Leben und volle Genüge

Aus Bibelwissen
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Auszüge aus dem Buch: Licht aus Seinem Licht von Pastor A. Fünning
erschienen 1948 im Christlichen Allianzverlag, Fellbach

Inhaltsübersicht
12. Die Weisen aus dem Morgenland

13. Leben und volle Genüge

===Der Gläubigen köstlicher Besitz===
Wieder sind in vergangenen Wochen die schauerlichen Passions aber auch die glorreichen Ostertatsachen in Bibel, Predigt und Lied unserm Geist nahe gebracht worden. Was ist nun das Resultat? Ist es nicht genug, dass unseres Gefühle bald traurig gestimmt und dann wieder selig berührt wurden? Nein, und tausendmal nein! das genügt nicht. Unser Text sagt uns, was das Resultat der großen Offenbarungen Gottes in Christo Jesu sein soll: "Ich bin gekommen, dass sie das Leben und volle Genüge haben sollen." Doch Leben, ewiges Leben, was ist denn das? Wann und wo erhalten wir dasselbe? Da ist zunächst zu bemerken, dass es ewiges Leben nur in Christo ist wie Paulus in Röm 6:23 lehrt: "Die Gabe Gottes ist das ewige Leben in Christo unserm Herrn." Jesus hat und ist das ewige Leben (Joh 14:1) und nur Er ist der Vermittler ewigen Lebens.
Die Schrift unterscheidet drei Stufen der Entwicklung des ewigen Lebens.-

Die Erdenstufe

1. Zunächst nennt die Schrift das "ewiges Leben", was durch den Glauben an den Sohn Gottes in den Menschen hineingelegt wird. Denn so spricht des Herrn Mund in Joh 6:47: "Wer an mich glaubt, der hat das ewige Leben" und in 1Jo 3:12 heißt es: "Wer den Sohn hat, der hat das ewige Leben." Das ewige Leben nimmt demnach hier auf Erden seinen Anfang. Doch, da höre ich jemanden sagen: Ich dachte, ich bekomme das ewige Leben erst, wenn ich gestorben bin. Das ist durchaus unbiblisch; du musst das ewige Leben schon hier auf Erden erhalten. Wieder andere meinen: Hat denn nicht jeder natürliche Mensch, wie manche lehren, noch einen Funken des ewigen Lebens in sich, so dass dieser Funke durch geistliche Erziehung nur vergrößert, also mehr entwickelt werden muss? Auch das ist ein großer Irrtum und durchaus unbiblisch. Die Schrift lehrt, dass der Mensch von Natur geistlich völlig tot ist, denn also spricht des Herrn Mund:

"Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht in das Gericht, sondern er ist vom Tod zum Leben hindurch gedrungen."

(Joh 5:24): Hast du das gehört? Nicht vom Funken zur Flamme entwickelt, sondern "vom Tod zum Leben hindurch gedrungen". Das gleiche lehrt Paulus in Eph 2:1: "Und auch euch, da ihr tot wart durch Übertretungen und Sünden", und in Eph 2:5: "Da wir tot waren in den Sünden, hat er uns samt (besser: mit) Christus lebendig gemacht". Also heraus aus dem geistlichen Nebel der Ungewissheit: Ich meine, ich denke usw., und hinein in den klaren Sonnenschein der Heilsgewissheit des ewigen Lebens. Wer an den Sohn glaubt, der hat das ewige Leben.

Doch wann und wo erhält der Mensch hier auf Erden das ewige Leben? Das zeigt der Herr Jesus dem Nikodemus und uns sehr klar nach Joh 3:14: "Und wie Mose in der Wüste eine Schlange erhöht hat, also muss des Menschen Sohn erhöht werden". Die von Mose am Pfahl erhöhte Schlange ist ein Vorbild der am Kreuz erhöhten Heilands. Doch wozu am Kreuz erhöht?

"Auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben."

Da haben wir es! Also auf Golgatha im Glaubensblick auf den Gekreuzigten, da und nirgends anders, empfängt der Mensch das ewige Leben. Im Gekreuzigten auf Golgatha ist die Geburtsstätte des neuen Menschen und der Gemeinde Jesu Christi. Sehr richtig sagt der Dichter "Such' in seinem Tod das Leben!" (Joh 10:28). Und dieses ewige Leben, welches der an Jesum Glaubende auf Golgatha empfängt, ist:

1. eine freie Tat, eine Gnade und Wundertat, eine Gabe, ein Geschenk Jesu: "Ich gebe ihnen (den Glaubenden) das ewige Leben" (Joh 10:28). Ein Pastor sagte auf der Kanzel: "Jesus entdeckte, oder fand das ewige Leben". Das was jener Pastor sagte, ist ein großer und grober Irrtum, denn Jesus hat das ewige Leben nicht "entdeckt" oder "gefunden", sondern: Er ist das ewige Leben: "Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben" Joh 11:25. Dieses ewige Leben ist:

2. Eine Mitteilung des Lebens Jesu, das ja ein ewiges ist. Die Folge davon ist: Vergebung der Sünden, eine neue Kreatur, Gerechtigkeit, Friede und Freude im heiligen Geist. Der ewiges Leben Habende ruft nun mit Paulus aus:

"Ich lebe; aber nicht mehr ich, sondern Christus lebt in mir!"

Nun ist er ein Glied am Leibe Christi, eine Rebe an ihm, dem Weinstock, vom dem ihm zuströmt Kraft und Lebenssaft. Allerdings in seinem Körper, der ja von der Erde ist, und wieder zur Erde werden wird, regieren noch Kräfte des Todes in Gestalt von mancherlei Gebrechen, Schwächen, Schmerzen und Krankheiten, in Folge dessen er langsam der Auflösung entgegengeht. Aber während sich im Körper Todeskräfte befinden, so sind im Geist und in der Seele Lebenskräfte am Werk, wie Paulus das so klar in 2Kor 4:16 ausspricht, wo er sagt:

"Wenn auch der äußere Mensch stirbt, so wird doch der innere von Tag zu Tag erneuert."

Also im Herzen, der Werkstätte des heiligen Geistes, da wird gehämmert, gehobelt, gesägt, poliert, geglättet - kurz, gearbeitet, damit das ewige Leben rechte Gestalt und Klarheit erhält. Ja, wir haben diesen Schatz in irdenen Gefäßen. Das Gefäß ist oft unansehnlich, häßlich, und zerbricht zuletzt, aber dort innen ist ein Schatz verborgen, das ewige Leben; und dieses Leben in den Gläubigen wird ein "verborgenes" genannt, wie in Kol 3:3 geschrieben steht: "Euer Leben ist verborgen mit Christo in Gott". Und: "Es glänzet der Christen inwendiges Leben, obwohl ihn die Hitze des Tages verbrennt". Das ist die erste Stufe des ewigen Lebens, die Erdenstufe. Doch Paulus schreibt an die Kolosser in Kol 3:3: "Wenn aber Christus, unser Leben, sich offenbaren wird, dann werdet auch ihr offenbar werden mit Ihm in Herrlichkeit."

Die Herrlichkeitsstufe

2. Stufe des ewigen Lebens, zur Herrlichkeitsstufe
Auf der Erdenstufe sind die Inhaber des ewigen Lebens wohl selig, jedoch sie wandeln im Glauben, und nicht im Schauen. Sie sind Pilger und Fremdlinge in der Fremde, der Wüste, und leben wie ihr Meister unterm Kreuz. Auch fehlt ihnen zur vollen Erlösung noch etwas Großes. Was denn? Nun, ihr neuer Leib, der verklärte Auferstehungsleib, den ihr Herr und Meister ihnen versprochen hat. Diesen erhalten sie nun auf der Herrlichkeitsstufe, wie die Schrift solches an vielen Stellen klar und köstlich lehrt und bezeugt, z.B. 1Kor 15:51.52

"Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden; und dasselbe plötzlich, in einem Augenblick, zur Zeit der letzten Posaune. Denn es wird die Posaune erschallen, und die Toten werden auferstehen, und wir werden verwandelt werden." Ja: "Er selbst, der Herr, wird mit einem Feldgeschrei und der Stimme des Erzengels, und mit der Posaune Gottes hernieder kommen vom Himmel, und die Toten in Christo werden zuerst auferstehen. Danach wir, die wir leben und übrig bleiben, werden zugleich mit ihnen hingerückt werden in den Wolken, dem Herrn entgegen in der Luft, und werden also bei dem Herrn sein allezeit."

(1Thes 4:16.17) Welch überaus köstliche Tatsache! Das ist die erste Auferstehung, der Verklärungstag der Seligen, an welchem der Herr Jesus, wie versprochen, die armen, verwesten oder noch lebenden Leiber umwandeln und verklären wird, dass sie ähnlich werden seinem Leibe der Herrlichkeit (Phil 3:21). Ja, "selig (genauer: glückselig) und heilig, wer teil hat an der ersten Auferstehung!" Nach dem vielen Schrecklichen werden die Verklärten herrliche Dinge erleben. Was der alten Väter Schar seit Jahrtausenden geschaut hat, das wird sich nun erfüllen in Herrlichkeit. Und die Seinen werden nun "mit ihm offenbar werden in Herrlichkeit". Dann wird die Erde wieder teilweise paradiesische Schönheit erhalten, und Friede wird auf der ganzen Erde sein unter dem Friedefürsten Jesus. Das ist das ewige Leben auf der zweiten Stufe, der Herrlichkeits- und Auferstehungsstufe, auf der teilweise erneuerten Erde.

Doch auch diese herrliche Stufe ist noch nicht die höchste Vollendung des ewigen Lebens. Der Jahrtausendsabbat geht zu Ende. Unbeschreiblich Herrliches hat die Menschheit in den tausend Jahren durch die Gnadengegenwart des Königs Jesus erlebt. Doch nun kommt auch für sie die Sicherungszeit. Satan wird wieder losgelassen. Nun muss sich zeigen, was in dieser großen Gnadenzeit bei der Menschheit erreicht worden ist. In dieser Sicherungszeit fallen sehr viele, die nur äußerlich dem Herrn anhingen, wie Judas, vom Satan verführt, dem Satan zu. Dieser sammelt ein großes Heer und zieht gegen die Gottesstadt. Er hat sich in den tausend Jahren nicht bekehrt, sondern ist immer noch der gleiche geblieben. Das Reich des Gesalbten und seiner Heiligen will er stürzen. Doch zum eigentlichen Kampf kommt es nicht, denn Zornfeuer fällt vom Himmel und vernichtet Satans Heer. Darauf wird der Satan in den Feuerpfuhl geworfen. Dann erfolgt die Auferstehung der Gottlosen, das Gericht vor dem großen weißen Thron und der Weltenbrand, aus welchem neue der Himmel und die neue Erde, auf welcher Gerechtigkeit wohnt, hervorgehen werden.

Die Vollendungsstufe

3. Die letzte Stufe des ewigen Lebens.
Auf der alten Erde, auch im tausendjährigen Reich mit seiner teilweisen Paradiesschöne, konnte Gott, der Herr, das ewige Leben nicht zur höchsten Vollendung und Entfaltung bringen. Das wird erst auf der neuen Erde geschehen. Da wird offenbar werden, welche Schönheit Gott, der Herr in seine neue Schöpfung zu legen imstande ist. Da wird sich das ewige Leben seiner Erlösten zur höchsten und herrlichsten Stufe entfalten. Die Krone des ewigen Lebens auf der neuen Erde wird dann die Gottesstadt sein (Offb 21:22). Ich glaube, dass die Bewohner dieser Gottesstadt diejenigen sein werden, die zur ersten Auferstehung gelangen. Diese genießen ewiges Leben in ihrer höchsten Vollendung. Das ist "volle Genüge", ewiges Leben in seiner Fülle, ja im Überfluss. Die anderen Gläubigen, die nicht zur ersten Auferstehung gelangen, und die im 1000jährigen Reich gerettet werden, genießen (so glauben manche) auch ewiges Leben, aber nicht die Fülle. Sie empfangen es in ihren Wohnungen auf den weiten Flächen der neuen Schöpfung. Vielleicht ist es möglich, und das ist sehr wahrscheinlich, dass auch diese nach und nach zur vollen und höchsten Entfaltung des ewigen Leben heranreifen.

Das sind die drei Stufen des ewigen Lebens in seiner Entwicklung, von seinem Anfang hienieden durch den Glauben an den Gekreuzigten auf Golgatha, bis zur höchsten Entfaltung und Vollendung auf der neuen Erde. Das ist ewiges Leben und volle Genüge oder die Fülle, die wir durch Jesus, und nur durch Ihn erhalten. Uns das zu geben, war der Zweck seines Kommens auf diese Erde, wie der Herr Jesus selber sagt: "Ich bin gekommen, dass sie das Leben und volle Genüge haben."

Dieses ewige Leben ist die Gabe Gottes in Christo Jesu (Röm 6:23), der Gläubigen köstlichster Besitz in Zeit und Ewigkeit. Ist dieser köstliche Besitz auch dein Besitz? Hast du Jesus? Ich frage nicht, ob du einer Kirche angehörst. Du magst allen Kirchen der Welt angehören und alle kirchlichen Zeremonien der Welt erhalten haben, und doch nicht Jesus und das ewige Leben haben. Vergiss nicht, was geschrieben steht in 1Jo 5:12: "Wer den Sohn nicht hat, hat das Leben nicht", ja "der Zorn Gottes bleibt auf ihm" (Joh 3:36). Ohne den Sohn Gottes geht der Mensch, wenn er so bleibt, trotz aller Kirchlichkeit dennoch verloren. Also entweder in Christo ewiges Leben und volle Genüge, die Fülle haben, oder ohne Jesus ewig verloren sein. Nun wähle, was du willst: Leben und volle Genüge nur durch Jesus.

"Nun aber, da ich Jesum hab, o welch ein reiches Leben, ist Erde doch und Himmel sein,
drum ist auch alles, alles mein, weil er sich mir gegeben!" Hallelujah!

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14. Jesu Wandel auf dem Meer