Bedeutung und Funktion der Gerichte Gottes

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Die Gerichte
- Bedeutung und Funktion der Gerichte Gottes (D. Muhl)
- Das Gericht beginnt am Haus Gottes (D. Muhl)
- Fehlende Buße, Verlorenheit und andere Unmöglichkeiten (D. Muhl)
- Verlorenheit und Verderbnis (D. Muhl)
- Der Zorn Gottes (D. Muhl)
- Das Feuer, die Leidenschaft und Stärke der Liebe (D. Muhl)
- Die Zeitalter oder die Äonen (D. Muhl)
- Von Ewigkeit zu Ewigkeit (D. Muhl)


Von Daniel Muhl

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Was bedeutet Gericht?

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Unter dem Begriff „Gericht“ verstehen heute längst nicht mehr alle das Gleiche. Normalerweise versteht man darunter eine staatliche Beurteilungsinstanz, die Übeltäter bestraft und Unschuldige freispricht. Unter „Gericht“ versteht man zuweilen auch ein Menu, bei dem Lebensmittel für eine Mahlzeit zubereitet werden. Auch wenn es jetzt nicht um solche Gerichte geht, so werden in den Gerichten Gottes, die Geschöpfe ebenfalls so zubereitet, dass sie „genießbar“, bzw. in einen Gott wohlgefälligen Zustand kommen. Staatliche Gerichte verurteilen nicht nur, sie stellen auch das Recht wieder her, sofern sie ihre Aufgabe richtig erfüllen. Dadurch erhalten Geschädigte auch Rückerstattungen und Wiedergutmachungen, sofern dies möglich ist. Die Bestrafungen, welche eine Gerichtsinstanz ausspricht, haben aber auch ein Ziel: „Sie sollen beim Bestraften einen Gesinnungswandel zum Guten bewirken!“ Bei den Gerichten Gottes verhält sich das nicht anders! Die Gerichte Gottes sind aber im Vergleich zu den Gerichtsinstanzen der Geschöpfe immer absolut gerecht und sie berücksichtigen alle Faktoren, wie Veranlagung, beschränktes Denkvermögen, Motive der Herzen usw. Die Gerichtsinstanzen dieser Welt können nie absolut gerecht sein, weil sie auch nie alles berücksichtigen können.

Bevor wir uns mit den Funktionen der Gerichte Gottes beschäftigen, möchte ich zuerst noch die möglichen Begriffe im Grundtext etwas näher beleuchten.

Der Begriff Gericht

Im Alten Testament

Im Hebräischen kommen dafür mehrere Wörter in Frage:

  1. Mishpat (+04941) Gericht, Recht (w. Richtigung) > kommt von shaphat (+08199; richten).
  2. Shephet (+08201) Gericht > kommt von shaphat (+08199; richten).
  3. Dijn (+01780) wird oft auch mit Gericht übersetzt. Treffender wäre „Rechtsspruch“ (w. Rechtswalten), denn „dijn“ ist sowohl ein Recht verschaffen, als auch den Schuldigen strafen. Dieses Wort kommt von Adon (+0113), welches meist mit „Herr“ übersetzt wird (Ps 110:1). Jesus ist der gerechte Richter, der Recht verschafft und das Recht wiederherstellt.

Das Grundwort „shaphat“ wird häufig mit „richten“, „verurteilen“ übersetzt. Es beinhaltet aber weit mehr und wörtlich könnte man dieses Wort auch mit „richtigen“ übersetzen. In den Begriffserklärungen der DBR finden wir folgende Aussage:

„Mit „Richtigen“ ist keineswegs nur ein Richten im Sinne von Urteil sprechen (1Mo 16:5) oder verurteilen (1Mo 19:9), sondern ebenso ein Recht verschaffen (Ps 82:3), ein Richtigstellen (bei falscher Beurteilung; Sach 7:9), ein Berichtigen, ja allgemein ein Rechtsprechen (5Mo 16:18) und damit Wiederherstellen des Rechts gemeint. Die passive Form [NiSchPa´Th] wird mit „Richtigkeit bekommen“ (Ps 37:33) übersetzt und bedeutet, dass das Recht einer Person festgestellt wird bzw. sie durch Rechtsprechung die Wiederherstellung ihres Rechtes erlangt. Wörtlich müsste hier mit gerichtigt-sein, -werden übersetzt werden, was jedoch zu missverständlich ist.“

Im Neuen Testament

Im Griechischen kommen ebenfalls dafür mehrere Wörter in Frage:

  1. Krisis (+2920) Gericht > kommt von krino (+2919; urteilen).
  2. Krima (+2917) Urteil > kommt von krino (+2919; urteilen).
  3. Kriterion (2922) Gericht, damit ist eine Gerichtsstätte, bzw. ein Gerichtsgebäude gemeint.

Das Grundwort „krino“ sollte mit „urteilen“ übersetzt werden und wird dazu gebraucht, Dinge zu scheiden, bzw. Handlungsweisen zu unterscheiden. Es beinhaltet „ein Urteil abgeben“ (Mt 7:2), auch urteilen (Lk 7:43) und damit beurteilen (Röm 14:5). Von katakrino verurteilen (wörtlich: heraburteilen) zu unterscheiden, jedoch mit diesem zu einer Wortfamilie gehörend.

Welche Funktionen haben die Gerichte Gottes?

Allein schon aufgrund der Inhalte derjenigen Begriffe, die mit „Gericht“ übersetzt werden, wird ein stückweit deutlich, dass die Gerichte Gottes das Recht wiederherstellen und die Dinge richtigstellen. Heinrich Langenberg schreibt dazu:

Wir dürfen bei der Erklärung des Begriffes Gericht nicht von der Vorstellung der Bestrafung, Vergeltung oder Rache ausgehen, sondern müssen Gericht und Gerechtigkeit Gottes in ihrer heilsgeschichtlichen Bedeutung zu begreifen suchen. Gericht ist Zurechtbringung auf Grund aufgrund der göttlichen Gerechtigkeit nach der göttlichen Rechtsnorm. Und diese ist durchaus positiv, also Durchführung des Rechts zum Zwecke der Heilung. Auch Bestrafung oder Verdammnis ist nicht im absoluten Sinne negativ, sondern stets dem positiven Zweck untergeordnet (1*).

Wenn Gott in ein Gericht durchführt, dann tut Er das immer mit der letztendlichen Absicht der Rettung. Die ganze Bibel ist voll mit solchen Beispielen. Eine nie endende Bestrafung wäre ziellos. Dem allmächtigen Gott, der auch die Liebe in Person ist, ein zielloses Handeln zu unterstellen, ist eigentlich eine Ungeheuerlichkeit!

Gericht, Erbarmen und Glauben

Das Gericht stellt Jesus in einen sehr interessanten Zusammenhang und sagt zu den Schriftgelehrten und Pharisäern:

  • HSN Mt 23:23 - Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, Heuchler! Denn ihr zahlt den Zehnten von Gartenminze, Dill und Kümmel und habt [dabei] das Schwerwiegende des Gesetzes [außer Acht] gelassen: das Recht schaffende Gericht, das liebende Erbarmen und den vertrauenden Glauben. Dieses hätte man tun und jenes nicht lassen sollen. 

Aus dem Kontext dieser Aussage geht deutlich hervor, dass die Heuchler das weniger Wichtige, als sehr wichtig einstuften, währenddem sie das Wichtige herabgestuft haben. Das Schwerwiegende des Gesetzes ist in den Augen Jesu das Recht schaffende Gericht, das liebende Erbarmen und der vertrauende Glaube! Es ist klar: Wenn man innerhalb des Volkes eine leitende und richtende Position innehat, dann muss man genau darauf achten, ein Gericht zu praktizieren, das auch Recht verschafft und da wo Unrecht entstanden ist, musste das Recht wiederhergestellt werden. Das bildet sozusagen auch die Grundlage für die Gerechtigkeit. Die Pharisäer haben sich aber kaum um die Wiederherstellung des Rechts gekümmert. Im Gegenteil; anstatt sich um die Elenden und Witwen zu kümmern, haben sie die Häuser der Witwen verschlungen (Lk 20:47). Aber selbst wenn sie sich um die Wiederherstellung des Rechts gekümmert hätten, so wäre das nur ein Teil der schwerwiegenden Dinge des Gesetzes gewesen. Gott geht es nicht nur um die Gerechtigkeit, sondern auch um die Barmherzigkeit und die Treue, bzw. den vertrauenden Glauben!
Auf den ersten Blick sehen wir hier vielleicht keinen Zusammenhang dieser drei Begriffe. Was hat das Recht schaffende Gericht mit der Barmherzigkeit zu tun und wo besteht hier die Verknüpfung zum Glauben und zur Treue? Man könnte natürlich sagen, dass hier Jesus einfach drei wesentliche Merkmale des Gesetzes aufgezählt hat, aber ich bin davon überzeugt, dass zwischen diesen Dingen ein wichtiger Zusammenhang existiert!
Wer sich gleichzeitig um das Gericht, das Recht verschafft, um die Barmherzigkeit und die Treue bemüht, der kommt früher oder später in ein großes Spannungsfeld, in dem jede ehrliche Seele in eine Zerreißprobe gerät. Solche Zerreißproben sind schwer auszuhalten, führen aber in ganz entscheidende Lernprozesse. Damit sich die Schriftgelehrten diesem Spannungsfeld nicht aussetzen mussten, haben sie die schwerwiegenden Dinge des Gesetzes verdrängt. Es stellt sich aber die Frage, warum hier ein ganz großes Spannungsfeld entsteht?
Sobald ein Unrecht geschieht und sobald das Recht verletzt wird, braucht es eine Wiedergutmachung und eine Wiederherstellung des Rechts. Immer da wo gesündigt wird, wird auch ein Recht verletzt. Entweder wird das Recht Gottes oder das Recht eines Mitmenschen verletzt, wobei zu sagen ist, dass jede Verletzung an Menschen immer auch eine Verletzung Gottes ist. Der Herr solidarisiert sich so sehr mit den Menschen, dass es auch immer Ihn persönlich betrifft, wenn Menschen verletzt werden. Das wird an etlichen Stellen der Bibel deutlich (Spr 14:31 / Mt 25:40 / Apg 9:4). Eine Wiedergutmachung fordert praktisch immer ein Opfer und der natürliche Mensch will möglichst wenig oder gar nichts opfern! Das ist die eine Seite!
Die andere Seite ist die Tatsache, dass ein Richten im Gericht, eine relativ einfache Sache ist, wenn es die anderen betrifft, aber dann ganz schwer wird, wenn es uns selbst betrifft. Paulus schreibt dazu:

  • Röm 2:1 - Deshalb bist du nicht zu entschuldigen, o Mensch, jeder, der da richtet (krino; urteilen); denn worin du den anderen richtest (krino; urteilen), verurteilst (katakrino; verurteilen) du dich selbst; denn du, der du richtest (krino; urteilen), tust dasselbe.

Meine Mitmenschen kann ich sehr leicht verurteilen und richten, aber bei mir selber wird es manchmal ganz schwierig, da ich ein unglaublich großes Verständnis für das eigene Fehlverhalten habe oder es nicht einmal als Fehlverhalten erkenne. Etliche Menschen erkennen das Fehlverhalten nur bei den anderen, weil sie sich dann selbst als Geschädigte wahrnehmen. Solche Menschen sehen alles aus der eigenen Optik und sind daher kaum in der Lage, sich in ihre Mitmenschen hineinzuversetzen. Ihnen fehlt über weite Strecken die Empathie. Fehlende Empathie ist aber brandgefährlich, da man dann, meist nur noch sich selbst sieht und immer mehr zu einem ausgekochten Egoisten wird. Dadurch versündigt man sich auch immer mehr. Wer die Bibel nur ein klein wenig kennt, der weiß auch, dass ein Verbleiben in der Sünde, ein schwerwiegendes Gericht zur Folge haben wird.
Das rechtschaffende Gericht fängt da an, wo wir uns selbst beurteilen. Auch hier macht Paulus eine sehr wichtige Aussage:

  • 1Kor 11:31-32 - Wenn wir uns aber selbst beurteilten (diakrino; unterscheidend urteilen), so würden wir nicht gerichtet (krino; urteilen). 32 Wenn wir aber gerichtet werden (krino; urteilen), so werden wir vom Herrn gezüchtigt (erzogen), damit wir nicht mit der Welt verurteilt werden (katakrino; verurteilen).

Wie aber, kann ich mich selbst beurteilen? Solches ist nur dann in richtiger Weise möglich, wenn ich meine Motive, Gedanken und Taten am Wort Gottes spiegle. Nur wenn ich die Gedanken Gottes, Seine Absichten und Ziele kenne, kann ich auch mein eigenes Denken und Handeln richtig beurteilen. Wenn wir die Reden und das Leben Jesu studieren, dann sehen wir den Sohn Gottes, der vollkommen liebte und von Herzen demütig war! Dadurch erkennen wir auch die eigene Sündhaftigkeit und wir beurteilen uns selbst als verloren! Wir erkennen und beurteilen uns als unfähig, auch nur annähernd den Anforderungen Gottes genügen zu können. Menschen, die sich nur mit ihren Mitmenschen vergleichen und nicht mit dem Herrn Jesus Christus, bleiben mit sich selbst noch so lange zufrieden, wie sie sich selbst als überdurchschnittlich „gut“ empfinden. Wer sich aber mit Jesus vergleicht, erkennt sehr schnell einmal seine eigene Bosheit und verurteilt sich selbst.
Für einen solchen Menschen gibt es nur noch eine Hoffnung. Er kann nur noch auf die Gnade Gottes hoffen, die sich über ihn erbarmt. Wer dann das Evangelium Gottes gehört, gelesen und verstanden hat, der weiß auch, dass diese Hoffnung nicht zuschanden wird. Gott hat uns „schriftlich“ Seine Gnade zugesichert, wenn wir unsere Sünden bekennen und wenn wir uns selbst beurteilen. Als der Zöllner betete, „Gott, sei mir Sünder gnädig!“ (Lk 18:13), hat er sich selbst als Sünder beurteilt und nur noch eine Chance gesehen: „Gott muss mir gnädig sein und sich über mich erbarmen, ansonsten bin ich verloren!“
Infolge dieser Selbstbeurteilung oder dieses Selbstgerichtes, wurde der Zöllner nicht gerichtet (nicht verurteilt), sondern ging gerechtfertigt hinab. Dieses „Selbstgericht“ hat in gerechtfertigt und ihm - in gewisser Weise - Recht verschafft. Jesus redete ja von einem „Recht schaffendem Gericht“, das in Seinen Augen ein schwerwiegender Aspekt des Gesetzes ist.
Wer also das Selbstgericht und die Selbstbeurteilung vollzogen hat und die Gnade Gottes entdecken durfte, der wird automatisch auch barmherzig und voller Erbarmen. Daher behaupte ich, dass jeder unbarmherzige Mensch, weder Gott, noch sich selbst erkannt hat. Weil er das Wesen Gottes noch nicht erkannt hat, hat er auch sich selbst noch nicht richtig beurteilt und deshalb auch noch kaum eine Ahnung von der Gnade und Barmherzigkeit Gottes! Ein Mensch, der die Gnade und Barmherzigkeit Gottes persönlich erfahren durfte, lebt aus der Gnade und er wird auch das Erbarmen praktizieren!
Gemäß Aussage des Apostels Paulus, werden diejenigen, die sich selbst (vom Wort Gottes her) beurteilen, nicht gerichtet! Wohl uns, wenn wir Solches tun! Trotzdem fehlt uns diese Selbstbeurteilung an der einen oder anderen Stelle. Und was geschieht dann? Dann werden wir vom Herrn gerichtet, indem wir in [seine heilsame] Erziehung genommen werden, damit wir nicht mit der Welt verurteilt werden. Wenn der Herr uns also richtet, dann ist das auch Seine wunderbare Gnade, damit wir nicht mit der Welt gerichtet werden! Ich glaube, dass jeder von uns Bereiche im Leben hat, wo der Herr uns richten muss, um uns heilsam zu erziehen. Das geschieht vor allem da, wo wir uns selbst nicht richtig beurteilt haben. Eine fehlende Selbstbeurteilung können wir auch immer da feststellen, wo wir andere verurteilen und uns über sie stellen. Darum lesen wir auch in den Sprüchen:

  • Spr 11:12a - Wer seinen Nächsten verachtet, hat keinen Verstand.

Sich selbst in der göttlichen Wahrheit zu beurteilen und zu richten hält man eigentlich nur dann aus, wenn man eine berechtigte Hoffnung auf die Gnade Gottes haben kann. Und auf die Gnade Gottes kann man nur hoffen, wenn man an das Evangelium Gottes glaubt, indem man den göttlichen Zusagen Vertrauen schenkt. Vielleicht verstehen wir jetzt immer besser, wo der Zusammenhang zwischen Gericht, Erbarmen und Glaube besteht!

Die heilsgeschichtliche Aussage

Diese Aussage zeigt uns aber nicht nur den Zusammenhang zwischen Gericht, Erbarmen und Glaube, sondern sie macht auch eine heilsgeschichtliche Aussage. Wir dürfen hier auch einen heilsgeschichtlichen Ablauf erkennen. Das Gericht bewirkt früher oder später immer einen Zerbruch und eine Demütigung. Wenn Menschen einander demütigen, dann bewirkt das vielfach Hass und Bitterkeit. Wenn aber Gott demütigt, dann bewirkt das kurz-, mittel- oder längerfristig immer echte Demut des Herzens. Wenn Gott durch Gerichte zerbricht, dann bewirkt das letztendlich immer eine Befreiung vom ICH und dadurch auch vom Egoismus. Mit dem Zerbruch und der Demütigung beginnt Gott zuerst einmal bei Seinen Auserwählten. So schrieb schon der Psalmdichter:

  • Ps 119:67 - Ehe ich gedemütigt ward, irrte ich; nun aber halte ich dein Wort.

und in den Sprüchen lesen wir:

  • Spr 16:18 - Wer zu Grunde gehen soll, der wird zuvor stolz; und Hochmut kommt vor dem Fall.

Jeder Mensch neigt von Natur aus zum Hochmut, weil ihm dann dadurch das trügerischer Gefühl eines Mehrwerts vermittelt wird. Durch unsere Fehlerhaftigkeit und durch unser Schuldbeladensein leiden wir bewusst oder unbewusst an einem Minderwertigkeitsgefühl. Dieses Minderwertigkeitsgefühl überdeckt jeder Mensch mit besonderen Leistungen in irgendeinem Bereich oder indem er andere entwertet. Daraus entsteht dann ein Hochmut, der das Minderwertigkeitsgefühl betäubt. Weil aber der Hochmut immer andere Menschen entwertet, hat er im Reich Gottes absolut keinen Platz und muss zerbrochen werden. Dazu benutzt Gott Gericht, Fall und Zerbruch, die alle eine Demütigung darstellen und dann auch früher oder später Demut entstehen lassen.
Der Demütige ist sich bewusst, dass er von der Gnade und Barmherzigkeit Gottes abhängig ist und wenn er nicht mehr auf sich selbst, sondern auf die Gnade Gottes hofft, dann irrt er nicht mehr.
Gericht bewirkt also Zerbruch und Demütigung, die dann letztlich immer wahre Demut zur Folge haben. Dem Demütigen aber gibt Gott Gnade und somit auch Barmherzigkeit. Der Begnadigte wird Gott lieben und wer Gott liebt, lebt dann auch aus einer Vertrauensbeziehung zu Gott, bzw. er lebt dann aus Glauben! Wir sehen hier also den Dreiklang: Gericht, Erbarmen und Glauben!
Wenn Jakobus schreibt, dass die Barmherzigkeit über das Gericht triumphiert (Jak 2:13), dann zeigt das auch die Überlegenheit des Erbarmens über das Gericht. Die Gerichte sind immer Erziehungswege Gottes, die an ein gottwohlgefälliges Ziel führen! Gerichte sind nie ziel- oder zwecklos! Darum schreibt auch Paulus:

  • Röm 11:32-33 - Denn Gott hat alle zusammen in den Ungehorsam eingeschlossen, damit er sich aller erbarmt. 33 Welche Tiefe des Reichtums, sowohl der Weisheit als auch der Erkenntnis Gottes! Wie unerforschlich sind seine Gerichte und unaufspürbar seine Wege!

Barmherzigkeit und nicht Opfer

In seiner Demütigung hat David auch Folgendes erkannt:

  • Ps 51:18 - Denn du hast keine Lust am Schlachtopfer, sonst gäbe ich es; Brandopfer gefällt dir nicht. 19 Die Opfer Gottes sind ein zerbrochener Geist; ein zerbrochenes und zerschlagenes Herz wirst du, Gott, nicht verachten. 

Gott wird das zerbrochene und zerschlagene Herz nicht nur nicht verachten, sondern Er hat Wohlgefallen an ihm! Nicht weil Ihm die Zerschlagung Spaß gemacht hätte, sondern weil Er sich über die daraus entstandene Demut freut. Das sind die wahren Opfer Gottes! Zurzeit Hoseas hatte das Volk Israel das Problem der geistlichen (und fleischlichen) Hurerei. Sie „dienten“ gleichzeitig Jahweh und den Götzen. Sie dachten, sie müssten sowohl Jahweh als auch die Götzen mit ihren Schlachtopfern zufrieden stellen.
In diese Situation ruft Hosea:

  • Hos 6:4-6 - Was soll ich dir tun, Ephraim? Was soll ich dir tun, Juda, da eure Güte wie die Morgenwolke ist und wie der Tau, der früh verschwindet? 5 Darum habe ich durch die Propheten dreingeschlagen, habe sie erschlagen durch die Worte meines Mundes; und mein Recht geht hervor wie das Licht. 6 Denn an Güte habe ich Gefallen, nicht an Schlachtopfern, und an der Erkenntnis Gottes mehr als an Brandopfern. 

Die Güte (hebr. checed) verflog immer sehr schnell. Sobald ein Problem kam und man befürchten musste, zu kurz zu kommen, ließ man die Güte links liegen. Aber dafür gibt es ja die Schlachtopfer mit denen wir die Götter ruhigstellen können. Doch diese Opfer wollte Gott nicht! Er sehnte sich danach, dass im Volk Güte und Recht praktiziert würde, dass man einander mit Vergebung und Barmherzigkeit begegnen würde. Darum sagt Er durch die Propheten, dass Er an der Güte und an der Erkenntnis Gottes gefallen habe. Würde man die Gnade und Barmherzigkeit Gottes erkennen, dann würde man auch die Elenden lieben und die Verlorenen suchen.
Weil Jesus liebt und weil Er barmherzig ist, hat er auch die Sünder, die Kranken und die Elenden gesucht. Darum zitiert Er Hosea und sagte auch:

  • HSN Mt 9:13 - Geht aber hin und lernt, was es bedeutet: 'Ich will Erbarmen und nicht Opfer'. Denn ich bin nicht gekommen, Gerechte zu berufen, sondern Sünder.

Seine Gerichte haben immer das Ziel der Errettung

Dazu einige selbstredende Bibelverse:

  • ELO Ps 36:7 - Deine Gerechtigkeit ist gleich Bergen Gottes, deine Gerichte sind eine große Tiefe; Menschen und Vieh rettest du, Jahweh.
  • Zeph 3:8-9 - Darum wartet auf mich, spricht der HERR, auf den Tag, an dem ich mich aufmache zur Beute! Denn mein Rechtsspruch ist es, die Nationen zu versammeln, die Königreiche zusammenzubringen, um mein Strafgericht über sie auszugießen, die ganze Glut meines Zorns, denn durch das Feuer meines Eifers wird die ganze Erde verzehrt werden. 9 Dann aber werde ich den Völkern andere, reine Lippen geben, damit sie alle den Namen des HERRN anrufen und ihm einmütig dienen.
  • Ps 107:10-16 - Die Bewohner des Dunkels und der Finsternis lagen gefesselt in Elend und Eisen: 11 denn sie waren widerspenstig gewesen gegen die Worte Gottes und hatten verachtet den Rat des Höchsten; 12 und er hatte ihr Herz gebeugt durch Unheil. Sie waren gestürzt, und kein Helfer war da. 13 Da schrien sie zum HERRN um Hilfe in ihrer Not: aus ihren Bedrängnissen rettete er sie. 14 Er führte sie heraus aus Dunkel und Finsternis, er zerriss ihre Fesseln. 15 Sie sollen den HERRN preisen für seine Gnade, für seine Wunder an den Menschenkindern! 16 Denn er hat eherne Türen zerbrochen, und eiserne Riegel hat er zerschlagen.

Anmerkungen

1* Biblische Begriffskonkordanz von Heinrich Langenberg: Siehe unter „Gericht, richten, Richter“


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