Du allein! - Ps 143

Aus Bibelwissen
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Von Daniel Muhl

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Bibeltext

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ELB Ps 143:1 [Ein Psalm. Von David.] HERR, höre mein Gebet, merke auf mein Flehen! Erhöre mich in deiner Treue, in deiner Gerechtigkeit!

ELB Ps 143:2 Gehe nicht ins Gericht mit deinem Knecht! Denn vor dir ist kein Lebendiger gerecht.
ELB Ps 143:3 Denn der Feind verfolgt meine Seele, tritt zu Boden mein Leben, lässt mich wohnen in Finsternissen gleich den Toten der Urzeit.
ELB Ps 143:4 Mein Geist ermattet in mir, mein Herz ist erstarrt in meinem Innern.
ELB Ps 143:5 Ich gedenke der Tage der Vorzeit, überlege all dein Tun. Ich sinne nach über das Werk deiner Hände.
ELB Ps 143:6 Zu dir breite ich meine Hände aus. Gleich einem lechzenden Land [schmachtet] meine Seele nach dir! //
ELB Ps 143:7 Schnell, erhöre mich, HERR! Es verschmachtet mein Geist. Verbirg dein Angesicht nicht vor mir! Sonst bin ich denen gleich, die zur Grube hinabfahren.
ELB Ps 143:8 Lass mich am Morgen hören deine Gnade, denn ich vertraue auf dich! Tu mir kund den Weg, den ich gehen soll, denn zu dir erhebe ich meine Seele!
ELB Ps 143:9 Errette mich, HERR, von meinen Feinden! Zu dir nehme ich meine Zuflucht.
ELB Ps 143:10 Lehre mich tun nach deinem Wohlgefallen, denn du bist mein Gott! Dein guter Geist leite mich in ebenes Land!
ELB Ps 143:11 Um deines Namens willen, HERR, belebe mich! In deiner Gerechtigkeit führe meine Seele aus der Not!
ELB Ps 143:12 In deiner Gnade vertilge meine Feinde, und alle Bedränger meiner Seele lass umkommen, denn ich bin dein Knecht!

Einführung

Das Buch der Psalmen, das eigentlich aus fünf Büchern besteht, ist ein Lobpreis- beziehungsweise Gebetsbuch. Die einzelnen Psalmen wurden gesungen oder auch gebetet. Das hebr. Wort für Psalmen lautet „tehilim“ und bedeutet so viel wie „Lobgesänge“ oder „Lobende“.
Wenn wir aber den Text noch einmal anschauen, dann entdecken wir kaum ein Gotteslob. Viel eher vermittelt uns dieser Psalm den Eindruck, dass David hier seinen Gott mit Aufforderungen überhäuft: „Höre! Merke auf! Erhöre! Gehe nicht! Schnell, erhöre mich! Verbirg nicht! Lass mich ... ! Tu mir kund! Errette mich! Lehre mich! Leite mich! Belebe mich! Führe meine Seele! Vertilge meine Feinde! Lass umkommen meine Bedränger!“
Immer wieder kommt dieses „Mach“, „Tu“, „Höre“ usw. Sind das jetzt 15 Befehle, 15 Imperative oder wie sollen wir diese Aussagen interpretieren? Man hat fast ein wenig den Eindruck, dass es sich so verhält. Aus der Bibel wissen wir ganz klar, dass niemand Gott Befehle erteilen kann, dass man Ihm nicht sagen kann, was Er zu tun hat. Den allmächtigen Gott und Vater kann man nur bitten, denn Er ist der Geber aller guten Gaben! Niemand kann Ihm etwas geben (Röm 11:35) oder sich etwas ohne Ihn nehmen und nur Er kann Dinge bewirken, die Ewigkeitswert haben (Pred 3:14).
Bei genauem Hinschauen handelt es sich hier aber nicht um Imperative, sondern um inständige, flehende Bitten. Wir dürfen und sollen unseren Gott bitten, denn jede Bitte macht unserer Seele immer wieder aufs Neue bewusst, dass wir total von Ihm abhängig sind. Trotzdem haben wir von diesem Psalm nicht unbedingt den Eindruck, dass es sich hier um ein „Loblied“ handelt, sondern vielmehr um ein Bittgebet. Dies trifft auf etliche Psalmen zu und Psalm 143 ist absolut kein Einzelfall. Warum haben diese Liedtexte Eingang in das Buch der Lobpreisungen gefunden?

Warum dieser Psalm trotzdem ein Lobpreis ist

Wenn wir Menschen uns in einer grossen Not befinden, dann suchen wir normalerweise zuerst bei anderen Menschen Hilfe und wir vertrauen auf unsere eigenen Möglichkeiten. Schließlich haben wir Versicherungen, Ärzte, Psychologen, Medikamente, gute Ratgeber usw. usf. Leider ist es oft so, dass wir erst dann zu Gott kommen, wenn wir keinen anderen Ausweg mehr sehen. David hatte jedoch gelernt, mit allen seinen Anliegen direkt zu Gott zu kommen und von Ihm alles zu erwarten. Das zeigt seinen großen Glauben und sein tief gegründetes Vertrauen, das er auf Gott gesetzt hatte. Diese ausschliessliche Fokussierung auf Gott, ehrt Ihn und macht Ihn groß! David erwartete alle Hilfe von Seinem Gott. Er sah in Ihm, einen guten, treuen und gerechten Gott!
Die viel gehörte Aussage; „Wie kann ein Gott der Liebe so etwas zulassen“, unterstellt Gott indirekt böse Motive! Viele Menschen sagen damit: „Wenn es einen Gott der Liebe geben würde, dann würde Er diese schrecklichen Dinge, die hier auf dieser Erde geschehen, niemals zulassen!“
Ganz anders David: Er zweifelte weder an der Güte, noch an der Treue und Gerechtigkeit seines Gottes. Dabei hätte er aus menschlicher Sicht allen Grund dazu gehabt. Er wurde von Feinden verfolgt, die nach seinem Leben trachteten. Der Geist und das Herz Davids erstarrten in seinem Inneren. Er war wie gelähmt. Seine Seele fühlte sich an wie ein ausgetrocknetes Land. Das deutet auf eine Depression hin und in Psalm 22 fühlte sich David von Gott verlassen (Ps 22:2). Hätte David nicht allen Grund gehabt, an der Güte und Liebe Gottes zu zweifeln? Sein Leben war manchmal so schwer, dass er zu dem Schluss hätte kommen können: „Es gibt diesen Gott der Liebe gar nicht!“ Seltsamerweise hat David – trotz all seinen Nöten – die Güte Gottes nie infrage gestellt. Mit dieser Haltung ehrte er seinen Gott und indirekt lobte er Ihn damit! Selbstverständlich gibt es auch viele Psalmen von David, in denen er Gott ganz direkt lobte. Auch Jesus Christus, der einen unsagbar schweren Weg gehen musste, zweifelte nie an der Güte und Liebe seines himmlischen Vaters.
Noch einmal: Wir ehren und loben Gott auch besonders dann, wenn wir alle Hilfe nur von Ihm erwarten!

Das Schreien eines Bedrängten

Wenn man diesen Psalm auf sich wirken lässt, dann wird deutlich, dass dieser Text aus einer ganz grossen Not heraus entstanden ist. Das Wort Gottes entstand in vielen Fällen aus einer leidvollen Situation. Da das Wort Gottes Ewigkeitswert hat, können wir daraus auch erkennen, dass die wirklich wertvollen und bleibenden Dinge durch einen (Leidens-)Druck entstehen. So wie dieser Text hier, der zuerst einmal beschwert, dann aber, gerade für leidgeprüfte Menschen, einen sehr grossen Trost enthält.
Diesen Psalm könnte man in sechs Abschnitte aufteilen:

Nr Verse Inhalt
1. Ps 143.1-2 Die Bitte um Erhörung und Verschonung
2. Ps 143.3-4 Die Leiden des Psalmdichters
3. Ps 143.5-6 Die Konzentration auf den Retter
4. Ps 143.7-9 Die Bitte um Hilfe
5. Ps 143.10-11 Die Bitte um Leitung und Belebung
6. Ps 143.12 Die Bitte um Beseitigung der Bedränger

Wir haben gesehen, dass der Hintergrund dieses Psalms, eine sehr notvolle Lebenssituation war. Diese Nöte erzeugten in der Seele von David einen ganz entscheidenden Prozess. Er konzentrierte und fokussierte sich ganz auf Gott. Er erwartete nur von Ihm seine Hilfe und gab dadurch Ihm die Ehre. Deshalb möchte ich diese Verse etwas genauer anschauen.
Die Aufteilung verdeutlicht uns auch eine Entwicklung, bzw. einen fortschreitenden Prozess:

  1. Aufgrund einer Not kommt es zu einem Schrei nach Erlösung. Der Schrei und das inständige Flehen richtet sich nur an Gott und sonst an niemanden.
  2. David beschreibt sein Leiden vor Gott. Er schüttet vor Ihm sein Herz aus. Er benennt seine Schmerzen. Das Aufschreiben der eigenen Not kann sehr hilfreich sein. Auch das Formulieren der eigenen Fragen kann sehr wertvoll sein, wenn man sie anschließend vor Gott ausbreitet.
  3. Dadurch kommt es zu einer Fokussierung auf Gott! Der Gläubige kommt dann zu der Gewissheit: Mein Erlöser lebt!
  4. Danach kommt es noch einmal zu einer Bitte um Hilfe! Aber dabei bleibt es nicht! David bekundet noch einmal sein Vertrauen; auch wenn sich die Situation noch nicht geändert hat.
  5. Im Laufe dieses Gebetes merkt David auch, dass es darum geht, von Gott belehrt und geführt zu werden. Denn erst, wenn Er uns belehrt und wir uns belehren lassen, kommt es zu einer richtigen Geistesleitung und Belebung! Gegen Ende dieses Prozesses steht dann die Befreiung aus der Not.
  6. Ganz am Schluss kommt dann die Bitte, von seinen Bedrängern befreit zu werden!

Leidende tun gut daran, jeden dieser einzelnen Abschnitte zu beachten und auch zu durchlaufen. Es geht nicht – wie wir uns das oft wünschen – von Phase 1 direkt zu Phase 5 und 6.

Die Bitte um Erhörung und Verschonung

  • Ps 143:1-2 - HERR, höre mein Gebet, merke (w. leihe mir dein Ohr) auf mein Flehen (w. Anrufen der Gnade)! Erhöre mich (w. antworte mir) in deiner Treue, in deiner Gerechtigkeit (w. Rechtfertigung)! 2 Gehe nicht ins Gericht mit deinem Knecht! (w. und nicht wirst du kommen ins Gericht mit deinem Diener) Denn vor dir ist kein Lebendiger gerecht.

Die inständige Bitte um Erhörung seines Gebets, zeigt uns in besonderer Weise, welches Vertrauen David auf die Gnade Gottes setzte. Er hat die Gnade Gottes angerufen, weil er auf diese Gnade hoffte und auch wusste, dass es für ihn nur dann Hilfe geben wird, wenn Gott ihn begnadigt.
Menschen, die ein überdurchschnittlich gutes und vorbildliches Leben führen, stehen in der Gefahr, auf ihre Anständigkeit zu vertrauen. Sie sagen sich: „Wenn Gott mit mir und meinen Leistungen nicht zufrieden ist, dann kann Er mit gar niemandem zufrieden sein, dann kann ja gar keiner gerettet werden (Mt 19:25). Auch fromme gläubige Menschen, die scheinbar viel vorbildlicher gelebt haben, als ihre Mitchristen, leben manchmal in diesem Irrtum. Auch sie meinen, dass ihr vorbildliches Christendasein auf jeden Fall ausreichen sollte, damit Gott sie einmal im „Himmel“ aufnehmen kann. Sie denken von sich: „Ich habe mich überdurchschnittlich bemüht, die Gebote Gottes einzuhalten und deshalb muss es für mich auf jeden Fall reichen, da ja vmtl. auch noch Leute in den Himmel kommen werden, die bedeutend schlechter als ich gelebt haben“. Alle die so denken (bewusst oder unbewusst), vertrauen nicht auf die Gnade, sondern auf ihre Leistungen. Wer auf seine Frömmigkeit, auf sein Bibelwissen oder seine Anständigkeit vertraut, ist mit dem Mann zu vergleichen, der nicht mit einem Hochzeitskleid an die Hochzeit des Königssohnes kommt (Mt 22:11-12). Mit der eigenen Gerechtigkeit kommt kein Mensch in den Himmel. Wir kommen nur mit der von Jesus geschenkten Gerechtigkeit in den Himmel! Deshalb können wir im Hinblick auf die Ewigkeit einzig und allein auf Seine Gnade vertrauen!
David wusste um die große Treue Gottes. Er wusste, dass Gott niemals untreu werden kann. Auch dann nicht, wenn wir untreu werden (2Tim 2:13). David sehnte sich nach einer Antwort Gottes. Er suchte keine Antworten bei Menschen und er wusste, dass nur Gott allein ihn rechtfertigen kann. David erahnte bereits das, was wir aus dem Neuen Testament erkennen dürfen: „Erst dann, wenn Gott uns durch das Vertrauen auf Seine Gnade rechtfertigt und uns die Gerechtigkeit Jesu Christi schenkt, müssen wir nicht ins Gericht. Jesus Christus bezeugt ganz klar:

  • Joh 5:24 - Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern er ist aus dem Tod in das Leben übergegangen.

Für David war bereits klar: „Kein Mensch kann mit seiner eigenen Gerechtigkeit vor Gott gerechtfertigt werden!“

Die Leiden des Psalmdichters

Die nächsten beiden Verse zeigen uns auf eindrückliche Art und Weise, die schweren Leiden Davids:

  • Ps 143:3-4 - Denn der Feind verfolgt meine Seele, tritt zu Boden mein Leben, lässt mich wohnen in Finsternissen gleich den Toten der Urzeit (w. des Äons). 4 Mein Geist ermattet in mir, mein Herz ist erstarrt (o. entsetzt, verödet) in meinem Innern.

Menschen, die an Depressionen leiden, können vmtl. ein stückweit erahnen, wie David sich hier gefühlt haben muss. Aber auch Menschen, die unter tatsächlicher Verfolgung gelitten haben, können hier die schwere Last von David nachfühlen. Man hat geradezu den Eindruck, dass Davids Seele damals an einem Burnout litt. Alles um ihn herum war dunkel! Die Zuversicht schwand vielleicht sogar bis zum Nullpunkt.
David beschreibt seine Not mit eindrücklichen Worten und bringt sie vor seinen Gott. Wer seine Not aufschreibt, bringt sie aus seiner Seele heraus und entlastet sie damit.
Satan verfolgt ebenfalls unsere Seelen und er möchte sie in die Finsternis zerren, indem er uns allen möglichen Schmutz vor Augen führt, uns anklagt, uns vom Gebet und der verborgenen Gemeinschaft mit Gott abhält.

Die Konzentration auf den Retter

In dieser Tiefe konzentriert sich David ganz auf seinen Gott:

  • Ps 143:5-6 - Ich gedenke der Tage der Vorzeit, überlege all dein Tun. Ich sinne nach über das Werk deiner Hände. 6 Zu dir breite ich meine Hände aus. Gleich einem lechzenden Land [schmachtet] meine Seele nach dir! //

Wie man die „Tage der Vorzeit“ einordnen kann, will ich an dieser Stelle einmal offenlassen. Auf jeden Fall geht es hier darum, dass David über das Wirken Gottes in früheren Zeiten nachdachte. David schaute auf das vergangene Handeln Gottes. Er dachte darüber nach, wie Gott führte, welche Ereignisse Er herbeiführte, wie Er eingriff, wie Er die Menschen, die Ihm vertrauten, rettete. Die volle Konzentration auf das Wirken und Handeln Gottes, vermittelt Hoffnung und neuen Mut. David dachte nicht darüber nach, zu welchem Menschen er jetzt gehen könnte, sondern er dachte über die Werke Gottes nach.
Eine solche Einstellung hilft uns, von unseren aktuellen Problemen wegzuschauen und es vermittelt uns auch eine neue Schau auf unser „kleines Leben“.
Die ausgebreiteten Hände und das Schmachten nach Gott macht deutlich, wie sehr David auf Gott ausgerichtet war und wie sehr er alles nur von Gott erwartete. Er war total empfangsausgerichtet auf Gott.
Wenn wir beten, „Herr Jesus Christus, ich erwarte alles von Dir und ich warte darauf, bis Du mir hilfst“, dann zeugt das von einem großen Glauben. Dabei ist das Warten, meist die größte Herausforderung und es benötigt dann auch oft ein ausdauerndes Ausharren! Wenn die Hilfe Gottes auf sich warten lässt, dann werde ich oft unruhig und neige dazu, die Sache selbst in die Hand zu nehmen, so wie Abraham, der bei Hagar den Ismael zeugte!
Jesus war der Einzige, der immer auf das Wirken Seines Vaters wartete, bzw. nie etwas aus sich selbst und ohne Seinen Vater tat!
Es gab Zeiten im Leben von David, wo er die unmittelbare Gegenwart des Herrn spürte. Ich vermute, dass ihn da ein ganz großer Friede und eine wunderbare Freude am Herrn erfüllte. Aber es gab auch Zeiten der Not, wo diese erhebenden Gefühle fehlten und dann sehnte sich seine Seele nach dem Herrn, wie ein dürres Land, das nach Wasser lechzt! Gotteskinder leiden unter solchen Situationen ganz besonders. Für sie gibt es nichts Schöneres, als wenn sie die unmittelbare Gegenwart des Herrn spüren können. Aber trotz dieser fehlenden Gefühle der Glückseligkeit in Gott, halten sie an ihrem Gott fest. Ein solches Verhalten offenbart Treue sowie Ausharren und das wiederum bewirkt die Bewährung (Röm 5:4). Darum sind auch diese Zeiten wertvoll; auch wenn wir sie überhaupt nicht mögen.

Die Bitte um Hilfe

Nachdem David auf das Wirken Gottes geschaut hatte, veränderte sich seine Situation noch nicht unmittelbar und er schreit noch einmal zu seinem Gott:

  • Ps 143:7-9 - Schnell, erhöre mich, HERR! Es verschmachtet (auch: verzehrt, erfüllt, vollendet) mein Geist. Verbirg dein Angesicht nicht vor mir! Sonst bin ich denen gleich, die zur Grube (a. Zisterne = Klärende) hinabfahren. 8 Lass mich am Morgen hören deine Gnade (a. Güte, Huld), denn ich vertraue auf dich (a. ich sichere mich in Dir)! Tu mir kund den Weg, den ich gehen soll, denn zu dir erhebe ich meine Seele! 9 Rette (w. überschatte) mich, HERR, von meinen Feinden! Zu dir nehme ich meine Zuflucht.

Dieser Text macht deutlich, wie sehr David hier an seine Grenzen gekommen ist. Man hat den Eindruck, dass er es nicht mehr länger aushalten konnte. Wenn er seinen Gott darum bittet, ihn schnell zu erhören, dann zeigt das auch, wie sehr er möglichst bald Seine Hilfe benötigte. David spürte die Gegenwart des Herrn nicht mehr. Für ihn war es, wie wenn er in die Grube (sprich: in den Scheol, bzw. das Totenreich) fahren würde. Mit anderen Worten: „Ich will dir nahe sein. Ich kann und will nicht ohne deine Gegenwart leben!“
Am Morgen wollte David die Güte Gottes hören. Das hebräische Wort „chesed“ beinhaltet nicht nur Güte, sondern auch das Geheimnis des Lebens (chaj = Leben und sod = Geheimnis). Gerade in der Tiefe offenbart uns Gott das Geheimnis des Lebens (siehe Ps 107). Wenn wir am Leben verzweifeln, können wir lernen, auf den Gott zu vertrauen, der die Toten auferweckt (2Kor 1:8-9). Darin steckt das Geheimnis des Lebens. Wenn wir Morgen für Morgen erkennen, „nicht mehr lebe ich, sondern Christus lebt in mir“, dann haben wir das Geheimnis des Lebens erkannt (Gal 2:20).
Was heißt: „Zu dir erhebe ich meine Seele?“ Was geschieht da und wie macht man das? Wenn ich alles, was mich beschäftigt und bewegt - meine Emotionen, Gefühle und Empfindungen - zu Gott bringe und sie vor Ihm voller Vertrauen ausbreite, dann erhebe ich meine Seele zu Gott!
In Zeiten der Niedergeschlagenheit sehen wir oft keinen Ausweg mehr. Wir wünschen uns so sehr, den nächsten Schritt zu sehen, aber manchmal scheint dieser verborgen zu sein. Nicht selten suchen wir dann Rat bei den Menschen und grübeln über unsere eigenen Möglichkeiten nach. Manchmal fragen wir nicht unseren geliebten Herrn nach unserem Weg, weil unser Glaube zu klein ist und wir nicht damit rechnen, dass Er zu uns spricht.
Wohl uns, wenn wir in allen Teilen unseres Lebens von Ihm die Wegweisung erwarten.

Die Bitte um Leitung und Belebung

Während dieses Psalmgebetes wird David plötzlich etwas klar:

  • Ps 143:10-11 - Lehre mich tun nach deinem Wohlgefallen, denn du bist mein Gott! Dein guter Geist leite mich in ebenes Land (a. in eine gerade Ebene)! 11 Um deines Namens willen, HERR, belebe mich! In deiner Gerechtigkeit (a. Rechtfertigung) führe meine Seele aus der Not!
  1. Gott muss mich belehren, damit ich Ihm wohlgefällig leben kann.
  2. Sein Geist muss mich führen und leiten.
  3. Der Herr allein kann mich beleben.
  4. Durch seine Gerechtigkeit führt Er meine Seele aus der Not.

David erkannte: „Damit meine Seele den Weg aus der Not findet, brauche ich die Belehrung meines Gottes!“ Gott muss uns zeigen, was vor Ihm wohlgefällig ist. Wie können wir nach dem Wohlgefallen Gottes handeln? Ein erster Schritt besteht darin, dass wir wissen, was vor Gott wohlgefällig ist:

  1. Jer 9:22-23 - So spricht der HERR: Der Weise rühme sich nicht seiner Weisheit, und der Starke rühme sich nicht seiner Stärke, der Reiche rühme sich nicht seines Reichtums; 23 sondern wer sich rühmt, rühme sich dessen: Einsicht zu haben und mich zu erkennen, dass ich der HERR bin, der Gnade, Recht und Gerechtigkeit übt auf der Erde; denn daran habe ich Gefallen, spricht der HERR.
  2. Hos 6:6 / Mt 12:7 - Denn an Güte habe ich Gefallen, nicht an Schlachtopfern, und an der Erkenntnis Gottes mehr als an Brandopfern.
    Wenn ihr aber erkannt hättet, was das heißt: "Ich will Barmherzigkeit und nicht Schlachtopfer", so würdet ihr die Schuldlosen nicht verurteilt haben.
  3. Wir wissen auch, dass das ganze Wohlgefallen Gottes auf seinem Sohn ruht (Mt 17:5). Wer die Charaktereigenschaften von Jesus Christus erkannt hat, der weiß auch, was dem Wohlgefallen Gottes entspricht.

Zur Geistesleitung gäbe es viel zu sagen. Dabei sind folgende Dinge sehr wichtig:

  1. Es muss uns bewusst sein, dass wir in allen Dingen von ihm abhängig sind.
  2. Wir werden dann vom Geist Gottes geleitet, wenn wir Gott von ganzem Herzen lieben, Ihn an die erste Stelle setzen, Ihm ganz vertrauen, Seine Ehre suchen und Ihm auch gehorsam sind.

Wer sich im Glauben und Gehorsam durch den Geist Gottes belehren und führen lässt, erfährt dann auch eine wunderbare Belebung, die allerdings um Seines Namens Willen geschieht! Durch den Tod und die Auferstehung Jesu ist es zu einer rechtsgültigen Rechtfertigung gekommen (Röm 4:25), sodass unser Gott auch unsere Seelen aus jeder Not befreien wird!

Die Bitte um Beseitigung der Bedränger

Den letzten Vers dieses Psalms empfinden wir nicht gerade christlich:

  • Ps 143:12 - In deiner Gnade (hebr. chesed) vernichte (w. bezähme) meine Feinde, und alle Bedränger meiner Seele lass umkommen (o. verlorengehen), denn ich bin dein Knecht!

Dieser Vers klingt nach Hass. Man hat auch den Eindruck: David wünscht sich das Unglück seiner Feinde. Dieses Motiv mag bei David auch eine Rolle gespielt haben, da er so viel Not durch seine Bedränger erleben musste.
Doch die zentrale Aussage dieses Verses ist nicht das Unglück der Feinde Davids, sondern „die Entfernung“ der Bedränger aus seinem Leben. Für David wäre es eine Güte Gottes, wenn Gott seine Bedränger „bezähmen“ würde, sodass seine Bedrängnis endlich ein Ende finden würde.
Diese Bezähmung der Feinde Davids hat stattgefunden und die Bezähmung der Feinde Jesu Christi steht noch aus. Doch auch sie wird kommen, spätestens dann, wenn das eingetroffen ist, was wir in Hebr 1:13 lesen:

  • Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde hinlege als Schemel deiner Füße!

Dann wird auch das geschehen, was wir in Phil 2:10-11 lesen:

  • damit in dem Namen Jesu jedes Knie sich beuge, der Himmlischen und Irdischen und Unterirdischen, 11 und jede Zunge bekenne, dass Jesus Christus Herr ist, zur Ehre Gottes, des Vaters.

Amen!

Ps. Über das Thema „Verlorenheit“ finden Sie hier weiterführende Informationen.


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