Gleichnisse in Matthäus 13

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Die Gleichnisse Jesu - Eine Auslegung in prophetischer Sicht

Pfarrer Theodor Böhmerle (1870 - 1927)

Quelle: private Abschrift, Verlag unbekannt

Weitere interessante Abschriften siehe hier:

Inhaltsverzeichnis des Buches

Kapitel davor:
Der ungerechte Haushalter
Lk 16:1-13


In Bearbeitung

Gleichnisse in Matthäus 13

Von der Sieben und der Eins

Das bedeutsamste Kapitel für die Auffassung und Fassung der Königreichsgleichnisse ist Mt 13. Schon die Siebenzahl der Gleichnisse, welche der Heilige Geist hier zusammengefügt, ist bedeutsam. Sieben ist die Zahl der Offenbarung in Bezug auf das Königreich. Alles, was Gott in Christo tut, sein Königreich wieder aufzurichten in der gefallenen Kreatur, das verläuft in der Sieben. Drei ist Gott, vier ist die Welt. Drei und vier, wenn also die Welt wieder in Gemeinschaft tritt mit Gott - das ist sieben. Das Volk aber, welches als Erstlingsvolk unter die Nationen das vollendete Heil tragen darf, das jüdische Volk - das läuft in der Fülle, in der Zwölf. Ihm ist Gott aufgeprägt und eingeprägt. Israel nach seiner Annahme ist gewissermaßen mit dem König multipliziert - drei mal vier - und führ herauf die 3 und 4 für alle Kreatur. Daher heißt das zielvollendete Volk 144 000, das ist 3 mal 4 mal 3 mal 4 mal 10 mal 10 mal 10. Das ist das Siebenervolk in seiner Vollendung für seine Nationenaufgabe. Die Gemeine ist im Gegensatz hierzu die glatte Eins. Die Gläubigen in Christus gehören in die Gotteinheit. „Ich in ihnen und sie in mir, auf dass sie alle eins seien, gleichwie du, Vater, in mir und ich in dir.“ Ein Glaube, eine Taufe, ein Geist, ein Herr und in ihm ein Leib. Hier geht alles in der Eins. Daher die Erstlinge oder die Einser. So zeigt die Siebenzahl das Jüdische bzw. Nationenmäßige an.

Und diese Siebenzahl ist wunderbar geteilt im Aufbau dieser Gleichnisse, wie sie oft geteilt ist, wo sie auftritt, in drei und vier. Das können wir besonders oft in den Psalmen verfolgen, ,deren ganze Einteilung im großen und einzelnen in der Sieben verläuft und sich immer wieder in drei und vier gliedert. Die drei ersten der sieben Königreichsgleichnisse unseres Kapitels geben den Gang im Königreich in seinen großen Verlaufslinien, man möchte sagen in seinem göttlichen Tenor. Die vier darauf folgenden Gleichnisse zeigen die menschliche Seite dieses Ganges bis zum Ziel hin.

Die prophetische Auslegung

Ehe wir nun in die eigentliche Darlegung dieses wunderbaren Sieben-Weges des Königreichs Christi eintreten, müssen wir noch vorausschicken,d ass wir nur die prophetische Auslegung der Gleichnisse zu geben versuchen. Jedes Gleichnis kann auch geistlich, in Beziehung auf die Gemeine und in Beziehung auf das geistliche Leben ausgelegt werden. Es sollen also mit der prophetischen Auslegung die geistesmäßig erbaulichen Auslegungen nicht ausgeschlossen werden. Alle Schrift von Gott eingegeben, ist nützlich. Aber in einer Hinsicht ist die prophetische auch für die rein erbauliche Auslegung sehr wichtig. Die prophetische Auslegung, welche den eigentlichen Grundsinn der Gleichnisse aufzudecken sucht, gibt die großen Grundlinien, innerhalb deren sich auch die erbauliche Auslegung bewegen muss. Die erbauliche Auslegung darf also nicht auslegen, was dem prophetischen Sinn widerspricht. Die erbauliche Auslegung darf nicht in ganz anderen Grundlinien laufen als die, welche der prophetische Sinn weist und aufdeckt. Das ist aber durch die Kirchenentwicklung hindurch vielfach geschehen. Man hat eben ausgelegt nach seinen Interessen und um seine manchmal verkehrten Marschrichtung zu decken. Wir müssen in dieser Hinsicht wiederholen, was wir schon manchmal gesagt haben, dass wir nämlich noch sehr viel katholische Auslegung haben. Doch nun zu den Gleichnissen.

Der Heiland geht aus von dem Boden, auf welchem er steht. Das tut alles prophetische Wort. Es wurzelt stets in der Gegenwart des Propheten. Es durchleuchtet die Gegenwart in Gericht und Gnade und führt aus der Gegenwartsanlage, gewissermaßen aus der Gegenwartsknospe, hinaus zum ausgewachsenen Ziel. Alle Prophetie ist wachstümlich. Da Oberlicht aus dem oberen Heiligtum sieht in den gegenwärtigen Dingen die Anlagen für die kommenden und zeigt deren Auswuchs. So ist's auch mit unseren Gleichnissen, sonderlich mit dem ersten.

Nicht ohne Buße

Der Heiland ist neben der Versöhnung und Erlösung der ganzen Welt in Leiden, Sterben und Auferstehen zu allererst zu niemandem gekommen als allein zu den verlorenen Schafen vom Hause Israel. Das Verheißungsvolk in sein verheißenes Ziel und Erbe zu führen, war sein Zweck und seine Aufgabe. Darum geht er bei der Verwirklichung dieser Seite seiner Aufgabe immer aufs Ganze. Das ganze Volk soll ihn als den gekommenen, verheißenen Messiaskönig erkennen und in ihm erlöst und erneuert seine große Nationen-Aufgabe ergreifen. Darum geht es in den ersten drei Evangelien immer aufs Ganze. Schon Johannes der Täufer erregt das ganze jüdische Land zur Bußtaufe hin, und es geht auch in Massen zu ihm hinaus. Der Heiland tritt nach seinem Hervortreten völlig in die Fußstapfen des Johannes und dessen Jünger. In gewaltigem, das Ganze erregenden Zeugnis in Wort und Tat tritt er als der Verheißene auf. Er tut es aber immer in der Gehaltenheit und Zurückhaltung, dass nicht die unbußfertigen Massen in ihrem natürlichen, nicht völlig durchgebrochenen sinn ins Königreich hineintappen und es gewissermaßen als einen Raub an sich reißen. Ohne Buße und Vergebung, ohne Sinnesänderung und Bekehrung ist ja kein Königreich möglich. Aber mit Macht geht der Herr aufs Ganze. Er heilt, wie es genau, heißt, alle Krankheit und Siechtum im Volk.

Er rüstet die noch unmündigen, unerlösten Zwölfe ja, die noch unmündigeren Siebenzig aus und schickt sie in die Orte, und sie heilen jedermann; auch die Teufel sind ihnen untertan, Es geht auch durchs ganze Volk die innere und äußere Bewegung. Der Einzug in Jerusalem, wo zuvor die Erweckung des Lazarus die Massen bewegt, ist der Höhepunkt. Der Heiland als der Prophet sieht aber schon sehr früh, dass der Durchbruch nicht erfolgt. Er sieht und fühlt den Hass der Leitenden, denen ihre angemaßte Schriftgelehrten-Machtstellung - das Gesetz kennt ja keine Schriftgelehrten - wichtiger ist als das Königreich. Er sieht und erfährt aber auch die Oberflächlichkeit der Massen, die nur obendrauf erregt gar leicht wieder umgedreht werden können. Der Heiland fährt unentwegt fort, aber ernster und ernster wird sein Wort. Ernster und gewichtiger tritt der Gang und Weg zum Königreich vor seine Augen. Er muss das aussprechen: Er kann’s aber doch vor diesen Massen nicht kundtun. Da greift er zum Gleichnis. Wer will kann fragen. Die Hauptsache soll zugeschlossen sein für die Gemeine, die es erkennen soll zu ihrer Zeit und für das Volk, das es auch erkennen soll und wird zu seiner Zeit. Die Gleichnisse schließen sich erst mit den eintretenden Tatsachen auf. Ob Jahrhunderte hier im Finstern getappt haben, das tut nichts. Das prophetische Wort Gleichnisse wie Offenbarung, werden erst hell, wenn die Wende der Zeiten kommt, und die tritt jetzt ein.

Das schmerzliche Noch-Nicht

Auf diesem Boden stehend - die Menge suchend, aber die eigentliche Unbußfertigkeit sehend - hebt nun der Herr an. Im ersten Gleichnis schüttet er sein betrübtes Herz aus, sieht sie wohl, wie sie strömen und lauen, wie sie suchen und begehren, wie sie aber doch nicht zerbrochen und versöhnt sein wollen. er freut sich nicht an ihren Massenzusammenläufen. Je mehr er sie sieht, umso mehr jammert ihn ihrer. Auf dem Höhepunkt, beim Einzug in Jerusalem, muss er weinen. So geht es auch heute noch. Wir sehen die Massen, wie sie strömen und laufen. Sie suchen und begehren auch ein Heilsreich. Aber es freuen uns diese religiösen Bewegungen nicht; sie wollen alle keine Buße.

Das 1. Gleichnis vom Sämann

Der Herr spricht nun zunächst aus, was er sieht. Er sieht, wie sie alle hören, wie sie alle kommen und staunen. Er darf als Sämann alle einsäen. Aber da stehen die Haufen, die sind hart wie getretener Weg. Interessant ist es ihnen und unterhaltend, neu, darum anziehend. Aber nichts dringt ein. Weg vom Hören heißt weg von allem. Der Alltag frisst alles. Bei ihnen hat der Satan die Platte schnell geputzt. Und der Herr seiht andere Haufen, die sind begeistert und entflammt. Grashälmchen schießen auf aus dem Samen des Wortes. Der Ewigkeitsgrund ist angeregt. Aber zu ernsterer Vertiefung, zum Tragen der Leiden, welche die Ewigkeit dem natürlichem Menschen bringt, wenn er glauben will, da dringen sie nicht ein. Sie wollen die Glückseligkeit aber nicht das Kreuz zuvor.. Zur Zeit der Anfechtung fallen sie ab. Und der Herr sieht andere Haufen. Ernste Leute. Sie sind beharrlicher. Aber die Grundwurzeln des Ich-Wesens, die verschiedenen Suchten lassen sie nicht lösen. Und die Suchten kommen, und sie wachsen, es sind Dornen. Und das Leben erstickt. So sieht’s der Herr. Es ist kein Boden, kein zubereiteter Boden, da. Etliche sieht er! da fährt der Pflug durch. Da bricht der eigene Sinn zusammen. Da will man Vergebung und neues Leben. Das ist gutes, d. h. zweckmäßiges, für Wachstum bereitetes Land. Da gibt’s Frucht in verschiedenem Maß, ja nach der Gabe, je nach dem Gefäß. Das sind Erstlinge. Aber die Masse ist noch nicht reif. Viele sind berufen, wenige sind auserwählt. Noch ist’s nichts mit dem Königreich, der Heiland sieht’s.

Und er sieht, was noch kommen muss, bis es geht. Das erste Gleichnis ist das gewaltige schmerzliche Noch-Nicht. Noch isst es den Menschen verborgen, aber ihm ist es klar. Das äußere Königreich mit seinen Heilsauswirkungen würden sie nehmen, den inneren Weg dazu finden sie nicht. Einen Anbruch des Königreichs gibt’s einen heiligen Anbruch, aber darüber hinaus geht es nicht. Es isst keine Kraft da zur Ausgeburt. Das ist der erste prophetische, schmerzliche Heilandsblick. Ja, alle Prophetie hat passionellen Grund. Hier liegt er vor uns im ersten Gleichnis. Was muss noch geschehen, bis dies Volk seiner göttlichen Berufung und Erwählung frei zufällt. Das sagt das zweite Gleichnis.

Das 2. Gleichnis von der Saat

Dieses Volk, es ist guter Same; ja, sie sind die Kinder des Königreiches, wie sie der Heiland im zweiten Gleichnis nennt. Sie sind nicht die Gottessöhne, so heißen sie nicht. Sie sind Kinder des Königreiches Mt 13:38. Das ist ein großer Unterschied! Sie sind nicht geistgeboren. Sie sind aber auserwählt als Königreichsträger. Und es ist wahrhaftig guter Same. Denken wir an Abraham, Isaak, Jakob, Joseph. Denken wir an Moses und Aaron; denken wir an Gesetz und Propheten, an die herrlichen Gaben; denken wir weiter an die Gnaden und Führungen des Herrn. Es ist auserlesener guter Same des Sohnes Gottes. Er hat ihn selbst gezogen, geläutert und aufs Beste gepflegt. Und von Anfang an ist er für die ganze Welt gestimmt. Von diesem Samen sollen gesegnet werden alle Nationen der Erde. Und der Same isst und bleibt gut, ob er auch noch so viele Auswüchse treibt. Der Herr hat recht gewählt und recht geführt. Er macht keine Fehler, und seine Gaben und Berufung mögen ihn nicht gereuen. Er hat ihn schon hinausgesät in die Nationen. Er muss ihn aber zu seiner endgültigen Zubereitung erst im vollen Sinn hinaussäen in die Welt. Die Aussaat des jüdischen Volkes in die Nationenwelt ist der nächste Schritt, der geschehen muss. Da wird sich allerdings diese Aussaat nicht als Aussaat guten Samens erweisen, wie das zweite Gleichnis mit Schmerzen berichten muss. Aber es ist doch ein guter Same - der Glaube sieht seinen Ursprung, der ist göttlich.

Achten wir also wohl, diese Aussaat des guten Samens in die Welt, das sind nicht die Söhne Gottes, die jetzt hin und her aus dem Geist geboren werden. Die werden ja aus der Welt herausgezogen und für eine ewige Aufgabe erzogen. Die Gemeine ist nicht die in die Welt Hineingesäte, vielmehr die aus der Welt Herausgerufene. Das ist die Umkehr der Wahrheit, wenn man sie hineinsäen will. Der Same der Welt, der in die Welt hineingegebene ist immer das jüdische Volk. Und in diesem Volk wird es geschehen in der Zeit dieser letzten Hineingabe in die Nationenwelt, dass in seiner Mitte der Teufel Gestalt gewinnt und Kinder der Bosheit, Kinder des Teufels geboren werden. Das Ich-Wesen der Sünde wird in diesem Volk zu seiner vollendeten Ausreife kommen. Das ist ja doch in der Gemeine ganz unmöglich. In der Gemeine des gebrochenen Ich-Wesens wird nicht der Antichrist geboren. Der Platz des Gesetzlosen mit seinen gesetzlosen Anhängern ist im entarteten Gesetzesvolk. Der Heiland sieht die Zeit voraus, die wir jetzt erleben. Ein Teil des Judenvolkes wird Gesetz und Prophetie abstreifen, wird in alle Philosophien und Verfühungen des Ich-Wesens geraten und endlich den Ich-Menschen aus sich herausgebären.

Die Knechte, die Treuen in Gesetz und Prophetie, werden erschrocken sein, dass solches im Volk der Wahl geschieht. Sie werden den bösen Samen ausrotten wollen. So wollen die frommen Juden nichts zu tun haben mit dem aus z. T. sozialistischer und kommunistischer Grundlage ausgeführten Ich-Zug nach Palästina. Aber da ist nichts aufzuhalten. Das wächst miteinander bis zur Ernte. Und je näher es zur Ernte kommt, wird beides reifen. Gesetz und Prophetie werden groß werden bei dem einen Teil des jüdischen Volkes. Die zwei Zeugen - Gesetz und Prophetie - stehen in gewaltigen Vertretern auf. Aber auch die Gesetzlosigkeit wird groß werden. Der Antichrist wird die zwei Zeugen töten und für eine Weile wirkungslos machen. Aber wenn die Stunden voll sind, wenn die antichristliche Ära reif ist, dann wird das Gericht kommen. Dieses Gericht ist das über den Antichrist, falschen Propheten und Satan, wie es Offb 19 am Schluss steht. Am Ende des laufenden Äons wird das geschehen. Was Luther übersetzt mit „Ende der Welt“, das ist das Ende des laufenden Gottzeitalters. Sind dann die Kinder des Teufels gerichtet, dann werfen die Kinder des Reiches, nunmehr gesichtet wie der Weizen, ihren König verehren, der verklärt mit seinen Verklärten zu ihnen kommt; und dann werden die Gerechten leuchten wie die Sonne in ihres Vaters Königreich. Dann wird die Herrlichkeitszeit des erneuerten Israel unter allen Nationen angehen. Dann werden die Neuausgesäten es ausweisen, dass sie doch der gute Same sind.

Das 3. Gleichnis von der Saat