern den, der Leib und Seele in der Gehenna töten kann (Mt 10:28).

Die Feinde werden in die Löwengrube geworfen

Das Freudenfest der Feinde Daniels verwandelt sich nun in einen Horror:

  • Dan 6:25 - Und der König befahl, und man brachte jene Männer, die Daniel verklagt hatten, und man warf sie in die Löwengrube, sie, ihre Kinder und ihre Frauen. Und ehe sie noch am Boden der Grube angekommen waren, fielen die Löwen über sie her, und sie zermalmten alle ihre Knochen.

Das Schicksal der Feinde Daniels erinnert uns an folgende Aussage:

  • ELB Spr 26:27 - Wer eine Grube gräbt, fällt selbst hinein; und wer einen Stein wälzt, auf den rollt er zurück.

Hier taucht natürlich sofort wieder die Frage auf: "Weshalb auch die Frauen und Kinder?" Einige Gedanken dazu, habe ich hier vermerkt.

Der Gott Daniels wird geehrt

Diese ganzen Ereignisse haben nun dazu geführt, dass der Gott Daniels geehrt und verherrlicht wurde.

  • Dan 6:26-29 - Dann schrieb der König Darius an alle Völker, Nationen und Sprachen, die auf der ganzen Erde wohnten: Euer Friede sei groß! 27 Von mir ergeht der Befehl, daß man in der ganzen Herrschaft meines Königreichs vor dem Gott Daniels zittere und sich fürchte! Denn er ist der lebendige Gott und bleibt in Ewigkeit; und sein Königreich wird nicht zerstört werden, und seine Herrschaft währt bis ans Ende. 28 Er, der rettet und befreit und Zeichen und Wunder im Himmel und auf der Erde tut, er hat Daniel aus der Gewalt der Löwen errettet. 29 Und dieser Daniel stand in großem Ansehen unter der Regierung des Darius und unter der Regierung des Kyrus, des Persers.

Er ist der ewige Gott, dessen Reich für immer Bestand hat und er ist der einzige Gott, der wirklich retten kann! Deshalb soll man ihn fürchten und vor ihm zittern! Was unter diesem "Zittern" zu verstehen ist, wird auch aus dem Philipperbrief deutlich:

  • Phil 2:12-13 - Daher, meine Geliebten, wie ihr allezeit gehorsam gewesen seid, nicht nur wie in meiner Gegenwart, sondern jetzt noch viel mehr in meiner Abwesenheit, bewirkt euer Heil mit Furcht und Zittern! 13 Denn Gott ist es, der in euch wirkt sowohl das Wollen als auch das Wirken zu seinem Wohlgefallen.