Soll man die alttestamentlichen Weissagungen vergeistigen?: Unterschied zwischen den Versionen

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''Auszüge aus dem Buch: "'''[[Das feste prophetische Wort]]'''" von '''[[Pastor A. Fünning]]'''''<br/>  
''erschienen 1947 im Christlichen Allianzverlag, Fellbach''  
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[http://www.bibelwissen.ch/wiki/Pastor_A._Fünning '''Gedenkwort und Bücherübersicht''']<br/>
 
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[http://www.bibelwissen.ch/wiki/Das_feste_prophetische_Wort '''Vorwort und Inhaltsübersicht''']<br/><br/>
[http://www.bibelwissen.ch/wiki/Das_feste_prophetische_Wort Siehe Inhaltsübersicht]<br/>  
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Vorheriges Kapitel:<br/>  
[http://www.bibelwissen.ch/wiki/Der_Segen_des_Studiums_des_prophetischen_Wortes 2. Der Segen des Studiums des prophetischen Wortes] ([[Offb 1:3]])
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[http://www.bibelwissen.ch/wiki/Der_Segen_des_Studiums_des_prophetischen_Wortes '''2. Der Segen des Studiums des prophetischen Wortes''']  
  
 
==3. Soll man die alttestamentlichen Weissagungen vergeistigen?==
 
==3. Soll man die alttestamentlichen Weissagungen vergeistigen?==
  
Bekanntlich herrscht in diesem Stück in der Christenheit viel Unklarheit. In manchen Bibelausgaben liest man z. B. über Kapitel wie Jes 60. "Herrlicher Zustand der christlichen Kirche!" Da hat man die herrichen Weissagungen, die an Israel gerichtet und Israel gegeben sind, einfach vergeistigt, d. jh. man hat sie auf die christliche Kirche gedeutet. Eine beliebte Methode vieler Ausleger ist die: Die Segensverheißungen alttestamentlicher Weissagungen vergeistigt man, d. h. diese Segensverheißungen gelten der christlichen Kirche; die Weissagungen der Strafandrohungen dagegen, die sind wörtlich zu nehmen, d. h. die gelten natürlich buchstäblich Israel. Mit anderen Worten, '''der Christ bekommt die Segnungen, der Jude dagegen die Hiebe.''', Die einen Weissagungen werden vergeistigt, um sie passend zu machen für die Kirche, dagegen die andern muss man buchstäblich nehmen, denn die sind für Israel. Und solch ein Drehen und Deuteln und Herumspringen mit den alttestamentlichen Weissagungen gerade wie es dem betreffenden passt, nannt man eine exakte Schriftforschung. Welcher Hohn! Schriftverdrehung ist viel richtiger. -
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Bekanntlich herrscht in diesem Stück in der Christenheit viel Unklarheit. In manchen Bibelausgaben liest man z. B. über Kapitel wie Jes 60. "Herrlicher Zustand der christlichen Kirche!" Da hat man die herrichen Weissagungen, die an Israel gerichtet und Israel gegeben sind, einfach vergeistigt, d. h. man hat sie auf die christliche Kirche gedeutet. Eine beliebte Methode vieler Ausleger ist die: Die Segensverheißungen alttestamentlicher Weissagungen vergeistigt man, d. h. diese Segensverheißungen gelten der christlichen Kirche; die Weissagungen der Strafandrohungen dagegen, die sind wörtlich zu nehmen, d. h. die gelten natürlich buchstäblich Israel. Mit anderen Worten, '''der Christ bekommt die Segnungen, der Jude dagegen die Hiebe.''', Die einen Weissagungen werden vergeistigt, um sie passend zu machen für die Kirche, dagegen die andern muss man buchstäblich nehmen, denn die sind für Israel. Und solch ein Drehen und Deuteln und Herumspringen mit den alttestamentlichen Weissagungen gerade wie es dem betreffenden passt, nannt man eine exakte Schriftforschung. Welcher Hohn! Schriftverdrehung ist viel richtiger. -
  
 
===Was sagt die Schrift?===
 
===Was sagt die Schrift?===
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Wir wollen im folgenden einige Gründe anführen, warum wir diese vergeistigende Auslegung der alttestamentlichen Weissagungen rundweg und entschieden ablehnen.
 
Wir wollen im folgenden einige Gründe anführen, warum wir diese vergeistigende Auslegung der alttestamentlichen Weissagungen rundweg und entschieden ablehnen.
  
'''1. Jesus, der Sohn Gottes, der Lehrer von Gott gekommen, der Lehrer aller Lehrer, weiß von dieser Vergeistigungslehre nichts.'''
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===Jesus, der Sohn Gottes, weiß von dieser Vergeistigungslehre nichts.===
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Wir lesen in [[Mt 10:5]]-6:
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:"Diese Zwölf sandte Jesus, gebot ihnen und sprach: Gehet nicht auf der Heiden Straße und ziehet nicht in der Samariter Städte, sondern gehet zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel."
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Hier und überall, wo der Herr von Israel spricht, meint er immer das natürliche Israel, die leiblichen Nachkommen Jakobs und niemand anders. Die Vergeistigungsmethode ist dem Herrn unbekannt.
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===Die Geschichte.beweist das Gegenteil===
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Wir haben eine Fülle alttestamentlicher Weissagungen, die teils erfüllt, teils noch unerfüllt sind. Jeder einfache Bibelleser kann ohne große Gelehrsamkeit sich bald davon überzeugen, wie Gott der Herr in den vergangenen 3-400 Jahren Drohungen und Verheißungen, über Israels Land und die heilige Stadt geredet, erfüllt hat, buchstäblich oder geistig. Aus der Fülle alttestamenlicher Weissagungen können wir nur einige herausgreifen:
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'''a)''' [[5Mo 28:47]]-51; [[5Mo 28:64]]-68 (bitte nachlesen) Die '''Zerstörung und Zerstreuung''' Israels hat sich buchstäblich erfüllt, wie wir alle wissen.
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'''b)''' [[Jer 25:8]]-11 Auch die '''70-jährige Gefangenschaft''' hat sich buchstäblich erfüllt.
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'''c)''' [[Jer 25:12]]-14. Ebenso '''Babels Fall''' und Untergang. Will hier zum Überfluss an die vielen Weissagungen über Assur, das Nordreich, Moab, Edom, Amon, dann Medo-Persien, Griechenland, Rom u. a. erinnern, die sich alle wörtlich, buchstäblich und nicht geistlich erfüllt haben.
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'''d)''' [[Hos 3:4]]: "Denn die Kinder Israels werden '''lange Zeit ohne König''', ohne Fürsten, ohne Opfer ohne Altar, ohne Leibrock und ohne Heiligtum bleiben." Bis auf den heutigen Tag ist Israel ein lebendiger Zeuge von der wörtlichen Erfüllung dieser Weissagung.
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'''e)''' [[Jes 7:14]]: "Siehe, eine Jungfrau ist schwanger und wird einen Sohn gebären, den wird sie heißen Immanuel." Ehe  nun die Jungfrau wirklich empfangen hatte von dem heiligen Geist und den verheißenen Sohn gebar, war es eine offene Frage, wie die Weissagung gedeutet werden müsse.  Sie könnte buchstäblich gemeint sein, sie könnte aber auch geistig bedeutet werden. Die Geschichte hat gezeigt, dass diese Prophezeiung sich nicht geistig, sondern buchstäblich erfüllt hat.
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'''f)''' [[Ps 22.]] und [[Jes 53.]] zeigen den Kreuzestod Jesu. Auch hier war es, bevor Jesus ans Kreuz geschlagen wurde, eine offene Frage, wie alle jene Einzelschilderungen seines Leidens, welche die Propheten gegeben hatten, sich erfüllen werden, buchstäblich oder geistig, d. h. sind es innere Vorgänge im Seelenleben des Menschensohnes oder Israels, wie die Rabbiner lehren? Nun, auch hier zeigt die Geschichte, sie sich diese Weissagung erfüllt hat (vergl. Mt 23:38): "Siehe, euer Haus soll euch wüst gelassen werden." Schon früher hatte der Herr gesagt, [[Lk 21:24]]: "Jerusalem wird zertreten werden von den Heiden, bis dass der Heiden Zeit erfüllt sein wird." Nun mit "Haus" ist nicht etwa die Kirche, sondern der Tempel in Jerusalem, und mit "Jerusalem" ist kein geistiges oder gar das himmlische Jerusalem, sondern das irdische, geographische Jerusalem in Palästina gemeint, das auch noch im Neuen Testament bis heute Gegenstand vieler unerfüllter Weissagungen ist. Und wie der Herr jene Weissagung ([[Mt 23:38]]) erfüllt hat, ob geistig oder buchstäblich, wörtlich, auch das lehrt die Geschichte.
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Das "Haus", der Tempel zu Jerusalem, ging im Jahre 70 in Flammen auf. Kaiser Julian versuchte später einen neuen Tempel an  Stelle des alten zu bauen, doch es schossen Flammen aus dem Erdboden und zerstörten das Bauwerk. Seit nun bald 2000 Jahren hat Israels keinen Tempel mehr; ihr Haus ist ihnen wüst gelassen bis auf den heutigen Tag. das sind nur einige Beispiele davon, wie die Geschichte eine laute Sprache redet, wie der Herr seine Weissagungen in den vergangenen Jahrtausenden erfüllt hat. Nicht geistig, sondern buchstäblich, so wie sie lauteten, hat der Herr sie erfüllt.
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===Die Evangelisten und Apostel wissen nichts von Vergeistigung der Weissagungen.===
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Wenn wir im Neuen Testament bei irgend einem Apostel die Vergeistigung der Weissagungen, die Israel gegeben, suchen wollen, so müssten wir solches beim Apostel Paulus suchen, der wie kein anderer Apostel berufen und bestimmt war, das Evangelium den Heiden zu bringen, und der deshalb der große Heidenapostel heißt. Doch was finden wir nun bei Paulus? Nun, in seinen Briefen an die sieben Gemeinden aus den Heiden braucht er die Ausdrücke: Juden, jüdisch, israelitisch, Judentum, Beschneidung, beschnitten, Jerusalem usw. etwa 90 Mal. Aber alle diese Stellen handeln von dem natürlichen Israel, und nirgends versteht er unter diesen Ausdrücken die Gläubigen aus den Heiden. Keiner der Apostel, auch Paulus nicht, ist zu haben als Muster und Vorbild der so beliebten Entleerung biblischer Begriffe in der sogenannten Vergeistigungslehre.
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Die Schrift nennt die Gläubigen aus den Heiden: Same Abrahams ([[Röm 4.]]; [[Gal 3:29]]), des Vaters der Gläubigen, aber nie Same Jakobs oder Israels. Denn unsere Glaubensverwandtschaft geht nicht durch Jakob auf Abraham zurück, sondern auf den unbeschnittenen Abraham. Diese einfachen und einleuchtenden Unterscheidungen machen sofort klar, warum die aus den Heiden gläubige Gemeinde im Neuen Testament nie israelisch abgestempelt wird. Sie hat sich Israels Verheißungen nicht anzueignen.
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Der Apostel Paulus lehrt eindeutig, dass Christus am Kreuz aus zweien einen neuen Menschen geschaffen hat ([[Eph 2:15]]), so dass hinfort weder Jude noch Grieche, weder Knecht noch Freier, weder Mann noch Weib gilt, sondern sie alle einer in Christo sind ([[Gal 3:28]]). Aber das ist dem Apostel das Große am Werk Christi, dass er aus Zweien einen neuen Menschen geschaffen hat, in welchem weder Beschneidung noch Vorhaut, sondern nur der Glaube, der in der Liebe tätig ist, etwas gilt. In diesem aber bestehen weiter beide fort, genau wie die Geschlechter zwischen Mann und Frau, der Abstand zwischen  Herr und Knecht, die Rasse weiß und schwarz, gelb und braun, und die Nationalität bei den Gläubigen. So unterscheidet Paulus auch scharf zwischen Israel und Gemeinde. Er nimmt nicht das, was der Gemeinde gehört, und gibt es Israel, aber auch nicht das, was Israel gehört, und gibt es der Gemeinde. Nein, jedem das Seine, das ist die biblische Regel.
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===Die Vergeistigungsmethode widerspricht den klaren Erklärungen des Apostels Paulus.===
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[[Röm 16:25]]; [[Gal 1:11]]-12; [[Kol 1:25]]-27; [[Eph 3:3]]-9.
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Hier betont Paulus mit großem Nachdruck, dass sein Evangelium in den vorigen Zeitaltern '''ein in Gott verborgenes Geheimnis''' war, und dass er dasselbe nicht von irgendeinem Menschen, etwas von einem der Zwölfen habe, sondern dass ihm dasselbe durch direkte Offenbarung von Gott mitgeteilt worden sei. Jeder ernste Bibelleser wird finden, dass das ganze Alte Testament von Mose bis Maleachi voll ist, gewissermaßen durchstrahlt ist von großen, göttlichen Segensverheißungen an die Völkerwelt, die '''alle aus einem begnadeten und bekehrten Israel und Jerusalem ausgehen werden''', denn das Heil  kam in der Vergangenheit und wird auch in der Zukunft von den Juden kommen. Diese durch Israel vermittelte Segnung der Völkerwelt wird dann die ganze Erde füllen. Also, das ist weder etwas Neues noch Geheimnisvolles, denn immer wieder schauten und verkündeten das die Propheten im Alten Testament. Das ist aber ganz neu und völlig unerhört, dass durch das Evangelium  Christi, das Paulus predigte, die Heiden, ohne Gesetz, Beschneidung, Sabbat, israelische Feste, Waschungen usw., sondern direkt durch den Glauben an den Herrn Jesus mit den Gläubigen aus Israel ein neuer Mensch in Christo werden. Also das Geheimnis des Evangelium des Paulus besteht darin, dass die Gläubigen aus den Nationen, ohne etwas vom Gesetz und ohne alttestamentliche Verheißungen, während der teilweisen nationalen Verblendung des Volkes Israel, volle und gleichberechtigte Mitbürgern mit den Heiligen aus Israel, ferner Gottes Hausgenossen, Erben Gottes und Miterben Christi und Miterben seiner Verheißungen sind.
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Also auf die Frage: Darf man Weissagungen des Alten Testaments vergeistigen und sie etwa auf die christliche Kirche beziehen, antworten wir mit nein und tausendmal nein! Denn die Gemeinde ist im Alten Testament mit keinem Wort erwähnt, die Propheten wissen nichts von ihr, folglich gehören ihr auch nicht die Weissagungen. Die alttestamentlichen Weissagungen, Israel betreffend, gehören nur Israel. Wer es dennoch tut und die alttestamentlichen Weissagungen vergeistigt und sie auf die Gemeinde bezieht, der setzt sich
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'''1.''' in '''direkten Widerspruch''' zur Lehre des Paulus,<br/>
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'''2.''' der begeht ein '''Unrecht an seinem Bruder Israel;''' denn er nimmt ihm, was ihnen gehört. Auch hier  heißt es: Du sollst nicht stehlen! Und: Unrecht Gut gedeihet nicht!<br/>
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'''3.''' Der macht aus dem festen, prophetischen Wort '''einen Spielball menschlicher Meinungen,''' was unberechenbaren Schaden in der Christenheit angerichtet hat.<br/>
  
'''2. Einer der vernichtendsten Schläge gegen die Vergeistigung liefert die Geschichte.'''
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Ja, dürfen denn Gläubige zu ihrem Glaubens-, Liebes- und Hoffnungsleben garnicht die alttestamentlichen Weissagungen gebrauchen? Sicherlich dürfen wir sie gebrauchen nach Herzenslust. Die alttestamentlichen Weissagungen , an Israel gerichtet, gleichen einem wunderschönen Obstgarten, der unserm Bruder Israel gehört. Nun erlaubt uns Gott, der Herr, in diesen Obstgarten Israels zu gehen und nach Herzenslust uns daselbst satt zu essen, dürfen uns auch noch beide Taschen vollstopfen. (Mit anderen Worten: Unser Glaubens-, Liebes- und Hoffnungsleben kann und soll durch Israels Weissagungen und Strafandrohungen gepflegt, bereichert und korrigiert werden.) Doch weiter dürfen wir nicht gehen. Wenn besagter Obstgarten uns so gut gefällt, dass wir denken '''wie Ahab,: den werde ich mir aneignen und  dann sagen: Israel hat nichts mehr zu erwarten, alle alttestamentlichen Weissagungen gehören der christlichen Kirche''' (wie das heute leider so oft betont wird), dann ereht es uns wie dem König Ahab mit Naboths Weinberg. Wir haben uns widerrechtlich etwas anggeignet, was uns nicht gehört; wir haben, wie Ahab, einen "frommen" Diebstahl begangen, worauf kein Segen liebt und nie gelegen hat.
  
'''3. Die Evangelisten und Apostel des Neuen Testamentes wissen nichts von Vergeistigung der Weissagungen, die Israel gegeben sind. -'''
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'''Die Segnungen der Gemeinde sind unendlich höher und größer als die Israels.''' Die künftigen Segnungen Israels, so herrlich die auch sein werden, sind doch vorzugsweise '''irdische Segnungen''', die Segnungen der Gemeinde aber sind und werden sein in alle Ewigkeiten '''himmlische Segnungen''': Erben Gottes und Miterben Christi, Könige und Priester, die mit Christus regieren werden in die Ewigkeiten der Ewigkeiten ([[Offb 22:5]]). Wir haben es deshalb absolut nicht nötig, uns Kohl aus Israels Garten zu holen. Lass deshalb deinem '''Bruder Israel''' seine von Gott versprochenen Segnungen und danke Gott, dass auch ihm noch etwas Großes zugedacht ist, du aber bete den Herrn an für '''die Fülle und den unerforschlichen Reichtum seiner Gnade''' in Christo Jesu, den er jetzt und dann erst recht in den kommenden Ewigkeiten seiner Gemeinde versprochen hat ([[Eph 2:7]]) und geben wird.<br/> <br/>
  
'''4. Die Vergeistigungsmethode widerspricht den klaren Erklärungen des Apostels Paulus.''' [[Röm 16:25]]; [[Gal 1:11]]-12; [[Kol 1:25]]-27; [[Eph 3:3]]-9.
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Nächstes Kapitel:<br/>
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[http://www.bibelwissen.ch/index.php?title=Die_Geschichte_des_Volkes_Israel_im_Propheten_Jona&action=edit&redlink=1 '''4. Die Geschichte des Volkes Israel im Propheten Jona''']

Aktuelle Version vom 26. Oktober 2018, 14:39 Uhr

Auszüge aus dem Buch: "Das feste prophetische Wort" von Pastor A. Fünning
erschienen 1947 im Christlichen Allianzverlag, Fellbach

Gedenkwort und Bücherübersicht
Vorwort und Inhaltsübersicht

Vorheriges Kapitel:
2. Der Segen des Studiums des prophetischen Wortes

3. Soll man die alttestamentlichen Weissagungen vergeistigen?

Bekanntlich herrscht in diesem Stück in der Christenheit viel Unklarheit. In manchen Bibelausgaben liest man z. B. über Kapitel wie Jes 60. "Herrlicher Zustand der christlichen Kirche!" Da hat man die herrichen Weissagungen, die an Israel gerichtet und Israel gegeben sind, einfach vergeistigt, d. h. man hat sie auf die christliche Kirche gedeutet. Eine beliebte Methode vieler Ausleger ist die: Die Segensverheißungen alttestamentlicher Weissagungen vergeistigt man, d. h. diese Segensverheißungen gelten der christlichen Kirche; die Weissagungen der Strafandrohungen dagegen, die sind wörtlich zu nehmen, d. h. die gelten natürlich buchstäblich Israel. Mit anderen Worten, der Christ bekommt die Segnungen, der Jude dagegen die Hiebe., Die einen Weissagungen werden vergeistigt, um sie passend zu machen für die Kirche, dagegen die andern muss man buchstäblich nehmen, denn die sind für Israel. Und solch ein Drehen und Deuteln und Herumspringen mit den alttestamentlichen Weissagungen gerade wie es dem betreffenden passt, nannt man eine exakte Schriftforschung. Welcher Hohn! Schriftverdrehung ist viel richtiger. -

Was sagt die Schrift?

Gott der Herr hat sehr früh in der Geschichte angefangen, Weissagungen auszusprechen. Nehmen wir z. B. die Weissagung von der kommenden Sintflut. Hier, schon am Anfang der Geschichte erwartet Gott von Noah, dass er das Wort von der kommenden Flut wörtlich, ganz buchstäblich auffasse und sie nicht geistig deute, als ob die Flut so eine Art Gnadenregen sei, der nicht die gottlosen Menschen, dagegen das gottlose Wesen vertilgen werden. nd dann mit der Arche meint der Herr nicht eine Art Heilanstalt, etwa wie die christliche Kirche, und wer derselben angehöre, dem wird es gut gehen, nein, nein, der Herr meint unter Arche buchstäblich ein Schiff, einen Kasten. Und nur wer in denselben hineingehen wird, soll gerettet werden. Gott erwartete, dass Noah die gegebene Weissagung fest ins Herz und Gemüt fasse und sie gründlich beherzige, oder wie Petrus sagt, "er tue wohl, dass er darauf achte". Und Noah hatte den Herrn verstanden. Die Schrift bezeugt, dass Noah durch Glauben die Weissagung richtig gedeutet hatte imd eine Arche baute genau, buchstäblich wörtlich, wie der Herr gesagt hatte, zur Rettung seines Hauses, wodurch er die ungläubige Welt verurteilte und so selbst ein Erbe der Glaubensgerechtigkeit wurde.

Wir wollen im folgenden einige Gründe anführen, warum wir diese vergeistigende Auslegung der alttestamentlichen Weissagungen rundweg und entschieden ablehnen.

Jesus, der Sohn Gottes, weiß von dieser Vergeistigungslehre nichts.

Wir lesen in Mt 10:5-6:

"Diese Zwölf sandte Jesus, gebot ihnen und sprach: Gehet nicht auf der Heiden Straße und ziehet nicht in der Samariter Städte, sondern gehet zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel."

Hier und überall, wo der Herr von Israel spricht, meint er immer das natürliche Israel, die leiblichen Nachkommen Jakobs und niemand anders. Die Vergeistigungsmethode ist dem Herrn unbekannt.

Die Geschichte.beweist das Gegenteil

Wir haben eine Fülle alttestamentlicher Weissagungen, die teils erfüllt, teils noch unerfüllt sind. Jeder einfache Bibelleser kann ohne große Gelehrsamkeit sich bald davon überzeugen, wie Gott der Herr in den vergangenen 3-400 Jahren Drohungen und Verheißungen, über Israels Land und die heilige Stadt geredet, erfüllt hat, buchstäblich oder geistig. Aus der Fülle alttestamenlicher Weissagungen können wir nur einige herausgreifen:

a) 5Mo 28:47-51; 5Mo 28:64-68 (bitte nachlesen) Die Zerstörung und Zerstreuung Israels hat sich buchstäblich erfüllt, wie wir alle wissen.

b) Jer 25:8-11 Auch die 70-jährige Gefangenschaft hat sich buchstäblich erfüllt.

c) Jer 25:12-14. Ebenso Babels Fall und Untergang. Will hier zum Überfluss an die vielen Weissagungen über Assur, das Nordreich, Moab, Edom, Amon, dann Medo-Persien, Griechenland, Rom u. a. erinnern, die sich alle wörtlich, buchstäblich und nicht geistlich erfüllt haben.

d) Hos 3:4: "Denn die Kinder Israels werden lange Zeit ohne König, ohne Fürsten, ohne Opfer ohne Altar, ohne Leibrock und ohne Heiligtum bleiben." Bis auf den heutigen Tag ist Israel ein lebendiger Zeuge von der wörtlichen Erfüllung dieser Weissagung.

e) Jes 7:14: "Siehe, eine Jungfrau ist schwanger und wird einen Sohn gebären, den wird sie heißen Immanuel." Ehe nun die Jungfrau wirklich empfangen hatte von dem heiligen Geist und den verheißenen Sohn gebar, war es eine offene Frage, wie die Weissagung gedeutet werden müsse. Sie könnte buchstäblich gemeint sein, sie könnte aber auch geistig bedeutet werden. Die Geschichte hat gezeigt, dass diese Prophezeiung sich nicht geistig, sondern buchstäblich erfüllt hat.

f) Ps 22. und Jes 53. zeigen den Kreuzestod Jesu. Auch hier war es, bevor Jesus ans Kreuz geschlagen wurde, eine offene Frage, wie alle jene Einzelschilderungen seines Leidens, welche die Propheten gegeben hatten, sich erfüllen werden, buchstäblich oder geistig, d. h. sind es innere Vorgänge im Seelenleben des Menschensohnes oder Israels, wie die Rabbiner lehren? Nun, auch hier zeigt die Geschichte, sie sich diese Weissagung erfüllt hat (vergl. Mt 23:38): "Siehe, euer Haus soll euch wüst gelassen werden." Schon früher hatte der Herr gesagt, Lk 21:24: "Jerusalem wird zertreten werden von den Heiden, bis dass der Heiden Zeit erfüllt sein wird." Nun mit "Haus" ist nicht etwa die Kirche, sondern der Tempel in Jerusalem, und mit "Jerusalem" ist kein geistiges oder gar das himmlische Jerusalem, sondern das irdische, geographische Jerusalem in Palästina gemeint, das auch noch im Neuen Testament bis heute Gegenstand vieler unerfüllter Weissagungen ist. Und wie der Herr jene Weissagung (Mt 23:38) erfüllt hat, ob geistig oder buchstäblich, wörtlich, auch das lehrt die Geschichte.

Das "Haus", der Tempel zu Jerusalem, ging im Jahre 70 in Flammen auf. Kaiser Julian versuchte später einen neuen Tempel an Stelle des alten zu bauen, doch es schossen Flammen aus dem Erdboden und zerstörten das Bauwerk. Seit nun bald 2000 Jahren hat Israels keinen Tempel mehr; ihr Haus ist ihnen wüst gelassen bis auf den heutigen Tag. das sind nur einige Beispiele davon, wie die Geschichte eine laute Sprache redet, wie der Herr seine Weissagungen in den vergangenen Jahrtausenden erfüllt hat. Nicht geistig, sondern buchstäblich, so wie sie lauteten, hat der Herr sie erfüllt.

Die Evangelisten und Apostel wissen nichts von Vergeistigung der Weissagungen.

Wenn wir im Neuen Testament bei irgend einem Apostel die Vergeistigung der Weissagungen, die Israel gegeben, suchen wollen, so müssten wir solches beim Apostel Paulus suchen, der wie kein anderer Apostel berufen und bestimmt war, das Evangelium den Heiden zu bringen, und der deshalb der große Heidenapostel heißt. Doch was finden wir nun bei Paulus? Nun, in seinen Briefen an die sieben Gemeinden aus den Heiden braucht er die Ausdrücke: Juden, jüdisch, israelitisch, Judentum, Beschneidung, beschnitten, Jerusalem usw. etwa 90 Mal. Aber alle diese Stellen handeln von dem natürlichen Israel, und nirgends versteht er unter diesen Ausdrücken die Gläubigen aus den Heiden. Keiner der Apostel, auch Paulus nicht, ist zu haben als Muster und Vorbild der so beliebten Entleerung biblischer Begriffe in der sogenannten Vergeistigungslehre.

Die Schrift nennt die Gläubigen aus den Heiden: Same Abrahams (Röm 4.; Gal 3:29), des Vaters der Gläubigen, aber nie Same Jakobs oder Israels. Denn unsere Glaubensverwandtschaft geht nicht durch Jakob auf Abraham zurück, sondern auf den unbeschnittenen Abraham. Diese einfachen und einleuchtenden Unterscheidungen machen sofort klar, warum die aus den Heiden gläubige Gemeinde im Neuen Testament nie israelisch abgestempelt wird. Sie hat sich Israels Verheißungen nicht anzueignen.

Der Apostel Paulus lehrt eindeutig, dass Christus am Kreuz aus zweien einen neuen Menschen geschaffen hat (Eph 2:15), so dass hinfort weder Jude noch Grieche, weder Knecht noch Freier, weder Mann noch Weib gilt, sondern sie alle einer in Christo sind (Gal 3:28). Aber das ist dem Apostel das Große am Werk Christi, dass er aus Zweien einen neuen Menschen geschaffen hat, in welchem weder Beschneidung noch Vorhaut, sondern nur der Glaube, der in der Liebe tätig ist, etwas gilt. In diesem aber bestehen weiter beide fort, genau wie die Geschlechter zwischen Mann und Frau, der Abstand zwischen Herr und Knecht, die Rasse weiß und schwarz, gelb und braun, und die Nationalität bei den Gläubigen. So unterscheidet Paulus auch scharf zwischen Israel und Gemeinde. Er nimmt nicht das, was der Gemeinde gehört, und gibt es Israel, aber auch nicht das, was Israel gehört, und gibt es der Gemeinde. Nein, jedem das Seine, das ist die biblische Regel.

Die Vergeistigungsmethode widerspricht den klaren Erklärungen des Apostels Paulus.

Röm 16:25; Gal 1:11-12; Kol 1:25-27; Eph 3:3-9.

Hier betont Paulus mit großem Nachdruck, dass sein Evangelium in den vorigen Zeitaltern ein in Gott verborgenes Geheimnis war, und dass er dasselbe nicht von irgendeinem Menschen, etwas von einem der Zwölfen habe, sondern dass ihm dasselbe durch direkte Offenbarung von Gott mitgeteilt worden sei. Jeder ernste Bibelleser wird finden, dass das ganze Alte Testament von Mose bis Maleachi voll ist, gewissermaßen durchstrahlt ist von großen, göttlichen Segensverheißungen an die Völkerwelt, die alle aus einem begnadeten und bekehrten Israel und Jerusalem ausgehen werden, denn das Heil kam in der Vergangenheit und wird auch in der Zukunft von den Juden kommen. Diese durch Israel vermittelte Segnung der Völkerwelt wird dann die ganze Erde füllen. Also, das ist weder etwas Neues noch Geheimnisvolles, denn immer wieder schauten und verkündeten das die Propheten im Alten Testament. Das ist aber ganz neu und völlig unerhört, dass durch das Evangelium Christi, das Paulus predigte, die Heiden, ohne Gesetz, Beschneidung, Sabbat, israelische Feste, Waschungen usw., sondern direkt durch den Glauben an den Herrn Jesus mit den Gläubigen aus Israel ein neuer Mensch in Christo werden. Also das Geheimnis des Evangelium des Paulus besteht darin, dass die Gläubigen aus den Nationen, ohne etwas vom Gesetz und ohne alttestamentliche Verheißungen, während der teilweisen nationalen Verblendung des Volkes Israel, volle und gleichberechtigte Mitbürgern mit den Heiligen aus Israel, ferner Gottes Hausgenossen, Erben Gottes und Miterben Christi und Miterben seiner Verheißungen sind.

Also auf die Frage: Darf man Weissagungen des Alten Testaments vergeistigen und sie etwa auf die christliche Kirche beziehen, antworten wir mit nein und tausendmal nein! Denn die Gemeinde ist im Alten Testament mit keinem Wort erwähnt, die Propheten wissen nichts von ihr, folglich gehören ihr auch nicht die Weissagungen. Die alttestamentlichen Weissagungen, Israel betreffend, gehören nur Israel. Wer es dennoch tut und die alttestamentlichen Weissagungen vergeistigt und sie auf die Gemeinde bezieht, der setzt sich

1. in direkten Widerspruch zur Lehre des Paulus,
2. der begeht ein Unrecht an seinem Bruder Israel; denn er nimmt ihm, was ihnen gehört. Auch hier heißt es: Du sollst nicht stehlen! Und: Unrecht Gut gedeihet nicht!
3. Der macht aus dem festen, prophetischen Wort einen Spielball menschlicher Meinungen, was unberechenbaren Schaden in der Christenheit angerichtet hat.

Ja, dürfen denn Gläubige zu ihrem Glaubens-, Liebes- und Hoffnungsleben garnicht die alttestamentlichen Weissagungen gebrauchen? Sicherlich dürfen wir sie gebrauchen nach Herzenslust. Die alttestamentlichen Weissagungen , an Israel gerichtet, gleichen einem wunderschönen Obstgarten, der unserm Bruder Israel gehört. Nun erlaubt uns Gott, der Herr, in diesen Obstgarten Israels zu gehen und nach Herzenslust uns daselbst satt zu essen, dürfen uns auch noch beide Taschen vollstopfen. (Mit anderen Worten: Unser Glaubens-, Liebes- und Hoffnungsleben kann und soll durch Israels Weissagungen und Strafandrohungen gepflegt, bereichert und korrigiert werden.) Doch weiter dürfen wir nicht gehen. Wenn besagter Obstgarten uns so gut gefällt, dass wir denken wie Ahab,: den werde ich mir aneignen und dann sagen: Israel hat nichts mehr zu erwarten, alle alttestamentlichen Weissagungen gehören der christlichen Kirche (wie das heute leider so oft betont wird), dann ereht es uns wie dem König Ahab mit Naboths Weinberg. Wir haben uns widerrechtlich etwas anggeignet, was uns nicht gehört; wir haben, wie Ahab, einen "frommen" Diebstahl begangen, worauf kein Segen liebt und nie gelegen hat.

Die Segnungen der Gemeinde sind unendlich höher und größer als die Israels. Die künftigen Segnungen Israels, so herrlich die auch sein werden, sind doch vorzugsweise irdische Segnungen, die Segnungen der Gemeinde aber sind und werden sein in alle Ewigkeiten himmlische Segnungen: Erben Gottes und Miterben Christi, Könige und Priester, die mit Christus regieren werden in die Ewigkeiten der Ewigkeiten (Offb 22:5). Wir haben es deshalb absolut nicht nötig, uns Kohl aus Israels Garten zu holen. Lass deshalb deinem Bruder Israel seine von Gott versprochenen Segnungen und danke Gott, dass auch ihm noch etwas Großes zugedacht ist, du aber bete den Herrn an für die Fülle und den unerforschlichen Reichtum seiner Gnade in Christo Jesu, den er jetzt und dann erst recht in den kommenden Ewigkeiten seiner Gemeinde versprochen hat (Eph 2:7) und geben wird.

Nächstes Kapitel:
4. Die Geschichte des Volkes Israel im Propheten Jona