Jerusalem (Bibellexikon)

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Aus dem Bibellexikon „International Standard Bible Encyclopedia“ übersetzt. Der Artikel stammt von E. W. G. Masterman

Der Name

In Keilschrift

Die früheste Erwähnung Jerusalems findet sich in den Tell el-Amarna-Briefen (1450 v. Chr.), wo es in der Form Uru-sa-lim erscheint; damit einher geht Ur-sa-li-immu, das auf den assyrischen Denkmälern des 8. Jahrhunderts v. Chr. steht.

Die älteste biblische Form ist Yerushalem, abgekürzt in Ps 76:3 (vgl. 1Mo 14:18) mit Salem, aber im masoretischen Text haben wir sie vokalisiert yerushalaim. In Jer 26:18, Est 2:6, 2Chr 25:1, 2Chr 32:9 haben wir Jerushalayim, eine Form, die auf den jüdischen Münzen des Aufstandes und auch in der jüdischen Literatur vorkommt und im modernen talmudischen Judentum häufig verwendet wird.

Auf Hebräisch

Die Form des Hebräischen mit der Endung -aim oder -ayim wird von manchen als Dual interpretiert, der sich auf das obere und untere Jerusalem beziehe, aber solche Formen treten [ebenso] in anderen Namen auf und weisen auf eine besondere Heiligkeit hin; eine solche Aussprache ist [nur] lokal und tritt auch [erst] spät auf.

Im Griechischen und Lateinischen

In der Septuaginta lesen wir (Ierousalem), was konstant die früheste und die allgemeinste hebräische Aussprache widerspiegelt, wobei der Anfangsbuchstabe wahrscheinlich nicht aspiriert war; bald treffen wir aber auf (Hierousalem) - mit einem Hauchlaut - der üblichen Form bei Josephus und (Hierosoluma) in den Makkabäer Büchern (Bücher II bis IV) und bei Strabo. Diese letzte Form wurde von den lateinischen Schriftstellern Cicero, Plinius, Tacitus und Suetonius übernommen. Sie wurde einige Jahrhunderte lang im offiziellen Sprachgebrauch durch Hadrians Aelia Capitolina ersetzt, die erst zur Zeit Hieronymus' auftritt, doch in den Dokumenten, die die Kreuzzüge betreffen, kommt sie wieder in allgemeinen Gebrauch, während Solyma zu verschiedenen Zeiten als poetische Abkürzung vorkommt.

Im Neuen Testament haben wir (Hierousalem), besonders in den Schriften von Lukas und Paulus, und (ta Hierosoluma) anderswo. In der King James Version von 1611 steht Ierosalem im Alten Testament und Hierusalem im Neuen Testament. Die Form Jerusalem kommt erstmals in französischen Schriften des 12. Jahrhunderts vor.

Die Bedeutung von Jerusalem

Hinsichtlich der Bedeutung des ursprünglichen Namens gibt es keine übereinstimmende Meinung. Die älteste bekannte Form, Uru-sa-lim, wird von vielen mit "Stadt des Friedens" oder "Stadt des (Gottes) Salem" übersetzt, aber andere Ausleger, die von einem hebräischen Ursprung des Namens ausgehen, interpretieren ihn als "Besitz des Friedens" oder "Fundament des Friedens". Es ist eine der Ironien der Geschichte, dass eine Stadt, die in ihrer langen Geschichte so wenig Frieden gesehen hat und für deren Besitz solche Blutströme vergossen wurden, möglicherweise eine solche Bedeutung ihres Namens haben soll.

Andere Namen

Es gibt auch andere Namen für die Stadt. Für den Namen Jebus siehe JESUS (https://www.internationalstandardbible.com). In Jes 29:1 kommt der Name ari'el wahrscheinlich "das Herz Gottes" vor, und in Jes 1:26 die "Stadt der Gerechtigkeit". In Ps 72:16, Jer 32:24f, Hes 7:23 haben wir den Begriff ha`ir, "die Stadt" im Gegensatz zu "das Land". Eine ganze Gruppe von Namen ist mit der Vorstellung von der Heiligkeit des Ortes verbunden: `ir ha-qodhesh, die "heilige Stadt" tritt in Jes 48:2, Jes 52:1, Neh 11:1 auf und yerushalayim ha-qedhoshah, "Jerusalem die Heilige", ist auf Simons Münzen eingeschrieben. In Mt 4:5, Mt 27:53 haben wir die hagia polis, "die heilige Stadt", und in Philo Hieropolis mit der gleichen Bedeutung.

Im Arabischen ist der gebräuchliche Name Beit el Maqdis, "das heilige Haus" oder el Muqaddas, "das Heilige", oder der gängige Name, der von den Muslimen heute überall verwendet wird, el Quds, eine Kurzform von el Quds esh Sheref, "das edle Heiligtum".

Nicht-Moslems verwenden in der Regel die arabische Form Jerusalem.

Geologie, Klima und Quellen

Geologie

Die Geologie der Stätte und der Umgebung von Jerusalem ist vergleichsweise einfach, wenn man sie in Verbindung mit der des Landes Palästina als Ganzes betrachtet (siehe GEOLOGY OF PALESTINE). Das Besondere daran ist, dass das Gestein vollständig aus verschiedenen Arten von Kalkstein besteht mit Gesteinsschichten, die Feuerstein enthalten; es gibt kein Urgestein, keinen Sandstein (wie er östlich des Jordans an die Oberfläche kommt) und keine vulkanischen Gesteine. Die Kalksteinformationen sind in regelmäßigen Schichten gelagert, die in Richtung Südosten mit einem Winkel von etwa 10 Grad abfallen.

Auf den hohen Hügeln, die Jerusalem im Osten, Südosten und Südwesten überblicken, gibt es noch Schichten von beträchtlicher Dicke des kreidehaltigen Kalksteins der Nachtertiärzeit, die so viele Hügelgipfel Palästinas krönen und einst das ganze Land bedeckten. Auf dem "Ölberg" beispielsweise tritt eine Schicht aus Mischkalkstein auf, bekannt als Nari oder "Feuerstein" und eine weitere dickere Schicht, bekannt als Ka`kuli, von der zwei verschiedene Schichten unterschieden werden können. In diesen Schichten, insbesondere in der letzteren, treten Taschen auf, die Mergel oder Haur enthalten, und in beiden hat es Streifen aus Feuerstein.

Über dem Gelände der eigentlichen Stadt ist all dies vor langer Zeit abgetragen worden. Hier haben wir drei Schichten von Kalkstein unterschiedlicher Dichte, die von allen einheimischen Bauleuten und Steinmetzen sehr deutlich unterschieden werden:

(1) Mizzeh helu, wörtlich "süßer Mizzeh", eine harte, rötlich-graue Schicht, die polierfähig ist und an gewissen Stellen bis zu einer Tiefe von 70 Fuss oder mehr reicht. Der "heilige Felsen" im Tempelgebiet gehört zu dieser Schicht und ein Großteil des alten Baumaterials war so beschaffen.

(2) Darunter befindet sich die Melekeh oder "königliche" Schicht, die, wenn auch nicht sehr dick - etwa 35 Fuß -, von großer Bedeutung für die Geschichte der Stadt ist. Dieses Gestein ist insofern bemerkenswert, als das es, wenn es zuerst der Luft ausgesetzt wird, oft so weich ist, dass es mit einem Messer bearbeitet werden kann, dass es aber unter dem Einfluss der Atmosphäre hart wird und sich zu einem Stein von beträchtlicher Widerstandsfähigkeit wandelt, brauchbar für gewöhnliche Gebäude. Die große Bedeutung dieser Schicht liegt jedoch darin, dass in sie Hunderte von Höhlen, Zisternen, Gräbern und Wasserleitungen gegraben wurden, die das Gelände der Stadt durchhöhlen.

(3) Unter dem Melekeh befindet sich ein cenomanischer Kalkstein von großer Haltbarkeit, bekannt als Mizzeh Yehudeh, oder "jüdischer Mizzeh". Er ist ein hochgeschätzter Baustein, der jedoch schwer zu bearbeiten ist. Geologisch unterscheidet es sich vom Mizzeh helu durch seine ammonitischen Bestandteile. Typischerweise ist dieses Gestein gelblich-grau, manchmal auch leicht rötlich. Eine Variante von ausgesprochen rötlicher Erscheinungsform ist bekannt als Mizzeh ahmar oder "roter Mizzeh" und ist sehr dekorativ für Säulen, Grabsteine, etc.; man poliert ihn auf Hochglanz und manchmal wird er lokal als "Marmor" bezeichnet.

Diese tiefe Schicht, die sich unter der ganzen Stadt durchzieht, tritt im Kidron-Tal an die Oberfläche und ihre Undurchlässigkeit ist wahrscheinlich die Erklärung für das Auftreten der einzigen wahren Quelle, der "Jungfrauenquelle". Das Wasser von der Stadt Jerusalem und Umgebung sickert mühelos durch die obere Schicht, wird dann aber von dieser harten Schicht an die Oberfläche geleitet; die vergleichsweise oberflächliche Herkunft des Wassers dieser Quelle erklärt deren mangelhafte Qualität.

Klima und Niederschlag

Die allgemeinen Merkmale des Klimas von Jerusalem sind wahrscheinlich im Laufe der Geschichte gleich geblieben, obwohl es viele Beweise dafür gibt, dass es Zyklen mit mehr oder weniger Niederschlägen gegeben hat. Die fast unzähligen Zisternen aus allen Epochen auf dem Gelände und die langen und komplizierten Leitungen, um Wasser aus der Ferne zuzuleiten, zeugen davon, dass die Niederschläge über den grössten Teil der Geschichte, wie heute, nur saisonal gefallen sind.

Insgesamt kann das Klima von Jerusalem als gesund bezeichnet werden. Die gewöhnlichen Krankheiten sollten unter einer aufgeklärten Regierung weitgehend vermeidbar sein, selbst die so weit verbreitete Malaria ist weitgehend ein Import aus dem Tiefland und könnte sofort gestoppt werden, wenn effiziente Mittel zur Zerstörung der Infektionsträger, der reichlich vorhandenen Anopheles-Mücken, eingesetzt würden. Aufgrund seiner Höhe und seiner exponierten Lage, fast an der Wasserscheide, sind Wind, Regen und Kälte ausgeprägter als in den Ebenen am Meer oder im Jordantal. Obwohl die Kälte des Winters stark zu spüren ist, weil sie mit den Tagen der stärksten Niederschläge zusammenfällt (vgl. Esr 10:9), und auch weil die Wohnungen und Kleider der Bewohner mehr für das Ertragen von Hitze als von Kälte geeignet sind, beträgt tatsächlich die niedrigste gemessene Temperatur nur 25 Grad F. [ca. -3.9 C], und Frost tritt nur in vielleicht einem Dutzend Nächten eines durchschnittlichen Jahres auf. Während der regenlosen Sommermonate steigt die Durchschnittstemperatur stetig bis August, wenn sie 73,1 Grad F. [ca. 22.8 C] erreicht, aber die Tage der größten Hitze, mit Temperaturen über 100 Grad F. [ca. 37.8 C] im Schatten, treten gewöhnlich im September auf. Im Hochsommer tragen die kühlen Nordwestwinde, die meist nachmittags und früh in der Nacht wehen, dazu bei, eine gesunde Lebensgrundlage zu schaffen. Die unangenehmsten Tage sind im Mai und von Mitte September bis Ende Oktober, wenn der trockene Südostwind - der Scirocco - heiß und schwül aus der Wüste bläst und manchmal feinen Staub in ausreichender Menge mit sich führt, um einen deutlich erkennbaren Dunst in der Atmosphäre zu erzeugen. Zu solchen Zeiten erschlafft die Vegetation und die meisten Menschen, insbesondere die Bewohner, die nicht unter solchen Bedingungen aufgewachsenen sind, leiden mehr oder weniger unter Niedergeschlagenheit und körperlichen Beschwerden: Malaria, "Sandfliegen"-Fieber und andere Fieberarten sind besonders häufig. "In jener Zeit wird diesem Volk und Jerusalem gesagt werden: Ein heißer Wind von den kahlen Höhen in der Wüste kommt geradewegs zur Tochter meines Volkes, nicht zum Worfeln und nicht zum Läutern, sondern..." (Jer 4:11).

Im Spätsommer - mit Ausnahme von Perioden des Sciroccos - tritt nachts schwerer "Tau" auf und Ende September oder Anfang Oktober fällt der "Frühregen" - nicht selten in tropischen Regengüssen begleitet von Donner. Danach kommt es häufig zu einer mehrwöchigen Trockenperiode und dann fällt im Dezember, Januar und Februar der Winterregen. Manchmal gibt es im März reichliche Niederschläge, was von den Bewohnern sehr begrüsst wird, weil sie die Zisternen gegen Ende der Saison füllen und so eine reiche Ernte bringen. Die durchschnittliche Niederschlagsmenge beträgt etwa 26 Zoll [660,4 mm], wobei das Maximum in der Stadt 42,95 Zoll [ca. 1090 mm] in der Saison 1877-78 und das Minimum 12,5 Zoll [317,5 mm] in den Jahren 1869-70 betragen. Reichliche Regenfälle sind nicht nur für die Speicherung, für das Auffüllen der Quellen und für die Ernte wichtig, sondern sie werden auch benötigt, um mit beträchtlichem Druck, die sich während der ganzen Trockenzeit in den sehr primitiven Abflüssen angesammelte Abwässer wegzuschwemmen. In manchen Jahren gibt es starke Schneefälle, die erhebliche Schäden an schlecht gebauten Dächern und Bäumen verursachen; im Winter 1910-11 fiel 9 Zoll [22,86 cm] Schnee.

Die natürlichen Quellen

(Anm. der Übersetzerin: Dieser Artikel stammt ca. aus dem Jahre 1939 und ist deshalb in Bezug auf heutige Beschreibungen des Stadtzustandes nicht mehr ganz aktuell!)

Es gibt nur eine einzige Quelle in der Gegend um Jerusalem und selbst dieser würden manche Experten die Bezeichnung als einer wahren Quelle wegen ihrem vergleichsweise seichten Ursprung absprechen; es ist die intermittierende Quelle, die heute als "In Umm edition deraj" (wörtlich "Quelle der Mutter der Schritte") bekannt ist, die von den einheimischen Christen als "In Sitti Miriam (die "Quelle der Frau Maria") und von Europäern allgemein als "Quelle der Jungfrau" bezeichnet wird. Alle archäologischen Zeugnisse deuten darauf hin, dass sie der ursprüngliche Anziehungspunkt der ersten Bewohner dieser Stätte ist; im Alten Testament wird diese Quelle GIHON genannt. Das Wasser entspringt in der eigentlichen Talsohle, wenn auch scheinbar auf der Westseite, des Kidrontals etwa 300 Yard [ca. 274 m] südlich der Südwand des Charam. Der Zugang zur Quelle erfolgt über zwei Treppen, eine obere mit 16 [Stufen] führt zu einer kleinen, ebenen Plattform, die von einem modernen Bogen überdeckt ist, und eine untere, engere von 14 Stufen, die an der Mündung einer kleinen Höhle endet. Das Wasser entspringt einer langen Spalte (vielleicht 16 Fuß lang [ca. 4.9 m]), die östlich und westlich im felsigen Boden des Kidron-Tals verläuft, viele Fuss [Meter] unter der heutigen Oberfläche. Das westliche oder höhere Ende der Spalte befinden sich gerade am Eingang zur Höhle, aber der größte Teil des Wassers quillt aus dem unteren und breiteren Teil, der sich unter den Stufen befindet. Wenn das Wasser knapp ist, kriechen die Frauen von Siloam in den Hohlraum unter den Stufen hinein und füllen dort ihre Wasserschläuche; denn zu solchen Zeiten fliesst überhaupt kein Wasser mehr in die Höhle. Am anderen Ende der Höhle befindet sich die Öffnung für jenes System alter Tunnel-Aquädukte, das in VI, unten, beschrieben ist. Diese Quelle ist "periodisch", das Wasser steigt schnell an und strömt mit erheblicher Kraft hervor, mehrmals innert 24 Stunden nach der Regenzeit und nur ein- bis zweimal in der Trockenzeit. Dieses "intermittierende" Phänomen von Quellen ist in Palästina nicht ungewöhnlich und erklärt sich durch die Ansammlung von Grundwasser in bestimmten Hohlräumen oder Rissen im Gestein, die zusammen ein Reservoir bilden, das sich durch Siphonwirkung entleert. Erreicht das angesammelte Wasser die Krümmung des Siphons, beginnt es zu überlaufen und fliesst weiter, bis der Speicher geleert ist. Ein solches Phänomen wird natürlich durch Unkundige einer übernatürlichen Wirkung zugeschrieben - in diesem Fall unter den modernen Fellahin - einem Drachen - und Einheimische, insbesondere Juden, besuchen die Quelle in Zeiten ihres Überlaufs auch heute noch zur Heilung. Ob dieses periodische Überfliessen des Brunnens schon in alten Zeiten auftrat, kann nicht gesagt werden, aber da Hieronymus (Comm. in Esa, 86) davon spricht, geschah es wahrscheinlich bereits in neutestamentlicher Zeit, und wenn ja, ist das ein starkes Argument dafür, dass es sich hier um den "Teich von Bethesda" handelt.

In der Antike floss das gesamte Wasser durch das offene, felsige Tal, doch in einer frühen Phase wurde eine Mauer gebaut, um das Wasser zu stauen und die Quelle in ein Becken umzuwandeln. Ohne eine solche Massnahme könnte das Wasser nicht in die Höhle und die Tunnels fliessen. Die Tunnels, die unten beschriebenen werden (VI), wurden gebaut, um (1) die Wasserversorgung innerhalb der Stadtmauern zu speisen und (2) die Feinde der Juden daran zu hindern, an das Wasser zu gelangen (2Chr 32:4). Obwohl es von den Menschen in Siloam für alle Zwecke verwendet wird, ist das Wasser der Quelle dem Geschmack nach brackig und enthält einen beträchtlichen Anteil an Abwasser und ist eigentlich ungeeignet zum Trinken. Dieser Umstand ist zweifellos auf die weite Verteilung des Abwassers über den Erdboden oberhalb der Felsen, aus denen das Wasser fließt, zurückzuführen, dies geschieht sowohl absichtlich (zur Bewässerung der Gärten) als auch unbeabsichtigt (durch undichte Kanäle usw.). In früheren Zeiten war das Wasser sicherlich reiner, und es ist auch wahrscheinlich, dass der Brunnen üppiger floss, denn heute fangen Hunderte von Zisternen das Wasser auf, das einst durch den Boden zu den tiefen Ursprüngen der Quelle sickerte.

Das Wasser des Marienbrunnens strömt durch den Siloamtunnel und ergiesst sich bei Ain Silwan (die "Quelle" des Siloams) in den Teich von Siloam, von dort aus fliesst es in das Kidrontal hinab, um die zahlreichen Gemüsegärten des Dorfes Siloam zu bewässern.

Die zweite Wasserquelle in Jerusalem ist der tiefe Brunnen, der als Bir Eyyub, "Hiobs Brunnen", bekannt ist, er liegt etwas unterhalb des Punktes, wo sich das Kidron- und das Hinnomtal treffen. Aller Wahrscheinlichkeit nach leitet er seinen modernen Namen von einer Legende im Koran ab (Sure 38 5,40-41), die erzählt, dass Gott dem Hiob befohlen hat, mit dem Fuß zu stampfen, worauf auf wunderbare Weise eine Quelle hervorsprang. Der Brunnen, der in Vergessenheit geriet, wurde 1184 von den Kreuzrittern wiederentdeckt und von ihnen gereinigt. Er ist 125 Fuss [43.5 m] tief. Die Wasserreserven aus diesem Brunnen sind praktisch unerschöpflich, obwohl die Qualität nicht besser ist als die des "Virgin's Fount"; Nach einigen Tagen heftigen Regens schwillt das Wasser im Untergrund an und bricht einige Meter tiefer im Tal als kleiner Bach hervor. Er fliesst auch nachdem der Regenguss vorbei ist, noch einige Tage weiter, und dieser "fließende Kidron" ist eine große Attraktion für die Einheimischen Jerusalems, die aus der Stadt strömen, um sich am seltenen Anblick von fließendem Wassers zu ergötzen. Irgendwo in der Umgebung von Bir Eyyyub muss `En-Rogel gelegen haben, falls es sich dabei aber einst um eine richtige Quelle handelte, ist der Ort, wo sie aus der Erde floss, nun unter der großen Masse an Müll, die sich hier angesammelt hat, begraben.

Fast 600 Yard [ca. 548.7 m] südlich von Bir Eyyyub befindet sich ein kleines Kiesbecken und wenn der Bir Eyyub überflutet ist, entspringt hier eine kleine Quelle namens "Ain el Lozeh" (die "Quelle der Mandel"). Es ist keine echte Quelle, sondern ein Teil des Wassers des Hiobsbrunnens bahnt sich seinen Weg entlang eines alten in den Felsen gehauenen Aquädukts auf der Westseite des Wady en Nar und kommt hier an die Oberfläche.

Die einzige andere mögliche Stelle für eine Quelle in der Region Jerusalem ist das Chammam esh Shefa, "das Bad der Heilung". Das ist ein unterirdisches Felsbecken im Tyropeon Tal, innerhalb der Stadtmauern, in dem sich Wasser sammelt, das durch die Ablagerungen der Stadt versickert. Obwohl es sich einst um ein Reservoir handelte, dem mit wahrscheinlich aus dem Felsen gehauenen Kanälen Wasser zugeführt wurde, ist es heute ein tiefer Brunnen mit Bögen, die zu verschiedenen Zeiten darüber errichtet wurden, als sich der Schutt der Stadt im Laufe der Jahrhunderte allmählich ansammelte. Es gibt keinerlei Hinweise darauf, dass es sich um einen natürlichen Brunnen handelt, und das Wasser, das sich in der Trockenzeit ansammelt, ist praktisch unvermischtes Abwasser, das jedoch in einem benachbarten türkischen Bad verwendet wird.

G.A. Smith glaubt, dass die Drachenquelle, die von Nehemia (Neh 2:13) erwähnt wird und die sich im Tal von Hinnom befinden muss, möglicherweise eine zeitweilige Quelle war, die dort für einige Jahre infolge eines Erdbebens floss, aber es ist sehr wahrscheinlich, dass jeder Brunnen, der dann überdeckt wurde, Wasser abgeben würde, das entlang der Talsohle flösse. Es gibt heute keine solche "Quelle" oder einen solchen "Brunnen".

Die landschaftliche Lage

Das moderne Jerusalem liegt an einer Stelle, die geographisch definiert ist mit 31°47' nördlicher Breite und 35°13' östlicher Länge. Es liegt inmitten eines kahlen und felsigen Plateaus, wobei die Umgebung eines der steinigsten und am wenigsten fruchtbaren Gebiete in den bewohnbaren Teilen Palästinas ist, mit flachem, grauem oder rötlichem Boden und vielen Aufschlüssen von nacktem Kalkstein. Wie alle Hügelhänge mit südöstlicher Ausrichtung ist er der vollen Einstrahlung der Sommersonne so stark ausgesetzt, dass dieser Ort in seinem natürlichen Zustand mehr oder weniger karg wäre. Heute jedoch hat sich durch sorgfältigen Anbau und häufige Bewässerung in den schnell wachsenden Vororten ein erheblicher Bestand von Bäumen und Sträuchern entwickelt. Der einzige Baum, der Früchte trägt, und der in Jerusalem bestens gedeiht, ist der Olivenbaum.

Die Berge der Umgebung

Die Stadt Jerusalem ist von höheren Bergrücken umschlossen, die ungefähr ein Dreieck bilden: Im Westen verläuft der Hauptkamm oder die Wasserscheide von Judäa, die hier nach Westen schwenkt. Von diesem Kamm aus verläuft ein Ausläufer nach Südosten und Osten und gipfelt östlich der Stadt im Ölberg, fast 2.700 ft. [822,96 m] über dem Meeresspiegel und etwa 300 ft. [91,44] über dem mittleren Niveau der Altstadt. Ein weiterer Ausläufer, bekannt als Jebel Deir abu Tor, 2.550 ft. [777,24 m] hoch, verläuft östlich des Plateau von el Buqei`a und liegt südwestlich der Stadt; es ist der traditionelle "Berg des bösen Rates". Die Stadt wird also von allen Seiten durch diese höheren Erhebungen dominiert - "Jerusalem - Berge sind rings um es her." (Ps 125:2) -, so dass einerseits die antike Stadt versteckt war und zwar auf eine beträchtliche Distanz in jeder Richtung ausser von Südost, dass aber andererseits nur durch diese offene Lücke zur Wüste und zu den Bergen von Moab hin ein weiter Blick möglich ist. Diese seltsame Erscheinung von Wildnis und fernen Bergkämmen - oft von auserlesener Schönheit im Licht der untergehenden Sonne - muss für die Bewohner Jerusalems im Laufe der Jahrhunderte der bekannteste und mächtigste landschaftlichen Eindruck gewesen sein.

Die Täler

Innerhalb der umgebenden Hügel wird die eigentliche Lage der Stadt von zwei Haupttälern geprägt. Dasjenige im Westen und Südwesten beginnt in einer Mulde, in der ein muslimischen Friedhof liegt, beim Teich Birket Mamilla. Das Tal verläuft nach Osten in Richtung des modernen Jaffa-Tores, wo es nach Süden abbiegt, dessen oberer Teil in seinem Verlauf als Wadi el Mes bekannt ist. In diesem südlichen Verlauf wird es von einem großen Damm durchquert, an dem die moderne Strasse nach Bethlehem entlangführt, sodass ein großer Teil des Talbodens in ein großes Becken, das Birket es Sultan, verwandelt wird. Danach biegt das Tal - unter dem Namen Wadi er Rabadi - nach Südosten, dann nach Osten und schließlich wiederum nach Südosten, bis es in der Nähe von Bir Eyyyub in das westliche Tal mündet und sich so das Wadi en Nar bildet, 670 ft. [ca. 204.22 m] unter seinem Ausgangspunkt. Dieses Tal wird sehr allgemein mit dem Tal von Hinnom identifiziert. Das östliche Tal macht einen weiteren Bogen. Es beginnt hoch oben beim Plateau im Norden der Stadt, in der Nähe der großen Wasserscheide, und fällt als weites, offenes Tal in südöstlicher Richtung ab, bis es von der Great North-Strasse durchquert wird. Es wird hier Wadi el Joz (das "Tal der Walnüsse") genannt. Danach biegt es mehr Richtung Osten ab und krümmt sich dann allmählich Richtung Süden, und da es östlich der Stadtmauern verläuft, bekam es den Namen Wadi Sitti Miriam (das "Tal der Lady Mary"). Unterhalb der südöstlichen Ecke des Tempelbezirks, in der Nähe des traditionellen "Grabes von Absalom", vertieft sich das Tal rasch und richtet sich leicht nach Südwesten aus. Es passiert den "Marienbrunnen", und trifft ca. 400 m tiefer auf el Wad aus dem Norden und etwas weiter unten auf das Wadi er Rababi aus dem Westen. Südlich von Bir Eyyub wird das so entstandene Tal, welches sich bis zum Toten Meer hin fortsetzt, Wadi en Nar genannt. Dieses westliche Tal ist dasjenige, das gemeinhin als Bach Kidron oder kurz einfach als "Bach" (Hachal) oder Schlucht bekannt ist, seit dem 5. Jahrhundert aber wird es von den Christen das Tal Joschafat genannt. Die felsige Landzunge, die zwischen diesen tiefen Schluchten eingeschlossen ist, ein Gebiet von grob gesagt etwas über 1.5 km Länge und ca. 800 m Breite, wird durch einige flachere Täler weiter in eine Reihe von ausgeprägten Hügeln unterteilt. Das markanteste von ihnen - das einzige, das dem oberflächlichen Beobachter heute auffällt - ist das große zentrale Tal, das in der Neuzeit einfach unter dem Namen el Wad, "das Tal", bekannt ist. Es beginnt in einer leichten Bodensenkung etwas nördlich des modernen "Damaskustores" und vertieft sich nach dem Betreten der Stadt durch dieses Tor rasch - eine Tatsache, die heute weitgehend durch die große Schuttansammlung in seinem Verlauf verschleiert wird. Es durchquert die Stadt mit dem Charam im Osten und dem christlichen und muslimischem Viertel auf schnell ansteigendem Gelände im Westen. Man sieht seinen Verlauf in der Nähe des babylonischen es Silseleh, wo es von einem alten Damm überquert wird, aber weiter südlich taucht das Tal wieder auf, die Wände des Charam (in der Nähe der "Klagemauer" und des "Robinson-Bogens") im Osten und mit steilen Klippen, die von Häusern des Judenviertels gequert werden, im Westen. Es verlässt die Stadt beim "Misttor" und verläuft mit einer offenen Krümmung nach Osten, bis es den Teich von Silo erreicht, wo es sich weiter unten mit dem Wadi Sitti Miriam vereint.

Dies ist der Verlauf des Haupttals, aber ein Seitental von großer Bedeutung für die alte Topographie der Stadt beginnt etwa 50 Meter westlich des modernen Jaffa-Tores und verläuft entlang des Suwaikat Allun, das den Reisenden allgemein als "Davids Strasse" bekannt ist, und verläuft weiter nach Osten entlang des Tarik bab es Silseleh, bis es ins Haupttal einmündet. Vom Haupttal nimmt man gewöhnlich an, dass es das Tyropeon oder "Tal der Käsehändler" von Josephus ist, einige Schriftsteller aber haben den Versuch unternommen, den Namen besonders auf diesen westlichen Arm zu beschränken.

Ein weiteres Innental, das eher durch die Felskonturen als durch seine Oberflächengestaltung bekannt ist und heute weitgehend aufgefüllt ist, überquert diagonal die nordöstliche Ecke der modernen Stadt. Es hat keinen modernen Namen, wird aber manchmal auch "St. Annes Tal" genannt. Es hat seinen Ursprung auf dem Plateau in der Nähe des "Herodes-Tores", bekannt als es Sahra, und trifft etwa 100 Meter östlich dieses Tores auf die Stadt, verläuft südlich-südwestlich und verlässt die Stadt zwischen dem nordöstlichen Winkel des Charams und dem Goldenen Tor, um sich weiter südöstlich mit dem Kidron-Tal zu vereinen. Die Birket Israel erstreckt sich über die Breite dieses Tals, das weitaus mehr Einfluss auf die antike Topographie der Stadt hatte, als allgemein anerkannt wird. Es gibt ein künstlich angelegtes Tal zwischen dem Charam und dessen Gebäuden im Norden, und viele nehmen an, dass es ein Tal zwischen dem Südosthügel, allgemein "Ophel" genannt, und dem Tempelgebiet gibt. Das sind also die großen und kleinen Täler, durch die die historischen Hügel, auf denen die Stadt stand, begrenzt werden. Alle diese Täler, besonders in ihrem südlichen Teil, waren in der Antike wesentlich tiefer, und stellenweise sind die angesammelten Trümmer 25 m oder mehr hoch. Alle Täler waren ursprünglich Flussbetten, trocken, außer unmittelbar nach starkem Regen. Der einzige stetige Wasserabfluss ist der spärliche und intermittierende Strahl, der aus dem Teich von Silo überläuft und zur Bewässerung der Gärten im Wadi Sitti Miriam verwendet wird.

Die Hügel

Die Ost- und Westtäler umschliessen eine annähernd viereckige Landzunge, die von Nordwesten nach Südosten verläuft und nach Südosten geneigt ist. Diese Zunge wird von el Wad weiter in zwei lange Bergrücken unterteilt, die auf dem Plateau im Norden ineinander übergehen.

Der westliche Bergrücken hat seinen eigentlichen Ursprung beträchtlich nördlich der modernen Mauer und ist Teil der Höhe, die zwischen der modernen Jaffa-Straße im Westen und dem Beginn des Kidrontals im Osten liegt. Innerhalb der Stadtmauern erhebt er sich bis zu 786.7 m hoch in der Nähe der nordwestlichen Ecke. Es wird durch den westlichen Zweig des Tyropeon-Tals in zwei Teile geteilt: einen nördlichen Teil - den nordwestlichen Hügel - auf dem sich heute die Grabeskirche und der größte Teil des "christlichen Viertels" der Stadt befinden, und einen südlichen Hügel - den südwestlichen - der mit dem nordwestlichen Hügel durch einen schmalen Sattel verbunden ist - 15.3 Meter breit - in der Nähe des Jaffa-Tores.