Simson – ein seltsamer Christus-Darsteller

Aus Bibelwissen
Version vom 28. November 2014, 10:40 Uhr von BH (Diskussion | Beiträge) (Simson und Delila)

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Von Daniel Muhl

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Einleitung

Die ganze Bibel ist voll von Schattenbildern. Viele biblischen Gestalten (vielleicht alle) sind in Bezug auf die göttliche Realität Schattenbilder auf geistliche Personen. Jesus sagt:

  • Joh 5:39 - Ihr erforscht die Schriften, denn ihr meint, in ihnen ewiges Leben zu haben, und sie sind es, die von mir zeugen;

und Paulus erklärt:

  • Kol 2:16-17 - So richte euch nun niemand wegen Speise oder Trank oder betreffs eines Festes oder Neumondes oder Sabbats, 17 die ein Schatten der künftigen Dinge sind, der Körper [selbst] aber ist des Christus.

Das ganze AT zeugt in irgendeiner Weise von Christus oder es stellt Personen dar, die in einer Beziehung zu Christus stehen.
Denken wir z. B. an den König von Babel in Jes 14, der ein sehr deutliches Schattenbild auf Satan sein dürfte. Ebenso Nebukadnezar beim Propheten Daniel. Oder erinnern wir uns an Hegai, den königlichen Hofbeamten von Ahasveros, der vermutlich ein Bild auf den Heiligen Geist ist (ebenso Elieser, der Knecht Abrahams).
Es werden aber auch ganze Heilskörperschaften in biblischen Personen dargestellt. So dürfte die erste Frau von Salomo (Sulamith) ein wunderbares Bild auf die Braut Jesu Christi sein.
Wenn in der Bibel auch andere Personen als unser Herr Jesus Christus dargestellt werden, so sind es doch immer Personen, die in einem direkten Zusammenhang mit Christus stehen. Es sind also Personen, die etwas mit dem Christus zu tun haben und die unseren Herrn auch zu einem bestimmten Handeln veranlassen und Ihn so von einer anderen Seite her beschreiben. Letztlich geht es immer um den Christus.
Wenn wir nun über eines dieser Schattenbilder nachdenken, dann sehen wir womöglich gewisse Umrisse, die wir einfach nicht richtig einordnen können. Mir ist es im Moment noch nicht möglich, alle Details der folgenden biblischen Geschichte zu interpretieren.
Nachfolgend möchte ich die Geschichte Simsons etwas näher beleuchten und versuchen, einige Bezüge zum Messias herzustellen. Bei Simson ist mir eigentlich schon seit längerer Zeit klar, dass es sich hier um einen Christus-Darsteller handelt, obwohl uns sein Handeln an manchen Stellen alles andere als weise erscheint.
Das Leben des stärksten Mannes aller Zeiten ist aus theologischer Sicht hoch interessant und war gleichzeitig in mancher Hinsicht eine ganz große Tragödie.

Ein eigenartiger Mann

Wenn man die Geschichte Simsons liest, dann erscheint sie uns zum Teil sehr eigentümlich und aus menschlicher Sicht unrealistisch. Das Buch der Richter „widmet“ diesem seltsamen Mann ganze vier Kapitel (Ri 13-16) und im NT wird er sogar bei den „Glaubenshelden“ aufgelistet (Hebr 11:32). Im gewissen Sinne ist dies sehr erstaunlich, weil er uns zunächst den Eindruck vermittelt, relativ eigensinnig und unklug gehandelt zu haben. Er hatte eine so große Schwäche für die Frauen, dass er zuerst einmal den Ratschlag seiner Eltern „in den Wind schlug“. Man hat generell den Eindruck, dass sich Simson bei der Wahl seiner drei Frauen sehr unweise verhielt und jeglichen „Verstand“ ausschaltete. Simson verhielt sich also aus menschlicher Sicht unweise, wobei in der Bibel steht "es kam vom Herrn", weil Er eine ganz bestimmte Absicht damit hatte. So gibt es auch in unsrem Leben immer wieder Dinge, von denen wir meinen "das ist eine komische Sache" oder "hier hat jemand wirklich töricht gehandelt". Wenn wir später einmal erkennen können, gerade diese "komische Sache" war auch vom Herrn, dann werden wir aus dem Staunen nicht mehr herauskommen! Ja, ich glaube wir werden da einmal große Überraschungen erleben!
Abgesehen davon, dass er durch sein Wirken, die Philister sehr schädigte und sein Volk dadurch, ganz oder teilweise von der Unterdrückung befreite, findet man bei Simson kaum ein weises Handeln (zumindest vordergründig nicht). Er machte einfach, was er wollte und verursachte dadurch auch etliche Schwierigkeiten.
Trotz alledem sieht die Bibel in Simson einen Mann des Glaubens. Er hatte also eine Gottesbeziehung und er vertraute auf Gott! Allerdings wird für uns sein Glaube erst kurz vor seinem Tod so richtig sichtbar. Ich denke, dass er schon vorher eine Gottesbeziehung hatte; nur wird diese für uns kaum erkennbar. Aus dem Leben Simsons kann man sicherlich einige lehrreiche Schlüsse ziehen. Sein Glaube - besonders am Ende seines Lebens - ist für uns natürlich ein Vorbild. Bei Simson sieht man außerdem besonders gut, was man nicht machen sollte! Das sind die praktischen Aspekte seiner Lebensgeschichte.
Obwohl das Leben Simsons fehlerbehaftet war, so bilden die Ereignisse seines Lebens doch den Umriss eines Schattens! Der Schatten selbst ist eine „dunkle Angelegenheit“, die auch seine Sündhaftigkeit zum Vorschein bringt, aber die Umrisse vermitteln uns eine Ahnung über die Beschaffenheit des Körpers und der Körper, der diesen Schatten wirft, dürfte der Christus sein.

Grundsätzliche Gedanken zum Leben Simsons

Eigenartig ist schon einmal die Tatsache, dass es sich hier um den einzigen Nasir handelt, der vor der Geburt von Gott zum Nasir berufen wurde (Ri 13:7). Zwar sehen wir bei Samuel und bei Johannes dem Täufer ganz ähnliche Aussagen, wie z. B. der Verzicht auf Wein und starkes Getränk oder das Nicht-Schneiden des Haupthaares, aber eine explizite Benennung zum Nasir, vor der Geburt, vonseiten Gottes, fehlt hier. Wenn wir daran erinnert werden, dass unser Gott, schon vor Grundlegung der Welt, alle Gedanken und alles Handeln Seiner Geschöpfe bereits erkannte, dann erstaunt es schon ein wenig, wenn Er gerade Simson zum „Älohim-Geweihten“ macht. Simson macht in gewisser Weise, einen sehr eigenwilligen Eindruck. Für den Ratschlag seiner Eltern, er solle doch keine Ausländerin heiraten, hatte er kein Gehör. Der erste Eindruck von Simson ist eher der eines Lausbuben, der ständig bestrebt war, irgendwelche Streiche auszuführen. Trotz alledem entschied sich Gott, ihn zu Seinem Geweihten zu machen. Der Allmächtige zeigt uns immer wieder, dass Er mit jeder Art von Mensch, Geschichte schreiben kann. Er kann es mit den Edelmütigen, wie Hiob oder Daniel oder mit einem Widerspenstigen wie Jona, aber auch mit einem fundamentalistischen Eiferer wie Saulus. Beim „Bodenpersonal Gottes“ gibt es alles; die Zaghaften, die Choleriker, die Mutigen und die Mutlosen, die Motivierten und die Demotivierten, die Schwachen und die Starken. Interessant dabei ist die Tatsache, dass Gott jeden irgendwann einmal auch die „andere Seite“ erleben lässt. Der Starke wird eines Tages die Schwachheit erleben und der Schwache die alles überwindende Kraft Gottes erfahren!
Wie ich bereits erwähnte, war die Schwäche Simsons, seine Liebe zu den ausländischen Frauen. Die Beziehungen zu ausländischen Frauen waren ein Verstoß gegen die Anordnungen Gottes (2Mo 34:11-16 / 5Mo 7:1-4). Der Herr wusste, dass Mischehen die Israeliten noch schneller zum Götzendienst verführen würden. Allerdings war der Götzendienst nicht das Problem von Simson. Durch seine Liebe zu den ausländischen Frauen (vermutlich waren alle drei Philisterinnen) kam es zu Schmerz, Tod und Schrecken! Unserem Herrn wurde diese Liebe auch zu einem ganz persönlichen Verhängnis; aber bei Ihm war das eine geistliche Stärke, welche die scheinbar alles beherrschende Macht des Todes letztlich überwunden hat.
Nach dem Gesetz hätte Simson eine Israelitin zur Frau nehmen sollen, wie auch Salomo eine Tochter Jerusalems. Doch wenn ein Mann eine Frau liebt, dann ist diese Liebe stärker als jegliches Gesetz. Die Liebe eines Mannes ist dann so groß und für ihn persönlich gleichzeitig auch gefährlich, dass sie das dem Gesetz Unmögliche tut. Eigentlich steht ja die Liebe über dem Gesetz, doch die Liebe trägt sämtliche Konsequenzen, die sich aus der Nichtbeachtung der Vorschriften ergeben.
Verstößt es z. B. gegen das Gesetz, wenn man einen Gottlosen oder einen unehrenden Menschen rechtfertigt? Oder verstößt es gegen das Gesetz, wenn man einen Menschen verurteilt und diesen sogar hinrichtet, obwohl dieser ohne Sünde ist? Sehr wohl verstößt dies gegen das Gesetz. Salomo sagt sogar, dass beides in den Augen des Herrn ein Gräuel ist (Spr 17:15). Was aber macht unser Gott? Den Schuldigen und Gottlosen rechtfertigt Er (Röm 4:5) und den Sündlosen lässt Er für uns zur Sünde machen (2Kor 5:21). Für das Gesetz ist dies eine unmögliche Situation. Doch weil unser Gott die Liebe in Person ist, tut Er dies und trägt aber gleichzeitig alle Konsequenzen des Gesetzes. Diese Konsequenzen waren für Ihn unsagbar schmerzhaft. Aus lauter Liebe nimmt unser wunderbarer Herr Jesus den ganzen Fluch des Gesetzes auf sich (Gal 3:13).

Die Geschichte Simsons

Die Ankündigung und Geburt Simsons

Siehe Ri 13.
Manoach (ü. Ruheort; +04495), der Danite (Dan = Richter; +01839) und Vater Simsons (ü. „kleine Sonne“ oder Sonnenhafter; +08123) lebte mit seiner Frau in Zora (ü. Hornisse oder Aussätzige; +06881).
Der Mann, der die Ruhe in Person ist, ist auch Richter und Vater der Sonne und des Lichtes. Er lebt da, wo die stechenden Hornissen sind und wo es Aussätzige hat, das heißt solche, die mit der Sünde behaftet sind. Dadurch dürfte Manoach ein Bild auf den himmlischen Vater sein, der bei den Sündern wohnen will.
Die unfruchtbare Frau Manoachs kann nur durch das übernatürliche Einwirken Gottes schwanger werden; genauso wie Sarah und Hanna. Da wo die natürlichen Möglichkeiten für einen Nachkommen fehlen, da entstehen durch das Einwirken Gottes, die Söhne der Verheißung. Mit diesen Söhnen macht unser Gott Geschichte und mit ihnen werden die göttlichen Veränderungen „eingeläutet“.

Simson der Nasiräer

Simson war von Mutterleib an auserwählt und berufen. Er war ein Nasir, d. h. ein Älohim-Geweihter (+05139). Der Begriff Nasir oder Nasiräer kann mit „Geweihter“ oder „Abgesonderter“ übersetzt werden. Der Begriff könnte sich in Anlehnung an „neser“ (+05145; „Diadem“, „Krone“) auf das Haar des Nasiräers beziehen (vgl. mit 4Mo 6:7: „das Gelübde seines Gottes ist auf seinem Haupt“). Die Bestimmungen über das Nasiräergelübde stehen in 4Mo 6. Es konnte in Israel von jedem Mann und jeder Frau abgelegt werden und war wohl schon vorher bekannt. Der Gelobende hatte das Verlangen, sich für eine begrenzte Zeit oder auch für sein ganzes Leben völlig Gott zu weihen. In Ausnahmefällen wie bei Simson (Ri 13:5) wurde ein Mensch bereits vor seiner Geburt von Gott oder wie bei Samuel (1Sam 1:11) von seiner Mutter zum Nasir bestimmt.

Die Vorschriften für einen Nasir

An dieser Stelle möchte ich ganz kurz die Vorschriften für einen Nasir zusammenfassen:

  1. Er durfte während der Zeit seines Gelübdes sein Haupthaar nicht scheren.
  2. Er musste auf Wein, Essig und Rauschtrank sowie auf frische oder getrocknete Trauben verzichten. Mit anderen Worten; alles, was vom Weinstock stammte, durfte der Nasir nicht einnehmen.
  3. Nach einem plötzlichen Todesfall durfte es zu keiner Verunreinigung kommen, indem der Nasir mit einer Leiche in Berührung kam. Das galt auch für nahestehende Angehörige. Sollte dies doch geschehen, benötigte es ein ganz spezielles Reinigungsritual, wo er sein Haupt scheren und Tauben sowie ein einjähriges Lamm opfern musste (4Mo 6:9-12).
  4. Nach der Erfüllung des Gelübdes hatte der Nasir verschiedene Opfer zu bringen und sein Haar vor dem Eingang der Stiftshütte (später des Tempels) abzuschneiden und in das Feuer zu werfen, das unter dem Dankopfer brannte. Dann nahm der Priester eine gekochte Vorderkeule vom Widder des Dankopfers, je einen ungesäuerten Kuchen und Fladen und legte alles auf die Hände des Nasiräers, um es so vor dem Herrn zu schwingen. (Schwingopfer; 4Mo 6:13–20). Danach konnte der Nasir wieder am gewöhnlichen Alltagsleben teilnehmen.

Für den Nasir bedeutete sein Gelübde eine Zeit der völligen Hingabe an den Herrn, dem er heilig war (4Mo 6:8) und um dessentwillen er auf bestimmte Dinge verzichtete, ohne sich aber sonst aus seinem gewohnten Lebenskreis zurückzuziehen. Damit wurde er für seine Umgebung zum lebendigen Zeichen des Herrschaftsanspruches Gottes, was in Zeiten des allgemeinen Abfalls nicht gern gesehen wurde (Am 2:11ff).

Eine mögliche Auslegung

Kennen wir jemand, der seit Seiner Zeugung und seit Seiner Geburt ein Geweihter Gottes ist? Einer der von Anfang an für den allmächtigen Gott abgesondert wurde?
Als der Vater zu Seinem Sohn sagte, „du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt (Ps 2:7)“, war Er bereits ein Älohim-Geweihter, Einer der für den allmächtigen Gott abgesondert wurde und welche Bedeutung hatte diese Absonderung? Abgesonderte, Geweihte sowie Auserwählte wurden nicht für sich selbst abgesondert, sondern für Gott und deshalb stellt sich die Frage:

Weshalb braucht unser Gott Geweihte und Abgesonderte? Zu Seiner Freude? Ja, auch!
Um Menschen und Geschöpfe zu haben, mit denen Er innige Gemeinschaft haben kann? Ja, auch!

Doch wie bei Simson, findet eine Absonderung vor allem deshalb statt, weil der Vater im Himmel eine Erlösung Seines Volkes und eine Erlösung Seiner gesamten Schöpfung durch Seine Geweihten plant. Vor der Geschichte Simsons lesen wir folgenden Vers:

  • Ri 13:1 - Und die Kinder Israel taten wiederum was böse war in den Augen des HERRN; und der HERR gab sie in die Hand der Philister vierzig Jahre.

Das Volk des Herrn ging durch Gericht und musste dadurch auch leiden. Gott sah das Elend und die Knechtschaft Seines Volkes und plante eine Erlösung und Befreiung durch einen Nasir. Genauso ist es bei unserem Herrn Jesus Christus.

Simsons Hochzeit und deren Folgen

In Timnah (ü. Zugeteilte; +08553) sah Simson (ü. „Sonnenhafter“ oder „kleine Sonne“) seine erste Frau:

  • Ri 14:1-4 - Und Simson ging nach Timna hinab. Und er sah in Timna eine Frau von den Töchtern der Philister. 2 Und er ging [wieder] hinauf und berichtete es seinem Vater und seiner Mutter und sagte: Ich habe in Timna eine Frau von den Töchtern der Philister gesehen. Und nun nehmt sie mir [doch] zur Frau! 3 Da sagte sein Vater zu ihm und [auch] seine Mutter: Gibt es unter den Töchtern deiner Brüder und unter meinem ganzen Volk keine Frau, dass du hingehst, eine Frau zu nehmen von den Philistern, den Unbeschnittenen? Simson aber sagte zu seinem Vater: Diese nimm mir, denn sie ist in meinen Augen die richtige! 4 Sein Vater und seine Mutter erkannten aber nicht, dass es von dem HERRN war; denn er suchte einen Anlass bei den Philistern. In jener Zeit herrschten nämlich die Philister über Israel.

Das Rätsel

Nachdem Simson den Philistern das bekannte Rätsel aufgab, „aus dem Fresser kam Fraß, und aus dem Starken kam Süßes“, wurde seine erste Frau unter Todesdrohung bedrängt, die Lösung bei Simson zu erforschen. Vermutlich auch aus der Todesangst heraus, bedrängte seine Frau ihn sehr, indem sie sagte:

  • Ri 14:16b-17 - Du hasst mich nur und liebst mich nicht. Den Söhnen meines Volkes hast du das Rätsel aufgegeben, aber mir hast du es nicht erzählt. Er aber sagte zu ihr: Siehe, meinem Vater und meiner Mutter habe ich es nicht erzählt, da sollte ich es dir erzählen? 17 Doch sie weinte bei ihm die sieben Tage, an denen sie das Festmahl hielten. Und es geschah am siebten Tag, da erzählte er ihr [die Lösung des Rätsels], weil sie ihn drängte, und sie erzählte das Rätsel den Söhnen ihres Volkes.

Die allegorische Deutung dieses Rätsels ist nicht einfach und es gibt bestimmt auch unterschiedliche Interpretationsmöglichkeiten. Wenn in dieser Begebenheit Simson ein Christus-Darsteller ist, würde der Löwe vermutlich den Diabolos darstellen, der wie ein brüllender Löwe umhergeht und solche sucht, die er verschlingen kann (1Petr 5:8). Auf Golgatha wurde Satan vorerst einmal juristisch besiegt. Durch die Niederlassung der Bienen (hb. deborah; +01682) auf dem Leichnam, entsteht eine Honigwabe. Das hebräische Wort für Biene ist mit den Begriffen „Stachel“ und „Wort“ verwandt. Durch den Stachel des Wortes Gottes entsteht sogar auf dem Leichnam des Fressers süßer Honig. Honig wird in Spr 16:24 mit freundlichen Worten verglichen und die liebende Braut aus Hl 4:11 hat Honig unter ihrer Zunge. Dieses Beispiel zeigt uns die alles verändernde Kraft des Wortes Gottes an, die selbst aus dem Leichnam des Bösen noch etwas Gutes entstehen lassen kann.
Simsons Braut wird mit einer Todesdrohung unter Druck gesetzt. Vermutlich aus einer großen Todesangst heraus, versucht die Frau, dem Simson sein Geheimnis zu entlocken. Wie bei seiner letzten Frau (Delila), so konnte auch die erste Frau dem Simson sein Geheimnis nur über den erzwungenen „Liebesbeweis“ entlocken. Mit anderen Worten; „ich glaube dir erst dann, dass du mich liebst, wenn du mir dein Geheimnis offenbarst!“ Da Simson seine Liebe „beweisen“ wollte, offenbarte er sein Geheimnis. Doch sein Liebesbeweis bewirkte, dass Simson seine „Wette“ und danach seine Frau verlor. Bei seiner letzten Frau Delila verlor er seine Kraft, sein Augenlicht und dann noch sein Leben. Doch davon weiter unten!
Auch hier existiert ein Bezug zu denen, die von Christus geliebt werden. Kann unser Herr etwas ewig für sich behalten? Kann Er denen, die Ihn lieben, für immer etwas vorenthalten? Sagt nicht Paulus, dass Gott denen, die Ihn lieben, Dinge offenbart, die sonst kein Auge gesehen, kein Ohr gehört und in keines Menschen Herz gekommen sind (1Kor 2:9).
Die Folgen dieser Heirat und Wette waren verheerend. Weil Simson die Wette verlor, schuldete er den anderen 30 Festkleider. Diese besorgte er sich, indem er 30 Philister erschlug. Im Zorn ging er zurück in das Haus seines Vaters. Simsons Braut gab man dann einem Brautbegleiter. Nachdem Simson, aus Wut darüber, dass man seine Frau jemand anderem gab, die Getreidefelder der Philister mit 300 Füchsen anzündete, verbrannten die Philister seine Frau und seinen Schwiegervater.

Simson erschlägt die Philister

Diese Vorgeschichte führte dazu, dass Simson sich an den Philistern wiederum rächte und viele erschlug. Das Erschlagen der 1'000 Philister möchte ich an dieser Stelle noch unkommentiert lassen. Den Text dazu findet man ab Ri 15:7.

Besuch bei der Hure in Gaza

In Gaza (ü. Starke; +05804) ging Simson zu einer Hure (Ri 16:1-3). Die Gaziter umstellten die Stadt und wollten Simson im Morgengrauen erschlagen. Bis Mitternacht blieb Simson bei der Hure, dann stand er auf, packte die Flügel der Stadttore sowie die beiden Pfosten, riss sie samt dem Riegel heraus und legte sie auf seine Schulter. Danach trug er sie auf den Gipfel des Berges, der nach Hebron (ü. Verbündetsein; Gemeinschaftlichkeit; +02275) zu liegt. Wenn Simson sich in eine Stadt begibt, die „Starke“ genannt wird, dann werde ich an zwei ganz besonders starke Dinge erinnert. In Hl 8:6 lesen wir, dass der Tod so stark wie die Liebe ist. Um Mitternacht packt Simson die Flügel der Stadttore sowie deren Pfosten und Riegel. Somit ist diese Stadt geöffnet und nicht mehr verschlossen. Vielleicht werden wir an die Begebenheiten erinnert, wo sich um Mitternacht durch ein Erdbeben die Türen des Gefängnisses öffneten (Apg 16:26) und an Jona, der erklärte – als er sich im Schoß des Scheols befand (Jon 2:3) - dass die Riegel der Erde auf äonisch hinter ihm verschlossen waren (Jon 2:7). Der Tod und das Totenreich sind stark und sie sind auch ein Gefängnis. Simson, der „Sonnenhafte“ begibt sich in diesen Herrschaftsbereich, macht sich mit einer Prostituierten eins und öffnet diesen Herrschaftsbereich.
Jesus geht in den Bereich des Todes, macht sich mit einer Prostituierten eins (Israel, das sich geistlicherweise im Tod befand, wird im AT mehrfach als Hure bezeichnet) und öffnet die Tore des Todes. Heute hat Jesus Christus die Schlüssel des Todes und des Hades in Seiner Hand (Offb 1:18).

Simson und Delila

Wieder gewinnt Simson eine Frau von den Philistern lieb, und zwar im Wirbelbachtal Sorek (ü. Edelrebe; +07796). Alle Erzeugnisse der Rebe waren ja für den Nasiräer verboten und genau dort zieht es Simson hin. Delila (+01807) lautete der Name der Frau, was übersetzt „die Schwache“ oder „Verarmende“ heißt.
Hat es unsern Herrn auch aus Liebe zu den Armen und elenden Sündern hingezogen?
Diesmal wird die Frau von den Fürsten der Philister bestochen und sie versprachen ihr großen Reichtum, wenn sie das Geheimnis seiner Kraft in Erfahrung bringen würde. Jeder Fürst wollte ihr 1’100 Schekel Silber geben. Delila begann nun Simson zu befragen. Das Eigenartige an ihrer Fragestellung ist die Tatsache, dass Delila Simson so naiv befragte, dass dieser ihre Heimtücke, die hinter dieser Frage steckte, hätte erkennen können.

  • Ri 16:6 - Da sagte Delila zu Simson: Sage mir doch, wodurch deine Kraft so groß ist und womit man dich binden muss, um dich zu bezwingen!

Diese Frage ist so offensichtlich gefährlich, dass Simson hätte aufmerken müssen. Was ich aber noch viel seltsamer empfinde ist, dass Delila Simson dreimal fragte und nach jeder Frage gab Simson eine falsche Antwort. Nach jeder Antwort probierte Delila aus, ob seine Aussage zutreffend war. Jedes Mal sah Simson, wie Delila seine Angaben prüfte. Spätestens hier sollte es ein für alle Mal klar gewesen sein, dass Simson sein Geheimnis niemals hätte preisgeben dürfen.
Das Verhalten Simsons ist kaum verständlich und spricht gegen jede menschliche Logik. Simson hatte einen großen Schwachpunkt und den erkannte sowohl seine erste wie auch die letzte Frau:

  • Ri 16:15 - Da sagte sie zu ihm: Wie kannst du sagen: Ich habe dich lieb! - wo doch dein Herz nicht mit mir ist? Dreimal hast du mich jetzt getäuscht und mir nicht anvertraut, wodurch deine Kraft so groß ist.

Der große „Schwachpunkt“ von Simson, war seine „blind machende Liebe" zu den Frauen. Ohne die Verbundenheit des Herzens und ohne das hundertprozentige Vertrauen zweifelte Delila an der wahrhaftigen Liebe Simsons. Simson spürte das Risiko, das er einging, wenn er Delila sein Herz anvertraute und ihr von seinem Geheimnis erzählen würde. Doch Delila war hartnäckig und sie bedrängte Simson so lange, bis es ihm zum Sterben zumute war.
Genau dieser Punkt ist auch die Schwäche und sogleich die große Stärke unseres Herrn Jesus Christus! Ich möchte jetzt einmal offen lassen, ob Delila ein Schattenbild auf den Leib Jesu ist, eines auf Israel oder auf die Stadt Jerusalem. Auf jeden Fall stellt sie eine Heilskörperschaft dar, welche die Liebe unseres Herrn gewinnt. Diese Heilskörperschaft, die „schwach“ und „verarmt“ ist, will nichts mehr, als die Liebe und das Herz ihres Herrn. Sie hat nicht nur die Liebe des Herrn gewonnen, nein, sie bedrängt Ihn so lange, bis Er ihr Sein ganzes Herz offenbart. Er liefert sich ihr völlig aus. Er vertraut ihr das Geheimnis Seiner Stärke, Seiner Ehre und Herrlichkeit an. Schon Salomo sagte zu seiner Braut (vmtl. Sulamith):

  • Hl 4:9 - Du hast mir das Herz geraubt, meine Schwester, meine Braut. Du hast mir das Herz geraubt mit einem einzigen Blick aus deinen Augen, mit einer einzigen Kette von deinem Halsschmuck.

Wieder eine Frau, die einem Christus-Darsteller das Herz geraubt hat. Menschlich gesehen tat Simson etwas völlig Unvernünftiges, nur um seine Liebe unter Beweis zu stellen und um der Frau zu sagen, du hast mein Herz ganz. Beachtlich an dieser Stelle ist, wie Simson dabei die göttliche Liebe darstellt: Er gibt sich Delila ganz hin, obwohl er weiß, dass sie ihm untreu ist - nach mehreren Versuchen seine Kraft nach seinen Angaben zu schwächen - und seine Feinde an ihn heranlässt. Genau das tat auch unser Herr Jesus - Er gab sich hin und starb für uns, obwohl wir noch Sünder waren. Röm 5:7 Denn kaum wird jemand für einen Gerechten sterben; denn für den Gütigen möchte vielleicht jemand auch zu sterben wagen. Röm 5:8 Aus Liebe zu uns war auch Ihm „zum Sterben zumute" und offenbarte uns Sein Geheimnis.
War es unserem Herrn Jesus aus Liebe zu Seiner Frau auch zum Sterben zumute und ist Er für sie sogar gestorben und hat Er den Seinen Dinge geoffenbart, die sonst in keines Menschen Herz gelangten? Hat Er uns Dinge erkennen lassen, die sonst kein Ohr gehört und kein Auge gesehen haben (1Kor 2:9)? Diese Liebe kostete Simson viel; eigentlich müsste man sagen alles! Und was hat Jesus Seine Liebe zu uns gekostet?

  1. Den Verlust Seines Haares! Das bedeutet so viel wie den Verlust Seiner Ehre, Herrlichkeit und Stärke! Am Kreuz von Golgatha hat Christus diese Dinge verloren indem Er schwach und unansehnlich wurde (Jes 53 / Mt 27:31)! Er hat diese göttlichen Wesenseigenschaften abgegeben, um sie uns zu schenken. Vor Seiner Menschwerdung hat Er sogar Seinen Herrlichkeitsleib ausgezogen, um ihn dann uns zur Verfügung zu stellen. Deshalb sollten wir auch seinen geistlichen „Leib“ essen (Joh 6:54), damit wir das wahre Leben und Anteil an Seiner göttlichen Natur haben können.
  2. Simson wurde gefesselt und unser Herr wurde angenagelt um unseretwillen.
  3. So wie der Herr von Simson gewichen ist, so schrie auch Jesus: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen (Mt 27:46)?
  4. Simson stachen sie die Augen aus, wodurch er dann seine Feinde nicht mehr sehen konnte. Wurde auch unser Herr in einer gewissen Weise blind? Kann unser Gott uns noch nach dem alten Menschen sehen? Unseren alten Menschen, der mit Christus gekreuzigt ist, sieht unser Herr nicht mehr! Er sieht uns nicht mehr nach dem Fleisch, sondern nur noch im neuen Menschen. Der himmlische Vater sieht Seine Kinder nur noch im Sohn, weil das Alte vergangen und Neues geworden ist (2Kor 5:17)!
  5. In der Knechtschaft dreht Simson die Mühle seiner Feinde. Unser Herr Jesus hat nicht nur „Brot“ für Seine Feinde gemacht, sondern Er wurde selbst zum Brot für Seine Feinde (Joh 6:35 / Röm 5:10).
  6. Das große Haus der Philister ruhte auf zwei Säulen. Währenddem sich die Feinde über den Nasir Gottes lustig machten, stößt Simson diese Hauptpfeiler um, sodass das große Haus der Feinde zusammenbricht und alle in den Tod bringt. Bei Simsons Tod kamen mehr um und somit in den Tod, als zu seinen Lebzeiten. Wie viele sind mit Jesus Christus gestorben? Paulus sagt uns in Röm 6:8, dass wir mit Christus gestorben sind und im zweiten Korintherbrief lesen wir die bewegenden Worte: „Denn die Liebe Christi drängt uns, da wir zu diesem Urteil gekommen sind, dass einer für alle gestorben ist [und] somit alle gestorben sind (2Kor 5:14)“. So wie bei Simsons Tod, alle Menschen im Haus des Feindes starben, so sind auch bei Jesu Tod alle gestorben! Somit existiert das Alte aus göttlich juristischer Sicht nicht mehr. Jesus sagte selbst: „Und ich, wenn ich von der Erde erhöht bin, werde alle zu mir ziehen (Joh 12:32)."

Jesus sagte: „Ihr erforscht die Schriften, denn ihr meint, in ihnen ewiges Leben zu haben, und sie sind es, die von mir zeugen (Joh 5:39).“
Selbst der stärkste Mann aller Zeiten, der sich oft, alles andere als weise verhielt, ist ein ganz wunderbares Schattenbild auf den liebenden Christus, der sich aus egoistischer Sicht, völlig unvernünftig verhielt, aber den Sieg über den Tod errang, weil Er bis zum Schluss vollkommen liebte. Der Liebende ist in den Augen des Egoisten immer ein Narr; aber er ist derjenige, der am Ende siegen wird!