Die tägliche Arbeit: Unterschied zwischen den Versionen

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(Wir befehlen und und ermahnen)
(Getreu aber ist der Herr)
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Da haben wir wieder aufs deutlichste den Gemeine und Auswahlgedanken. Der „Jedermann“, die „Alle“ kommen jetzt nicht dran. Das ist das Katholische, auf die „A l l e“ gerichtet sein, denn „k a t h o l i s c h“ heißt auf das Ganze, auf alle ausgehen. Diesen Weg beschreitet auch  unsere evangelische Kirche, sonderlich seit Krieg und Revolution, klar und entschieden - wir sagen das mit tiefen Schmerz. Damit gerät sie immer schneller ins falsch-prophetische Lage. Der Glaube, der Glaube in der Gemeinezeit, ist nicht Sache der „Alle“. Der lebendige Glaube ist Geistes-Geschöpf, der natürliche Mensch will Fleisch; der lebendige Glaube ist Weben und Leben im Unsichtbaren, der natürliche Mensch will sehen und schauen; der lebendige Glaube ist Lebenshingabe an den Herrn im Ich-Zerbruch, der natürliche Mensch will Ich-Leben. Der „Jedermann“ hat das Gegenprinzip des Glaubenslebens zu seinem Element. Nur wenige lassen sich in diesen Gemeinezeiten herausrufen und herauswählen und in Gegensatz setzen zum Fürsten dieser Welt, zur väterlichen Weise und zum eigenen Ich-Begehren. Von einer Aufrichtung der Königsherrschaft Christi ist in der Zeit der Auswirkung des satanischen Prinzips keine Rede, für die Durchdringung der Massen mit dem Geiste Christi in der Zeit der mangelnden Buße keine Möglichkeit. Der glaube ist im Gemeinezeitalter Sache einzelner, Sache weniger. Die Gemeinen Christi dürfen j e t z t nicht hoffen, die Weltherrschaft Christi heraufzuführen. Sie müssen froh sein, wenn sie von ihrem Herrn durchgetragen werden durch alle Offenbarungen der Finsternis. Darum sagt Paulus auch weiter<br/><br/>
 
Da haben wir wieder aufs deutlichste den Gemeine und Auswahlgedanken. Der „Jedermann“, die „Alle“ kommen jetzt nicht dran. Das ist das Katholische, auf die „A l l e“ gerichtet sein, denn „k a t h o l i s c h“ heißt auf das Ganze, auf alle ausgehen. Diesen Weg beschreitet auch  unsere evangelische Kirche, sonderlich seit Krieg und Revolution, klar und entschieden - wir sagen das mit tiefen Schmerz. Damit gerät sie immer schneller ins falsch-prophetische Lage. Der Glaube, der Glaube in der Gemeinezeit, ist nicht Sache der „Alle“. Der lebendige Glaube ist Geistes-Geschöpf, der natürliche Mensch will Fleisch; der lebendige Glaube ist Weben und Leben im Unsichtbaren, der natürliche Mensch will sehen und schauen; der lebendige Glaube ist Lebenshingabe an den Herrn im Ich-Zerbruch, der natürliche Mensch will Ich-Leben. Der „Jedermann“ hat das Gegenprinzip des Glaubenslebens zu seinem Element. Nur wenige lassen sich in diesen Gemeinezeiten herausrufen und herauswählen und in Gegensatz setzen zum Fürsten dieser Welt, zur väterlichen Weise und zum eigenen Ich-Begehren. Von einer Aufrichtung der Königsherrschaft Christi ist in der Zeit der Auswirkung des satanischen Prinzips keine Rede, für die Durchdringung der Massen mit dem Geiste Christi in der Zeit der mangelnden Buße keine Möglichkeit. Der glaube ist im Gemeinezeitalter Sache einzelner, Sache weniger. Die Gemeinen Christi dürfen j e t z t nicht hoffen, die Weltherrschaft Christi heraufzuführen. Sie müssen froh sein, wenn sie von ihrem Herrn durchgetragen werden durch alle Offenbarungen der Finsternis. Darum sagt Paulus auch weiter<br/><br/>
  
==='''Getreu aber ist der Herr'''===
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'''Getreu aber ist der Herr, der euch stärken wird und bewahren weg von dem Bösen.'''<br/>
 
'''Getreu aber ist der Herr, der euch stärken wird und bewahren weg von dem Bösen.'''<br/>

Version vom 24. Februar 2021, 13:39 Uhr

Abschrift des Buches: Der zweite Thessalonicher Brief
Pfarrer Theodor Böhmerle (1870 - 1927)

Neu durchgesehene Auflage
St.-Johannis-Druckerei, Lahr-Dinglingen (Baden) 1957

weitere Abschriften:

Inhaltsverzeichnis des Buches

I. Die Trübsal in Christus
II. Die antichristliche Zeit

In Bearbeitung:

III. Die tägliche Arbeit

Im Lichte des Tages des Herrn

Kapitel 3
Hat der ganze zweite Thessalonicherbrief uns ins Licht des Tages des Herrn gestellt, so stellt das d r i t t e K a p i t e l noch in Sonderheit die t ä g l i c h e A r b e i t ins Licht des T a g e s des H e r r n. Auf den ersten Blick erscheinen ja die täglichen Arbeiten und das wahre Warten auf das Kommen des Herrn als Gegensätze. Bei den Thessalonichern haben sich auch beide Gegensätze in gewissem Sinne ausgewirkt. Über dem hin und her Besuchemachen bei Brüdern im Herrn und über dem Sichaussprechen über den nahe erwarteten Herrntag war eine Vernachlässigung der irdischen Berufsarbeit eingetreten. Schon im ersten Brief hatte der Apostel etliche Glieder der Gemeine aufs Stillesein und auf das Mit-den-Händen-Schaffen hingewiesen. Er muss das im zweiten Brief wiederholen. Dabei greift er aber weiter hinaus. Er stellt auch s e i n e ganze Arbeit ins Licht des Tages des Herrn. Nicht nur die irdische Berufsarbeit bekommt im Licht des Herrntages ihre ganz bestimmte und feste Stellung, sondern auch der Gebets- und Wortdienst an der Gemeine wird voll und ganz in seiner Art bestimmt durch den Blick auf den Tag des Herrn. Auf diese geistliche Wirkungsweise geht der Apostel nun zuerst ein. Dabei ruft er den Thessalonichern zu:

Im übrigen, Brüder, betet für uns

2Thes 3:1
Die apostolische Gemeine-Wirksamkeit ging durchaus von der Gemeine aus und war von ihr getragen. Wer irgendeinen Dienst in der Gemeine haben und tun wollte, der musste zuerst zur Gemeine gehören und ein gläubiger Bruder sein, einerlei ob er Apostel oder Ältester war. Auch Paulus ist als ein mit Gaben versehener Bruder von der Gemeine unter Handauflegung zum Apostel gesegnet worden. Wenn er sein Apostolat als von Gott dem Vater und dem Herrn Jesus Christus herleitet, so tut er das, weil er weiß, woher er die natürlichen und geistlichen Gaben hat. Aber trotz dieser Gottbegnadung und Geistesbegabung tritt er nicht von sich selber in den Dienst, sondern die gläubigen Brüder, die ihn erkannt haben, segnen und bestimmen ihn auch. Und so ist er auch von der gläubigen Gemeine abhängig geblieben. Nicht nur kehrte er immer wieder zu ihr zurück und legte ihr Rechenschaft ab, sondern er stand auch fortwährend unter ihrem mitwirkenden Gebet. Dies konnte nur eben darum so wirksam sein, weil er stets als Bruder mitten unter der Gemeine stand.

Die heutige Reich-Gottes-Arbeit unterscheidet sich in vieler Hinsicht von dieser apostolischen, im Lichte des Tages des Herrn und damit eben im Lichte der Gemeine stehenden Art. Viele Träger des Wortes auf allen Gebieten sind gar keine Brüder, vor allem keine bewährten und bei den Gläubigen legitimierten und von ihnen anerkannten Brüder. Viele stehen auf einer viel breiteren, weltlichen Grundlage als jener der Gemeine der Brüder. Sie stützen sich auf human, wohlgesinnte, wohltätige und ähnliche Kreise. Darum sind sie auch nicht getragen von den Gebeten der Gläubigen, eher von den Geldmitteln gewisser Kreise. Die apostolischen Gemeineaufgaben haben nicht soviel Geld gekostet, sie bedurften aber desto mehr der Gebete. Sie waren eben nicht organisierte Unternehmungen, sondern organisch aus der Gemeine herausgewachsen. Was in der Gemeine steht und glaubensmäßig anerkannt und geistesmäßig legitimiert ist, das läuft unter dem vollen Gebetssegen der Gläubigen, und das gibt dann viel kräftigere Geistesauswirkungen. So ruft Paulus: „Brüder, betet für uns!“

Er war nicht ein Beamter oder angestellter der Gemeine, sondern ihr Glied - er war in ihrem Lebensorganismus, und da gehört die Gebets- und Fürbittefunktion wesentlich mit hinein. Es war ein gemeinsamer Kampf, welchen die Brüder alle, ein jeglicher in seiner Art und nach seiner Gliederaufgabe, um die Herausholung und Tüchtigmachung der Gemeine kämpften. Da kommt sich dann der einzelne, welcher keine besonderen Gaben hat, nicht bloß als ein bedientes Glied vor, sondern als ein lebendiger, mit in der vordersten Reihe stehender Kämpfer. Er b e t e t ja m i t. Die besonderen Gaben sind nichts und wirken nichts ohne diese Beterkolonnen. Nur als an- und eingewachsene Glieder des Gesamtleibes taugen sie etwas. Darum ruft sie Paulus immer wieder auf: „Brüder, betet für uns!“ Das ist Tagesarbeit im gegenwärtigen Gottestag und Hinarbeit auf die Vollendung dieses Gottestages - dieses Einsssein im Gebet. Und wer wird da am Tage des Herrn vielleicht als der Wichtigere und Gesegnetere geoffenbart: der besonders Begabte und auf sichtbarem Posten Stehende oder der starke Beter? Ja, der Tag des Herrn wird’s offenbaren! Bis dahin betet für uns!

Paulus als apostolisch Begabter, als Grundleger im Bruderdienst hat natürlich ein Hauptinteresse,

dass das Wort des Herrn laufe und verherrlicht werde wie auch bei euch'’' (Vers 1)
Wie ist Paulus davon durchdrungen; „Wort des Herrn“, also ewiges Gotteswort, zu bezeugen. Ja, was er weitertrug, war nicht etwas a u s i h m Geflossenes, sondern w i d e r i h n, wider seine ganze Natur hatte dieses Wort sich in ihm durchgesetzt. Zu einer ganz neuen Kreatur hatte es ihn gemacht - auf einen ganz neuen Weg, auf einen tief passionellen hat es ihn geworfen. Paulus hatte viele und lang fortlaufende Offenbarungen des Herrn - sichtbare und geistesmäßige. Wenn der Heilige Geist dies geoffenbarte Apostelwort in uns als Wahrheit verklärt und uns den Glauben gibt,es anzunehmen und darin zu stehen, wenn dies Wort der Apostel uns neu schafft und Geisteswege weist, dann stehen auch wir auf Gottes Wort und können Gottes Wort bezeugen. Und dies Wort ist eben jetzt das Wort von der Glaubensgemeine und von ihrem Gang bis auf ihren Tag.

Im Epheser- und Kolosserbrief hebt es der Apostel besonders hervor, dass das Wort vom Leibe Christi, aus Juden und Heiden heraus berufen, der sonderliche Gottesauftrag sei, welche er erhalten habe und welchen den vorigen Propheten noch verborgen gewesen sei. Es wird wenig volles Gottewort in diesem paulinischen Sinne verkündigt. Man ist hinabgesunken auf den gesetzlichen Königreichsweg und will vergeblich, ach so vergeblich, vorweg heraufführen, was erst nach Vollendung der Gemeine geschehen kann. Das Wort des Herrn ist nach paulinischem Begriff das Wort vom Leibe und vom Tage. Dies Wort hat in Thessalonich etliche Seelen herausgeboren im Geiste, und dasselbe solle es, so wünscht Paulus, auch weiter und anderwärts tun. Das Wort d e s H e r r n - das ist das Wort, ,welche Ihn, den Herrn, allein zum Gegenstand hat. Das ist das Wort, welches die Seelen zum Herrn rufen und in dem Herrn befestigen sollen. Je mehr sich die Wortverkündigung vom Gemeineboden entfernt, umso mehr verliert sie den Herrn als Zentrum. Sie kommt in ein Vielerlei von Werken hinein. Die Wortverkündiung außerhalb der Gemeine weicht vom Herrn.

„Wort des Herrn“ kennt der Apostel. „Herrnleute“ will er herausrufen. Das Charakteristikum des Glaubens in diesen Tagen ist nicht das R e i c h s m ä ß i g e, sondern das H e r r n m ä ß i g e , nicht das große Sachliche, sondern das durch und durch Persönliche, wie es eben Glieder an einem Hupte sind. Und dieses Wort l ä u f t, wenn es Geister erfüllt mit dem Heiligen Geiste und sie glaubensmäßig versetzt in das Gesetz des Geistes, das da lebendig macht in Christus Jesus. Das W o r t l ä u f t - das ist ein merkwürdiger Ausdruck. Er hat etwas Schnelles und Eilendes in sich. So ist auch Paulus mit diesem Wort über Länder und Meere geeilt. Das Wort sitzt nicht und bleibt nicht sitzen und nimmt keinen seßhaften Charakter an. Es eilt an die Herzen, klopft an und ruft; erfolgt kein Echo, so eilt es weiter. Es läuft - es fasst hier einen und da einen und nimmt ihn mit auf den ewigen Weg. Es hört irgendwo auf und geht doch wieder hin. Und wo es Eingang findet, da schafft es L ä u f e r. Da gibt’s einen Wettlauf, den Ehrenpreis zu erlangen. Da wird nachgejagt dem vorgestreckten Ziel, dem Kleinod, welches vorhält die himmlische Berufung Gottes in Christus Jesus. Wo das Wort des Herrn führt, da wird herausgelaufen aus dem eitlen Wandel nach väterlicher Weise, und da wird in den Schranken gelaufen bis es heißen kann: „Ich habe den Lauf vollendet.“

Und jeder, in welchem es läuft, der läuft selbst auch wieder, es anderen zu bezeugen, in seiner Art, nach seinem Maß der Gabe. Und so wird das laufende Wort „verherrlicht“. Neue Menschen, neue Gemeinen werden. In neuer Weise erstrahlt es in jedem einzelnen. Jeder Gläubige ist eine Verherrlichung des kräftig schaffenden Wortes. So ist’s ja auch in Thessalonich gegangen. Das Wort ist hineingelaufen und hat durch den Geist Ewigkeitsmenschen heraus zeugen dürfen. Wo Gläubige sind, ist das Wort herrlich - es erscheint in neugeborenen Menschen. Da läuft es einher in seiner Macht und Kraft in auferstandenen Seelen.

Allerdings, wie es auch in Thessalonich war: wo das Wort läuft und herrlich wird, da wacht immer auch die Finsternis auf und macht mobil. Wort gottes ohne Kampf und Streit ist wunderbar. Darum muss Paulus um Fürbitte flehen, dahingehend,

Dass wir errettet werden

2Thes 3:2
dass wir errettet werden von den platzwidrigen und bösen Menschen.
Die Zeit der Gemeinepredigt ist auch die Zeit der Machtoffenbarung Satans. Das ist klar. Durch die Gemeinepredigt werden die Erstlinge des Herrn herausgerufen. Durch die Gemeinepredigt werden die zukünftigen Könige und Priester herausgebildet. Die jetzt lebendig Glaubenden werden die Herrschenden im Königreich des Herrn. Die vollendete Gemeine nimmt nach Bindung Satans zunächst in geistesmächtiger Weise die Stellung Satans unter dem Himmel ein und übt von dort aus die Geisteseinflüsse aus, welche nötig sind zur Aufrechterhaltung und zu Durchführung der Herrschaft Christi. Das regt Satan auf. Da macht er all seinen Einfluss geltend, diese Gemeine zu vernichten. Aber es gilt der Gemeine in noch höherem und tieferem Sinn, was schon Israel gilt: „Die Pforten der Hölle sollen sie n nicht überwältigen.“ Aber der Teufel, der Widersacher, ist umgegangen und geht um und sucht, welchen er verschlinge. Und zur paulinischen Zeit ist er wirklich und wahrhaftig umgegangen wie ein brüllendeer Löwe. Da floss Blut. Da bittet nun Paulus die Thessalonicher, einzutreten, dass er errettet würde von den platzwidrigen und bösen Menschen.

Es ist uns etwas schwer geworden, das erste Wort unseres Textes, welchesLuther mit „unverständig“ übersetzt, so recht sinngemäß wiederzugeben. „Platzwidrig“ nenne wir nach der Schrift die hier gemeinten Menschen. Paulus zielt offenbar auf die widrigen Juden, welche ihn überall verfolgen. Und diese Leute hätte wahrhaftig an einem anderen Platze stehen sollen. Sie hätten sollen Grundpfeiler der Gemeine sein. Ihr Platz war erwählungsmäßig in der Offenbarung des Herrn. Dass sie die Gehässigsten waren, das war platzwidrig. Diese Platzwidrigkeit tritt beim Laufe der Gemeine immer wieder heraus. An den Plätzen hätten Päpste, Bischöfe und andere Kirchenfürsten nicht stehen sollen, an welchen sie in dieser Gemeinezeit oft standen. An d e m Platze hätten Pfarrer und Lehrer oft nicht stehen sollen, an welchen sie den Gläubigen gegenüber Stellung genommen haben. Da hätte man viele nicht vermutet, wo sie oft standen, nämlich im Gegensatz zu einem lebendigen Geistesleben.

Die Platzwidrigen sind eine laufende Erscheinung im Gemeinezeitalter. Und dazu kommen die Bösen. Das sind die Menschen, welche dem unteren Prinzip angehören, die Diesseitsleute im Kulturwesen der Menschen auf allen Gebieten. Stellt die Platzwidrigen mehr das Judentum und im weiteren Verlauf die Kirche, so stellt die Bösen, die vom satanischen Großmachtprinzip Beseelten, mehr der Staat, die Wissenschaft, die Kultur. Beide vereint sind Gegner der Gemeine und haben auch Paulus schwere Tage bereitet. Je mehr es dem Ziel des Tages des Herrn zugeht, treten diese beiden im falschen Propheten und im Antichristen heraus. Von ihnen möchte Paulus durch die Hilfe der Fürbitte der Thessalonicher errettet werden.

Im Blick auf sie fügt Paulus im Geiste noch die Bemerkung hinzu:

denn nicht Sache des Jedermann ist der Glaube (Vers 2)
Da haben wir wieder aufs deutlichste den Gemeine und Auswahlgedanken. Der „Jedermann“, die „Alle“ kommen jetzt nicht dran. Das ist das Katholische, auf die „A l l e“ gerichtet sein, denn „k a t h o l i s c h“ heißt auf das Ganze, auf alle ausgehen. Diesen Weg beschreitet auch unsere evangelische Kirche, sonderlich seit Krieg und Revolution, klar und entschieden - wir sagen das mit tiefen Schmerz. Damit gerät sie immer schneller ins falsch-prophetische Lage. Der Glaube, der Glaube in der Gemeinezeit, ist nicht Sache der „Alle“. Der lebendige Glaube ist Geistes-Geschöpf, der natürliche Mensch will Fleisch; der lebendige Glaube ist Weben und Leben im Unsichtbaren, der natürliche Mensch will sehen und schauen; der lebendige Glaube ist Lebenshingabe an den Herrn im Ich-Zerbruch, der natürliche Mensch will Ich-Leben. Der „Jedermann“ hat das Gegenprinzip des Glaubenslebens zu seinem Element. Nur wenige lassen sich in diesen Gemeinezeiten herausrufen und herauswählen und in Gegensatz setzen zum Fürsten dieser Welt, zur väterlichen Weise und zum eigenen Ich-Begehren. Von einer Aufrichtung der Königsherrschaft Christi ist in der Zeit der Auswirkung des satanischen Prinzips keine Rede, für die Durchdringung der Massen mit dem Geiste Christi in der Zeit der mangelnden Buße keine Möglichkeit. Der glaube ist im Gemeinezeitalter Sache einzelner, Sache weniger. Die Gemeinen Christi dürfen j e t z t nicht hoffen, die Weltherrschaft Christi heraufzuführen. Sie müssen froh sein, wenn sie von ihrem Herrn durchgetragen werden durch alle Offenbarungen der Finsternis. Darum sagt Paulus auch weiter

Getreu ist der Herr

2Thes 3:3
Getreu aber ist der Herr, der euch stärken wird und bewahren weg von dem Bösen.
Der Teufel ist jetzt an der reihe und hat in der Öffentlichkeit das große Wort. Der Böse und in ihm das Böse treiben zur Offenbarung. Das m u s s zuerst sein, ehe Christus herrschen kann. Je mehr d e r Böse und d a s Böse heraustreten, umso furchtbarer ist das Todeswesen. Je furchtbarer aber das Todeswesen, umso erlösungsbedürftiger und endlich erlösungsverlangender werden die Menschen. Mitten durch die Entfaltung der Finsternis hindurch wird die Gemeine berufen, erwählt, bewährt und vollendet. Der Zorn, der Hass, der Eifer der Finsternis wird am Lichtwesen der Gläubigen entzündet. Darum ist die Gemeine in ihrem Äon unterm Kreuz. Keine äußere Herrlichkeit ist ihr eigen. Aber unter dem äußeren Druck wird in Christus ihre innere, am Tage des Herrn offenbar werdende Herrlichkeit geschaffen. Dabei hat die Gemeine der Gläubigen die Treue ihres Herrn zugesichert bekommen. In unwandelbar gleicher Liebe steht Er zu den Seinen. Ihnen ist er gestern und heute und in alle Ewigkeiten derselbe.

Alle Anläufe des Bösen dürfen sie in der vom Geiste in ihnen verklärten Liebe ihres Heilandes überwinden. Die Gemeine ist sehr schwach gegenüber der in großer Macht und Scheinherrlichkeit hervorbrechenden Finsternis. Der Herr wir die Seinen stärken. Standkraft, Haltekraft, Überwindungskraft bekommen sie. Es gibt keinen Anlauf,der im Herrn nicht abgeschlagen werden kann. Töten und wegschaffen will Satan die Gemeine, aber der Herr bewahrt sie vor dem Bösen. Trotz aller weltmachtmäßigen, trotz aller wissenschaftlichen, wirtschaftlichen und anderen Mittel, welche dem Fürsten der Welt in diesen Tagen zu Gebote stehen, hat er die Gemeine noch nicht hindern können. Einfältig und zielklar geht sie ihren Weg. Sie war, sie ist, und sie wird sein. Und in der letzten, schwersten Zeit, wenn das Ich-Wesen am gewaltigsten, verführerischsten und gewalttätigsten sein Haupt erheben wird, da wird der Herr mitten drin Seine Gemeine wegnehmen und bei Sich verklären.

Das Gericht über Satan, den Antichristen und den falschen Propheten und über alle, die ihm anhingen, erlebt die Gemeine nicht mehr auf erden, sondern bei ihrem Herrn, zu dem sie versammelt ist in der Luft. Darum können die Thessalonicher ruhig und still bleiben und dieser Stärkungs- und Bewahrungstreue des Herrn sich zuversichtlich überlassen. Von ihren Aufregungen und Unruhen betreffs des Tages des Herrn können sie getrost ablassen. Der Apostel hofft und vertraut, dass die Thessalonicher in dieser Hinsicht tun und tun werden, was er ihnen gebietet. Er sagt:

Wir vertrauen aber auf euch

2Thes 3:4
Wir vertrauen aber in dem Herrn auf euch, dass ihr tut und tun werdet, was wir gebieten.
Wenn jemand in dem Herrn steht, darf und kann man allerhand Vertrauen zu ihm haben. Das weiß selbst die Welt, dass recht Gläubige Vertrauenspersonen sind. Vor allen Dingen soll man ihnen auch darin vertrauen können, dass sie ein Wort der Ermahnung und Zurechtweisung annehmen. Das ist sonst nicht gerade Sache des Menschen, nämlich des natürlichen Menschen. Der geistliche Mensch aber ist ein Wortannehmer. Er hat gelernt und übt es, das Wort anzunehmen mit Sanftmut. Nimmer er aber das Wort des unsichtbaren Gottes an, wieviel mehr wird er auch das Wort der Brüder in Christus annehmen. Dem Wort der Mahnung - wenn es von Glaubensseite kommt - widerstrebende Gläubige stehen gewiss nicht richtig. Der Apostel vertraut auf das in Christus gegründete Wesen der Thessalonicher, dass sie tun werden, was er ihnen nun noch sonderlich über das praktische Verhalten im Licht des Tages des Herrn zu sagen hat ehe er aber mit scharfer Zucht und Mahnung zugreift, tröstet er sie noch einmal. Sie sollen wissen: er liebt sie. Sie sollen wissen, er kennt ihr Kreuz und ihre Trübsal wohl, er will mit seinen Zuchtmahnungen nicht noch ein Kreuz zum anderen legen. Aber sagen m u s s er es ihnen. Doch zuvor ein Wort der Liebe und des Trostes.

Der Herr richte eure Herzen auf

2Thes 3:5
Der Herr aber richte eure Herzen geradewegs auf die Liebe Gottes und auf das Tragen Christi
Im Kreuz nur nicht steckenbleiben! Durch den Geist geradewegs auf den Herrn gerichtet sein! Und eines festhalten: Geliebt bin ich von Gott, ja ich bin ein Geliebter Gottes. Das darf bei einem Menschen, der einen Heiland hat, welcher für ihn gestorben ist, nie wanken, dass er von Gott geliebt ist. Kreuz und Trübsale, Sorgen und schwere Tage sind uns kein Gegensatz zur Liebe Gottes, sondern sind uns Mittel der Liebe Gottes zu unserer Vollendung. Ein Kind zweifelt unter den Schlägen des Vaters nicht an der Liebe des Vaters. Diese steht dem Kinde auch unter Tränen fest. Geliebt sind wir, es gehe, wie es will. Dahin richte der Geist stets unsere Herzen; auf die Liebe Gottes. Sie ist darin erschienen, dass Er Seinen Sohn für uns gegeben hat; daran erkennen wir sie. Und hier kann sie nichts und niemand uns rauben. Hat Er des einzigen Sohnes nicht verschont, wie sollte Er uns mit Ihm nicht alles schenken, Stracks und unentwegt den Blick auf diese Liebe - dann geht’s in jeder Lage und durch jede Lage Hier wächst das „Ich vermag alles" heraus.

Die Liebe Gottes ist im Tragen und Übernehmen (Luther: Geduld) Christi vollendet. Was hat der Heiland tragen und übernehmen müssen, um Satan und sein Reich zu überwinden! Was muss der Heiland heute noch tragen und auf Sich nehmen, bis der Sieg Schritt für Schritt ausgewirkt ist! Das ist eben nun auch Sache der geborenen Gottessöhne, zu tragen und zu übernehmen. Nicht gleich durch Kreuz und Trübsal zum Ungeduldigwerden, zum Wunsche nach Abkürzung der Leidenszeiten sich drängen lassen. Es muss alles getragen, übernommen und durchgetragen sein. Und da hat die Gemeine durchzutragen an ihrem Teil, was noch mangelt an Leiden Christi. Nicht unruhig werden in Leiden und Kämpfen. Ruhig stillhalten; stracks den Blick auf das Aushalten Christie gerichtet! Tragen und Übernehmen sind die Haupttugenden der Gläubigen in Christus. Mit diesem Doppelblick des Herzens laufen wir i der Offenbarungszeit Satans. Die Liebe Gottes und das Übernehmen Christi stehen uns vor Augen. „Ewig soll Er mir vor Augen stehen, wie Er als ein stilles Lamm dort so blutig und so bleich zu sehen, hängend an des Kreuzes Stamm.“ Und das ist die tiefste Offenbarung der Liebe in der Geduld Christi. Das ist des praktischen Lebens Grundprinzip bei denen, die auf den Tag warten: Kreuz und Sterben in der Liebe Gottes, des Vaters, übernehmen.

Vom sechsten Vers unseres dritten Kapitels an geht der Apostel nun in die eigentliche praktische Arbeit hinein und stellt sie ins Licht des Tages des Herrn. Jeder Gläubige hat in der Werktagsarkbeit Nöte. Der Ewigkeitsmenschm mit seinem zunehmenden Geschmack an der Ewigkeit, wird in der täglichen Arbeit mitten in die unteren Prinzipien hineingestellt und hat mit ihnen in de rArbeit einen steten Kampf. Dieser ist natürlich verschieden schwer, je nach dem Beruf - doch ist er in den religiösen und in den geistigen Berufen noch schwerer als in den mehr handwerklichen. Der irdische Beruf gehört für Kinder Gottes in vielen Stücken zum Leidlichen. Umso treuer müssen wir ihn in Christus ausfüllen und auszufüllen suchen. Der Apostel hat aber heute weniger diese Seite im Auge als das, was wir ü b e r h a u p t a r b e i t e n. In Thessalonich waren nach 2Thes 3:11 Leute, welche nicht mehr in einem praktischen Beruf arbeiteten. Die nahe erwartete Ankunft des Herrn beschäftigte sie derart, dass sie innerlich vom irdischen Beruf abgelenkt wurden. Den himmlischen Beruf haben, schien ihnen das allein noch Wichtige. Darauf wollten sie auch die Geschwister hinweisen. Sie gerieten darum in eine geistliche Vielarbeit an den anderen und verloren Lust und Kraft, im Äußeren demütig ihre Pflicht zu tun.

Der geistliche Mensch ist ja nun eben geistlich und hat die geistlichen Dinge bei sich und bei anderen zum Arbeitsgegenstand. Jeder Glaubensmensch ist geistlich tätig und verwendet Zeit und auch Kraft auf geistliche und ewige Dinge. Er hat Besprechungen, Konferenzen, Besuche, seelsorgerliche Aufgabe - er ist hin und her in Anspruch genommen. Daraus kann leicht ein geistliches Vielumherlaufen, Vielumhersitzen, Vielumherreden werden, und die irdischen Aufgaben leiden Not. Die Geschwisternähren und speisen und unterhalten einen, und so wird das Selbstarbeiten immer weniger dringend. Hier fährt nun Paulus dazwischen. Er sieht eine Hauptstütze des gläubigen Lebens wanken. Darum gebraucht er ernste und eindringende Worte. Hier war die Geisteslinie in ihrer richtigen, praktischen Auswirkung verlassen; hier war Gefahr, dass dadurch der Name Christi verlästert wurde - hier musste scharf zugegriffen werden. Irdische Arbeitspflicht in Christus musste fest eingeprägt werden. Er leitet deshalb diesen Teil des Briefes mit den Worten ein:

Wir schärfen euch aber ein, liebe Brüder

2Thes 3:6
Luther übersetzt hier „gebieten“. Mann kann das tun, wenn man es richtig versteht. Wir möchten diesen Ausdruck lieber nicht gebrauchen. Im engeren Sinn lässt sich auf geistlichem Boden nichts gebieten. Im Geistesleben ist alles frei. Es gibt bei dem Geistlichen keine Macht und Gewalt, mit der einem Gebot könnte Nachdruck gegeben werden. Gebot gehört auf die gesetzliche Linie. Wo Gebot ist, muss auch Gericht sein im Übertretungsfall. Einschärfen, einprägen in Herz und Gewissen, das können wir. Das tun und Befolgen liegt aber ganz bei dem Ermahnten. Und folgt er nicht, so haben wir, wie das auch aus den folgenden Versen des Apostels ersichtlich ist, nur geistliche Mittel, um auf ihn Eindruck zu machen. Aber „einschärfen“, d.h,, scharf ins Herz drücken, will der Apostel die nachfolgenden Wahrheiten den Thessalonichern.

Wo Grundlinien des Glaubenslebens überschritten wurden, da war voller und ganzer Ernst nötig,, Es gibt Dinge, die ziemen sich für Gläubige einfach nicht - und wo sie dennoch geschehen, ist auch ein scharfes Wort am Platze. Wir dürfen in unseren Gemeinschaften dieser oft harten und schweren Pflicht nicht aus dem Wege gehen, auch auf die Gefahr eines Kampfes hin, dass wir, wo es nötig ist, „einschärfen“. Fein ist es, dabei zu sehen, wie bei allem scharfen Zurechtweisen der Apostel die Liebe nicht verletzt. „Wir s c h ä r f e n euch aber ein, l i e b e B r ü d e r“, sagt er. Er rückt brüderlich zu ihnen hin und erweckt durch den Zuruf „liebe Brüder“ ihre eigene brüderliche Liebe. Er will ihnen aber auch sagen, dass, wenn sie stehlen, die anderen Brüder darunter leiden. Er will sie an die Einheit und Solidarität der Gläubigen erinnern. Wenn ihr so verkehrt handelt, will er sagen, fällt es auf alle Brüder zurück. Dann heißt es in der Welt: „So handeln Brüder in Christo!“ Wir kennen das, wie es bei jedem Fehler eines Gläubigen sofort heißt: „So sind sie alle“. Darum ist es um die Gemeinschaft mit den Brüdern etwas so Großes; es liegt in ihr eine gewaltige, bewahrende Kraft. Ich muss immer denken, ,was ich auch tue, es fällt mit auf die Brüder. Die Worte „liebe Brüder“ gaben der Ermahnung eine schärfere Spitze. Sie besagen, wollt ihr uns andere belasten? Wie kann ein einziges solches Wort wie das „liebe Brüder“ einen tief bodenbereitenden Wer haben. Das ist ganz ähnlich, wie wenn in entscheidender Stunde ein Feldherr seine Soldaten mit dem Wort „Kameraden“ anredet. Das zündet! Ein Bruder ist für die Brüder mitverantwortlich.

Die eigentliche scharfe Spitze in der Ermahnung des Apostels liegt aber in den Worten:

Im Namen des Herrn Jesus Christus

(Vers 6) Bei dem Nichtarbeiten der Thessalonicher Brüder handelt es sich um eine öffentliche Sache. Das Verhalten der Nichtarbeitenden war vor der Welt offenbar. Wie leicht konnte es da heißen: „Christen sind Träumer, Christen sind Faulenzer.“ Das hört man ja heute noch manchmal. Damit ist aber unser Herr Jesus Christus öffentlich herabgewürdigt. Freilich, Gläubige können und wollen nicht s o und nicht s o v i e l arbeiten wie Weltleute. Der Mensch ist kein irdisches Arbeitstier und kein Arbeitssklave. Wir brauchen Zeit für die Ewigkeit. Wir dehnen auch unsere Werke und Betriebe ohne Not nicht so aus, dass das Irdische uns frisst. Wir üben aber einen ganzen und vollen irdischen Beruf aus in aller Treue. Das ist eine Notwendigkeit auch für gesundes geistliches Wachstum. Arbeiten manche Thessalonicher nicht, so ist Christi Name in falsches Licht, ja in Finsternis gestellt. Die Irrenden in Thessalonich sollen bedenken, wem sie Eintrag tun - nämlich dem Herrn Jesus Christus. Wir Gläubigen können niemals nur zu unserem Schaden sündigen, wie eigentlich überhaupt niemand; die Gläubigen aber sonderlich nicht. Bei uns ist immer nicht nur die ganze Brüderschar, sondern auch unser teurer Herr Jesus Christus mitgeschlagen. Je höher in Gott man steht, umso gewichtiger werden Sünden und umso folgenschwerer. Das müssen wir uns stets vor Augen halten. So ist’s ein wuchtiger Eingang, wie Paulus den Thessalonicher Brüdern auf den Leib rückt: Wir schärfen euch aber ein, Brüder, im Namen unseres Herrn Jesus Christi.

Die richtige Stellung zur irdischen Arbeit ist eine Hauptgrundlinie, darum ist auch ihre Verletzung so schwerwiegend. Darum muss, wo Verletzung vorliegt, auch so ernst eingegriffen werden. Christentum ist keine Himmelei, keine Schwärmerei und Bummelei, vielmehr harte und kampfreiche Geistes-Erdendurchdringung. Darum fährt Paulus scharf zu im Namen des Herrn und sagt:

von jedem Bruder euch zurückzuziehen, der unordentlich wandelt

(Vers 6) Das ist ernst: sich zurückziehen; das soll heißen, ihm die Lebensgemeinschaft aufkündigen; d. h. ihm sagen, hier gehen wir nicht mit dir - du musst arbeiten. Die Welt, die den Fehler des Bruders s i e h t, muss auch s e h e n, dass wir nichts mit ihm zu tun haben in diesem Stück. Solange du also nicht arbeitest, stehen wir nicht mit dir in brüderlicher Lebensgemeinschaft. Wir haben dich lieb, und wir halten dich innerlich fest, aber die Versammlungen und Stunden musst du meiden, solange du hier nicht umkehrst. Und unsere enge Lebensgemeinschaft kann nicht aufrechterhalten werden, solange du so wandelst. Also etwa gegenseitige Besuche oder dergleichen müssen solange abgelehnt werden. Die Welt muss sehen, nicht zwischen d i r und u n s , aber zwischen deinem W e s e n und Leben und uns ist ein Strich. Dieses „Sich-Zurückziehen ist keine Kleinigkeit. Die geistliche Bruderliebe ist das engste Band, das es gibt. Zu einem solchen „Sich-Zurückziehen“ gehört viel geistliche Weisheit und viel geistlicher Takt und viel auf sich nehmende Liebe. Es ist ein Sterben. Geschieht’s in richtiger Weise der Wahrheit und der Liebe, so wird’s gewiss auch auf die Betroffenen den Eindruck nicht verfehlen.

Paulus nennt das Nichtarbeiten ein „u n o r d e n t l i c h e s W a n d e l n“. Das Wort „unordentlich“ bedeutet soviel wie nicht in der S c h l a c h t r e i h e einhergehen. Der große Kampfweg der Gotteskinder hat seine ganz gewisse Schlachtordnung. Nirgends muss größere Ordnung herrschen als in großem Kampf. Da muss jeder genau seinen Posten halten. So ist’s bei den Gläubigen. Das Gotteskindschaftswesen hat in dieser Welt seine ausgeprägten, heiligen Ordnungen. Gotteskinder laufen in festen Geisteslinien. Wenn da einer abspringt, gibt`s eine Unordnung. Wenn beim Parademarsch im alten Heer nur einer nicht stracks geradeaus lieb, warf er die ganze Linie um. Sünde ist Unordnung; Gnade ist ein In-Ordnung-Bringen. Dabei macht aber gerade Nichtarbeiten den Menschen am schnellsten unordentlich. Müßiggang ist aller Laster Anfang. Darin liegt eine große Wahrheit Deswegen nennt Paulus die Nichtarbeitenden unordentlich Wandelnde. Wer keinen festeingeteilten Tag in Pflichten hat, wird bummelig und und entartet auch innerlich.

Der Apostel Paulus hat da allen Gemeinen von vornherein sehr feste Grundlinien gegeben. Neben dem Herrn Jesus Christus, den er ihnen brachte, hat er den gläubig Gewordenen auch die Christus-Linien tief eingeprägt. Darum sagt er auch:

Nicht nach der Überlieferung

Nicht nach der Überlieferung, welche ihr von uns empfangen habt. (Vers 6)
Die Lebenslinien des Geistes sind scharfe und ausgeprägte. Sie sind bestimmter als jedes Gesetz Geist bindet und ordnet fester als jeder Buchstabe. Wenn jemand geistesmäßig etwas m u s s , s o m u s s er es ganz anders, als wenn er es nur gebotsmäßig müsste. Wo ein geistesmäßiges Muss ist, da ist eben der Wille des Geistesmenschen m i t d r i n; dem Gebot steht der Wille nur gegenüber. Darum sind die Bahnen der Gotteskinder so klare und gewisse. Paulus hat die Grundlinien wahrhaftigen Glaubenslebens seinen Gemeinen nicht nur vorgezeichnet, sondern auch vorgelebt. Sie waren in keinem Zweifel über die Geistesgrundlinien. Trotzdem der Apostel oft nur sehr kurze Zeit in den Gemeinen weilte, hatten sie doch über die wesentlichen Lebensauswirkungen Klarheit. Dazu gehörte auch die Arbeitslinie. Gerade hierin war der Apostel sehr ernst. Er weist darum auch auf sein Vorbild hin:

Wie ihr uns nachahmen sollt

2Thes 3:7.8
Ihr selbst wisst, wie ihr uns nachahmen sollt, dass wir nicht unordentlich unter euch gewesen sind und nicht umsonst Brot von jemand gegessen haben
Der Apostel lebte die Gemeinelinien in Leiden und Arbeit aufs gewissenhafteste aus. Er wollte jedermann Vorbild des Lebens sein. Er war sich wohl bewusst, dass Vorbild als solches nicht bessert und nicht nachzieht - er erlebte das ja eben bei vielen Thessalonichern. Trotz seines Vorbildes wandelten sie anders. Aber Vorbild ist Siegel, Vorbild beweist, Vorbild straft, Vorbild zieht die innerlich Gezogenen an. So stellt er sich ihnen vor als einen, der in den Arbeitsordungen des Gemeinewesens gewandelt hat; als einen,der nicht aus der Schlachtreihe und Kampfesordnung wich. Er hat nicht umsonst sein tägliches Brot gegessen. Was wir essen, muss verdient sein. Auf welche Art es verdient ist, das ist verschieden. Kein Gotteskind liegt dem anderen zur Last, vielmehr nimmt es andere auf. Paulus hat

In Arbeit und Mühe

2Thes 3:8
In Arbeit und Mühe Tag und Nacht gearbeitet, um niemand unter ihnen zu beschweren.
Jedes Gotteskind, auch wenn es Apostel oder sonst etwas wäre, soll einen ordentlichen Beruf haben und ausüben können. Gläubige sollen auch irdisch etwas sein - einerlei was, es kann das Schlechteste und Niedrigste vor Menschenaugen sein. Arbeit und Verdienst, und sei er noch so klein, geben Freiheit und Unabhängigkeit. Das sind Grundgüter der Gläubigen. Arbeit und Verdienst ermöglichen Liebe - diese aber ist das Lebenselement der Gläubigen. Paulus, der den Zeugendienst des Apostels hatte, hat sehr schwer auch noch mit den Händen gearbeitet. Mühe und Leiden kostete es ihn, Tag und Nacht musste er sich einsetzen. Aber er tat’s. Er wollt niemand beschwerlich fallen. Der Herr gibt den Seinen Kraft und bewahrt sie, dass sie niemand lästig werden müssen. Paulus hätte als Apostel und als Geber geistlicher Güter wohl die irdischen Güter der Gläubigen genießen dürfen, aber er wollte nicht.

Geben wir uns zum Vorbild

2Thes 3:9
Nicht, dass wir nicht Macht hätten, sondern dass wir uns selbst euch zum Vorbild gäben, uns nachzuahmen
Eine geistliche Gabe und ihr entsprechend eine geistliche Aufgabe haben, ist auch Beruf. Und die Pflege der Gläubigen im Wort hat Anspruch auf die Pflege von Seiten der Gläubigen mit Brot und Unterhalt. Wo es nötig ist, solches in Anspruch zu nehmen, darf es mit ruhigem Gewissen geschehen. Besser ist es in mancher Hinsicht auch für die priesterlichen Gabenträger, wenn sie unabhängig sein können. Geben ist eben doch seliger als Nehmen, auch wo Nehmen völliges Recht wäre. Die Gemeinen sollten nicht soviel bezahlte Angestellte haben, obgleich die Gemeine sehr wohl an die denken dürfen, die an ihnen arbeiten. Es dient aber dem Evangelium und kommt ihm zustatten, wenn auch seine Träger in praktischer Arbeit stehen. Doch lässt sich dies nicht mit Gewalt durchführen, ,aber jeder habe apostolischen Sinn. Und das ist gewiss, dass wer nicht vom Herrn in ein geistliches Wirken gestellt ist, seinen irdischen Beruf haben und davon leben soll. Paulus sagt ausdrücklich:

Wenn jemand nicht arbeiten will

2Thes 3:10
Und da wir bei euch waren, haben wir euch das eingeschärft, dass, wenn jemand nicht arbeiten will, der soll auch nicht essen.
Faulheit und Trägheit ist geistlichem Wesen ebenso zuwider wie Überarbeitung und Not. Unter lebendigen Christen gibt es keine Arbeitslosen und keine Arbeitslosenunterstützung. Ein Gläubiger hat immer etwas zu tun, und es ekelt ihn, Brot zu essen ohne Arbeit. Wo Glaube ist, da ist geistgezügelter Fleiß und Betrieb. Das wirkliche und reele Ewige will ausgewirkt sein in einem Irdischen Himmlisches und Irdisches sind keine unvereinbaren Gegensätze, sondern wirken sich ineinander aus. Das Ewige verklärt das Irdische und wird im Irdischen bewährt. Einem Gläubigen ist nie etwas zu gering. Er greift, wo es nötig ist, überall zu. Der höchste Gottadel erweist sich in der tiefsten Niedrigkeit. Aber nicht um der Arbeit willen arbeitet der Gläubige, und nicht um des Verdienstes willen als Zweck und Ziel plagt er sich - vielmehr nur, u m auch darin einen untadeligen Menschen darzustellen und Christum zu preisen. Der irdische Beruf darf nie so ausgeübt werden, dass er den geistlichen stört. In Art und Zeit muss er dem geistlichen Beruf Raum lassen. Der geistliche Beruf darf uns aber auch nicht untüchtig machen zum irdischen vielmehr soll der ewige Beruf uns stählen, im irdischen immer treuer zu sein. Das war dem Apostel eine ernste und eine ihn innerlich erschütternde Sache, so dass er schreiben muss:

Dass etliche unter euch nicht arbeiten

2Thes 3:11
Wir hörten nämlich, dass etliche unter euch unordentlich wandeln; arbeiten nicht, sondern wirken umher.
Mit Besuchen und Besprechungen und mit Seelsorge an Nahen und Fernen haben sich etliche Thessalonicher abgegeben; haben dabei der Arbeit vergessen und sich von anderen aushalten lassen. Umhergewirkt haben sie. Eine gewisse, emsige, geistliche Vielgeschäftigkeit legten sie an den Tag. Man hätte meinen Können, sie täten viel, aber sie unterließen dabei das Nächstliegende. Unsere Ewigkeitsübungen, unsere geistlichen und seelsorgerlichen Gänge und Gespräche und Besuche dürfen nicht p f l i c h t h i n d e r n d wirken. Wahre Geistlichkeit führt in die Pflichten hinein. Wer Pflichten versäumt über geistlichem Herumwirken, der macht dem Herrn Unehre. Wer in der Zucht des Geistes bleibt, findet zu beidem Raum. Paulus hat, wie er oben sagt, unter Umständen Tag und Nacht dazu genommen. Wie sagt einer? Arbeiten, als hülfe alles Beten nichts, und beten, als hülfe alles Arbeiten nichts. Im Himmel gewurzelt sein, aber auf Erden Frucht bringen!

Wir befehlen und ermahnen

2Thes 3:12
Den so Beschaffenen aber befehlen wir und ermahnen in dem Herrn Jesus Christus.
Gibt es keine r e i n e , sichtbarer Gemeine, so doch eine ständig sich reinigende. Gleichwie das geistliche Wachstum unter täglicher Reinigung im Blut Christi sich vollzieht, so auch das Wachstum der Gemeine. Über das, was würdig ist in dem Herrn und was nicht, muss gewacht werden. Zuchtlosigkeit ist der Weg zum Verlust des Gemeinecharakters. In lebendigen Gemeinen wirkt ja vor allem die Geisteszucht, wo aber diese Widerstand findet, muss die äußere Zucht dazukommen. Paulus hat in Lehre und Leben scharf Zucht gehalten. Hat er doch in Korinth den einen sogar dem Verderbendes Fleisches übergeben. So befiehlt und ermahnt er auch hier in Thessalonich in der ganzen Kraft Christi, in welche er sich stellt. Hier gibt’s kein Zaudern. Ein wenig Sauerteig durchsäuert den ganzen Teig. Wenn Paulus gebietet und ermahnt in dem Herrn Jesus Chritus, so stellt er den ganzen vollen Heiland, den menschgewordenen Gottessohn, „Jesus“, den Geisteüberwinder und den Gesalbten „Christus“, der durch Kreuz und Tod zum „Herrn“ geworden isst, vor die Augen der Gemeine zu Thessalonich. Angesichts dieses Herrn darf solcher Missstand nicht geduldet werden.

Paulus befiehlt und ermahnt nun:

Dass sie mit Ruhe arbeiten sollen

Die Gemeine Christi soll nicht ein unruhig wogendes Meer sein Die Welt ist das Meer, welches nie Ruhe hat. Die Gemeine Gottes oll wie ein klarer, tiefer, stiller Bergsee sein, wie ein ruhiges Auge Gottes mitten in der Schöpfungswelt. Die Welt hat die S e c h s zum Zeichen, die ständige Werktags-Hast. Die Zahl des Eigenmenschen ist 666. Wie ist das doch in unseren Tagen ausgeprägt: in Arbeit und Erholung überall treibendes Vielerlei, ruhelose Hast. Da mittendrin soll die Gemeine den Ruhecharakter der Ewigkeit tragen. Das Reich Gottes darf nicht in denselben Bahnen treiberischer Vielerleiheit und Vieltätigkeit gehen, all seinem Wesen muss Ewigkeitsfrieden und Ewigkeitsstetigkeit eingeprägt und aufgeprägt sein. Unruhe ist nicht Leben, Unruhe gehört ins Todesreich. Je rastloser die Welt wird, umso mehr muss die Gemeine durch ihre Ewigkeitsruhe anziehen. Ruhe gehört zum Adel, in allem ruhig bleiben zum Gottadel. Die Vielwerkelei mit Pflichtvergessenheit bei den Thessalonichern ist ein eingedrungenes Weltprinzip. Das muss sich besondern auch die Gemeine unserer Tage merken. Wird in der Welt die 666 ausgereift, so darf sich die Glaubensgemeine nicht anstecken lassen.

Ja - a r b e i t e n. Paulus sagt: „mit Ruhe arbeiten.“ Ohne Tätigkeit wächst nichts. Und die irdische, diesseitige Arbeit ist die Auswirkungsschule des Geistes. Im niedrigsten Geschäft kann Er oft am schönsten durchstrahlen. Es ist Ihm nichts fremd, nichts niedrig und nichts hoch. Aber diese Arbeit s t i l l tun. Laut und geräuschvoll sein, ist nicht göttlich. Nur die menschlichen Maschinen arbeiten laut - Gottes Betrieb geht überall still. die Mechanik Gottes hat eben keine Reibungen. Wer hat je wachsen hören! So tun die Geistgeborenen all ihre Dinge still und in der Stille des geistbefriedeten Herzens. Stille Wasser gründen tief. Die lauten Christen und das lärmende Christentum, das überall bläst, pfeift singt und in drängenden Umtrieben ist, das ist nicht weit her. Mit Ruhe arbeiten! Der Gläubige bleibt äußerlich in den Alltagsgleisen , und innerlich hat er die göttliche Lebenskraft, welche dann das Äußere verklärt. Verklärung ist durchbrechender und durchherrschender Gottfrieden. Durchs Irdische hindurch muss das Ewige. - Nicht n e b e n h e r r e n n e n in Unruhe. Geistliches und Weltliches müssen in die Einheit, in die gegenseitige Durchdringung, aber nicht so, dass das Irdische das Ewige in s e i n Element zieht und mit s e i n e r Art imprägniert, sondern umgekehrt: das Geringste bekommt Ewigkeitswesen.

Darum mit Ruhe arbeiten und

Das eigene Brot essen

Gläubige sollen niemand n Anspruch nehmen und niemand zur Last fallen. Es ist ja kein fremdes Brot, wenn Begabte ihre Gabe der Gemeine zur Verfügung stellen und dafür ihren Lebensunterhalt von den Brüdern erhalten. Das ist sogar eine göttliche Gemeineordnung. Es wird aber allen gewissenzarten Heiligen eine Freude sein, wenn sie auch das nicht in Anspruch zu nehmen brauchen, sondern ihr selbst verdientes Brot essen können. Von den Gläubigen soll einst die ganze Welt ihre Lebenssubstanz empfangen, sie sollen Könige und Priester der Welt sein, deshalb müssen sie jetzt schon etwas davon an sich tragen. Darum sollen die Gläubigen einen Beruf und eine Arbeit haben. Sie sind auch darin der Welt Vorbilder, wie der Herr die Seinen ernährt. Weil sie nämlich ihre Arbeit nicht nach der Welt Art tun und nicht nach untren Linien, sondern nach oberen, nicht um schändlichen Gewinnes willen, sondern um zu dienen, so kommen sie in der irdischen Arbeit in mancherlei Not. Wie ihnen da der Herr auf merkwürdige Weise hilft, das ist eine rechte Bibel für die Welt. Das allein ist ja schon wunderbar, dass, so sehr die Gläubigen um ihres Ewigkeitswesens willen gehasst sind, die Welt sie um ihrer Zuverlässigkeit und Treue willen in irdischen Dingen hoch schätzt. Darum sollen die Thessalonicher die Unordendlichen mit ganzem Ernst anfassen und zu geregelter Arbeit veranlassen.

Das ist aber eine harte Sache, bei Fehlern der Brüder Zucht zu üben. Da greift man oft in ein böses Wespennest. Das gibt oft Streit und allerlei böses Ding. Da mag niemand der sein, welcher der Katze die Schelle anhängt. Das schiebt man gern hinaus und wartet, ob’s nicht von selber geschieht. Darum muss der Apostel den anderen Thessalonichern welche die Zucht üben sollten, noch einen Stoß geben. Er sagt ihnen:

Ihr aber, Brüder, seid nicht verzagt

2Thes 3:13
das Gute zu tun. Gläubig wollen Frieden, Gläubigen graut vor Zwist und Auseinandersetzungen. Man möchte auch der Welt kein übles Schauspiel geben. Gewiss erfordert eine solche Zuchtübung eigene innere Beugung und die rechte Zeit und die rechte Art. Wenn wir aber um des Guten willen irgendwo eingreifen müssen, sollen wir unverzagt sein. Geschieht es in dem Herrn Jesus Christus, so wird Er auch den reichten v erlauf geben. Es ist ein Sterben, so eingreifen zu müssen wider einen Bruder. Das Fleisch mag es nicht und will es nicht, es zittert manchmal davor. Wenn aber aus dem Gehen- und Laufenlassen ein offenbare Schaden entsteht, so muss eben zugegriffen werden. Verzagtheit und Feigheit sind auch Sünde. Zur Wahrheit gehört Mut. Dem Guten Raum zu schaffen und Verkehrtes auszuschneiden, verlangt eine starke Hand. Darum nicht feige, das Gute zu tun! Wie aber, wenn die anderen sich aufbäumen?

Wenn aber jemand nicht gehorcht

2Thes 3:14
unserem brieflichen Wort. Das ist’s eben, wenn die zu Züchtigenden Widerstand leisten! Sie meinen’s doch gut, sie meinen’s doch geistliche mit ihrem Umherlaufen und Seelsorgen. Die Beanstander haben nicht genug Liebe zu den Seelen, haben nicht genug Hingabe, dass sie so ruhig bleiben können. Sie haben nicht genug Leben. Die Gezüchtigten kehren den Stiel um und züchtigen uns. Wir haben ja auch unsere Fehler und Schwächen. Die werden dann hervorgezogen. - Da heißt es Mut behalten und feststehen bei eigener Beugung. Es ist schwer, Gläubige zu züchtigen. Bei Gläubigen geschieht doch in der Regel alles aus guter Meinung. Da gibt es nun nicht wenige, welche meinen, bei guter Meinung könne man nicht fehlen. Das ist aber eben die Tiefe des Sündenübels, dass wir uns bei bester Meinung außerordentlich irren können. Gute Meinung kann auch noch etwas Eigenes sein. Und selbst wenn wir sie in Christus haben, kann eigenes sich doch leicht hineinmischen. Aber der gute Wille und die gute Meinung erschweren oft das Zucht annehmen. Da wird dann dem Wort der Zurechtweisung Widerstand entgegengesetzt.

Selbst der Apostel ist bei seinen Thessalonichern nicht sicher, wie es laufen wird. Er muss drum Verhaltensmaßreglen geben für den Fall, dass sie, die Unordentlichen, dem Worte des Briefes nicht gehorsam sind. Wer Zucht üben will, muss auf alles gefasst sein. Beim Zuchtüben offenbaren sich oft ungebrochene Finsternistiefen. Zuchtübungen führen zu Offenbarungen des Lichtes oder der noch vorhandenen Finsternis. Zerbrochene nehmen an, Unzerbrochene leisten Widerstand. Da gilt es dann aber, wenn man im Geiste angefangen hat, im Geiste fortzufahren. Gehorchen die Unordentlichen nicht, sagt Paulus dann

zeichnet einen solchen an, indem ihr keinen Verkehr mehr mit ihm habt (Vers 14).
Das ist schwer für Brüder im Geiste - den Verkehr abzubrechen. Wo Bruderliebe in Christo ist, da ist eine enge und tiefe Verbindung. Diese geht noch über die leibliche Verwandtschaft. Da abbrechen - das ist Kreuz. Es muss aber, wenn der Fall öffentlich Ärgernis gibt und gemeinestörend wirkt, wie hier in Thessalonich, eben auch öffentlichen angezeigt werden, dass so etwas in der Gemeine nicht geht. Und auch die Welt, die ja so scharf die Gläubigen beobachtet, muss wissen, dass solche Wesen in Christo ummöglich ist. Gebets- und Bibelstunden darf ein solcher nicht mehr besuchen, bis der Schaden abgestellt ist. Und wenn er im Eigeneifer sich abwendet oder gar eine eigene Versammlung anfängt, so soll er’s tun - wenn nur der Schaden vom Hause abgewendet ist. Verehrtes und im Verkehrten sich verstockendes Wesen wird nicht lange Bestand haben. Da heißt es dann aber, eine Zeitlang leiden, Wir scheiden uns vom Bruder ja nicht im Bösen und nicht im Hass. Nein - die Liebe zu ihm und den anderen verlangt solchen Schnitt und schritt. Wir aber sind bei allem Züchtigen in Wort und Tat nur auf das Beste des Bruder aus. Wir haben im Sinn:

dass er in sich schlage (Vers 14).
Wenn einer in der Tat aus Gott ist, kann er die Trennung von den Brüdern nicht auf die Dauer ertragen. Und wir, die wir Zucht üben müssen, tun es immer so, dass ihm die Umkehr jederzeit möglich ist. Gleichwie alle Gerichte Gottes Rettungszweck haben, so zielt auch alle Zucht auf Heilung und Förderung des Bruders und der ganzen Gemeine. Er muss wissen, selbst wenn wir uns von ihm zurückziehen: bei meinen Brüdern habe ich stets wieder Zugang, wenn ich mich beuge. Er muss das tiefe Leid sehen, das es uns macht, wenn wir ihm Schmerz zufügen müssen. Paulus redet in göttlichem Licht, wenn er sagt:

Ermahnt ihn als Bruder

2Thes 3:15
Und haltet ihn nicht für einen Feind, sondern ermahnet ihn als einen Bruder.
Bruder ist er und bleibt er, wenn er auch ein irrender Bruder ist. Auf Rückkehr ist er gestraft, nicht auf Abkehr. Hass kann einen fehlenden Bruder von uns aus nicht treffen - Weh erfüllt die Herzen. Wenn der betroffene Bruder wieder Anschluss sucht, muss er sich sagen: dort sind meine Bruder - die sind’s, die mich geschlagen haben. Wo wahre Bruderliebe ist, zieht’s endlich doch wieder zusammen. Der Geist, der in uns allen lebt, ist der Geist der Einheit und des Friedens.

Darum wünscht auch Paulus in diese Lage hinein:

Der Herr gebe euch Frieden

2Thes 3:16
Er selbst aber, der Herr des Friedens, gebe euch den Frieden durch alles hindurch in jeglicher Form.
In den Gezüchtigten und in den Züchtigenden lebt e i n Herr, und das ist der H e r r des F r i e d e n s. Der Sohn Gottes ist das Kind des ewigen, unendlichen Friedens. Zwischen Vater und Sohn hat’s nie Unfrieden gegeben. Im Heiligen Geiste sind sie immer und unendlich eins. Und die göttliche Liebe offenbart sich zum Frieden im Frieden. Am herrlichsten trat das heraus in der Menschwerdung des Sohnes. Das ist eine anbetungswürdige Friedenstat. „Wo Gott und die Menschheit in Einem vereinet!“ Das Wort ward Fleisch - das ist überschwänglicher Friedensweg. Und der Sündlose ging ans Kreuz, ging in den Tod und hat Frieden gemacht. Gott hat Sein sündloses Opfer angenommen und hat "Ja" dazu gesagt in Seiner Auferweckung - nun darf jeder Gläubige Versöhnung Vergebung, Liebe Gottes in Frieden nehmen. Nun wir denn sind zurechtgebracht worden, haben wir Frieden mit Gott. Und was aus Ihm geboren ist, ist Bruder. Bruderliebe ist Friede. Und dieser Friede, wo er Leben ist, und dieses Leben, welches Friede ist, dringt in alle Verhältnisse ein und d u r c h f r i e d e t sie.

Wo Friedenskinder sind, geht allenthalben alles im Frieden. Jedes Verhältnis reguliert sich, und in der verschiedensten Form wirkt sich der Friede aus. So soll es bei den Thessalonichern auch auf dem Arbeitsgebiet, auch in der Auffassung der lebendigen Christenhoffnung innerhalb der täglichen Arbeit auswirken. Nicht auf allen Gebieten und in allen Lagen wirkt sich der Friede gleich gut aus. Es gibt Lagen und Verhältnisse, es gibt Fragen und Umstände, die tragen mehr Zündstoff als andere. Aber der Herr des Friedens, wenn Er geistesmäßig herrschen darf im Herzen, durchdringt mit Seinen Friedensstrahlen der sterbenden Liebe je länger je mehr alles, ein jegliches in seiner Art. Es gibt Lehrfrieden und Lebensfrieden. Es gibt Herzensfrieden, Hausfrieden, Arbeitsfrieden, Brüderfrieden, äußeren, inneren Frieden - wer nenn die Arten, kennt die Formen?

Dieser Friede wird allenthalben in allen Formen durchbrechen, wenn der Herr nur regieren darf im Geiste. Darum sagt Paulus zum Schluss:

Der Herr sei mit euch allen

Bei den Gläubigen wohnt der Herr im Heiligen Geiste. Und nun will dieser Herr in alles hineingenommen sein. So wird der Inwendige zum Lebensbegleiter und ist mit uns. Wenn jeder wahrheitsmäßig im Herrn steht, lösen sich alle Fragen. Da löst sich auch die thessalonische Frage, wie man den Wiederkommenden erwartet mitten in der täglichen Arbeit und beim Essen des eigenen Brotes. Wort wir gehen und stehen, im Kleinen und im Großen, im Innern und im Äußern sei der Herr in uns bestimmend mit Seinem Frieden und mit Seiner Liebe - dann ist Er mit uns.

Nun schließt Paulus den Brief. Er schließt ihn mit eigener Hand. Geschrieben hat er ihn also nicht selbst, er hat ihn diktiert. Es mag ihm leichter gewesen sein, die inneren Geistesmitteilungen nur aussprechen zu dürfen, sie nur fassen und wiedergeben zu dürfen, während ein anderer sie schrieb. Es stand die Sache dann auch gleich auf zweier Zeugen Mund. Seine Schreiber waren ja jedenfalls eins mit ihm. Das Geistesband umschloss Mund und Hand.

Unterschrieben aber hat der Apostel selbst:

Der Gruß durch meine, des Paulus, Hand

2Thes 3:17
Er steht für seine Worte. Sie sind wahrhaftiges Gotteswort - Gottleben, ihm gegeben. Da kann er getrost seinen Namen darunter setzten. Aber:

ist das Zeichen in jedem Briefe, so schreibe ich (Vers 17)
Paulus muss sich wehren. Die ungläubigen, gehässigen Juden verfolgen ihn bis in die Briefe hinein. Er muss beurkunden und sicherstellen. Wir haben ein sichergestelltes Gotteswort. Die Feinde haben wieder mal zur Befestigung helfen müssen. - So konnte, was Gotteswort sein und werden sollte, unter ausdrücklicher Beurteilung laufen.

Und nun stellt der Apostel die Gemeine und damit uns alle noch in den göttlichen Lebensstrom tief hinein, in der er den Segensspruch ausspricht:

Die Gnade sei mit euch

2Thes 3:18
Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit euch allen.
Das ist unser Lebenselement: Die gnade - das aufgehobene Fluchgericht und das dargereichte Gottesleben, die uns in Christus versiegelte Liebe. Darauf gründen, darauf leben und weben wir. Und diese Gnade geht aus dem Einen: aus dem ewigen Sohn, aus dem geistleiblich-verklärten Herrn, der Mensch war: Jesus - der den Rat hinausführte: Christus.

Der Herr Jesus Christus ist der Inbegriff von allem, was wir haben. Der ganze Brief will I h n verklären, will aus Ihm heraus uns ins Leben führen. Er ist auch dieses Briefes Kern und Stern. In Ihm steht die ganze Gemeine. Darum sei Er angebetet und hochgelobt und das letzte Wort auch dieser Auslegung: U n s e r H e r r J e s u s C h r i s t u s. Das ist auch der Gruß meiner Hand - so schreibe ich!