Was bedeutet "ewig" und "Ewigkeit?"

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Auszüge aus dem Buch: "Das feste prophetische Wort" von Pastor A. Fünning
erschienen 1947 im Christlichen Allianzverlag, Fellbach

Inhaltsübersicht
Kapitel vorher:
38. Nach den 1000 Jahren

39.Was bedeutet "ewig" und "Ewigkeit?"

Von klein auf sind wir in Kirche, Schule, Zuhause, im Kirchenlied und in christlichen Schriften gelehrt worden, dass "ewig" und "Ewigkeit" etwas ist, das weder Anfang noch Ende hat, also bleibend, endlos ist. So sind Millionen gelehrt worden bis auf den heutigen Tag. Erforscht man aber die Schrift etwas gründlicher, dann macht man, wie in manchen andern Lehren, so auch bezüglich der Lehre "ewig" und "Ewigkeit" überraschende, ganz andere Entdeckungen. Allerdings ist zum tieferen Studium der heiligen Schrift die Kenntnis der Grundtextsprachen des Alten und Neuen Testaments unbedingt erforderlich. Es ist bedauerlich, dass in vielen Seminaren und Bibelschulen die Grundtextsprachen nicht mehr gelehrt werden. Gewiss, um selig zu werden, sind manche Übersetzungen, ja eine einzige ausreichend, doch zur exakten, tiefgründigen Erforschung der heiligen Schrift ist die Kenntnis der Grundtextspachen unbedingt nötig. Leider wird heute von den allermeisten, auch von gläubigen Christen, keine gründliche, exakte Schrifterklärung mehr verlangt; wenn alles nur einigermaßen kirchlich ist, das genügt vollständig. (Auch ein Zeichen der Zeit!) Deshalb ist es erstaunlich, wie bei der herschenden Oberflächlichkeit der Auslegung der heiligen Schrift so viele Irrtümer auf und unter der Kanzel und in den Schriften gelehrt werden. (Es ist ein Unterschied zwischen Irrlehren und Irrtümern.) Irrlehren werden von solchen gelehrt, die einige, oder alle Grundwahrheiten der Schrift, wie sie hauptsächlich im apostolichen Glaubensbekenntnis zusammengefasst sind, leugnen. Die will ich hier nicht aufzählen, sonst würde vielleicht mancher Leser erschrecken. Irrtümer dagegen werden von solchen gelehrt, die noch zu den Grundwahrheiten der Schrift stehen, aber diese dennoch, wegen mangelhafter Schriftkenntnis, falsch lehren. Einige Beispiele:

  1. Nicht dass ich es ergriffen habe.... Da seht ihr es ja, Paulus selbst war noch nicht ganz bekehrt.
  2. Der Sauerteig ist das Evangelium.
  3. Der Schatz im Acker und die Perle sind Jesus, deswegen der Kaufmann (Mensch) alles verkaufen muss, um Schatz und Perle zu gewinnen.
  4. Die Sünde wider den heiligen Geist kann nie vergeben werden.
  5. Dem Himmelreich Gewalt antun - in der Bekehrung.
  6. Dem Juden zuerst und dann dem Heiden lehrt die Schrift. Doch viele lehren uns Heiden alles und den Juden gar nichts.
  7. Wir Christen sind das geistige Israel.
  8. Die Gemeinde muss durch die große Trübsal gehen und auf den Antichrist warten.
  9. Das Sonnenweib, Offb 12. ist - die Gemeinde, die Jungfrau Maria, Mrs. Eddy usw., nur nicht Israel.
  10. Die alttestamentlichen Weissagungen gehören der Kirche.
  11. Die Kirche ist das Himmelreich.
  12. Weltgericht - Allgemeine Totenauferstehung - Weder Name noch Tatsache steht in der Bibel.
  13. Die Kindertaufe ist die Wiedergeburt.
  14. Durchs Abendmahl empfängt man Vergebung der Sünden.
  15. Der Bergungsort für die Gemeinde ist entweder in Südrussland oder in Südamerika, usw.
  16. Die große Schar, Offb 7., ist die Gemeinde aller Jahrhunderte.
  17. Der Teufel ist schon aus dem Himmel geworfen.
  18. Die Weissagungen bezüglich Israels Sammlung haben sich alle bei der Rückkehr der Juden aus Babel erfüllt.
  19. Das Erscheinungsfest ist das Fest der Gründung der christlichen Kirche.
  20. Pfingsten ist das Fest der Menschwerdung des heiligen Geistes.
  21. Hes 47. hat sich schon erfüllt, die dort erwähnten Wasser fließen heute aus der Kirche.
  22. Mi 4:1ff. ist die christliche Kirche.
  23. Das Gebet ist ein Sakrament.
  24. Jesus hat das ewige Leben entdeckt.
  25. Das Öl, Mt 25. ist die Kenntnis des prophetischen Wortes, usw.

Das ist ein Strauß übelriechender Blumen; Irrtümer, die heute ungeniert in der christlichen Kirche gelehrt werden. Ich könnte noch viel mehr aufzählen, doch diese Auswahl möge genügen. Eine Warnung: aus Irrtümern gehen sehr oft Irrlehren hervor. Und diese (Irrlehren) sind die Bahnbrecher für den Antichristen. Ich habe mich oft gefragt, warum unsere Lehrer in den Bibelschulen diese und andere Irrtümer nicht korrigieren? Es ist doch ihre heilige Aufgabe, den theologischen Nachwuchs der Kirche gesund zu belehren. Mit Leichtigkeit könnte man obige angeführten und andere Irrtümer beseitigen, wenn man nur etwas tiefer in der Schrift, auch im prophetischen Wort, graben würde. Allerdings gehört dazu die Kenntnis der Grundtextsprachen und eine große Liebe zum tieferen Erforschen des herrlichen Wortes Gottes. Wem das Letztere fehlt, dem nützen schließlich die Grundtextsprachen auch nichts. Dem ergeht es vielleicht wie jenem Professor, der behauptet, er könne die Bibel in sieben Sprachen lesen, aber er könne das Blut in der Bibel nicht finden. Armer blinder Mann! -

Zu diesen Irrtümern, die heute noch gelehrt werden, gehört auch das Wort "ewig" und "Ewigkeit". Um hier absolut Wahrheit und Irrtum zu unterscheiden, müssen wir unbedingt auf die Grunddtextsprachen der heiligen Schrift zurückgehen. Auf keine der heutigen Übersetzungen können wir uns in dieser so wichtigen Angelegenheit voll und ganz verlassen; sie lassen uns mehr oder weniger alle im Stich. Das Wort, das Luther vorwiegend mit "ewig" und "Ewigkeit" übersetzt hat, heißt im Hebräischen "olam", und griechisch "aion". Das hebräische Wort "olam" kommt im Alten Testament 373 mal und das griechische Wort "aion" kommt im Neuen Testament 168 mal vor; also beide Ausdrücke kommen zusammen 541 mal in der Schrift vor. In unserer Untersuchung finden wir nun zu unserer Überraschung, dass die Ausdrücke "ewig" und "Ewigkeit" in unseren Übersetzungen für Dinge und Zustände gebraucht werden, die in der Schrift und Erfahrung gar nicht endlos sind, sondern einen Anfang und ein Ende haben.

Im Alten Testament

  1. 2Mo 12:14.17.24: Das Passah sollt Israel und seine Nachkommen feiern "auf ewig".
  2. 2Mo 29:9: und 2Mo 40:15: Aaron und seine Nachkommen sollen Priester sein "auf ewig".
  3. 2Mo 31:16: Den Sabbat soll Israel halten "zum ewigen Bunde"
  4. 3Mo 3:17: Das Dankopfer soll eine "ewige Sitte" sein.
  5. 3Mo 6:6: "Ewig soll das Feuer auf dem Altar brennen."
  6. 3Mo 7:34.36 und 3Mo 10:15: Die Brust des Schwingopfers und die Schulter des Hebopfers sollen Aaron und seine Söhne "ewig" bekommen.
  7. 3Mo 10:9: Aaron und seine Söhne sollten keinen Wein trinken "auf ewig".
  8. 3Mo 16:31.34: Der Versöhnungstag.... "eine ewige Ordnung"
  9. 3Mo 23:14.21.31.41: Die verschiedenen Feste zu feiern soll in Israel "eine ewige Tradition sein"
  10. 3Mo 24:9: Den dem Herr dargebrachten Kuchen erhielten Aaron und seine Söhne "in ewiger Ordnung".

Weiter: 3Mo 25:32; 3Mo 25:34; 4Mo 10:8; 4Mo 15:15; 4Mo 18:8.11.19; 4Mo 18:23; 4Mo 19:10.21; 4Mo 25:13; 1Sam 1:22; 1Sam 2:30; 1Kö 8:13; 1Kö 9:3; 1Chr 15:2; 1Chr 23:13; 1Chr 29:18; 2Chr 2:4; 2Chr 30:8; Hes 46:14.

Aus diesen 46 Stellen kann jeder einfache Bibelleser, auch ohne Kenntnis der Grundtextsprachen und ohne jegliche Gelehrsamkeit, sofort erkennen, dass obige Vorgänge und Einrichtungen alle einen Anfang und ein Ende hatten; also, das uns beigebrachte Wort "ewig" habe weder Anfang noch Ende und sei endlos, stimmt absolut nicht mit der Schrift überein. Die meisten erwähnten "ewigen" Einrichtungen waren nur für eine gewisse Periode bestimmt. Sie waren ja nur der Schatten von Christus und sind nun schon seit fast 2000 Jahren weggetan, folglich waren sie nicht endlos. Wir wollen noch weitere Beispiele anführen. In 5Mo 28. lesen wir von "ewigen" Flüchen, die Israel treffen werden. Nun, diese Flüche hat Israel in den verflossenen fast 2000 Jahren reichlich erfahren, bis auf den heutigen Tag. Doch es steht geschrieben: Sach 8:13: "Und es soll geschehen, wie ihr vom Hause Juda und Israel ein Fluch gewesen seid unter den Heiden, so will ich euch erlösen, dass ihr ein Segen sein sollt". Also dies "ewigen" Flüche werden eines Tages zu Ende sein; sie hatten einen Anfang und werden auch ein Ende haben, sie sind nicht endlos.

Ferner lesen wir in Jos 4:7 von einem "ewigen" Steindenkmal; dann Jos 8:28 von "ewigen Schutthügeln", in Jes 32:14 von "ewigen" Höhlen. Dann 5Mo 13:16; Jer 25:9.12, Jer 49:13.33; Jer 51:26.62; Hes 35:9 und Zeph 2:9 von "ewigen Wüsten". Doch jeder Bibelleser weiß, dass geschrieben steht in Jes 35:1: "Aber die Wüste und Einöde wird sich freuen, und das dürre Land wird fröhlich sein und blühen wie die Lilien." Das ist nur eine von vielen ähnlichen Weissagungen. Ja, diese soeben angeführte Weissagung geht heute schon teilweise in Erfüllung. Also diese "ewigen Wüsten" hatten einen Anfang und werden ein Ende haben, sie sind also nicht "ewig" in dem uns beigebrachten Sinn. Weiter lesen wir in 5Mo 15:17 von "ewiger Knechtschaft", Jer 51:39.57 vom "ewigen" Schlaf, Jer 20:17 von "ewiger Gefangenschaft", dann Jon 2:7 von "ewigem" Versiegeltsein in der Tiefe des Meeres. Diese "Ewigkeit" für Jona dauerte nicht ganz drei Tage. Der Bund der Freundschaft zwischen David und Jonathan soll "ewiglich" gelten, 1Sam 20:15.23.42. Der Aussatz Naemanns, der dem Gehasi "ewiglich" anhaften sollte, ist längst verschwunden 2Kö 5:27. Jeremia redet in Jer 5:15 von "ewigen" Schranken des Meeres, während uns Offb 21:1 (vgl. 2Petr 3:7.10.12) deutlich belehrt, dass es auf der neuen Erde überhaupt kein Meer mehr geben wird. Wo bleiben da die "ewigen" Schranken? Nein, auch das Meer hatte einen Anfang und wird auch wieder ein Ende haben. Ps 49:12 und Pred 12:5 nennen das Grab des Verstorbenen: "ewiges Haus", während die Schrift die Auferweckung aller Verstorbenen, der gerechten und der ungerechten lehrt (Apg 24:15; 1Kor 15:22). Wir könnten fortfahren zu zeigen, wie die Schrift den heutigen Begriff von "ewig", als etwas, das weder Anfang noch Ende hat, von Einrichtungen und Zuständen gar nicht kennt. Ja, das gerade Gegenteil lehrt die Schrift, wie wir schon gesehen haben und noch weiter sehen werden.

Ferner haben die Übersetzer das hebräische "olam" = ewig, manchmal mit anderen Wörtern umschrieben. Es würde zu weit führen, hier die verschiedenen Umschreibungen mancher Übersetzer anzuführen, ich will jedoch nur einige von Luther erwähnen: 1Mo 49:26 übersetzt Luther: "nach Wunsch der Hohen in der Welt", statt: "bis zur Grenze der ewigen Hügel oder Berge." 5Mo 33:15 statt "ewige Hügel" steht "von den Hügeln für und für." Und Ps 24:7.9 statt "ewige Pforten" steht: "Türen der Welt" Doch genug davon. Dass "olam" = "ewig" in all diesen Stellen mit endloser Dauer nichts zu tun hat, das erkennt jeder einfache Bibelleser.

Im Neuen Testament

Das gleiche ist im Neuen Testament der Fall, wo immer die Schrift von kreatürlichen Zuständen und Verhältnissen spricht. Das griechische Wort "aion" oder "aionios" entspricht dem hebräischen Wort "olam" im Alten Testament. Dieses Wort "aion" heißt auf deutsch: "Zeitperiode oder Zeitalter. Luther hat es in den meisten Fällen mit "ewig" oder "Ewigkeit" übersetzt, woraufhin uns und vielen Millionen anderen von klein an beigebracht wurde, dass "Ewigkeit" keinen Anfang und kein Ende hat, also endlos ist, wie wir soeben gesehen haben, durchaus nicht immer mit der Schrift übereinstimmt. Doch nicht immer hat Luther "aion" mit "ewig" oder "Ewigkeit" übersetzt. Bitte alle folgenden Stellen nachschlagen, wo im Grundtext das Wort "aion" steht: Mt 12:32 (zweimal)); Mt 13:22.39.40.49; Mt 24:3; Mt 28:20; Mk 4:19; Lk 1:70; Lk 16:8; Lk 20:34; Joh 9:32; Apg 3:21; Apg 15:19; Röm 12:2; Röm 16:25; 1Kor 1:20; 1Kor 2:6 (zweimal).7-8; 1Kor 3:18; 1Kor 8:13; 1Kor 10:11; 2Kor 4:4; Gal 1:4; Eph 1:21; Eph 2:2; Eph 3:9.11; Kol 1:26; 1Tim 6:17; 2Tim 1:9; 2Tim 4:10; Tit 1:2; Tit 2:12; Phim 1:15; Hebr 1:2; Hebr 9:26; Hebr 11:3. In allen diesen 41 Stellen hat Luther leider 37 mal das griechische Wort "aion" mit "Welt" übersetzt, was bis auf den heutigen Tag viel Verwirrung angerichtet hat.

An anderen Stellen hat er für "aion" wieder andere Wörter gesetzt, z.B. "vonzeiten" , Lk 1:70 "nimmermehr", 1Kor 8:13: und "ewig"; Phim 1:15. Hätte Luther konsequent überall "Ewigkeit" gesetzt, wie an vielen Stellen, so würde z.B. Mt 12:32 lauten: weder in dieser Ewigkeit noch in jener, oder Lk 16:8: die Kinder dieser Ewigkeit sind klüger..., oder Röm 12:2: stellt euch nicht dieser Ewigkeit gleich..., oder Gal 1:4: errettet aus dieser gegenwärtigen argen Ewigkeit, oder 2Tim 4:10: Demas hat diese Ewigkeit lieb gewonnen. Die meisten dieser Stellen wissen nichts davon, dass dieses Wort "aion" = Zeitalter, die Bedeutung von endlos hat, also etwas ist, das weder Anfang noch Ende hat. Zu den vielen Beispielen aus dem Alten Testament will ich wenigstens einige aus dem Neuen Testament anführen, die uns sehr klar zeigen, dass nach der Schrift "aion" = Zeitalter (Luther: Ewigkeit) in den meisten Fällen eine bestimmte abgegrenzte Zeitperiode bezeichnet, die einen Anfang und ein Ende hat. Wir lesen in Mt 12:32: "Wer aber redet wider den heiligen Geist, dem wird's nicht vergeben, weder in diesem noch in jenem 'äion' = Zeitalter. Da spricht der Herr ganz deutlich von mindestens zwei Zeitaltern (Ewigkeiten), das eine folgt auf das andere. Ebenfalls Lk 20:35: "welche aber würdig sein werden, jenes Zeitalter zu erlangen...." auch hier spricht der Herr von mindestens zwei Zeitaltern, das eine folgt auf das andere, und jedes Zeitalter ist eine bestimmte Zeitperiode, die einen Anfang und ein Ende hat. Eph 1:21 lesen wir "über alle Fürstentümer, Gewalt, Macht, Herrschaft und alles, was genannt werden mag, nicht allein in diesem Zeitalter, sondern auch in den zukünftigen." So könnten wir fortfahren, aus der Schrift zu zeigen, wie 'aion' = Zeitalter (Luther: Ewigkeit) in den allermeisten Fällen eine bestimmte abgegrenzte Zeitperiode ist, die immer einen Anfang und ein Ende hat. Sogar in Verbindung mit Königreich und Priestertum des Gesalbten Gottes, Jesus Christus werden die Wörter 'olam, aion' und 'aionios' gebraucht. An folgenden 44 Stellen der Schrift ist die Rede von dem "ewigen" Königreich des Gesalbten Gottes und davon, dass er Priester sei "in die Ewigkeiten" (so genau) nach der Ordnung Melchisedeks.

König und Priester auf "ewig"

1. Von seinem ewigen Königtum handeln:
2Sam 7:13.16.5.26.29; 1Kö 9:5; 1Chr 17:12.14.23.24.27, 1Chr 28:4.7; 2Chr 13:5; Ps 10:16; Ps 18:51; Ps 29:10; Ps 45:7: Ps 72:17; Ps 89:5.29.37.38; Ps 145:13: Ps 146:10; Jes 9:7(6); Jer 10:10; Kla 5:19; Hes 37:25; Mi 4:7; Lk 1:33; 1Tim 1:17; Hebr 1:8; 1Petr 4:11; 2Petr 1:11 (37 Stellen).

2. Von seinem "ewigen" Priestertum reden die folgenden Stellen: Ps 110:4 (hier ist olam in der Mehrzahl = Zeitalter oder Ewigkeiten), Hebr 5:6; Hebr 6:20; Hebr 7:17.21.24.28 (7 Stellen) Erschrick nicht lieber Leser, dass auch das "ewige" Regiment des Sohnes Gottes und sein "ewiges" Priestertum eines Tages aufhören, denn gerade das lehrt die heilige Schrift. Lies 1Kor 15:24-28. Dort belehrt uns der Apostel wie folgt: "danach das Ende, wenn er (Christus) das Königreich dem Gott und Vater überantworten wird, wenn er aufgehoben haben wird alle Herrschaft und alle Obrigkeit und Gewalt.... Wenn aber alles ihm untertan sein wird, alsdann wird auch der Sohn selbst untertan sein (besser: sich unterwerfen) dem, der ihm alles unterworfen hat, auf dass Gott sei alles in allen."

Aus diesen Worten geht deutlich hervor:
1. Dass die Schrift klar unterscheidet zwischen einem königlichen Regiment des Sohnes, und einer darauf folgenden Universalverwaltung des Vaters.

2. Das königliche Regiment des Sohnes ist das vom Vater verordnete Mittel zu völligen Unterwerfung des ganzen Alls, wie geschrieben steht: "Er muss aber herrschen, bis dass er alle seine Feinde unter eine Füße gelegt hat."

3. Es unterliegt keinem Zweifel, dass es dem Sohn vollständig gelingen wird, jeden Widerstand zu besiegen und sich das ganze All völlig zu unterwerfen. Er wird unfehltbar jede Gewalt, Macht und Herrschaft abtun also, dass tatsächlich das ganze Alle unter einem Haupt, Christus, wieder zusammengebracht wird, durch ihn selbst (Kol 1:20; Eph 1:21.22; Phil 2:9-11).

4. Nachdem dann der Sohn durch sein vollkommenes Walten die völlige Harmonie im All wieder hergestellt hat, und dadurch jede weitere Notwendigkeit für das Bestehen von Herrschaften und Gewalten beseitigt ist, wird er selbst dann sein Regiment in die Hände dessen zurückgeben, der es ihm zur Durchführung in den verflossenen Ewigkeiten übertragen hat. Der Sohn tritt ab, nicht weil es ihm misslang, sondern weil nun im ganzen All, in der sichtbaren und unsichtbaren Welt, keine Feindschaft mehr zu besiegen, kein Widerstand mehr aufzuheben, kein Schaden und Weh mehr zu heilen, und auch der letzte Feind, der Tod verschlungen ist in den Sieg. Damit hat das "ewige", d.h. das für die genau abgegrenzten und wohl geordneten Zeitalter bestimmte Reich des Gesalbten sein Ziel, seine Vollendung, sein Ende erreicht. "Gott ist alles in allen geworden." Damit ist auf Grund der Schrift klar bewiesen, dass auch das herrliche, großartige, seit Jahrtausenden verheißene und ersehnte, und durch viele Äonen herrschende, herrliche Regiment des Sohnes und auch seine priesterlichen, fürbittenden, versöhnenden Funktionen als Hohepriester für die Äonen (Ewigkeiten), Ps 110:4 eines Tages zum Abschluss kommen werden. Dann gibt es im ganzen gewaltigen All nichts mehr zu versöhnen und zurechtzubringen, der Sohn hat seine Aufgabe erfüllt und beendet. Gott ist nun alles in allen.

Von "Ewigkeit" zu Ewigkeit"

Eine weitere Überraschung wird uns zuteil, wenn wir wahrnehmen, dass die Schrift eine Mehrheit von Äonen oder Ewigkeiten kennt. Schon dem einfachen Bibelleser, der nur die Lutherbibel hat, wird sicher aufgefallen sein, dass es in der Schrift oft heißt: von Ewigkeit zu Ewigkeit. Wenn Ewigkeit wirklich das ist, was uns gelehrt worden ist, nämlich eine Dauer, die weder Anfang noch Ende hat, dann gibt es selbstverständlich doch nur eine Ewigkeit. Von mehreren Ewigkeiten zu reden wäre dann eine Torheit, ja eine Unwahrheit. Aber gerade davon, nämlich von mehreren, ja von vielen Äonen, bzw. Ewigkeiten redet die Schrift.
1. Im Alten Testament kommt das Wort "olam" 11 mal in der Mehrheitsform '(olamim)' vor; nämlich 1Kö 8:13; 2Chr 6:2; Ps 61:5; Ps 77:6.8; Ps 145:13; Jes 26:4; Jes 45:17 (2 mal) und Dan 9:24.
2. Im Neuen Testament erscheint die Mehrheitsform von "aion" noch viel häufiger und in größerer Mannigfaltigkeit der Verbindungen. So lautet es z.B. 7 mal einfach "eis tous aionas" in die Äonen (Ewigkeiten), nämlich Lk 1:33; Röm 1:25; Röm 9:5; Röm 11:36; Röm 16:27; 2Kor 11:31; Hebr 13:8. Der Doppelausdruck "eis tous aionas ton aionon" = in die Äonen der Äonen (Ewigkeiten der Ewigkeiten) einmal ohne Artikel, kommt nicht weniger als 20 mal vor; nämlich Gal 1:5; Phil 4:20; 1Tim 1:17; 2Tim 4:18; 1Petr 4:11; 1Petr 5:11; Offb 1:6.18; Offb 4:9.10; Offb 5:13; Offb 7:12; Offb 10:6; Offb 11:15; Offb 14:11; Offb 15:7; Offb 19:3; Offb 20:10; Offb 22:5.
Daneben erscheint in Jud 1:25 noch die bemerkenswerte Verbindung "pantas tous aionas" = alle oder sämtliche Äonen, bzw. Zeitalter, Ewigkeiten. - Ferner redet Paulus 3 mal von "chronon aionion" = Zeiten der Äonen (2Tim 1:9; Tit 1:2 und Röm 16:25). also auf Grund dieser 40 Schriftstellen ist die herkömmliche Vorstellung, dass es nur eine Ewigkeit gäbe, und dies sei von unbegrenzter Dauer, d.h. ohne Anfang und ohne Ende, eine Unwahrheit.

Vor den Äonen

Ferner gebraucht die Schrift den Ausdruck: "vor den Äonen (Ewigkeiten). Zuerst sei bemerkt, dass Hebr 1:2 geschrieben steht: "durch welchen (Sohn) er auch die Äonen (Ewigkeiten) gemacht hat, und Hebr 11:3 heißt es:

"Durch Glauben erkennen wir, dass die Äonen (wieder Mehrheitsform) durch Gottes Wort bereitet sind."

Also Gott, der Herr, hat durch den Sohn die Äonen geschaffen; diese sind also Schöpfungen Gottes, somit muss es eine Zeit gegeben haben, da es keine Äonen gab. Nun, genau das lehrt die Schrift. 2Tim 1:9 und Tit 1:2 finden wir den bezeichnenden Ausdruck pro chronon aionion, d.h. vor Zeiten der Äonen (Ewigkeiten). Diese verborgene Weisheit ist der eigentliche Urgrund, das Fundament, aus und auf welchem Gott seinen großartigen Plan der Zeitalter oder Ewigkeiten, die er durch den Sohn und für den Sohn (Hebr 1:2; Hebr 11:3 und Kol 1:16) aufgebaut hat. Das deckt sich auch mit jener Aussage der göttlichen Weisheit selbst, Spr 8:28: "Ich war eingesetzt von Ewigkeit her, von Anbeginn, vor den Uranfängen der Erde." Hierher gehört auch die in Jud 1:25 vorkommende Bezeichnung "pro pantas aionos" = vor jedem Äon (Ewigkeit)

Nach den Äonen

Aber die Schrift kennt auch Zeiten nach den Äonen (Ewigkeiten) Der heilige Geist blickt in der Schrift zurück: vor den Ewigkeiten, aber auch vorwärts: nach den Ewigkeiten, oder über die Ewigkeiten hinaus. Im Wort Gottes kommen Ausdrücke vor, deren Bildung offenbar auf die Vorstellung zurückzuführen sind, dass es jenseits einer, mehrerer oder aller Ewigkeiten (Äonen) wohl noch eine fernere Dauer gibt. So kommt schon im Alten Testament nicht weniger als 13 mal eine Wortverbindung vor, die das deutlich sagt. Dieselbe lautet: "olam wa ed". Sie findet sich in Ps 9:6; Ps 10:16; Ps 21:5; Ps 45:7.18; Ps 52:10; Ps 104:5; Ps 119:44; Ps 145:1.2.21; Dan 12:3; Mi 4:5. Da haben wir also das uns so bekannte und geläufige Wort "olam" = Äon oder Ewigkeit, noch verstärkt durch den Zusatz "wa ed". Dasselbe ist aus dem Bindwort wa, das "und" bedeutet, und dem Hauptwort ed oder ad gebildet, welches "Dauer" bedeutet und in dieser Bedeutung sehr häufig vorkommt; auch öfters mit olam gleichbedeutend gebraucht, und wie hier mit demselben verbunden.

Ist Gott begrenzt?

Doch nun liegt schon lange die Frage auf den Lippen vieler: Wie verhält es sich dann mit "ewig", wenn dasselbe von Gott, vom Sohn und vom ewigen Leben ausgesagt ist? Nun, die wollen wir zum Schluss beantworten. Deshalb betrachteten wir noch den Gebrauch von "olam", "aion" und "aionios" in Verbindung mit dem Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des ewigen Lebens. Mit Recht wird gefragt: Ist das ewige Leben auch begrenzt, d.h. wird das eines Tages aufhören? Der Satz des Augustinus: "Ist das eine begrenzt, d.h. dass es eines Tages aufhören wird, dann ist es auch das andere, nämlich das ewige Leben und das Wesen Gottes und umgekehrt." Dieser Satz ist falsch; es ist ein Trugschluss, denn das Endlose gehört zum endlosen Wesen Gottes, der weder Anfang noch Ende des Lebens hat. Das Wort "ewig" hat eben in der Schrift eine doppelte Bedeutung. An vielen Stellen bedeutet "ewig" einen kürzeren oder längeren Zeitabschnitt mit ungenauem Anfang und Ende, so wenn Paulus von "ewigen Zeiten" redet, Röm 16:25, 2Tim 1:9; Tit 1:2. Das sind Zeitabschnitte mit Anfang und Ende. Dasselbe gilt von "ewig" wo es in Verbindung mit gewissen Ordnungen und Einrichtungen wie wir in vielen Stellen des Alten und Neuen Testaments gesehen haben, wo z.B. die Rede von "ewigen" Opfern; "ewigen" Gebräuchen, "ewigen" Satzungen, "ewigen" Toren, vom "ewigen" Opferfeuer usw., die alle längst vergangen sind, auch das "ewige" Opferfeuer ist längst erloschen. Da erkennt jedermann mit Leichtigkeit, dass bei all diesen Stellen "ewig" ein begrenzter Zeitabschnitt ist, der einen Anfang hatte und - wie wir gesehen haben - längst ein Ende gefunden hat. Das ist die Bedeutung. -

Gibt es eine ewige Verdammnis?

Wird aber in der Schrift "ewig" als Attribut (beigelegte Eigenschaft) Gottes gebraucht, dann ist die Bedeutung von "ewig" eine absolute, d.h. die weder Anfang noch Ende haben wird. Ferner, wenn "ewig" die Eigenschaft einer Sache bezeichnet, welche wohl einen Anfang hat, aber ewig, d.h. ohne Ende besteht, weil sie in Gott ihren Bestand hat und an Gottes Wesen teilnimmt. So redet die Schrift von einer "ewigen" Errettung (Hebr 5:9), von einer "ewigen" Erlösung (Hebr 9:12), einer "ewigen" Herrlichkeit (2Kor 4:17), "ewigen" Freude (Jes 35:10), von einem "ewigen Erbe (Hebr 9:15), und vom "ewigen" Leben (Joh 10:28). Ja, bei manchen Bibelstellen finden wir diese doppelte Bedeutung in einem einzigen Vers, wie z.B. Mt 25:46: "Und sie werden in die ewige Pein gehen, aber die Gerechten in das ewige Leben" Die Gerechten werden eingehen in das ewige Leben, das endlos ist, wie Gott und aus Gott fließt, und in der innigsten Gemeinschaft mit ihm besteht; die Ungerechten aber werden in die "ewige" Pein gehen. Pein (griechisch: kolasis = Züchtigung, Strafe), die so lange währt, bis sie Buße getan haben, und sich durch Christi Gnade zu Gott umgekehrt sind, und so ebenfalls des ewigen Lebens teilhaftig werden (Lk 12:47.48; Mt 5:26). Diese "ewige" Pein oder Züchtigung hat also einen bestimmten Anfang und wird ein bestimmtes Ende haben. Daher spricht auch die Schrift, soviel ich weiß, nie von einer "ewigen" Verdammnis, im Sinne von endlos. Warum nicht? Nun, sehr einfach, weil es so etwas gar nicht gibt. Ähnlich wie mit der "ewigen" Pein bzw. Züchtigung verhält sich's auch mit dem "ewigen" Feuer Mt 25:41), mit dem "ewigen" Verderben (2Thes 1:9) usw.. Sie alle sind nicht endlos, sondern alle haben einen Anfang und werden auch ein Ende haben. -

Doch um Kindern Gottes jegliche Furcht bezüglich des ewigen Lebens zu nehmen, sei nur an zwei köstliche Aussprüche des heiligen Geistes erinnert.. Das eine finden wir 1Thes 4:17c und heißt: "wir (die Kinder Gottes) werden also bei dem Herrn sein allezeit"; und das andere 1Kor 15:28: "Gott wird sein alles in allen!" Das soll uns für immer genügen und für immer beglücken. -

Lies weiter:
40. Gottes Plan in den Zeitaltern