Verlorenheit und Verderbnis

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Die Gerichte
- Bedeutung und Funktion der Gerichte Gottes (D. Muhl)
- Das Gericht beginnt am Haus Gottes (D. Muhl)
- Fehlende Buße, Verlorenheit und andere Unmöglichkeiten (D. Muhl)
- Verlorenheit und Verderbnis (D. Muhl)
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- Das Feuer, die Leidenschaft und Stärke der Liebe (D. Muhl)
- Die Zeitalter oder die Äonen (D. Muhl)
- Von Ewigkeit zu Ewigkeit (D. Muhl)


Von Daniel Muhl

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Verlorenheit und Verderben in der Bibel

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In Mt 10:28 lesen wir ein sehr ernstes und beängstigendes Wort:
  • LUO - Und fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, und die Seele nicht können töten; fürchtet euch aber vielmehr vor dem, der Leib und Seele verderben kann in der Hölle.

In der Hölle (gr. gehenna; +1067) wird Leib und Seele verdorben. An dieser Stelle darf ich zuerst einige Worte zu dem Begriff „Gehenna“ sagen.
Das Wort ist, wie Jer 7:31-32 zeigt, von dem Tal des Sohnes Hinnoms abzuleiten. Hier fanden abscheuliche Opfer statt, wo die Könige Jerusalems zum Teil ihre eigenen Söhne im Feuer geopfert haben. Josias hat dann dieses Tal zu einer Müllhalde gemacht, wo alle Abfälle verbrannt wurden. Hinnom kann man mit Wehklage, Wimmern oder Schlummern übersetzen. Gemäß den Worterklärungen von F. H. Baader kann dieser Begriff im Griechischen mit „Land der Erstarrung“ wiedergeben werden. Es handelt sich also um ein Land, dessen Hitze alles zu starrer Schlacke werden lässt. Gemäß Mt 18:8-9 und Mk 9:45 handelt es sich hier um den Ort des äonischen Feuergerichts. Einige Ausleger vermuten, dass es sich hier um den Feuersee von Offb 19:20, bzw. Offb 20:14 handelt. Die Gehenna ist der Ort des Verderbens. Das gr. Wort, das hier mit „verderben“ übersetzt wird, lautet apollymi (+622) und wird meist mit „verlieren“ übersetzt. Es ist das genau gleiche Wort, das Jesus auch in den drei Gleichnissen über die Verlorenheit gebraucht (Lk 15.) Apollymi wird also häufiger mit „verlieren“, statt mit „verderben“ übersetzt. In den Begriffserklärungen der DaBhaR-Übersetzung finden wir zu dem Begriff apollymi folgende Erläuterung:

Völlig abtrennen und damit von etwas lösen, z. B. Schlauchteile (Mt 9:17) oder ein Haar vom Haupt (Lk 21:18). Die Steigerung des Umbringens, wie wir sie in Mt 10:28 unter dem Begriff [APO´LLYMI] finden, leitet sich von folgenden Begriffen ab:
[LY´Oo] weg-, lösen (+3089)
sowie von 
[APO´] von, -weg (+575)
und 
[hO´LOoS] gänzlich (+3650)

Es geht also und ein „gänzliches Weglösen“ oder um eine Ganzweglösung. Dieses Wort klingt nach völliger Auflösung einer Person in Nichts. Doch bei Gott wird nie etwas von Ihm Erschaffenes, einfach zu Nichts! Alles Verlorene, bzw. alles Weggelöste, wird wieder gefunden! Das ganz „Weggelöste“ bedeutet vielmehr, dass eine Person von einer Sache oder einer Person völlig weggelöst wird, d. h. abgetrennt wird. Was genau darunter zu verstehen ist, kann uns nur die Bibel aufzeigen, indem wir dieses Wort auch an anderen Stellen anschauen.
Der verlorene Sohn hatte sich vorerst ganz vom Vaterhaus weggelöst, so wie sich auch das verlorene Schaf von der Herde weggelöst hat. Weil Jesus in Lk 15 nicht nur über die Verlorenheit redete, sondern auch darüber, wo der Zustand der Verlorenheit endete, haben die Übersetzer das griech. Wort apollymi hier immer mit „Verlorenheit“ und nie mit „Verderben“ übersetzt, obwohl es sich hier um das gleiche Wort wie in Mt 10:28 handelt.
In den drei Gleichnissen über die Verlorenheit macht Jesus deutlich, dass alles Verlorene gefunden wird. Wenn wir uns einmal anschauen, wer alles zu den „Verlorenen“ zählt, dann stellen wir fest, dass nicht nur ein Sohn, ein Schaf und eine Münze verloren gingen (Lk 15.|Lk 15]]), sondern auch etliche andere. Alle Gleichnisse über die Verlorenheit, enden mit einem Gefundenwerden. Der verlorene Sohn kehrte in sich, dachte nach und kehrte zurück. Das verlorene Schaf konnte nicht zurückkehren. Es konnte höchstens noch meckern, damit es gehört wurde. Der gute Hirte geht dem verlorenen Schaf nach, bis dass er es findet (Lk 15:4). Die verlorene Münze konnte weder umkehren, noch konnte sie einen Laut von sich geben! Sie musste einfach warten, bis sie von der Frau gefunden wurde (Lk 15:8-9). Bei Gott gibt es nichts, das nicht wieder gefunden wird! Genau das will uns Jesus mit diesen drei Gleichnissen deutlich machen. So kam auch Jesus in diese Welt, um das zu suchen, was verloren ging (Lk 19:10). Das Wort für „verlieren“ oder „verderben“ (apollymi) wird u. a. auch in folgenden Stellen erwähnt:

  • Mt 10:6 – Die Schafe des Hauses Israel sind, bzw. waren verloren. Sie haben sich vom gesandten Wort des Lebens abgelöst. Jesus wurde zu Ihnen gesandt, um sie zu erlösen, indem Er ihre Strafe auf sich nahm. Obwohl Jesus dies vollbrachte und obwohl Er danach Seinen Heiligen Geist sandte, lehnte eine Mehrheit des Volkes ihren Messias ab. Das führte zu einer Verwerfung des Volkes Gottes. Diese Verwerfung hatte den segensreichen Nebeneffekt, dass es zu einer Versöhnung der Welt kam. Bedeutet nun diese Verwerfung des Volkes eine endlose Verlorenheit? Paulus war da anderer Meinung, als er schrieb:
    „ Denn wenn ihre Verwerfung die Versöhnung der Welt ist, was wird die Annahme anders sein als Leben aus den Toten (Röm 11:15)?“ Die Annahme des verworfenen Volkes steht also noch aus und sie wird kommen!
  • Mt 10:39 – Hier sagt Jesus: „Wer sein Leben findet, wird es verlieren, und wer sein Leben verliert um meinetwillen, wird es finden.“ Wörtlich könnte man hier auch übersetzen: „Wer seine Seele findet, wird sie ganz weglösen, und wer seine Seele um meinetwillen ganz weglöst, wird sie finden. Hier geht es um eine Loslösung der eigenen Seele von allem Irdischen und Fleischlichen. Die Seele soll weder an der Begierde, noch am Vergnügen, noch am Vermögen, noch am eigenen Leben hängen, sondern sich, um Jesu Willen, von diesen Dingen lösen, damit die Seele im göttlichen Leben gefunden wird. An dieser Stelle geht es um das Verlieren, bzw. um die Weglösung der Seele um Jesu willen. Hier löst man die Seele von allem Irdischen, aus Liebe zu Jesus, währenddem in der Gehenna die Seele zuerst einmal unfreiwillig und mit sehr großen Schmerzen vom Ichwesen weg gelöst wird. Es geht also sowohl in der Nachfolge Jesu, als auch in der Gehenna (Hölle) um ein Verlieren, bzw. um eine Loslösung der Seele. Wer seine Seele aus Liebe zu Jesus verliert (loslöst), darf das mit Frieden und Liebe im Herzen erfahren, währenddem die Seele in der Gehenna mit Zähneknirschen, Jammern und großen Schmerzen losgelöst wird. Darum sagt Jesus auch, dass wir Sein Joch (das Er uns auflegt) aufnehmen sollen, weil es im Vergleich zum anderen Joch, sanft und leicht ist. Aber auch das „Joch Jesu“ bedeutet kein schmerzfreies Leben, jedoch ein Leben mit Frieden und Liebe im Herzen.
  • Die Hohepriester und die Ältesten überredeten das Volk, Jesus umzubringen (Mt 27:20). Auch hier steht wieder das Grundwort apollymi (sonst mit „verderben“, „verlieren“ oder wörtlich „ganz weglösen“ übersetzt). Jesus sollte ganz aus dem Volk weggelöst werden; Er sollte aus dem Lande der Lebendigen abgeschnitten werden, so wie wir das in Jes 53:8 lesen können. Als Jesus Seine Seele in den Tod schüttete (Jes 53:12), wurde sie ebenfalls losgelöst. Sie wurde aus dem Lande der Lebendigen weggelöst und sie wurde vmtl. auch von Seinem Geist weggelöst, weil der Geist Jesu vmtl. zum Vater zurückkehrte, als Er sagte, „Vater, in deine Hände übergebe ich meinen Geist (Lk 23:46)!“

Die Verlorenheit, bzw. die Weglösung der Seele, betrifft alle! Jesus hat Seine Seele „verloren“, wir werden sie um Jesu Namen verlieren, auf dass wir sie finden werden und auch diejenigen, die in die Gehenna kommen, werden ihre Seele verlieren! Denn Loslösungsprozess der Seele in der Gehenna wünsche ich allerdings keinem Menschen, da er mit kaum zu beschreibenden Schmerzen verbunden sein wird. Das Verderben oder das Gänzlich-weggelöst-werden der Seele ist meiner Meinung nach nicht ein endloser Zustand, sondern ein Vorgang, bei dem die Seele von etwas getrennt wird. Beim Sterben der Gläubigen wird nur der sterbliche Leib von der Seele getrennt und nicht die Seele vom Geist. Beim zweiten Tod wird die Seele von allem Ichwesen getrennt und vielleicht auch vom Geist. Das stellt ein zusätzliches, sehr schmerzhaftes Gericht dar. Die Länge dieses Gerichts ist meines Erachtens für jeden unterschiedlich und sie ist uns allen verborgen, so dass heute kein Mensch die Zeitdauer des Feuersees definieren kann. Äonisches Leben ist ein göttlich verborgenes Leben, das ein unauflösliches Leben beinhaltet und die äonische Qual im Feuersee (vielleicht auch die Gehenna) ist ein göttlich verborgenes Gericht, das die Loslösung der Seele vom Ichwesen, bzw. vom Egoismus zum Ziel hat. Diese Loslösung der Seele beinhaltet keinen endlosen Vorgang, bei dem Gott nie Sein Ziel erreichen würde! Alles was Gott tut, bewirkt letztendlich das, was Er will! Bei Ihm gibt es kein Unmöglich! Er kommt nie in Verlegenheit und der Allmächtige wird nie am Willen des Geschöpfes kapitulieren! Seine göttliche Liebe verbrennt alles, was nicht Liebe ist, so dass am Ende alles nur noch von Seiner göttlichen Liebe bestimmt ist. Dann wird alles mit dem Feuer der göttlichen Liebe erfüllt sein und dann wird Gott auch alles in allem sein (1Kor 15:28).
Somit beschreibt „das Verlieren“, „das Verderben“ oder die „Weglösung“ der Seele in der Gehenna, keinen unaufhörlichen Zustand sondern einen schmerzhaften Gerichtsprozess, in dem die Seele geläutert und somit von allem Egoismus befreit wird. Gott tut gar nie etwas, ohne ein Ziel zu verfolgen und Gott ist so groß, dass Er alle Seine Ziele erreichen wird!


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