Sind ewige Höllenstrafen biblisch?

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Auszüge aus dem Buch: "Das feste prophetische Wort" von Pastor A. Fünning
erschienen 1947 im Christlichen Allianzverlag, Fellbach

Inhaltsübersicht
Kapitel vorher:
40b. Was alles umfasst Gottes Plan?

41. Sind ewige Höllenstrafen biblisch?"

(Einige Bemerkungen zu den nachfolgenden Arbeiten)
Seit Jahren sind Fragen, wie: Gibt es nach der Schrift eine Errettung aus der Hölle, oder gar eine Errettung aller Menschen? Sind die Höllenqualen nach der Schrift endlos, also für alle Ewigkeiten ohne Ende? Diese und ähnliche, sehr wichtige Fragen, tauchen immer wieder auf. Sich in solch wichtigen Fragen unbedingt nach der Schrift Klarheit zu verschaffen, ist jedes wahren Christen, besonders des Dieners am Wort Gottes, heiligste Aufgabe. Da mir in der Vielgeschäftigkeit des Predigeramtes wenig Zeit blieb, mich mit diesen und vielen anderen Fragen gründlich zu befassen, so bin ich dem Herrn unendlich dankbar, dass er mir im Ruhestand Zeit, Licht und Kraft gab, diese und andere wichtige Gebiete nach der Schrift gründlich zu erforschen. Auch die vorstehenden Arbeiten sind das Resultat dieses Forschens. Mich hat das Resultat außerordentlich beglückt, und der Erlöser, der solch wunderbares Welten umspannendes, Himmel, Erde und Hölle umfassendes Erlösungswerk auf Golgatha vollbracht hat, ist mir unaussprechlich groß geworden wie nie zuvor. Es ist eben, wie Paulus lehrt, die "unaussprechliche Gabe Gottes" (2Kor 9:15). Diese Gabe Gottes, Jesus Christus, sein eingeborener Sohn, ist so groß und herrlich und wunderbar, dass sie kein Mensch voll beschreiben kann, weil sie eben "unaussprechlich" ist. Bei der Bearbeitung und Durchforschung dieser Gebiete habe ich mehr als je zuvor in die Länge und Breite, Höhe und Tiefe der wunderbaren Liebe in Christo Jesu hineinblicken dürfen, die, wie jener Gottesmann singt, wirklich bis in den "Höllengrund" reicht und rettet. Anbetend jauchze ich voll sel'ger Lust mit Paulus: Gott sei Dank für diesen wundervollen, unaussprechlichen Erlöser, die Gabe Gottes in Christo Jesu.

Sie lieber Leser, können die vorstehenden Arbeiten glauben und annehmen, oder dieselben ablehnen und möglicherweise belächeln. Doch vergessen Sie nicht, wie immer Sie dieselben aufnehmen, so oder so, diese Wahrheiten bleiben bestehen, denn sie stehen in der Schrift. Himmel und Erde werden vergehen, aber diese und andere biblische Wahrheiten werden nicht vergehen. Armselige Menschlein können und werden diese Wahrheiten nicht aus der Welt schaffen, aber diese können uns beeinflussen, wie mich und andere zur unaussprechlichen Freude. Das Letztere wünsche und erflehe ich für alle Leser!

Die Vollendung aller Dinge

Wir kommen nun zu der Vollendung aller Dinge. Ich werde jedesmal schmerzlich enttäuscht, wenn Männer Gottes über viele Gebiete der Endzeit sehr schön und schriftgemäß schreiben, aber dann nur bis ins tausendjährige Königreich Jesu Christi kommen, weiter nicht, und die eigentliche Vollendung aller Dinge entweder gar nicht berühren, oder sie mit wenigen Worten, völlig ungenügend, ja oft entstellend, darstellen. Wir haben schon in anderen Arbeiten nachgewiesen, dass mit dem Ende des tausendjährigen Königreiches Jesu, die erste Jahrtausend-Woche Gottes abgelaufen, aber damit die Vollendung aller Dinge noch lange nicht erreicht ist. Wie viele Jahrtausend-Wohen - wenn dies Zeitmaß noch bestehen wird - dann noch kommen werden, das wissen wir nicht, doch das zeigt uns die Schrift, dass dann novh viele Zeitalter (Äonen oder Ewigkeiten) bis zur Vollendung aller Dinge folgen werden. Von dieser in der Schrift gezeigten Vollendung sollen nun die folgenden Arbeiten handeln. - Zuerst wollen wir mit Gottes Hilfe der Frage nachgehen:

Was ist von ewigen Höllenstrafen zu halten?
< Sind diese endlos, d.h. werden sie in alle Ewigkeiten kein Ende nehmen, oder sind sie zeitlich? Was lehrt die Schrift? Nun, scheinbar lehrt die Schrift an manchen Stellen eine Endlosigkeit aller Verlorenen und Verdammten. Deshalb lehrten viele von Anfang an bis auf den heutigen Tag, dass die Abgefallenen, Unbekehrten, Verlorenen und Verdammten eine ununterbrochene, endlose Pein für alle Ewigkeiten in der Hölle werden erleiden müssen. Doch nur scheinbar lehrt die Schrift solches, nicht in Wirklichkeit. Denn wiederum steht auch geschrieben: "Gott hat alles verschlossen unter den Unglauben, auf dass Er sich aller erbarme", deshalb waren viele in der morgen- und abendländischen Kirche anderer Meinung, z.B. die Kirchenväter Hermes, Origenes, Gregor von Nazianz, Gregor von Nissa, Diodor von Tarsus, Theodoret von Mopsvestia und viele andere. Diese wiesen aus der Schrift ein Aufhören der ewigen Höllenstrafen nach, und lehrten das auch. Das war in der ersten Kirche die herrschende Lehre. Doch als Kaiser Konstantin das Christentum zur Staatsreligion erhob, und sich viele Heiden ohne Bekehrung mit ihrem heidnischen Wesen in die Kirchen drängten, da kehrte man nicht aus biblischen Gründen, sondern im Interesse der Sittlichkeit zur Lehre von den ewigen Höllenstrafen zurück, welche Lehre dann von Augustin am schärfsten betont wurde.

Doch durch alle die Jahrhunderte zieht sich die Lehre des endlichen Aufhörens aller Höllenstrafen wie ein roter Faden durch die ganze Kirchengeschichte bis auf den heutigen Tag. Es sind prächtige Menschen, die das glauben, und zwar nicht nur Theologen, sondern auch Dichter, Philosophen und andere. Ich will einige aus Deutschland anführen: z.B. Öttinger, Schill, Bengel, Jung Stilling, Prager, Pretziger, Michael Hahn, Schleiermacher, Neander, Reinhard, Brettschneider, Wegscheider, Schenkel, Beyschlag, Schweizer, Niemann, Blumhardt, Kapf, Schöberlein, Lessing, Klopstock, Kant, Rothe, Braun, Lemme und viele andere, und heute die meisten gläubigen und denkenden Theologen der evangelischen Landeskirche in Deutschland. (Nach L. Prager, evangelischer Pfarrer in Schwarza bei Gera). Michael Hahn sagt: "Wer die Verdammnis ohne Ende glaubt, kann nicht ruhig sein, oder er hat keinen Funken von Gottes Liebe und Erbarmen in sich." Und ein anderer: "Wahrlich, ein Gott, der die große Mehrheit der Menschen wegen der Schuld einer Spanne Zeit, Millionen und Millionen, nein ungezählte, endlose Billionen von Jahren mit den entsetzlichsten, ausgefallensten Strafen peinigen wollte, gliche eher einem Teufel, als dem Gott der heiligen Schrift. Nur die christliche, vielmehr unchristliche Gedankenlosigkeit kann eine derartige Ewigkeit der Höllenstrafen vertreten." Und Ritsch und Rothe sagen, die Annahme, dass Gott ewig erfolglos Strafe leiden lasse, sei eine furchtbare Gotteslästerung. Und Dr. Braun, Generalsuperintendent in Königsberg sagt: "Das Dogma von den endlosen Marterqualen des überwiegenden Teiles der Menschheit sei unmenschlich, ja satanisch und entstamme mittelalterlichen Vorstellungen; es sei weder biblisch noch lutherisch." Ein anderer nennt diese Lehre ein Meisterstück des Satans. So ähnlich urteilen noch viele andere.

Gründe gegen endlose Höllenstrafen

Nie endender Dualismus

1. Würden die Höllenstrafen in alle Ewigkeiten fortdauern, also niemals ein Ende erreichen, so würde in alle Ewigkeiten ein furchtbarer Dualismus, eine Herrschaft von Zweien bestehen. Auf der einen Seite Gott und die Erlösten, und auf der anderen Seite Satan mit dem großen Dämonenheer und den Billionen unerlöster, verdammter Seelen würden wutentbrannt und zähneknirschend gegen Gott und seine Heiligen im Universum weiter existieren. Von einer glückseligen Harmonie im ganzen Weltall und von einer herrlichen Vollendung aller Dinge wäre dann absolut keine Rede, im Gegenteil, eine Disharmonie gröbster Art würde dann in alle Ewigkeit im Universum des Himmels und der Erde fortbestehen.

Lasst mich ein Bild gebrauchen. Es löst wahrscheinlich kein beglückendes und behagliches Gefühl aus, wenn man in einem großen und feinen Haus wohnt, aber weiß, dass in einer Ecke des Hauses unser Todfeind haust, Satan mit seiner Bande, der auf eine satanische Art und Weise nur auf eine Gelegenheit wartet, dass er uns schaden, ja uns umbringen kann.

Widerspruch zu Gottes Barmherzigkeit

2. Die Lehre der ewigen Höllenstrafen ist ferner gegen die Liebe und Barmherzigkeit Gottes, und - wie Jung Stilling betont - entehrt sie die Würde des höchsten Wesens und macht Gott zu einem Tyrannen, der seine Freude an den Qualen seiner Geschöpfe hat. Welcher Vater wird sein Kind, um einiger jugendlichen Fehler willen, lebenslang in einen schrecklichen Kerker verdammen? Und Gott, die ewige Liebe, sollte einen Menschen, sein Geschöpf, wenn er auch über 100 Jahre sündigte, mit einer Strafe belegen, die Myriaden (Billionen) Jahre dauerte, und wenn diese Strafen vorüber wären, wieder von vorne anfangen! Kann in dem gerechten Gericht, in dem die Liebe selbst Richter ist, endliche Sünde unendliche Strafe verdienen? Weg mit solchen abscheulichen Gedanken! Aber, dass der sündige Mensch von einer Periode seiner Existenz zur anderen, in immer wirksamere Zucht- und Verbesserungshäuser gebracht wird, bis er endlich für seinen Schöpfer und Erlöser gewonnen wird, das ist Gott geziemend, und seiner ewigen Liebe gemäß und recht. Das lehrt die Schrift.

Widerspricht aller Vernunft

3. Die Lehre der Endlosigkeit der Höllenqualen ist eine der Vernunft widersprechende Lehre - Professor Lemme sagt mit Recht: "Diese furchtbare, entsetzliche Qual der Hölle soll Hunderte, Tausende, Hunderttausende, Millionen von Jahren fortdauern und nach diesen Millionen wieder Millionen, und so fort bis ins Unendliche? Und nicht nur ohne Ende, sondern auch ohne Ziel? Und zu welchem Zweck? Was aber kein Ziel hat, das hat auch keinen Zweck. Alles Vernünftige aber ist zweckvoll geordnet. Und Gott ist die ewige Vernunft selbst. Und in der ziellosen Verdammnis hätte Gottes Weisheit etwas ewig Zweckloses geordnet. Und nicht nur Bedenken hinsichtlich der ewigen Vernunft und Weisheit Gottes entstehen dem Denkenden, sondern auch hinsichtlich der Vernünftigkeit der Sache. Ist es sachgemäß, dass die Schuld der kurzen Spanne Zeit des Erdenlebens in ungezählten Milliarden (Billionen) von Jahren gebüßt wird? Besteht zwischen der Verfehlung der irdischen Lebenszeit und der furchtbaren Qual einer Strafe, die auch nach Billionen von Jahren nicht aufhört, ein entsprechendes Verhältnis? Entspricht es wirklich der ewigen Gerechtigkeit, endliche, der Zeit angehörende Sünden, mit unendlichen, in alle Ewigkeiten nie aufhörenden Züchtigungen zu strafen?"

Verfehlt Gottes Schöpfungsziel

4. Die Wiederherstellung aller Dinge wird mit Notwendigkeit gefordert schon durch den in der Schrift ausgesprochenen Schöpfungszweck der Welt (Ps 19:2; Ps 103:19-22; Ps 148.; Ps 150.). Da wird ausgesagt, dass Gott alles zu seiner Ehre und Herrlichkeit geschaffen habe; Himmel und Erde, das Meer und die Wasserwogen, die Menschen und alles, was Odem hat, alle lebenden Wesen, alle Werke Gottes an allen Orten seiner Herrschaft, sollen und werden ihn preisen. Das ist Gottes Ziel und Zweck der ganzen Schöpfung vor, und auch nach dem Fall der Menschen, ein Ziel, das obwohl durch schwere Gerichte, dennoch durch Christum erreicht wird. Noch klarer als im Alten wird im Neuen Testament der Zweck der Schöpfung angegeben. Da sehen wir zuerst, dass alles im Himmel und auf Erden, und nicht nur das Weltall, sondern auch alle Wesen durch den Sohn, und für denselben geschaffen worden sind (Joh 1:1-3.10; Kol 1:16; Röm 11:36; Offb 1:8; vgl. Spr 8:22-31). Ferner, es besteht alles in dem Sohn (Kol 1:17), und er trägt alles mit dem Wort seiner Kraft (Hebr 1:3). Dann steht ferner geschrieben, Offb 4:11:

"Herr, du bist würdig zu nehmen Herrlichkeit und Ehre und Macht, denn du hast alle Dinge geschaffen und durch deinen Willen (d.h. dir zu Willen) sind sie erschaffen worden."

Auch hier sehen wir, dass Gott in Christo Jesu das ganze All zu seiner Ehre und Herrlichkeit erschaffen hat. Dieser ursprüngliche Schöpfungszweck ist durch die Sünde nirgends und niemals aufgehoben worden. Er besteht fort und fort, bis er von allen Kreaturen erfüllt sein wird, wie wir die endliche Erfüllung in Offb 5:13.14 sehen, wo alle Geschöpfe im ganzen Weltall, Gott und das Lamm anbeten.

Das Opfer Jesu gilt allen Geschöpfen

5. Gott der Herr hat nach der Schrift nicht nur alle Dinge, die das ganze Universum und alle Wesen durch Christus und für ihn erschaffen, sondern er hat sie auch, und zwar nach ihrem ganzen Umfang, durch Christus erlöst, und zwar schon von Ewigkeit her. Und er hat nicht nur ein Teil der Menschen, sondern er hat sie alle erlöst auf Golgatha. Wie die ganze Welt Objekt der Schöpfung für ihn war, so ist auch die ganze Welt Objekt der Erlösung für ihn geworden (Joh 3:16; 2Kor 5:15; 1Jo 2:2) und viele andere Stellen. Sind in diese Erlösung auch die gefallenen Engel eingeschlossen? Ganz gewiss, denn also lesen wir in der Schrift, Kol 1:20:

"Und alles durch ihn versöhnt würde, zu ihm selbst, es sei auf Erden, oder in den Himmeln, damit, dass er Frieden machte durch das Blut an seinem Kreuz durch sich selbst."

Dass wir an Wesen im Himmel, die sein Blut am Kreuz versöhnte, nicht an die reinen heiligen Engel, sondern an die gefallenen, die in den Himmeln herrschen (Eph 6:12), zu denken haben, ist selbstverständlich. Also eine gewaltige, weltumspannende, Menschen und gefallene Engel einschließende, herrliche Erlösung durch Christi Blut auf Golgatha, zeigt uns die Schrift. Die Bedeutung und Rechtswirkung des Opfertodes Jesu auf Golgatha beschränkt sich nicht nur auf diese Erde und ihre Bewohner, sondern umschließt auch die Himmel. Wenn es wahr ist, was betont wird, dass in diesem Zeitalter nur ein Mensch von hundert Eigentum Jesu wird, die andern 99 aber unerneuert bleiben und gehen verloren, und zwar nach der herrschenden Kirchenlehre, für immer und ewig. Also das Verhältnis wäre 1:100, eine Seele erhält der Herr und 99 der Teufel. Da sehen wir, wie die Lehre der endlosen Höllenqualen eine Missdeutung des Erlösungswerkes Christi ist. Die Schrift lehrt, dass Christus nicht nur alle Menschen für sich erschaffen, sondern sie auch alle mit sich versöhnt hat durch sein Blut, ja sogar alles, was im Himmel und auf Erden ist. Doch Menschen kommen und lehren, das Christus sich in alle Ewigkeit mit einem ganz kleinen Bruchteil begnügen muss, während der Teufel den allergrößten Teil, der in den 6000 Jahren geborenen Menschheit, für alle Ewigkeit in seiner Gewalt hat.

Wir müssen beim Sohn Gottes noch länger verweilen, weil er vom Vater die Aufgabe erhalten hat, das in Unordnung geratene Weltall wieder herzustellen.

Christus, das Haupt über alles

So lesen wir vom Sohn, Eph 1:9ff.

"Da er (Gott) uns kundtat, das Geheimnis seines Willens nach seinem Ratschluss, den er gefasst hat zur Ausführung in der Vollendung der Zeiten, (nämlich) alles unter ein Haupt zu bringen in Christo, was im Himmel und auf Erden ist in ihm."

Und Eph 1:20-22:

"welche er gewirkt hat in Christo, da er ihn von den Toten auferweckt, und ihn gesetzt hat zu seiner Rechten über alle Fürstentümer, Gewalt, Macht, Herrschaft und alles, was genannt werden kann, nicht allein in dieser Welt, sondern auch in der zukünftigen; und er hat alle Dinge unter seine Füße getan."

Da erhalten wir eine Belehrung über die tiefsten Dinge, über den Vorsatz der Ewigkeiten in Christo (Eph 3:11), welches Ziel sich Gott gesetzt hat in der Vollendung der Zeiten. Fülle und Vollendung der Zeiten sind eine Reihe noch künftiger Äonen oder Zeitalter (Ewigkeiten) (Eph 2:7), die alle durch den Sohn geschaffen sind (Hebr 1:2; Hebr 11:3). In der Fülle, oder Vollendung der Zeiten wird Gott, der Herr, alles, was im Himmel und auf Erden ist, zusammenfassen in Christo. Das umschließt das ganze Weltall und alle Geschöpfe, seien es leblose oder lebende Wesen, Menschen und Engel. -

Man mag noch so groß von der Macht des Teufels, und noch so gewaltig von dessen grausigem Reich der Finsternis, und von den bösen Geistern unter dem Himmel, den Beherrschern des gegenwärtigen Zeitalters, denken, doch alle sind geschlagene, besiegte Feinde; doch das endgültige Urteil ist noch nicht vollstreckt, das kommt später. In der Ausübung ihrer Teufeleien dürfen sie nur so weit gehen, wie der Herr es zulässt, wie wir das sehr deutlich an Hiob sehen. Und dann dürfen sie nur in den Kindern des Unglaubens ihr Unwesen treiben (Eph 2:2). Die wahren Kinder Gottes, die versetzt sind aus dem Königreich der Finsternis in das Königreich des Sohnes seiner Liebe, werden durch Gottes Macht bewahrt, sofern sie in Christo bleiben. Diese können mit dem Herrn sagen: Er hat nichts an mir! Und mit Luther: "Ein Wörtlein kann ihn fällen" -

Ja, gottlob, Jesus ist Sieger und lebt! Ihm ist das weite Weltall, Himmel und Erde, alle Menschen und die ganze Hölle unterstellt. Er ist das Haupt über alles, deshalb ist er die allerhöchste Autorität, und er allein hat alle Macht und die Kontrolle über alles. Das kann garnicht anders sein. Wir müssen einen allmächtigen, über alle Fürsten und Gewalten, Mächte und Herrschaften absolut erhabenen Herrn und Retter haben, sonst stände unsere Sicherheit, ja Seligkeit auf sehr schwachen Füßen. Gäbe es eine Gewalt des Bösen, des Todes und des Verderbens, welche der Herrschaft des Sohnes Gottes überlegen wäre, ja dann stünde das ganze Werk Christi, und er selbst in Gefahr, eines Tages von solchen übermächtigen Herrschern zerstört und vernichtet zu werden. Doch Gott sei Dank, nicht der Teufel, sondern Jesus Christus ist das Haupt über alles, und er trägt alle Dinge mit dem Wort seiner Kraft (Hebr 1:3).

Im gleichen Epheserbrief erhalten wir eine weitere merkwürdige, aber herrliche Belehrung, Eph 3:9-11:

"Und zu erleuchten jedermann, welches da sei die Verwaltung des Geheimnisses, das von den Äonen (Ewigkeiten) in Gott verborgen gewesen ist, der alle Dinge geschaffen hat durch Jesus Christus, auf dass jetzt kund würde den Fürstentümern und Herrschaften in den Himmlischen durch die Gemeinde die mannigfaltige Weisheit Gottes nach dem Vorsatz der Äonen, den er gefasst hat in Christo Jesu, unserm Herrn".

Hier wird uns mitgeteilt, was der Vorsatz der Äonen (Ewigkeiten) noch weiter enthält, nämlich der übermenschlichen Engelwelt, (doch sicher der gefallenen) soll durch die Gemeinde, die er mit seinem Blut erkauft hat, die mannigfaltige Weisheiet Gottes kundgetan werden, doch sicherlich zur Errettung derselben (vgl. Kol 1:20). Wurde uns in Eph 2:7 gezeigt, wie der Herr in den kommenden Ewigkeiten den überschwänglichen Reichtum seiner Gnade in Christo Jesu über die Gemeinde darstellen, oder erzeigen werde (doch sicherlich nicht als eine großartige Dekoration, sondern zur Errettung unseliger Geister), so wird uns in Eph 3:9-11 mitgeteilt, wie Gott, der Herr, durch dieselbe Gemeinde der (gefallenen) Engelwelt einen gewaltigen Anschauungsunterricht geben werde, nämlich derselben die mannigfaltige Weisheit Gottes in Christo Jesu kundzutun. Zu diesem Zweck soll "jedermann erleuchtet" werden. (Eph 3:9a). Doch wo geschieht das? So gut wie garnicht. Welch eine große Vernachlässigung köstlicher biblischer Wahrheiten!

Wir haben schon gesehen, dass alle Dinge durch den Sohn, und für ihn geschaffen sind (Kol 1:16), und dass alles in ihm (dem Sohn) besteht, und er alles mit dem Wort seiner Kraft trägt (Hebr 1:3), also auch den Teufel und sein Höllenheer. Würde er nur einen Augenblick seine erhaltende Hand abziehen, dann würde alles in Nichts zerfallen, vergehen und verschwinden. Christus als das " Haupt über alles" hat unter allen Umständen das alleinige und ausschließliche Verfügungs- und Bestimmungsrecht über alle Kreatur, die er geschaffen, und mit seinem Blut erkauft hat. Und wir lesen mit keiner Silbe in der Schrift, dass der Sohn auf dieses Recht an seiner Schöpfung je Verzicht geleistet hätte, nein nein, auch nicht auf den allerkleinsten Teil. Im Gegenteil lesen wir, dass wenn seine Stunde gekommen, und seine Zeit erfüllt sein wird, er diese, seine Schöpfung zur ursprünglichen und herrlichen Vollendung bringen wird. (Phil 2:9-11; Offb 5:11-13), wie wir das noch im Weiteren hören werden. Was er sich vorgenommen hat, und was er haben will, das muss doch endlich zu seinem Zweck und Ziel kommen. -

Der Sohn ist Erbe über alles

Zuerst wird uns in Ps 2. mitgeteilt, dass dem eingesetzten König auf Zion die Heiden zum Erben und der Welt Enden zum Eigentum gegeben wurden. Dann im 1. Kapitel des Hebräerbriefes, gleich am Anfang der großartigen Auzählungen der Machtvollkommenheiten und Erhabenheiten des Sohnes über alle Engel, heißt es vom Sohn: "welchen er gesetzt hat zum Erben über alles oder über das All". "Diese Sohnschaft ist begründet in rechtlicher, unerschütterlicher Weise die unantastbare Erbberechtigung, d.h. das dereinstige, unbeschränkte Verfügungs- und Verwaltungsrecht über das gesamte All, Himmelreich, Erdreich, Luftreich und Totenreich." Selbstverständlich ist der Gedanke, das irgend jemand ihm dieses Erbe, oder auch nur ein kleines Teilchen desselben, streitig machen könnte, gänzlich ausgeschlossen. Aber auch der andere Gedanke, dass der Sohn nicht imstande wäre, sein ganzes Recht auf dieses sein Erbe, auf das ganze All wirksam durchzusetzen - was ja einem kläglichen Fiasko gleich käme - ist gänzlich abzuweisen. Dieses Erbe hat der Sohn noch nicht angetreten, wie solches die Schrift bestätigt: "Jetzt sehen wir noch nicht, dass ihm alles unterworfen ist" (Hebr 2:8). Mit der Wiederkunft Christi wird der Herr anfangen sein Erbe in Besitz zu nehmen.

Zuerst wird er Besitz ergreifen von seiner durch Auferstehung zur Herrlichkeit verklärten Gemeinde, seine Fülle, oder sein Vollmaß. Diese Gemeinde wird dann richterliche Funktionen auszuüben haben (1Kor 6:2-3), und die mit ihm, dem herrlichen Haupt und König in seinem Königreich herrschen wird, wie geschrieben steht, Röm 8:17:

"Sind wir aber Kinder, so sind wir auch Erben, nämlich Gottes Erben und Miterben Christi, so wir mit leiden, auf dass wir auch mit zur Herrlichkeit erhoben werden."

2Tim 2:12: "Dulden wir, so werden wir mit herrschen" und Offb 22:5c: "sie werden regieren in die Ewigkeiten". Doch noch eine andere und zwar große und herrliche Arbeit wird die Gemeinde haben. Sie wird nach Eph 2:7 in den künftigen Äonen (Ewigkeiten) den unerforschlichen Reichtum seiner Gnade in Christo Jesu erzeigen, d.h. verkündigen, sicherlich den Billionen unerlöster Geister.

Das nächste Gebiet seines erworbenen Eigentums oder Erbe wird dann Israel sein, dessen Wiederannahme dann stattfinden wird, wie Leben aus den Toten (Hos 6:2; Hes 37:12.13; Röm 11:26).

Israel ist nur Gottes "erstgeborener Sohn" unter den Völkern der Erde. Der Herr hat noch andere Söhne. Das nächste Gebiet seines Erbes, von dem er Besitz ergreifen wird, sind die Völker der Erde. In Jes 25:6-8 spricht der Herr:

"Und der Herr Zebaoth wird allen Völkern auf diesem Berge ein fettes Mahl bereiten von reinem Wein, vom Fett, von Mark, von Wein, darin keine Hefe ist. Und er wird auf diesem Berg die Hülle wegtun, womit alle Völker verhüllt sind, und die Decke, womit alle Heiden bedeckt sind. Er wird den Tod verschlingen ewiglich und der Herr wird die Tränen von allen Angesichtern wischen, und wird die Schmach seines Volkes aufheben in allen Landen; denn der Herr hat's gesagt."

Was das für eine Hülle und Decke ist, womit alle Völker verhüllt und zugedeckt sind, beantwortet der Apostel Paulus (2Kor 4:4). Doch eine andere Schrift sagt: "Gott hat alle (Juden und Heiden) verschlossen unter den Unglauben, auf dass er sich aller erbarme oder alle begnadige" (Röm 11:32). Was wird das für ein Erwachen sein in Israel, wenn sein jahrtausendelanges Verstockungsgericht beendet sein wird, ferner was wird das für ein Erwachen unter den Völkern der Erde geben, wenn die Hüllen fallen werden, womit der Vater der Lüge sie seit 6000 Jahren verhüllt hat, und sie nun die Wahrheit in Christo erblicken, und "alles Fleisch den Heiland Gottes sehen wird" (Lk 3:6), und alle Welt bekennen wird, dass Jesus der "Welt-Heiland" ist (Joh 4:42). Das wird in der Tat in Israel und der Völkerwelt sein wie Leben aus den Toten (Röm 11:15).

Doch die Besitzergreifung seines weltumspannenden Erbes wird weiter gehen. Will schon hier hinweisen auf die soeben gelesene, wunderbare gewaltige Weissagung in Jes 25:8: "Er wir den Tod verschlingen ewiglich." Und "Tod, ich will dir ein Gift, Totenreich, ich will dir eine Pestilenz sein." (Hos 13:14). Doch davon, will's Gott, später mehr.

Was wird aber aus den Fürsten und Gewaltigen, den bisherigen Weltbeherrschern, den bösen Geistern unter dem Himmel, die dann im nächsten Zeitalter die Heiden nicht mehr verhüllen können? Die Schrift gibt darauf deutliche Antwort. "Und so jemand nicht gefunden wird in dem Buch des Lebens geschrieben, der wird in den feurigen Pfuhl geworfen. (Offb 20:10.15). Auch davon, will's Gott, später mehr.

Dass der Sohn Gottes von Gott dem Vater als "Haupt über alles oder über das All" eingesetzt ist, das ist der Lohn für die Arbeit seiner Seele auf Golgatha. Wie sagt der Apostel:

"Darum, weil der Sohn gehorsam war bis zum Tode am Kreuz, darum hat ihn Gott hoch erhöht, und ihm einen Namen gegeben, der über allen Namen ist, auf dass in dem Namen Jesu sich beugen sollen alle Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind, und alle Zungen bekennen sollen, dass Jesus Christus der Herr sei, zur Ehre Gottes des Vaters." (Phil 2:9-11)

Und wie sagt der Prophet: "Darum, dass er seine Seele ausgeschüttet hat, wird er seine Lust sehen, und die Fülle haben." Jes 53:11-12: "Darum will ich ihm große Beute geben, und er soll die Starken zum Raube haben usw." Wer sind diese Großen und Starken? Sind das arme, hinfällige Menschen, die vielleicht eine Zeitlang eine gewisse Rolle spielen? Von solchen singt der Dichter: Fürsten sind Menschen vom Weibe geboren und sinken wieder in den Staub. Und die Schrift sagt: "Sie wiegen weniger denn nichts" (Ps 62:10). Ich glaube die Großen und Starken sind vor allem die Fürsten und Gewaltigen, die Weltbeherrscher der Finsternis (Eph 6:12). Als "Haupt über alles", als "Erbe aller Dinge", wird der Sohn Gottes endlich auch über alles, und alle Menschen, Engel, Teufel und Dämonen herrlich triumphieren. Alle Engel werden ihn anbeten (Ps 97:7; Hebr 1:6), und alles im Himmel und auf Erden und unter der Erde wird Jesus bekennen, dass er der Herr sei zur Ehre Gottes des Vaters. Und alles wird ihm unterworfen werden (1Kor 15:28). Das ist klare Schriftlehre und die Schrift kann nicht gebrochen werden.

Lies weiter:
42. Was geschieht mit den Verdammten?