Die sogenannte Engelwelt

Aus Bibelwissen
Version vom 20. September 2021, 14:43 Uhr von MI (Diskussion | Beiträge) (Himmlische Geister)

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Aus dem Zweimonatsheft für gläubige Schriftforscher:
"Das prophetische Wort"
Begründet von Professor E. F. Ströter

Herausgegeben von Heinrich Schaedel
Maranatha-Verlag, Klosterlausnitz i. Thür.
’’'Band 26: 1932

Siehe weitere Abschriften

Die sogenannte Engelwelt

von A. E. Knoch
1. Teil fehlt

Wer sind die Nephilim?

Fast alle Völker haben eine Mythologie, die von den Heldentaten gewaltiger Übermenschen erzählt. Dies war besonders bei den Griechen der Fall und erklärt es, dass die griechischen Übersetzer der Septuaginta „Riesen“ in den Text eingeführt haben,auch da, wo das Hebräische nicht dazu berechtigt, was nun wieder in modernen Übertragungen zum Ausdruck kommt. Nach der Überlieferung zeugten die gefallenen Engel „Riesen“, „Tyrannen“, „Gewaltige“ und wie sie sonst von den verschiedenen Übersetzern genannt werden. Der hebräische Urtext nenn die Elohims-Söhne selber (nicht ihre Nachkommen) die „Nephilim“.

Der Schlüssel zu der Frage nach ihrem Wesen ist die Bedeutung ihres Namens. Viele Jahre lang schon mir keine andere Ableitung des Wortes möglich als die von der Wurzelt nphl = Fallen. Aber seitdem habe ich sämtliche hebräische Wortfamilien analysiert habe undmehr und mehr die passive Bedeutung des Buchstabens n erkenne, bin ich geneigt, es von phl abzuleiten, passiv u n t e r s c h e i d e n. Die hat sich als so befriedigend erwiesen, das für mich kein Zweifel mehr darüber besteht, ob dies die wahre Bedeutung von n e p h i l i m sei. Er zeichnet „unterscheiden“, „Unterschiede machen“, resp. die, die sich von der Masse unterscheiden, also sie „überragen“.

Im Hebräischen können Worte, wie anscheinend von einer längeren Wurzel abzuleiten sind doch ursprünglich auf eine kürzere Wurzel zurückzuführen sein, indem der eine oder andere Buchstabe aus grammatikalischen Gründen an diese Wurzel angehängt wurde. Hier ist die nphl wahrscheinlich die passive Form von phl. Man muss die Sache anhand der sich also ergebenden Übersetzung prüfen 1Mo 6:4 ist die Wurzel „unterscheiden“ viel befriedigender als „fallen“

Auf das sonstige Beweismaterial für die Richtigkeit unserer annahme einzugehen, würde hier zu weit führen. Wir verweisen auf Kennicotts hebräisches Bibelwerk. Aber es wird hilfreich sein, die Übersetzungen von phl bei Luther anzuführen,da sich aus denselben ergibt, wie dem Wort der Gedanke des Unterscheidens, Absonderns und und wunderbar Bereitens zugrunde liegt.

  • 2Mo 8:22: „Und will des Tages ein B e s o n d e r e s tun...“
  • 2Mo 9:4: „Und der Herr wird ein B e s o n d e r e s tun...“
  • 2Mo 11:7: „Wie der Herr Ägypten und Israel s c h e i d e...“
  • 2Mo 33:16 „Auf dass ich und dein Volk g e r ü h m t werden vor allem Volk.“
  • Ps 4:3: „Dass der Herr seine Heiligen w u n d e r b a r führt.“
  • Ps 139:14: „Ich danke dir..., dass ich w u n d e r b a r l i c h gemacht bin.“

In keinem einzigen Fall deutet das Wort körperliche Größe an. Die Israeliten unterschieden sich nicht von den Ägyptern durch ihren Wuchs, sondern durch die Errettung vor den Gerichten über die letzteren. Dasselbe gilt von Gosen (2Mo 8:22) aund von dem Viel der Kinder Israel (2Mo 9:4). Ps 4:3 sondert der Herr die Seinen für sich ab. Die nphlim waren die von ihren Mitmenschen Unterschiedenen. 1Mo 6:4 werden sie außerdem „Sterbliche mit einem Namen“ genannt (Luther: „berühmte Männer“). Die einzigen, außerdem als „Nephilim“ bezeichneten Menschen waren die Anakiter. Es gab ein Sprichwort über sie, das sogar die Israeliten kannten „Wer kann stehen vor den Söhnen Anaks?“ (5Mo 9:2). Diese wohnten in Hebron, das zuerst nach dem Vater Anaks, Arba, genannt war. Bei der Verlosung des Landes wurde Hebron dem Kaleb gegeben. 38 Jahre vorher hatten er und Josua alleine den Glauben gehabt, das Land zu betreten Deshalb wurde Kaleb nun ausgesandt die Söhne des Anak, Shelhai, Ahiman und Tamau zu vertreiben, denn sie u n t e r s c h i e d e n sich vor allen Menschen durch ihren Kampfesmut. Aus diesem Grunde wurden sie N e p h i l i m genannt.

Dass die Anakiter von besonderer Größe gewesen sein müssen, geht aus dem Zusammenhang hervor, aber nicht aus der Bedeutung des Namens. Derselbe weist auf Unterschiede aller Art hin. Die Nephilim von 1Mo 6 brauchen sich nicht in derselben Weise von anderen Leuten unterschieden zu haben wie die Söhne Anaks.

Wenn man die Nephilim wie üblich „Gefallene“ nennt, trifft man auf die Schwierigkeit, dass die so benannten Söhne Anaks damals durchaus nicht g e f a l l e n waren (4Mo 13:33). Die Kundschafter, die sie erblickten, fürchteten sich namenlos vor ihnen, denn sie konnten sie absolut nicht als „gefallen“ ansehen. Diese Bedeutung ist hier also unwahrscheinlich, wenn auch nicht erwiesen unrichtig. Aber sicher ist, dass diese Anakiter sich von anderen Leuten u n t e r s c h i e d e n bzw. sie ü b e r r a g t e n, in diesem Falle durch ihre Größe und Kriegstüchtigkeit. Dies erläutert ihren Namen völlig befriedigend.

Wir sind jetzt soweit, dass wir 1Mo 6:1-4 im richtigen Zusammenhang betrachten können und bringen deshalb eine versuchsweise konkordante Übersetzung der Stelle.

  • 1Mo 6:1-4: “Und es begibt sich, dass Adam beginnt, sich auf der Erdoberfläche zu vermehren und Töchter ihnen geboren wurden. (2) Und Söhne der Götter sehen die Töchter Adams, dass sie gut sind, Und sie nehmen Weiber von allen, welche sie erwählen, (3) Und Jehova spricht: ‚Mein Geist soll nicht für den Äon in Adam bleiben. Er ist in ihrer Verirrung und seine Tage sollen sein einhundertzwanzig Jahre.‘ (4) Und die Überragenden waren auf der Erde in jenen Tagen. Und überdies, danach kommen die, welche Söhne der Götter sind, zu den Töchtern Adams, und sie gebaren ihnen Sie sind die Mächtigen, die von dem Äon an sind, Sterbliche mit einem Namen.“

Jeder Vers der Heiligen Schrift sollte in Übereinstimmung mit dem Buch erklärt werden, in dem es sich befindet, sowie der besonderen Unterabteilung des betreffenden Buches. Das erste Buch Mosis handelt von „Anfängen“. Nach der Einleitung (1Mo 1:1 - 1Mo 2:4) haben wir elf „Zeugungen“ oder „Hervorbringungen“, „Entstehungen“. Die erste ist „Die Zeugungen des Himmels und der Erde“ (1Mo 2:4). Die zweite ist „Das Buch der Zeugungen Adams“ (1Mo 5:1). Die dritte ist „Die Zeugungen Noahs“ (1Mo 6:9). 1Mo 4:1-4 ist noch ein Teil des „Buches der Zeugungen Adams“

Die Töchter Adams

Der Wortlaut in unseren üblichen Wiedergaben hat nicht sehr viel Sinn, weil die Übersetzer die Stelle aus ihrem Zusammenhang rissen. Hätten sich „die Menschen“ auf der Erde vermehrt, warum dann hinzufügen, dass ihnen Töchter geboren wurden, da sie sich auf keine andere Art vermehren konnten. Da aber bisher nur von Adams Söhnen die Rede war, ist es verständlich, dass nun ein Wort über seine Töchter gesagt wird, und die Männer, die sie heirateten. Wir müssen bedenken, dass Adam trotz seine Falles das Haupt der Rasse war. So war auch seine engere Familie die erste der damaligen Zeit, und seine Töchter hatten eine höhere soziale Stellung und ein besseres körperliches Erbteil als die, welche nur in der dritten oder vierten Generation von ihm abstammten. Wir müssen bedenken, dass Adam jahrhundertelang Kinder zeugte, und viele derselben zur gleichen Zeit wie seine Ur- und Ururenkel geboren wurden. Diese Söhne Töchter wurden nun von hervorragenden Männer, Sterblichen mit einem Namen, den Nephilim, zu Weibern genommen. In jenen Tagen hatte die Sünde die menschliche Lebenskraft noch nicht so tief unterminiert wie heute. Männer der damaligen Zeit machten sich vielfach einen Namen, der in den Mythen und Legenden der Völker weiterlebt.

Ein sehr verbreiteter Übersetzungsfehler steht 1Mo 1:4: „Es wurden daraus“ Gewaltige usw. nämlich aus den Söhnen der Adamstöchter. Dies führte zu der Annahme, dass ihre übernatürliche Zeugung die Ursache ihrer Größe sei. Aber der Text selber sagt nichts von den Sprösslingen dieser Ehen. Alles bezieht sich auf die Männer, welche Adams Töchter heirateten S i e sind die Hervorragenden, Söhne der Götter (Willkürlichen), Mächtige von dem Äon an, Sterbliche mit einem Namen. Alles bezieht sich auf dieselben Personen. Das vereinfacht die Sache außerordentlich.

Dass Adams Töchter „Sterbliche“ waren, ist gewiss. Ihre Gatten waren auch „Sterbliche“ in Adams Sünde mit hineingerissen, also Glieder des Menschengeschlechts. In der Tat waren sie als die ersten a n u s h i m = Sterbliche genannt, wenn auch später das Wort die Bedeutung von Menschen im allgemeinen angenommen zu haben scheint, ohne besonderen Nachdruck auf ihren sterblichen Zustand zu legen. Aber dies braucht nicht weiter erörtert zu werden, denn niemand zweifelt daran, dass sie tot sind.

Die Schöpfungsgesetze Gottes

Uns bleibt keine Wahl zwischen menschlichen und übermenschlichen Wesen an dieser Stelle. Gott hat ein großes Grundgesetz ausgesprochen, nämlich, dass sich jede Lebensform „nach ihrer Art“ vermehren muss. Jede Wesensart benötigte einen besonderen Schöpfungsakt. Einige Gattungen sind sich so ähnlich, dass sie zeitweilig Mischlinge hervorbringen können, aber solche sind stets unfruchtbar und können nie eine neue Gattung weiterentwickeln. Es gibt nicht eine einzige Gattung in der Welt, weder heute noch in fossiler From, die von einer anderen abstammt. Gott hat unübersteigbare Grenzen zwischen allen errichtet. Wir müssen hierfür in hohem Grade dankbar sein. Andernfalls würde die Erde von den groteskesten, widerwärtigsten und fürchterlichsten Geschöpfen überlaufen sein, die sich die Phantasie ausmalen kann.

Es hat tiefeinschneidende Folgen, ob wir unerschütterlich für diese großen Gesetze des Schöpfers einstehen oder nicht. Wenn es möglich ist, eine neue Rasse zu erzeugen, sei es durch die Vermischung der Gattung Mensch mit Himmelsbewohnern oder sogenannten Prä-Adamiten, dann hat auch die Evolutionstheorie ihre Berechtigung. Dann wird die absolute Notwendigkeit der Schöpferhand Gottes ausgeschaltet, und seine Worte am Eingang der Bibel werden infrage gestellt, um menschlichen Spekulationen zu weichen.

Die Unterschiede zwischen einem Vierfüßler und einem Vogel sind nicht so groß, wie die zwischen irdischen und überirdischen Wesen. Geflügel und Fische sind sich näher verwandt als die Bewohner der Erde und die der Himmelswelten. Die vier Arten des „Fleische“ auf Erden, das der Menschen, des Viehes, der Flieger und der Fische haben viel Ähnlichkeiten, dennoch vermengen sie sich nicht. Wie viel unwahrscheinlicher, dass sich Geschöpfe aus gänzlich anderen Sphären mit der Menschheit vermischen sollten.

Man hat die Frage aufgeworfen: „Warum sollte nicht Kain ein Nephilim-Weib geheiratet haben?“ (in der Annahme, dass die Nephilim mit den sog. Prä-Adamiten identisch seien). Aber wir lesen nie etwas von Prä-Adamiten, noch von weiblichen Nephilim. Selbst wenn es vor Adam eine Rasse auf der Erde gegeben hätte, wäre sie nicht menschlich gewesen, im Sinne von beiderlei Geschlechts, denn Adam war zu Anfang männlich-weiblich. einige der anerkanntesten Werke über die ersten Zeitalter der Erde bestehen zum großen Teil aus unbewiesenen Schlussfolgerungen einer ungezügelten Phantasie. Das Wort „Nephilim“ ist zu einem Haken geworfen, um geheimnisvolle Vermutungen daran zu hängen. Nirgends wird in der Schrift eine prä-adamitische Rasse angedeutet.

Konsequenzen des Schöpfungsberichtes

Lasset uns fest auf dieser einen Grundlage stehenbleiben. Es gibt keine menschlichen Wesen getrennt von Adam. Der bloße Name Adam bedeutet „Mensch“. Niemals wir diese Bezeichnung buchstäblich auf Wesen angewandt, die über oder unter ihm stehen. Das Menschengeschlecht nahm seinen Anfang in Adam. Andernfalls wäre die ganze Lehre des Wortes Gottes über Adam unglaubwürdig. Dann hat Gott nicht alle Nationen aus einem gemacht. Dann sterben nicht alle in Adam. Eva wäre nicht die Mutter aller Lebendigen. Die Zuführung eines fremden Blutstromes muss eine verheerende Rückwirkung auf jede einzelne Aussage der Schrift über die Sünde und die Erlösung haben.

Wir sind deshalb der Überzeugung, dass sich der Ausdruck „die Nephilim“ in 1Mo 5 auf Menschen bezieht, die in den Tagen Adams leben, von ihm abstammten, sich von anderen des Geschlechtes unterschieden resp, sie überragten und sich von den Töchtern Adams zu Weibern nahmen. Später bezieht er sich auf die Söhne Anaks, die größer und kampfesmutiger waren als ihre Zeitgenossen. Es ist nicht der Name einer Rasse oder eines Stammes, sondern eine Bezeichnung, auf jeden anwendbar, dessen Name oder Ruhm ihn über seine Genossen erhebt.

Christi Niederfahrt und Auffahrt

Ich bin gelehrt worden, dass Christus bei seiner Auffahrt in die Höhe eine Schar von Gefangenen mit sich geführt habe; d. h. dass er in die „untersten“ Orte der Erde gefahren sei, nämlich in gewisse Teile des Hades, wo die Seelen der Gerechten zeitweilig festgehalten wurden. Und in einer verschwommenen Weise wurde dies mit seiner sogenannten „Höllenfahrt“ in Verbindung gebracht, um auch Geisteswesen zu predigen. Aber als ich die Heilige Schrift besser kennenlernte, konnte ich den Gedanken nicht loswerden: „Was hat das alles mit dem Epheserbrief zu tun?“ Christi Taten werden dort eng verknüpft mit dem Maß der Gnade, das einem jeden von uns gegeben ist. Die Stelle redet in einem Atem weiter von seinen Gaben an die Gemeine: Apostel, Propheten, Evangelisten, Hirten Lehrer. Warum so völlig andersartige Dinge hier mit einem „Darum“ heranziehen?

Es kam mir in den Sinn, dass das Zitat aus Ps 68:18 vielleicht die merkwürdige Auslegung meiner Lehrer erklären könne, fand aber auch hier keine Hilfe. Stattdessen entdeckte ich, dass der Psalm überhaupt nichts von Gefangenen sagt, sondern vielmehr von G e f a n g e n s c h a f t. Die einzige, durch den Zusammenhang angedeutete Gefangenschaft ist die des Gesetzes, denn die Stelle lautet:

  • Ps 68:18: “Jehova ist vom Sinai in die Weihestätte gekommen. Du fährst auf in die Höhe, Du hast die Gefangenschaft gefangen genommen, Du nimmst Gaben mit für die Menschen, und die Widerspenstigen sollen in der Tat eine Hütte sein für Jah, Gott.“

Am Sinai wurde das Volk Israel unfrei, durch das Gesetz in Bande verstrickt. Durch die Niederfahrt und Auffahrt unseres Herrn, werden sie nicht nur aus denselben befreit werden, sondern noch hinzugefügte Gaben erhalten, die, wie bei Paulus ganz besonders, auch für die Widerspenstigen waren. Aber es ist unmöglich, in den Worten des Psalmisten irgendeinen Hinweis auf eine Höllenfahrt zu finden.

Der Psalmist sagt jedoch auch nichts von den „untersten Orten der Erde.“ Wo haben wir diese zu suchen? Ich kann nirgends eine Andeutung entdecken, dass Christus irgendwelche unterirdische Regionen aufgesucht habe, vor allem nicht während seines Todes. Alles sind sich darüber einig, dass sein Leib drei Tage lang in einer Gruft etwa 3000 Fuß über dem Meeresspiegel gelegen hat - sicherlich nicht in einen unteren Teile des Landes. Die Sage, dass er seinen Leib zurückgelassen habe, ist eine bedauerliche Täuschung. Sein Geist war bei seinem Vater, seine Seele im Hades (dem Unwahrnehmbaren). Er war t o t, bevor er lebendig gemacht wurde an dem Sabbatmorgen seiner Auferstehung.

Ich habe kürzlich mehrere Monate an den Ufern des Galiläichen Meeres zugebracht. Ich wohnte etwa 500 Fuß über den Wasserspiegel des Sees. Dennoch befand sich die Tafel mit der Inschrift „Meeresspiegel“ noch etwa 200 Fuß über meinem Zimmer. Mich hat der Gedanke tief beeindruckt, dass der Herr einen großen Teil seines Dienstes in einer Niederung getan hat, weit unter dem Spiegel der Erdengewässer Nicht viele Gebiete der Erde lieben auch nur annähernd so niedrig. Einige derartige Punkte in Amerika sind hochinteressant Aber sie sind nicht zu vergleichen mit dem Jordantal, vor allem den einstmals volksreichen Gestaden des Sees Genezareth. Dies sind wahrlich „untere Teile des Landes“ (oder der Erde). In diese ist unser Herr herabgestiegen. Wie passt dieses zu seiner Erniedrigung! Er war niedrig, diente in der Niederung, neigte sich, demütigen Geistes, herab zu den Niedrigen.

Anders als bei seiner Niederfahrt auf den Gipfel des Sinai, wo seine Herrlichkeit ein verzehrendes Feuer war, kam er herab, bis u n t e r die im allgemeinen von der Menschheit bewohnten Höhengrade, i n G n a d e n , nicht us sie in die Gefangenschaft des Gesetzes zu führen, sondern um sie von seinen Fesseln zu befreien. Das Gesetz forderte Gehorsam, aber Gnade gibt Gaben. Seine Erniedrigung ist die Grundlage aller Gaben die wir erhalten. In keiner Weise hätte seine „Höllenfahrt“ u n s Segnungen verschaffen können. Die Apostel, Propheten, Evangelisten, Hirten und Lehrer hat er doch sicherlich nicht aus der Hölle heraufgeholt. Es scheint also, dass diese Epheserstelle uns für unsere Untersuchungen über die Geisterwelt von keinem Nutzen sein wird.

Das Geheimnis der Gottseligkeit

Gottes gegenwärtiges Gnadenwert unter den Nationen ist vor allen Dingen mit der Aussöhnung der Teile des Weltalls verknüpft, die nicht durch Israel erreicht werden. Durch uns sollen sie die mannigfache Weisheit Gottes erkennen (Eph 3:10). Ihre Bewohner können uns nicht sehen, aber sie erfahren von uns durch Boten. Darum schreibt der Apostel dem Timotheus, dass „das Geheimnis der Gottseligkeit“, im Fleisch geoffenbart und im Geiste gerechtfertigt, von Boten erschaut wird (1Tim 3:16). Dies wird meistens auf Christus bezogen, indem viele Übersetzungen haben: „Gott, geoffenbart im Fleisch“. Aber Christus stieg, lange bevor er unter den Nationen verkündigt wurde, auf in die Herrlichkeit. Außerdem offenbarte sich Gott nie in seinem Fleisch. Das letztere war, wie uns gesagt wird, vielmehr ein Vorhang, der Gottes Herrlichkeeit verbarg, statt sie zu enthüllen. Es muss heißen: „Das Geheimnis der Gottseligkeit, w e l c h e s geoffenbart ist im Fleisch.“ Das griechische Wort für „welches“ ist OS. Dies ist ganz ähnlich wie eine gebräuchliche Abkürzung für das Wort „Gott“ = t h e o s. In einigen Handschriften ist dies so unklar geschrieben, dass die überlieferte Wiedergabe „Gott geoffenbart im Fleisch“ entstehen konnte. Die ganze Stelle handelt von unserem Wandel. Dieser Wandel ist das „Geheimnis der Gottseligkeit“.

Himmlische Geister

Kol 1:16 lesen wir, dass Throne und Herrschaften und Fürstentümer und Bevollmächtiget erschaffen wurden in dem Sohne seiner Liebe. Wir können diese als die verschiedenen Formen erhabener Stellung unter Gottes Geschöpfen ansehen, ob sie sich nun in den Himmeln oder auf der Erde befinden. Sie scheinen sich voneinander sowohl betreffs ihrer Art als auch ihrer Rangordnung zu unterscheiden. Durch diese Bezeichnungen erhalten wir weiter Belehrung über die sogenannte „Engelwelt“. Es wird uns Nutzen bringen, jeden einzelnen Titel für sich zu betrachten, um zu entdecken, was die Schrift uns zu demselben zu sagen hat.

Sobald wir einmal erkannt haben, dass himmlische „Engel“ lediglich Boten sind, erhebt sich die Frage: „Wessen Boten sind sie? Wer sendet sie aus? Natürlich sind viele, wenn nicht die meisten, von Gott gesandt. In den für die Beschneidung bestimmten Schriften können wir nicht viel Licht über himmlische Dinge erwarten, außer in den Stellen, die von Besuchen aus diesen Regionen bei den Menschen berichten. Aber sogar Petrus lässt einen Schimmer von der himmlischen Herrlichkeit unseres Herrn vor unseren Augen aufleuchten, wenn er schreibt, dass Boten und Bevollmächtigte und Kräfte ihm unterworfen wurden (1Petr 3:22).

Die vollkommenste Offenbarung über dieses Gebiet können wir nur bei Paulus suche. Während Johannes im Geist die dritte Erde betreten durfte, wie es in der Apokalypse ausgeführt wird, wurde Paulus in den dritten Himmel entrückt. Er allein sagt uns etwas über die himmlische Seite unseres Themas. Es gilt zu beachten, dass, während gegenwärtig keine Engel vom Himmel zu uns gesandt werden, w i r stattdessen geistlichen Heerscharen in den Himmeln begegnen, wo wir hingehören (Eph 6:10-17). Nirgends in den Paulusbriefen können wir einen Beweis dafür finden, dass Boten Gottes heute uns dienen. Dagegen wir Satan ein „Bote“ genannt, und seine menschlichen Boten sind „Diener der Gerechtigkeit“ (2Kor 11:13-15), ebenso wie der biblische „Spahn im Fleische“ sein Bote ist (2Kor 12:8). Geister, die uns heute besuchen, sind gegen uns, nicht für uns.

Throne

Auf Erden sind viele Throne. Die Schrift berichtet uns von dem Throne Davids (Lk 1:32), den Thronen, auf denen die zwölf Apostel Israel regieren werden (Lk 22:30) und den Thronen der Heiligen, die während der tausend Jahre herrschen (Offb 20:4). In der Zukunft wird auch der Satan seinen Thron hier unten haben, den er der Bestie geben wird (Offb 2:13; Offb 13:2). Auf der neuen Erde wird der Thron Gottes und des Lämmleins sein (Offb 22:1) Wir lesen von vierundzwanzig Thronen in den himmlischen Regionen (Offb 4:4). Diese gruppieren sich um den Thron Gottes und stellen zweifellos alle himmlische Obrigkeit dar, die geringeren Benennungen: Herrschaft, Fürstentümer und Bevollmächtige mit inbegriffen. Scheinbar wird also im Himmel die Regentschaft durch vierundzwanzig Herrscher ausgeübt.

Herrschaften

Diese Übersetzung ist sehr treffende, denn das Wort im Urtext kyriotetes ist abgeleitet von dem Titel Christi: „k y r i o s“ = Herr. Man sollte wissen, dass ein großer Unterschied zwischen Christi Amat als König von Israel und als Herr (k y r i o s) über das All besteht. Die Ergänzung zu „König“ ist „Untertan“, aber zu „Herr“ ist „Sklave“. Wahrscheinlich bestehen also auch solche Beziehungen in der Himmelsweit. Es mag uns seltsam erscheinen, dass es daselbst Sklaven geben sollte, aber wie können die Herrschaften ohne dieselben sein? Wie kann es „Herrschaften“ geben, wenn niemand da ist, der zu gehorchen hat?

Lk 22:25 lesen wir, dass die Könige der Nationen diese beherrschen (Luther: „die weltlichen Könige“). Der sinn wird uns wenig klar, wenn wir nicht erkennen, dass dieser Ausdruck „beherrschen“ ursprünglich das Verhalten eines Herrn zu seinen Sklaven bezeichnete. Diese Könige haben ihre Untertanen nicht zu ihrem Wohle regiert, sondern sie als ihre Leibeigenen behandelt, um sie für sich auszunutzen. Christus ist nicht nur König der Könige, sondern auch Herr der Herren. Könige sind seine Untertanen und Herren sind seine Sklaven. Er wird über jede Obrigkeit und Vollmacht und Kraft und Herrschaft sein (Eph 1:21), denn er erschuf sie alle (Kol 1:16). Die Verachtung und Ablehnung der Herrschaft ist Kennzeichen der letzten Tage.

Fürstentümer

Es wird uns leichter, das Irdische zu verstehen als das Himmlische. Deshalb wollen wir die Worte a r c h e und a r c h o n, wie sie sich auf Erscheinungen der Erde beziehen, studieren, bevor wir ihre Anwendung auf himmlische Heerscharen betrachten. Das Wort a r c h e kommt von einer Wurzel, die „Ursprung“ bedeutet, wird deshalb sehr oft mit „Zeit“ in Verbindung gebracht und bezeichnet dann den „Anfang“. Manchmal kann nur der Zusammenhang entscheiden, ob es „Anfang" oder „Fürst“ resp. „Oberster“ bedeutet. Kol 1:18 haben manche Übersetzer „Welcher ist der Anfang“ übersetzt, aber wir ziehen es vor: „Welcher ist der Fürst“, denn „Erstgeborener“ weist im Orient vor allem auf Rang hin. Derselbe Begriff hat sich in der deutschen Vorsilbe „Erz“ erhalten (Erzengel, Erzpriester, Erzhirte usw.) Außerdem ist die Wurzel a r c h enthalten in Worten wie a r c h e g o s (Anführer, Einführer), a r c h i t e k t o n (Baumeister) e t h n a r c h (Nationen-Fürst; Statthalter) und vielen anderen. Diese genügen, um uns zu beweisen dass die Schrift, wenn sie von Fürsten, Fürstentümern oder Obrigkeiten in den himmlischen Regionen spricht, damit die Häupter der großen Masse der himmlischen Heerscharen bezeichnet, die im Rang über den Niederen stehen. Denn in jedem Fall ist ein a r c h e oder a r c h o n der Höchste in seiner eigenen Sphäre.