Leben mit Qualität – zwischen Zeitnot und Qualitätszeit

Aus Bibelwissen
Version vom 18. Januar 2018, 12:33 Uhr von BH (Diskussion | Beiträge) (Wie kann ich ganz praktisch aus der Liebe leben?)

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Von Daniel Muhl

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Fragen, die uns immer wieder beschäftigen

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Wie klappt der Spagat zwischen Arbeit, Familie, Gemeinde und Mitmenschen? Können und müssen wir allen gerecht werden? Welche Priorität hat Jesus Christus in meinem Leben? Wie definieren wir Lebensqualität und wie streben wir diese an? Was versteht Jesus unter Leben und was ist in den Augen Gottes eine hohe Qualität? Was ist eigentlich Qualitätszeit und wie können wir solche Zeit gewinnen? 

Einleitung

Um das Jahr 1925 war mein Großvater ein junger Mann, der als Bautechniker in einem Architekturbüro arbeitete. Damals bestand seine Arbeitswoche noch aus 6 Tagen zu jeweils 9-10 Stunden. Abends gab es Zuhause noch etliches zu tun und am Sonntag ging man zur Kirche. Am Sonntagnachmittag hatte man frei, sofern es keine familiären Verpflichtungen gab.
Dieses Beispiel zeigt, dass die Freizeit damals einen noch relativ geringen Teil der Woche ausmachte. Man müsste meinen, dass damals auch diese Zeit voll ausgebucht war. Aber dem war nicht unbedingt so! Mein Großvater und seine Kameraden fragten sich gegenseitig, was sie denn so mit ihrer freien Zeit tun würden, um damit richtig umgehen zu können.
Heute haben wir viel mehr Freizeit als damals und trotzdem haben wir heute kaum Zeit und in fast jedem Bereich einen großen Stress!
Ich kann mich noch sehr gut an eine Zeit anfangs dieses Jahrhunderts erinnern, als meine Kinder gerade so im Teenageralter waren und meine Brüder mit mir zusammen ein Architekturbüro führten. In der Freizeit habe ich mich in der Gemeinde engagiert und zusätzlich auch immer noch eine große Familienfreizeit in den Schweizer Bergen organisiert. Damals fühlte ich mich zeitweise stark überfordert und ich war nahe an einem Burnout. Dieses Gefühl der totalen Überforderung kam unter anderem deshalb zustande, weil ich in nahezu allen Lebensbereichen den Eindruck hatte, nicht wirklich genügen zu können. Ich hatte das Gefühl für meine Ehe und meine Kinder zu wenig Zeit zu haben. Im Beruf gab es so viele Fachbereiche, wo ich mich hätte weiterbilden sollen. Dazu kamen die Gespräche mit Mitarbeitern und die Treffen mit Geschäftspartnern und potenziellen Bauherren. Auch in der Gemeinde gab es viel zu tun und die Vorbereitung der Bibelstunden erforderte ebenfalls viel Zeit. Dadurch hat natürlich auch meine Stille Zeit mit Gott gelitten. Gleichzeitig war ich auch ein Mann, der, wenn irgend möglich, acht Stunden Schlaf benötigte. Plötzlich wusste ich nicht mehr wo mir der Kopf stand.
In fast jedem Bereich meines Lebens dachte ich, nicht mehr genügen zu können. Durch die anhaltende Überforderung schlich sich ganz langsam eine Motivationslosigkeit und Dauermüdigkeit ein. Der beste Nährboden für ein Burnout.
Von außen schien mein Leben in Ordnung zu sein. Ich war ein Ehemann, der seine Frau liebte und in der Ehe auch glücklich war. Ich hatte vier anständige Kinder, die alle auf einem guten Weg waren. Ich war in der Gemeinde aktiv und man freute sich über meine Wortverkündigung. Ich war in der Geschäftsleitung eines Architekturbüros. Für einige war ich vielleicht ein gutes Beispiel eines „Vorzeige-Mannes“. Aber aus meiner Sicht lief auch einiges schief und ich wusste, dass man da und dort noch etliches hätte besser machen können.
Mein Leben war aus menschlicher Sicht einerseits ganz in Ordnung und andererseits aber auch nicht so befriedigend. Ich spürte tief in mir drin: Es war noch nicht das Leben mit (göttlicher) Qualität.

Die Ursachen von Stress und Überforderung

Bevor ich ein „Leben mit Qualität“ etwas näher beleuchten werde, möchte ich doch auch ein paar Worte zu den Ursachen des Stresses und der Überforderung weitergeben.
Fast jeder Beruf erfordert immer mehr Fachwissen und man könnte immer noch etwas tun, um seine Leistungsfähigkeit zu steigern. Mein Eindruck ist, dass unter anderem deshalb viele Menschen von Stress geplagt sind. Eigentlich betrifft es fast alle gesellschaftlichen Schichten und Altersstufen. Häufig haben schon die Schulkinder in der Freizeit einen nicht geringen Stress. Was ist eigentlich passiert? Was hat sich so verändert?
Natürlich haben wir auch gleich einige Erklärungen dafür:

„Wir haben heute am Arbeitsplatz einen viel höheren Zeitdruck! Es muss alles viel schneller gehen. Wer schneller auf dem Markt ist, gewinnt. Heute muss alles ‚just in time’ sein. Auch haben wir heute so unglaublich viele Urlaubs- und Freizeitmöglichkeiten, dass wir unter Umständen auch da einen Stress empfinden können. Wir werden heute durch die Medien mit Bildern und Informationen regelrecht überflutet! Wir erkennen immer mehr, was wir noch alles besser machen könnten und was wir alles noch nicht erlebt haben! ‚Dies wäre auch mal schön und jenes könnten wir mal noch machen!’ Jedes berufliche Fachgebiet wird immer noch komplexer und dann gibt es noch die zahllosen Hobbys und sportlichen Aktivitäten, die unsere Zeit ebenfalls sehr in Anspruch nehmen! Auch die Erwartung, das Leben immer noch mehr genießen zu können, steigt stetig an.“

Das sind einige natürliche Erklärungen, die alle mehr oder weniger zutreffend sind. Aber unsere schnelllebige Zeit hat vor allem auch noch eine geistliche Komponente. Die hohe Geschwindigkeit, die wir in der heutigen Zeit feststellen, wurde schon vor langer Zeit angekündigt. Im ersten Vers der Offenbarung lesen wir dazu:

  • Offb 1:1 - Offenbarung Jesu Christi, die Gott ihm gab, um seinen Knechten zu zeigen, was bald (+5034 τάχος = tachos; Schnelligkeit) geschehen muss;

Das, was Johannes in der Offenbarung beschrieb, sind Dinge und Geschehnisse in der Endzeit, die schnell geschehen müssen. Während Seiner Endzeitrede macht Jesus eine interessante Bemerkung:

  • Mt 24:22 - Und wenn jene Tage nicht verkürzt würden, so würde kein Fleisch gerettet werden; aber um der Auserwählten willen werden jene Tage verkürzt werden.

Satan weiß, wenn er auf die Erde geworfen wird (vmtl. in der Mitte der letzten 7 Jahre), dass er dann wenig Zeit hat (Offb 12:12). Folglich muss er in diese kurze Zeit auch ganz viele Dinge „hineinpacken“ und mit großer Geschwindigkeit arbeiten. Die Beschleunigung unserer Zeit hat vor allem geistliche Ursachen. Die Schnelllebigkeit aller Dinge führt zu einem großen Aktionismus, von dem auch die Christen stark getrieben werden. Paulus sagt von den letzten Tagen auch Folgendes:

  • 1Tim 4:1 - Der Geist aber sagt ausdrücklich, dass in späteren Zeiten manche vom Glauben abfallen werden, indem sie auf betrügerische Geister und Lehren von Dämonen achten, ...

Der Grundbegriff „spätere“ lautet im Griechischen wie folgt:

ὕστερος (hýsteros; +5306) und wird meist mit „letzter“ übersetzt. Dieses Wort ist aber auch mit ὑστερέω (hysteréo; +5302) verwandt und bedeutet so viel wie „ermangeln“.

Es geht hier also auch um „mangelhafte Zeiten“, wobei nicht nur die Qualität, sondern auch die Quantität gemeint sein dürfte. Mit anderen Worten: „Es mangelt an Zeit!“
Durch die Medien, wie Fernseher, Handy und Internet sehen wir heute viel mehr! Wir sehen aber auch durch die vergrößerte Mobilität viel mehr als früher! Wir haben in der Regel auch viel mehr Besitz und Wohlstand als früher! Dieses Mehr-haben führt zwangsläufig zu Stress und zu einem Weniger-Zeit-haben in Bereichen, wo man früher wesentlich mehr Zeit hatte.
Mit anderen Worten: Die quantitative Zunahme an Möglichkeiten hat eine qualitative Abnahme des Lebens zur Folge! Zu Beginn streiten wir diese Tatsache ab, weil wir noch der Meinung sind, dass, je mehr Möglichkeiten und Auswahl wir haben, desto größer unsere Freiheit ist, genau das zu tun, was wir als gut empfinden. Dabei unterschätzen wir unser Beurteilungsvermögen, was wirklich gut für uns ist, total! Die Zunahme an Möglichkeiten lässt uns auf so viele Dinge schauen, dass wir kaum noch Zeit haben, auf den Einen zu schauen, der als Einziger gut ist! Jesus sagt ganz klar:

  • Lk 18:19b - Niemand ist gut als nur einer, Gott.

Möglichst viel Auswahl bewirkt nicht die erwünschte Freiheit, sondern einen Stress, der eine Knechtschaft zur Folge hat. Durch die große „Wahlfreiheit“ werden wir immer unfreier!

Was ist ein Leben mit Qualität und wie kommen wir dazu?

Maximale Lebensqualität ist etwas, das vmtl. alle Menschen anstreben. Natürlich ist es auch so, dass es ganz unterschiedliche Vorstellungen von maximaler Lebensqualität gibt! Wahrscheinlich glauben Milliarden von Menschen, dass, wenn sie gesund und reich wären, sie auch über eine optimale Lebensqualität verfügen würden. Den reichen und gesunden Menschen fehlt es aber an anderen Dingen. Einige denken, sie hätten zu wenig Zeit um zu genießen, andere hätten gerne mehr Anerkennung und Wertschätzung und wieder andere würden sich gerne noch mehr Macht wünschen! Und nur ein Bruchteil der Reichen und Gesunden verspüren auch einen inneren Frieden im Herzen.
Donald Trump ist reich und vielleicht auch noch gesund, er hat viel Macht und Millionen von Menschen verehren ihn, aber dass er nicht wirklich glücklich ist, merkt man daran, dass er sich über alle, die ihn kritisieren oder verspotten, unbändig aufregt und wenn er allmächtig wäre, hätte er diese Leute schon alle in die Hölle geschickt! Er ist ein Paradebeispiel dafür, ein Sklave seines Ego’s zu sein! Dadurch ist er auch ein Sklave der Sünde. Bei Putin, Erdogan und Kim Jong-un ist das nicht viel anders!

Wirklich frei von sich selbst war nur einer: Jesus Christus! Jesus war materiell arm, Er hatte kein Geld, keine Armee, keine schönen Kleider, keinen politischen Einfluss! Am Ende trug Er unsere Krankheiten (Jes 53:4), Er sah erbärmlich aus, wurde verspottet, angespuckt, geschlagen und nackt ans Kreuz geschlagen! Am Ende verstand Ihn niemand und Er hatte kein Wohlbefinden mehr, Er hatte nur noch Schmerzen und selbst Seine Anhänger ärgerten sich über Ihn (Mt 26:31). Jesus Christus war so frei, dass Er aus Liebe zu uns alles loslassen konnte!
Aber was hat das alles mit Lebensqualität zu tun? Die Lebensqualität Jesu bestand nicht aus einem körperlichen und seelischen Wohlbefinden oder aus einer weltlichen Anerkennung, sondern aus einer tiefsten und innigsten Liebesbeziehung zu Seinem himmlischen Vater. Seine Liebesbeziehung zum Vater bewirkte einen unbeschreiblichen Frieden des Herzens und eine nicht zu übertreffende Freude im Geist!
Jesus Christus war weder von menschlicher Wertschätzung, noch von körperlichem oder seelischem Wohlbefinden abhängig! Er war der einzige „Mensch“, der von Geburt bis zu Seinem Tod völlig frei war!
Wenn wir über ein Leben mit Qualität nachdenken, dann kann das nur dann zielführend sein, wenn wir auf den Einen schauen, der von sich sagte:

  • Joh 14:6 - Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben.

Ohne die Person, die das Leben ist, gibt es keine wirkliche und bleibende Lebensqualität! Es gibt auch keine wahre Lebensqualität, wenn man ein bisschen etwas über Jesus Christus weiß, sondern nur dann, wenn man eine lebendige, vertrauensvolle, innige und herzliche Liebesbeziehung zu Ihm hat! Eine echte und von Herzen kommende Liebe zu Gott, macht uns erst zu Menschen, die wirklich angefangen haben zu leben!
Das wahre Leben hat nicht da begonnen, wo wir es fertiggebracht haben, allen und uns zu genügen. Jesus hat auch nicht allen genügt. Seinen Feinden konnte Er überhaupt nicht genügen, weil Er ihnen nicht nach dem Mund redete und weil Er ihren Stolz nicht „streichelte“, sondern mit aller Härte verurteilte. Seine Anhänger hatten auch immer wieder das Gefühl, dass der Herr Jesus etwas falsch gemacht hatte. Marta und Maria waren davon überzeugt, dass Jesus zu spät gekommen war, als Lazarus schon vier Tage tot war. Erst im Nachhinein haben sie erkannt, dass Jesus immer genügt. Wenn wir allen Erwartungen genügen wollen, werden wir nie ein Leben mit Qualität führen können, weil wir immer Getriebene sein werden.

Aber wie kommen wir aus dem „Hamsterrädchen“ heraus? Solange wir noch im Berufsleben stehen und unsere Familie versorgen müssen, sind wir doch ganz automatisch Getriebene und müssen den Chef, die Frau, die Kinder, den Gemeindeleiter, die Freunde und die Familie irgendwie zufriedenstellen, oder? Natürlich haben wir unsere Arbeit gut zu machen, natürlich haben wir auch unsere Familien zu versorgen und uns um die Mitmenschen zu kümmern, aber die entscheidende Frage stellt sich dabei: Wie machen wir das?
Vereinfacht könnte man sagen: „Entweder tue ich etwas aus Pflicht (Dienst nach Vorschrift) oder ich tue es aus Liebe!“ Von außen betrachtet, erkennt man vielleicht nicht so einen großen Unterschied. Sowohl der pflichtbewusste, als auch der liebende Vater versorgt seine Kinder! Beide machen von außen betrachtet dasselbe, aber wenn der pflichtbewusste Vater seine Kinder nicht wirklich liebt, sondern sie nur als Vorzeigeobjekte sieht, dann ist der Unterschied zwischen diesen beiden Vätern wie Tag und Nacht! Die Kinder des liebenden Vaters haben eine ganz andere Lebensqualität, als die Kinder des nur pflichtbewussten Vaters!
Wahre Lebensqualität und echte Qualitätszeit gibt es nur innerhalb der Liebe! Manch einer denkt sich jetzt vielleicht: „Ja, das weiß ich eigentlich, aber irgendwie kann ich das in meinem Leben nicht wirklich umsetzen! Mir fehlt einfach der Schlüssel für die praktische Anwendung! Das Wollen ist da, aber das Vollbringen nicht! Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach!“

Wie kann ich ganz praktisch aus der Liebe leben?

Wenn wir erkannt haben, dass ein Leben aus der Liebe der Schlüssel zu wahrer Lebensqualität ist, dann wissen wir aber in den allermeisten Fällen noch nicht, wie die Liebe nun praktisch umgesetzt werden kann. Eigentlich stimmt diese Aussage nicht ganz. Häufig meinen wir zu wissen, wie die Liebe umgesetzt werden sollte, weil wir ja die Bedürfnisse unserer Mitmenschen teilweise realisieren und glauben, dass wenn wir diese Bedürfnisse stillen würden, wir auch automatisch aus der Liebe leben würden! Aber genau da liegt unser ganz großer Irrtum! Warum?

  1. Wir schließen von unseren Bedürfnissen auf die Bedürfnisse von anderen. Teilweise sind die Bedürfnisse meiner Mitmenschen anders, als meine eigenen und dann geben wir ihnen etwas, was sie sich gar nicht wünschen! Zum Beispiel haben Frauen manchmal ganz andere Bedürfnisse als Männer usw.
  2. Auch wenn ich alle Bedürfnisse meiner Mitmenschen erfüllen würde, heißt das noch lange nicht, dass ich diesen Menschen das Beste – von Gott her gesehen – gegeben habe.

Daran sehen wir, dass die praktische Umsetzung von Liebe sehr anspruchsvoll ist. Richtig göttlich lieben tun wir erst dann, wenn wir die göttliche Liebe erkannt und erfahren haben!
Längst nicht alle Christen haben auch verstanden, dass wir nur dann unsere Mitmenschen gottgemäß lieben können, wenn bei uns die Liebe zu Gott an erster Stelle steht. Nur wenn ich ganz auf den Herrn Jesus Christus fokussiert bin, kann ich auch erkennen, was für meine Mitmenschen wirklich das Beste ist!
Viele Christen sind auch deshalb getrieben, weil sie versuchen aus der Liebe zu leben, indem sie möglichst viele Mitmenschen zufriedenstellen wollen und dabei kaum Zeit für Gott haben. Bei diesem „Zufrieden-Stellen“ tun sie, ohne es zu merken, ganz vieles falsch! Diese aktiven Christen meinen ganz praktisch aus der Liebe zu leben und merken nicht, dass sie nur die menschliche Liebe praktizieren, die auf der Bedürfnisstillung der Erwartungen ihrer Mitmenschen basiert. Es sind eigene gute Werke und nicht die Werke, die Gott zuvor bereitet hat (Eph 2:10).
Wenn die Liebe zu Gott an erster Stelle steht, dann wollen wir uns für Ihn Zeit nehmen! In dem Augenblick, wo ich das sage oder schreibe, denken viele Christen: „Ja, ich sollte mir noch mehr Zeit nehmen, um zu beten, ich sollte noch mehr die Bibel lesen, ich sollte noch mehr Stille Zeit machen!“ Sie denken dies aus einem schlechten Gewissen oder aus einem Pflichtgefühl heraus. Sie denken, sie könnten Gott, wie allen anderen, nicht wirklich genügen! Ich hatte dieses Denken auch oft und ich merke, wie es mich auch heute immer wieder einmal bemächtigt. Das ist aber ein Leistungsdenken, es ist ein zweckgebundenes Denken und das hat mit Liebe wenig zu tun. Wenn ein Bräutigam denkt, „ich muss jetzt meine Braut küssen, damit ich sie liebe“, dann hat er noch nicht erkannt, was Liebe ist!
Aber genau das machen wir mit unserem Gott! Wir denken: „Ich muss jetzt mehr beten und mehr die Bibel lesen, damit Er sieht, dass ich Ihn liebe!“ Wer eine Person wirklich liebt, der will mit dieser Person auch viel Zeit verbringen. Er hat nicht das Gefühl, mit ihm viel Zeit verbringen zu müssen! Natürlich müssen wir auch wissen, dass der Feind Gottes das Gebet und die Bibellese am allermeisten bekämpft und dass er in uns alle möglichen Dinge veranlasst, die uns vom Gebet abhalten. Er erinnert uns an die To-do-Listen, daran, dass wir jetzt gerade zu wenig heilig, zu fehlerhaft, zu müde, zu unkonzentriert usw. sind. So will er uns mit diesen „Inspirationen“ das Gebet vermiesen.
Sehr oft freuen wir uns nicht auf die Gemeinschaft mit Gott, weil wir denken, dass Er mit uns nicht wirklich zufrieden ist. Aber wenn ein Kind, das immer wieder mal Mist gebaut hat, zu seinem Papa auf den Schoss sitzt und sagt, „Papa, ich habe dich so lieb!“, dann ist das für den Papa viel schöner, als wenn ihm das Kind 10 selbstangefertigte Zeichnungen schenkt! Genauso ist es auch bei unserem himmlischen Vater! Für Ihn ist es das Schönste, wenn wir uns an der Gemeinschaft mit Ihm freuen und Ihm Zeit schenken und Ihn von ganzem Herzen lieben!
Hören wir doch endlich auf, aus Pflichtgefühl mit dem Herrn Jesus Christus ins Gespräch zu kommen, sondern beginnen wir unsere Zwiegespräche mit Ihm, aus einer echten Liebe, mit Freude und mit einem sehnsüchtigen Verlangen! Natürlich kann es sein, dass wir solches nicht spüren, aber dann können wir unseren Herrn von ganzem Herzen bitten, uns diese Liebe zu Ihm zu geben!
Eine von Liebe geprägte Gemeinschaft mit Gott, ist die Qualitätszeit schlechthin, bzw. die Zeit mit der höchsten Qualität! Diese Gemeinschaft mit Gott ist auch sehr stark von der Anbetung in Geist und Wahrheit geprägt (Joh 4:23). Aus dieser Liebesgemeinschaft erkennen wir dann immer mehr, wie wir unsere Mitmenschen lieben können und wir sehen immer besser, was sie aus Sicht der Ewigkeit wirklich brauchen.
Unsere menschlichen Vorstellungen von dem, was das Beste für unsere Mitmenschen ist, entspricht in etlichen Fällen gar nicht dem, was aus Gottes Sicht das Beste für sie ist. Genau aus diesem Grund muss die vertrauensvolle Liebesbeziehung zu Jesus Christus und dadurch auch zum himmlischen Vater oberste Priorität haben.

Warum unsere Vorstellungen, von dem was das Beste für uns und unsere Mitmenschen ist, vielfach gar nicht das Beste aus der Sicht Gottes ist, möchte ich an folgendem Beispiel verdeutlichen:

Ein Kind fragt seinen Papa, „kannst du mit mir spielen?“ worauf der Papa immer wieder antwortet: „Nein, ich muss arbeiten und Geld verdienen, damit du es einmal besser hast, als ich!“ Viele Väter leben nach diesem Prinzip und meinen, ihre Kinder damit zu lieben. Sie merken nicht, dass genau dieses Prinzip ihre Beziehung zu den Kindern zerstört! Dabei haben Liebesbeziehungen Ewigkeitswert, währenddem der materielle Wohlstand vergänglich ist. Wie viele Männer glauben, ihren Kindern möglichst viel Luxus bieten zu müssen, weil sie sich selber Luxus wünschen und gleichzeitig glauben, dass ihre Kinder dann am glücklichsten sein müssten. Ein Papa, der sich für die Kinder viel Zeit nimmt, gibt seinen Kindern tausendmal mehr, als wenn er ihnen jeden erdenklichen Luxus ermöglicht. Kinder, die alles bekommen, erleiden sogar in den meisten Fällen einen großen Schaden, weil sie zum genau gleichen materialistischen Lebensprinzip verführt werden, wie es ihre Väter praktizieren. Gleichzeitig lernen sie auch nicht, wie man in Beziehungen investiert. Dadurch lernen sie auch nicht, was Liebe ist!

Wer einen Menschen liebt, nimmt sich gerne Zeit für ihn und wer Gott liebt, freut sich auf möglichst viel Gemeinschaft mit Ihm. Noch einmal: „Höchste Qualitätszeit besteht da, wo wir aus einer Liebesgemeinschaft mit Gott leben!“ In der Liebesgemeinschaft mit Gott erkennen wir plötzlich, dass viele Dinge, die bis anhin so wichtig waren, an Bedeutung verlieren und wir gewinnen dadurch mehr Zeit für das Wesentliche im Leben (Phil 3:7)!
Die Liebesgemeinschaft mit Gott wird einerseits von Satan massiv durch Ablenkung bekämpft und andererseits tun wir uns auch deshalb so schwer daran, weil wir von Gott ein falsches Bild haben.

Johannes Hartl stellte einmal sinngemäß die Frage: „Unter welchen Voraussetzungen sind wir gerne mit einer Person zusammen?“ Dabei wurden ihm zwei Fragen ganz wichtig:

  1. Wie ist die Person?
  2. Wie steht die Person zu mir?

Mit ichbezogenen und unsympathischen Menschen sind wir nicht gerne zusammen, es sei denn, wir erhoffen uns dadurch ganz wesentliche Vorteile für uns selbst. Ich weiß nicht, wie viele Menschen wirklich gerne mit einem Despoten zusammen sind, ohne die eigenen Vorteile im Hinterkopf zu haben? Die Charaktereigenschaften einer Person sind doch sehr entscheidend, wenn es um die Frage geht, ob ich gerne mit dieser Person zusammen bin.
Aber das allein genügt noch nicht! Wir sind auch nicht wirklich gerne mit tollen und bewundernswerten Leuten zusammen, die sich überhaupt nicht für uns interessieren! Wenn ich mir in einer Beziehung unwichtig und unwert vorkomme, dann kann ich diese Beziehung auch nicht wirklich genießen!
Fazit: „Wir sind sehr gerne mit liebenden und sympathischen Menschen zusammen, die uns wertschätzen und lieben!“
Wenn ich zu Gott eine Beziehung habe, in der ich mein Gebet und meine Bibellese nur aus einem Pflichtgefühl heraus absolviere, dann liegt es eigentlich immer daran, dass ich entweder zu wenig weiß, wie Gott wirklich ist oder, dass ich im tiefsten Innern unsicher darüber bin, wie Gott zu mir steht!
Wenn ich durch das Wort Gottes erkennen durfte, dass Gott, ein Gott der Gnade, Barmherzigkeit und Liebe ist, dann weiß ich auch, dass es keine einzige Person im ganzen Universum gibt, die so herrlich und wunderbar ist, wie mein Gott! Ich darf auch wissen, dass es keine Person gibt, die mich mehr liebt, als Gott, den Gott ist die Liebe in Person (1Jo 4:8).
Wir Christen sind manchmal sehr unsicher darüber, wie Gott zu uns steht, obwohl alle beteuern, dass Gott uns unendlich liebt! Warum ist das so? Christen, die unter einer oder mehreren Sünden leiden, fürchten sich manchmal davor, dass Gott ihnen deshalb nicht mehr wohlgesinnt ist. Wir wissen, dass Gott die Sünde hasst und darum überkommen uns auch immer wieder mal Zweifel, ob Gott uns noch wohlgesinnt ist!
Wir Christen leiden alle mehr oder weniger darunter, dass wir das Böse, das wir nicht tun wollen, trotzdem noch tun (Röm 7:19). Entscheidend dabei ist, ob wir das Böse wollen oder nicht und ob wir unsere Sünde bei Gott thematisieren oder nicht! Wer das Böse nicht will und wer die Sünde vor Gott bekennt, steht unter dem Wohlgefallen Gottes! Der kann als Sein geliebtes Kind vor Ihn treten und darf wissen, dass es keine Person im ganzen Universum gibt, die wertschätzender und liebender zu mir steht, als Er! Von gar niemandem bekommen wir eine schönere Liebe, als von Jesus Christus und dem himmlischen Vater!
Abschließen möchte ich mit dem Wort des Apostels Paulus aus dem Römerbrief:

  • Röm 8:38-39 - Denn ich bin überzeugt, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, noch Mächte, weder Höhe noch Tiefe, noch irgendein anderes Geschöpf uns wird scheiden können von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn.

Keine Kraft im ganzen Universum kann uns von der Liebe Gottes trennen! Auch unser Ungehorsam ist dazu nicht in der Lage! Bewusst praktizierter Ungehorsam trennt uns nicht von der Liebe Gottes; er hat aber schmerzhafte Erziehungswege zur Folge und diese göttliche Zucht ist auch ein Beweis dafür, dass Gott uns liebt!


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