Jak 2-

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Kommentar zu Jakobus 2

Von Daniel Muhl

Der Glaube Jesu anstelle eines falschen Blickes

Verse 1-7

Jak 2:1 Meine Brüder, habt den Glauben Jesu Christi, unseres Herrn der Herrlichkeit, ohne Ansehen der Person!
ELB Jak 2:2 Denn wenn in eure Synagoge ein Mann kommt mit goldenem Ring, in prächtigem Kleid, es kommt aber auch ein Armer in unsauberem Kleid herein,
ELB Jak 2:3 ihr seht aber auf den, der das prächtige Kleid trägt, und sprecht: Setze du dich bequem hierher! und sprecht zu dem Armen: Stehe du dort, oder setze dich unten an meinen Fußschemel! -
ELB Jak 2:4 habt ihr nicht unter euch selbst einen Unterschied gemacht und seid Richter mit bösen Gedanken geworden?
ELB Jak 2:5 Hört, meine geliebten Brüder: Hat nicht Gott die vor der Welt Armen auserwählt, reich im Glauben und Erben des Reiches [zu sein], das er denen verheißen hat, die ihn lieben?
ELB Jak 2:6 [Ihr] aber habt den Armen verachtet. Unterdrücken euch nicht die Reichen, und ziehen nicht [sie] euch vor die Gerichte ?
ELB Jak 2:7 Lästern nicht [sie] den guten Namen, der über euch angerufen worden ist?

Auch wenn es zunächst nicht danach aussieht, so geht es im 2. Kapitel um nichts Geringeres als um den "Glauben Jesu" und somit auch um eine göttliche Herzenseinstellung, die uns in das Denken Gottes hineinführt! In den Versen 1-7 lesen wir in der Übersetzung von Heinz Schumacher Folgendes:

  • 1 Meine Brüder, haltet den Glauben an unseren Herrn der Herrlichkeit, Jesus Christus, frei vom Ansehen der Personen! 2 Denn wenn in eure Versammlung ein Mann mit goldenen Fingerringen [und] in prächtiger Kleidung hereinkommt, es kommt aber auch ein Armer in unsauberer Kleidung herein, 3 und ihr richtet eure Blicke auf den, der die prächtige Kleidung trägt, und sagt: „Du, setz dich bequem hierher“, zu dem Armen [aber] sagt ihr: „Du, stell dich dorthin oder setz dich unten an meinen Fußschemel hin“ – 4 macht ihr da nicht Unterschiede untereinander und seid Richter von übler Gesinnung geworden? 5 Hört [mir zu], meine geliebten Brüder: Hat sich nicht Gott die vor der Welt Armen auserwählt, dass sie reich seien im Glauben und Erben des Königreichs, das er denen verheißen hat, die ihn lieben? 6 Ihr aber habt den Armen seiner Ehre beraubt! [Sind es] nicht die Reichen, die euch gewalttätig behandeln, und schleppen nicht sie euch vor die Gerichte? 7 Lästern nicht sie den guten Namen, der über euch ausgesprochen worden ist?

Ältere und wörtliche Übersetzungen reden in Vers 1 vom "Glauben Jesu Christi", währenddem bei den neueren Übersetzungen meist von einem "Glauben an Jesus Christus" die Rede ist. Wörtlich lesen wir hier aber:

  • "habet den Glauben (o. die Treue) des Herrn unseres Jesus Christus der Herrlichkeit!"

Auch in Gal 2:16 ist vom "Glauben Jesu (o. von der Treue Jesu)" die Rede. Ein Griechisch-Lehrer erklärte mir einmal, dass damit "der Glaube von Jesus" oder aber auch der "Jesus-Glaube" gemeint sein könne. Unter dem "Jesus-Glauben" kann aber auch "ein Glaube an Jesus", bzw. "ein Vertrauen auf Jesus" verstanden werden. Beides sei möglich! Vielleicht will uns der Geist Gottes auch beides mitteilen!

In Jak 2:1 heißt es – im Gegensatz zu Gal 2:16 – wörtlich:

  • "habet den Glauben (o. die Treue) des Herrn"

Ich denke, dass an dieser Stelle der Schwerpunkt auf "der Treue des Herrn Jesus Christus" liegt. Die Treue (o. den Glauben) des Herrn Jesus ist die Grundlage oder die Voraussetzung, um nicht mehr auf das Ansehen der Person zu schauen.
Jakobus beschreibt einen "reichen Mann" mit "goldenen Fingerringen" (w. fingerbegoldet) und "prächtigen oder glänzenden Kleidern". Alles funkelt und glitzert (engl. Glimmer and Glamour)! Dieser Mann ist ein Blickfang und sofort kommt es zu einer Assoziation: "Beliebt, erfolgreich, intelligent, begabt, einflussreich und gesegnet!" Bewusst oder unbewusst denkt der natürliche Mensch sofort: "Ein Kontakt mit diesem Mann könnte sehr nützlich sein! Hier kann ich eine Beziehung aufbauen, die mir etwas bringt! Mit diesem Mann kann man bestimmt interessante Gespräche führen und er eröffnet mir womöglich den Zugang zu weiteren 'interessanten Leuten'!"
In der jüdischen Tradition gesellte sich noch ein weiterer Gedanke dazu: "Hier habe ich ein 'vom HERRN gesegneten Mann' vor mir, weil es im AT etliche Hinweise darauf gibt, dass die Gottesfürchtigen auch materiell gesegnet sind!" Die goldenen Ringe machen deutlich, dass dieser Mann sich Dinge leisten kann, die er zum Leben gar nicht braucht! Er lebt im Überfluss und weiß, was die Menschen beeindruckt!
Stellen wir uns einmal Jesus vor, wie Er als Wanderprediger mit goldenen Ringen und teuren Kleidern durch die Lande zieht. Für jeden, der Jesus etwas näher kennenlernen durfte, ist diese Vorstellung eigentlich undenkbar! Es passt nicht zu Ihm.

Der Ring ist aber auch ein Symbol für Vollmacht und Autorität und mehrere Ringe zeigen einen Menschen mit "unterschiedlichen Vollmachten". Im übertragenen Sinn könnte man ihn als mehrfach begabt bezeichnen!
Schöne Kleider und Schmuck beeindrucken uns heute vielleicht nicht mehr so sehr wie früher; aber erfolgreiche und hoch begabte Menschen lösen immer noch eine gewisse Bewunderung in uns aus! Wir freuen uns, wenn wir mit solchen Menschen ins Gespräch kommen und wenn sie sich für uns interessieren.
Leider kenne ich nicht so viele Christen, von denen ich sagen könnte, dass sie sich für die "einfachen Geschwister" genauso interessieren, wie für die erfolgreichen. So ertappe auch ich mich immer wieder dabei, den Angesehenen mehr Beachtung zu schenken als den Unscheinbaren. Doch dieses Verhalten ist menschlich und widergöttlich! Es ist vom Denksystem der Welt geprägt. Es widerspricht der Gesinnung Jesu Christi, die den Schwachen und Elenden ebenfalls höchste Wertschätzung gibt. Der HERR über den ganzen Kosmos, wäscht einfachen Fischern und unbeliebten Zöllnern die Füße! Das zeigt den Glauben und die Treue Jesu! Die Treue Jesu wird auch in Phil 2:6-8 sehr beeindruckend zum Vorschein gebracht! Seine sanftmütige und demütige Art ist das ultimative Gegenmittel zum Denksystem der Welt! Der HERR, der über die allergrößte Herrlichkeit im ganzen Universum verfügt, achtet auf den Geringen und Armen!
Was Gott mit den Geringen und Armen vorhat, prophezeit Hanna in 1Sam 2:8:

  • "Er hebt den Geringen aus dem Staub empor, aus dem Schmutz erhöht er den Armen, um ihn unter die Edlen zu setzen; und den Thron der Ehre lässt er sie erben."

Das unsaubere Kleid des Armen assoziieren wir mit "Unreinheit", "Mief", "fehlende Disziplin", vielleicht auch mit "Faulheit", "Dummheit" oder sogar mit "verflucht", bzw. "ungesegnet"! Mit allen diesen Dingen wollen wir, wenn möglich nichts zu tun haben. Wir verabscheuen diese Dinge und darum fällt es uns auch schwer, dem armen Mann mit den unsauberen "Klamotten" näher zu kommen.
Dabei sollten wir uns als Nachfolger Jesu Christi immer wieder neu bewusst machen, dass jeder Mensch in den Augen des Herrn Jesus so wertvoll ist, dass Er für ihn den höchsten Preis bezahlt hat!

Interessant ist auch, wie Jakobus weiterfährt. Zum Angesehenen wird gesagt:

  • "Du, setz dich bequem hierher."

Der Arme bekommt die Anweisung:

  • "Stehe du dort, oder setze dich unten an meinen Fußschemel (da gab es weder einen Stuhl, noch ein bequemes Kissen)!"

Bräuchte nicht der Arme endlich eine bequeme Sitzgelegenheit, währenddem der Reiche wahrscheinlich eher schon zu viel gesessen hat?
Jakobus ist in seiner Analyse "knallhart"! Unser normales menschliches Verhalten, ist ein Richter mit einer üblen Gesinnung geworden. Wir beurteilen den Mann mit unsauberer Kleidung als einen Menschen mit "geringerem Wert", als eine unreine, ungesegnete, faule oder undisziplinierte Person! Der begabte und erfolgreiche Mann scheint fleißig und gesegnet zu sein und mit ihm sitzen wir viel lieber zusammen. Dabei reden wir über "Gott und die Welt" und der Bedürftige kann dann am "Fuße des Schemels" gnädigerweise zuhören und wenn er aufmerksam ist, kann er auch noch etwas Wertvolles von uns lernen! Dabei vergessen wir, wen Gott mehrheitlich ausgewählt hat! Gott hat mehrheitlich diejenigen als unsere Brüder und Schwestern bestimmt, die in der Welt "nichts" sind. Paulus macht das im 1. Korintherbrief auch deutlich, als er schrieb:

  • "Denn seht, eure Berufung, Brüder, dass es nicht viele Weise nach dem Fleisch, nicht viele Mächtige, nicht viele Edle sind; 27 sondern das Törichte der Welt hat Gott auserwählt, damit er die Weisen zuschanden macht; und das Schwache der Welt hat Gott auserwählt, damit er das Starke zuschanden macht. 28 Und das Unedle der Welt und das Verachtete hat Gott auserwählt, das, was nicht ist, damit er das, was ist, zunichtemache, 29 dass sich vor Gott kein Fleisch rühmen kann." (1Kor 1:26-29)

"Wer den Armen geringschätzt, hat ihn seiner Ehre beraubt", schreibt Jakobus. Der Arme wurde wahrscheinlich schon oft "über den Tisch gezogen" und auch "materiell beraubt". Und jetzt kommen die "gläubigen Christen" und berauben ihn auch noch der Ehre, indem sie ihm keine Wertschätzung geben. Was für eine Tragödie?

In Rumänien haben wir einmal eine alte arme und gelähmte Frau besucht. Da sie nicht einkaufen konnte, war sie darauf angewiesen, dass ihr die Nachbarn oder vorbeilaufende Leute etwas einkaufen. Schon mehr als einmal geschah es, dass die Leute ihr Geld nahmen, dann aber auf Nimmerwiedersehen verschwanden. So wurde sie schon oft beraubt!
Aber das absolut Beeindruckende an dieser Frau war ihr Gottesvertrauen! Obwohl sie manchmal mehr als einen Tag hungern musste, strahlte sie eine Freude und Dankbarkeit aus und bezeugte, wie wunderbar sie Gott immer wieder versorgte, dass wir "reichen Schweizer und Deutsche" nur noch beschämt über ihren Glauben staunen konnten. Diese Frau war das Paradebeispiel für Jak 2:5:

  • "Hat sich nicht Gott die vor der Welt Armen auserwählt, dass sie reich seien im Glauben und Erben des Königreichs, das er denen verheißen hat, die ihn lieben?"

Im Gegensatz dazu gibt es immer wieder Wohlhabende, die ihre Mitmenschen vor Gericht schleppen! Wenn es sich dabei dann noch um "sogenannte Christen" handelt, dann lästern sie den Namen Jesu, indem sie eine christliche Gegendarstellung sind! Er ist das Gegenteil eines Zeugnisses für den HERRN! Seine Mitmenschen werden sich angewidert vom christlichen Glauben abwenden.

Wer von der Treue und Liebe Jesu geprägt ist, sieht in jedem Menschen eine unbezahlbare Kostbarkeit; d. h. eine Kostbarkeit, die nur durch das Blut Jesu erworben werden konnte. Für einen Menschen gibt es keinen materiellen Gegenwert!
Wer vom Glauben Jesu geprägt ist, lässt sich nicht mehr von Status-Symbolen beeindrucken und die Armut eines Menschen führt bei ihm zu keinerlei Verachtung! Wer von der Treue Jesu ergriffen ist, sieht die Menschen mit den Augen Gottes! Er hat eine liebende und somit richtige Schau bekommen!

Mit oder ohne Liebe

Verse 8-13

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ELB Jak 2:8 Wenn ihr wirklich das königliche Gesetz «Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst» nach der Schrift erfüllt, so tut ihr recht.
ELB Jak 2:9 Wenn ihr aber die Person anseht, so begeht ihr Sünde und werdet vom Gesetz als Übertreter überführt.
ELB Jak 2:10 Denn wer das ganze Gesetz hält, aber in [einem] strauchelt, ist aller [Gebote] schuldig geworden.
ELB Jak 2:11 Denn der da sprach: «Du sollst nicht ehebrechen», sprach auch: «Du sollst nicht töten.» Wenn du nun nicht ehebrichst, aber tötest, so bist du ein Gesetzes-Übertreter geworden.
ELB Jak 2:12 Redet so und handelt so wie [solche], die durch das Gesetz der Freiheit gerichtet werden sollen!
ELB Jak 2:13 Denn das Gericht [wird] ohne Barmherzigkeit [sein] gegen den, der nicht Barmherzigkeit geübt hat. Die Barmherzigkeit triumphiert über das Gericht.

Der nächste Abschnitt bringt uns das "Gesetz des Königs" nahe und er zeigt uns sehr interessante Verbindungen zu diesem Gesetz auf:

  • 8 Wenn ihr wirklich das königliche Gesetz erfüllt nach dem Schriftwort: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“, dann handelt ihr recht. 9 Wenn ihr aber auf die Person Rücksicht nehmt, so begeht ihr Sünde und werdet vom Gesetz als Übertreter überführt. 10 Denn wer das ganze Gesetz Gesetz hält, aber gegen ein einziges [Gebot] verstößt, der ist aller [Gebote] schuldig geworden. 11 Denn der gesagt hat: „Du sollst nicht ehebrechen“, der hat auch gesagt: „Du sollst nicht töten“. Wenn du nun nicht die Ehe brichst, aber tötest, so bist du ein Übertreter des Gesetzes geworden. 12 Redet so und handelt so wie [Menschen], die durch das Gesetz der Freiheit gerichtet werden sollen! 13 Das Gericht [ergeht] allerdings erbarmungslos über den, der kein Erbarmen geübt hat; das Erbarmen [aber] triumphiert über das Gericht.

Wer diese Verse oberflächlich überfliegt, hat vielleicht den Eindruck, Jakobus motiviere zur Gesetzlichkeit. Tatsächlich ist aber genau das Gegenteil der Fall! Der Briefschreiber motiviert zu der Liebe, die auch der König hat. Diese königliche Liebe ist untrennbar mit Barmherzigkeit verbunden! Das königliche Gesetz ist nur von der königlichen Liebe dominiert und dieses Gesetz ist ein Gesetz der Freiheit!
Warum? Es befreit uns von der "sklavischen Einhaltung" aller Gesetze oder von der Beachtung eines ungeschriebenen Verhaltens-Codex! Im vorangehenden Text (V. 2-7) wird ein Verhalten beschrieben, in dem den wohlhabenden Leuten mehr Beachtung und Wertschätzung gegeben wird als einem "unsauber Gekleideten". Gerade dieses Verhalten offenbart ein "gesetzliches Denken", das die Erfolgreichen als die "Gesegneten" und die Bedürftigen als die "Verfluchten" sieht.
Dieses Denken geht davon aus, dass die Reichen deshalb materiell gesegnet sind, weil sie das Gesetz vom Sinai besser einhalten als die Armen. Sie sind der irrigen Meinung, dass Gott darauf schaut, ob jemand die Gesetze der Bibel "überdurchschnittlich gut" einhält oder nicht.
Bewusst oder unbewusst glauben sie: "Wer die Gesetze zu 80% einhalten kann, wird mit Reichtum gesegnet und wer sie nur zu 40% einhält, wird mit Armut verflucht!" Da Gott diese Menschen offensichtlich verflucht hat, muss man sie zusätzlich auch noch mit Verachtung bestrafen! Zu dieser Kategorie der "Verfluchten" zählten damals nicht nur die Armen, sondern auch die Blinden, Lahmen, Aussätzigen und natürlich auch alle, die ganz offensichtlich ein unmoralisches Leben führten, wie z. B. Prostituierte oder Zöllner. Alle diejenigen, die von diesem Denken geprägt sind, vertrauen in der Regel auf ihre frommen Leistungen und dadurch auch auf sich selbst; genauso wie auch der Pharisäer in Lk 18:9ff. Diesen Leuten will Jakobus ihre falsche Hoffnung nehmen! Menschen, die ihr Vertrauen auf ihre frommen Leistungen setzen, gehen davon aus, dass sie mit einer 80-90-prozentigen Einhaltung des Gesetzes von Gott gesegnet und womöglich noch gerechtfertigt würden. Darum schreibt Jakobus:

  • "Denn wer das ganze Gesetz hält, aber gegen ein einziges [Gebot] verstößt, der ist aller [Gebote] schuldig geworden." (Jak 2:10)

Paulus sagte es mit etwas anderen Worten:

  • "Denn alle, die aus Werken des Gesetzes sind, die sind unter dem Fluch; denn es steht geschrieben: 'Verflucht ist jeder, der nicht bleibt in allem, was im Buch des Gesetzes geschrieben steht, um es zu tun'." (Gal 3:10)

Zu den Nationenchristen, die sich jetzt beschneiden lassen wollten, um dadurch womöglich errettet zu werden, sagte Paulus:

  • 3 Ich bezeuge aber noch einmal jedem Menschen, der sich beschneiden lässt, dass er das ganze Gesetz zu tun schuldig ist. 4 Ihr seid von Christus abgetrennt, die ihr im Gesetz gerechtfertigt werden wollt; ihr seid aus der Gnade gefallen. (Gal 5:3-4)

Wer die Herabsetzung und Verachtung des Geringen praktiziert, tritt das königliche Gesetz "du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst" mit Füßen. Dadurch wird er zu einem noch viel schlimmeren Gesetzesübertreter, als wenn er den Kümmel nicht "verzehntet" (Mt 23:23)! Genau das ist der Grund, weshalb Jakobus schrieb:

  • "Wenn ihr aber auf die Person Rücksicht nehmt, so begeht ihr Sünde und werdet vom Gesetz als Übertreter überführt." (Jak 2:9)

Warum ist man aber aller Gebote schuldig, wenn man nur gegen ein einziges Gesetz verstößt? Wenn ich im Laden eine Schokolade gestohlen habe, kann ich doch nicht wegen "Mordes" angeklagt werden, oder? Warum bin ich "aller Gebote" schuldig, wenn ich "nur gestohlen" habe? Heinz Schumacher schreibt in seinen Anmerkungen zu Jak 2:10:

"Denn wer das ganze Gesetz hält, aber gegen ein einziges [Gebot] verstößt (V. 10), der hat sich damit am Ganzen vergangen. - Darum verlangt Gott in 5Mo 28:1 - 5Mo 28:15 die lückenlose Beobachtung aller seiner Gebote und Ordnungen. Das Gesetz ist ja gleichsam ein Zaun (Eph 2:14); dieser darf keine Löcher aufweisen. Wird eine Sünde geduldet, so kommen weitere hinzu."

Trotzdem noch einmal die Frage: "Warum bin ich aller Gebote schuldig, wenn ich 'nur ein Gebot' übertreten habe?" Das Gesetz und die Propheten hängen an lediglich 2 Geboten; nämlich an:

  1. Liebe Gott ...
  2. Liebe deinen Nächsten ...

Gott misst jedes Verhalten an diesen beiden Geboten, die wiederum in einem Wort zusammengefasst werden können: "LIEBE!" Wer seinen Nächsten bestiehlt, liebt ihn nicht und hat damit das ganze Gebot, das auf der Liebe basiert, nicht erfüllt! Kein Mensch kann alle Gebote halten! Alle Menschen sind Gesetzesübertreter! Nun kam Gott selbst in Seinem Sohn Jesus Christus auf die Erde und erfüllte für uns alle das ganze Gesetz und die Propheten! Alle diejenigen, die an Ihn glauben und sich in Ihm bergen, sind in demjenigen "drin", der das ganze Gesetz erfüllt hat und deshalb gehören sie auch zum "Gesetzeserfüller". In Christus ist keine Verdammnis mehr (Röm 8:1).

Darum sind wir vollständig davon befreit, das Gesetz aus eigener Kraft zu erfüllen und dürfen uns nur noch von der Liebe Gottes leiten lassen, die Er durch den Heiligen Geist in unsere Herzen ausgegossen hat (Röm 5:5)! Wer liebt, erfüllt das Gesetz des Königs und ist von dem krampfhaften Beachten aller Vorschriften und Regeln befreit!

Jakobus geht es in diesem Abschnitt nicht darum, dass die Leser bemüht sind, alle Gesetze minutiös einzuhalten, sondern darum, dass sie aus der Liebe leben und nicht mehr auf ihre frommen Leistungen vertrauen.

In Vers 11 zitiert Jakobus zwei von den zehn Geboten:

  1. "Du sollst nicht ehebrechen!"
  2. "Du sollst nicht töten!"

Anschließend nimmt er den "Totschläger", der (scheinbar) die Ehe nicht gebrochen hat, als Beispiel. Ehrlich gesagt; ich hätte es genau umgekehrt gemacht! Warum? Weil ich die Brüder viel einfacher des Ehebruchs, statt eines Totschlags bezichtigen könnte. Jesus sagte klar und unmissverständlich in Mt 5:28:

  • "Ich aber sage euch, dass jeder, der eine Frau ansieht, sie zu begehren, schon Ehebruch mit ihr begangen hat in seinem Herzen."

Deshalb kenne ich keinen Bruder, der von sich behaupten würde: "Ich habe im Herzen noch nie Ehebruch begannen!" Jeder, der ganz ehrlich die Gedanken seines Herzens prüft, muss bekennen, dass er schon einmal ein Ehebrecher war oder noch ist! Darum sind wir alle, nach dem Gesetz des Königs, schuldig geworden! Warum also nimmt Jakobus das Beispiel des Tötens, wo sich die meisten Leser vielleicht als unschuldig empfanden! Zwischen dem "Töten" und der "Verachtung des Geringen" (was ja das Problem der Briefempfänger war) besteht in den Augen Gottes ein Zusammenhang. Bevor Jesus den Ehebruch des Herzens erwähnt, sagte Er in Mt 5:21-22:

  • "21 Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt ist: Du sollst nicht töten; wer aber töten wird, der wird dem Gericht verfallen sein. 22 Ich aber sage euch, dass jeder, der seinem Bruder zürnt, dem Gericht verfallen sein wird; wer aber zu seinem Bruder sagt: Raka (o. Dummkopf)!, dem Hohen Rat verfallen sein wird; wer aber sagt: Du Narr (o. Verrückter)!, der Hölle des Feuers verfallen sein wird."

Hier erkennen wir einen ersten Zusammenhang! Auch hier war das Thema "du sollst nicht töten!" und Jesus verschärft das Gebot, indem Er das "fluchende Verachten" des Bruders auf die gleiche Ebene stellt! In diesem "fluchenden Verachten" steckt letztlich auch der Hass und Johannes bringt es auf den Punkt, wenn er in 1Jo 3:15 schreibt:

  • "Wer seinen Bruder hasst, der ist ein Mörder, und ihr wisst, dass kein Mörder das ewige Leben bleibend in sich hat."

In den Augen Gottes hängt das Verachten des Bruders auch mit dem Hassen zusammen, das in der Bibel auch mit einem Zurückstellen oder an die "Zweite-Stelle-setzen" wiedergegeben werden kann. Das verachtende Zurückstellen des Bruders hängt mit dem Hassen zusammen und das wird in den Augen Gottes als "Mord" bezeichnet!
Was die Gedanken unserer Herzen betrifft, sind wir also alle Mörder und Ehebrecher! Deshalb haben wir nur noch eine Hoffnung und das ist die Gnade Gottes, die uns in Jesus Christus zuteilgeworden ist! Wer die wunderbare Gnade Gottes erfahren durfte, ist so von der Liebe Gottes überwältigt, dass er seinen Bruder und seine Schwester nur noch lieben will! Dass es uns oft nicht so gelingt, wie wir wollen, ist ein anderes Problem und hängt mit Röm 7 zusammen! Der Liebende kann niemanden mehr verachten! Der Liebende ist einer, der den HERRN sucht und deshalb alles versteht (Spr 28:5)! Der Liebende ist barmherzig, weil er die überströmende Gnade Gottes erfahren durfte! Der Liebende und Erbarmende wird nach dem Gesetz der Freiheit gerichtet!
Den Barmherzigen gilt eine große Verheißung:

  • "Glückselig die Barmherzigen, denn ihnen wird Barmherzigkeit widerfahren." (Mt 5:7)

Dazu gehört auch:

  • "Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet!" (Mt 7:1)

Darum schreibt Jakobus:

  • "Das Gericht [ergeht] allerdings erbarmungslos über den, der kein Erbarmen geübt hat; das Erbarmen [aber] triumphiert über das Gericht."

Unbarmherzige werden erbarmungslos gerichtet. Das machte Jesus auch mit dem Gleichnis vom "unbarmherzigen Knecht" deutlich (Mt 18:21-35)! Unbarmherzige und Nicht-Liebende werden nach dem Gesetz der Sünde und des Todes gerichtet (Röm 8:2). Das Gleichnis vom "unbarmherzigen Knecht" zeigt uns aber auch, dass die ganze Schuld abgetragen werden muss. Damit hat auch das Gericht gegen den unbarmherzigen Knecht ein Maß! In der Bibel gibt es keine maßlosen Gerichte! Am Ende triumphiert auf jeden Fall die Barmherzigkeit über das Gericht! Das zeigt uns auch der Apostel Paulus in Röm 11:32, wenn er schreibt:

  • "Denn Gott hat alle zusammen in den Ungehorsam eingeschlossen, damit er sich aller erbarmt."



Der unechte Glaube

Verse 14-20

ELB Jak 2:14 Was nützt es, meine Brüder, wenn jemand sagt, er habe Glauben, hat aber keine Werke? Kann etwa der Glaube ihn erretten ?
ELB Jak 2:15 Wenn aber ein Bruder oder eine Schwester dürftig gekleidet ist und der täglichen Nahrung entbehrt,
ELB Jak 2:16 aber jemand unter euch spricht zu ihnen: Geht hin in Frieden, wärmt euch und sättigt euch! ihr gebt ihnen aber nicht das für den Leib Notwendige, was nützt es ?
ELB Jak 2:17 So ist auch der Glaube, wenn er keine Werke hat, in sich selbst tot.
ELB Jak 2:18 Es wird aber jemand sagen: Du hast Glauben, und ich habe Werke. Zeige mir deinen Glauben ohne Werke, und ich werde dir aus meinen Werken den Glauben zeigen!
ELB Jak 2:19 Du glaubst, daß [nur] [einer] Gott ist ? Du tust recht; auch die Dämonen glauben und zittern.
ELB Jak 2:20 Willst du aber erkennen, du eitler Mensch, daß der Glaube ohne die Werke nutzlos ist?

Der nächste Abschnitt hat schon ganz vielen Theologen und Bibelforschern größtes "Bauchweh" verursacht. In Vers 14 stellt Jakobus die 'ungeheuerliche Frage': "Kann etwa der Glaube ihn retten?" Alle diejenigen, die den Römer- und Galaterbrief eingehend studiert und liebgewonnen haben, sehen hier einfach nur noch "rot"! Da blinken sämtliche theologischen Warnleuchten! Bevor ich versuche, dieses Problem näher zu erklären, wollen wir die Verse 14-20 lesen:

  • 14 Was nützt es, meine Brüder, wenn einer behauptet, Glauben zu haben, [die entsprechenden] Werke aber nicht [aufzuweisen] hat? Kann etwa der Glaube ihn retten?
    15 - Wenn ein Bruder oder eine Schwester in Bezug auf die Kleidung oder die tägliche Nahrung Mangel leidet
    16 - und es würde einer von euch zu ihnen sagen: „Geht hin in Frieden, wärmt euch und sättigt euch!“, ihr würdet ihnen aber nicht geben, was sie für den Leib brauchen – was nützt das?
    17 - So ist auch der Glaube, wenn er nicht Werke [bei sich] hat, für sich allein tot.
    18 - Ja, es könnte einer sagen: Du hast Glauben und ich habe Werke – [nun so] zeige mir deinen Glauben ohne die Werke, dann will ich dir aus meinen Werken den Glauben zeigen!
    19 - Du glaubst, dass [nur] Einer Gott ist? Du tust wohl [daran]! [Aber bedenke:] Auch die Dämonen glauben [das] und erschrecken!
    20 - Willst du also erkennen, o [du] gedankenloser Mensch, dass der Glaube ohne die Werke unwirksam [und somit nutzlos] ist?

Für viele Bibelleser ist die Frage, "kann etwa der Glaube ihn retten?", eine Ungeheuerlichkeit und ein Ärgernis, weil sie von Paulus eindeutig wie folgt belehrt wurden:

  • Apg 16:31 – "Glaube an den Herrn Jesus, und du wirst errettet werden, du und dein Haus."
  • Röm 10:9 – "wenn du mit deinem Mund Jesus als Herrn bekennen und in deinem Herzen glauben wirst, dass Gott ihn aus den Toten auferweckt hat, du errettet werden wirst."
  • Eph 2:8 – "Denn aus Gnade seid ihr errettet durch Glauben, und das nicht aus euch, Gottes Gabe ist es;"
  • Röm 3:28 – "Denn wir urteilen, dass [der] Mensch durch Glauben gerechtfertigt wird, ohne Gesetzeswerke."
  • Gal 2:16 – "aber [da] wir wissen, dass der Mensch nicht aus Gesetzeswerken gerechtfertigt wird, sondern nur durch den Glauben Christi Jesu, haben wir auch an Christus Jesus geglaubt, damit wir aus Glauben Christi gerechtfertigt werden und nicht aus Gesetzeswerken, weil aus Gesetzeswerken kein Fleisch gerechtfertigt wird."

So mancher Theologe würde jetzt zu Jakobus sagen: "Brauchst du noch mehr Beweise, um zu erkennen, dass wir allein durch den Glauben gerettet werden?"
Weil die aufgeführten Aussagen in einem großen Gegensatz zueinanderstehen, könnte man zu dem Schluss kommen, dass es sich hier um das "Reichsevangelium" handelt, das wir auch in den Evangelien finden und einige meinen, dass die messianischen Juden sowie die Menschen im Millennium durch Glauben und Gesetzeswerke vor Gott gerechtfertigt würden, währenddem wir Nationenchristen allein durch Gnade und Glauben vor Gott gerechtfertigt werden!
Aber diese Ansicht widerspricht der Aussage von Paulus, wonach "kein Fleisch (auch keine Juden) durch Gesetzeswerke vor Gott gerechtfertigt werden kann (Röm 3:20)!" Da kann ich nur sagen: "Gott sei Dank, müssen auch unsere Geschwister aus dem Volk Israel nicht durch 'Glauben und (Gesetzes-)werke' vor Gott gerechtfertigt werden!"

Wie kann man aber die Frage von Jakobus, "kann etwa der Glaube ihn retten?", verstehen? Heinz Schumacher schreibt dazu in seinen Anmerkungen zu Vers 14 Folgendes:

"Dieser Satz widerspricht, für sich allein genommen, der paulinischen Rechtfertigungslehre (Röm 3 u. Röm 4 - Gal 2:16 - Gal 3:1-14 - Eph 2:8-10), und man sollte den Gegensatz nicht verharmlosen. Dennoch kämpfen Jakobus und Paulus im Grunde genommen nicht gegeneinander (s. Einführung). Jakobus schützt die paulinische Lehre vor Missverständnissen, und auch Paulus will ja einen Glauben, der sich durch die Liebe betätigt (Gal 5:6)."

Durch diese Erklärung kommen wir der Lösung des Problems schon ein ganzes Stück näher. Beachten wir an dieser Stelle den Ausdruck "der Glaube" etwas genauer:
Der Ausdruck "ἡ πίστις (he pistis)" könnte wörtlich mit "der Glaube" oder "die Treue" übersetzt werden. Die Übersetzung "Treue" lässt der Kontext aber kaum zu, weil aus dem Textzusammenhang kein Vertrauen gegenüber Gott ersichtlich wird, sondern viel eher ein "Für-wahr-halten", dass es einen Gott gibt! Das griech. "he" ist ein Artikel, der vorwiegend mit "der, die, das" übersetzt wird. So wie der Textzusammenhang nicht von einer "Treue" oder von einem "Vertrauen gegenüber Gott" spricht, so meint der Kontext hier auch nicht den gleichen "Glauben", wie er in Vers 1 beschrieben wird, wo wir vom "Glauben Jesu Christi" lesen. Der Glaube Jesu Christi ist ein völlig anderer Glaube als der Glaube der Dämonen! Der Glaube Jesu Christi rettet sehr wohl; währenddem der "Glaube der Dämonen" keinesfalls retten wird!
Es stellt sich also die Frage: "Welcher Glaube ist in Vers 14 gemeint?" Für mich ist klar, dass hier nicht vom "uneingeschränkten Vertrauen auf Gott" die Rede ist, sondern von einem Glauben, der sich kaum auf das Handeln auswirkt. Dieser Glaube, den Jakobus hier erwähnt, beinhaltet lediglich die Überzeugung, dass es einen Gott gibt! Aber weil der hier beschriebene Glaube keine Liebe bewirkt, ist er ein "Pseudo-Glaube", also ein unechter Glaube! Der unechte Glaube kann nicht retten, währenddem das wahrhaftige Vertrauen auf Gott automatisch Liebe zur Folge hat und auf jeden Fall rettet!

Die Konkordante Übersetzung (eine relativ genaue, bzw. wörtliche Übersetzung) trifft es hier auf den Punkt, wenn sie wie folgt übersetzt:

  • "Worin besteht der Nutzen, meine Brüder, wenn jemand sagt, er habe Glauben, Werke aber hat er nicht? Dieser Glaube kann ihn nicht retten!"

Die Übersetzung "dieser Glaube" macht deutlich, dass es sich hier um einen ganz bestimmten Glauben handelt und nicht mit dem "Glauben Jesu Christi" gleichgesetzt werden kann! An dieser Stelle wird deutlich, dass wir den Begriff "Glaube" nur durch den Kontext richtig füllen können.
Darum ist es aus meiner Sicht absolut richtig, wenn man an dieser Stelle das "he pistis" mit "dieser Glaube" und nicht mit "der Glaube" übersetzt, wie es wortwörtlich, für sich betrachtet, normalerweise richtig ist! Ein echter Glaube kann nicht von der göttlichen Liebe abgekoppelt werden! Das ist unmöglich! Wer aus einer vertrauensvollen Liebesbeziehung zu Jesus Christus lebt, der liebt auch ganz automatisch! Genau aus diesem Grund schreibt Paulus auch in Gal 5:6:

  • In Christus Jesus nämlich vermag weder Beschneidung noch Unbeschnittenheit etwas [auszurichten], sondern [allein] der Glaube, der durch die Liebe tätig ist. –

und in 2Thes 1:3b lesen wir:

  • ... denn euer Glaube wächst über die Maßen und die Liebe zueinander nimmt bei jedem Einzelnen von euch allen zu, ...

Auch Johannes ermahnt uns in 1Jo 3:18:

  • Kinder, lasst uns nicht lieben mit Worten noch mit der Zunge, sondern in Tat und Wahrheit.

Im NT finden wir 27 Verse, die sowohl von Glaube als auch von Liebe sprechen.

Die Tatsache, dass ein Liebender nicht immer so helfen kann, wie er gerne möchte, ist ein anderes Problem. Wenn ich einem hungernden Bruder begegne und selbst auch nichts habe (weder Geld noch Nahrungsmittel), kann ich ihm seinen Hunger auch nicht stillen, obwohl ich das liebend gerne tun würde!
Jakobus spricht selbstverständlich nicht eine solche Begebenheit an, sondern eine Situation, wo ich durchaus in der Lage bin, dem hungernden Bruder zu helfen, weil ich noch über die notwendigen Mittel verfüge, seinen Hunger oder irgendeinen anderen Mangel zu stillen. Wenn ich ihm die Hilfe versage, obwohl ich helfen könnte, dann ist das einfach nur lieblos und offenbart einen unechten Glauben und wenn ich an diesem Glauben, bzw. an dieser Verhaltensweise festhalte, dann rettet dieser Glaube nicht!
Genau diese Situation beschreibt Jakobus in den Versen 15-16:

  • 15 - Wenn ein Bruder oder eine Schwester in Bezug auf die Kleidung oder die tägliche Nahrung Mangel leidet
    16 - und es würde einer von euch zu ihnen sagen: „Geht hin in Frieden, wärmt euch und sättigt euch!“, ihr würdet ihnen aber nicht geben, was sie für den Leib brauchen – was nützt das?

Dass hier nur diejenigen gemeint sind, die auch die Möglichkeit und die Mittel haben, ihrem Bruder oder ihrer Schwester zu helfen, versteht sich von selbst. Solange der Liebende selbst noch Geld hat, um dem frierenden Bruder ein Kleid zu kaufen oder solange der Liebende noch ein Brot hat, das er mit dem Hungernden teilen kann, tut er das auch!

Auch der nächste Vers beschreibt den unechten Glauben:

  • 17 - So ist auch der Glaube, wenn er nicht Werke [bei sich] hat, für sich allein tot.

Echter Glaube ist niemals tot! Nur der "unechte Glaube" ist tot! Jakobus fordert die Briefempfänger letztlich dazu auf, sich selbst zu prüfen, ob sie über einen echten Glauben verfügen oder nicht! Derjenige, der lediglich für wahr hält, dass der Gott Israels Seinen Sohn Jesus Christus gesandt hat, damit er durch dieses "Für-wahr-halten" gerettet würde, hat noch keinen "Glauben" im biblischen Sinn. Ein "Für-wahr-halten" ohne eine persönliche Vertrauensbeziehung zu Gott ist ein ungenügender, bzw. unechter Glaube. Menschen mit diesem "Pseudo-Glauben" sind vielleicht auch hilfsbereit, wenn dadurch ihre eigene Zukunft nicht gefährdet ist. Sie helfen womöglich aufgrund ihres "Pflichtgefühls" oder wenn sie dadurch ihr Ansehen optimieren können. Sobald aber die eigene Zukunft oder das eigene Wohlbefinden gefährdet sind, fehlt die Bereitschaft, Werke der Liebe zu tun!

Jakobus spricht in diesem Abschnitt nicht von Gesetzeswerken, sondern von Glaubens- oder Liebeswerken! Das wird allerdings nur durch den Kontext deutlich! Auch Paulus spricht von Glaubenswerken, wenn er in 1Thes 1:2-3 schreibt:

  • "Wir danken Gott allezeit für euch alle, indem wir euch erwähnen in unseren Gebeten und unablässig
    3 vor unserem Gott und Vater an euer Werk des Glaubens gedenken und die Bemühung der Liebe und das Ausharren ⟨in⟩ der Hoffnung auf unsern Herrn Jesus Christus."

Wenn Paulus die Reichen in 1Tim 6:17-18 dazu auffordert, "reich an guten Werken zu sein", dann meint er keinesfalls Gesetzeswerke! Auch aus Kol 1:10 wird deutlich, dass Paulus, mit einer gewissen Selbstverständlichkeit, von den Kolossern "Frucht aus guten Werken" erwartet. Natürlich weiß er auch, dass diese "guten Werke" (der Liebe) letztendlich Gott vorbereitet hat (Eph 2:10) und sie in uns bewirkt (Phil 2:13). Paulus motivierte immer wieder zu "guten Werken", weil ein Leben aus der Liebe, seinem Nächsten immer wohltun will! Er motiviert uns nicht zu guten Werken, damit wir eine eigene Gerechtigkeit aufbauen oder damit wir durch sie vor Gott gerechtfertigt würden!
Vor Gott können wir nur durch das Liebeswerk Jesu am Kreuz gerechtfertigt werden! Die vor Gott gültige Gerechtigkeit können wir uns ebenfalls nur von Ihm schenken lassen. Kein Mensch kann durch Gesetzeswerke vor Gott gerechtfertigt werden und keiner kann eine eigene Gerechtigkeit erzeugen!

Was aber ist der genaue Unterschied zwischen Gesetzeswerken und Glaubens- bzw. Liebeswerken? Wer die "Werke des Gesetzes" tun will, versucht mit seiner eigenen (frommen) Kraft alle Gebote einzuhalten. Er sucht letztlich seine eigene Ehre, indem er sich selbst und den anderen beweisen möchte, dass er durchaus in der Lage ist, ein perfekter Mensch zu sein. Dabei handelt er aber nicht aus einer Vertrauensbeziehung zu Gott!

Der Liebende tut weit mehr als der Gesetzliche und er tut auch mehr als das Gesetz vom Sinai verlangt! "Lieben" ist für ihn keine Pflicht, sondern die ultimative Lebenserfüllung! Der Gesetzliche schaut auf alle Gesetze und strengt sich an, sie einzuhalten! Dabei hat er kaum mehr die Kraft, auf seinen Nächsten zu schauen. Der Liebende schaut nicht krampfhaft auf die Gebote, sondern er sieht seinen Nächsten und überlegt, wie er ihm wohltun kann. Der Gesetzliche kann mit einem Autofahrer verglichen werden, der alle Regeln exakt einhält, aber nicht anhält, wenn ein anderer Fahrer seine Vorfahrt missachtet. Der Gesetzliche fordert selbstverständlich auch Gerechtigkeit für sich selbst! Der Liebende kann auf die Gerechtigkeit verzichten, die ihm zustehen würde.

Als zwei Frauen vor Salomo um ein Kind stritten, war die liebende Mutter bereit, auf ihr Recht zu verzichten, weil sie ihr Kind retten wollte (1Kö 3:26ff)!
Aus Liebe zu uns, konnte Jesus auf die Gerechtigkeit, die Ihm zustand, verzichten! Es war die größte Ungerechtigkeit in der Weltgeschichte, als der einzig Sündlose, wie ein Schwerverbrecher auf grausamste Weise hingerichtet wurde! Der Glaube Jesu Christi, bzw. die "Treue Jesu" erzeugte auf Golgatha das größte Liebeswerk aller Zeiten! Die Treue Jesu hatte nach der Auferstehung das göttliche Echtheits-Zertifikat erhalten! Die Treue Jesu wurde durch Sein "Liebeswerk" auf Golgatha sichtbar. Vor diesem Hintergrund sollten wir auch die nächsten Verse lesen. Auch wenn das Wort "Liebe" in diesen Versen nicht vorkommt, so verbinde ich in diesen Stellen das Wort "Werke" nur mit "Glaubens- und Liebeswerken". Darum gestatte ich mir, diesen Text entsprechend so vorzulesen:

  • 18 - Ja, es könnte einer sagen: Du hast Glauben und ich habe {Liebes-}Werke – [nun so] zeige mir deinen Glauben ohne die Werke {der Liebe}, dann will ich dir aus meinen {Liebes-}Werken den Glauben {o. die Treue} zeigen!
    19 - Du glaubst, dass [nur] Einer Gott ist? Du tust wohl [daran]! [Aber bedenke:] Auch die Dämonen glauben {o. halten das für wahr} und erschrecken!
    20 - Willst du also erkennen, o [du] gedankenloser Mensch, dass der Glaube {die Vertrauensbeziehung zu Gott} ohne die Werke {der Liebe} unwirksam [und somit nutzlos] ist?

In diesen Versen geht es auch um ein "Sichtbarmachen" des Glaubens! Es geht nicht darum, Gott zu zeigen, wie groß unser Glaube ist (Er weiß viel besser, wie es um unseren Glauben bestellt ist), sondern darum, dass der Glaube vor Engel und Menschen durch Liebeswerke sichtbar wird. Nur wenn das geschieht, sind wir wahrhaftige Zeugen Jesu Christi! Heinz Schumacher schreibt zu Vers 19 in Bezug auf den "Glauben der Dämonen" Folgendes:

"Genauer: Sie erschrecken schaudernd, {sie sind*} starr vor Entsetzen. Zugespitzt sagt Jakobus: Einen „Glauben“ ohne Frucht der Werke (Kol 1:10) – ein bloßes totes Fürwahrhalten auf unterster Stufe – besitzen sogar die gottfeindlichen Dämonen! Tote Rechtgläubigkeit nützt also nichts."
* vom Autor eingefügt.

Diese Verse haben mir lange Zeit auch deshalb Mühe bereitet, weil ich an Menschen dachte, die wirklich glauben, aber gar keine "Werke" tun können, weil sie z. B. bettlägerig oder wie der Schächer (der mitgekreuzigte Verbrecher) bewegungsunfähig sind. Es handelt sich also um Menschen, die glauben und deshalb gerettet sind; obwohl sie keine Werke tun können!

Ich glaube nicht, dass Jakobus hier diese Menschen im Fokus hatte, sondern diejenigen, die durchaus in der Lage sind, Hilfe zu leisten, es aber aus egoistischen Gründen nicht tun! Er denkt an solche, die glauben, dass es einen Gott gibt, der uns aufgrund des Glaubens rettet und es deshalb nicht notwendig ist, "gute Werke" zu tun!

Trotzdem möchte ich noch etwas zu den Bettlägerigen, den alten, schwachen und bewegungsunfähigen Gläubigen sagen: Solange sie noch denken können, haben sie noch einen Gebetsauftrag! "Liebevolle Fürbitte" kann man durchaus auch als ein "Glaubenswerk" bezeichnen. Das Segnen der Nächsten und das "Flehen und Beten" für alle Menschen gehört – geistlich gesehen – sogar zu den allerwichtigsten Diensten überhaupt und ist für mich deshalb auch ein "Werk des Glaubens, bzw. der Liebe".
Und alle diejenigen, die in ihrer Schwachheit die Gnade und Güte Gottes bezeugen, verherrlichen Gott vor den Menschen! Das ist dann ein evangelistisches "Liebeswerk". Mit seiner Bitte, "Jesus, gedenke meiner, wenn du in dein Reich kommst! (Lk 23:42)", bezeugte der Schächer am Kreuz, dass er seine ganze Hoffnung auf die Gnade des Sohnes Gottes setzte! Das war für mich ebenfalls ein "Werk des Zeugnisses"; obwohl das dem Verurteilten wohl kaum bewusst war!

Als mein Vater auf dem Sterbebett lag und ich ihn fragte, ob er bereits in den Himmel sehen dürfe, kam ein schwaches, aber erkennbares "Ja" über seine Lippen! Mit diesem Zeugnis hinterließ er vielleicht sein wertvollstes Vermächtnis an seine Kinder und Enkel! Das war auch ein "Werk des Zeugnisses".
Der Liebende kann so – wenn auch unbewusst – bis zu seinem letzten Atemzug "Werke des Glaubens" tun! Ein Mensch, der aus einer vertrauensvollen Liebesbeziehung zu Gott lebt, will lieben und wohltun! Er möchte für andere ein Segen sein und deshalb gute Werke tun! So zeigt sich der echte Glaube, der sehr wohl retten kann!

"Zeige mir einen [biblischen] Glauben ohne Werke [der Liebe]", könnte jemand sagen. So haben wir in Vers 18 gelesen. Alle diejenigen, die meinen, sie hätten einen biblischen Glauben, ohne aus der Liebe leben zu müssen, irren sich! Sie irren sich, wenn sie der Ansicht sind, sie könnten ein selbstsüchtiges Leben führen und gleichzeitig durch ihr "Für-wahr-halten", dass Jesus Gottes Sohn ist, gerettet werden.
Der "wahrhaft Gläubige" wird manchmal durch die Torheit der Irrenden genötigt, seinen Glauben aus den Glaubenswerken zu zeigen, obwohl ihm das völlig zuwider ist. Die Korinther haben sich von "großen Rednern" beeindrucken lassen und im Vergleich mit Paulus folgende Aussage gemacht:

  • "Denn die Briefe zwar, sagt man, sind gewichtig und kräftig, aber die Gegenwart des Leibes ist schwach und die Rede verächtlich." (2Kor 10:10)

Dadurch wurde die Autorität des Apostels Paulus geschwächt und infrage gestellt. Paulus sah darin vor allem die Gefahr, dass das Evangelium, das ihm anvertraut wurde, nicht mehr beachtet würde und darum sah er sich in den nachfolgenden Kapiteln genötigt, auf seine umfangreiche Arbeit unter schwierigsten Umständen hinzuweisen, um die große Kraft Gottes zu zeigen, die in seiner Schwachheit mächtig wirkte.
Man merkt, wie es dem Apostel Paulus schwerfiel, seine großen Bemühungen (1Kor 15:10) unter schwersten Umständen aufzulisten und wie er sich dabei etwas töricht empfand (2Kor 11:16-33). Paulus wurde dazu genötigt, den Korinthern seine "[Liebes-]werke" zu zeigen, damit sie das Evangelium, das dem Apostel Paulus anvertraut wurde, nicht verlieren würden.

Jakobus beendet diesen Abschnitt mit den Worten:

  • "Willst du also erkennen, o [du] gedankenloser Mensch, dass der Glaube ohne die Werke unwirksam [und somit nutzlos] ist?" (Jak 2:20)

Nebst der Tatsache, dass dieser hier beschriebene Glaube unecht ist, sind egoistisch lebende und ichbezogene Christen ein denkbar schlechtes Zeugnis für die Welt! Statt mit ihrem Leben Gott zu verherrlichen, geben sie den Ungläubigen einen Anlass, Gott zu lästern.
Der wahrhaft gläubige Christ will aus der Liebe leben und will Gott durch sein Handeln die Ehre geben, indem er "reich an guten Werken sein will"; nicht, weil er damit vor Gott gerechtfertigt und gerecht werden will, sondern um andere Menschen aus Liebe für Gott zu gewinnen.

Die Gerechtigkeit und die Rechtfertigung hat er durch seine Vertrauensbeziehung zu Gott schon längst geschenkt bekommen! Genau aus diesem vollkommenen Gesetz der Freiheit dürfen wir nun leben und lieben! Durch Werke können wir niemals vor Gott gerechtfertigt werden, weil Er die Werke in uns wirkt, aber ein Leben aus der Liebe ist ein Hinweis darauf, dass wir einen echten Glauben haben, der sehr wohl rettet. Glaubens- bzw. Liebeswerke führen dazu, dass die Menschen (und vielleicht auch Engel) uns rechtfertigen und sagen: "Der Glaube dieses Menschen ist wirklich echt, weil wir seine Liebeswerke gesehen haben!" Dadurch wird auch Gott verherrlicht!

Glaube und Liebe

Vers 21-22

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49* o. gerechtfertigt
50* o. auf den Opferaltar legte (hinauftrug). – Laut Paulus wurde Abraham aufgrund seines Glaubens gerechtfertigt (1Mo 15:1-6 - Röm 4:1-5), nach Jakobus aber aufgrund von Werken, durch die opferbereite Tat (1Mo 22:1-12). Vgl. dazu Anm. 45!
51* o. durch die Werke zur Vollendung gebracht wurde

HSN Jak 2:21 - Wurde Abraham, unser Vater, nicht aus Werken gerecht gesprochen (49*), als er Isaak, seinen Sohn, auf dem Altar darbrachte (50*)?
HSN Jak 2:22 - [Daran] siehst du, dass der Glaube mit seinen Werken zusammenwirkte und [dass] der Glaube aus den Werken vollendet wurde (51*),

Welche Werke vollbrachte Abraham?

Gesetzeswerke? Nein, sondern Glaubens- bzw. Liebes-Werke, weil kein Gesetz die Opferung seines Sohnes verlangt! Die Opferung Isaaks geschah aus Gehorsam. Doch dieser Gehorsam war nur durch die Liebe zu Gott möglich und weil Abraham darauf vertraute, dass Gott seinen Sohn aus den Toten auferwecken würde (Hebr 11:19). Sein Nicht-Zweifeln an den Zusagen Gottes (Hebr 11:17), wirkte sich auf sein Handeln aus und löste das "Glaubenswerk" der Opferung seines Sohnes aus. Bei dieser Tat erhielt der Glaube Abrahams das "Echtheits-Zertifikat" (hauptsächlich vor der Engel- und Nachwelt).

Anweisung und Gehorsam

Die Anweisung Gottes hatte für Abraham höchste Priorität. Alle seine Wünsche und Bedürfnisse unterstellte er dem Willen Gottes. Dadurch war er gehorsam. Dieser Gehorsam war nur möglich, weil er Gott über alles liebte, ihm ganz vertraute und weil Gott ihm die Kraft dazu gab!

Vers 23-24

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49* o. gerechtfertigt
52* vgl. 1Mo 15:6 - Röm 4:3 - Gal 3:6 - 2Chr 20:7 - Jes 41:8. An dieser Stelle bezeugt auch Jakobus die Glaubensgerechtigkeit.
53* Jakobus proklamiert weder "Werke allein" noch "Glauben allein", sondern ein Zusammenwirken beider (Jak 2:22) zum Heil. Damit stimmt er ethisch mit Paulus überein, allerdings nicht dogmatisch (in der Sittenlehre, nicht in der Glaubenslehre, vgl. Eph 2:8-10). Zu beachten ist, dass Paulus später schrieb als Jakobus, nachdem er vom erhöhten Herrn weiterführende Aufschlüsse bekommen hatte.

HSN Jak 2:23 - und es wurde die Schrift erfüllt, die sagt: "Abraham glaubte Gott, und es wurde ihm zur Gerechtigkeit angerechnet" und er wurde "Freund Gottes" genannt (52*).
HSN Jak 2:24 - Da seht ihr, dass ein Mensch aus Werken gerecht gesprochen (49*) wird und nicht aus Glauben allein (53*).

Rechtfertigung und Gerechtigkeit

+1344 · rechtfertigen · 📖 Vorkommen · 🖌
δικαιόω‭ dikaióo = rechtfertigen
→ von‭ ‭δίκαιος‭ díkaios +1342 = gerecht
aus:
→ →‭ ‭δίκη‭ díke +1349 = Bestrafung, Rechtende
w. gerecht-machen (d.h. jemand als gerecht ansehen bzw. betrachten)
Erklär.: Jemanden verteidigen (und ihm so zu seinem Recht verhelfen)
+1343 · Gerechtigkeit · 📖 Vorkommen · 🖌
δικαιοσύνη‭ dikaiosýne = Gerechtigkeit
aus:
→ ‭δίκαιος‭ díkaios ‭+1342 = gerecht
→ ‭σύν‭ sýn +4862‭ = mit, samt, zusammen
w. Gesamt-Gerechtigkeit
Erklär.: Es gibt eine vom Gesetz geforderte Gerechtigkeit und
eine von Gott geschenkte Gerechtigkeit (infolge des Glaubens).
Die Frucht des Geistes aber ist: Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Enthaltsamkeit. Gegen diese ist das Gesetz nicht [gerichtet]
(Gal 5:22-23).

Das bestätigte und bewährte Vertrauen auf Gott führte dazu, dass Gott dem Abraham seinen Glauben als Gerechtigkeit anrechnete (1Mo 15:6). Gott rechnet Gerechtigkeit nur durch einen Glauben an, der sich in einer freundschaftlichen und vertrauensvollen Beziehung zu Gott zeigt. Rechtfertigung und Gerechtigkeit sind zutiefst Beziehungsbegriffe. Wer auf Gott und sein Wort vertraut, darf erleben, wie er die göttliche Rechtfertigung und Gerechtigkeit geschenkt bekommt.
Gott sieht das Herz und er weiß, welcher Glaube echt ist. Aufgrund des echten Glaubens kommt es zu einer geschenkten Gerechtigkeit. Ob eine Vertrauensbeziehung zu Gott echt ist, können Engel und Menschen erst dann erkennen, wenn sie durch Glaubens- oder Liebeswerke sichtbar wird. Daraus entsteht dann auch die Frucht des Geistes!

Glaube und Werke

Hätte Abraham in 1Mo 22 Gott misstraut, hätte er seinen Sohn nicht geopfert und sein Glaube wäre nicht zur Vollendung gelangt! Jakobus beschreibt "die Vollendung des Glaubens", bzw. den ultimativen Vertrauensbeweis gegenüber Gott! Er beschreibt keine Rechtfertigung, die zum Teil aus Glauben und zu einem anderen Teil aus (Gesetzes-)Werken besteht. Die gibt es nicht! Kein "Fleisch" kann vor Gott aus Gesetzeswerken gerechtfertigt werden (Röm 3:20)!
Echter Glaube und "Werke der Liebe" kann man biblisch unmöglich trennen!

Die Schrift wurde erfüllt

In 1Mo 15:6 gibt die Schrift Zeugnis, dass der Glaube Abrahams eine von Gott geschenkte Gerechtigkeit zur Folge hatte. Gott sah den echten Glauben des Abraham. Das Wort Gottes wurde aber erst da vollständig erfüllt, als alle Welt sah, dass Abraham Gott mehr Vertrauen schenkte als allem anderen! Die Erfüllung der Schrift hat höhere Priorität als alle anderen Bedürfnisse und Wünsche! Das galt auch bei Jesus (Mt 26:53-54).

Freund Gottes

Meines Wissens werden im AT nur zwei Männer "Freund Gottes" genannt. Mose (2Mo 33:11) und Abraham (2Chr 20:7). Bei Mose heißt es wörtlich: "... der HERR redete mit Mose ..., wie ein Mann mit seinem Freund redet!" Normalerweise kann man seinem besten Freund zu 100% vertrauen. Wer in Gott nur den HERR und Gebieter sieht, kann ihm nicht so vertrauen, wie man einem Freund vertraut. Wer Gott "zum Freund" hat, wird lernen, ihm in allen Dingen ganz zu vertrauen!

Vers 25-26

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49* o. gerechtfertigt
54* vgl. Jos 2:1-6 - Jos 2:15 - Hebr 11:31

HSN Jak 2:25 - Wurde nicht ebenso auch die Hure Rahab aus Werken gerecht gesprochen (49*), als sie die Boten [bei sich] aufnahm und auf einem andern Weg hinausließ (54*)?
HSN Jak 2:26 - Denn wie der Leib ohne Geist tot ist, so ist auch der Glaube ohne Werke tot.

Zwei Beispiele für Menschen die Glaubenswerke vollbrachten

  1. Abraham = Der Vater des Glaubens (Röm 4:11) und der Freund Gottes (V. 23).
  2. Rahab = Eine Prostituierte aus einer Kanaaniterstadt. Der Vater der Kanaaniter dürfte Kanaan gewesen sein, der von Noah verflucht wurde (1Mo 9:25). Rahab war auch die Ur-Ur-Großmutter Davids.

Der Gegensatz zwischen Abraham und Rahab könnte kaum größer sein! Das zeigt: nicht Herkunft, Stellung oder Ansehen spielt eine Rolle, sondern nur eine Vertrauensbeziehung zu Gott, die sich auf das persönliche Leben und Handeln auswirkt.
Für Rahab existierte kein Gesetz, von dem man ableiten könnte, sie wäre dazu verpflichtet gewesen, die fremden Spione aufzunehmen. Im Gegenteil: die Gesetze der Stadt hatten etwas anderes gefordert! Aber weil sie im Herzen glaubte, dass der Gott Israels der allmächtige Gott sein muss, wollte sie zu diesem Gott gehören und ihm dienen. Allein der Wunsch nach einer Gottesbeziehung prägte ihr Handeln und nicht irgendwelche Gesetze!

Glaube ohne Werke

Wenn Paulus schreibt, dass wir allein "aus Glauben" und "ohne Gesetzeswerke" vor Gott gerechtfertigt werden (Röm 3:28), dann redet er von einem echten Glauben, der aus der Liebe zu Gott und den Menschen lebt. Wenn mir das Schicksal meines Nächsten gleichgültig ist und ich mich nicht - im Rahmen meiner Möglichkeiten - um ihn kümmere, dann ist das ein Hinweis auf einen "Glauben ohne Liebe" und der ist in der Bibel unecht und kann auch nicht rechtfertigen. Das Problem eines "Glaubens ohne Werke der Liebe", wird sehr eindrücklich in Jes 58 geschildert!


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