Die siebzig Jahrwochen

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Version vom 22. Mai 2020, 16:23 Uhr von MI (Diskussion | Beiträge) (I. Zusammenhang und Gedankengang der Weissagung)

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'Abschrift des Buches: Der Prophet Daniel und die Offenbarung Johannis
in ihrem gegenseitigen Verhältnis betrachtet und in ihren Hauptstellen erläutert.

Verfasser: Karl August Auberlen (1854)
Verlag: Bachmaier's Buchhandlung, Basel

Inhaltsverzeichnis des Buches
Kapitel vorher:
Charakteristik der Buches Daniels


In Bearbeitung


Die siebzig Jahrwochen

Erstes Kapitel:

Die kirchlich-messiansche Auffassung

I. Zusammenhang und Gedankengang der Weissagung

Dan 9

Wir wenden uns nun zur Einzelbetrachtung derjenigen Kapitel unseres Propheten, an deren Erklärung, wie oben am Schluss der Einleitung gezeigt wurde, die ganze kritische Frage über das Buch Daniels hängt. Gelingt es, die Unhaltbarkeit der modernen Auffassungen dieser Kapitel nachzuweisen, so ist das Buch selber ein so gewaltiges Zeugnis für seine Echtheit, dass die übrigen dagegen vorgebrachten Gründe ihr Gewicht verlieren.

Und zwar beginnen wir mit Dan 9., weil diese Weissagung eine für uns schon längst vergangene Zeit zum Gegenstand hat, während die des 2. und 7. Kapitels in eine auch für uns noch zukünftige Epoche hinausblickt und sich daher eng mit der neutestamentlichen, johanneischen Apokalypse zusammenschliesst. Es soll nun zunächst eine Entwicklung des Inhalts jener Engelsoffenbarung gegeben werden, sowie derselbe zwar mit mancherlei Modifikationen im Einzelnen, aber dem Wesen nach zu allen Zeiten gleichmäßig von der Kirche ist aufgefasst worden. Denn einen Überblick über die Geschichte der Auslegung unserer Stelle bis in die zweite Hälfte des vorigen Jahrhunderts kann H a v e r n i c k (Kommentar S. 393, 395) mit der Bemerkung schließen: "Dass im L e b e n C h r i s t i der Zielpunkt der 70 Wochen zu suchen sei, war bei aller Verschiedenheit im Einzelnen doch allgemeines Zugeständnis; und die Verschiedenheit entstand nur teils aus der Verschiedenartigkeit der angenommenen Anfangspunkte, teils aus der Verschiedenartigkeit in der Berechnung des Lebens Jesu, teils aus der auf die manigfaltigste Weise zugrunde gelegten Zählmethode." An die positive Darlegung unserer Absicht wird sich dann eine Kritik der modernen Auffassungen rehen. Da eine sprachliche Detailerklärung außerhalb unserer Aufgabe liegt, so verweisen wir in dieser Hinsicht im Allgemeinen auf H e n g s t e n b e r g s Christologie des A. T., II, S. 401-581, sowie auf H ä v e n i c k s Kommentar.