Eine Auslegung von Johannes 17: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 25. Januar 2021, 16:16 Uhr

Abschrift des Buches: Das Gemeine-Gebet
Pfarrer Theodor Böhmerle (1870 - 1927)

Sonderabdruck für biblische Vertiefung „Die Gemeine"
Selbstverlag von Frau Pfarrer Böhmerle, Langensteinbach

weitere Abschriften:

Inhaltsverzeichnis

In Bearbeitung

Eine Auslegung von Johannes 17

Ist es keine Überhebung, sich an eine Auslegung dieses Gebetes zu machen? Luther sagt von diesem Gebete: „Es ist fürwahr ein außer der Maßen heftiges und herzliches Gebet, darin der Heiland den Abgrund seines Herzens, beide gegenüber uns und seinen Vater eröffnet und ganz heraus schüttet.“ Wollen wir dies allerheiligsten Herzensworte auslegen? Der große ernste Glaubensmann Philipp Jakob Spener hat nie über dies Gebet gepredigt, weil der rechte Verstand desselben das Maß des Glaubens übersteige, welches der Herr auf ihrer Wallfahrt den Seinen pflegte mitzuteilen. Erst am Abend vor seinem Tode ließ er es sich dreimal vorlesen. Und da wollen wir uns an eine Auslegung wagen?

Bei aller gebührenden Achtung vor Spener haben wir doch einen anderen Standpunkt. Wir glauben, alle Schrift von Gott eingegeben ist nütze zur Lehre, zur Strafe, zur Besserung, zur Züchtigung in der Gerechtigkeit, dass ein Mensch Gottes sei vollkommen, zu allem guten Werk geschickt (2Tim 3:16). Warum sollten wir da gerade ein solch sonderlich geistgefülltes Stück liegen lassen? Dazu haben wir den Heiligen Geist, der in alle Wahrheit leitet. - Wir legen ja nicht aus uns selber aus, sondern in Seinem Lichte, in welchem wir das Licht sehen. Und wir legen aus nach dem Stande der Einsicht und Erfahrung, welche er Geist uns bis heute gegeben. Alle Auslegung der Schrift ist immer eine stufenweise. Wir glauben nicht, dass Hauptgebet des Herrn auslegen zu können; wir glauben aber, durch den Heiligen Geist eine gewisse, stückweise Einsicht zu haben, welche uns und andern dienen kann.Wir sind gewiss, wenn das geistliche Leben in uns wächst, dass wir dies Gebet in einigen Jahren reifer und tiefer auslegen können; nun - dann wollen wir's dort, wenn der Herr Gnade gibt, noch einmal auslegen. Es wird aber auch der heutige, unvollkommene Stand nicht ungesegnet sein. So sei’s in demütiger Einsicht der schlichten Stufe dennoch unterm Beistand des Herrn gewagt.

Wir haben das Gebet überschrieben: "Gemeine-Gebet“. Es heißt gewöhnlich: Hohepriesterliches Gebet. Dieser Name ist noch nicht alt. Er ist erst in den nachreformatorischen Zeit aufgekommen. Uns scheint er dies herrliche Gebet einzuschnüren. Unser Gebet ist eigentlich noch viel mehr p r o p h e t i s c h als hohepriesterlich. In einzigartiger, prophetischer Weise legt es den ganzen Gottesrat des nach dem Tode des Herrn anhebenden Äons heraus. Es geht bis hin zur völlig eingewordenen Glaubensgemeine; ja, bis hinaus zu dem Ziele, wo auch die Welt glauben wird, dass der Vater Ihn gesandt habe. (Joh 17:21.23). Und unser Gebet ist ein k ö n i g l i c h e s Gebet. Es ist ein wunderbares Triumph- und Siegesgebet. Wie ein obsiegender König steht der Herr hier vor uns. Wir möchten darum dies Gebet nicht in den hohepriesterlichen Charakter einspannen. Wir möchten lieber - weiter und freier - Gemeine-Gebet sagen.

Der Heiland steht bei diesem Beten vor Seinem Todesgang. Er weiß, das jüdische Volk im Großen versagt. Das Königreich wird nicht aufgerichtet werden von Zion aus. Da ersteht das Größere und Majestätischere, was geschehen wird, vor Ihm: die Auswahl-Gemeine. Der geheime, große Ur-Rat Gottes, des Vaters - der Söhnerat - tritt herfür. Er sieht die Gemeine, die in Ihm sein wird, wie Er im Vater und der Vater in Ihm ist. Er sieht diese Glaubenden, diese Wortgeborenen, nach deren Vollendung dann auch die Welt glauben wird. Sein Geist triumphiert über diesem prophetischen Bilde. Er bittet den Vater um Seine eigene Durchbringung durch die bevorstehende, schwere Stund. Er bittet um die Verklärung nach der durchsiegten Stunde (Joh 17:1-5), um Bewahrung de Auswahl-Grundstockes, der jetzt schon da ist, da Er betet (Joh 17:6-19); und Er bittet um Herausführung der Einheits-Gemeine bis zu ihrem Vollkommenheitsziele und bis zum danach aufgehenden Glauben der Welt (Joh 17:19-24). Es ist der eine Glaubensleib von Ihm, dem Haupte, der sich vor Ihm bildet. Es ist das Gebet von der Gemeine, das Er betet. Es ist das Gemeine-Gebet. Der neue Gottesäon bis hin zu Seiner Wiederkunft erhebt sich prophetisch vor Ihm und tröstet und stärkt und erquickt Ihn in der schweren Stunde.

Die erste, wunderbare Auswirkung Seines Versöhnungs- und Erlösungssieges sieht Er. Sein Herz ist erfreut. Drum ist es ein Sieges- und Triumphgebet. Und wenn die Ihn umstehendenen Elfe gewiss den Sinn des riesenmäßigen Gottesgebetes auch nicht verstanden haben - so haben sie doch die herzerhebende Freudigkeit des Herrn gesehen und gespürt; so haben sie doch den sieghaften Sohn geschaut in einem herrlichen Ausstrahl Seiner Klarheit, und das hat sie gestählt, gestärkt und getragen über die kommenden, schweren Tage hinüber.

Es ist ein wunderbarer und verwunderlicher Gegensatz zwischen diesem Gemeine Gebt und dem Beten in Gethsemane. Hier im Gemeine-Gebet alles Würde, Erhabenheit, eine Art Triumph; dort in Gethsemane das Zittern und das Zagen. Wir verstehen das wohl. Vor sonderlich schweren Stunden gibt der Herr den Seinen oft einen königlichen Mut und eine erhabene Überwinderfreudigkeit. Tritt aber die schwere Stunde in Erscheinung, dann gewinnt ein Zittern und Zagen die Oberhand; doch wird der willige Geist in der Kraft der vorauserlebten Freudigkeit über die Schwäche des Fleisches hinüber getragen. Dabei ist es köstlich - etwas von dem, das Er die Seinen liebte bis ans Ende - dass Er das Freudigkeitsgebot vor den Jüngern betete. Sie sollten Genossen Seiner inneren Erhebung sein. Dagegen das Niedrigkeits-Kampf-Gebet betet Er allein, während sogar die Tapfersten schliefen. So ist’s, die tiefsten Gänge sind Alleingänge - die Erquickungszeiten haben Genossen.

Auch wir lernen aus diesem großen Gebete, wie es dem Sohne Gottes beim Gang nach Gethsemane zumute war. Wir erleben mit Ihm, wie die große Frucht Seiner Hingabe, die Gemeine, Ihn machtvoll erquickte - Ihn wie die wahrhaftige Ewigkeits-Majestät Sich aufrichten ließ, was nicht hindert, dass der Kampf der Durchdringung ein schwerer und bitterer war.

Beten - muss der Heilige vor uns in dieser Stunde. Die innerste Herzensoffenbarung dürfen wir bei Ihm und mit Ihm erleben. Wir haben aus Seinem ganzen Leben nicht soviel Gebet aufgezeichnet, wie in diesen letzten Stunden: Dies Gemeine-Gebet, die Gethsemane-Gebete, die Kreuzes-Gebete. Aus Seinem ganzen Diesseitsleben ist dies das meiste. Wir haben nur noch das kurze Gebet in Mt 11:25, welches auch Lk 10 steht: „Ich danke Dir, Vater, dass Du dieses Weisen und Klugen verborgen hast.“ Wir haben dann noch ein Gebetlein am Grabe des Lazarus (Joh 11:41) und ein Gebet vor dem Volke (Joh 12:28.29) Das ist alles. Gebetet hat der Heiland natürlich viel mehr. Gebetet hat Er so viel und so mächtig, dass in der Jünger Herzen der heiße Wunsch aufstieg: „Herr, lehre uns beten!“ Des Heiland Leben war e i n Gebet. Am frühen Morgen und die Nächte hindurch war Er oft allein im Gebet (Mk 1:35; Mk 6:46; Lk 6:12). Der Herr war ja in ständiger Vatergemeinschaft, darum nie ohne Gebet. Der Herr hat jedenfalls schon in der Herrlichkeit, welche Er hatte vor Grundlegung des Kosmos, den Vater angebetet, gelobt und gepriesen. Der Sohn war in allen Unendlichkeiten eben Sohn - und der Vater war Vatergott. Der Sohn hat alles vom Vater übernommen. Der Vater hat’s Ihm gegeben, und Er hat’s übernommen. So ist Gebetsleben wie Glaubensleben schon in allen Unendlichkeiten Sein seliges Teil gewesen. Natürlich trägt Sein Beten in der Herrlichkeit einen anderen Charakter, als Sein Beten in der Niedrigkeit des diesseitigen Erdenlebens. Alles Beten, auch unser Beten, hat Stufen, je nach dem inneren und äußeren Stand.

War des Heilands Gebetsleben ein ununterbrochenes, so haben wir nur sehr wenig davon überliefert. Große Weisheit Gottes! Wa wäre mit diesen Gebeten in der Welt für Unfug und Aberglauben getrieben worden! Wie geht’s dem Vaterunser? Luther sagt, es sei der größte Märtyrer. Nur in besonderen stunden hören wir auch den Wortlaut der Heilandsgebete - und unser Gemeine-Gebet ist das größte.

Aber nur Johannes hat es uns uns überliefert Ja, dahin gehört es, ins Innerlichkeits- und Geistes-Evangelium. Es würde nach Form und Inhalt nicht in die drei ersten Evangelien passen. Sagen doch manche Ausleger schon in den wenigen Stellen der drei ersten Evangelien, welche Gebete enthalten, sie trügen johanneischen Charakter. Es ist keine Königsreich- und Untertanen-Sache, welche hier abgewickelt wird - es ist eine heilige Geburts- und Einheitssache: „Sie in Mir und Ich in ihnen, gleichwie Du, Vater in Mir und Ich in Dir.“ Das große „In Ihm“ erscheint hier der Stempel des Gotteskindschaftsstandes.

Wie hat Johannes dies Gebet nur behalten können? Er hat’s doch sicher erst nach der Zerstörung Jerusalems mit dem Evangelium geschrieben. Da kann nur auf dem Weg der Offenbarung ihm von seinem Herrn gegeben worden sein. In der Stunde, da es der Heiland betet, hat er es wohl kaum behalten. Johanne stand wie ein Paulus noch in fortlaufender Offenbarungs-Gemeinschaft mit dem Herrn. Anders hätten auch die wunderbaren Reden des vierten Evangeliums uns nicht erhalten bleiben können. Das vierte Evangelium ist da Offenbarungs-Vermächtnis des Herrn an Seine Gemeine durch den Knecht Johannes, welcher besonders begnadet war für diese Übermittlung. Seiner Gemeine schließt der Herr Sein innerstes Herz auf auch im Gebet. Wir danken Ihm für diesen tiefen Vertrauensakt.

Es ist eine gewaltige Offenbarungsfülle, welche in diesem Gebet uns überströmt. In das innerste Gottheitsgeheimnis, in das vorzeitliche und innenzeitliche Leben zwischen Vater und Sohn tun wir selige Blicke. In das Geheimnis der Erwählung der Gläubigen, ihre Geburt aus dem Wort, ihre Herausnahme aus der Welt, ihre Hineinstellung in die Welt, ihre endliche Verklärung in der Herrlichkeit des Herrn - alles verfolgen wir. Und durch alles hindurch die einzige Liebe des Sohnes zum Vater, des Heilands zu den Seinen, der Gläubigen zum Herrn und der Gläubigen untereinander; die einzige Liebe auch noch zum Sohn des Verderbens, ja zum ganzen sündedurchdrungenen Kosmos; das Auslaufen des ganzen Gebetes in die Liebes-Gemeinschaft. Das alles ist überwältigend, göttlich groß. Wollen wir in dies Gebet hineintreten, dann heißt es: „Ziehe deine Schuhe aus; denn der Ort, da du stehest, ist heiliges Land!“

Der äußere Ort des Gebete ist der Weg von Jerusalem nach Gethsemane. Die Abschiedsreden des Herrn sind vollendet. Sie haben geschlossen mit dem sieghaften Wort: „In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, Ich habe die Welt überwunden!“ Da bleibt der Heiland stehen, hebt Seine Augen auf gen Himmel, faltet die Hände und betet. Die Elfe umstehen Ihn Es ist Nacht. Ein feierlich, ergreifendes Bild! Der Heiland s t e h t. In Gethsemane kniet Er und liegt Er. Das Gebet zwingt den Leib in die entsprechende Form. Der zitternde Kämpfer liegt am Boden - das verklärungsbereite Haupt der Gemeine steht und blickt auf gen Himmel. Verklärung, Verherrlichung durchzieht das ganze Gebet. Das ist eine Sache des Stehens, des Aufrechtseins.

Und die Augen hebt Er gen Himmel. Einer darf die Augen offen und klar zum Vater heben, Er, der nie ungehorsam war. Dies Sohnesherz war immer eins mit dem Vater. Der Eingeborene hat zur Speise den Willen des Vater. Gottes Herz und Sein Herz waren immer eines durch und durch. Wir müssen die Augen oft niederschlagen. Und doch, als versöhnte Kinder dürfen wir sie auch aufheben. In Christo haben wir die Freudigkeit zum Eingang ins Heilige. Der Herr will die Seinen mit Seinen Augen leiten, da müssen wir Ihm auch i n die Augen sehen, Wir stehen in Christus im Klarheitswesen - wir stehen im Wahrhaftigen, da dürfen wir auch die Augen aufheben zum Wahrhaftigen. Wir sind berufen, Ihn zu sehen, wie Er ist - da sind die Augen auf Ihn gerichtet. Und zum Himmel hob der Herr die Augen auf. Nicht bloß zum Lichthimmel, nein, zur großen Herrlichkeit Gottes, des Vaters. Der ewige Gott wohnt in einer wunderbaren Lichts- und Lebensmaterie. In Gott ist auch der Stoff, aber völlig geistverklärt. Und bei Gott ist der gegliederte Stoff. Dort stehen auch die Urbilder aller Dinge. Wir wissen von den vier Tieren und von den 24 Ältesten. Wir wissen von dem Thron und dem Regenbogen. Hes 1 und Offb 4 geben uns einen kleinen Begriff von der Herrlichkeit. Gottes Lichtswesen und Herrlichkeitswesen ist konzentriert in einem Lichtorte. Dahin hebt der Sohn die Augen auf. Dieser Ort ist oben, er ist überall oben. Gott ist der Allerhöchste. Unmöglich ist es, Ihn unten zu denken. Alles Edle ist oben, und wenn es durch das tiefste Tal müsste, da strahlt nur seine Erhabenheit. So ist Gott oben. Wir heben die Augen auf zu Ihm. So stand der Herr - und so fing Er an, zu beten.

Vater und Sohn im Gespräch

Vater und Sohn im Gespräch! Sohn und Vater im Gedankenaustausch! Der Höchste mit dem Höchsten im höchsten Augenblick. Und wir dürfen Zeugen sein, wir dürfen Hörer sein. Wessen würdigt uns Gott. Eine solche Aussprache in Menschenhände zu geben! Welch ein Vertrauen Gottes, welch eine Liebe Gottes! Geisteskleinode schenkt Er uns, wie es keine mehr gibt im Himmel und auf Erden. Tief herab lässt Sich der Herr! Er ist reich über uns. Wir wollen nehmen aus der Fülle des Gemeine-Gebets Gnade um Gnade.

In den ersten fünf Versen des Gemeine-Gebets betet der Heiland f ü r S i c h. Völlig planmäßig geht alles bei Gott, darum auch beim Sohne. Der Heiland fällt nie aus dem Gottesplan. Das gehört auch zu Seinem völligen Gehorsam und zu Seiner völligen Sündlosigkeit, dass Er immer im Rahmen des göttlichen Heilsratschlusses bleibt. „Es ziemt einem Hohepriester und ist seine Schuldigkeit, dass er, gleichwie für das Volk, so auch für sich selbst Opfer bringe wegen der Sünde“, so sagt der Hebräerbrief (Hebr 5:3). In diese Hohepriester-Schuldigkeit ist auch der Heiland eingegangen, wiewohl Er keine Sünde hatte. Aber Er ist für uns zur Sünde gemacht. Und erst das Haupt, dann die Glieder. So geht der Weg. Und dann geht er weiter, dann die Völker; erst die Gemeine, dann die Nationen. Wie wird da auch von gläubigen Leuten, oft in guter Meinung, außerhalb der Linien des göttlichen Planes gearbeitet! In allen Lagen und unter allen Umständen sieht ein Kind Gottes immer zuerst darauf, dass es selber wachse, immer zuerst - ich. Habe ich meine Lektion gelernt, dann laufen auch die Dinge. Auf Erden und im Himmel ist für uns das Erste, was wir werden und geworden sind, nicht was wir leisten und geleistet haben. Wer nichts wird, was wird er endlich leisten? Die Gläubigen sind die Seienden und Werdenden. So ist dem Herrn angesichts Seines Leidensganges das die Hauptsache, dass Er drin als Sohn steht und stehen bleibt. Bete in allen Vorkommnissen deines Lebens, in allen Dingen des alltags immer zuerst für dich und deinen rechten Stand, dann erst ergreife im Herrn die Aufgaben. Das ist priesterlich gehandelt. Nur zurechtgebrachte und zurecht stehende Leute können recht handeln. O große, anbetungswürdige Wahrheit, dass der Herr zuerst für Sich gebetet hat (Joh 17:1-5). Ohne Seine persönliche Vollendung im Glaubensgehorsam kann nichts geschehen zum wahren Ziel der Welt. Er, der Sohn, muss vor allem fertig sein. So kann weiterhin nichts Wesentliches geschehen an der Kreatur, ohne dass die Kinder Gottes fertig sind. Die ganze Kreatur - worin auch alle Menschen und Engel eingeschlossen sind - wartet auf die herrliche Freiheit der Kinder Gottes. Darum, ihr Gläubigen, handelt es sich stets und immer um euer Fertigwerden.

„V a t e r !“

hebt nun der Sohn an, in Seinem Rufen für sich Selbst. Einzigartig! Ganz absolut, ganz allein - Vater! Wie ein Ewigkeitsfels steht dies Wort. Vom tiefsten Gottgeheimnis lüftet es den Schleier. In das Unergründliche schauen wir mit diesem Urgebetswort Jesu hinein. So kann nur E i n e r , nur der E i n e beten. Wohl schreit der Glaube in den Geistesmenschen auch: „Abba, lieber Vater!“ Aber wir sind bei aller unausdenklichen Hoheit unseres Kindesstandes doch immer von Natur Geschöpfe, ja sündige, gefallene Geschöpfe. Wir haben alles, auch unser Kindschaft und unser Lebensverhältnis zum Vater in Ihm, dem Einen, der ganz allein, kurz und bündig, ewigkeitsmäßig und ewigkeitsgründig „Vater“ sagen darf. Wir rufen auch den Vater an. Und je gereifter ein Kind Gottes wird, umso mehr wird es „Vater“ sagen. „Sintemal ihr Den zum „Vater anruft, sagt Petrus, „der aller Welt Richter ist.“ Aber die Gläubigen müssen immer sagen: „Vater in Christo!“ Dabei sind die erlösten Erstlinge immer auch auf den Sohn geworfen. Der erste Korintherbrief sagt am Anfang von den Heiligen und Geliebten Gottes, dass sie anrufen den N a m e n des H e r r n J e s u hin und her. Wir brauchen in unserer Niedrigkeit und Elendigkeit stets wieder einen Heiland. Da heißt es aus tiefen Tiefen: „Herr Jesu“. Der Heiland selbst hat überall bei allem Beten nur „Vater“ gebetet. Viermal ruft Er in unserem Gemeine-Gebet so an.

Und wunderbar - so oft Er von Sich aus und für Sich anruft, da sagt Er ganz allein „Vater“. Sowie Er aber für die Gläubigen ruft, sagt er Er: „Heiliger Vater!“ Und wenn Er für die ungläubige Welt ruft, sagt Er: „Gerechter Vater.“ (siehe Joh 17:11.25) Auch in all den wenigen anderen Gebeten, wo wir den Heiland beten hören, sagt Er: „Vater“. Dass Er in der Verlassenheit am Kreuze ruft: „Mein Gott, Mein Gott!“ - das hat seinen besonderen, wohl begreiflichen Grund.

„V a t e r “
das gibt es nur einmal. Hier liegt ein ganz sonderliches Wesensverhältnis vor, das nicht seinesgleichen hat. Das ist die Wahrheit die sich uns hier öffnet, geoffenbart vom Sohne, dass Gott „Vater“ ist. Vom göttlichen Wesen ist in Unendlichkeiten d e r S o h n geboren. Licht hat Abglanz, L i e b e hat den G e l i e b t e n , L e b e n hat G e b u r t ; d a s Leben hat den G e b o r e n e n. Gott ist nicht Einer in kalter Isolierung. Er ist herrlich und bleibt E i n e r und der E i n i g e - aber von Ihm geht der Sohn aus - und in Ihm, dem Sohn allein, ist Er sichtbar, greifbar, nahbar. Wir fassen kein Licht an ihm selber; wir fassen alles Licht in den Ausstrahlungen. Wir fassen kein Leben an ihm selber; wir fassen alles Leben im Geborenen. Nur in Ihm wird’s offenbar. Und Licht und Strahlen, Leben und Geborenes sind Eines. In der Sündenwelt ist’s freilich zerrissen. In der Gottwelt ist's in alle Unendlichkeiten Eins. Das ist die Einheit Gottes - nicht, dass Er nicht Zwei sei - sondern dass der Sohn n i e etwas ohne den Vater denkt, redet oder tut ohne den Sohn. Beide haben E i n e n G e i s t, der in Ihnen und aus Ihnen lebt - das ist der Heilige Geist. Der ist nicht wie der Sohn geboren. Der wird in der Heiligen Schrift auch nicht angebetet, wie der Sohn. Der geht aus vom Vater und Sohn und wirket Ihr eigentliches Wesen aus. Die Gottheit ist stufenmäßig in heiliger Einheit. Der Sohn ist nicht Vater, sondern eben Sohn, so eins Er mit dem Vater ist. Und der Heilige Geist ist die auswirkende Kraft beider, natürlich göttlich durch und durch, doch eben ausgegangen aus dem Vater-Sohnes-Grund. Und nie wirken diese auseinander, immer ineinander, je länger mehr mehr ineinander. Diese Drei sind Eins.

„V a t e r “
In dein Lebensverhältnis haben wir geschaut - und ein Liebesverhältnis offenbart sich uns. Ein Mann betet hier. Ein Mann, wie es keinen zweiten gab noch gibt. Ein Mann, der das Größte vollbracht hat. Er hat alles verlassen und ist gekommen für uns zu sterben, um uns zu retten. Ein Mann betet, eben im Begriff, frei Sich töten zu lassen zum Heil der Welt. Und dieser Mann ruft: „Vater!“ Vor Seinen Jüngern ruft Er so; heute sagen wir: Vor aller Welt öffentlich ruft er so. Welch ein Liebesverhältnis ist dies Lebensverhältnis. Nie steht Er anders als v o r dem Vater. In eine solche Einheit will Er auch uns bringen, dass wir ohne Ihn nichts tun können.

„V a t e r “
Ein Lichtsverhältnis ist dieses Liebes-Verhältnis. Da ist keine Trübung, nicht die kleinste. L i c h t , da ist kein Nebelfleckchen. Kristallklar, sonnenklar ist das Verhältnis. In den Ewigkeiten lauter Licht, hat es auch das Fleisch nicht getrübt. Er hat die Sünde getötet im Fleische. Das war ununterbrochene Lichtsgemeinschaft. Auch auf dem Wege zum tiefsten Kreuze darf Er nur Seine Augen aufheben und „Vater“ sagen. Bei uns ist viel Schatten. Nur in der Reinigung des Blutes Jesu können wir mit Freudigkeit im Vater- und Kindeswesen stehen. Zwar über wir uns, zu haben ein gutes Gewissen vor Gott und Menschen. Doch ist zwischen Üben und Haben oft eine Kluft. Aber in Jesu und Seiner einigenden Liebeskraft haben wir doch Freudigkeit, auch die (unsre) Augen aufzuheben und „Vater in Christo“ zu sagen.

Aber Jesu „Vater" das ist einzig. Da ist keiner, der so, wie Er, stehen könnte. Wir beten an, Ihn, den unendlichen Sohn; wir beten an in Ihm den Gottvater - den Urgrund oder Ohnegrund, der im Sohne für uns zum Grund geworden ist. Ach, dass wir Gott kennen dürfen - den Vater - in dem Sohne! Die ganze Welt in all ihrer religiösen und philosophischen Weisheit ist in das innerste Geheimnis der Gottheit nie eingedrungen - in die V a t e r - S o h n e s - G e h e i m n i s , in dies vollendete Lebens-, Liebes- und Lichtsgeheimnis. Das ist Gott, der im Geiste Sich offenbarende Vater und Sohn: Der Vater, der uns dem Sohne gibt - die Zerbrochenen, zur Rettung; und der Sohn, der uns dem Vater gibt - die Geretteten, zur Herrlichkeit. Selig ist, wer den Sohn durch den Vater, wer den Vater im Sohn sieht.

Wer den Gottvater hat im geliebten und liebenden Sohn, der kriegt dann auch einen wachstümlichen Blick in’s Söhne-Geheimnis, welches ist die Gemeine. Durch Wort und Geist aus der Sünderwelt eine Söhne-Gemeine herauszuschaffen im Gehorsam des Glaubens, das ist Gottes tiefstes Ratsgeheimnis. In ihr bringt der Sohn dem Vater die Erstlinge Seiner hochheiligen Versöhnung dar; und in diesen Söhnen erfreut der Vater den Sohn mit einer Bruderschar. Kein Wunder, dass, als der Sohn hier „Vater“ rief - auch diese Bruderschar vor Seinen Beteraugen sich offenbarte, und dass Sein Gebet auf dem Todesgang zum Gemeine-Gebet wurde.

Auch uns gibt dies wunderbare Eingangswort eine köstliche Offenbarungsfülle. Wir sehen den anbetungswürdigen Gott in Seiner geheimnisvollen, nur dem Sohne geöffneten Wesens-, Lebens- und Lichtsmajestät. Wir hören, dass Er, der Quell alles dessen was ist, V a t e r ist. Wie nah kommt Er uns in diesem Stande - wie leuchtet die Liebe aus den Unendlichkeiten im Vaternamen. O, wenn Du Vater bist, Du unendliches Wesen, dann haben wir alle und jede Zuversicht zu Dir. Und wir sehen den Sohn. Wir können Ihn greifen und fassen in Seiner Majestät - nicht nur, dass Er der bevollmächtigte Herr der Ewigkeiten ist, sondern dass Er in allem und bei allem S o h n bleibt; dass Er im gewaltigsten Mannesgang begriffen „V a t e r“ ruft. Wir sehen, wer da zum Sterben geht: Ein Majestätischer und völlig Freier. Wir fragen, warum? Und wir hören: Für uns! Wir sehen Seine Herrlichkeit. Und wir begreifen, was wir haben, wenn wir „Abba“ rufen dürfen und können. - „Vater“ - welch eine Tiefe, beides des Lebens und der Liebe Gottes! -

„V a t e r, gekommen ist die Stunde.“

Weiß das der Vater nicht von Ihm selber? Bewegen sich nicht alle Himmel ob dieser Stunde, die im Anzug ist? Bebt nicht die ganze selige Engelwelt? Und es lüstet sie zu schauen. Ist nicht die Welt der Finsternisgeister in hastender Unruhe? Geht nicht durch alle wartenden Geister der Totenwelt ein Flüstern, ein Ahnen? Sind nicht die zwei Größten schon heraufgestiegen: Mose und Elias? Weiß nicht das ganze Totenreich von etwas Großem, das im Gange ist? Weiß Gott nicht, dass die Stunde gekommen ist? Freilich weiß Er’s. Warum sagt’s Ihm der Sohn? Weil Er Sohn ist. Ein Sohn sagt dem Vater alles. Das ist die Lebensgemeinschaft, da öffnet sich das Herz dem Herzen. Gesagt, ausgesprochen, durchgesprochen muss es sein. So will’s die vater- und die Sohnesliebe. Nun ist’s denn so weit, sagt der Sohn zum Vater. Warum sagt es nicht der Vater zum Sohn? Der Sohn ist jetzt der Abhängige, wie noch nie. Hier kommt der Sohn zum Vater. Der Vater ist der Liebesabwartende. Er hat des Sohnes Rede vorausgesehen und heilig-liebevoll gewartet. Ds ist die Majestät des Vaters (auch) gegenüber dem Sohne. So reden auch wir. Die einfältigen Kinder Gottes sagen alles ihrem Herrn. Ob Er’s hundert- und tausendmal schon weiß, die Kinder müssen's Ihm sagen. Wieviel sagen Kinder den Eltern, was diese schon wissen. Gemeinschaft braucht Mitteilung des schon Gewussten Dass Gott der Vater sei, hat Er auch schon gewusst, und doch wie köstlich, dass der Sohn „Vater“ sagt. Die Mutter weiß, dass sie die Mutter ist, es tut ihr aber hundertmal wohl, wenn es das Kind hundertmal am Tage sagt. Sie ist arm, wenn sie es nicht mehr so hören darf. „Schüttet euer Herz vor Ihm aus, liebe Leute.“ Das ist Lebensgemeinschaft, im Glauben - alles hinlegen - und das schafft neue, vertiefte Lebensgemeinschaft. Ja, sag’s nur, geliebter Sohn, wir sehen wieder Deine Sohnesherrlichkeit.

„V a t e r, gekommen ist die Stunde.“
Alle Offenbarung hat ihre Stunden im Großen und im Einzelnen. Alles Wachstümliche hat seine Stunden; darum hat auch alle Göttliche seine Stunden. Die Schrift sagt: „Alles hat seine Zeit“ - „oder als die Zeit erfüllet war“. Wachstum verläuft in Fülle-Perioden. Darum lässt sich auf der ganzen Welt nichts nötigen. Alles Genötigte ist unzeitlich und unzeitig. Es trägt den Verfall-Keim in sich. Treibhauspflanzen sind krank Nötigen ist wider die Natur, wider das eingepflanzte Göttliche. Kultur ist in vielen Stücken Nötigung der Natur; darum hat sie den Tod in sich. Am allerwenigsten kann bei der Durchführung der Offenbarung genötigt werden. Hier hat alles genaueste Zeit und Stunde. Eine erfüllte Zeit ist eine Reifezeit für das, was geschehen soll. An den Wachstumsgesetzen der göttlichen Offenbarung findet ein entsetzliches Sich-Versündigen statt. Der natürliche Mensch, auch der religiös natürliche (Mensch) macht alles unzeitig - entweder zu früh oder zu spät. Dem natürlich religiösen Menschen und wenn er noch so fromm ist, fehlen die göttlichen Maßstäbe. Diese müssen geburtsmäßig erlernt und begriffen werden.Darum rücken nur Söhne Gottes allmählich in den Begriff der göttlichen Zeiten und Stunden ein Der S o h n G o t t e s , als der Vollkommene, ist auch ohne Fehl im Einhalten der göttlichen Stunden. Wer göttliche Stunden verstehen will, muss vor allem in der Geduld und Langmut ein Weiser sein.

Wie lange hat der Sohn Gottes gewartet, bis Er Mensch werden durfte! Verglichen mit Seiner Liebe, welche Ihn gewiss viel früher vom Himmel herab getrieben hätte, war auch das Abwarten der Stunde Seiner Menschwerdung ein Geduldswerk, Jahrtausende umfassend.

Und wie hat Er in Seinem Erdenleben d i e S t u n d e , vor welcher er jetzt im Gemeine-Gebet steht, wie hat Er sie erduldet! Er hätte sie viel früher schon haben können. Seinen Feinden war sie früher erwünscht. Für Ihn war Seine Stunde noch nicht gekommen. Er nahm die erniedrigende Schmach des Ausweichens auf Sich: Jesus wich vor ihnen in wüste Örter. Es musste alles reif sein:Volk und Leitung des Volkes, Gegnerschaft und Jüngerschaft, erwähltes Volk und Weltmonarchie, Hölle und Teufel, und was alles noch mehr. Und nun war d i e Stunde gekommen, - Endlich durfte und konnte der Sohn sterben. Der Tod Seiner Heiligen ist wert gehalten vor dem Herrn, wieviel millionenmal mehr der Versöhnungstod des Einen.

„V a t e r, die Stunde ist gekommen“
Die Stunde! Ja, das war eine Stunde! Von der wussten schon die Unendlichkeiten. Schon die Weltenschöpfungen sind im Kreuze von Golgatha geschehen. Die Liebe, welche die Welten schuf, wusste, dass sie auch für dieselbigen sterben musste. Liebe ohne Selbstaufgabe und Selbsthingabe ist keine Liebe. Wahre Liebe trägt den Tod in sich, eben weil sie Leben ist, aber nicht Selbstleben, sondern Hingabeleben. Sünde ist: Sich selber lieben; Liebe ist: Für andere leben im Nicht-Ich. Wenn der Vater dem Sohn die Fülle zum Weltenschöpfer gab, dann musste der Sohn auch zum Weltenerlöser in der völligen Selbsthingabe bereit sein. Der Sohn war, als das erste Schöpfungs-Wort erklang, schon kreuzbereit. Und wie bald schon trat Er in dies Kreuz ein. Satans Fall machte schon das Kreuz zur Wirklichkeit. Eine Welt - wüst und leer - ist dem Sohn der Herrlichkeit ein Kreuz. Und so könnten wir fortfahren. Der Sündenfall und das Dennoch-Festhalten des Menschen war Ihm Kreuz. Israel erwählen und bei Israel verharren ist Ihm Kreuz. Völker herausfahren lassen ins Sünden- und Todesleben und in all seine Folgen; das war Kreuz. Aber über all diese Jahrhunderte musste Er warten mit Seinem Herabkommen in die Welt, mit Seinem Eingehen ins Fleisch, mit Seinem Hingehen in Tod und Hölle. Endlich war die Zeit erfüllet. Er wurde geboren in Bethlehem. Ein Jude, das war auch Kreuz. Und dann dreißig Jahre Stille - der Sohn Gottes musste reifen, und das Volk Gottes auch. Dann drei Jahre Brautwerbung um Israel. Ach, so ganz umsonst - das war das Kreuz. Und immer noch nicht sterben, und doch immer das Sterben vor Augen. - Und nun war die Stunde gekommen, - jetzt durfte Er sich ausziehen und anheften lassen.

Golgatha ist die Herzstunde des ganzen Offenbarungsrates Gottes. Golgatha ist die Zentralstunde aller Gedanken Gottes. Golgatha ist die Grundoffenbarungsstunde der Liebe Gottes in der Überwindung des Zornes. Die Karwoche ist die Selbsthingabezeit Gottes für Seine Geschöpfe. Die Passionsstunde im engsten Sinne ist die Enträtselung, die Auflösung des Weltenrätsels. Darum ist auch allein das Lamm, das erwürget ist, imstande, das Buch der Menschheit aufzutun. Der Tod des Sohnes ist die Entsiegelung der Geheimnisse Gottes. Da ist Gott im Sohne ausgezogen. Alle Hüllen sind weg, - nackt und bloß steht die Wahrheit: - Außer Gott in sich selbst ist alles tot - aber in dem Einen ist Gnade und in Ihm ist alles Leben. Denn die Stunde, die gekommen, ist ja nicht nur die Sterbens- sondern auch die Auferstehungsstunde.

Die Stunde ist gekommen, die Welt kann versöhnt und erlöst werden. Das jüdische Volk kann heimgesucht und weitergebracht werden, wenn zunächst nur unterm Fluch des Gesetzes. Die Stunde ist gekommen - die Erstlinge können jetzt ausgeboren werden aus Juden und Nationen.

Aber für den Sohn ist es eine grausige Stunde. Zunächst die Stunde der Krönung alles Seines Gehorsams. Jetzt folgt Er, wie Er nie noch folgen konnte und nie mehr folgen kann. Das ist die S t u n d e des S o h n e s in der vollendetsten Bedeutung des Wortes. Gehorsam bis zum Tod, ja bis zum Tode am Kreuze. Damit ist die Sache in der Niedrigkeit vollendet, nun kann Seine Erhöhung in weiteren Stunden vor sich gehen. So müssen auch die Söhne jetzt im Niedrigkeitsgehorsam vollendet werden, um dann ihren Erhöhungsweg antreten zu können.

Im Niedrigkeitsgehorsam vollendet werden, das ist ihre Stunde, die sie jetzt haben. Die Gesetzes-Religiosität versteht das nicht. Sie reißt an sich und will an sich reißen Königreichsherrlichkeiten ehe die Niedrigkeits-Vollendung der Gemeine da ist.

„V a t e r, gekommen ist die Stunde.“
Der Sohn ist bereit, gehorsam zu sein. Hat Er’s vor Äonen dem Vater zugesagt, jetzt löst Er’s ein. Zwischen Zusage und Einlösung ist ein herber Unterschied - der Sohn kennt und weiß die Last. Aber Er ist entschlossen, den Todesweg zu beschreiten. „Gekommen ist die Stunde“ - Er sagt’s dem Vater, aber Er hält Ihm keinen Vortag. Die Schwere und die Unsagbarkeit der Sache Ist Vater und Sohn wohl bewusst. Das kann kein Mund ausreden. „D i e S t u n d e“, das eine Wort sagt alles. Dass das Leben, dass Der, welcher das Leben hat in Ihm selber, in den Tod geht - was das heißt, kann niemand ausdenken. Wir gehen alle als Tod-Geborene in den Tod - das ist ganz anders - und dann in I h m - das heißt als Getragene. Er geht allein; denn der Vater muss Ihn eine kleine Zeit verlassen.

Und doch ist der Vater auch bei Ihm. Er bittet Ihn ja eben um das Notwendigste für die Stunde. Es braucht viel. Satan hat eine H o c h s t u n d e. Es wird Nacht. Satan tötet den Sohn. Endlich hat er Ihn weg. Als Mensch im Fleische ist Er ihm (dem Satan) verfallen. Er legt seine Hand auf Ihn. - Er hat ja nichts an Ihm. - Aber zunächst hat er Ihn und bringt Ihn ins Totenreich. Und die Menschheit dient Satan. Das erwählte Volk in Haupt und Gliedern und das Weltreich der Nationen, sie werden eins. Und der Sohn Gottes ist nur noch der Verführer und ist tot. Das ist die Stunde: Jesus unten, Satan oben - so der Schein - so auch die Wahrheit; denn der Sohn muss wirklich herunter u n t e r den Feind und seine Gewalt, welche ist der Tod. Und f r e i muss Er; dazu hat Er Sich entschlossen, dazu entschließt Er Sich. Vater, gekommen ist die Stunde. Ein Sieger spricht’s, so sehr er noch zittern muss. E r g e h t - w i r b e t e n a n.

„Verkläre Deinen Sohn“

Joh 17:1: Unser Luther übersetzt: „Die Stunde ist hie, dass Du Deinen Sohn verklärest.“ Da könnte man meinen, die Stunde sei zur Verklärung des Sohnes bestimmt. Da wäre zu eng. Es heißt auch eigentlich anders Nämlich: „Gekommen ist die Stund: Verkläre Deinen Sohn!“ Verklären heißt hier zunächst: Ins Licht stellen und herausstellen. Der Sohn bittet, dass Sein Sohnes-Wesen in dem kommenden, schweren Leidensgang offfenbar bleibe. Er bittet, dass Seine Sohnschaft ihre verherrlichte Krönung empfange in dieser tiefsten Tiefe. Sohn will Er sein und bleiben. Gehorsam bis zum Tode am Kreuz will Er sein. Das soll herausleuchten aus Seinem Leiden und Sterben, dass Er ein gehorsamer Sohn ist, der in freier Hingabe in den Willen des Vaters diesen Weg auf sich nimmt. Die Stunde war so fürchterlich, welche jetzt kam, dass es für den Sündlosen und mit ewigem Leben Gefüllten wahrhaft nicht leicht war, auch hier gehorsam zu sein. Er hat an dem, das Er litt, Gehorsam gelernt. Er will Sohn bleiben; Er will untertan bleiben. Sein Gebet heißt: Lass Mich nicht aus der Sohneslinie fallen! In allem, von Ewigkeit zu Ewigkeit, war Er Sohn, nur Sohn. Auch in Seiner Menschheitszeit hat Er nur geredet, was Er den Vater reden hörte, und getan, was Er den Vater tun sah. Nun möchte Er’s vollenden und denKreuzes- und Todesweg als völlig gehorsamer Sohn gehen. Dazu braucht Er Verklärungskräfte des Vaters. Sein Sohnsein und Sohn bleiben muss Ihm so groß, so schön, so herrlich, so begehrenswert erscheinen, dass Er alles dafür hingeben, alles dafür leiden kann. „Verkläre Deinen Sohn“ - vollende Sein Untertänigsein in Ihm!

Das ist auch für Gotteskinder, aus Seinem Geist geboren, das Größte. Immer Kind, immer Sohn bleiben. Alle aufnehmen und annehmen - als Kind. Unter alles gehen im Glaubensgehorsam. Dadurch wird der Vater am höchsten geehrt. Da strahlen die schönsten Herrlichkeitsstrahlen der Gotteskindschaft aus, wenn jemand in den schwersten Lagen ein stilles, sich beugendes Kind ist. Die Gotteskindschaft bewährt sich am herrlichsten, wo es am gebeugtesten annehmen gilt. Auch hier sehen wir wieder, wie nicht im Tun und Wirken, sondern im Leidensgehorsam das Kindschaftswesen seine größten Herrlichkeit entfaltet. - Verkläre Dein Kind - lass mich in allen Lagen, auch in den tiefsten, dein einfältig Kind bleiben. Lass mich nichts verwirren. Mag's außen aussehen, wie es will - ich bin Dein Kind, Du mein Vater. O, kindlich sein, stets dem Vater nur das Beste zutrauen - selige Gnade. - Was kann ein Kind m e h r als folgen, stille sein, untertan sein?

„Verkläre Deinen Sohn“
Der Vater hat’s getan. Er hat dem Sohn die inneren Stärkungen gegeben, die Herrlichkeitskräfte, dass Er Seinen Sohnesgehorsam krönen und vollenden konnte. Er war gehorsam bis zum Tode, ja bis zum Tode am Kreuze. Das ist eine erhörte Bitte. Die wird auch keinem Kinde Gottes abgeschlagen. Wer gehorsam Kind bleiben will, wer in die Kreuzeswege Gottes eingehen will, kriegt auch die Verklärungskräfte dazu. Der Vater lässt kein Kind stecken.

„Verkläre Deinen Sohn“
Das heißt aber auch: Führe die ganze kommende Leidensstunde hindurch alles so, dass Ich trotz aller Schmach und Niedrigkeit doch als Gottes Sohn erscheine. Lass durch die tiefsten Schmähungs-Stände göttliche Lichtstrahlen durchbrechen, dass immer wieder in aller Niedrigkeit durchstrahle die Herrlichkeit des eingeborenen Sohnes. Wunderbar und in köstlicher Weise hat der Vater auch hier den Sohn erhört. Schon in Gethsemane, wenn auf Seine Antwort: „Ich bin’s“ die ganze Schar zusammenstürzt, wird der eingeborene Sohn offenbar Bei der Verhandlung vor den Hohepriestern wird der Heiland schweigend und redend immer größer. Und der Schluss: Sein einzigartiges Gottessohnschaftsbekenntnis! Pilatus, der Weltmacht-Vertreter wird mitsamt seinem Weibe tief bestürzt über Ihn. Der Heiland steht schließlich da als König - Pilatus als zitternder Mensch. Am Kreuze aber verherrlicht der Vater den Sohn durch mancherlei Zeichen - also dass das ganze Volk an die Brust schlagen und umkehren muss; also dass der römische Hauptmann bekennen muss: „Wahrlich, das isst ein frommer Mensch und Gottes Sohn gewesen“ Nach dem Kreuzestode (aber) bekennt Sich der Vater in der Auferweckung des Sohnes in allerlei eindrücklichen Zeichen zu Ihm. Wenn Zinzendorf sagt: „So, wie Er am verhöhntesten, so ist Er mir am schönsten, ich werd’ des Blicks nie satt“ - so hat er recht. Glaube und Welt wird vom Gekreuzigten erschüttert.

Auch den geistgeborenen Söhnen tut der Vater das in ihrem Maße. Kinder Gottes haben in jedem Kreuze, welches sie im Gehorsam tragen, ihre Beglaubigungen. Der Vater führt und leitet es so, dass unter allen Niedrigkeiten immer wieder die göttlichen Hoheiten durchschlagen. Bei äußerem Druck offenbart sich bei Gläubigen das stärkste Licht. Wahre Kinder Gottes werden unterm Elend die gesegnetsten Zeugen. Göttliche Herrlichkeit wird offenbar, wo die menschlich eigene zerbricht. Der Vatermacht Seine Kinder schön, wenn Satan und Welt sie entstellen.

„Verkläre Deinen Sohn“
Der Vater m u s s - der S o h n stellt sich hin. Stahlklar ist das Selbstbewusstsein Jesu, dass Er der Sohn des lebendigen Gottes ist. Durch kein Stäublein getrübt ist diese Sohnschaft. Er darf dem Vater den Sohn gewissermaßen aufrücken. Du wirst Deinen Einen, in welchem Du alles beschlossen hast, nicht lassen. Verkläre Deinen Sohn. Er it der Eine vor allen, über allen. - Er ist d e r S o h n, - wir sind Söhne in Ihm. - „D e i n e n S o h n.“ - Er it von Dir geboren und nie von Dir gewichen. Er will auch nichts anderes sein als D e i n, in alle Ewigkeit Dein, durch alle Tiefen hindurch Dein.

Wir armen, geretteten und erhöhten Sünder können nicht in solcher Sohnesfülle hintreten. Die Sünde demütigt uns stets. Aber auf Grund des versöhnenden und reinigenden Blutes, auf Grund der Erwählung und Geistesversicherung, auf Grund des Gnadengeschenkten Glaubens, in welchem wir rufen: „Abba, lieber Vater“ - auf Grund der freien Gnade, die bußfertigen Sündern im Sohne sich schenkte, ,können wir doch aufrichtig hinnahen und sagen: Verkläre Dein Kind. Gnade gibt Rechtfertigung, gibt Recht.

„Verkläre Deinen Sohn“
Es ist geschehen. Wir stehen in diesem Gebete auf lauter Erhörungsboden. Ja, der Sohn durfte sagen: „Ich weiß, dass Du Mich allezeit hörest.“ Wo keine Sünde ist, gibt es auch keine Fehlbitte. Es ist im allerhöchsten grad beseligend, in dies Lichtsverhältnis von Bitte und Erhörung hineinzusehen. Doch - was wollen wir sagen - isst nicht den wiedergeborenen Kindern, den Geistesleuten, dasselbe verheißen? Joh 16 lesen wir: „Wahrlich, wahrlich, Ich sage euch, so ihr den Vater um etwas bitten werdet in Meinem Namen, so wird Er’s euch geben.“ Wir nehmen dies Wort im Glauben, nicht im Schauen. Aber wir nehmens's und dürfen’s nehmen.

Was der Sohn will, will Er alles für den Vater:

„Dass der Sohn Dich verkläre“

Joh 17:1 so betet Er weiter. Der Sohn hat stets den Vater im Auge. Er will die Sohnes-Verklärung nicht für Sich - sondern allein für den Vater. Sehen sie den Sohn, so sehen sie auch den Vater. (Und) das ist des Sohnes herzinnigstes Anliegen, dass ja der Vater nicht verunehrt werde. Deine Verklärung des Vaters - eine Herrlichmachung desselben soll durch Sein Leiden und durch die Art, wie Er der Sohn, es trägt, herauskommen. Auch das hat der Vater dem Sohne gegeben. Durch alle Leidens- und Todestiefen hindurch durfte Er den Vater halten. Vater, Vater - heißt es in Gethsemane; Vater, in allen Seinen Reden; Vater erklingt es vom Kreuze zuerst und zuletzt. Nur in der eigentlichen Gerichts- und Verdammnisstunde, da setzt der Vater aus - da heißt es: „Mein Gott, Mein Gott!“ Aber wird nicht gerade dadurch der Vater umso größer? Nach vollbrachter Erlösung und Versöhnung aber geht der Weg zum Vater bei uns allen, die wir glauben, über Golgatha. Da lernen wir in Gericht und Gnade den Vater kennen, wo Er uns den Eingeborenen ganz schenkt.

Möchte doch bei uns allen auch ein so tiefes Verlangen sein, den Vater ja nicht zu beeinträchtigen! In Leiden und Trübsalen wächst gar bald bei uns eine Stellung heraus, welche nicht den Vater verklärt. Wer nichts wie klagt, wer nichts als Dunkelheiten sieht, wer über einen Weg gar murrt - der verklärt nicht den Vater. Er schenke uns Geisteskraft, dass wir alles im Vaterlicht fassen. Bei Kindern Gottes muss es klar sein - d e r V a t e r i s t’ s. Es ist betrüblich, dass man es bei Gläubigen in Trübsalen sogar erleben kann, dass sie meinen, der Teufel ist’s. Sind wir nicht errette von der Obrigkeit der Finsternis? Sind wir nicht in allem abhängig von unserem Vater? Warum drücken Leiden uns nicht näher zum Vater? Wir sind wohl keine einfältigen Kinder. Wenn du dich Kind Gottes nennst, so bitte auch, dass du überall deinen Vater verklärest. Ein schlechtes Kind, das seinen Vater verunehrt. Mag auf mich kommen, was will, wenn nur nichts auf meinen Vater kommt. Gerade in Leiden könne wir den Vater verklären. Da kann eine Furcht auf die Menschen fallen vor diesem Vater, der Seine Kinder also vor diesem Vater, der Seine Kinder also in der Zucht hat - und den Seine Kinder in der Zucht also ehren.

„Verkläre Deinen Sohn, dass der Sohn Dich verkläre“
Das geht aber auch hinaus auf’s Ganze. Der Sohn ist im Begriffe, dem Fleische den freien Tribut zu zahlen. Er begibt Sich in Tod und Grab. Der Tod ist der Sünde Sold. Will Er der wahrhaftige Erlöser sein, so muss, wie die Sünde durchbrochen werden im Tode des Herrn, so jetzt auch der Tod durchbrochen werden im Tode des Herrn. Für den Herrn persönlich selbst ist der Tod schon durchbrochen, weil Er keine Sünde getan hat. Aber um der sündigen Menschheit willen muss Er das Todesopfer bringen, welches allerdings zu gleicher Zeit das Opfer Seines tiefsten, persönlichen Gehorsams ist, und insofern auch für Ihn selbst. Nun bitte Er, da Er in diesen Tod geht, dass der Vater den Sohn verkläre. In die äußerste Niedrigkeit dieses Todesleidens muss Er hinab; der Leib der Niedrigkeit wird in seinem ganzen Todes-Elend auch an Ihm offenbar. Aber dann, wenn er dies Opfer gebracht hat, dann soll der Vater In auferwecken und Ihn herrlich verklärt darstellen. Ist Er selbst geistleiblich verherrlicht, dann kann Er auch den Vater verherrlichen. Die ersten verherrlichten sind die wiedergeborenen Söhne, in welchen Er durch den Heiligen Geist ein Auferstehungsleben schafft und sie wachstümlich der geistleiblichen Verklärungs-Herrlichkeit zuführt. Es sind aber im geistleiblichen verherrlichten Herrn auch die Verklärungsmöglichkeiten der ganzen gefallenen Kreatur, und in den kommenden Äonen führt der herrliche Herr diese Verklärung alle Kreatur durch, bei einem jeglichen in seiner Art.

S fleht Er: Verkläre Deinen Sohn, dass der Sohn Dich verkläre. Wer da glaubt unter uns, der steht schon in dieser Verklärungsarbeit des Sohnes drinnen. In den gläubigen Kindern Gottes ist durch den Heiligen Geist Sohn und Vater verklärt und wird es immer mehr. Si ist die Bitte auch in dieser letzten Stunde erhört und ist auch an uns und in uns erhört.

Der Heiland weist den Vater zur Erhärtung dieser Seiner Bitte auf einen Vorgang in den vor allen Zeiten liegenden Ewigkeiten hin, indem Er sagt:

„Wie Du Ihm gegeben hast die Macht alles Fleisches“

Joh 17:2 Das Gemeine-Gebet, welches die innigste Gemeinschaft des Vaters und des Sohnes atmet, lüpft gar manchmal auch die Schleier der vorzeitlichen Ewigkeiten. Das tut es auch hier. Wir erfahren, dass der Vater dem Sohne die Macht über alles Fleisch gegeben hat. Ja, der Sohn ist gesetzt von Unendlichkeiten her, dass Er der Herr sei über alles, dass Er das allzusammenfassende Haupt aller Kreatur werden soll. Dies kann Er aber nur werden, wenn Er Vollmacht, verklärende Übermacht über alles Fleisch hat. Fleisch ist in der Heiligen Schrift stets die dem Gesetz der Sünde und des Todes verfallene Naturseite der Kreatur, ja die Kreatur selbst in ihrer Sünde- und Todesverhaftung. Fleisch hat stets den Sünde- und Todes-Begriff in sich. Da hat nun also der Vater dem Sohne von Ewigkeiten her die Macht gegeben über alles Fleisch, dass Er demselben, wie unser Gebetstext weiter sagt, das ewige Leben gebe. - Weil Er nun Macht bekommen hat über alles Fleisch, muss Er den Sohn Gottes, dieses Fleisch und Blut mit seiner Sündenverhaftung anziehen, um Seine Macht über dasselbe ausüben zu können. Da muss Er aber zu allererst Macht haben über Sein eigenes Fleisch und Blut. In Seinem Leben hat Er Fleisch und Blut besiegt und die Sünde getötet im Fleische - jetzt muss auch der Tod aufgelöst werden, indem Er in ihn hinabsteigt, aber mit verklärtem Leibe wieder heraufsteigt.

So hängen unsere Gebets-Verse zusammen. Der Herr betet: Verkläre Deinen Sohn, dass der Sohn Dich verkläre - bring Ihn verherrlicht aus dem Todesreich - in das Er jetzt frei hinabsteigt - wieder zurück, dementsprechend, dass Du Ihm ja Macht gegeben hast über alles Fleisch. Diese Macht über alles Fleisch könnte ja nicht durchgeführt werden, wenn nicht der Leib Jesu zuerst verklärt ist.

Wir freuen us in diesem Gebetsworten das Allerheiligste der Ewigkeiten im Geiste betreten zu dürfen. Was hat doch der Vater und der Sohn im gemeinsamen (Heiligen) Geiste alles ausgemacht und festgelegt, ehe der Welten Gründe gelegt waren! Der ganze Plan war klargelegt und festgestellt. Und Sünde und Tod war nicht hineingeplant. Und jeder hatte schon Seine Aufgabe drin. Der Sohn sollte, so wie der Schöpfer, der Versöhner und Zurückführer der ganzen Kreatur sein. Die Vollmacht über alles Fleisch war Ihm gegeben, ehe es Fleisch gab. Der Sohn hat den Auftrag angenommen -und heute steht Er vor uns bittend, dass der Vater Ihn aus demTode verkläre, dass Er den Vater auch verklären könne und über alles Fleisch die Macht gewinne.

Köstlich ist auch der Blick in das Verhältnis von Vater und Sohn. Der Vater hat dem Sohn die Macht g e g e b e n. Es ist nichts, was der Sohn nicht empfangen hätte in allen Ewigkeiten. Hier ist der Sohn ein klein wenig niedriger, als der Vater, wiewohl Er Gott aus Gott ist. Im Vater ruhen alle Gedanken und Kräfte. Er allein ist ihr unendlicher Brunn. Vom Vater gehen sie über auf den Sohn. Ihm werden sie gegeben. So ist Ihm auch die Macht gegeben über alles Fleisch.

Sehen wir hier anbetend auch die göttliche Geduld. Vor allen Zeiten schon hat der Sohn die Vollmacht über alles Fleisch; in Seiner eigenen Verklärung aus dem Tode heraus hat Er diese Vollmacht praktisch übernommen - und noch ist sie nicht durchgeführt, noch nicht einmal an den Erstlingen. Jahrtausende wartete Er auf die Reifestunde der Menschwerdung, der Fleisch-Anziehung; dann gewinnt Er in den Erstlingen die Macht übers Fleisch. Aber wieder Jahrtausende wartet Er, bis Er im Königreich im weiteren Umfang Macht übers Fleisch anzieht - und Äonen geht es noch, bis Er die Macht über a l l e s Fleisch errungen hat. Was sind da wir Menschen oft für Trabrenner gegenüber dieser göttlichen Geduldsarbeit, die alles wachsen und reifen lässt. Und da steht nun im Gemeine-Gebet der Sohn auf einer der tiefsten Stufen dieses Verklärungsweges und ruft zumVater vor dem Gang zum Tod: Verkläre den Sohn, damit der Sohn Dich verkläre, und damit es weitergehe auf dem Wege der Machtgewinnung über alles Fleisch. Diese Macht über alles Fleisch besteht nun darin:

„Dass Er Allem gebe ewiges Leben“

Joh 17:2: „Dass er allem, was Du Ihm gegeben hast - ihnen gebe ewiges Leben"
Das Fleisch unterliegt dem Gesetz der Sünde und des Todes. Dieses soll in Ihm überwunden werden, und das Gesetz des göttlichen Lebens - das ist das ewige Leben - zum Siege, zur Obermacht kommen. Ewiges Leben ist nicht unendliches Leben, sondern ewiges Leben ist das göttliche Leben voller Wahrheit, Friede und Licht, im Gegensatz zu dem Fleischesleben voller Lüge, Unfrieden und Finsternis. Dies ewige Leben soll nun nach den Ratschlüssen der Ewigkeiten, d. h . der reinen Gott-Äonen, der Sohn in allem Fleische zum Durchbruch und zur Macht bringen. Dazu muss es zuerst an Ihm zum Durchbruch gekommen sein; und dazu muss Er zuerst ins Fleischesleben, ins Sünden- und Todesgesetz eingegangen sein. Darum ruft Er auch, als Todgeweihter: Vater, verkläre den Sohn, dass Dich der Sohn verkläre. Du hast Ihm ja die Vollmacht alles Fleisches gegeben, dass Er demselben das ewige Leben gebe. Wohlan, so wollen Wir anfangen bei Mir selbst, damit es dann weiter gehen kann unter der Kreatur. Und da sieht Er - wie im ganzen Gebet - zunächst Seine Erstlinge, die G l ä u b i g e n in I h m. Darum heißt es in unserem Gebetsteil: Dass Er allem, was Du Ihm gegeben hast, i h n e n gebe das ewige Leben. Er hält es fest, dass Er allem, was der Vater Ihm gegeben hat, das ist allem Fleisch, das ewige Leben geben muss. Er sieht aber auch, dass das jetzt nicht geht, sondern dass zuerst die Kinder Gottes kommen; darum sagt Er: i h n e n. Aus dem Gesamtplan tritt Ihm der nächstliegende Äon ins Gesichtfeld. Das sehen wir im ganzen Gebet, wie klar es Ihm ist, dass jetzt noch nicht gleich die ganze Welt dran kommt, sondern zunächst der zur Einheit mit Ihm verbundene Leib. Darum haben wir auch das Gebet - das Gemeine-Gebet genannt.

„Dass Er Allem, was Du Ihm gegeben hast, dass Er ihnen gebe ewiges Leben“
Eines tritt uns in diesen Gebetsworten des Heilandes noch klar entgegen, dass Er nämlich Macht hat über a l l e s, über jedwedes, über das ganze Fleisch, und dass Er allem, dem Ganzen, was Ihm der Vater gegeben hat, das ewige Leben geben will. Die Hinausführung des Wiederbringungsrates übers Ganze tritt hier klar und scharf heraus. Der Heiland ist sich bewusst, dass Er den grausigen Leidens-Weg fürs G a n z e geht, wenn auch zunächst der Äon der Einzelnen in die Erscheinung tritt. Der Vater hat den Sohn aus dem Tod heraus verklärt - damit ist d a s Fleisch verklärt, damit ist der T o d aufgehoben oder unwirksam gemacht. Die tatsächliche Unwirksammachung geht durch viele Äonen, auch durch Gerichts-Äonen, - aber das bleibt: Gleichwie sie in Adam alle sterben, so werden sie in Christo alle lebendig gemacht werden. Das sind zwei gleich große Linien. Der Vater hat dem Sohn die Macht gegeben über das ganze Fleisch, dass Er dem Ganzen, das der Vater Ihm gegeben hat, das ewige Leben gebe; und zwar zunächst i h n e n - i h n e n, den Geborenen, den Gliedern am Haupte. Das ist der einzige Ermöglichungs-Weg für die Aufhebung des Fleisches. Er versetzt Sich im Geiste zurück in die Ewigkeiten, wo dieser großartige Plan Gottes, der durch Sünde und Fleisch hindurchgeht, zuerst vor Ihm auftauchte. Er sah im Geiste die Ewigkeits-Stunde, wo Er einging in diesen Rat. Und jetzt stand Er vor der Durchführung. Alles stand jetzt auf dem Spiel. Jetzt musste der Vater, wie Er Selbst, der Sohn - das eigentlich Göttliche leisten, was in keiner Kreatur Möglichkeit lag. Der Sohn musste hineinschreiten in den Tod; der Vater musste Ihn herausreißen in Herrlichkeit kraft der in dem Sohne, in Seiner Sündlosigkeit, liegenden Verklärungsgrundlagen. Und dann, wenn der Sohn verherrlicht war, dann konnte es angehen. Die Macht über das Fleisch, über das entsetzliche Sünden und Todes-Gesetz, konnte sich entfalten. Zwar ging auch diese Machtentfaltung wachstümlich - aber sie ging und sie war im Schwang (Gange). Die Erstlinge sind da Zeugen. Wir h a b e n das ewige Leben, und das Leben darf in uns das Fleisch überwinden. Und wir haben die lebendig Hoffnung der Ganzüberwindung für uns - die vornehmsten unter den Sündern - darum auch für die ganze Sünderwelt. Und die Gemeine seht sich nach ihrer Vollerlösung; denn sie weiß, die ganze Kreatur wartet, dass auch sie frei werden wird von der Eitelkeit. Die Gläubigen l e b e n im E r h ö r u n g s s e g e n des Gemeine- Gebetes. Das ewige Leben, welches der Sohn allem Fleisch gegen soll, das hat nun seinen ganz bestimmten Inhalt:

„Das ist das ewige Leben“

Joh 17:3: „Das ist aber das ewige Leben, dass sie Dich, den allein wahren Gott, und den Du gesandt hast, Jesum Christum erkennen“.
Wo der Vater und der Sohn erkannt ist, da ist ewiges Leben - und diese Erkenntnis ist das ewige Leben. Da müssen wir uns zuerst klar werden, was e r k e n n e n heißt. Erkennen ist ein Gemeinschaftswort. E r k e n n e n bedeutet die innigste Lebensgemeinschaft mit Gott nach der Erkenntnis und Wissensseite. G l a u b e n ist Lebensgemeinschaft mit Gott nach der Annahmeseite. Der Glaube nimmt an und nimmt auf. L i e b e ist die Gemeinschaft mit Gott nach der Hingabeseite. H o f f e n ist die Gemeinschaft mit Gott nach der Wachstums- oder Zukunftsseite. . Erkennen ist solche Gemeinschaft nach der Wissensseite. Wenn jemand lebensmäßig weiß, dass Gott Vater ist und einen einzigen Sohn hat - und wenn jemand in Jesus Christus diesen einigen Sohn sieht, als den vom Vater gesandten Menschgewordenen - der hat das ewige Leben.

Der a l l e i n w a h r e Gott ist der V a t e r g o t t. Darum sagt der Heiland: Das ist das ewige Leben, dass sie D i c h, nämlich Meinen Vater, als den allein wahren Gott erkennen. Wer den ewigen Gott nicht als Vatergott kennt und sieht, der hat das ewige Leben nicht. Die ganze Welt hängt ja an Gott. Ohne Gott kann niemand und nichts sein. Aber die ganze Welt hat in ihrem Ichwesen und Ich denken falsche Gottbegriffe. Auf die aller verschiedensten Anschauungen und Meinung über Gott ist die Menschheit geraten; aber dahinein ist kein menschlicher Geist gedrungen, dass Gott einen einzigen, eingeborenen Sohn hat, in welchem und durch welchen Er ganz allein sich offenbart und mitteilt. Die Leute mögen sich Gott vorstellen, wie sie wollen, und mögen mit Gott verkehren, auf welche Weise sie wollen, ewiges Leben haben sie nicht. Sie bewegen sich auch in ihrem religiösen Leben und Denken im e i g e n e n Leben und damit im Tod. Auch alle religiösen Meinungen der Menschen, und wenn sie sich noch so großartig entfaltet haben, und wenn sie Millionen in ihren Dienst gezogen haben, verfallen in den Tod. auch alle auf sogenanntem „christlichen“ Boden erwachsenen Ausprägungen des Gottglaubens sind eigene Todesgänge der Kreatur, wenn sie nicht einfältig im ewigen Vatergott und in Jesu Christo, dem gesandten Sohne, stehen.

Gerade dieser eine, wahre Gott, oder dieser einzig wahrhaftige, der Vatergott in Christo Jesu, der wird von der Menschheit verachtet und verworfen, oder wenn sie Ihn lehrmäßig überkommen hat, steht sie nicht in der lebensmäßigen Erkenntnis. Der hat lebensmäßige Erkenntnis, in welchem es durch den einwohnenden Geist Jesu Christi: „Abba, lieber Vater“ schreit. Das ist das ewige Leben.

Was ist kein ewiges Leben?
Es ist sehr bemerkenswert, dass wir z. B. dem Mohammedaner von Jesu viel erzählen und sagen dürfen und er nimmt alles an; nur wenn wir Jesus als den einzigen Sohn Gottes und als den einzigen wahrhaftigen Weg zu Gott offenbaren; wenn wir ihm den Vatergott in Christo Jesu zeigen, dann weist er ab. Wo bleibt dann sein Mohammed? Ja, dann wird Mohammed eben Mensch, armer, irrender, erlösungsbedürftiger Mensch. Das darf aber nicht sein; darum verwirft der Mohammedaner den Vatergott in Jesu; darum hat aber auch der Mohammedanismus kein ewiges Leben.

Genau so ist es im Buddismus. Er nimmt viel von Jesu an. Er nimmt auch Jesu Menschwerdung und Jesu Gottessohnsaft an. Das sehen wir auch an manchen theosophischen Erscheinungen unserer Tage. Dass aber Jesus der einzige, eingeborene Sohn sei, der einzige Mittler des wahren, lebendigen Gottes, das verwerfen sie. Es hat, so meinen sie, noch viele Menschwerdungen Gottes gegeben und gibt sie noch. Damit glauben sie den Menschfündlein; darum haben sie auch kein ewiges Leben.

Das ist auch in der christlichen Kirche so. Wo nicht die einzige ausschließliche Mittlerschaft Christi ergriffen wird; wo Kirche, Maria, Heilige, wo überhaupt und allgemein auch noch Gesetzeswerke dazwischen gestellt werden - da ist es um die Erkenntnis des Vatergottes und des gesandten Sohnes, Jesu Christi, geschehen - da ist dann auch kein ewiges Leben. Religiöses Lebe, auch religiöses Leben in großer Kraft und Herrlichkeit, ist noch kein ewiges Leben. Da dürfen wir uns in keinem Weg täuschen lassen. Ewiges Leben ist nur das, wo der Vatergott, als der allein wahre, und der gesandte einige Sohn, Jesus Christus, erkannt und ergriffen ist.

Alle Anschauungen der Menschen, und seien sie n och so tief und abgründig, sie gehen alle am wahren, lebendigen Gott vorbei, wenn sie nicht den Vater mit dem einigen, alles zusammenfassenden Sohn bekennen. Ewiges Leben ist nicht in ihnen, sondern religiöses, sittliches Eigenleben. Gott hat nur e i n e n Kanal Seiner Selbstmitteilung, - das ist der eingeborene Sohn. Darum ist auch der Sohn in Seinem Menschheitsleben so darauf aus gewesen, den Vater zu verklären; und darum ist auch der Vater so beflissen gewesen, den Sohn zu verklären. Von dieser gegenseitigen Verklärung handelt im tiefsten Grunde auch das ganze Gemeine-Gebet.

Der allein wahre Gott in Christo Jesu
Dieser allein wahre Gott in Christo Jesu, der wird uns im Evangelium verkündigt; der bezeugt Sich durch den Heiligen Geist des Vaters und des Sohnes an den Herzen; der wird von wahrhaftigen Geistern, welche der Wahrheit Raum geben, ergriffen und erkannt. <und wo nun eine Seele durch des Heiligen Geistes Erleuchtung Vater und Sohn sieht, da hat sie den alleinwahren Gott und das ewige Leben.

Alle also sie mögen evangelisch, katholisch, sie mögen sich so oder so nennen, wenn sie nicht in dem menschgewordenen Jesus den Sohn Gottes und in dem in Kreuz und Tod eingegangenen Christus den Heiland haben; und wenn sie nicht in Jesu Christo den Vater anbeten - dann haben sie das ewige Leben nicht. Das sehen wir gar wohl im praktischen Leben. In der wahrhaftigen Ewigkeit stehen nur die Sohn- und Vater-Bekenner.

Es ist darum etwas ungemein Großes, es ist das e i n e G r o ß e, was ein Mensch erleben kann, wenn der Vater und der Sohn, Jesus Christus, in ihm aufgehen in Klarheit und Wahrheit. Siehe, dann hast du das ewige Leben, da ist gar kein Zweifel mehr. Und das ewige Leben, wo es wächst und gedeiht, da hat es immer inniger den Sohn, den Heiland, Jesus Christus, und da betet es immer kindlicher den Vater an in Christo Jesu, seinem Herrn. So sehen wir das ewige Leben überall sich auswirken, wo es ist. Und weil es im gesandten Sohne, Jesu, dem Christ, ist, so ergreift es die in Ihm gewirkte Versöhnung und Erlösung in zunehmender Sündenerkenntnis immer tiefer. Den gesandten Sohn Jesus Christus kann nur ein armer, zerbrochener Sünder sehen, weil derselbe eben dazu gesandt ist, Sünder zu retten. Das ewige Leben ruht auf Versöhnung und Erlösung, ruht im Blute des Lammes. Ja, der Gesandte, das it der Retter - und im Retter wird uns der Vater. Der Heiland wusste, warum Er hinging - durch Leiden und Tod hindurch sollte die Möglichkeit geschaffen werden, in heilsverlangenden Herzen durch den Heiligen Geist Vater und Sohn zu verklären. Es ist ein gewaltiges Wort: Das ist das ewige Leben, dass sie Dich - nämlich Dich V a t e r - als den allein wahren Gott, und den Du gesandt hast - in Fleisch, Kreuz und Tod - Jesum, den Christ, erkennen.

Weil auf keinem anderen Wege ewiges Leben gewonnen werden kann, als auf diesem: der Erkenntnis des Vaters und des Sohnes; darum geht nun auch die Offenbarung darauf aus, immer gewaltiger und immer heller Vater und Sohn zu offenbaren.

Die Zeitalter vor der Menschwerdung des Herrn offenbaren schon viel vom Sohn. Wenn der Gottesname schon im Paradies „Gott, der Herr“ ist - und wenn Gott, der Herr der mit denMenschen Verkehrende ist - so tritt hier schon ein Anfang der Erkenntnis des Vaters und des Sohnes heraus - in Gott dem Herrn. Und gar bald mehrt sich die Erkenntnis der Unterscheidung. Set predigt schon den Namen des Herrn. Gott und Herr spezifizieren Sich. Wenn Eva einen Sohn bekommt, dann gibt ihn Gott; wenn Set auf das Heil wartet, dann wartet er auf den Herrn. Und diese unterscheidende Erkenntnis geht dann auf dem Boden der Offenbarung im jüdischen Volke von Stufe zu Stufe weiter. Der Herr, der Bundesgott, der erwartete Kommende, wird wohl unterschieden von Gott, der Ihn schickt. - Gott wird da und dort blitzartig als Vater erkannt. Der Sohn tritt uns vielfach entgegen.

Die Menschwerdung des Sohnes bringt Klarheit. Jetzt tritt der Vater in Kraft hervor im Sohne Johanne sieht im Geiste die H e r r l i c h k e i t des e i n g e b o r e n e n S o h n e s vom V a t e r. Das Kreuz wird zum Vorhang. An ihm stoßen sie sich - an der größten Lebensoffenbarung des Vaters im Sohne. Eine Decke liegt über ihren Augen. Die Eigengerechtigkeit im Gesetz ist die Decke. Aufgerichtetes Eigenwesen deckt den Vater und den Sohn zu, hindert den Empfang des ewigen Lebens - das ist heute noch so. Aber die Offenbarung dringt weiter. Kam auch das Königreich mit der sichtbaren Wolloffenbarung des Sohnes und damit des Vaters noch nicht heraus; so ist doch die unsichtbare, aber wahrhaftige Bezeugung durch den Heiligen Geist da - und die Glaubensgemeine, die durchs Evangelium sich rufen lässt, - hat Vater und Sohn und damit das ewige Leben. Das Evangelium predigt hell und laut die Liebe des Vaters und die Hingabe des Sohnes und die Vollendung des Heils in Ihm. Und der Heilige Geist, der große Stellvertreter des unsichtbaren Herrn, bringt in empfängliche Herzen die Erkenntnis Jesu, des Retters und Hauptes, und führt die Erretteten zum Vater. Es gibt allenthalben eine errettete Gemeine, welche Vater und Sohn erkennt und Trägerin des ewigen Lebens ist. -

Gott wird aber Sich den Nationen und Seinem armen, erwählten Volke noch klarer offenbaren. Nach der Selbsterhöhung der Menschheit im Menschen des ausgesprochenen Ich, im Menschen der Sünde, erscheint der Herr. Sein Erscheinen mit Seinen verklärten Söhnen bringt den Zerbruch der Juden und der Nationen. Es bringt aber auch in der sichtbaren Erscheinung des verherrlichten Sohnes Jesu Christi und in der sichtbaren Erscheinung der söhne - für jedermann klar erkennbar und fassbar - den Vater und den Sohn. Da werden alle falschen Gottbegriffe über den Haufen geworfen; da zerbricht alles religiöse Eigenleben; da flieit für jeden, der will, klar erkennbar und fassbar das ewige Leben im Sohne und im Vater. da ist ein frei offener Born der Gnade. Da kann Vergebung und Heil genommen werden. Man wird mit Freuden trinken aus dem Heilsbrunnen. Da wird in erkannter Wahrheit die Christus untergetane Kreatur beten: „ U n s e r V a t e r in den H i m m e l n.“ Der Name Gottes wird Einer sein, wie Sacharja sagt: „Vater im Sohn."

Da wird es sich im weitesten und umfassendsten Sinne - wenn auch nicht im tiefsten, geburtsmäßigen, offenbaren: Vater und Sohn und ewiges Leben. das ist dann die letzte Vorbereitung fürs Endgericht. - Da liegen auf dieser alten Erde die letzten großen Möglichkeiten einzugehen ins ewige Leben in dem man erkennt:

Ihn, den Vater, den allein wahren Gott, und den Er gesandt, Jesum Christum. Dahinaus betet der Herr - Gemeine und Königreich umschließt Er - und so geht Er hin nach Gethsemane.

Was der Heiland während Seines Erdenwandels tun konnte, damit die Erkenntnis des allein wahren Vater-Gottes und Seines gesandten Sohnes Jesu Christi gefördert würde (Joh 17:3), das hat Er getan. Drum bittet Er den Vater nun weiter um Verklärung, dass auf der neuen Grundlage die Verherrlichung Gottes weiter geführt würde. Auf Erden ist Sein Dienst vollendet, in der himmlischen Herrlichkeit soll er fortgeführt werden im erweiterten Maßstab. Darum sagt und betet der Herr:

„Ich habe Dich verklärt auf Erden (vielleicht auch zu übersetzen: im heiligen Lande) indem Ich das Werk vollendet habe, dass Du Mir gegeben hast, dass Ich es tun sollte“ (Joh 17:4)

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Ich habe das Werk vollendet