Eine Entrückung in das Paradies und große Anfechtungen (2Kor 12:1-5): Unterschied zwischen den Versionen

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== Ein geheimnisvoller Test ==
 
Eine der geheimnisvollsten Aussagen in den Briefen der Apostel, finden wir im 12. Kapitel des 2. Korintherbriefes. Da lesen wir in den Versen 1-9 Folgendes:
 
Eine der geheimnisvollsten Aussagen in den Briefen der Apostel, finden wir im 12. Kapitel des 2. Korintherbriefes. Da lesen wir in den Versen 1-9 Folgendes:
 
* 1 Es muss also [weil ihr mich herausfordert] gerühmt werden; Nutzen bringt es freilich nicht; ich will aber in diesem Zusammenhang auf Erscheinungen und Offenbarungen des Herrn eingehen. <br /> 2 Ich weiß von einem Menschen in Christus, dass dieser vor 14 Jahren – ob im Leib oder außerhalb des Leibes, weiß ich nicht, Gott weiß es – bis in den dritten Himmel entrückt wurde. <br /> 3 Und ich weiß von dem betreffenden Menschen – ob im Leib oder ohne Leib, weiß ich nicht, Gott weiß es -, <br /> 4 dass er ins Paradies entrückt wurde und unsagbare Aussprüche hörte, die mitzuteilen einem Menschen nicht erlaubt ist. <br /> 5 Im Blick auf diesen will ich mich rühmen; im Blick auf mich selbst aber will ich mich nicht rühmen, es sei denn meiner Schwachheiten. <br /> 6 Freilich, wenn ich mich rühmen wollte, wäre ich durchaus kein Tor; denn ich würde die Wahrheit sagen. Ich erspare es mir aber, damit man beim Urteilen über mich nicht über das hinausgehe, was man an mir sieht oder von mir hört. <br /> 7 Und damit ich mich wegen der außerordentlichen Offenbarungen nicht überhebe, wurde mir ein Stachel für das Fleisch von Gott gegeben, ein Engel Satans, der mich mit Fäusten schlagen soll, damit ich mich nicht überhebe. <br /> 8 Seinetwegen habe ich dreimal den Herrn angerufen und gebeten, dass er von mir ablassen möge;<br />9 doch er hat zu mir gesagt: „Meine Gnade genügt dir, denn meine Kraft kommt in Schwachheit zum Ziel“. Daher will ich mich sehr gern noch viel mehr meiner Schwachheiten rühmen, damit die Kraft des Christus bei mir Wohnung mache. (2Kor 12:1-9)
 
* 1 Es muss also [weil ihr mich herausfordert] gerühmt werden; Nutzen bringt es freilich nicht; ich will aber in diesem Zusammenhang auf Erscheinungen und Offenbarungen des Herrn eingehen. <br /> 2 Ich weiß von einem Menschen in Christus, dass dieser vor 14 Jahren – ob im Leib oder außerhalb des Leibes, weiß ich nicht, Gott weiß es – bis in den dritten Himmel entrückt wurde. <br /> 3 Und ich weiß von dem betreffenden Menschen – ob im Leib oder ohne Leib, weiß ich nicht, Gott weiß es -, <br /> 4 dass er ins Paradies entrückt wurde und unsagbare Aussprüche hörte, die mitzuteilen einem Menschen nicht erlaubt ist. <br /> 5 Im Blick auf diesen will ich mich rühmen; im Blick auf mich selbst aber will ich mich nicht rühmen, es sei denn meiner Schwachheiten. <br /> 6 Freilich, wenn ich mich rühmen wollte, wäre ich durchaus kein Tor; denn ich würde die Wahrheit sagen. Ich erspare es mir aber, damit man beim Urteilen über mich nicht über das hinausgehe, was man an mir sieht oder von mir hört. <br /> 7 Und damit ich mich wegen der außerordentlichen Offenbarungen nicht überhebe, wurde mir ein Stachel für das Fleisch von Gott gegeben, ein Engel Satans, der mich mit Fäusten schlagen soll, damit ich mich nicht überhebe. <br /> 8 Seinetwegen habe ich dreimal den Herrn angerufen und gebeten, dass er von mir ablassen möge;<br />9 doch er hat zu mir gesagt: „Meine Gnade genügt dir, denn meine Kraft kommt in Schwachheit zum Ziel“. Daher will ich mich sehr gern noch viel mehr meiner Schwachheiten rühmen, damit die Kraft des Christus bei mir Wohnung mache. (2Kor 12:1-9)

Version vom 14. Juni 2020, 11:03 Uhr

Von Daniel Muhl

Ein geheimnisvoller Test

Eine der geheimnisvollsten Aussagen in den Briefen der Apostel, finden wir im 12. Kapitel des 2. Korintherbriefes. Da lesen wir in den Versen 1-9 Folgendes:

  • 1 Es muss also [weil ihr mich herausfordert] gerühmt werden; Nutzen bringt es freilich nicht; ich will aber in diesem Zusammenhang auf Erscheinungen und Offenbarungen des Herrn eingehen.
    2 Ich weiß von einem Menschen in Christus, dass dieser vor 14 Jahren – ob im Leib oder außerhalb des Leibes, weiß ich nicht, Gott weiß es – bis in den dritten Himmel entrückt wurde.
    3 Und ich weiß von dem betreffenden Menschen – ob im Leib oder ohne Leib, weiß ich nicht, Gott weiß es -,
    4 dass er ins Paradies entrückt wurde und unsagbare Aussprüche hörte, die mitzuteilen einem Menschen nicht erlaubt ist.
    5 Im Blick auf diesen will ich mich rühmen; im Blick auf mich selbst aber will ich mich nicht rühmen, es sei denn meiner Schwachheiten.
    6 Freilich, wenn ich mich rühmen wollte, wäre ich durchaus kein Tor; denn ich würde die Wahrheit sagen. Ich erspare es mir aber, damit man beim Urteilen über mich nicht über das hinausgehe, was man an mir sieht oder von mir hört.
    7 Und damit ich mich wegen der außerordentlichen Offenbarungen nicht überhebe, wurde mir ein Stachel für das Fleisch von Gott gegeben, ein Engel Satans, der mich mit Fäusten schlagen soll, damit ich mich nicht überhebe.
    8 Seinetwegen habe ich dreimal den Herrn angerufen und gebeten, dass er von mir ablassen möge;
    9 doch er hat zu mir gesagt: „Meine Gnade genügt dir, denn meine Kraft kommt in Schwachheit zum Ziel“. Daher will ich mich sehr gern noch viel mehr meiner Schwachheiten rühmen, damit die Kraft des Christus bei mir Wohnung mache. (2Kor 12:1-9)

So ein Text weckt unweigerlich unsere große Neugier! Wie gerne wüssten wir, was dieser Mensch, von dem hier die Rede ist, im dritten Himmel gesehen und gehört hat, während wir alles andere, was Paulus hier schrieb, am liebsten verdrängen würden. Es ist sehr naheliegend, dass Paulus selbst, dieser Mensch war und mir ist auch kein Ausleger bekannt, der hier an einen anderen Menschen denkt.

Wie praktisch immer, so ist es auch hier von großer Bedeutung, dass wir erkennen, in welchem Zusammenhang Paulus diese Aussagen gemacht hat. Dieser Brief war vmtl. der letzte Brief an die Korinthergemeinde. Dazu möchte ich einen Abschnitt aus den Erläuterungen von Heinz Schumacher zum 2. Korintherbrief zitieren:

"Obwohl Paulus seinen 2. Brief an die Korinthergemeinde wohl nur etwa ein halbes Jahr später als den 1. Brief geschrieben hat, (im Herbst 55 von Mazedonien aus), war in der Zwischenzeit viel geschehen: Aufgrund beunruhigender Nachrichten entschloss sich Paulus zu einem kurzen Besuch der Gemeinde ("Zwischenbesuch" genannt, weil er zwischen dem Gründungsaufenthalt und seinem angekündigten dritten Kommen lag) (2Kor 13:1). Dieser fand wohl im Frühsommer 55 statt. Dabei muss es zu einem schweren Zusammenstoß mit einem korinthischen Christen gekommen sein, der Paulus offenbar seine Legitimation als Apostel absprach (2Kor 2:5 - 2Kor 7:12). Leider distanzierte sich die Gemeinde nicht entschieden vom Verhalten dieses "Unrechttäters" (2Kor 7:12), woraufhin Paulus nach seiner Rückkehr nach Ephesus einen sehr ernsten Brief unter Tränen an die Gemeinde richtete (2Kor 2:4 - 2Kor 7:8), der uns nicht erhalten geblieben ist - man nennt ihn den "Zwischenbrief" oder "Tränenbrief". Dieser bewirkte ein Umdenken der Gemeinde, Reue und heilsame Traurigkeit (2Kor 7:6-13). Unser so genannter 2. Korintherbrief ist also eigentlich der 3. Brief, ja sogar der 4., da Paulus in 1Kor 5:9 auf einen noch früheren uns unbekannten Brief hinweist."

Wie aus diesem Brief auch ersichtlich wird, liessen sich etliche Christen in Korinth von redegewandten, starken und faszinierenden Personen beeindrucken. Es ist anzunehmen, dass diese Leute ein begeisterndes und sehr charismatisches Auftreten hatten. Ihr äusseres Erscheinungsbild empfanden vmtl. etliche Korinther als Inbegriff eines erfolgreichen Menschen. Weltlicher Erfolg hat Attribute, wie "Karriere", "Ehre", "Macht", "Reichtum", "Ansehen" usw. Leider spielen diese Eigenschaften innerhalb der Gemeinde Jesu auch eine gewisse Rolle. Hier werden sie dann vielfach "fromm" eingepackt:

- Da wird eine beeindruckende Rede für "vollmächtig und geisterfüllt" gehalten ...
- ... oder eine große Anhängerschaft als das "segensreiche Wirken Gottes" bezeichnet.
- Da wird ein bedeutender Einfluss als göttliche Bestätigung gedeutet.
- usw.

Dabei haben wir folgendes Problem: Eine wirklich vollmächtige Predigt kann beeindruckend sein; aber nicht jede beeindruckende Rede geschieht auch in der Vollmacht des Geistes! Durch einen falschen Umkehrschluss lassen wir Christen uns manchmal blenden und sind nicht selten von denen begeistert, die wissen, wie man beeindruckend auftreten kann.

Ein ganz ähnliches Problem hatten auch die Christen in Korinth:
Das äussere Erscheinungsbild des Apostels Paulus war nicht gerade beeindruckend. Seine Erscheinung war eher armselig, als faszinierend. Auch seine Redebegabung und Rhetorik ließ zu wünschen übrig (2Kor 10:10 / 1Kor 2:1-4). Die NGÜ schmückt die Stelle aus 2Kor 10:10 etwas pointiert aus. Da lesen wir:

  • Ich weiß ja, was über mich gesagt wird: »Seine Briefe sind gewichtig und eindrucksvoll, aber wenn er in eigener Person vor einem steht, ist er ein Schwächling, und über seine rhetorischen Fähigkeiten kann man nur den Kopf schütteln.«

Im Gegensatz dazu konnten redegewandte und beeindruckende Leute die Christen in Korinth mit "ihrem frommen Erfolg" faszinieren. Gleichzeitig forderten sie finanzielle Unterstützung. Vielfach sind das auch die Leute, die Christen in eine Abhängigkeit von ihrer Person führen. Wir kennen ja das Sprichwort: "Was nichts kostet, ist nichts wert!" Gut möglich, dass auch die Christen damals dachten:

"Wenn ich auch so 'erfolgreich' werden will, wie mein Idol, dann muss ich dafür auch Geld in die Hand nehmen und wenn sich mein Erfolg eingestellt hat, kann ich auch damit rechnen, von anderen 'fürstlich' unterstützt zu werden."

Über den Apostel Paulus, dachten die Korinther vermutlich:

"Der unscheinbare, ärmliche und sanfte Paulus macht ja alles umsonst und deshalb kann das ja auch nicht so viel wert sein. Auch ist der Lebensstil des Apostels Paulus nicht gerade das, was ich anstrebe!"

Paulus befürchtete, dass er die Korinther ganz verlieren könnte. Paulus suchte aber keine Anhänger für sich selbst; vielmehr sah er die Gefahr, dass die Gläubigen sich von den sichtbaren, statt von den geistlichen Dingen bestimmen lassen könnten. Für Paulus wäre es eine große Katastrophe gewesen, wenn sich die Korinther, bis an ihr Lebensende vom sichtbaren Erfolg hätten beeindrucken und bestimmen lassen.

Deshalb sah sich Paulus genötigt, etwas zu schreiben, dass ihm eigentlich absolut zuwider war! Weil er die Ehre Jesu Christi suchte, empfand er sich selbst als töricht, wenn er auflisten musste, was er für Christus alles getan hatte! Man spürt geradezu, wie ihn das ärgerte und schmerzte; aber er sah sich einfach dazu genötigt! Er hoffte so sehr, dass die Korinther endlich anfangen würden, nicht mehr auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare zu schauen. Dazu lese ich 2Kor 4:17-18 aus der NGÜ:

  • "Denn die Nöte, die wir jetzt durchmachen, sind nur eine kleine Last und gehen bald vorüber, und sie bringen uns etwas, was von unvergleichlich viel größerem Gewicht ist: eine unvorstellbare und alles überragende Herrlichkeit, die nie vergeht."
    18 Wir richten unseren Blick nämlich nicht auf das, was wir sehen, sondern auf das, was ´jetzt noch` unsichtbar ist. Denn das Sichtbare ist vergänglich, aber das Unsichtbare ist ewig."

Der "Leidenskatalog" des Apostels Paulus

Wenn Paulus ab 2Kor 11:23 seinen Leidenskatalog auflistet, dann tat er das nicht deshalb, weil er so stolz darauf war, sondern weil er damit zum Ausdruck bringen wollte, wie sehr die Kraft Gottes in ihm, einen übernatürlichen Durchhaltewillen bewirkte! Der Vollständigkeitshalber liste ich hier die Nöte des Paulus aus 2Kor 11 und anderen Stellen auf, werde aber nicht jede einzelne erwähnen:

  1. Viel Mühe (V.23)
  2. Gefängnisse (V.23)
  3. Viele Plagen oder Schläge (V.23)
  4. Todesgefahren (V.23)
  5. 5 x 39 (Peitschen-)hiebe, die vmtl. jedes Mal einen schwer verwundeten und blutenden Rücken hinterliessen (V.24)
  6. 3 x mit Ruten geschlagen (V.25)
  7. Einmal gesteinigt (V.25)
  8. 3x Schiffbruch (V.25)
  9. Einen Tag und eine Nacht in Seenot (V.25)
  10. (Die Beschwerlichkeiten auf) Reisen (V. 26)
  11. Gefahren in Flüssen (V. 26)
  12. Gefahren unter Räubern (V. 26)
  13. Gefahren von den Nationen (denken wir an die vielen Anklagen; V26)
  14. Gefahren in der Stadt (V. 26)
  15. Gefahren in der Wüste (V. 26)
  16. Gefahren auf dem Meer (V. 26)
  17. Gefahren unter falschen Brüdern (V. 26)
  18. Mühe und Anstrengung (V. 27)
  19. Oft in Wachen (vmtl. auch Schlaflosigkeit; V. 27)
  20. Hunger (V. 27)
  21. Durst (V. 27)
  22. Oft in Fasten (V. 27)
  23. Kälte (V. 27)
  24. Blöße (V. 27)
  25. Die Sorgen um die Gemeinden (V. 28)
  26. Schwachheit (V. 29)
  27. Paulus brannte innerlich, wenn jemand (am Glauben und vielleicht auch an ihm oder an Gott) Anstoss nahm (V. 29)
  28. Übermässig beschwert in Bedrängnis (2Kor 1:8)
  29. Zeitweise verzweifelte er am Leben (2Kor 1:8)
  30. Ängste (2Kor 1:8 / 2Kor 12:10)
  31. Flucht (2Kor 11:33)
  32. Stachel im Fleisch (2Kor 12:7)
  33. Ein Satansengel schlug ihn mit Fäusten (2Kor 12:7)
  34. Verfolgung (2Kor 12:10)

Ich hätte aus mir selbst, schon nach den ersten Punkten "schlapp" gemacht. Ohne die Kraft Gottes hätte ich mir gesagt:

"Der missionarische Dienst und das Evangelisieren ist mir viel zu anstrengend und bringt ein Problem nach dem anderen! Was bringt es mir, diesem Gott – der mir so viel zumutet – weiter zu dienen?"

Durch das Aufzählen seiner Leiden wollte Paulus nicht die Gläubigen entmutigen, sondern aufzeigen, dass sich die Kraft des lebendigen Gottes so sehr in ihm auswirkte, dass er dies alles erdulden konnte, ohne dabei mut- oder freudlos zu werden. Trotz dieser unvorstellbaren Leiden konnte sich Paulus allezeit "im HERRN" freuen und durfte den Frieden Gottes erfahren, der alles Denken, bzw. jede Vernunft übersteigt (Phil 4:1-7). Obwohl Paulus so viel litt, liess sich Paulus nicht erbittern! Warum? Weil die überragende Kraft Gottes in ihm wirkte und weil die Liebe Gottes in ihm brannte! Um Gott die Ehre und den Korinthern eine neue Ausrichtung zu geben, listete Paulus diese Dinge auf; obwohl ihm das ziemlich sicher völlig zuwider war. Man kann das spüren, wenn er in 2Kor 11:21 sagt:

  • "Mir zur Unehre sage ich, dass wir dagegen schwach aufgetreten sind. Wo aber einer wagt, sich zu rühmen – ich rede töricht-, da wage ich's auch."

Ruhm der Offenbarungen

Ab Kap 12 erwähnt Paulus aber auch noch das "Gegengewicht"! Gott mutete dem Paulus nicht nur viel Leid zu; nein, Er gab ihm auch ganz aussergewöhnliche Offenbarungen und Erscheinungen. Nebst diesen Offenbarungen hatte Paulus aber auch ganz viel Vollmacht in Bezug auf Lehre, Krankenheilungen. Denken wir z. B. an die Aussage aus Apg 19:11-12, wo es heisst:

  • "Und ungewöhnliche Wunderwerke tat Gott durch die Hände des Paulus,
    12 so dass man sogar Schweißtücher oder Schurze von seinem Leib weg auf die Kranken legte und die Krankheiten von ihnen wichen und die bösen Geister ausfuhren."

Durch Paulus geschahen auch Prophezeiungen, Dämonenaustreibungen und sogar eine Totenauferstehung in Troas (Apg 20:9-10)! Aber in 2Kor 12 ab V.1, geht es um eine besondere Erscheinung und um eine "Entrückung" in den dritten Himmel!

Obwohl viele Ausleger davon überzeugt sind, dass es sich hier um Paulus selbst handelt, spricht hier Paulus lediglich davon, dass er von einem Menschen weiss, der in den dritten Himmel entrückt wurde! Natürlich kann man auch der Meinung sein, dass es sich hier tatsächlich um einen anderen, namenlosen Menschen handelt. Aber wenn Paulus an dieser Stelle von sich selbst sprach, stellt sich natürlich die Frage, warum er hier seine oder irgendeine andere Identität verbirgt? Dazu gab es bestimmt mehrere Gründe, von denen ich zwei vermute:

  1. Folgendes dürfte dabei eine Rolle gespielt haben: Paulus war jegliche Art von Menschenverehrung völlig zuwider und er wollte auf keinen Fall, dass die Korinther aus diesem Menschen einen "Halbgott", bzw. einen Götzen machten.
    Das dürfte mitunter ein Grund gewesen sein, weshalb er die Identität dieser Person ganz bewusst in den Hintergrund stellte! Einmal geschah es, dass die Einwohner von Lystra Barnabas zum Gott "Zeus" und Paulus zu "Hermes" gemacht hatten, worauf die beiden ihre Kleider zerrissen. Kurze Zeit später hat ihn die Volksmenge von Lystra gesteinigt (Apg 14:11-19).

Paulus wollte Menschen nur in eine Abhängigkeit von Christus führen und nie in eine Abhängigkeit von seiner Person!

  1. Dieser Mensch, der in den dritten Himmel entrückt wurde, war vmtl. der neue inwendige Mensch des Paulus und der hat nicht mehr so viel mit dem Paulus zu tun, den die Korinther kannten. Wenn die Korinther an Paulus dachten, dann sahen sie vor ihrem inneren Auge, vmtl. lange Zeit, seine ärmliche Erscheinung und seine vermeintlich "schwache Redegabe".

Zweimal machte Paulus die Bemerkung, dass er nicht wisse, ob dies alles im oder ausserhalb des Leibes geschehen war (V.2-4). Diese Aussage macht u. a. auch deutlich, dass der Leib und somit das sichtbare Erscheinungsbild eines Menschen in dieser Offenbarung eine untergeordnete Rolle spielt. Die "irdische Identität", die ja auch mit dem Körper zusammenhängt, spielt bei dieser Entrückung eine sekundäre Rolle. Warum aber weist Paulus zweimal darauf hin, nicht zu wissen, ob dies im oder ausserhalb des Leibes geschehen war? Einmal hätte doch auch gereicht, oder? Ich persönlich hätte lieber noch ein paar Worte aus dem 3. Himmel gehört, statt zweimal diese Bemerkung, die ich jetzt nicht so wichtig finde!

Wenn aber die Bibel etwas zwei oder mehrmals zitiert, dann will sie das Gesagte unterstreichen und besonders betonen! Es stellt sich nur die Frage, warum dem Geist Gottes diese Aussage so wichtig ist? Bei dieser Aussage könnte man spekulieren, ob es sich hier bereits um einen neuen Leib handelte oder ob Paulus damit den irdischen, bzw. fleischlichen Leib meinte. Aber genau darüber sollten wir nicht spekulieren, weil nicht einmal klar ist, ob dieses Erlebnis im oder ausserhalb des Leibes war.

Durch diese zweimalige Erwähnung macht der Geist Gottes deutlich: "Ihr müsst das nicht wissen! Es ist jetzt nicht relevant! Es gibt Dinge, die braucht ihr in diesem irdischen Leben nicht wissen, um geistlich wachsen zu können!"

Die Entrückung in den dritten Himmel

Die Entrückung in den dritten Himmel muss für einen Menschen das spektakulärste Ereignis seines Lebens sein. In der Bibel wissen wir nur von diesem einen Menschen. Das Paradies, das in diesem dritten Himmel sein dürfte, befindet sich meiner Meinung nach über dem Thronhimmel Gottes. Im Thronhimmel Gottes haben viele Engelwesen Zutritt. In Hiob 1 + 2 sogar der Satan. Der Thronhimmel Gottes könnte sich im 2. Himmel befinden, der in einer höheren Dimension ist. Unser Weltall gehört noch zum sichtbaren und deshalb auch zum ersten Himmel.

Möglicherweise sind das himmlische Paradies und der dritte Himmel auch mit dem "Reich des Sohnes Seiner Liebe" identisch, in das wir, im Geiste bereits, versetzt sein dürfen. Dazu darf ich aus Kol 1:13 lesen:

  • " ... er hat uns gerettet aus der Macht der Finsternis und versetzt in das Reich des Sohnes seiner Liebe."

Was aber, müssen wir uns unter dem Paradies vorstellen? In 1Mo 2:8 lesen wir Folgendes:

  • "Und Gott, der HERR, pflanzte einen Garten in Eden im Osten, und er setzte dorthin den Menschen, den er gebildet hatte."

Das hebr. Wort für Garten (gan), wird in der griechischen Übersetzung des Alten Testamentes, also in der Septuaginta, wie folgt übersetzt: "paradeison". Das wiederum ist das gleiche Wort wie in 2Kor 12:4, wo Paulus vom Paradies spricht. Vmtl. ist das Paradies mit dem dritten Himmel identisch oder ein Teil des dritten Himmels.

Es dürfte durchaus zutreffend sein, wenn wir das Paradies mit dem wahrhaftigen "Garten Gottes" in Verbindung bringen. Diesen Gedanken empfinde ich als wunderschön und darum lohnt es sich auch, einige Gedanken über den Garten weiterzugeben.

Alle Hobbygärtner wissen, dass ein schöner Garten viel Arbeit bedeutet. Aber warum macht man das? Für viele ist diese Arbeit ein Ausgleich und es macht ihnen Spass, etwas zu säen, zu gestalten und zuzuschauen, wie schön es wächst. Manchmal finde ich es etwas schade, wenn die Menschen im Garten nur immer die Arbeit sehen, die noch nicht gemacht ist oder was man noch besser machen könnte! Das ist ja nicht die eigentliche Bestimmung eines Gartens.

Die Bestimmung eines Gartens

Wenn ich nachfolgend einige Gedanken zum Thema Garten weitergebe, denke ich vor allem an die orientalischen Gärten des Altertums. Die eigentliche Bestimmung eines Gartens ist aus meiner Sicht folgende:

  1. Der Garten ist ein geschützter Ort. Dieser Bereich soll vor wilden Tieren und bösen Einflüssen geschützt sein. Ebenso wird hier alles Unkraut entfernt und der Gartenbesitzer sorgt für eine ausreichende sowie regelmäßige Bewässerung.
  2. Ein Garten darf auch ein Ort der Freude sein. Hier kann man sich über den Rasen, die Pflanzen, Bäume, Früchte und Blumen freuen. Aber nicht nur das: In einem Garten feiert man auch Feste mit seiner Familie und den Freunden! Auch das ist etwas für die Freude.
  3. Der Garten ist ein Ort der Schönheit. Der Garten soll eine Augenweide sein! Ein schöner Garten ist das harmonische Zusammenspiel zwischen dem Schöpfer, der die Pflanzen schuf, einem guten Landschaftsarchitekten und einem begabten Gärtner. Adam hatte den Auftrag, den Garten zu bebauen und zu bewahren (1Mo 2:15).
  4. Der Garten ist ein Ort der Ruhe. Der Bewohner des Gartens darf hier zur Ruhe kommen, sich wohl fühlen.
  5. Den Garten darf man auch als einen Bereich des Genusses sehen. Es gibt bestimmt noch weitere Aspekte, die uns im Zusammenhang mit einem Garten in den Sinn kommen, aber nur schon diese fünf Funktionen eines Gartens, lassen uns erahnen, wie überaus herrlich es im wahrhaftigen Garten Gottes sein wird.

Als Maria aus Magdala dem Auferstanden begegnete, dachte sie zuerst, es sei der Gärtner (Joh 20:15)! Auch wenn es damals ein "Missverständnis" war, so bin ich trotzdem davon überzeugt, dass Maria vor dem wahrhaftigen Gärtner des himmlischen Gartens stand. Jesus Christus ist der Gärtner des Garten Edens!

Der dritte Himmel und das Paradies ist der Bereich, der absolut geschützt ist! Hier kommt gar nichts Böses hinein! Hier kommt nur das hinein, was zu 100% mit göttlicher Liebe und Treue gefüllt ist! Hier fließt das unerschöpfliche Wasser des Lebens! Hier hat kein einziges Promille Egoismus Platz! Dieser geschützte Bereich ist so vollkommen mit Liebe gefüllt, dass er über ein Ambiente verfügt, das alle unsere Vorstellungen bei Weitem übertrifft.

Deshalb ist es auch ein Ort der vollkommenen Freude. Hier existiert eine Freude, die man nicht mit Worten beschreiben kann. Jeglicher Versuch, diesen Zustand umfassend beschreiben zu wollen, ist zum Scheitern verurteilt!

Das Gleiche gilt auch für die Schönheit dieses Ortes! Die Schönheit dieses Ortes entstand aus der inneren Schönheit Gottes. Wenn ich den Samen einer Lilie säe, dann ist das Programm ihrer Schönheit, schon von Anfang an im Samen enthalten. Die GEN-Information der Lilie hat den kompletten Bauplan dieser Schönheit in sich. Die innere Schönheit Gottes sieht man vor allem in Seiner Liebe! Die Liebe Gottes wiederum, sieht man ausgerechnet an dem Ort, der äußerlich betrachtet eine absolute Zumutung ist; nämlich am Kreuz von Golgatha! Erst im Paradiesgarten Gottes wird diese Liebe auch äußerlich sichtbar! Das Kreuz ist wie der Same der Lilie und das Paradies ist wie die Lilie selbst! Die Schönheit der Liebe Gottes ist hier sichtbar geworden!

Erst in diesem Paradiesgarten Gottes kommt die geplagte Menschheit wirklich zur Ruhe! Als Gott nach dem 6-Tage-Werk aufhörte zu arbeiten und ruhte, befand sich Adam im Garten Eden! Der Mensch hat die endgültige Bestimmung im Garten Gottes zu wohnen und zu ruhen! Nach der Entrückung der Gemeinde kommen die Gläubigen in diese Ruhe! Das wird bereits in Jes 51:1-2 angedeutet:

  • "Der Gerechte kommt um, aber es gibt keinen, der es zu Herzen nimmt (damit dürfte Christus gemeint sein). Und die treuen Männer (w. Männer der Treue, o. Männer der Gnade) werden hinweggerafft, ohne dass jemand es beachtet. Ja, vor der Bosheit wird der Gerechte hinweggerafft;

2 er geht ein zum Frieden. Sie ruhen auf ihren Lagerstätten, jeder, der seinen geraden Weg geht." Hier, im Garten Gottes, können wir die Gemeinschaft mit unserem himmlischen Vater und unserem Herrn Jesus Christus und untereinander so sehr genießen, wie nie zuvor! Diese ungetrübte Gemeinschaft übertrifft jeden anderen Genuss! Auch diese vollkommene Gemeinschaft und Einheit lassen sich nicht mit menschlichen Worten beschreiben!

Bevor wir in diesen paradiesischen Garten kommen können, muss unser Herz zu einem solchen inneren Garten werden. Wenn wir die Eigenschaften und die Bestimmung des göttlichen Gartens auf unser Herz übertragen, dann wird auch unser Herz in richtiger Weise auf diese Zeit vorbereitet!

Worte, die man nicht aussprechen darf

Wir haben gesehen, dass Worte, in menschlicher Sprache, der tatsächlichen Herrlichkeit des göttlichen Paradieses niemals gerecht werden können. Vielleicht ist genau das der Grund, weshalb Paulus an dieser Stelle schrieb, dass "dieser Mensch" unaussprechliche Worte hörte (2Kor 12:4b). Immer wieder habe ich mir die Frage gestellt, warum Paulus von unaussprechlichen Worten redet, die ein Mensch nicht aussprechen darf? Es kommt mir so vor, wie wenn jemand zu mir kommt und sagt: "Ich weiß von einem Geheimnis; aber ich darf es dir nicht sagen!" In solchen Fällen denken wir vielleicht zuerst: "Blödmann! Warum sagst du mir überhaupt etwas von diesem Geheimnis!"

Wenn Paulus hier, durch den Heiligen Geist sagt, dass dieser Mensch Worte hörte, die ein Mensch nicht aussprechen darf, dann hat uns das trotzdem viel zu sagen, auch wenn wir jetzt nicht erfahren, was dort gesprochen wurde! Was will uns Gott mit dieser Bemerkung sagen?

  1. Wir sollen und dürfen nicht darüber spekulieren, was im dritten Himmel geredet wird! Wir dürfen über alle Worte Gottes nachdenken und wir dürfen durch den Heiligen Geist die Bibel immer besser verstehen, wenn wir Jesus lieben, Sein Wort bewahren und behüten. Doch solange wir noch auf dieser Erde sind, können wir diese Worte nicht erfahren, weil sie nicht ausgesprochen werden dürfen! Vmtl. nicht zuletzt deshalb, weil jeder Erklärungsversuch nicht dem gerecht werden kann, was da oben gesagt wird.
  2. Es gibt Dinge, die im Paradies besprochen werden, die wir Menschen aus Fleisch und Blut noch nicht ertragen können. Wir kennen ja auch die Worte Jesu:
    "Noch vieles habe ich euch zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht tragen (Joh 16:12)."
    Natürlich kann man diese Aussage auch auf die Offenbarungsstufen beziehen, welche die Apostel später noch erhalten haben, aber ich glaube auch, dass es ebenso hier zutreffend ist!
  3. Gott sagt uns damit auch, dass wir noch ganz viele wunderbare Geheimnisse erfahren und hören werden, die wir erst dann erfassen können, wenn wir im Paradies Gottes angekommen sind! Gott sagt uns vielleicht indirekt: "Lasst euch überraschen! Ich habe euch noch so viele herrliche Dinge zu sagen!

Und wenn ihr sie hört, werdet ihr zu Tränen gerührt sein und aus dem Staunen nicht mehr herauskommen!"

  1. Vielleicht wird im dritten Himmel eine geistliche Sprache gesprochen und vielleicht werden hier Dinge gesagt, die man in unserer Sprache (auch nicht mit Hebräisch) so wiedergeben kann, dass sie das vermitteln können, was hier wirklich gemeint ist.

Einmal hatte ich ein ähnliches Erlebnis. Damals fühlte ich mich - während wenigen Minuten - wie im dritten Himmel, obwohl ich natürlich nie im dritten Himmel war und deshalb auch nicht sagen kann, wie sich das anfühlt. Trotzdem spürte ich eine innere Freude und Ruhe, die schöner war als alles, was ich je zuvor oder danach erlebt habe. Es war eine tiefe und unbeschreibliche Glückseligkeit! Es war ein Vorgeschmack auf den Himmel. Zwischenzeitlich habe ich immer wieder große Freude und auch einen großen Frieden gespürt, aber dieses eine Erlebnis hat sich bis heute nie wiederholt. Immer, wenn ich versucht habe, dieses Erlebnis und auch den vorangehenden Hergang zu beschreiben, bemerkte ich, dass meine Worte, diesem Erlebnis niemals gerecht wurden! Ein solches Erlebnis kann man auch nicht "machen"; es ist immer ein einmaliges Geschenk des Heiligen Geistes!

Wenn wir über den Paradiesgarten Gottes nachdenken, indem wir das studieren, was uns die Bibel über die Gärten und auch über die künftige herrliche Stadt Jerusalem zu sagen hat, dann bekommen wir immer mehr eine kleine Ahnung von dem, was uns erwartet. Das vermittelt uns schon im Hier und Jetzt eine große Freude, für die wir unserem Gott von ganzem Herzen Danke sagen dürfen!

Ich wünsche Ihnen diese große Vorfreude auf den dritten Himmel!