Jerusalem, du hochgebaute Stadt

Aus Bibelwissen
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Auszüge aus dem Buch: Licht aus Seinem Licht von Pastor A. Fünning
erschienen 1948 im Christlichen Allianzverlag, Fellbach

Inhaltsübersicht
24. Des Lammes Hochzeit

25. Jerusalem, du hochgebaute Stadt

Offb 21:22

Die Schilderung der Stadt Gottes, des neuen Jerusalem, das vom Himmel herabkommt, als Sonne und Metropole der neuen Erde, ist von jeher durch all die vergangenen Jahrtausende das Entzücken aller Gläubigen gewesen und hat die Sehnsucht nach dorthin gesteigert, auch die meine. So manches köstliche Lied über diese heilige und herrliche Gottesstadt hat die Schilderung derselben erzeugt. Im Folgenden wollen wir unter dem Beistand des heiligen Geistes versuchen, etwas über das Jerusalem, die hochgebaute Stadt, zu stammeln, denn unser Wissen ist Stückwerk. Wenn aber das Vollkommene kommen wird, dann wird das Stückwerk aufhören (1Kor 13:9.10).

Teures Kind Gottes, richte Herz und Gedanken dahin, bis du vom Glauben zum Schauen abgerufen wirst; halte dich von der Welt unbefleckt und verherrliche unseren wunderbaren Heiland mit deinen Gaben und Kräften, deinem Geld und Gut, nach Seinem Befehl bis an die Enden der Erde. Das walte Gott!

Die Stadt der erlösten Menschen

1. Der wunderbare, selige Schauplatz der erlösten Menschheit wird uns zuerst in Offb 21. gezeigt und beschrieben.

"Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde verging, und das Meer ist nicht mehr (Offb 21:1).

In dem großen Weltenbrand, den uns Petrus beschreibt (2Petr 3:10-12), wurde der Himmel und die Erde nicht vernichtet, denn wir finden ja beide wieder in Offb 21:1 - wie auch Petrus schreibt (2Petr 3:12): "Wir erwarten einen neuen Himmel und eine neue Erde, in welchen Gerechtigkeit wohnt" - sondern beide, Himmel und Erde wurden nur gereinigt und zwar durchs Feuer. Der hier erwähnte Himmel ist nicht der Himmel des Thronsitzes Gottes, sondern es ist der diesen umgebende Lufthimmel, welcher einst der Schauplatz des Teufels und seines Anhangs war. Dieser verunreinigte Himmel und die von Blut und Tränen, und viel tausendfältiger Ungerechtigkeit und Grausamkeit besudelte Erde, mussten gereinigt werden, was im Feuergericht geschah. Nun sehen wir beide in unserem Kapitel gereinigt, als neuer Himmel und neue Erde, die fortan der herrliche Schauplatz der erlösten Menschheit sein wird. Was der Teufel und Adam verdorben, das hat Christus wieder erworben. Wohl ist hier noch nicht alles zurechtgebracht, denn auch auf der neuen Erde sehen wir noch den Feuerpfuhl, in dem sich der Teufel und sein Höllenheer, und seine Verführten, die Verlorenen befinden (Offb 21:8; Offb 22:15), jedoch beide, der Feuerpfuhl und seine Insassen werden eines Tages aus dem Gebiet der neuen Schöpfung verschwunden sein. Wann? und Wie? das ist ausführlich im 2. Teil meines Buches "Das feste prophetische Wort" erklärt und nach der Schrift beschrieben. Nun ist der Ort bereitet, von dem in den zukünftigen Zeitalten nach Eph 2:7 der Sohn der Gemeinde den unerforschlichen Reichtum seiner Gnade durch seine Güte erzeigen wird. Wozu? Zur Beseligung und Zurechtbringung des ganzen Universums, denn das ist die vom Vater dem Sohn übertragene Aufgabe.

Ursprung des himmlischen Jerusalems

Offb 21:2

"Und ich, Johannes, sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem von Gott aus dem Himmel herabfahren, bereitet als eine geschmückte Braut ihrem Mann."

Nach dieser Stadt begehrte schon Abraham, von dem es heißt (Hebr 11:10)

"Er wartete auf eine Stadt, die einen Grund hat, welcher Baumeister und Schöpfer Gott ist".

Und Hebr 11:16 heißt es in Bezug auf die entschlafenen Väter des Alten Bundes: "Gott schämt sich nicht, ihr Gott zu heißen, denn er hat ihnen eine Stadt zubereitet." Gott ist also der Baumeister dieser himmlischen Stadt. Und Johannes sah diese heilige Stadt von Gott aus dem Himmel herabfahren.

Menschen haben Millionen Städte gebaut, große und kleine wie Ninive, Babel, Theben, Rom, London, Paris, Berlin, Washington, Chicago, New York und viele andere. Doch alle diese Städte sind und waren mehr oder weniger Sündenstädte, besudelt mit allen möglichen Sünden. Aber die Stadt, die Gott gebaut hat, ist durch und durch heilig, es wird dort nichts Gemeines eingehen (Offb 21:27). Wenn Menschen auch eine Stadt bauen würden vom allerbesten Material, dem feinsten Marmor, Edelsteinen, Gold und Silber die Fülle, wäre diese Stadt dennoch irdisch, eitel und vergänglich. Doch die Stadt, deren Baumeister Gott ist, wird in alle Ewigkeiten nicht vergehen und wird wundervoll sein. Alle Schönheiten der Natur, ja alle Herrlichkeit der Erde wird in dieser Stadt aufs höchste vereinigt sein. Sie wird die Krone der ganzen Schöpfung darstellen, das Herrlichste, was Gott je hervorgebracht hat, zur Freude und Wonne seiner Auserwählten, und seiner Braut. 1000 Jahre vorher hatte die Hochzeit des Lammes stattgefunden (Offb 19:7.8.) und jetzt, nach 1000 Jahren unaussprechlicher Herrlichkeit, wird der Braut die Wohnung gezeigt als "eine geschmückte Braut ihrem Mann". Das Meisterwerk Gottes, das durch Ihn, der die Herrlichkeit verließ, um am Kreuze zu sterben, zustande kam, wird nun völlig geoffenbart.

"Und ich hörte eine große Stimme von dem Stuhl (besser Thron), die sprach: Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen; und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk (genauer: seine Völker) sein, und Er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein." (Offb 21:3).

Das ist das herrlichste Endziel der Wege eines heiligen und liebenden Gottes. In Eden besuchte Gott die Menschen, eh sie gefallen waren, er wandelte und verkehrte mit ihnen. Doch die Sünde zerstörte diese liebliche Gemeinschaft. Diese vorbildend und wie anbahnend, wohnte der Herr im Allerheiligsten in der Stiftshütte, in Israel. Im jetzigen Zeitalter wohnt er in der Gemeinde, der "Behausung Gottes im Geist" (Eph 2:22), aber das herrliche einstige Ziel ist das ewige Wohnen Gottes unter, und mit den durch Jesu Blut Erlösten.

"Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen; und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen". (Offb 21:4)

Tränen, Tod, Leid, Geschrei und Schmerzen traten in Erscheinung als Folgen der Sünde. Sie gehören dem Jammer- und Tränental, dem "Ersten" an. Doch diese Erlösten sind durch Jesum Blut für immer dem Jammer- und Tränental entrückt, für sie ist das Erste vergangen. Durch viele Jahrtausende hindurch haben die Heiligen aller Zeiten in ihren Tränen, in oft unaussprechlichen Schmerzen, in ihrer Nacht der Leiden, in Not und Tod ausgeschaut nach dem lichten, ungetrübten, glückseligen Morgen voll Jubel und Wonne. Endlich ist er da. Welch unaussprechliche Freude, Lob und Dank in alle Ewigkeiten wird dem Herrn dargebracht werden.

"Und der auf dem Thron saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu. Und er spricht zu mir: Schreibe, denn diese Worte sind wahrhaftig und gewiss. Und er sprach zu mir: Es ist geschehen. Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende."

"Es ist geschehen!" Offb 21:5.6 sagt uns, dass alles durch Gottes Macht vollbracht ist. Als Jesus am Kreuze hing und sein Haupt neigte, um sein Leben in den Tod zu geben, da rief er aus: "Es ist vollbracht!" Das große Werk war zustande gekommen. Und dies Werk, das am Kreuz vollbracht wurde, ist das Fundament aller Seligkeiten, auch der in diesen Endkapiteln erwähnten Kostbarkeiten und Herrlichkeiten. Es ist köstlich, zu sehen, dass das herrliche Evangelium Jesu Christi den Vater so entzückt, dass er es immer wieder im letzten Buch der Bibel erwähnt. "Ich will den Durstigen geben von dem Brunnen des lebendigen Wassers umsonst" (vgl. Offb 21:17). Und dann nochmals das herrliche Endziel Gottes mit den Erlösten erwähnt (Offb 22:7): "Wer überwindet, der wird das alles ererben und ich werde sein Gott sein und er wird mein Sohn sein". Unaussprechliche Seligkeiten!

Der Zustand der Verlorenen, in dem Zwischengesicht (Offb 21:8 und Offb 22:15) ist eingangs schon erwähnt worden. Der Gott, dessen Liebe brennt "bis zum Höllengrund", der der Retter aller Menschen ist (1Tim 4:10), und der auch für sie gestorben ist, und sie mit seinem Blut erkauft hat, der wird, wenn die Zeit erfüllet sein wird, diese auch zu Christo bringen und sie retten, und dann wird Gott sein alles in allen (1Kor 15:28). Halleluja!

Wann das himmlische Jerusalem von Gott erbaut worden ist, das wissen wir nicht ganz genau, jedoch die gläubigen Erzväter, die nach dem himmlischen Vaterland begehrten (Hebr 11:19), wussten, dass eine Stadt im Himmel zubereitet sei. Da für die Auserwählten das Königreich schon von Anbeginn der Welt bereitet ist (Mt 25:34), so wird auch diese himmlische Stadt schon von Anbeginn der Welt an erbaut worden sein, folglich war diese himmlische Stadt schon bei der ersten Schöpfung von Gott bereitet. Auch als Johannes das himmlische Jerusalem schaute, sieht er nicht, dass dasselbe erst gebaut wird, sondern als eine bereits erbaute Stadt, sieht er diese aus dem Himmel herabkommen. -

Beschreibung des himmlischen Jerusalems

"Und es kam zu mir einer von den sieben Engeln, welche die sieben Schalen voll der letzten sieben Plagen hatten und redete mit mir und sprach: Komm, ich will dir (korrekt) die Braut, das Weib des Lammes zeigen." (Offb 21:9)

Der Engel nennt das himmlische Jerusalem die Braut, des Lammes Weib. Nach der Hochzeit des Lammes (Offb 19:7.8) ist die Gemeinde jetzt Weib. Doch Johannes sieht, anstatt einer Frau eine Stadt. Die himmlische Stadt wird Christi Braut genannt, wegen der darin wohnenden verklärten Heiligen. Die Braut und die Stadt sind identisch, d.h. gleichbedeutend. Nun wollen wir nach Anleitung des Engels zuerst:

1. Die Großartigkeit der Stadt

ansehen. Alles was der Herr schafft, ist großartig: die unermesslichen Welten, die vielen Lichtkörper, von denen viele so unermesslich sind, so dass sie sich jeder Berechnung entziehen, die Millionen und Billionen Engel und erst das wunderbare Erlösungswerk in Christo Jesu, welche das ganze Universum umschließt, alles, alles zeugt von der Größe und Majestät Gottes. So großartig ist die goldne Stadt.

"Und der mit mir redete, hatte ein goldenes Rohr, dass er die Stadt messen sollte und ihre Tore und ihre Mauer. Und die Stadt liegt viereckig und ihre Länge ist so groß wie die Breite. Und er maß die Stadt mit dem Rohr auf 12 000 Stadien. Die Länge und die Breite und die Höhe der Stadt sind gleich. Und er maß ihre Mauer 144 000 Ellen nach Menschenmaß, das der Engel hat" (Offb 21:15-17). Diese Stadt ist also viereckig, sie gleicht einem Würfel. Die Länge der Stadt beträgt 12 000 Stadien, gleich 1500 englischen Meilen, (= 241,4 km). Doch der Engel betonte (Offb 21:16c), dass die Länge und die Breite und die Höhe gleich sind, folglich beträgt nicht nur die Länge 1500 Meilen, sondern auch die Breite und die Höhe. Demnach wären hier Straße über Straße, Stockwerk auf Stockwerk immer weiter und höher hinauf bis zu der gewaltigen Höhe von 1500 Meilen. Welch eine große gewaltige Stadt! Alle Städte der Welt, große und kleine, sind im Vergleich zu dieser Stadt nur armselige Dörfer. Diese Stadt geht über alle menschlichen Begriffe.

2. Die Mauer der Stadt

"Und sie hatte eine große und hohe Mauer (Offb 21:12). Auch diese Mauer, welche die Stadt umgibt, ist höher als der höchste Kirchturm, ja als das höchste Gebäude der Welt. "Und der Bau ihrer Mauer war von Jaspis, d.h. aus himmlisch-leuchtendem Stoff. Offb 21:11 heißt es von der ganzen Stadt: "Sie hatte die Herrlichkeit Gottes, und ihr Licht ist gleich dem aller edelsten Edelstein, wie ein kristallheller Jaspis" (Offb 21:18). Dieser Edelstein Jaspis leuchtet in einem milden Glanz, er glänzt wie reines, weißes durchscheinendes Silber. Die Herrlichkeit Gottes erfüllt nicht nur die Stadt in allen ihren Teilen und breitet einen unbeschreiblichen Glanz in derselben aus, sondern durchstrahlt auch ihre Mauern; der herrliche Glanz Gottes scheint durch die Mauer hindurch, sodass durch die Stadt weithin alles erleuchtet wird. Die ganze Stadt schien Johannes in der Ferne in einem glänzenden Jaspis ähnlich. Das Licht der göttlichen Herrlichkeit, das innerhalb der Stadt wohl solche Stärke hat, dass es den entfernten Nationen als ein verzehrendes und unerträgliches Feuer vorkommt, strahlt durch die Mauern als ein ein gemildertes, lieblich erquickendes, sättigendes Licht, - "wie hienieden vorbildlich die Edelsteine in solch sanftem Licht zu spielen pflegen (Rinck).

3. Die Grundsteine der Mauer

"Und die Mauer der Stadt hatte 12 Grundsteine und auf ihnen die Namen der 12 Apostel des Lammes" (Offb 21:14). "Und die Grundsteine der Mauer um die Stadt waren geschmückt mit allerlei Edelsteinen" (Offb 21:19).

Der erste Grund war ein Jaspis. Der Jaspis kommt zuerst. Die ganze Mauer ist von Jaspis und der erste Grundstein war auch von dieser wunderbaren Beschaffenheit. Er steht hier für die Herrlichkeit Gottes. Der andere ein Saphir (ist blau), der dritte ein Chalzedon (eine Mischung von grau, blau und gelb) der vierte ein Smaragd (grün), der fünfte ein Sardonyx (hellblau), der sechste ein Sarder (blutrot), der siebte ein Chrysolith (purpur und grün), der achte ein Beryll (blau, grün), der neunte ein Topas (fahles grün oder goldgelb), der zehnte ein Chrysopras (eine Mischung von rot, violett und gelb), der elfte ein Hyazinth (ebenfalls die Mischung von rot, violett und gelb), der zwölfte ein Amethyst (Purpur). Wie jeder Apostel als geistliches Wahrzeichen seine besondere Persönlichkeit hat, so strahlt jeder Edelstein (die Apostel repräsentierend), hier seine besondere Herrlichkeit aus. In diesen leuchtenden Edelsteinen strahlen alle Apostel in bunter Mannigfaltigkeit die Herrlichkeit Gottes in Christo ab. "Der einzige Grund- und Eckstein ist Christus, der Herr; aber die Ihm durch ihr Zeugnis den weiteren Grund der Kirche gelegt haben, sind auf Ihm erbaut und durch Gottes Gnade selbst Grund und Fundament des neuen Jerusalem, der Brautgemeinde Christi."

4. Die Tore der Stadt

Die Stadt hat 12 Tore, "und hatte 12 Tore" (Offb 21:12); "Und die 12 Tore waren 12 Perlen und ein jegliches Tor war von einer Perle" (Offb 21:21). Bengel sagt: "Wenn man aller Welt Perlen in eine zusammenschmelzen könnte, so würde es doch keine solche Perle geben". Denn dann wäre die Perle immer noch irdisch und vergänglich, dagegen sind diese Perlentore in alle Ewigkeiten unzerstörbar. Wie treffend übrigens die Perle zum Eingang in die himmlische Stadt! Die Perle ist ein Vorbild der Gemeinde. Sie ist die einer "köstliche Perle", für welche der Herr alles hingab, was er hatte (Mt 13:45.46). Den 12 Gründen der Stadt entsprechen die 12 Tore. Christus spricht : Ich bin die Tür (und Er ist die einzige Tür in dieser Stadt), so jemand durch mich eingeht, der wird gerettet werden (Joh 10:9). Dieser Person und nur ihr (die durch Christus eingegangen ist), steht in der Vollendung das himmlische Jerusalem von allen Seiten offen, zwölfmal für einmal. "Vom Morgen 3 Tore, von Mitternacht 3 Tore, von Mittag 3 Tore, vom Abend 3 Tore. (Offb 21:13). "Und auf den Toren 12 Engel sind Namen darauf geschrieben, nämlich der 12 Geschlechter der Kinder Israel" (Offb 21:12). "Auf den Gründen der Mauer stehen die Namen der 12 Apostel, aber über den Toren, die Namen der 12 Stämme Israels. Da sind also die alt- und neutestamentliche Gemeinde in eins verbunden, sie bildet ein Ganzes. Die Geschichte des Volkes Gottes, des alt- und neutestamentlichen, hat hier ihren Abschluss gefunden.

5. Die inwendige Herrlichkeit der Stadt

a) Das kostbare Material, aus dem die Stadt erbaut ist.
"Die Stadt ist von lauterem Gold gleich dem reinen Glas (Offb 21:18). "Die Gassen der Stadt waren lauteres Gold wie ein durchscheinendes Glas" (Offb 21:21). Damit wird die inwendige Herrlichkeit bezeichnet. Gold versinnbildlicht die Gerechtigkeit Gottes, die seine Natur ist und von solcher Natur ist die heilige Stadt, und ihre Bewohner sind solche, die durch Gottes Gnade in Christo der göttlichen Natur teilhaftig geworden sind. Wenn wir die Stiftshütte etwas näher ansehen, dann verstehen wir auch besser die Bedeutung des Goldes im oberen Jerusalem. Bekanntlich ist die Stiftshütte ein Abbild des himmlischen Heiligtums, der wahrhaftigen Hütte Gottes bei den Menschen (Hebr 9:24). Im Allerheiligsten der Stiftshütte war alles von Gold, auch die Wände waren mit Gold überzogen. Auch die Geräte im Heiligen (Räucheraltar, Leuchter und Schaubrottisch) waren golden; so ist die ganze Stadt von Neu-Jerusalem., ja selbst die Gassen der Stadt von lauterem, glänzendem Gold. Das ist die himmlische Herrlichkeit, in die unser Heiland eingegangen ist, den Seinen eine Stätte zu bereiten. Ja,

"Wie wird's sein, wenn ich zieh in Salem ein.
In die Stadt der goldenen Gassen!
Herr, mein Gott, ich kann's nicht fassen,
was das wird für Wonne sein!"

Doch das Gold im oberen Jerusalem ist nicht nur glänzend, es ist auch durchsichtig wie Glas. Also nicht nur die Mauern der Stadt sind durchsichtig wie Glas, sondern auch die Gassen, wo die Bewohner ihren öffentlichen Wandel haben, sind durchsichtig wie Glas. Im himmlischen Jerusalem wird nichts verdeckt und dunkel sein, sondern da ist alles durchsichtig. Da wird man auch nichts verbergen können. Das soll uns anspornen, schon jetzt durchaus lauter und sonnenklar zu wandeln und zu handeln. Wer in dieser Zeit seine Unlauterkeit und so manches andere vor dem Licht Gottes verbirgt, sich nicht reinigen und hell machen lässt durch das Blut Jesu und den Geist des Herrn, wie will der in den Gassen jener durchsichtigen, hellen Stadt der Lauterkeit Gottes wandeln?

b) Das Beleuchtungssystem jener Stadt - Die Stadt bedarf nicht der Sonne noch des Mondes, dass sie ihr scheinen, denn die Herrlichkeit Gottes erleuchtet sie und ihre Leuchte ist das Lamm. (Offb 21:23) Das himmlische Jerusalem wird selbst wie eine hellstrahlende Sonne sein, die überall hin auf Erden ihre Strahlen wirft unter den erneuerten Himmelskörpern, als der Ort der Gegenwart und der Herrlichkeit Gottes. Das himmlische Jerusalem wird ferner sein wie ein wunderbar strahlender Edelstein, der in herrlichem Glanze leuchten wird. Und die Ursache dieser wunderbar lichterfüllten Stadt ist, "denn die Herrlichkeit Gottes erleuchtet sie und ihre Leuchte ist das Lamm". Als Moses vom Berge herabkam, da leuchtete sein Angesicht, so dass die Kinder Israel sein Angesicht nicht ansehen konnten. - Auf dem Verklärungsberg sehen wir aus Jesus eine wunderbare Klarheit heraus strahlen. Sein Angesicht leuchtete wie die Sonne und seine Kleider wurden glänzend weiß, so weiß, wie sie auf Erden kein Walker machen kann. Dieselbe Herrlichkeit, die dort im Kleinen aus dem Herrn hervor strahlte, wird das ganze himmlische Jerusalem erleuchten und überall hin strahlen. Die Stadt hat die Herrlichkeit Gottes und ihre Leuchte ist das Lamm (Offb 21:23).

c) Das Fehlen des Tempels. "Und ich sah keinen Tempel darin; denn der Herr, der allmächtige Gott, ist ihr Tempel und das Lamm" (Offb 21:22). Der Thron Gottes und des Lammes befindet sich in der Stadt (Offb 22:3), das ist der Ort der unmittelbaren Gegenwart des Herrn. Ja, die ganze Stadt ist ein heiliger Tempel, eine vollkommene Wohnung Gottes, denn sie ist überall von der Herrlichkeit Gottes erfüllt (Offb 21:11.23), deshalb wird das himmlische Jerusalem geradezu "Hütte Gottes bei den Menschen" genannt. (Offb 21:3). Keine Stiftshütte, kein salomonischer Tempel, keine Zeremonien irgend welcher Art mehr, um Zugang zu Gott zu erlangen; denn sie sind alle erfüllt. Hier sehen wir, wie Gott und die Seligen in lieblicher Harmonie nicht nur zusammen kommen, sondern auch zusammen wohnen. Es ist köstlich, wahrzunehmen, wie immer noch das Lamm erwähnt wird. Das herrliche Werk, das Er als Lamm vollbracht hat, können und werden die Seligen in der Herrlichkeit nie vergessen.

6. Zusammenhang der Stadt mit der neuen Erde

a) "Die Nationen werden in ihrem Lichte wandeln" (Offb 21:24a). Der Psalmist ruft aus: "Lieblich ragt empor, die Freude der ganzen Erde, der Berg Zion, an der Nordseite, die Stadt des großen Königs" (Ps 48:2). Wohin die Juden in den verflossenen Jahrhunderten auch gezogen sind und wohnten, immer wurde ihr Herz erhoben und erfreut, wenn sie an Jerusalem dachten. Der fromme Jude verrichtet sein Gebet morgens und abends, das Angesicht nach Jerusalem gerichtet, wie wir das auch bei Daniel sehen. Alle Stämme Israels kamen jahraus, jahrein in Jerusalem zusammen, zu danken dem Namen des Herrn (Ps 122:4). Jerusalem war und ist noch heute bei dem frommen Juden der Magnet, der jedes Gefühl des Herzens in Bewegung setzt, es ist der Inbegriff der Freude. Was das sündige Jerusalem in schwacher und unvollkommener Weise dem Volke war, das wird das neue Jerusalem in höchst vollkommener Weise, genau wie es in Ps 48:2 heißt: "die Freude der ganzen Erde" werden, und nicht nur die Freude eines Volkes, sondern aller Völker der Erde. "Die Nationen werden in ihrem (d.h. in Jerusalems) Lichte wandeln". Herrliche physisches Licht fürs Auge, aber auch geistige Erleuchtung für die Seele, das Licht der Wahrheit und Gerechtigkeit und das des Lebens, für alle persönlichen, sozialen und nationalen Bedürfnisse werden aus jener wunderbaren Stadt ausstrahlen und zwar über die ganze neue Erde, sodass fortan die Nationen in diesem wunderbaren Licht wandeln werden. Jerusalem wird der herrliche Mittelpunkt der höchsten Interessen und die wunderbare Lichtquelle und Freude aller Menschenkinder werden.

b) "Und die Könige auf Erden werden ihre Herrlichkeiten in sie bringen (Offb 21:24b). Was sind das für Könige? Sind das irdische Könige, wie manche meinen? Wohl schwerlich. Ich glaube, die Könige hier sind geistliche, denen schon heute die Verheißung gegeben ist, dass sie mit Christo herrschen, seine Mitregenten sein werden. Sie werden ihre Herrlichkeit - was immer sie Kostbares erfahren und erworben haben - in die himmlische Stadt bringen. Zu dieser, ihrer Herrlichkeit, gehören besonders die durch sie geretteten Seelen, die sie durch ihre königliche und priesterliche Tätigkeit in den kommenden Äonen oder Ewigkeiten für Christum gewonnen haben, diese werden sie in die Stadt hinein bringen. (vgl. Offb 21:26).

Fortsetzung siehe:
25b. Das himmlische Jerusalem