Ausspruch über Tyrus und Sidon - Jes 23:1-18

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aus HSA: "Verkündiger von Gericht und Heil nach Jesaja (1-39) Bd.1"

Ausspruch über Tyrus und Sidon - Jes 23:1-18 (Jes 23)

"Die ganze Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Belehrung, zur Überführung, zur Zurechtbringung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit" (2Tim 3:16), also auch dieser zunächst etwas schwer verständliche Text. Wenn der geschichtliche Hintergrund ins Blickfeld tritt, wird die Bedeutung klarer.

Jes 23 beschließt die Reihe der Weissagungen gegen die Völker, die mit Kap. 13 begann. In Ost-West-Richtung fortschreitend, beginnt der erste Zyklus (Jes 13-20) mit Babel und endet mit Ägypten und Äthiopien; der zweite (Jes 21-23) führt von Babel über Edom, Arabien, Jerusalem nach Phönizien, mit dem bedeutenden Handelsplatz Tyrus. "Babel ist die Stadt des Weltreichs, Tyrus die Stadt des Welthandels; jenes der Mittelpunkt der größten Landmacht, dieses der größten Seemacht" (F. Delitzsch). - Das 35 km nördlich von Tyrus gelegene Sidon war zwar älter als Tyrus, wurde aber von diesem an Bedeutung überflügelt. - Nach H. Wildberger scheinen die Strafexpeditionen des assyrischen Herrschers Asarhaddon (681-669), der sich rühmte, alle Könige bis nach Tartessus in Südspanien in seine Gewalt gebracht zu haben, den zeitgeschichtlichen Hintergrund von Jes 23:1-14 zu bilden.

Die von Phönizien aus nach Tartessus fahrenden Schiffe werden zum Wehklagen aufgefordert, weil sie bei ihrer Rückkehr die Heimatstadt Tyrus zerstört vorfinden werden (V. 1). Vor dem Auge des Propheten Jesaja tauchen aber in V. 13 nicht die Assyrer, sondern die Chaldäer - d.h. die Babylonier - als die Eroberer von Tyrus auf (vgl. Jes 39:5-7). Nebukadnezar hat Tyrus von 585-573 belagert und auch von der See her durch eine Flotte blockiert (E. König). (Diese Chaldäer waren ein babylonischer Stamm, der südlich von den eigentlichen Babyloniern am Meer wohnte. Sie waren die Begründer des neubabylonischen Reiches. Der 625 zur Herrschaft gekommene Nabopalassar vereinigte Babylonien und Chaldäa miteineinader).

Jesaja schaut also hinter dem assyrischen bereits das chaldäische Weltreich. Babel ist die Fortsetzung Assurs als Völker bedrohende Weltmacht. Zwar waren die Chaldäer eine Zeitlang durch Assyrien unterworfen und zur politischen Untätigkeit (d.h. Nichtexistenz) gebracht worden (vgl. V. 13: das Volk, das nicht da war), sie traten dann aber umso mächtiger unter Nebukadnezar hervor. Hinter all dem steht ein unabänderlicher Beschluss Jahwes, dem aller Hochmut - bei wem auch immer - ein Gräuel ist (V. 9).

Tartessus wird von der von Tyrus ausgeübten Herrschaft, diesem "einengenden Gürtel", befreit werden (V. 10), Tyrus und Sidon gedemütigt werden.

Die Verse 15-18 stellen allerdings eine Wiederherstellung des Handels von Tyrus in Aussicht. Nach 70 Jahren chaldäischer Herrschaft (vgl. Jer 25:11-12) kam Tyrus wieder empor, wenn auch nicht als politische Größe. Ähnlich wie in Offb 17:2 - Offb 18:3 wird das Streben nach Gewinn und Prunk und Reichtum - oft genug ohne Moral und Seriosität betrieben - als "Hurerei mit allen Königreichen der Erde" dargestellt. Jahwe erlaubt es, dass die Schätze, die Tyrus erwirbt, "denen, die vor Jahwe wohnen" - damit sind wohl vor allem die dem Heiligtum dienenden Priester gemeint - zugute kommen (V. 18).

So bestimmt der Ewigseiende das Auf und Ab im Völkerleben im politischen, militärischen und wirtschaftlichen Bereich und lässt alles seinen Plänen dienen (was meist erst im Nachhinein erkennbar ist). Den Gesamtplan Jahwes mit den Weltreichen - von Nebukadnezar an bis in die römische Zeit und die Endzeit hinein - zeigt die Prophetie von Dan 2.


Siehe auch:
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📕 Ausspruch über Tyrus und Sidon - Jes 23:1-18 (H. Schumacher)