Unsere Verantwortung Israel gegenüber

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Version vom 12. Juli 2019, 13:36 Uhr von MI (Diskussion | Beiträge)

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Auszüge aus dem Buch: Licht aus Seinem Licht von Pastor A. Fünning
erschienen 1948 im Christlichen Allianzverlag, Fellbach

Inhaltsübersicht
10. Die Hauptaufgabe der Kirche

11. Unsere Verantwortung Israel gegenüber

Wir wollen uns im Folgenden mit dem Volk Israel, das seit 3 1/2 Jahrtausenden eine besondere Stellung im Leben der Völker einnimmt, beschäftigen. In 4Mo 23:9 lesen wir:

"Siehe, das Volk wird besonders wohnen und nicht unter die Heiden gerechnet werden."

Da wird uns Israels Sonderstellung gezeigt. Alle anderen Völker hat Gott, der Herr, ihre eigenen Wege gehen lassen, dass sie sich verloren in der Menge ihrer Wege (Apg 14:16), aber dies Volk hat der Herr beiseite genommen und in seiner Mitte das Licht der wahren Gotteserkenntnis aufleuchten lassen. In Folge dessen hatte dieses Volk eine große Aufgabe. Wir lesen 5Mo 7:6; 5Mo 14:2:

"Ihr sollt mein Eigentum, sein vor allen Völkern, denn die ganze Erde ist mein. Ihr sollt mir ein priesterliches Königreich und ein heiliges Volk sein."

Und in Jes 43:21 lesen wir:

"Dies Volk habe ich mir zugerichtet (oder gebildet), es soll meinen Ruhm verkündigen"

Diese große und hohe Aufgabe hat Israel als Volk nie erkannt und nie ausgeübt, wird es aber in der Zukunft erkennen und ausüben. Doch nach Gottes Rat und Willen behielt Israel seine Sonderstellung bei, bis auf den heutigen Tag. Diese Sonderstellung, verbunden mit der fabelhaften Begabung dieses Volkes, sodass es, wo es Gelegenheit bekommt, sich sehr schnell in die höchsten und wichtigsten Ämter und Berufe eines Landes aufschwingt, hat Neid, Hass und Feindschaft hervorgerufen. Man betrachtete Israel als einen Fremdkörper des Landes und lst eine Gefahr für das betreffende Reich. Diese Sonderstellung ist auch sehr vielen, besonders den modernen, freidenkenden Juden lästig geworden und gewesen, sie wollten unter den modernen Völkern, unter denen sie wohnten, aufgehen. Umsonst, Gott hat dafür gesorgt, dass der Jude ein Jude blieb und weiter unter den Völkern "besonders" wohnt.

Eine Geschichte von Blut und Tränen

Diese Sonderstellung Israel's haben auch Völker oft mit Gewalt vernichten wollen. Sie wollten, dass der Jude sich assimilieren solle, d.h. er soll in dem betreffenden Volk, in welchem er wohnt, aufgehen, genau, wie das mit Volksteilen anderer Nationen geschieht. Verschiedene, oft schreckliche, ja teuflische Methoden haben die Völker angewandt, um dieses Ziel zu erreichen. Die alten Ägypter hielten die Israeliten für einen Gräuel (2Mo 1:12). Pharao glaubte durch schwere Arbeit, Schläge, Tötung der zarten Kinder das jüdische Volk zu schwächen und es so nach und nach auszurotten. Doch das Gegenteil wurde erreicht, denn je mehr die Ägypter das Volk bedrückten, desto mehr vermehrte es sich (1Mo 1:12). Im Lauf der Jahrhunderte haben einzelne und ganze Völker durch Verschluss in Ghettos, Ausnahmegesetze, Verachtung, Spott, Hohn, Feuer und Schwert, Tod und Verderben, Israel auszurotten versucht, so Haman, Antiochus Epiphanes, Engländer, Franzosen, Deutsche u.a. Eine Geschichte von Blut und Tränen, grausamer Behandlung und das meist von denen, die sich Christen nennen, ja oft sogar im Namen des Christentums solche Grausamkeit verübten. Doch Ps 129:2 sagt uns, dass die Völker auf diesem Weg ihr Ziel nicht erreicht haben und nie erreichen werden. Denn dort lesen wir:

"Sie haben mich oft gedrängt von meiner Jugend auf, aber sie haben mich nicht übermocht."

Und Ps 124:2-6 teilt uns das Geheimnis mit, weshalb Israel, trotz seiner vielen Leiden, nicht vernichtet werden konnte. Dort heißt es:

"Wenn der Herr nicht bei uns wäre - so sage Israel - wenn der Herr nicht bei uns wäre, wenn die Menschen sich uns widersetzen, so verschlängen sie uns lebendig, wenn ihr Zorn über uns ergrimmt; so ersäufte uns Wasser, Ströme gingen über unsere Seele. Gelobet sei der Herr, dass er uns nicht gibt zum Raub in ihre Zähne!"

Israel gleicht dem brennenden Dornbusch

Ja, Israel gleicht dem Dornbusch, den Moses in der Wüste sah. Er brannte, aber er ward nicht verzehrt, denn Jehova war in dem Dornbusch. So ist Israel trotz schrecklicher Leiden durch seine Feinde, durch Gottes Gnade bewahrt worden durch die Jahrtausende bis auf den heutigen Tag. Israel lebt und wird weiterleben und nie untergehen.

Doch die Ursache ihrer schrecklichen Leiden ist die Strafe des Ungehorsams und Unglaubens dem Herrn gegenüber, wie Moses solches Israel klar und deutlich angezeigt hat (5Mo 28:13-68). Diese von Moses, auf Befehl Gottes, angedrohten Flüche haben sich buchstäblich bis auf den heutigen Tag erfüllt. Doch der Gipfelpunkt ihres Ungehorsams und Unglaubens war, dass sie in ihrer Blindheit den Edelsten und Besten ihres Volkes, Jesum Christum, den Sohn Gottes verwarfen und ihn ans Kreuz nagelten, weshalb Israel in alle Welt zerstreut wurde, und sich seither unter dem schrecklichsten Verblendung- und Verstockungsgericht befindet. Doch: "Der Israel zerstreut hat, der wird es auch wieder sammeln" (Jer 31:10). Die Schrift lehrt sehr klar an vielen Stellen, das Israel eines Tages den erkennen wird, in den es gestochen hat! Dann wird das schauerliche Verstockungsgericht aufgehoben werden, und es wird sich von Herzen zu Jesus, Seinem Messias, bekehren. Ja, der Tag rückt immer näher, an dem Israel seinen König, Jesus erblicken und Ihm zujauchzen wird:

"Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn!" (Mt 23:39)

Es wird ein neues Herz und einen neuen Geist erhalten. Dann wird Israel seine von Gott bestimmte Aufgabe: Gottes Heidenmissionar an die Völkerwelt zu werden, antreten, und dieses erneuerte, zu Jesus bekehrte Israel, wird dann zum Segen aller Völker der Erde werden (Sach 8:13). Das wird dann sein, wie Leben aus den Toten (Röm 11:15). Bis dahin können keine Völker, keine Staatsmänner, keine Komitee-Beschlüsse, aber auch keine noch so grausame Behandlung die Judenfrage lösen. Sie zu lösen hat der Herr sich vorbehalten. Und Er wird sie lösen und dann wird sei gelöst sein.

Da Israel sich unter dem Fluch Gottes befindet, und heute noch die oben erwähnte Sonderstellung einnimmt, wird es noch von vielen angefeindet und gehasst, ja der Herr Jesus, der größte aller Propheten sagt, dass am Ende dieses Zeitalters Israel gehasst werden wird von allen Völkern (Mt 24:9). Auch das fängt heute schon an, zum großen Teil in Erfüllung zu gehen. Kein Volk will die Juden haben: die einen schlagen sie tot, andere dulden die ansässigen Juden noch, aber verschließen den unglücklichen jüdischen Flüchtlingen ihre Grenze und lassen sie nicht in ihr Land, ja, sie werden selbst in ihr von Gott gegebenes Land nicht hinein gelassen. In den Ländern, in denen die Juden seit Jahrhunderten wohnen, wächst die oben beschriebene Feindschaft und der Hass, bis er eines Tages in hellen Flammen der Verfolgung auflodert. Selbst Kinder Gottes vergessen oft, wessen Geistes Kinder sie sind und lassen sich vom herrschenden Zeitgeist hinreißen und machen mit. Diesen gilt diese Arbeit betitelt: "Die Verantwortung der Christen Israel gegenüber." Es sind 5 Gründe, die ich hier anführen möchte.

Wie sollten Christen Israel behandeln?

Die Bibel lehrt uns, wie wir, das Volk Gottes, Israel, behandeln sollen.
In der Schrift lesen wir:

"Ich will segnen, die dich segnen und verfluchen, die dich verfluchen." (1Mo 12:3) und
"Gesegnet sei, der dich segnet und verflucht, der dir flucht" (4Mo 24:9)

Das sind wunderbare, ernste und heilige Gottesworte, sie enthalten Segen oder Fluch. Ja, obwohl Israel wegen seiner Sünden unter den Fluch Gottes steht, und sich zur Zeit noch im schrecklichsten Verstockungsgericht befindet, so ist und bleibt es trotz allem das auserwählte Volk Gottes und Gott wacht eifersüchtig darüber, dass dieses Volk in der großen Völkerfamilie nicht aufgeht, geschweige, dass es ausgrottet wird, wie böse Menschen das gerne wollen. Die Bibel und die Weltgeschichte lehren, dass, wer Israel ausrotten will, der gräbt sich, und oft seinem Volk, das eigene Grab. Das haben Pharao, Haman, Antiochus Epiphanes und Hitler mit unserem so hochstehenden, schönen Deutschland erfahren.

"Ich will verfluchen, die dich verfluchen."

Das hat sich in schauerlicher Weise erfüllt. Auf der anderen Seite das andere Wort des Herrn: "Ich will segnen, die dich segnen".

Diesen Segen haben Einzelne, alle wahren Christen, die Israel lieben und an Israel arbeiten - auch der Verfasser dieser Arbeit - und ganze Völker erfahren, bis auf den heutigen Tag. Das ist Gottes Methode und davon weicht Er nicht, wie ein Jona, ab. Das sollten sich besonders Kinder Gottes merken und danach handeln. Wollen sie gesegnet werden, dann sollten sie Israel von ganzem Herzen segnen. Mehr darüber weiter unten.

Predigt das Evangelium allen Völkern!

Der Herr hat befohlen, allen Völkern das Evangelium zu bringen (Mt 16:15: Apg 1:8)
Zu diesen "Völkern" gehört auch Israel. Es ist das Evangelium von Jesus Christus, dem gekreuzigten und auferstandenen, zur Rechten Gottes erhöhten, und wiederkommenden Heiland, der Herzen ändert und neu macht, jüdische (3000 an Pfingsten) und heidnische. Und dieses wunderbare Evangelium von Jesus Christus hat der Herr befohlen, allen Völkern zu predigen und zwar angefangen in Jerusalem (Lk 24:37; Apg 1:8), zuerst den Juden (Röm 1:16; Apg 13:46) und dann den Griechen, d.h. den Heiden. Nun aber machen wir die merkwürdige, traurige Wahrnehmung, dass viele Kirchen wohl Heidenmission treiben, aber keine Mission an Israel, geschweige, dass man Israel, wie es geschrieben steht, das Evangelium zuerst bringt. In den 48 Jahren meines Predigtamtes habe ich Hunderten von Missionsfesten beigewohnt, aber mit keiner Silbe ist erwähnt worden, dass wir auch an und unter Israel arbeiten, und auch dort Mission treiben sollten, außer wenn ich es tat. Manche Kirchen arbeiten in China, Japan, Korea; Afrika usw. aber nicht an dem Juden, der unter ihnen wohnt. Welche himmelschreiende Vernachlässigung des klaren Befehls des Herrn. Und gerade diese schreckliche Vernachlässigung ist mit eine Ursache des traurigen laodizeischen Zustandes in den meisten Kirchen. Die Kirche erfüllt nicht die Bedingung des Segens des Herrn: "Ich will segnen, die dich segnen", deshalb erhält sie auch den Segen nicht. Kinder Gottes, die gesegnet werden möchten vom Herrn, die sollten mit ihren Missionsgaben hier einsetzen und zwar "zuerst" die Mission an und unter Israel reichlich unterstützen, mehr wie alle anderen. Diese Handlungsweise bringt reichliche Frucht, genau wie es geschrieben steht: "Ich will segnen, die dich segnen!"

Wir schulden Israel Dank

Wir schulden Israel Dank und haben ihm das herrliche Evangelium von Jesus Christus zu bringen.
Wir dürfen nie vergessen, dass wir durch Israel das Köstlichste, Höchste und Herrlichste erhalten haben, einmal die Erkenntnis des lebendigen Gottes, dann den Heiland, von Gott geoffenbart in Christo Jesu, ferner die aller köstlichste Literatur, die Heilige Schrift, die uns die herrlichen Gestalten wie Henoch, Noah, Abraham, Josef, Samuel, David, die Propheten und Apostel und vor allem die leuchtende Gestalt des Heilandes zeigt; es gibt nichts Vergleichbares in der Welt. Ferner zeigt sie uns den blühenden Zustand der ersten Kirche wie sie "ein Herz und eine Seele" war, eine Oase inmitten der Wüste der Welt. Doch vor allem zeigt sie uns in Christo, den Weg aus Sünde und Schande zum glücklichen und seligen Leben, zeitlich und ewiglich.

Geschenke verpflichten zu Dank. Paulus schreibt, dass er ein Schuldner der Griechen und Nichtgriechen sei und diese Schuld suchte er dadurch abzutragen, dass er beiden das Evangelium von Jesus Christus brachte. So sind wir auch Schuldner, und zwar große Schuldner Israel gegenüber. Diese sollten auch wir, wie Paulus, dadurch abtragen, dass wir Israel das kostbare Evangelium von Jesus Christus bringen. Leider finden wir statt Dankbarkeit nur Undank, ja Feindschaft, Hass und Verfolgung, sogar bei manchen aus dem Volk Gottes. Die Rolle der 9 Aussätzigen, die da vergaßen, dem Herrn für die große, ihnen erwiesene Wohltat zu danken, gefällt den meisten Menschen besser, als die des einen, des Samariters, der umkehrte und dem Herrn dankte und ihm die Ehre gab. Doch vergesst nicht, mit Undankbarkeit für das Heidentum an (Röm 1:21.22) und durch immerwährende Undankbarkeit blüht das Heidentum wieder auf in den sogenannten christlichen Ländern. Auch hierin lässt Gott sich nicht spotten.

"Ein Kaufmann gab sich unsagbare Mühe mit einem ungeratenen Mann. Immer wieder erwies er ihm Freundlichkeit und Hilfe. Der Kaufmann hatte die feste Überzeugung, dass auch aus diesem jungen Mann, durch des Herrn Gnade, noch etwas Rechtes werden wird. Ein Freund des Kaufmanns fragte ihn einst. wie ist es denn möglich, dass Sie sich mit diesem jungen Mann so lange abgeben können? Da erwiderte der Kaufmann: "Der Vater jenes Jünglings war ein Pastor, durch den ich bekehrt wurde. Ich verdanke meinem Heiland alles, was ich durch seine Gnade geworden bin, und seinem Knecht schulde ich Dank, dass er so unermüdlich an meiner Seele gearbeitet und für mich gebetet hat. Ich kann jenem Seelsorger keinen Dank mehr erweisen, weil er nun droben in der himmlischen Heimat ist, aber meinen Dank möchte ich seinem ungeratenen Sohn mitteilen. Deshalb werde ich nicht müde, diesen Jüngling zu Jesus zu führen und bin der festen Zuversicht, dass er eines Tages zu Jesus kommen wird." Das ist Christi Sinn und das heißt, eine große Dankesschuld abtragen. Gehe hin und tue desgleichen an Israel.

"Sucht das Verlorene auf, wie der Meister getan; den Verlassenen bringt Trost, nehmt der Armen euch an.
Bringet Licht in die Nacht alles Kummers hinein, zeigt in Liebe dem Feind, was ein Christ heißt zu sein.
Seid getreu, nur getreu, folgt dem Herrn immer gern!
Nah' ist Sieg und Lohn, nah das Heil, die Kron', drum wirket, bis der Meister kommt!" Amen.

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