Phase des göttlichen Zeugnisses

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Abschrift des Buches: Heilsgeschichtliche Entfaltung im Neuen Testament
Verfasser: E. W. Bullinger (1874)

Herausgeber:
Manfred Mössinger, 76307 Karlsbad, Eigenverlag (1993)
In englischer Sprache:
The Foundation of Dispensational Truth

Weitere Bücher unter: Abschriften

Kapitel davor:
III. Die Apostelgeschichte

1. Phase der Erwartung
2. Phase des bestätigenden Zeugnisses

3. Phase des göttlichen Zeugnisses

"Durch Zeichen, Wunder und mancherlei mächtige Taten und durch die Austeilung des Heiligen Geistes" (Hebr 2:4) gegeben zur Bekräftigung, aufgezeichnet in der Apostelgeschichte.

Das Letzte von diesen vier Kennzeichen der Apostelgeschichte ist das, wovon Hebr 2:4 nach dem griechischen Grundtext sagt:

„Indem Gott feierlich mitbezeugte mit Zeichen sowohl als Wundern und mancherlei Machttaten und Austeilung heiligen Geistes nach Seinem Willen".

Dieses Zeugnis hatte Gott alle Zeitalter hindurch gegeben.

Als er durch die Propheten redete, wurden ihre Worte durch Wunder und mächtige Taten beglaubigt, ebenso wie durch unmittelbar folgende Erfüllung gewisser Prophezeiungen, die durch "Zeichen" beglaubigt wurden, wie Jes 7:11.14; Jes 8:18; Jes 20:3; Jes 38:8; Jer 44:29; Hes 4:3; Hes 7:6; Hes 24:24.27 usw.

Als Jahwe "durch den Sohn" redete, stimmten die durch ihn geschehenen Wunder genau mit dem überein, was Jahwe durch die Propheten vorhergesagt hatte. Wären sie anders oder selbst größer gewesen als geweissagt, dann wären sie kein Nachweis gewesen, dass er der Messias war.

Es hätte nicht genügt, dass es Wunder waren, selbst wenn sie ihrer Art nach noch überraschender gewesen wären. Es ging nicht um die Wunder um der Wunder willen, sondern darum, dass sie das waren, wovon Gott in der Heiligen Schrift, z. B. in Jes 29:18; Jes 35:5.6; Jes 42:7, geredet hatte. Der Herr berief sich auf eben diese Schriftstellen als seine Beglaubigung in der Antwort an Johannes den Täufer.

Als Jahwe "durch die, die es gehört haben," redete, war es ebenso. Gott gab auch ihnen durch noch mehr Zeichen Zeugnis, dass er sie gesandt hatte, und dass sie die Worte sagten, die er ihnen aufgetragen hatte, und dass sie als seine Botschafter in seinem Namen sprachen.

Im Neuen Testament werden mehrere verschiedene Wörter für solche Zeichen verwendet, und alle stehen hier in diesem einen Vers zusammen. Es ist die einzige Stelle, wo das der Fall ist (ein "Wunder" für sich!). Bevor wir weitergehen, müssen wir uns klares Verständnis über alle diese Wörter verschaffen, die die verschiedenen Arten dieses göttlichen Zeugnisses beschreiben. Jedes hat nämlich seine besondere Bedeutung und Anwendung, die aber unglücklicherweise in der A.V. für den englischen Leser nicht unterschieden werden.

Zeichen, Wunder und Machttaten

Wir behandeln sie in der Reihenfolge ihres Auftretens in diesem Vers:

1. Zunächst "Zeichen": Das ist der Plural von griech. gemeion und heißt einfach Zeichen und weiter nichts. Wenn es für ein Wunder verwendet wird, dann hat es immer etwas mit dessen Sinn und Bedeutung zu tun. Es kommt in den vier Evangelien achtundvierzigmal vor (dreizehnmal bei Matthäus, siebenmal bei Markus, elfmal bei Lukas und siebzehnmal bei Johannes). Es wird meist mit "Zeichen" übersetzt: Bei Matthäus und Markus jedes mal, bei Lukas zehnmal (und einmal mit "Wunder" in Lk 13:8), aber von den siebzehn Fällen bei Johannes wird es mit "Wunder" dreizehnmal und mit "Zeichen" nur viermal wiedergegeben. Bei Johannes steht im griechischen Text kein anderes Wort für "Wunder" als gemeion. Wo also im Johannesevangelium das Wort "Wunder" steht, können unsere Leser es ausstreichen und durch "Zeichen" ersetzen.

2. Das zweite Wort ist "Wunder": Das ist der Plural vom griechischen Wort teras. Das hängt natürlich mit denen zusammen, die diese mächtigen Taten bezeugten. Es kommt nur dreimal in den Evangelien vor (Mt 24:24; Mk 13:22; Joh 4:48), aber neunmal in der Apostelgeschichte und je einmal in Röm 15:19; 2Kor 12:12; 2Thes 2:9 und Hebr 2:4.

3. Das dritte Wort ist "Machttaten": Das ist der Plural vom griech. dynamis, aber das bedeutet nicht "Wunder" und sollte deshalb auch nicht so übersetzt werden, denn das engl. Wort "miracle" (Wunder) kommt vom lateinischen miraculum, das "Wunder" bedeutet und deshalb zur Übersetzung von teras vorbehalten bleiben sollte.

Dieses dritte Wort, dynamis, bedeutet "(innewohnende) Macht" (Dynamo usw. Es ist von kratos zu unterscheiden, das auch Macht heißt. Aber kratos ist Macht, die man zeigen und in Aktion sehen kann, und zwar speziell in der Regierung. Das zeigt sich in unseren Fremdwörtern wie z. B. Aristokratie, Theokratie und Demokratie). Als Wort für ein Wunder zeigt es die innewohnende Macht an, durch die es vollbracht wird. Wenn es sich auf Wunder bezieht, dann wird es allgemein mit "Tat" oder "Machttat" (mighty work) wiedergegeben (sechsmal bei Matthäus, dreimal bei Markus, zweimal bei Lukas); "mighty deeds" (2Kor 12:12); "wonderful work" (Mt 7:22); "miracle" (Mk 9:39; Apg 2:22; Apg 8:13; Apg 19:11; 1Kor 7:10.28.29; Gal 3:5 und hier, Hebr 2:4).

4. Das vierte wird in "Gaben des heiligen Geistes" genannt. Die Bedeutung des Griechischen Ausdrucks pneuma hagion ist genau (Austeilung) heiligen Geistes. Und davon wird gesagt, "nach seinem (Gottes) Willen" (wie in 1Kor 12:11), oder "wie er gewollt hat" (1Kor 12:18).

Die Gaben des Heiligen Geistes

Man beachte nun, dass dieses "Austeilen" nicht "den Heiligen Geist" betraf. Eine Person kann nicht ausgeteilt werden, aber bei "Gaben" kann das geschehen, so waren das also "Gaben heiligen Geistes" (pneuma hagion) wobei der Artikel fehlt. Um die eigentliche Wortbedeutung zu verstehen, müssen wir sorgfältig studieren und die Anwendungen zusammentragen. Es wird grundsätzlich in zwei Arten angewandt: mit oder ohne Artikel.

Wo der Ausdruck ohne Artikel gebraucht ist "pneuma hagion" wird er (in der King-James-Bibel) vierundfünfzigmal, und meist wenig glücklich mit "the Holy Ghost" oder "the Holy Spirit" (beides 'der heilige Geist') übersetzt. Infolgedessen bleibt keine genauere Übersetzung mehr für

to pneuma to hagion

der Geist, der heilige.

Obwohl das ein ganz anderer Ausdruck ist, werden beide ganz gleich übersetzt. So ist der englische Leser um sein Recht betrogen, genau zu wissen, was zu seiner Lehre offenbart ist, und er kann es wegen dieser so sehr bedauerlichen Verwirrung nicht erfahren.

Es ist völlig klar, dass es mit einem Artikel oder beiden "the Holy Spirit" (den Heiligen Geist) bedeutet und ohne die Artikel, einfach als pneuma hagion, sollte es in der Übersetzung als "holy spirit" (heiliger Geist), ohne Artikel und ohne Großschreibung wiedergegeben werden. Dieser Ausdruck erscheint dreiundfünfzigmal und wir führen die Schriftstellen in der Fußnote* an, so dass unsere Leser alle Tatsachen verfügbar haben, auf denen unsere Lehre beruht. Aber das allein hilft uns nicht viel weiter. Wir müssen noch wissen, was mit "Austeilungen heiligen Geistes" (pneuma hagion) gemeint ist.

* Das sind die dreiundfünfzig Schriftstellen, in denen pneuma hagion mit "heiligem Geist" übersetzt werden müsste: Mt 1:18.20; Mt 3:11; Mk 1:8; Lk 1:15.35.41.67; Lk 2:25; Lk 3:16; Lk 4:1a; Lk 11:13; Joh 1:33b; Joh 7:39b; Joh 20:22; Apg 1:2.5; Apg 2:4a; Apg 4:8.31; Apg 6:3.5; Apg 7:55; Apg 8:15.17.18 (hier gibt es unterschiedliche Texte).19; Apg 9:17; Apg 10:38; Apg 11:16.24; Apg 13:9.52; Apg 19:2; Röm 5:5; Röm 9:1; Röm 14:17; Röm 15:13.16; 1Kor 2:13; 1Kor 6:19; 1Kor 7:3b; 2Kor 6:6; 1Thes 1:5.6; 2Tim 1:14; Tit 3:5; Hebr 2:4; Hebr 6:4; 1Petr 1:12; 2Petr 1:21; Jud 1:20.

Was war das, was während der Phase der Apostelgeschichte als Teil des göttlichen Zeugnisses ausgeteilt wurde? Wir werden über die Bedeutung von pneuma hagion nicht ohne echte Anleitung gelassen und werden uns zurechtfinden, wenn wir die folgenden Tatsachen berücksichtigen:

  1. In Apg 1:4 befahl der Herr den Aposteln "Jerusalem nicht zu verlassen, sondern zu warten auf die Verheißung des Vaters, die ihr, so sprach er, von mit gehört habt."
  2. Sie hatten von ihm in Lk 24:49 gehört, als er ihnen sagte: "Und siehe, ich will auf euch herabsenden, was mein Vater verheißen hat. Ihr aber sollt in der Stadt bleiben, bis ihr ausgerüstet werdet mit Kraft aus der Höhe. In diesen beiden Stellen wird den Aposteln jeweils befohlen, in Jerusalem zu warten. Und worauf sie warten sollten, das war die Erfüllung der Verheißung, die der Vater gegeben hatte.
  3. Diese Verheißung war, wie der Herr selbst in Apg 1:5 nach seiner Auferstehung erklärt hatte, die "Taufe mit pneuma hagion." "Denn Johannes hat mit Wasser getauft, ihr aber sollt mit pneuma hagion getauft werden, nicht lange nach diesen Tagen" (nach nicht vielen dieser Tage).
  4. Daraus wird deutlich, dass, während der Herr in Apg 1:5 die "Verheißung" pneuma hagion nennt, er es in Lk 24:49 als "Kraft aus der Höhe" bezeichnet.

Wir sind alle mit der alten und grundlegenden Regel vertraut, dass zwei Größen, die einer dritten gleichen, auch untereinander gleich sind. Deshalb ist es selbstverständlich, dass der Ausdruck "pneuma hagion" die Bedeutung "Kraft aus der Höhe" haben muss; und diese Kraft war die oben erläuterte innewohnende Kraft (dynamis). Es war also Kraft, die "Zeichen und Wunder und mancherlei mächtige Taten" aus dem Satzteil vorher in Hebr 2:4 auszuführen.

Die Erfüllung der "Verheißung des Vaters" fand "nach nicht vielen dieser Tage" am Tag des Pfingstereignisses statt, und wie es in Erfüllung ging, ist so beschrieben: "... sie wurden alle erfüllt mit pneuma hagion (Kraft aus der Höhe) und fingen an, zu predigen in andern Sprachen, wie der Geist (to pneuma) ihnen GAB auszusprechen" (Apg 2:4).

Hier ist die Unterscheidung zwischen dem Heiligen Geist (to pneuma), als dem Geber, und der Gabe, mit der sie erfüllt wurden (pneuma hagion), unmissverständlich und unbestreitbar klar.

So ist es auch bei einem anderen Gebrauch des Ausdrucks in Apg 6:3, wo die Worte der Zwölf an die Menge der Jünger stehen:

"Darum, ihr lieben Brüder, seht euch um nach sieben Männern in eurer Mitte, die einen guten Ruf haben und voll heiligen Geistes und Weisheit sind, die wir bestellen wollen zu diesem Dienst."

Sicher ist, wenn diese Männer erfüllt gewesen wären von "dem Heiligen Geist," der "der Geist der Weisheit" genannt wird, dann hätten sie bereits "Weisheit" gehabt. Aber nein, Weisheit wird hinzugefügt als etwas Zusätzliches zu pneuma hagion. Offensichtlich könnten sie die Gabe des pneuma haigon haben und doch der Weisheit ermangeln. Es könnte sein, dass es "geistliche Menschen" wären, aber keine "Geschäftsleute." Sie könnten gewohnt sein zu beten und doch nicht verstanden haben, wie sie beten sollten! Und das hier war eine Art soziale Aufgabe, die "Weisheit" und geistliche Gaben erforderte.

Durch diese falschen Übersetzungen sind diese Schriftstellen, die sich auf pneuma hagion beziehen, insgesamt falsch verstanden worden, und die Lehre von Hebr 2:4 ist dadurch verloren gegangen.

Die Taten der Apostel

Diese geistlichen Gaben von pneuma hagion waren Teil von Gottes Zeugnis, das er zum Zeugnis derer gab, "die es gehört haben" und seine Worte während dieser speziellen Phase in der Zeit der Apostelgeschichte bekräftigten. Diese Zeichen, Wunder, Machttaten und Gaben von pneuma hagion sind die "Taten," von denen die Apostelgeschichte "The Acts of the Apostels" (die Taten der Apostel) als Buch ihren Namen hat.

Es ist die Absicht dieses Buches, diese "Taten" festzuhalten. Und seltsamerweise berichtet der Heilige Geist selbst davon in einer Weise, die uns nötigt, die "Taten" des Petrus und die "Taten" des Paulus zu vergleichen diese beiden bilden das Thema der beiden großen Teile, aus denen das Buch besteht.

Diese beiden Teile haben wir bereits im Aufbau des ganzen Buches im Abschnitt 19 dargestellt. Nicht nur in sich ist der Aufbau vollkommen, sondern Art, Anzahl und Charakter dieser "Taten" sind in siebenfältiger Aufzählung gegeben, sowohl die von Petrus als auch die von Paulus. Tatsächlich macht Paulus eben diesen Vergleich und stellt ihn kategorisch fest.

In Gal 2:8 haben wir die allgemeine Erklärung der ganzen Angelegenheit:

"... der in Petrus wirksam gewesen ist zum Apostelamt unter den Juden, der ist auch in mir wirksam gewesen unter den Heiden...“

Hier haben wir eine einfache Aussage, die uns eindeutig auffordert, zu prüfen, "ob sich's so verhielte" (Apg 17:11). Wir wollen es daher halten wie die Beröer dort.

  1. Petrus' erstes Wunder war die Heilung eines Mannes, der von Mutterleib an gelähmt war (Apg 3:1 f.). Bei Paulus war es das Gleiche; er heilte einen Mann der "schwache Füße" hatte, auch "von Mutterleib an" (Apg 14:8). Wer hat diese übereinstimmende Wortwahl getroffen, wenn nicht der Heilige Geist selber? Und wozu hätte er das getan, wenn nicht dazu, unsere Aufmerksamkeit auf eben diese Parallelität der beiden Wunder von Petrus und Paulus zu lenken, und uns auf die Suche nach anderen Entsprechungen zu schicken und damit wir weiter nach der gleichen göttlichen Inspiration forschen sollten?
  2. Petrus' zweites Wunder war ein Gerichtswunder, das Ananias und Saphira mit plötzlichem Tode traf (Apg 5:1-11). Als sie die ernsten Worte hörten, die Petrus sprach, fielen sie zu Boden und gaben den Geist auf. Die Folge war, "es kam eine große Furcht über die ganze Gemeinde und über alle, die das hörten." Bei Paulus war das entsprechende Wunder eine plötzliche Blindheit als Gericht für den Zauberer Elymas, der ihm widersprochen hatte (Apg 13:8-11). Nachdem er ihn angeprangert hatte, ähnlich wie Petrus, schloss er mit den Worten: "Und nun, siehe, die Hand des Herrn kommt über dich, und du sollst blind sein und die Sonne eine Zeit lang nicht sehen! Auf der Stelle fiel Dunkelheit und Finsternis auf ihn, und er ging umher und suchte jemanden, der ihn an der Hand führte" (Apg 13:11). In diesem Fall wird eine ähnliche Auswirkung berichtet: "Als der Statthalter sah, was geschehen war, wurde er gläubig und verwunderte sich über die Lehre des Herrn" (V. 12).
  3. Der dritte Bericht von Wundern ist bei Petrus allgemeiner Art und steht in Apg 5:14-16: "Desto mehr aber wuchs die Zahl derer, die an den Herrn glaubten eine Menge Männer und Frauen, so dass sie die Kranken sogar auf die Straße hinaustrugen und sie auf Betten und Bahren legten, damit, wenn Petrus käme, wenigstens sein Schatten auf einige von ihnen fiele. Es kamen auch viele aus den Städten rings um Jerusalem und brachten Kranke und solche, die von unreinen Geistern geplagt waren; und alle wurden gesund." Ganz ähnlich ist der Bericht von einer Anzahl Wunder, die Paulus vollbrachte, in Apg 19:11.12: "Und Gott wirkte nicht geringe Taten durch die Hände des Paulus. So hielten sie auch die Schweißtücher und andere Tücher, die er auf seiner Haut getragen hatte, über die Kranken, und die Krankheiten wichen von ihnen, und die bösen Geister fuhren aus." Das ist die gleiche Art von Wundern. Der "Schatten" von Petrus, die "Schweißtücher" von Paulus. Das waren die "Werke," von denen der Herr gesagt hatte, dass die Apostel "größere" tun sollten (Joh 14:12). Sie waren "größer" als die Werke, die Christus getan hatte, wobei das ähnlichste das war, bei dem eine Frau nur sein Gewand berührt hatte (Mt 9:20-22).
  4. Das vierte Wunder, das von Petrus berichtet wird, geschah an Äneas, der seit acht Jahren gelähmt ans Bett gebunden war. Apg 9:33.34). Paulus bewirkte ein ähnliches Wunder am Vater des Publius, als der an Fieber und Ruhr darniederlag. (Apg 28:8).
  5. Petrus' fünftes Wunder geschah an einer Jüngerin, Tabita, auch Dorcas genannt, "die tat viele gute Werke und gab reichlich Almosen." Diese gutherzige Frau wurde krank und starb. Als Petrus angekommen war und gebetet hatte, wurde sie wieder zum Leben erweckt und vor "die Heiligen und die Witwen" gestellt (Apg 9:36-41). Durch Paulus geschah ein ähnliches Wunder an einem jungen Mann, der vom Tode erweckt wurde. Auch sein Name wird genannt: Eutychus. Er war Zuhörer und zweifellos glaubte er das, was er von Paulus hörte. Er stürzte schlafend aus dem dritten Stock und wurde tot aufgehoben. Paulus ging hinunter und umfing ihn, und dann war, wie Paulus gesagt hatte, Leben in ihm. Später, als Paulus wieder hinaufgegangen war, heißt es: "Sie brachten aber den jungen Mann lebend herein und wurden nicht wenig getröstet" (Apg 20:9-12).
  6. Das sechste wunderbare Ereignis bei Petrus ist eine Vision. Diese Vision geschah in Joppe und betraf direkt seinen besonderen Dienst. Davon wird in Apg 10:11-16 ausführlich berichtet, es muss hier nicht angeführt werden. Diese Vision steht im Zusammenhang mit einer andern, die Kornelius sah, und bei der es um das gleiche Ereignis ging (Apg 10:3-6).

Es genügt, festzuhalten, dass Paulus verschiedentlich Visionen gewährt wurden, die ebenfalls seinen besonderen Dienst betrafen. Sie erinnern alle sofort an die Vision des auferstandenen Herrn, die ihm vor Damaskus gewährt wurde, als er unterwegs war, um in den Gläubigen eigentlich den Herrn selber zu verfolgen (Apg 9:3-11).

Weitere Visionen, die ihm gewährt wurden, sind:

Apg 9:12: "... hat in einer Erscheinung einen Mann gesehen mit Namen Hananias, der zu ihm hereinkam und die Hand auf ihn legte, damit er wieder sehend werde."
Die Vision in Troas von dem Mann aus Mazedonien, der sprach: "Komm herüber nach Mazedonien und hilf uns!" (Apg 14:9.10).
Die Vision, durch die der Herr zu Paulus in Korinth sprach: "Fürchte dich nicht, sondern rede und schweige nicht! Denn ich bin mit dir, und niemand soll sich unterstehen, dir zu schaden; denn ich habe ein großes Volk in dieser Stadt" (Apg 18:9.10).
Die Vision des Herrn, als er im Tempel zu Jerusalem war und in Verzückung geriet: "Da sprach er zu mir: Eile und mache dich schnell auf aus Jerusalem; denn dein Zeugnis von mir werden sie nicht annehmen." Das Zwiegespräch mit dem Herrn ist vollständig wiedergegeben (Apg 22:17-21).

Die Vision in der nächsten Nacht, als der Herr zu ihm sprach. "Sei getrost, denn wie du für mich in Jerusalem Zeuge warst, so musst du auch in Rom Zeuge sein" (Apg 23:11).

Die Vision an Bord des Schiffes, als er zu der Mannschaft sagte: "Denn diese Nacht trat zu mir der Engel des Gottes, dem ich gehöre und dem ich diene, und sprach: Fürchte dich nicht, Paulus, du musst vor den Kaiser gestellt werden; und siehe, Gott hat dir geschenkt alle, die mit dir fahren" (Apg 27:23.24).

Ist es Zufall oder Absicht, dass wir sieben Berichte von diesen Zeichen und Wundern haben, die Gott als Zeugnis in der Apostelgeschichte gab? Wir brauchen wohl nicht mehr davon zu sagen, als dass ein inspirierter Bericht eine solche Vollendung in Anzahl und Parallelen aufweisen kann.

An solchen Visionen und Offenbarungen waren Paulus sieben gewährt worden. Ja, und noch eine (eine achte acht ist die Zahl der Auferstehung) offenbart Dinge, die sich auf Geheimnisse nach der Auferstehung bezogen und nicht ausgesprochen werden konnten (2Kor 12:1). Es ist auch bemerkenswert, dass es die einzige Erwähnung dieser "Visionen" außerhalb der Apostelgeschichte ist, und zwar in einem der früheren Paulinischen Briefe.

Das führt uns zu unserer letzten Anmerkung über den Charakter des vierfachen göttlichen Zeugnisses, das aus "Zeichen, Wundern, mancherlei Machttaten und Austeilung von pneuma hagion" bestand.

Es handelt sich darum, dass kein einziges Mal eins dieser Wörter in den späteren Paulinischen Briefen erscheint, die nach dem Abschluss der Apostelgeschichte geschrieben wurden. Vergeblich suchen wir "Zeichen" (semeion) oder "Wunder" (teras), "Machttaten" (dynamis) oder "geistliche Gaben" (Austeilung von heiligem Geist pneuma hagion). Keiner von diesen Ausdrücken findet sich in den späteren paulinischen Briefen, die nach Apg 28:25.26 geschrieben wurden. Sie stehen alle oft in der ganzen Apostelgeschichte und finden sich in den früheren Paulinischen Briefen (Röm 1:1; Röm 15:19; 1Kor 1:7; 1Kor 7:7; 1Kor 12:1.4.9.10.28.29.30.31; 1Kor 13:2; 1Kor 14:1.12.22; 2Kor 12:12; Gal 3:5). In der Offenbarung, wenn der Teufel, das Tier und der falsche Prophet ihren Anspruch durchzusetzen versuchen, sehen wir diese Dinge wieder, aber sonst nirgends (siehe Offb 12:1; Offb 13:13.14; Offb 15:1; Offb 16:14; Offb 19:20; vgl. 2Thes 2:9).

Gewiss ist das eine höchst bedeutende Tatsache. Wenn es diese Dinge gegeben hätte, warum wären sie dann nicht erwähnt worden? Warum dieses plötzliche Schweigen von so wunderbaren Werken, wenn sie weiterhin geschehen wären? Aber das ist noch nicht das Ende dieses wunderbaren Phänomens.

Wir müssen jetzt noch einen anderen Aspekt davon in den abschließenden Versen des Markus- Evangeliums betrachten.

Lies weiter:
4. Phase der mitfolgenden Zeichen