Jesu Wandel auf dem Meer

Aus Bibelwissen
Version vom 14. Juli 2019, 09:15 Uhr von MI (Diskussion | Beiträge) (Die Wiederkunft Jesu)

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Auszüge aus dem Buch: Licht aus Seinem Licht von Pastor A. Fünning
erschienen 1948 im Christlichen Allianzverlag, Fellbach

in Bearbeitung

Inhaltsübersicht
13. Leben und volle Genüge

14. Jesu Wandel auf dem Meer

Ein Bild des gegenwärtigen Zeitalters

Mt 14:22-23 Die Geschichten des Matthäus-Evangeliums - vorwiegend an und für Israel geschrieben, gleichen einer Goldader. Nach einiger Mühe entdeckt man das köstliche Gold und freut sich über diesen herrlichen Fund. Jedes Wort in der vorliegenden Geschichte ich bedeutungsvoll. Jesus zwingt die Jünger, in das Schiff zu gehen, während Er unterdessen das Volk entlässt. Dann steigt der Herr auf den Berg, um zu beten. Die ganze Nacht verweilt er dort oben, in der Gegenwart seines Vaters. In dieser Zeit ist abwesend vom Volk und von den Jüngern. Während sich die Volksmenge verläuft und sich der Herr auf dem Berge im Gebet befindet, werden die Jünger auf dem Meer von Wind und Wellen hin und her geworfen. - Im Propheten Hosea (Hos 5:15) lesen wir: "Ich will wiederum an meinen Ort gehen." In dem Hinaufgehen auf den Berg erblicken wir sein sich Zurückziehen, und in dem betenden Herrn oben auf dem Berg erblicken wir den betenden Fürsprecher. Dann die stürmische Nacht, die im Schifflein hin und her geworfenen Jünger - das Kommen des Herrn am anbrechenden Morgen, in der vierten Nachtwache - das Wandeln auf dem Meer - Petri Heraustreten aus dem Schiff, um dem Herrn entgegen zu eilen - endlich mit dem zurückgekehrten Herrn der anbrechende Morgen, der Stille, Friede brachte.

Alle diese Züge enthalten köstliche Vorbilder, ja prophetische Wahrheiten, wie wir gleich sehen werden. Zum Beispiel bildet die Nacht das gegenwärtige böse Zeitalter ab, die Zeit, in der wir leben und zwar während der Abwesenheit des Herr, der in dieser Zeit sich dort oben befindet. Jesu Herabsteigen vom Berg am Morgen schattet sein zweites Kommen ab, und endlich die Stille, nachdem der Herr am Morgen erschienen ist, schatte den Anbruch des neuen Morgens ab, in welchem Friede und Stille herrschen wir. Lasst uns sehen, was sich in der Abwesenheit des Herrn ereignete.

Die Abwesenheit des Herrn

Wir lesen: Und das Schiff war schon mitten auf dem Meer und litt Not von den Wellen; denn der Wind war ihnen zuwider (Mt 14:24). Während der Abwesenheit des Herrn herrschten Nacht und Stürme und die Seinen befinden sin in Not, denn der Wind ist ihnen zuwider. Können wir eine bessere Beschreibung des gegenwärtigen Zeitalters finden als ein stürmisches Meer, eine dunkle Nacht, in welcher die Seinen mit den widrigen Winden zu kämpfen haben? Ja, Stürme, Nacht und Gefahren, das ist die wundervolle, genaue Photographie, die der Herr Jesus von diesem Zeitalter entwirft; genau das Gegenteil von dem, was heute so viele lehren. Sie phantasieren von diesem Zeitalter als von einem Zeitalter des Friedens, des Lichtes und des Fortschritts, und dass es immer besser werde, bis wir im tausendjährigen Reich ankommen. Jedoch die Schrift lehrt das Gegenteil. Sie lehrt sehr klar, dass der Satan der Gott dieser Welt und dieses Zeitalters ist, und dass unter seinem Regiment die Nacht zunimmt und dass Friede unmöglich ist, genau nun, wie Eva, dem Teufel lieber glaubt, der mag es tun; ich für mein Teil glaube voll und ganz dem Herrn, der hier mit wenigen Zügen die Nacht dieses Zeitalters während seiner Abwesenheit sehr klar und genau beschreibt.

Das Schifflein auf dem Meer

Doch wenn die Nacht, die brausenden Wellen und die widrigen Winde unser Zeitalter darstellen, was bedeutet dann das Schifflein, das auf dem Meer fährt? Die Bedeutung des Schiffleins ist eine mehrfache:

Das Schifflein stellt in erster Linie Israel dar. Wir dürfen nie vergessen, dass wir uns in dieser Geschichte nicht auf Gemeindeboden, sondern auf Reichsboden also auf israelitischem Boden befinden. Diejenigen, die den Herrn verworfen haben und für die er kam, befinden sich während der Abwesenheit des Herrn auf dem Meer. Das Meer repräsentiert in der Schrift immer Nationen, Völker. Und auf und im Meer der Nationen befindet sich Israel. Die Wellen und der Wind der Verfolgungen und der Not kamen über Israel bis auf den heutigen Tag. Wir haben hier eine genaue Beschreibung der Geschichte des alten Bundesvolkes von der Zeit an, da es seinen König verwarf, bis zu dessen Wiederkehr, wenn es Ihn empfangen und aufnehmen wird. Das Schiff mit flatternden Segeln, zerbrochenen Masten, das von den Wellen hin und her geworfene, scheinbar unkontrolierbar und doch unsichtbar in Kontrolle gehaltene Schifflein, das immer in Gefahr ist unterzugehen und doch nicht untergehen darf, dieses Schifflein ist - Israel.; es ist noch immer im stürmischen Meer der Völkerwelt. Die Winde sind heute noch mehr als je ihm zuwider und zwar mehr oder weniger in aller Welt. Es sucht einen Hafen, es will am Ufer seines eigenen Landes Anker werfen, doch die stürmischen Winde verhindern das. Das Schifflein, Israel, wird keinen Hafen des Friedens finden, bis der wiederkehrt, der ihr König und Sohn Davids ist.

Die Insassen des Schiffleins

Wir haben von dem Schifflein gesprochen, aber noch nicht von denen, die im Schifflein waren, von seinen Jüngern. Diese Jünger hier schatten den Überrest Israels ab. In Mt 19. sehen wir, wie der Herr die Zwölf auswählte und aussandte, die den Überrest Israels repräsentieren. Als der Herr Jesus die Erde verließ und in des Vaters Haus zurückkehrte, um den Seinen eine Stätte zu bereiten, da ließ er keine Gemeinde zurück - die wurde erst an Pfingsten gegründet - sondern Repräsentanten des Volkes Israel - ein heiliger Same, der Überrest. Und wenn der Herr Jesus wiederkommen wird, da wird er wieder keine Gemeinde vorfinden - die wird dann längst entrückt sein -, sondern wieder einen Überrest aus Israel.

Doch dürfen wir diese köstlichen Züge hier auch in zweiter Linie auf die Gemeinde anwenden. - Die Gemeinde, die damals, als der Herr Jesus diese Worte sprach, noch nicht gegründet. jedoch in Sicht war - "ich will bauen" - , lesen wir zwei Kapitel weiter (Mt 16:18). Ja, auch über das kleine Schifflein der Gemeinde sind von Anfang an so manche Stürme der Feindschaft, des Hasses und der Verfolgung dahin gebraust bis auf den heutigen Tag; jedoch hat der Herr verheißen; dass die Pforten der Hölle sie nicht überwältigen werden. Gott sein Dank alle Zeit für diese köstliche Verheißung. Von diesem sich auf dem stürmischen Meer befindenden Gemeindeschifflein singt der Dichter so köstlich:

Ein kleines Schiff war auf der See, und glitt ganz still dahin;
Die Segel glänzten weiß wie Schnee, ein edle Volk saß drin.
Doch plötzlich kam ein Sturm daher, der brauste mächtiglich;
Da schäumte wild das toben Meer, das Schifflein bäumte sich.
O Kirche Christi, edles Schiff, wie herrlich ist dein Lauf!
Wohl droht im Sturm dir manches Riff, wohl zischt manch Welle auf.
Doch "Gott mit dir", sei nur getrost, der Herr führt dich ans Ziel.
Wie sehr das Meer auch wogt und tost, wenn Er gebeut, wird's still!
Wohl dem, der sich im Gemeindeschifflein befindet! -

Die Wiederkunft Jesu

Lassat uns nun ferner sehen was sich ereignete, als der Herr Jesus wiederkam. Wir lesen in Mt 14:25.26: "Aber in der vierten Nachtwache kam Jesus zu ihnen und ging auf dem Meer. Und da ihn die Jünger sahen, erschraken sie und sprachen: Es ist ein Gespenst! und schrien vor Furcht !"Der Herr hatte den Ort oben auf dem Berge verlassen und war zurückgekehrt. er kehrte zurück in der vierten Nachtwache, gerade als der Morgen anfing zu dämmern. Und wie der Herr den Ort oben auf dem Berge verließ,als er auf Erden war, so wird er eines Tages den Platz oben, zur Rechten des Vaters. verlassen und zurückkehren, und zwar zum Lande, in dem er verworfen wurde. - Wenn Er seinen Platz hoch oben verlassen wird, dann wird er mit einem Kommandoruf in die Luft kommen, wo er die Seinen, die Gemeinde, zu sich nehmen wird. Das wird in der vierten Nachtwache geschehen. Doch der im Dämmerlicht nicht erkennbare, aber näher kommende Herr verursachte Schrecken in den Herzen der Jünger. Sie glaubten, sie sähen ein Gespenst, und diese Männer, die doch sonst an die gefahren und Schrecken des Meeres gewöhnt waren, schreien - vor Furcht. Da sind so viele in der Christenheit, denen bereitet das Kommen des Herrn nicht Freude, sondern Schrecken. Wisst ihr die Ursache? Weil sie garnicht bereit sind. Die vierte Nachtwache ist wie mit mancherlei Zeichen angefüllt, die das Kommen des Herrn anzeigen. Die wahren Gläubigen erkennen an den verschiedenen Zeichen, dass der Herr im Kommen ist; sie schreien dann nicht vor Furcht, sondern freuen sich mit unaussprechlicher Freude. Sie heben mit Freuden ihre Häupter empor, wissend, dass ihre Erlösung naht.

"Seid getrost, ich bin's; fürchtet euch nicht!

Mt 14:27: "Aber alsbald redete Jesus mit ihnen und sprachen: Seid getrost; ich bin's! Fürchtet euch nicht!" Diese köstlichen, trostreichen worte wurden trotz des Tosens des Sturmes und des Brausens der Wellen gehört. Das war eine Himmelsmusik für ihre erschrockenen Herzen. Verschwunden war die Angst und die Not ihrer bangen Sorgen. Wie gebannt hingen ihre Blicke an der herrlichen Gestalt ihres Herrn, und jubelnd hieß es in ihren Herzen: Er ist's, er ist's! Unser Herr und Meister ! Ja, wie die Brüder Josephs in ihrer größten Not plötzlich die liebliche Stimme ihre Bruders hörten: "Ich bin's, fürchtet euch nicht!" und ihn,ihrem großen Bruder, den sie schändlich verworfen hatten, erkannten, so werden ihre Brüder in der antichristlichen Zeit, in ihrer höchsten Not, plötzlich die stimme ihres einst verworfenen großen Bruders hören und ihn erkennen, und ihre große <not wird in unaussprechlichen Jubel verwandelt werden. - "Seid getrost; ich bin's! Fürchtet euch nicht!" Mögen auch wir die liebliche Stimme unseres Herrn immer wieder hören und ganz besonders in zunehmenden Schwierigkeiten, in Stunden der Versuchungen, in Trübsalen, im dunklen Tal der Leiden und in den mancherlei Enttäuschungen unseres Lebens. Der dunkelste Ort, ja selbst das Gefängnis wird erleuchtet, wenn wir seine Stimme : "Seid getrost, ich bin's; fürchtet euch nicht!" hören, und Lob und Danklieder sind dann die Folge, wie bei Paulus und Silas im Gefängnis zu Philippi.

Doch im Schiff war einer, der von der herrlichen, näher kommenden Gestalt des Heilandes ganz entzückt war. Es war Petrus. Und trotz Sturm und Meereswogen ruft er aus: "Bist du es, so heiß mich zu dir kommen auf dem Wasser!" Und der Herr sprach: Komm her! Und Petrus trat aus dem Schiff und ging auf dem Wasser, das er zu Jesus käme." (Mt 14:28.29). Lasst mich den letzten Satz nochmals wiederholen: "Und Petrus trat aus dem Schiff und ging auf dem wasser, dass er zu Jesus käme." Das sollte mit brennenden Buchstaben auf jedem Leben der Gläubigen stehen. Bruder, Schwester, hat der heilige Geist auch über unser Leben dies Inschrift setzen können? Oder hat der Teufel uns eine andere Inschrift beigebracht?

Auf den Felsen Christus

In den beiden Versen Mt 14:28.29 haben wir eine weitere köstliche Abschattung. Zwei Kapitel weiter (Mt 16.) spricht der Herr vom Bauen der Gemeinde.

"Auf diesen Felsen will ich bauen meine Gemeinde."

Dort erfahren wir, dass es Petrus war, der da bekannte:

"Du bist Christus, des lebendigen Gottes Sohn!"

Darauf sprach der Herr obige Worte: " Auf diesen Felsen - nämlich auf den Felsen des Bekenntnisses, dass Christus Gottes Sohn ist - will ich bauen meine Gemeinde." Da verkündigt der Herr etwas ganz Neues, was von keinem Propheten im Alten Testament geahnt, geschweige ausgesprochen worden war. Gemeinde bedeutet "Herausgerufene", nämlich solche, die durch Jesu Blut und Geist aus der Welt, aus der großen Völkerwelt "herausgerufen" worden sind. Petrus, der hier hervor- und heraustritt, so kühn das Schiff verlässt, seinen Rücken seinen Landsleuten zuwendet, auf das stürmische Meer tritt, sein Angesicht auf den Herrn gerichtet, zu ihm geht, ist ein Vorbild der Gemeinde. Wohl ist es wahr, dass alle Wahrheiten bezüglich der Gemeinde dem Apostel der Heiden, Paulus, geoffenbart wurden, weiter ist es wahr, dass durch Paulus die Gemeinde aus dem jüdischen Schiff heraus und dem Herrn Jesus enwtgegengeführt wurde; doch vereinzelt, wie Henoch und Elias, steht auch Petrus in seiner Handlungsweise hier als Vorbild der Gemeinde, und für die Wahrheiten, die später in den paulinischen Briefen so herrlich dargestellt werden. Petri Herautreten aus dem Schiff war ein Akt des Glaubens. Der Weg der ganzen Gemeinde, wie jedes einzelnen Gläubigen ist Glauben, Glauben und nochmals Glauben, und besteht ebenfalls im Heraustreten und im Entgegengehen zu dem kommenden Herrn.

Jesus triumphiert über Tod und Teufel

Doch nun wollen wir zuerst die königliche Gestalt de Heilandes, wie si so majestätisch auf den Wassern daher wandelt, ansehen. Er hat über Sünde Tod und Teufel, Welt und Satan triumphiert. Daher können Wind und Wellen ihn nicht hindern, noch ihm etwas anhaben. Wie Er, so sollen auch die Seinen sein in dieser Welt. Sie Seinen sind mit Ihm engstens verbunden. Er will, dass auch sie auf ihn, den Meister, sehend, triumphierend auf den stürmischen Wassern wandeln sollen. Deshalb rif er Petrus zu: "Komm her!" Und nun seht, wie auch Petrus, genau wie sein Meister, auf dem Wasser wandelt. Ein ebenfalls köstlicher Anblick! So sollen Kinder Gottes wandeln. "Sieh, der Bräutigam kommt! Gehet aus, ihm entgegen!" - auch auf den stürmischen Wasser der Endzeit.

Petrus sah den starken Wind

Mt 14:30: "Er sah aber einen starken Wind; da erschrak er und hob an zu sinken, schrie und sprach: "Herr, hilf mir!" Auch hier ist jedes Wort inhaltsreich und sehr wichtig, Was war es denn, das den Petrus zum Sinken brachte, nachdem er doch so kühn aus dem Schiff gestiegen und so triumphierend auf den Wasser geschritten war? Es war ein starker Wind, den der Teufel sandte und der da Wasser aufpeitschte und so dem Petrus eine große Welle entggen schleuderte. Dem Teufel ist es verhasst, wenn er Menschen sieh, die, auf ihren Herrn schauend, triumphierend auf so manchen stürmischen Wassern einhergehen und so ein Siegesleben führen. Sofort ist er bei der Hand und schleudert dem Betreffenden, wie hier dem Petrus, große Winde und brausende Wellen entgegen. Kind Gottes, vergiss das nicht! Bei Petrus erreichte der Teufel seinen Zweck. Erschrocken schaute Petrus nicht mehr auf den Herrn, sondern auf Wind und Wellen und - sank. Nicht wahr, das ist so recht eine der traurigen Erfahrungen in unserem täglichen Leben.