Einleitung der Offenbarung

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Abschrift des Buches: Die Apokalypse oder der Tag des Herrn
Verfasser: E. W. Bullinger (1902)

In Bearbeitung

Inhaltsverzeichnis
Kapitel davor: Der Zweck der Apokalypse

Einleitung der Offenbarung

Offb 1. Wir haben nun mit den achtzehn großen Gliedern zu tun. Zunächst werden wir den Aufbau jedes einzelnen ausführlich darlegen und dann eine Anleitung geben mit Erklärungen, die zum Verständnis der heiligen Worte beitragen.

Freilich sagen wir uns, dass manchem diese Dispositionen mehr oder weniger wunderlich erscheinen mögen.

Doch können wir wohl fragen: Warum sollen wir zwischen Gottes Worten und Gottes Werken einen Unterschied machen? "Alle Seine Werke sind vollkommen". Die Schüler der Erkenntnis werden nie müde, sich in sie zu versenken, und je mehr sie sich hinein vertiefen, um so mehr erkennen sie die Vollkommenheit ihres Aufbaus, ihrer Anordnung und Schönheit.

Gottes Worte aber gehören zu Seinen Werken. Warum sollten nicht die Liebhaber des göttlichen Wortes dieselbe Vollkommenheit im Aufbau, in der Anordnung und Schönheit in der Heiligen Schrift voraussetzen? Soll man Gottes Worte als unvollkommen ansehen, während man Seine Werke als vollkommen erkennt?

Es steht geschrieben: "Groß sind die Werke des Herrn; wer auf sie achtet, der hat seine Lust daran" (Ps 111:2).

Wir glauben, dass auch Seine Worte groß und vollkommen sind; und da wir, (was wir auch von unsern Lesern voraussetzen) "eitel Lust daran" haben, so wollen wir suchen und forschen in der Schrift, um mit dem Psalmsänger sagen zu können: "Ich freue mich über Deinem Wort, wie einer, der große Beute macht" (Ps 119:162).

Der Schlüssel zum Buch

Unsere Leser mögen die Dispositionen sorgfältig studieren, denn in ihnen liegt der Schlüssel des ganzen Buches. Sie zeigen uns den Zweck des Ganzen und jedes Teiles. Sie geben an, was vor anderem wichtig ist, und auf welche besonderen Punkte wir unsere Aufmerksamkeit zu richten haben. So werden sie uns ein beständiger, nie versagender Führer sein, der unser Studium leiten und unseren Gedanken die Richtung weisen kann.

In der Betrachtung der Dispositionen werden wir einen Eindruck erhalten voem göttlichen Ursprung des Buches und seiner Vollkommenheit (die wir zwar noch nicht ganz erfassen können), so dass wir die Offenbarung als "Gottes Wort" und nicht als "Menschenwort" werden annehmen müssen (1Thes 2:13).

Die Einleitung (Offb 1) ist nach demselben Plan aufgebaut wie der Schluss (Offb 22:6-21).

Beide bestehen aus vier Gruppen, mit je vier Gliedern. Selten entsprechen sich Einleitung und Schluss in solch auffallender Weise.

Der Buch der Offenbarung hat seine Eigenart. Die Zahl vier versinnbildlicht das, was der Erde angehört: und sechzehn ist die Quadratzahl von vier. Das Buch ist in sich so harmonisch und vollkommen, dass es schon äußerlich und im Sinnbild zu erkennen gibt, dass es sich auf die Erde bezieht, und sogar alles, was mit der Erde zu tun hat, ins Quadrat erhebt.

Der Aufbau von Offb 1, das die "Einleitung" des ganzes Buches bildet, ist folgender. Um ihn recht zu würdigen, vergleiche man ihn sorgfältig mit dem Aufbau des Schlusses, der weiter unten gegeben werden.

Aufbau der Einleitung

A
E1 - a1 - Offb 1:1 = Der Engel gibt Zeugnis

b1 - Offb 1:2 = Was er bezeugt.
c1 - Offb 1:3 = Segen ("Selig ist")
F1 - d1 Offb 1:3 = 3. Advent ("Die Zeit ist nahe")

E2 - a2 - Offb 1:4 = Johannes gibt Zeugnis

b2 - Offb 1:4.5 = Was er bezeugt
c2 - Offb 1:5.6 = Widmung ("Der uns" usw.)
F2 - d2 - Offb 7:8 = Advent ("Siehe, Er kommt)

E3 - a3 - Offb 1:9 = Gruß ("Fürchte dich nicht")

b3 - Offb 1:9-11 = Jesus gibt Zeugnis (von Sich selbst)
F3 - d3 - Offb 1:12-16 = Advent (Gesicht von dem, der da kommt)
c3 - Offb 1:17 = Gruß ("Fürchte dich nicht")

E4 - a4 - Offb 1:17-18 = Jesus gibt Zeugnis (von Sich selbst)

b4 - Offb 1:19 = Was er bezeugt
F4 - d4 - Offb 1:20 = Advent (Bezugnahme auf das Gesicht Offb 1:12-16 = d3)
c4 - Offb 1:20 = Auslegung (Das Geheimnis der "sieben Sterne" usw.)

Dieser Gedankenaufbau zeigt uns, dass zweierlei besonders betont wird:

Der Advent (F)
Das Zeugnis von dem Advent (E)

In jedem zweiten Glied wechselt der Advent mit vier verschiedenen Aussagen

Segen
Widmung
Gruß
Auslegung

Der Advent steht immer der Mitte am nächsten. Während er in den zwei ersten Gruppen auf Segen und Widmung folgt, steht er im dritten und vierten Paar vor Gruß und Auslegung.

Der Advent wird auch auf doppelte Weise bezeugt in den beiden ersten Gruppen (d1 und d2) durch ein Gesicht, in den beiden letzten Gruppen aber (d3 und d4) durch ein Gesicht. Auf diese Verschiedenheit werden wir aufmerksam gemacht durch die Einrückung in F3 und F4.

Um nun zu zeigen, wie nicht nur die Einleitung als Ganzes vollkommen in ihrem Aufbau ist, sondern wie auch jedes ihrer Glieder vollkommen ist, wollen wir das erste Glied E1 als Beispiel ausführlich darstellen.

Dadurch wird uns klar, dass die zwei ersten Verse den Grundgedanken des ganzen Buches enthalten. Das erste Glied, das aus diesen beiden Versen besteht, zerfällt in zwei Teile, die sich vollkommen entsprechen. Ihre Übereinstimmung wird aber durch die fehlerhafte menschliche Verseinteilung verdeckt. In jedemTeil finden wir dieselben vier Aussagen, nämlich das Geben des Buches, den Vermittler, Zweck und Gegenstand, zuerst der Absicht, dann der Ausführung.

Der Engel gibt Zeugnis

Auslegung E1
Absicht:
E1 - e - Offb 1:1 = Die Offenbarung gegeben - Die Offenbarung Jesu Christi, die Gott gegeben hat.

f - Offb 1:1 = Vermittler - Ihm
g - Offb 1:1 = Zweck - Seinen Knechten zu zeigen,
h - Offb 1:1 = Gegenstand - was in Kürze geschehen wird.

Ausführung:

e - Offb 1:1 = Die Offenbarung gegeben - und hat sie gedeutet und gesandt
f - Offb 1:1 = Vermittler - durch Seinen Engel
g - Offb 1:2 = Zweck - zu Seinem Knecht Johannes, der bezeugt hat.
h - Offb 1:2 = Gegenstand - das Wort Gottes und das Zeugnis von Jesu Christo, was er gesehen hat.

Wir brauchen in der Ausführung der Glieder jetzt nicht weiter fortzuschreiten.

Offb 1:1

Übersetzung von E2
Die Offenbarung Jesu Christi... das ist der Titel, den Gott dem Buch gegeben hat. Alle anderen Titel, ob alt oder neu, sind menschlich uns sind darum nicht der Besprechung, nicht einmal der Erwähnung wert. Das Buch heißt die Apokalypse, wörtlich übersetzt: "Offenbarung". Das griechische Wort bedeutet buchstäblich ein Enthüllen, von apo = hinweg von und kalypto verschleiern; es bezeichnet entweder das Hinwegnehmen einer Hülle von einer Person, wodurch sie sichtbar wird (wie ein Standbild enthüllt wird), oder das Wegziehen eines Schleiers von der Zukunft, so dass der Lauf der kommenden Ereignisse offen daliegt. *) Beide Bedeutungen sind hier jedenfalls richtig. Hat das Wort die zweite Bedeutung, so sollen wir daraus sehen, dass der Inhalt des Buches wörtlich zu nehmen ist; denn wenn der Herr nicht offenbaren, sondern den Sinn Seiner Worte verbergen wollte, so sprach Er in Gleichnissen und gebrauchte Sinnbilder (Mt 13:10-16; Mk 4:11.12).

  • ) Weiter vorne haben wir ein Verzeichnis aller Stellen gegeben, wo das Wort vorkommt, so dass unsere Leser selbst die Bedeutung jeder Stell prüfen können. Mit "Offenbarung" ist das Wort übersetzt Röm 2:5; Röm 8:19; 1Kor 1:7; 1Kor 14:6.26; 2Kor 12:1.7; Gal 1:12; Gal 2:2; Eph 1:17; Eph 3:3; 1Petr 1:13; 1Petr 4:13; Offb 1:1. - Röm 16:25 (durch welche offenbart ist); 1Petr 1:17 (wem offenbart wird. - Mit en = in wenn er wird offenbart werden); 2Thes 1:7 - (mit eis = in: erleuchten); Lk 2:32.

Die Ihm Gott gegeben hat..., Hier ist es nicht der Vater, der Seine Kinder unterweist, sondern "Gott " als Herrscher tut Seinen "Knechten" etwas kund durch Christum, der (wegen Seines vermittelnden Charakters) ausdrücklich als der Knecht bezeichnet wird (s Jes 42:1.7 usw.). Als ein "zerstoßenes Rohr" und ein "glimmender Docht" wird Er nicht zerbrochen und ausgelöscht werden, "bis dass Er auf Erden das Recht aufrichte". Jetzt ist die Zeit gekommen, wo Er Recht und Gericht auf die Erde bringen soll, und darum lässt es Gott von Seinem Herrscherstuhl durch Seinen Knecht Jehova-Jesus dem Johannes kundtun (vgl. Joh 5:19.20; Joh 7:16; Joh 8:28; Joh 12:49; Joh 14:10: Joh 17:7.8; Mt 11:27: Mk 13:32; Apg 1:7).

zu zeigen .... Hier steht dasselbe Wort, das auch am Anfang des Schlusses gebraucht wird (Offb 22:6).. Es bedeutet vor Augen führen und ist eng verbunden mit Gesichten und Zeichen (vgl. kMt 4:8; Mt 8:4), darf aber nicht darauf beschränkt werden, wie aus Mt 16:21 hervorgeht. (Das Wort kommt achtmal in dem Buch vor; nämlich Offb 1:1; Offb 4:1; Offb 17:1; Offb 21:9.10; Offb 22:1.6.8).

Seinen Knechten .... Nicht "allen Christen", wie Alford sagt, sondern den Kindern Israels, denen die Bezeichnung "Knecht" besonders zukommt. Wir haben schon über diesen Gegenstand gesprochen und haben nur hinzuzufügen, dass das Wort in Bezug auf die Christen weder in den paulinischen Briefen noch in den anderen an die christlichen Gemeinden gerichteten Episteln vorkommt, mit Ausnahme von 1Kor 7:22 und vier Fällen, wo der Apostel von sich selbst und anderen spricht, die ausgesondert sind zu besonderem Dienst. An einer Stelle ist sogar ein wichtiger Beweis aufgebaut auf den nachdrücklich betonten Unterschied zwischen Knechten und Kindern (Gal 4:7). "Also ist nun hier kein Knecht mehr, sondern eitel Kinder" (s. 2Kor 4:17; vgl. Joh 15:15).

Andererseits steht es vierzehn Mal, um diejenigen zu bezeichnen, von denen auch die Apokalypse handelt. Im Alten Testament ist die Bezeichnung "Knecht" der gebräuchliche Name für Israel unter dem Bund des Gesetzes (s. 3Mo 25:42.55; Jes 49:5; Jes 65:15 usw.)

was geschehen muss .... durch die Notwendigkeit göttlicher Herrschaft und Obergewalt. Das heißt: die zukünftigen Ereignisse hängen nicht vom Zufall ab, sie müssen notwendig geschehen. Wir haben hier genau dieselben Worte wie in der Septuaginta-Übersetzung von Dan 2:29. Mit anderen Worten: Gott wird erfüllen, was Er offenbart.

in Eile .... en tachei kommt acht mal vor*) Unsere Leser werden aus den Stellen selber sehen, dass es eine zweifache Bedeutung hat: behände, schnell, und bald, von der Zeit. Beides kann hier richtig sein. Nehmen wir (in Übereinstimmung mit Lk 18:8) die zweite Bedeutung an, so ist zu beachten, dass der Gedanke an Verzug damit verbunden ist, "sollte Er's mit ihnen verziehen?" (Lk 18:7) So ist auch Offb 10:6 von Verzug die Rede, wo es heißt, dass "hinfort keine Zeit mehr sein soll". Gott (vor dem tausend Jahre wie ein Tag sind, 2Petr 3:8) wird es in Kürze geschehen lassen; und wenn Seine Zeit gekommen ist, so wird Er es in Eile tun (Röm 9:28).

  • ) Es übersetzt durch behände: Apg 12:7; Apg 22:18. In Kürze: Lk 18:8; Offb 1:1. In Kurzem: Apg 25:4; Röm 16:20. Bald: Offb 22:6. Es ist hinzuzufügen 1Tim 3:14, wo Lachmann und Tregelles es statt tachion setzen.

und Er hat es gedeutet .... nämlich Gott, siehe Offb 22:6. Das Wort heißt eigentlich, seiner Abstammung nach durch Zeichen zeigen, darf aber nicht auf diese Bedeutung beschränkt werden, wie andere Stellen, wo es vorkommt, beweisen. Siehe Joh 12:33; Joh 14:32; Joh 21:19; Apg 11:29: Apg 25:27; Offb 1:1. Wegen dieser zu engen Auffassung hat man die Apokalypse als ein Buch voller Zeichen und unverständlicher Symbole angesehen. Aber ungefähr die Hälfte der Symbole (14) sind deutlich erklärt (obwohl die Erklärungen von den Auslegern oft wieder symbolisch gehalten werden). Da die Erklärungen von Gott stammen, so dienen sie als Schlüssel für die ungeklärt gebliebenen. *)

  • ) So wird erklärt, dass der "Leuchter" Versammlungen bedeuten, "Sterne" für Engel der Versammlungen; "Fackeln", Geister; "Hörner" und "Augen" sind Geister; "Weihrauch" bedeuten Gebete der Heiligen; "Drache", Satan; "Frösche" unreine Geister; "wildes Tier", ein König Offb 17; "Häupter" des wilden Tieres, "Berge und Könige; "Hörner", Könige; "Gewässer", Völker; "Weib", eine Stadt; "feine Leinwand", gerechtes Urteil; "Stadt Gottes", Braut des Lammes.

und gesandt durch Seinen Engel zu Seinem Knecht Johannes .... Johannes, wie Paulus und andere, war zu dem besonderen Dienst an seinen Mitknechten ausgesondert. Vergleiche Jes 40:9; Am 3:8.

Offb 1:2

der bezeugt hat .... Die Vergangenheit zeigt, dass die Einleitung zuletzt geschrieben sein muss, obwohl sie am Anfang steht. Das Wort verbindet Einleitung und Schluss. Vergleiche Offb 1:1 mit Offb 22:16.20. Nur an diesen drei Stellen kommt das Wort in dem Buch vor. Es bedeutet hier nicht nur er bezeuge, sondern auch: er tat öffentlich kund.

vom Wort Gottes .... Wir haben oben gesehen, dass dies die gebräuchliche und idiomatische Bezeichnung für eine prophetische Mitteilung ist. Darum steht der Ausdruck hier am Anfang; er bezeichnet das ganze Buch.

und dem Zeugnis von Jesu Christo .... was Er, als Er auf Erden war, bezeugte. Dieses Buch oder Prophetenwort geht nicht über das Ziel hinaus, das Jesus in Seiner Lehre und Weissagung festhielt. Dieses Zeugnis ist der wesentliche Inhalt des Buches. Siehe Offb 22:6.

was Er gesehen hat .... nicht nur, was Er als direkte prophetische Botschaft hörte, sondern was Er im Gesicht dargestellt sah. Gott gab Christo die Offenbarung; Christus deutete sie durch Seinen Engel dem Johannes; und Johannes tut sie hierdurch kund. Er sagt Offb 22:8: "Ich bin Johannes, der solches gesehen und gehört hat". (Wieder ein verbindendes Glied zwischen Schluss und Einleitung). Das das Verbum (Offb 1:2) in der Vergangenheit steht, ist ein neuer Beweis, dass die Einleitung zuletzt geschrieben worden ist, oder doch jedenfalls nach dem Sehen und Hören, von dem die Rede ist.

Das zweite Glied, F1, besteht nur aus einem Vers (Offb 1:3) der Gegenstand ist ein zweifacher Segen und Advent.
Er kann dargestellt werden wie folgt:

Offb 1:3

Segen und Advent

Erweiterung von F1

i - Offb 1:3 = Segen - "selig ist,
j+k - Offb 1:3 = Personen - der da liest und die da hören
l - Offb 1:3 = Worte - die Worte der Weissagung
j+k - Offb 1:3 = Personen - und behalten,
l - Offb 1:3 = Worte - was darin geschrieben ist,
i - Offb 1:3 = Begründung - denn die Zeit ist nahe."

Fortsetzung von F1 -
Offb 1:3
Selig ist, der da liest und die da hören .... Das Wort deutet auf einen Leser und viele Zuhörer hin (Lk 4:16). Weil das Buch so sehr vernachlässigt wird, so könnte man meinen, es stände da "Selig sind, die nicht lesen". Dieser Segen wird ganz öffentlich verworfen; ja manchmal rühmt man sich dessen noch! Sollte die Stelle einen Hinweis auf öffentliches Lesen enthalten, so wird die Vernachlässigung des Buches in der Tat getadelt und die Haltung, die man der Apokalypse gegenüber allgemein annimmt, stillschweigend verurteilt.

die Worte der Weissagung .... Hier ist die Rede von gesprochenen Worten, in Sonderheit von den siebzehn himmlischen Stimmen, zum Unterschied von dem, was geschrieben ist. Die gesprochenen Worte sind der Schlüssel zu dem geschriebenen, denn es wird hinzugefügt:

und behalte im Gedächtnis, was darin geschrieben ist ... "Behalte", ist ein hebräischer Ausdruck. Das Wort schamar bedeute bewahren, erwägen. Siehe, wie die Septuaginta das Wort übersetzt_ 1Mo 17:9; 1Mo 37:11; 4Mo 28:2 usw. Vergleiche auch Lk 1:66: "und alle, die es hörten, nahmen's zu Herzen"; Lk 2:19: "Maria aber behielt alle Worte und bewegte sie in ihrem Herzen". Ebenso in Lk 2:51. Das Wort wird auch gebraucht vom Gedenken in dem Sinne von gehorchen; doch die Bedeutung ist hier wohl kaum zutreffend; denn "Weissagung" ist nicht Vorschrift.

denn die Zeit ist nahe .... Das Wort kairos bezeichnet eine verordnete und bestimmte Zeit, nämlich die, in der das kommen wird, was geschrieben steht, der Advent des Tages des Herrn. Die Weissagung des Buches ist nicht von der Hand zu weisen, als bezöge sie sich auf Ereignisse, die so fern liegen, dass sie uns nichts angehen. Wir müssen sie immer als nahe ansehen und daran denken, damit unser Leben davon beeinflusst wird und wir wandeln im Gedanken an die Nähe des Tages, an dem der Herr richten wir. Dann werden wir unbesorgt ein um die gegenwärtige Zeit, "den menschlichen Tag", an dem der Mensch richtet (1Kor 4:3). Paulus zeigt uns 1Kor 4:1-5, wie die Weissagung praktisch zu behalten ist. Vergleich en tachei in Eile, Offb 1:1.

Es ist nicht nötig, auch die anderen Glieder der Einleitung zu erweitern; wir schreiten in der Übersetzung fort und weisen unseres Leser auf den Gedankenaufbau von E2 und F2 hin.

Johannes gibt Zeugnis

Übersetzung von E2 - a2

Offb 1:4
Johannes den sieben Gemeinden in Asien. ... Wir haben schon gezeigt, dass das Wort ecclesia in mannigfachem Sinn gebraucht ist. Wir fassen es hier in der neutralen Bedeutung Versammlung auf, bei welcher der Auslegung freier Spielraum gelassen wird. Johannes redet ausdrücklich gewisse Gemeinden an. Sie werden sich auf der Erde befinden zu der Zeit, wenn sich die Weissagung erfüllen wird. Der Umstand, dass in den sieben Sendschreiben immer wieder auf den Hauptgegenstand der Apokalypse hingewiesen wird, lässt erkennen, das Offb 2 und 3 nicht von dem übrigen Buch zu trennen sind. Das werden wir noch deutlicher sehen, wenn wir zu den Sendschreiben selbst gelangen. Alle Ausleger stimmen darin überein, dass am "Tag des Herrn" Menschen auf Erden sein werden, wie sie in den Stellen Offb 12:17; Offb 13:10; Offb 14:12 usw. vorausgesetzt werden; jeder muss auch zugeben, dass sie einer besonderen Unterweisung bedürfen werden. Was könnte das für eine Unterweisung sein, außer der, die ihnen in den sieben Sendschreiben gegeben wird? Die Auslegung der Sendschreiben betrifft eben jenen Tag. Doch schließt sie nicht eine Anwendung aus, wie sie die Menschen gemacht haben mögen, die sie zur Zeit des Johannes lasen, oder wie wir sie heutigen Tags machen mögen. Alle lesen die Weissagung, und jeder erlangt den verheißenen Segen. Wenn aber die Kirche entrückt wird, dem Herrn entgegen in die Luft, so wird sie das Buch und die Sendschreiben nicht hinwegnehmen, sondern die Zurückbleibenden werden dann die wahre Auslegung erfahren, wie wir sie nie erfahren haben. Sie werden die Erfüllung dessen sehen, was hier geweissagt ist. Sie werden auch ihren Segen erlangen; an dem jüdischen Überrest und den verschiedenen Kreisen von Menschen in dem Buch sehen wir, worin der Segen bestehen wird.

Was Johannes bezeugt

E2 - b2

Gnade mit euch und Friede von dem, der da ist und der da war und der da kommt ... Hier haben wir einen deutlichen Hinweis auf den Namen Jehovas, wie er 2Mo 3:14 offenbart ist, und eine Umschreibung desselben.

Nicht der Vater spricht hier zu Seinen Kindern, wie in den an die Gemeinden gerichteten Episteln, sondern Jehova redet, wie Er sich Israel kundgetan hat. Das steht in vollkommener Übereinstimmung mit dem, was wir für den Zweck des Buches halten. Dreimal kommt diese Umschreibung des Namens Jehova vor, doch ist sie jedes Mal anders, je nachdem die Betonung gegeben wird.

Offb 1:4 und Offb 1:8 heißt es: "Der da ist und der da war und der da kommt".
Offb 4:8: "Der da war und der da ist und der da kommt."
Offb 11:17: "Der Du bist und warst" (hier fällt nach allen kritischen griechischen Texten das Futurum weg).
In Offb 1:4.8 wird also "ist" betont,
in Offb 4:8 "war",
in Offb 11:17 "bist".

Was diese Unterschiede der Betonung uns lehren wollen, werden wir bei der Betrachtung der betreffenden Stellen sehen.

und von den sieben Geistern, die da sind vor Seinem Thron ... Da sie "vor" Gottes Thron sind, so nehmen sie die Stelle von Knechten (s. 1Kön 10:8) und Geschöpfen ein (s. Offb 4:5.10; Offb 7:9.15; Offb 8:2; Offb 11:4.16; Offb 12:10; Offb 14:3.5.10; Offb 20:12).

Diese Tatsache hätte schon von vornherein den Gedanken ausschließen müssen,dass die sieben Geister ein Geist sein könnten, und zwar der Geist Gottes! Nie in der ganzen Bibel wird der Heilige Geist in einer so untergeordneten Stellung dargestellt. Er ist gleich mit dem Vater und mit dem Sohn.

Andererseits nehmen die Engel beständig diese Stellung in der Bibel ein. In Offb 4:5 sind es ebenfalls Engel, die dort als sieben Fackeln versinnbildlicht werden (auch andere Geister werden Hes 1:13 MIT Fackeln verglichen).

Die sieben Engel werden wieder in Offb 8:12 erwähnt; es heißt dort: "die sieben", nämlich die wohl bekannten, vorher erwähnten.

Die Engel werden in Sonderheit "Geister", auch "Winde" genannt, siehe Hebr 1:7.14; Ps 104:4: "Er macht Seine Engel zu Winden". "Sind sie nicht allzumal dienende Geister?" Die Bezeichnung "Geister" wird von allen geistigen Wesen ohne das Gewand von "Fleisch und Blut" gebraucht, die höher als die Menschen und niedriger als Gott stehen. Wo die Natur dieser Wesen zweifelhaft ist, werden sie stets näher beschrieben, so z.B. ein "sprachloser Geist", Mk 9:17, vergleiche Mk 9:20; Lk 9:39; Lk 10:20; Lk 13:11; Mt 8:16; Apg 16:16*)

*) siehe auch "unsaubere" oder "unreine" Geister Mt 10:1; Mt 12:13; Mk 1:23.26.27; Mk 3:11.30; Mk 5:2.8.13; Lk 4:33.36; Lk 6:18; Lk 8:29; Lk 11:21; Offb 16:13; Offb 18:1: "Arge" oder "böse Geister" Mt 12:15; Lk 7:21; Lk 8:2; Lk 11:26.

In Apg 8:26 wurde der "Engel des Herrn" im besonderen Auftrag an Philippus gesandt. Unmittelbar darauf (Apg 8:29) heißt es von ihm: "Der Geist" sprach zu Philippus, und Apg 8:39 wird derselbe Engelbote als "Geist des Herrn" bezeichnet, der seinen Auftrag dadurch zu Ende führte, dass er Philippus hinwegrückte nach Asdod. Offb 3:1 werden die sieben Geister Gottes zusammen mit den sieben Sternen erwähnt, Offb 5:6 sehen wir die "sieben Geister Gottes, gesandt in alle Lande". Man könnte einwenden, dass diese Auslegung dem Engeldienst die Türe öffne. Wir antworten darauf, dass die Tür gerade in der Apokalypse für immer geschlossen wird in Offb 19:10 und Offb 22:9 durch die Worte: "Siehe zu, tue es nicht!"

Auf den Einwand, dass "Engel" nicht in Verbindung mit Gott und dem Herrn Jesus erwähnt sein würden, entgegnen wir, dass es 1Tim 5:21 geschieht. "Ich bezeuge vor Gott und dem Herrn Jesu Christo und den auserwählten Engeln". Sollen die Engel der Heilige Geist sein? Gewiss nicht! Was in dieser Verbindung Offb 1:4 ausgedrückt werden soll, ist nicht so sehr der Gedanke an die göttliche Dreieinigkeit als vielmehr, dass der höchste Gerichtshof des Himmels zu Gericht sitzt über die Erde, wobei Engel die Beisitzenden sind. Vergleiche Mk 8:38; Lk 9:26; Lk 12:8, wo ein ähnlicher Gedanke ausgesprochen wird.

In keinem Gruß wird der Heilige Geist in Verbindung mit dem Vater und dem Sohn genannt, nicht einmal in den paulinischen Gemeinde-Episteln. Nach den Episteln ist Er hier auf Erden bei der Kirche, und Gnade und Friede kommen vom Himmel vom Vater und dem Sohn.

In der gegenwärtigen Kirchenperiode sind die Engel unsere Diener, siehe Hebr 1:14; Hebr 2:1.2.5. In der zukünftigen Periode aber, nachdem die Kirche entrückt ist, sind die Engel keine Diener mehr, sondern sie stehen in Verbindung mit dem Gerichtshof des Himmels und dem Thron. Der Sohn selber wird handeln als "vor den Engeln Gottes" (Lk 12:8.9).

Alle diese Gründe ergeben sich aus der Schrift; die Einwände dagegen entspringen nur dem Umstand, dass die Ausleger meinen, es sei schwer zu glauben. Aber die Frage ist hier, was Gott gesagt hat, und nicht, was den Menschen schwer oder leicht fällt zu glauben.

Offb 1:5
und von Jesu Christo ... Der einst erniedrigt, jetzt aber erhöht und verherrlicht ist.

dem treuen Zeugen ... vgl. Jes 55:4
dem Erstgeborenen von den Toten ... siehe Kol 1:16
und dem Herrscher der Könige auf Erden ...

Es ist bemerkenswert, dass alle drei Titel in Ps 89:28.38 vereinigt sind. "Ich will Ihn zum ersten Sohne machen, zu allerhöchsten unter den Königen auf Erden. Sein Stuhl ... soll ... gleich wie der Zeuge in den Wolken gewiss sein". Siehe auch Jes 52:15; Offb 6:15; Offb 17:4; Offb 19:6. Eine Parallelstelle zu den "Königen der Erde" finden wir Ps 2:2.

Im griechischen Urtext findet sich hier ein plötzlicher Übergang vom Genitiv zum Nominativ, welcher darauf folgt. Dieser Übergang ist höchst bemerkenswert (Gnade Jesu Christi, der treue Zeuge, der Erstgeborene von den Toten und der Herrscher der Könige auf Erden) birgt in sich die Andeutung der Unveränderlichkeit der göttlichen Natur, wie oben "der da ist und der da war und der da kommt", vgl. auch Hebr 13:8.

Diese Titel haben keine Beziehung zur Kirche Gottes, sondern zur Herrschaft über die Erde. Lk 1:32 wird jetzt in Erfüllung gehen; darum sind die entsprechenden Titel gebraucht. Dan 8:25 ist von Christo die Rede als dem "Fürsten aller Fürsten", aber nur in Verbindung mit Israel. Dass hier eine irdische Herrschaft gemeint ist, dass des Menschen Sohn die Herrschaft über die Erde antreten wird, geht deutlich aus vielen Schriften hervor. Siehe Offb 11:17.18; Offb 17:18; Offb 19:16; Ps 2; Ps 45; Ps 110; Jes 9:6.7.

Widmung

F2 - c2
Dem, der uns liebt, .... Alle kritischen griechischen Texte haben hier die Gegenwart, nicht die Vergangenheit. Oben, in dem neunten Punkt, haben wir die Gründe für unsere Ansicht angeführt, dass dies einer der Ausdrücke ist, die Israel in Sonderheit zukommen. Und die Gegenwart drückt hier aus, dass Jehovas Liebe zu den Kindern Israels ewig dauert (Jer 31:3; Jes 54:19), dass derselbe, der ihre Väter erwählt und geliebt hat, nun zeigen will, dass jene Liebe auch jetzt noch besteht und Großes für sie tun wird.

und uns gewaschen (oder erlöst*) hat von unseren Sünden ... Die Lesung ist hier etwas zweifelhaft. Wir haben beide Lesarten angegeben; denn beide enthalten Teile der ganzen Wahrheit. "Gewaschen" ist hier lebendiger und steht mehr in Übereinstimmung mit den hebräischen Spracheigenheiten. Sie über "waschen" Ps 51:4.9; Jes 1:16.18; Hes 36:25; Hebr 10:22; und über "erlösen" vgl. Mt 20:28; Hebr 9:12; Offb 5:9; Offb 14:3.4.

  • ) Lachmann, Tischendorf, Tregelles, Westcott und Hort lesen hier "erlöst" oder "befreit. Die Unterschiede entstehen durch nur einen Buchstaben (einige alte Handschriften haben lysanti = hat befreit anstatt lusanti = hat gewaschen).

In jedem Fall ist dies die Erfüllung von Ps 130:8: "Er wird Israel erlösen aus allen seinen Sünden" und von Jes 40:1.2: "Tröstet, tröstet Mein Volk! spricht euer Gott; redet mit Jerusalem freundlich, und predigt ihr, dass ihre Ritterschaft (Frondienst, die festgesetzte Zeit der Mühsal) ein Ende hat, denn ihre Missetat ist vergeben". Zu diesem Zweck kommt Jehova-Jesus, wie Mt 1:21 verkündigt wird: "Er wird Sein Volk selig (retten) machen von ihren Sünden.

mit Seinem (durch Sein) Blut ... Gewiss nicht "in" Seinem Blut. Davon ist im Alten Testament niemals die Rede. Nicht "in" Blut wurden die Sünden abgewaschen, sondern "durch" oder "mit" Blut; denn das Blut ist an und für sich eine Ursache der Verunreinigung. Die Sünde wurde hinweggenommen durch das Sühneopfer Christi, dessen Tod das Blut bekundet.*)

  • ) Dies ist eine eine der Redefiguren der Schrift; Blut steht hier zunächst für Tod, und Tod wieder für Christi Sühneopfer.

Offb 1:6
und hat uns gemacht zu einem Königreich und Priestern .... Diese Stelle wird durch ihre Ausdrucksweise und ihre Bedeutung als hebräisch gekennzeichnet. Die Erklärung dazu ist 2Mo 19:6 zu finden, wo Gott zu Israel (nicht zur christlichen Kirche) sagt: "Ihr sollt Mir ein priesterliches Königreich sein." Dieselben Worte schrieb Petrus "den erwählten Fremdlingen" in der Zerstreuung (1Petr 5:9): "Ihr aber seid das königliche Priestertum". Wir haben hier eine Redewendung, bei der das Substantiv "Königreich" zu einem Adjektiv wird, das den höchsten Grad ausdrückt: Er machte uns zu Priestern, sogar zu "königlichen Priestern"; oder: Er machte uns zu einem königlichen Geschlecht, dessen Glieder heilig sind und zum Dienst ausgesondert.

Wir wissen, dass sich die Kirche diese Worte gegen alles Recht angeeignet hat und sie als einen armseligen und schwachen Beweis gegen die Anmaßungen Roms und der Römer gebraucht. Wo steht in den Episteln, die der Heilige Geist durch Paulus an die christlichen Gemeinden gerichtet hat, auch nur ein Wort darüber, dass die Glieder des Leibes Christi Priester seien? Der Gedanke ist der Schrift gänzlich fremd und widerspricht der Tatsache.

Solche Verheißungen wurden aber Israel klar und deutlich gegeben. Siehe über Priester Jes 61:6; 1Petr 2:5 (und vgl. Offb 5:10 und Offb 20:5). Über Könige sieh Dan 7:22.27; Mt 19:28; Lk 22:29.30 (und vgl Offb 2:26.27 und Offb 3:21).

In dieser Kirchenperiode kann es wahrlich keine Priester geben. Die Epistel an die Hebräer lehrt, dass die Ordnung Aarons aufgehoben ist und die Ordnung Melchisedeks in Jesus Christus erfüllt ist (Hebr 6. bis Hebr 8.). Sind die Glieder des Leibes Christi Könige, wer sind dann die Untertanen? sind sie Priester, wo und für wen verrichten sie das Priesteramt? Denn der Dienst der Priester geschah für andere, "zuerst für eigene Sünden, danach für die Sünden des Volkes" (Hebr 5:1; Hebr 7:27).

vor Seinem Gott und Vater .... (s. Joh 20:17). Nicht "unser" Vater, wie in den paulinischen Episteln (1Thes 1:3; 1Thes 3:11 u.a.). Diese Zusage wird zu seiner Zeit erfüllt werden, wie wir aus Offb 20:4 sehen. Was das hier gebrauchte Wort "Vater" anbelangt, so müssen wir daran erinnern, dass das Priesteramt erblich war. Nur die Kinder Aarons waren Priester.

Ihm sei die Ehre und die Gewalt von Ewigkeit zu Ewigkeit .... (wörtlich bis in die Zeiten der Zeiten) Amen .... Ihm, der die Menschen so lieb hat (5Mo 33:3), ist diese Zusage gegeben. Der griechische Ausdruck "bis in die Zeiten der Zeiten" ist nur eine wörtliche Wiedergabe der hebräischen Ausdrucksweise. Dies Bezeichnung für Ewigkeit war den klassischen griechischen Schriftstellen unbekannt.

Advent

F2 - d2
Offb 1:7
Siehe .... Dieser Ausdruck will unsere Aufmerksamkeit schärfen auf das nun Folgende. Wir sollen im Glauben auf die wunderbare Ereignis schauen.

Er kommt mit (oder in) den Wolken .... Dies ist eine Bezugnahme auf das Alte Testament. Nämlich mit den Wolken, von denen so häufig die Rede ist in Verbindung mit Seinem Kommen in Herrlichkeit. Die Kirche wird "entrückt werden in den Wolken, dem Herrn entgegen in der Luft" Sie wird bei dem Herrn sein, wenn "Er kommt mit den Wolken" zur Erde.

Es sind zwei sehr verschiedene Ereignisse, die hier und 1Thes 4:17 geschildert werden. Dies ist dieselbe Darstellung Seines Kommens wie Mt 24:30. "Alsdann (d. h. "unmittelbar" nach der großen Trübsal) wird erscheinen das Zeichen des Menschensohnes (Offb 1:13) im Himmel. Und alsdann werden heulen alle Geschlechter auf Erden (oder des Landes), und werden sehen des Menschen Sohn in (oder mit) den Wolken des Himmels mit großer Kraft und Herrlichkeit". Die Wolken sind gleichsam Sein Wagen (Ps 18:12; Ps 104:3). Vgl. auch 2Mo 19:16; 2Mo 40:34; Jes 6:4; Hes 1:4, Stellen, die in besonderer Weise mit Offb 1:7 in Zusammenhang stehen, sind: Dan 7:13.14; Mt 24:30; MT 25:63 und Mk 14:62.

und es wird Ihn jedes Auge sehen .... Wir haben hier die Anwendung der Synekdoche, "Auge" steht für Person; es soll also heißen: jeder auf Erden wird Ihn sehen. Ebenso Mt 24:30. Nicht aber die christliche Kirche; denn sie wird dann schon "beim Herrn" im Himmel sein und nicht auf Erden.

und die, welche Ihn gestochen haben .... Sie werden besonders angeführt; Seine Brüder werden dann um Ihn trauern, wie Josephs Brüder es taten. Vgl. Joh 19:34, wo auf Sach 12:10 zurückgegriffen wird. (hier haben wir die genaue Übersetzung von Sach 12:10, während die Septuaginta ungenau ist.)

und alle Stämme des Landes .... Die Geschlechter "des Landes", nicht der ganzen Erde. Hier ist die Rede von den Stämmen Israels, wie auch Offb 5:5; Offb 7:4-8; Offb 21:12.

werden heulen Seinetwegen .... d.h. bei Seinem Anblick oder über Ihn. Von diesem Klagen spricht Sach 12:10-12; dort heißt es, dass es "zu der Zeit", am Tage des Herrn, geschehen wird. Das lässt uns erkennen, in welchem Sinne "des Herrn Tag" in Offb 1:10 zu verstehen ist.

Wie kann man hier an die christliche Kirche denken? Zerstach Ihn die christliche Kirche? Gehören die Glieder des Leibes Christi auch zu den "Geschlechtern des Landes"? Und weswegen haben sie zu heulen und sich zu schlagen, wenn ihnen doch ausdrücklich gesagt wird, dass der Tag des Herrn nicht wie ein Dieb über sie kommen wird (1Thes 5:4), dass er aber andere überfallen wird "wie der Schmerz ein schwangeres Weib, und sie werden nicht entfliehen" (1Thes 5:3). Wer hier an die Kirche denkt, kann unmöglich einen klaren Begriff von dem Wesen der Kirche haben. Dieses Klagen Israels ist aber noch zu unterscheiden von der Furcht, dem Zittern und der Vernichtung, welche über die Nationen kommen werden. Siehe Jes 2:19.; Offb 6:16. Israels Klagen wird mit jener Reue vermischt sein, von der so oft als von der einen notwenigen Bedingung des nationalen Segens die Rede ist.

Ja, Amen. Eine doppelte Bestätigung dieser feierlichen Versicherung. Vergleich den Schluss Offb 22:20. Die beiden Synonyme sollen die Gewissheit der Weissagung verstärken.

Offb 1:8
Ich bin das A und O .... (Die Worte "Der Anfang und das Ende" fehlen in allen kritischen griechischen Texten) Was das heißt, wird in Offb 1:17 und dann wieder in Offb 22:13 erklärt. Es ist ein hebräischer Ausdruck, der von den jüdischen Auslegern allgemein gebraucht wurde, um eine ganze Sache von Anfang bis zu Ende zu bezeichnen, z.B. "Adam hat das ganze Gesetz übertreten von A (Aleph) bis zu O (Taw) Z", von A bis Z. "Abraham hat das ganze Gesetz gehalten von A bis zu O/Z. Der Ausdruck bedeutet: "der Erste und der Letzte", wie Offb 1:17 und Offb 22;12 erklärt wird. Das ist nicht ein Titel, der in Verbindung mit der Kirche angewandt wird; er wird aber in Sonderheit in Verbindung mit Israel gebraucht. Siehe 2Mo 3:14; Jes 41:4; Je3s 43:10; Jes 44:5.8; Jes 48:12 und Offb 21:6.

spricht der Herr Gott .... Wieder ein alttestamentlicher Titel, der 1Mo 2 zum ersten Mal vorkommt. Der Titel "Gott" bezeichnet das Verhältnis des Schöpfers zur ganzen Menschheit, der Titel "Jehova" (d.h. Herr) drückt Seine Bundesbeziehung zu Israel aus.

der da ist und der da war und der da kommt .... Siehe die Bemerkungen darüber bei Offb 1:4. Hier wird das Wort "ist" betont was daran zu erkennen ist, dass es zuerst steht.

der Allmächtige. Wir haben über diesen Titel schon gesprochen und seine Tragweite auf unsere Überzeugung, dass er auf die Beziehung zu Israel hinweist, dargelegt. Ho pantokrator steht in der Septuaginta als die entsprechende Bezeichnung für " Herr der Heerscharen", Am 4:13 für "Gott Zebaoth", imBuch Hiob für "Schadai". Außer in der Apokalypse wird das Wort im Neuen Testament nur einmal gebraucht und zwar in einem Zitat aus Jer 31:1.9 betreffs der Zukunft Israels (2Kor 6:18).

Hier in der Apokalypse will uns die Vereinigung dieser Titel sagen: "Ich, der allmächtige Herr der Heerscharen, der unveränderliche Gott, werde all Mein Vorhaben vollbringen. Mein Wort erfüllen und alle Meine Gerichte ausführen."

Wir kommen nun zur dritten Gruppe von vier Gliedern, in der wir wieder dieselben Gegenstände finden, aber nicht in genau derselben Anordnung. In den beiden ersten folgt der Advent auf denSegen und die zusage, während er in den beiden letzten dem Segen und der Auslegung vorangeht.

Johannes gibt Zeugnis

E3 - a3
Offb 1:9
Ich Johannes .... wie Offb 1:4 und am Schluss Offb 22:8. Vergleiche auch Dan 7:28; Dan 9:2; Dan 10:2. Das Wort "auch" muss wegfallen.

beides, euer Bruder .... nach dem Fleisch wie auch in höherem Sinn (vgl. Apg 9:30; Apg 11:29; Offb 12:10 usw.)

und Mitgenosse an der Trübsal und dem Reich und der Geduld .... Die griechische Version wird hier von den Auslegern für "ungewöhnlich" gehalten. Alfort nennt sie "überraschend". Das kommt daher, dass man die Ausdrucksweise nicht kennt. Es werden hier drei Wörter gebraucht, um nur eine Sache zu bezeichnen. Dies ist die "Trübsal", und die beiden anderen Wörter kennzeichnen sie nicht als die Trübsal der Welt, sondern als diejenige (der Artikel ist hier betont), welche in Verbindung steht mit dem reich (Apg 14:22; 2 Tim 2:12 und Offb 20:6), und die, welche geduldiges Warten erfordert (Offb 2:2.3.19; Offb 3:10; Offb 14:12).

(welche sind) in Jesus. In Ihm, an Seinem Reich und Seinem Warten in Geduld (2Thes 3:5; vgl. Hebr 10:13). Johannes stand diesen Dingen geradeso gegenüber wie diejenigen, an welche er schrieb. Ihre Bruderschaft war "in Jesus". Aber von der Gemeinschaft der christlichen Kirche heißt es immer, sie sei "in Christo" (niemals "in Jesus"). Die Glieder Seines Leibes sind in Ihm gestorben und in Ihm auferstanden. Hinfort kennen sie Ihn nichtmehr nach dem Fleisch (2Kor 5:15-17), sondern stehen auf neuem Boden, auf dem Boden der Auferstehung; Er ist für sie das im Himmel weilende Haupt jenes Leibes, dessen Glieder hier auf Erden sind.

Was er bezeugt

E3 - b3
Offb 1:9-11