Hören auf Gott

Aus Bibelwissen
Version vom 2. Februar 2019, 12:33 Uhr von DM (Diskussion | Beiträge)

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von Daniel Muhl

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Erste Gedanken

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Im Glaubensleben empfinde ich das Hören auf die Stimme Gottes etwas vom Anspruchsvollsten, was es gibt! Aus der Bibel wissen wir, dass die Schafe von Jesus, seine Stimme hören (Joh 10:27) und wir wissen auch, dass die Söhne Gottes sich vom Geist Gottes leiten lassen (Röm 8:14).

In wie vielen Situationen unseres Lebens wünschen wir uns, die Stimme Gottes hören zu können, aber wir vernehmen sie nicht. Wie oft denken wir: „Ich wüsste so gerne, was Jesus jetzt zu dieser Angelegenheit sagen würde!“
Dabei stellt sich die Frage, warum es oft so schwierig ist, Seine Stimme zu hören und Sein Denken in einer Sache zu erkennen? Bevor wir der Antwort etwas näher kommen können, müssen wir zuerst einmal einige Grundlagen etwas näher anschauen.

Was versteht die Bibel unter dem Hören

Das hebr. Wort „shama“ (+08085) wird sowohl mit „Hören“ als auch mit „Gehorchen“ wiedergegeben. Das Hebräische unterscheidet also nicht zwischen Hören und Gehorchen. Im Deutschen unterscheiden wir diese beiden Tätigkeiten. Wir haben das Gehorchen sprachlich vom Hören abgekoppelt (obwohl im „Gehorchen“ auch das WortHorchen“ enthalten ist). Trotzdem sagen wir, dass ein Kind nicht zwangsläufig gehorchen muss, wenn es akustisch gehört hat, was seine Mutter sagte!“ Eigentlich kann man Hören ohne zu Gehorchen. Aus der Sicht Gottes sieht das alles ein bisschen anders aus. Wer hört und nicht gehorcht, hat in den Augen Gottes nicht richtig gehört! Richtiges Hören beinhaltet also nicht nur das Aufnehmen und Speichern einer Information, sondern auch das Verarbeiten und Zu-Eigen-machen einer Aussage.
Wenn Gott in unser Leben hineinspricht und wir dieses Reden nicht beachten und wenn dieses Reden keine Auswirkungen in unserem Leben hat, dann haben wir nicht richtig gehört. Auf Gott gehört haben wir erst dann, wenn sich das Gesagte auf unser Leben auswirkt und sich mit unserem Leben verbindet.

Auch im Griechischen besteht hier ein Zusammenhang. Doch bevor ich diesen Zusammenhang erläutere, möchte ich noch etwas über das griechische Wort „akouo“ (+191) sagen. Dieses Wort ist sprachlich mit den Worten „akantha“ (+173; Dorn) und „ous“ (+3775; Ohr) verwandt. Hören ist also im NT ein dorniges oder spitziges Ohr. Die deutsche Redewendung „spitze deine Ohren“, hat also durchaus einen biblischen Inhalt. Aber was sollen wir mit dem Begriff eines spitzigen Ohres anfangen?
Das Ohr ist ein Wunderwerk Gottes und wenn wir bedenken, welche Klangvielfalt das Ohr aufnehmen kann, dann kann man nur Staunen. Aber das Hören beinhaltet nicht nur das Aufnehmen von akustischen Signalen, sondern auch das Selektieren dieser Signale und dabei wird unser Gehirn aktiv. Beispiel:

Wir sitzen in einem Speisesaal mit vielen Gästen. Das Ohr nimmt ein Wirrwarr von Stimmen wahr. Theoretisch könnte ein Hörender, wenn es nur nach seinem Ohr ginge, bei vier bis vielleicht acht oder zehn Gesprächen zuhören. Aber weil das Gehirn die Laute richtig selektiert, hört man in der Regel nur einem Gespräch bewusst zu. Obwohl man andere Gespräche hört, werden diese vom Gehirn so ausgeblendet, dass man meist nur auf die Worte einer Person konzentriert ist. Das Gehirn fokussiert also eine Schallquelle. Würde ich von den beiden Ohren zu der Schallquelle (der sprechende Mund) zwei gerade Linien ziehen, dann ergibt sich die Form eines Spitzes oder eines Dornes, also so „>“. Hören ist also ein spitzes Ohr!

Richtiges Hören kommt also nicht nur durch das Aufnehmen von akustischen Signalen zustande, sondern auch durch die bewusste Entscheidung, welcher Schallquelle man zuhören will.

Wenn Jesus sagt, ...

... dann bedeutet das, dass die Schafe Jesu solche sind, die ihre Ohren auf die Aussagen Jesu gespitzt haben. Sie hören zwar auch andere Stimmen, aber diesen Stimmen folgen sie nicht. Die Schafe Jesu haben sich entschieden, ganz bewusst auf die Stimme Jesu zu hören und auf seine Worte zu achten. Es sind solche, die aus einer gelebten Vertrauensbeziehung zu Jesus leben.
Wer auf Gott hören will, muss die Grundlage des Hörens beachten und die lautet: „Bewusstes Hören auf die Worte Jesu!“ Solches geschieht zuerst einmal, indem man ganz bewusst auf Gottes Wort (die Bibel) achtet. Die Stimme Jesu hören wir grundsätzlich im Wort Gottes! Auch wenn Jesus Menschen vereinzelt ganz persönlich anspricht, so spricht Er doch schwerpunktmäßig durch sein Wort und das ist die Bibel.
Jeder der dem Wort Gottes gegenüber ungehorsam ist und gleichzeitig behauptet, die Stimme Jesu zu hören, vertritt einen Irrgeist!

Hören und Gehorchen

In der Bibel finden wir einen sehr aufschlussreichen Zusammenhang zwischen Hören und Gehorchen. Wie bereits erwähnt, existiert im Hebräischen nur ein Wort für „Hören“ und „Gehorchen“ (shama; +08085). Biblisches Hören ist immer auch ein Gehorchen.
Im NT finden wir zwei Worte dazu. Trotzdem sind auch hier die Worte verwandt. Das griech. „Gehorchen“ lautet „hupakouo“ (+5219) und setzt sich aus den Wörtern „hupo“ (von / unter; +5259) und akouo (hören; +191) zusammen. Das Gehorchen ist also ein „Unterhalb-Hören“. In den Begriffserklärungen der DBR heisst es u. a.:

„Das Gesagte sollte also nicht nur akustisch wahrgenommen, sondern auch demütig sich unterstellend angenommen werden. Letzteres wird dann durch das Gehorchen offenbar“.

„Auf Gott hören“ beginnt also damit, dass man sich auf die Worte Gottes konzentriert, ihnen höchste Priorität einräumt und sich ihnen im Denken und Handeln unterstellt. Ohne diese Grundlage lernt man gar nie richtig auf Gott zu hören. Wir lassen uns höchstens von einem fremden Geist inspirieren, der sich manchmal als „Heiliger Geist“ ausgibt und ihm täuschend ähnlich auftritt.
Menschen, die sich dem Wort Gottes nicht unterordnen, können sich zwar auch „fromm“ geben, sie können eine „Form der Gottseligkeit“ haben (2Tim 3:5) und behaupten, die Stimme Jesu oder die Stimme des Heiligen Geistes gehört zu haben, aber sie sind Verführer, weil sie sich nicht dem Wort Gottes untergeordnet haben. Über diese Menschen lesen wir:

  • Mt 7:20-23 - Deshalb, an ihren Früchten werdet ihr sie erkennen. 21 Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr, Herr! wird in das Reich der Himmel hineinkommen, sondern wer den Willen meines Vaters tut, der in den Himmeln ist. 22 Viele werden an jenem Tage zu mir sagen: Herr, Herr! Haben wir nicht durch deinen Namen geweissagt und durch deinen Namen Dämonen ausgetrieben und durch deinen Namen viele Wunderwerke getan? 23 Und dann werde ich ihnen bekennen: Ich habe euch niemals gekannt. Weicht von mir, ihr Übeltäter!

Niemals sollten die Christen einem Menschen folgen, der sich nicht dem Wort Gottes unterordnet.

Das Hören auf Gott im Alltag

Wie wir gesehen haben, sollte das Hören auf Gottes Wort und die Unterordnung unter Sein Wort immer oberste Priorität haben. Ohne diese Grundlage, werden wir auch im Alltag nicht wirklich die Stimme Jesu vernehmen können.
Trotz Beachten, der oben genannten Grundlagen, gibt es viele Situationen im Leben, wo wir die Stimme Gottes hören möchten, weil wir in seinem Wort keine eindeutigen Hinweise für gewisse Entscheidungen des Lebens finden. Wenn ein junger Mann von Gott wissen möchte, ob er nun „Heidi“ oder „Susanne“ heiraten soll, dann findet er in der Bibel dafür keine direkten Hinweise. Die allerwenigsten Männer hören auch eine Stimme aus dem Himmel, die dann sagt: „Heirate die Susanne!“
Wenn man in solchen gewichtigen Entscheidungen Gott hören möchte, dann braucht es nebst dem Beachten der Bibel und dem grundsätzlichen Gehorsam gegenüber Gottes Wort noch ein paar andere Hinweise, die uns Gottes Willen offenbaren. Die nachfolgenden Hinweise sollen auf wichtige Aspekte beim „Hören auf Gott“ aufmerksam machen. Dabei habe ich auch verschiedene Personen über ihre Erfahrungen befragt. Einige dieser Aussagen sind in den folgenden Punkten mit eingebaut.

Die Grundhaltung des Herzens

Die Frage, „welche Grundhaltung haben wir im Innersten unseres Herzens Gott gegenüber?“ ist von entscheidender Bedeutung. Wie ist unsere Beziehung zu Gott? Treffen eine oder mehrere der folgenden Aussagen auf mich zu?

-Für mich ist Gott der gestrenge Befehlsgeber!
-Ich gehorche Gott einfach deshalb, weil ich hoffe, dass Er mir dann nichts Schweres auferlegt.
-Ich versuche Gott zufriedenzustellen, damit ich Ihn nicht gegen mich aufbringe.
-Ich versuche es Gott recht zu machen, aber ansonsten möchte ich mein eigenes Leben führen.
-usw.

An dieser Stelle möchte ich eine Aussage von D. Mack zitieren:

»Es geht nicht einfach nur darum, etwas von Ihm zu hören, es geht um die Beziehung zu Ihm. Das ist weit mehr. Er möchte mein Herz und nicht nur mein Ohr. Ich soll (und darf) mich voller Sehnsucht nach Ihm ausstrecken, so wie wir das in Ps 130:5 lesen können: Ich setze meine ganze Hoffnung auf den Herrn; voller Sehnsucht warte ich darauf, dass er zu mir spricht!«

Die liebevolle Beziehung zu Jesus Christus und dem himmlischen Vater sollte immer die Grundhaltung des Herzens sein und aus dieser Gesinnung können wir dann auch richtig hören lernen. Diese Haltung vermittelt uns dann auch das richtige Bewusstsein. M. Muhl schreibt dazu:

»Die Verbindung zum himmlischen Vater ist ganz wichtig. Mein Herz muss ganz nahe bei Ihm dran sein, sonst verstehe ich ihn nicht!«

Eine Schwierigkeit unseres Herzens besteht manchmal auch darin, dass wir Gott gar nicht in jeden Bereich unseres Herzens einwirken lassen wollen. In einigen persönlichen Angelegenheiten unseres Lebens möchten wir Gott vielleicht gar nicht hineinlassen und wir verdrängen hier sein Reden, weil wir uns vermutlich vor einer Minderung der vermeintlichen Lebensqualität fürchten. An dieser Stelle können wir uns fragen: „Will ich wirklich, dass Gott in jeden Bereich meines Lebens hineinspricht?“ M. Muhl hält dazu fest:

»Ich muss auch hören wollen, also nicht immer dem nacheifern, was ich gerade möchte. Der Herr begegnet einem oft in der Stille.«

Wenn wir das nicht wollen, dann ist es gut möglich, dass Gott in anderen Bereichen schweigt, wo wir gerne Sein Reden hören würden oder dass Er genau in diese Angelegenheiten hineinspricht, die wir nicht mit Ihm besprechen wollen. Manchmal tut Er es dann auch noch auf eine Art und Weise, wie es uns weniger behagt. In diesen Bereichen ist Gott sehr „hartnäckig“. K. Straub stellt dazu Folgendes fest:

»Auch der Hörwillige hat neben dem ganzen Spektrum seiner Empfangsbereitschaft auch einen Sektor der "Immunität"; einen Bereich, in dem er dem Herrn das Reden erschwert. "Unglücklicherweise" hat aber der Herr immer dort den größten Gesprächsbedarf, sowohl im Alltag wie auch beim Hören ...«

Offensichtlich möchte unser liebender Herr oft in die Bereiche unseres Lebens hineinsprechen, die uns nicht wirklich interessieren. Vielleicht sind wir so stark auf unsere christliche Aufgabe fokussiert, dass wir dabei unser Gegenüber zu wenig wahrnehmen. Manchmal vergessen wir vor lauter Aufgaben die beiden wichtigsten Gebote: „Liebe Gott und liebe deinen Nächsten!“ Oft vergessen wir, wer unser Nächster ist. Der Nächste ist der Mensch, der uns in der Gegenwart (meistens räumlich) am nächsten ist. Die Samariter waren für die Juden alles andere als die Nächsten. Sie waren ihnen traditionell sehr ferne und dann ergab es sich, dass durch einen sehr unangenehmen Umstand - einen Raubüberfall - ein Samariter plötzlich zum Nächsten wird. Der Priester und der Levit standen dem Überfallenen kulturell wahrscheinlich näher, aber die Lebensführung Gottes lässt plötzlich einen anderen Menschen zum Nächsten werden.

Das richtige Bewusstsein

Die richtige Herzenseinstellung führt uns auch in das richtige Bewusstsein. Oft haben wir, ohne es zu merken ein falsches Bewusstsein und Gott muss uns in ein neues Bewusstsein hineinführen. Mit einem falschen Bewusstsein über unsere Identität können wir auch nicht richtig hören. Wenn wir uns jedoch nach Gott sehnen, dann führt Er uns auch Schritt für Schritt in dieses richtige Bewusstsein. D. Mack beschreibt diesen „Werdegang“ wie folgt:

»Eine Zeitlang habe ich fälschlicher Weise "auf Ihn hören" mit "meine Dienstanweisungen bei Ihm abholen" gleichgesetzt. Das führte in ein (seelisches) Burnout. Von Ihm wissen wollen, was ich tun soll, ist nur einer von mehreren Aspekten. Ich war einseitig im Hören und nur auf Dienstanweisungen fixiert. Dabei ging mir immer mehr die Gewissheit, dass ich Sein geliebtes Kind bin, verloren. Unbemerkt rutschte ich in die Gesetzlichkeit und Werkgerechtigkeit. Es kam wie es kommen musste, ich war unfrei und überfordert.«

So wie es hier beschrieben wird, beginnt so mancher persönliche Sterbeprozess. Wir versuchen durch selbstgemachte und andere Gesetze, gute und anständige Christen zu werden, mit denen dann Gott zufrieden sein kann. Weil es aber nie ununterbrochen gelingt, kommt es zu einem schmerzhaften Zerbruch. Das Gesetz wird zu einem Pädagogen, der uns immer mehr in die Arme Jesu treibt, so dass wir lernen aus der Gnade zu leben und von den eigenen Werken zur Ruhe zu kommen (Hebr 4:10). Bei D. Mack wirkte sich das dann wie folgt aus:

»Es ist mir sehr wichtig geworden, als Sein bedürftiges Kind in Seine Gegenwart zu treten. Ich habe nichts vorzuweisen. Alle gute und vollkommene Gabe kommt von Gott (Jak 1:17). Sogar die guten Werke, die ich tun kann (darf), hat ER zuvor bereitet (Eph 2:10). Ich lerne abzunehmen und Er muss zunehmen. Ich setze mehr und mehr meine ganze Hoffnung auf Jesus. Wie ein Kind brauche ich es, dass mein himmlischer Vater mir zuspricht und mir sagt wie Er mich liebt, dass Er für mich ist und für mich sorgt. Man könnte sagen, ich lasse mir zuerst all meinen Mangel von Ihm füllen. Dann lasse ich mir meine Füße reinigen, die durch den Dienst oft staubig geworden sind. Ich darf Vergebung gewähren und Vergebung empfangen.«

Aus diesem Bewusstsein fällt es uns leichter, das sanfte Reden Gottes zu hören. Jedes Gotteskind das sich im Herzen von Gott wirklich geliebt weiß, wird auch für das Reden Gottes viel offener. Wenn wir Christen die Gewissheit haben, dass Gott es immer gut mit uns meint (auch wenn Er uns schmerzvolle Wege führt), dann scheuen wir uns auch weniger auf Ihn zu hören und Seinen Willen zu tun. So schreibt auch D. Mack:

»Nun bin ich parat nach Seinem Willen für mich zu fragen. Wenn mein innerer Durst gestillt ist, kann ich einfach besser hören und stehe weniger in der Gefahr sein Reden zu überhören, umzudeuten oder misszuverstehen. Eine weitere wichtige Voraussetzung um Seinen Willen zu hören, scheint mir die Bereitschaft zum Gehorsam. Gerade auch dann, wenn mir das Gehörte nicht in den „Kram“ passt. Vereinfacht könnte man sagen, ich muss mir von Ihm dienen lassen (die Füße waschen lassen), damit ich Anteil an Ihm habe und in der rechten Weise auf Ihn hören kann. Wenn ich mir zuerst die Fürsorge meines himmlischen Vaters angedeihen lasse, weckt das meine Dankbarkeit, meine Liebe zu ihm und das macht mich hellhörig!«

Nur mit dem Bewusstsein, bedingungslos von Gott geliebt zu sein, kann man auch lernen, richtig auf Ihn zu hören. Gleichzeitig lässt auch unser „Verdrängungsmechanismus“ nach, mit dem wir einzelne Lebensbereiche vor Gott ausgeklammert haben. Das Bewusstsein über die Liebe Gottes führt dann auch zu der Gewissheit, wie sie M. van Iterson beschreibt:

»Letztlich macht ER immer - aus allem - das Beste!«

Das Gebet, die Stille und die Ausrichtung der Sinne

Das Gebet und das Stille-werden vor Gott, sind ebenfalls unabdingbare Voraussetzungen, wenn man auf Gott hören möchte. So schreibt auch K. Straub:

»Hören kommt aus der Stille. Aus dem (ganz) ehrlichen Fragen: „Herr, wie denkst Du über das, was mich jetzt bewegt?“«

Jeden Menschen bewegt etwas, aber nicht alles was uns bewegt, bewegt auch Gott! Nicht alles was uns wichtig erscheint, ist auch in den Augen Gottes wirklich wichtig! Wir wollen vielleicht unbedingt etwas tun und ahnen aber, dass Gott dies vielleicht gar nicht so gut findet und deshalb verdrängen wir die oben genannte Frage lieber und versuchen das Gebet und die Stille vor Gott zu meiden. Mit dem Still-werden vor Gott tun wir uns aus verschiedenen Gründen schwer:

  1. Wir fürchten uns vor einer neuen Erkenntnis, die nicht in „unser“ Lebenskonzept passt.
  2. Wir haben so viele Aufgaben, die dringender erledigt werden müssen. Stille und Gebet empfinden wir als Zeitverlust. Nur durch den Glauben können wir fassen, dass Stille und Gebet immer Zeitgewinn ist (wir verlieren höchstens für die unwichtigen Dinge des Lebens Zeit; was ja wiederum gut ist).
  3. Vielleicht halten wir in einer Zeit der Bilderflut und der ununterbrochenen Geräuschkulisse die Stille generell schlecht aus.
  4. Weil wir eine Sünde lieben und sie nicht abgeben wollen, meiden wir die Nähe Gottes. Gleichzeitig wünschen wir uns von Ihm, dass Er auf unsere dringenden Fragen eine Antwort geben würde. Eine solche Haltung widerspricht sich!

Das Hören auf Gott erfordert die Stille, das Gebet. In diesem Verhalten darf man alle Sinne auf Gott ausrichten, d. h. wir sollten versuchen, alle unsere geschäftigen Gedanken abzulegen, um über Gott, Sein Wesen und Sein Wort nachzudenken. Dazu schreibt S. Steeb:

»Wenn ich wirklich auf Gott hören möchte, bemerke ich immer wieder, dass es mir zuerst nicht gelingt, all das bereits erlebte und als "richtig" abgespeicherte Wissen nicht mir selbst vorzusagen. Wenn dann endlich die Ruhe einkehrt ist, in der ich mir nicht mehr selber predige und ganz ehrlich in mich hineinhöre, wie meine Motive und meine Gewichtungen derzeit sind, dann darf ich die Haltung einnehmen wirklich auf den lebendigen, allmächtigen Gott zu hören. Entweder lenkt der Geist die Gedanken auf das Große oder auf mein Kleines und wenn es Gottes Reden ist, bewirkt es immer Frieden und Klarheit. Daher ist es für mich wichtig, immer wieder herauszufinden, wann diese Ruhe vorhanden ist und was ich dafür entscheiden kann, dass sie einkehrt. Ich frage mich dann auch wie meine Haltung zu Gott und den Menschen ist, um Jesus echt hören zu können.«

Als Elia am Berg Horeb war und ganz spektakuläre Dinge sah, durfte er durch eine Offenbarung Gottes erkennen, dass der Herr nicht in diesen beindruckenden Ereignissen war, sondern in „der Stimme einer dünnen Stille“ (so wörtlich; 1Kö 19:12). Eine dünne Stille ist zerbrechlich und sehr empfindlich. Ein bisschen Geschäftigkeit, ein bisschen Hochmut oder Eigendünkel lässt diese dünne Stille, in der sich der Herr befindet, sofort zerbrechen. Wer Gott hören möchte, sollte die Stimme in der dünnen Stille finden!

Wie Gott redet

Durch Sein Wort

Wie bereits erwähnt redet Gott primär durch sein Wort. Wenn der Heilige Geist zu uns persönlich spricht, dann tut Er dies nicht im Widerspruch zum Wort Gottes. Deshalb ist es auch so wichtig, dass wir Sein Wort sorgfältig studieren und alle Aspekte des Wortes Gottes berücksichtigen.
Wenn wir auf Gott hören möchten, aber uns nicht wirklich für Sein Wort interessieren, dann werden wir früher oder später auf einen anderen Geist hören, der sich womöglich noch als Heiliger Geist ausgibt.
Wer viel Wort Gottes im Gedächtnis hat und es auch verinnerlicht, kennt das Wesen und das Denken Gottes besser. Wenn ein Bibelkenner, mit ehrlichem und demütigem Herzen zu Gott betet, dann geschieht es nicht selten, dass ihm eine biblische Begebenheit in den Sinn kommt. Plötzlich wird ihm dann klar, dass diese Begebenheit auch etwas mit seiner Situation zu tun hat und wenn er dann bei einer Entscheidung auch noch den Frieden des Herzens spürt, dann kommt auf einmal die Gewissheit, dass Gott gesprochen hat.
Dass Gott mit Seiner akustischen Stimme zu uns redet, geschieht äußerst selten! Wahrscheinlich haben die meisten Gläubigen während ihres ganzen Lebens nie die akustische Stimme Gottes gehört. Trotzdem tut Gott dies in Ausnahmefällen. Die Regel ist es auf jeden Fall nicht. Ich weiß, dass Gott jederzeit mit Seiner akustischen Stimme zu mir reden kann und wer weiß, vielleicht tut Er es auch einmal, aber bis zum heutigen Tag kann ich mich an keine solche Situation erinnern (ich bin bald 35 Jahre im Glauben). Wie redet Gott aber sonst noch, außer durch Sein Wort und wie können wir uns vom Geist Gottes leiten lassen? Gott spricht zu uns, indem Er uns plötzlich eine innere Gewissheit gibt. Wenn es bei einer Entscheidung ist, die wir selbst eigentlich gar nicht wollten und wenn sich diese Entscheidung nicht mit dem Wort Gottes widerspricht, dann ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass Gott gesprochen hat. Bei Entscheidungen, die wir selber gerne auch so gefällt hätten, müssen wir sehr vorsichtig sein. Hier ist Skepsis angesagt. Nebst Seinem Wort leitet Gott uns durch Seinen Heiligen Geist und dieser tut dies oft auch durch die folgend genannten Umstände.

Durch einen Eindruck, eine Gewissheit und durch Frieden

Während eines aufrichtigen Gebetes und während dem Stillsein vor Gott bekommt man plötzlich einen Eindruck, eine Gewissheit und einen inneren Frieden. Ich zitiere eine Aussage von M. Muhl:

»Im Gebet leitet mich Gott oft so, dass ich plötzlich weiß was ich zu tun oder zu lassen habe. Er schenkt mir Ideen, die ich als Reden Gott interpretiere. Er kann mir bei gewissen Dingen Ruhe ins Herz geben, auch wenn ich gar nicht diesen Weg wählen würde!«

Bei solchen Erfahrungen darf man das Reden Gottes erkennen, wie Er in unser Leben hineinspricht. Solche Eindrücke und innere Gewissheiten sollten aber auch immer überprüft werden. Eine solche Prüfung erwähnt M. van Iterson, wenn sie schreibt:

»Bei allen Entscheidungen muss der Friede Gottes der Schiedsrichter in meinem Herzen sein!«

Auch Paulus sagt dazu:

  • Phil 4:7 - und der Friede Gottes, der allen Verstand übersteigt, wird eure Herzen und eure Gedanken bewahren in Christus Jesus.
  • Kol 3:15 - Und der Friede des Christus regiere in euren Herzen, zu dem ihr auch berufen worden seid in einem Leib! Und seid dankbar!

Durch Menschen

Gott spricht aber oft auch durch Menschen zu uns. Schon oft durfte ich es erleben, dass ich um eine Entscheidung gerungen habe und einfach keine Klarheit darüber fand. Dann plötzlich kommt es zu einer Begegnung oder zu einem Gespräch mit einem Menschen und man spürt, das ist die Lösung, das ist der Weg! M. Muhl hat das wie folgt beschrieben:

»Gott kann andere Menschen dazu gebrauchen uns Dinge mitzuteilen, die Gott uns sagen möchte.«

Gott tut das auch deshalb, damit wir in der Demut bleiben und merken, dass wir auch auf die Gaben anderer Menschen angewiesen sind und dass andere etwas haben, das uns fehlt. Natürlich müssen wir die Ratschläge von Menschen anhand des Wortes Gottes prüfen.
Auch M. van Iterson machte die Erfahrung, dass Gott durch Menschen zu einem spricht und schreibt:

»Ich versuche, Gott durch den Nächsten reden zu hören. Wenn ich im Alltag unsicher bin, frage ich meinen Mann wie er entscheiden würde und ordne mich unter. Ich versuche, ernst zu nehmen, was mir vor die Füße fällt, sei das ein Gespräch, eine Predigt, eine Bemerkung. Was auch immer mir begegnet, versuche ich vom Wort Gottes her einzuordnen und entsprechend darauf zu reagieren.«

Durch Umstände

Unsere Umstände und unser gesamter Lebensweg haben auch immer etwas mit Gott zu tun. Nicht zuletzt deshalb schreibt Salomo:

Hiob, der ja auch ein Darsteller auf Jesus Christus als Leidensknecht ist, hat einmal gesagt:

Jesus hat unseren Weg ausgewählt und dieser Weg passt ideal zu uns, auch wenn wir das gar nicht so empfinden. Jesus Christus hat auch alle Zeitalter (gr. Äonen) gemacht und somit auch alle Geschehnisse bestimmt, resp. zugelassen. Dies geschah natürlich immer in Übereinstimmung mit Seinem Vater. So sagt Jesus selbst:

  • Mt 10:29-30 - Werden nicht zwei Sperlinge für ein paar Pfennige verkauft? Und nicht einer von ihnen wird auf die Erde fallen ohne euren Vater. 30 Bei euch aber sind selbst die Haare des Hauptes alle gezählt.

Jedes Detail unseres Weges hat etwas mit Gott zu tun. Gott spricht selbst durch widrige Umstände zu uns. Als Paulus von einem Engel Satans geschlagen wurde, offenbarte ihm Gott, dass auch diese Sache ihm zum Guten dienen müsse. Paulus wurde davor bewahrt, sich zu überheben und gleichzeitig lernte er, dass die Kraft Gottes in den Schwachen zur Vollendung kommt (2Kor 12:7-9). Es gehört zur Schule Gottes, dass wir Sein Reden auch in den Umständen erkennen können. Wenn ich z. B. am Arbeitsplatz gemobbt werde, dann möchte Gott mir etwas deutlich machen. Vielleicht will Er mir dadurch folgende Dinge lehren:

-Dass ich demütig werde.
-Dass ich mich in Geduld übe und ausharren lerne.
-Dass ich meine „Peinigerliebe und sie segne.

oder

-Dass ich einfach meinen Arbeitsplatz wechseln soll.

Die ersten drei Punkte können und sollen wir immer und überall üben, aber wenn ich von Gott in eine solche konkrete Situation geführt werde, dann wird das erschwerte Üben erst richtig Realität! Ob ich meinen Arbeitsplatz wechseln soll oder nicht, muss ich in der Stille vor Gott herausfinden. Dies ist nicht immer der richtige Weg (Dieses Beispiel betrifft mich zurzeit nicht).
W. Einert schreibt dazu:

»Für mich ist Gottes "Reden", damit ich "hören" kann, mit ganz praktischen Erlebnissen verbunden. Zum Beispiel: „Ich bin gelegentlich sehr ungeduldig (auch beim Autofahren). Wenn dann "einer" vor mir meine Geduld auf die Probe stellt, dann sage ich mir, jetzt gibt mir mein Herr ein Übungsobjekt, Er redet zu mir. Das hilft (nicht immer) geduldiger zu werden.«

oder

»Vor 5 Jahren hatte meine Frau Bein und Knöchel gebrochen. Ich war äußerst gereizt und ungeduldig. 6 Wochen Hausmann spielen usw. Am 2.12.2012 rutschte sie vor der Gemeinde aus und brach sich das Wadenbein. Schon wieder. Diesmal war ich in mein wiederholtes "Hausmann-Sein", bis auf eine einzige Ausnahme, ruhig und ergeben. Solches "Reden Gottes“ (durch gewisse Umstände) gibt es viel in meinem Leben.«

Wenn wir gar nichts vernehmen

Trotz großer geistlicher Sensibilität und aufmerksamen Hinhörens, gibt es immer wieder mal Situationen, wo wir nicht wissen, wie Gott über eine Sache denkt, weil wir nicht den geringsten Hinweis erkannt haben (weder durch Sein Wort, noch durch Gebet, Führung, Umstände oder Mitmenschen).
Dieses „Schweigen Gottes“ kann Verschiedenes bedeuten und dann ist es die Sache jedes einzelnen Gläubigen, im Gebet dieses Schweigen zu interpretieren. Es kann sein, dass wir ...

- an einer Sünde festhalten.
- noch gar nichts entscheiden müssen, obwohl wir denken, dass es nötig sei!
- an der gegebenen Situation nichts ändern sollen.
- einfach Schweigen sollen, obwohl wir den Eindruck haben, es müsse was gesagt werden.
- Geduld üben oder in einer Sache ausharren sollen.

Es kann aber auch bedeuten, dass wir im Vertrauen auf Gott einfach einen Schritt wagen sollen. Manchmal haben wir Christen die kuriose Vorstellung, man müsse für alles und jedes einen „Zettel vom Himmel“ haben. Wenn wir uns das biblische Denken angewöhnt haben und wenn wir im Gebet mit Gott verbunden sind sowie aus Liebe zu Gott und dem Nächsten handeln, dann können wir auch ohne einen „himmlischen Zettel“ eine Sache angehen.

Wir sollten immer in einer Hörbereitschaft Gott gegenüber leben, aber manchmal müssen wir es einfach auch akzeptieren, dass Gott eine gewisse Zeit schweigt, wie Er das im Buch Hiob auch mehrere Kapitel lang tat! Hiob hätte es sich bereits im dritten Kapitel gewünscht, dass Gott zu ihm reden würde, aber er musste bis zum Kapitel 38 warten.

Letzte Gedanken

Ich wünsche mir für alle gläubigen Christen, dass sie sich die geschriebenen Worte Gottes noch mehr zu Herzen nehmen, dass sie noch mehr ins Gebet gehen, dass sie einander noch mehr zuhören und dass jeder ein feines Gespür für das sanfte Leiten des Heiligen Geistes bekommt. Ja, wir brauchen noch mehr geistliche Sensibilität!