Die Zeitalter oder die Äonen

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Von Daniel Muhl

Was können wir darunter verstehen?

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Mittlerweile haben wohl die meisten Christen begriffen, dass die Heilsgeschichte Gottes mehrere Zeitalter oder Zeitepochen beinhaltet. Ein göttliches Zeitalter ist auch ein Zeitabschnitt in einer ganz bestimmten Welt. Das 1’000-jähr. Reich, das Millennium, ist eine andere Welt als jetzt und deshalb dürfte das Millennium auch das nächste Zeitalter oder der nächste Äon sein. Allerdings gehen die Meinungen darüber, ob es sich dabei um die jetzige Erde, die von Gott erneuert wurde oder bereits um eine neue Erde handelt, auseinander. Weil ein anderer Äon meist auch (oder vielleicht sogar immer) mit einer anderen Welt zusammenhängt, wird der Begriff auch mit „Weltzeit“ wiedergegeben.

Zu Beginn des Hebräerbriefes finden wir in Bezug auf die Äonen eine interessante Aussage:

  • Hebr 1:1-2 - Nachdem Gott vielfältig und auf vielerlei Weise ehemals zu den Vätern geredet hat in den Propheten, 2 hat er am Ende dieser Tage zu uns geredet im Sohn, den er zum Erben aller Dinge eingesetzt hat, durch den er auch die Welten gemacht hat.

Was hier die ELB mit Welten übersetzt hat, müsste eigentlich eher mit Weltzeiten übersetzt werden, da hier im Grundtext eigentlich „die Äonen“ steht. Christus hat also die Äonen, die Weltzeiten oder die Zeitalter geschaffen. Ich denke, dass alle Äonen die gesamte Heilsgeschichte Gottes umfassen. Ob es noch Äonen – sprich Zeitalter – gibt, wenn Gott alles in allen sein wird, kann wohl kein Theologe mit Bestimmtheit sagen. Vielleicht gibt es das Äonische als göttliche Lebensqualität noch, aber ob es noch Äonen als Zeitalter gibt, mag ich zu bezweifeln, da in der Vollendung Raum und Zeit in unserem Sinne vielleicht aufgehoben ist.
Es gibt wohl kaum ein biblischer Begriff, über den so heftig gestritten wird, wie über den griechischen Begriff Äon und das hebräische Wort Olam. Dadurch dass dieser Begriff sowohl einen Zeitabschnitt, als auch eine göttliche Qualität beinhaltet, waren die Übersetzer sich oft nicht einig, wie man diesen Begriff jetzt in den einzelnen Textpassagen übersetzen soll. Mehrheitlich ging man davon aus, dass der Kontext über den Bedeutungsinhalt der Wörter Olam und Äon entscheiden. Der größte Streitpunkt liegt in dem Umstand, ob man diesem Begriff den Bedeutungsinhalt einer zeitlichen Endlosigkeit geben darf oder nicht. Sowohl Olam, als auch Äon, werden häufig mit „ewig“ oder „Ewigkeit“ übersetzt. Dieser Begriff wird dann von den Lesern selbstverständlich mit einer Endlosigkeit assoziiert.
Nach meinem Kenntnisstand, wird von den jüdischen Gelehrten das Wort Olam nicht mit einer „Endlosigkeit“ gleichgesetzt. Das ist schon einmal deshalb sehr interessant, weil praktisch alle neutestamentlichen Zitate aus dem AT, wo das Wort Olam vorkommt, mit Äon übersetzt werden. Das Gleiche gilt für die Septuaginta, als die griechische Übersetzung des Alten Testamentes. In einem ersten Abschnitt möchte ich jetzt auf den Bedeutungsinhalt dieser Worte näher eingehen.

Olam und Äon

In den Begriffserklärungen der DaBhaR-Übersetzung finden wir folgende Aussage:

Im Gegensatz zu dem hellenischen Wort Äon ist der Bedeutungsinhalt des Wortes [˜OLa´M] leicht bestimmbar, da es sich von [ÃLa´M] verheimlichen und [ÃLU´M] Verheimlichtes sowie anderen Wörtern dieser Wortfamilie ableiten lässt. In dem Wort [˜OLa´M] (und damit in dem als Übersetzung gebrauchten Wort Äon) liegt somit begrifflich ein zeitlicher Bereich der Verheimlichung. Eine treffende deutsche Übersetzung wäre Verheimlichungszeit. Der jetzige Äon (Tit 2:12) umfasst die Zeit der jetzigen Himmel und der jetzigen Erde (2Petr 3:7 / Eph 2:2), die Ps 90:2 mit "vom Äon an bis zum Äon" umschrieben ist. Hermann Menge übersetzt das Wort [AeOo´N] (in: "Heilsgeschichtlicher Wegweiser", Seite 79) mit "Weltzeit".

Das Theologische Begriffslexikon zum Neuen Testament (R. Brockhaus, 2. Auflage, 1979, Band 2, Seite 1457-1462) weist darauf hin, dass der Begriff einer zeitlosen transzendenten Überzeit nicht dem alttestamentlichen Zeitdenken entspricht, sondern durch Plato entwickelt und von Plutarch übernommen wurde. Dr. théol. Philipe Reymond erklärt in Bezug auf den Begriff OLa´M, dass er nie mit "Ewigkeit" zu übersetzen sei. Es geht um eine sehr lange Zeit. In der Bibelübersetzung von André Chouraqui wird der Begriff [˜OLa´M] oft mit "pérennité" wiedergegeben, was ein didaktischer Ausdruck ist, der einen Zustand beschreibt, der lange andauert. Der Äon dieser Welt ist die Zeit, deren Anfang im NT mit "vom Äon an" (Apg 3:21 / Apg 15:18) oder "von der Grundlegung der Welt an" (Lk 11:50-51) bezeichnet wird, und deren Abschluss die "Vollendigung des Zeitalters" (Mt 13:39-40 / Mt 13:49) genannt wird. Da die Verheimlichung nach Mt 13:35 von der Grundlegung der Welt an, also vom Äon an, erfolgte, stimmt diese Aussage mit der Übersetzung von [Me˜OLa´M] "vom Äon an" als "von Verheimlichungszeit an" überein.

Es gibt ein Ende dieses Äons (Mt 28:20). Es gibt einen zukünftigen Äon (Lk 18:30). Es gibt kommende Äonen (Zeitalter); also noch mindestens zwei (Eph 2:7). Am Ende des tausendjährigen Reiches (also vmtl. im kommenden Äon) ist von "hinein in die Äonen der Äonen" die Rede. Je nach Auslegung können hier "Abschluss-Äonen" gesehen werden, die erst nach dem tausendjährigen Reich beginnen (Offb 20:10). Ob es noch Äonen gibt, wenn Gott alles in allem sein wird (1Kor 15:28), kann niemand sagen. Die häufig zitierte Meinung, dass der Begriff Äon manchmal ein Zeitalter und ein andermal eine Endlosigkeit beinhaltet ist problematisch. Äonisches Leben beinhaltet ein Leben von göttlicher Qualität und hat den großen Vorteil, dass man dieses göttliche Leben ab heute schon besitzen darf und vor allem auch dann hat, wenn sich andere Geschöpfe in einem äonischen und somit auch göttlichen Feuergericht befinden.

Das äonische Feuergericht hat auch etwas mit der Liebe Gottes zu tun, die alles verbrennt, was nicht Liebe ist. Bereits im AT wird die Liebe als Feuer beschrieben:

  • Hl 8:6b - Denn die Liebe ist gewaltsam wie der Tod, hart wie der Scheol ihr Eifer; ihre Gluten sind Feuergluten, eine Flamme Jahs.

und Paulus erklärt:

  • Röm 12:20 - "Wenn nun deinen Feind hungert, so speise ihn; wenn ihn dürstet, so gib ihm zu trinken! Denn wenn du das tust, wirst du feurige Kohlen auf sein Haupt sammeln."

Wir sehen, dass die Liebe durchaus etwas mit dem Feuer zu tun hat. So ist auch der Brandopferaltar ein Bild auf die Liebe Gottes. Jesus sagte einmal:

  • Mt 23:16-20 - Wehe euch, ihr blinden Führer! Die ihr sagt: Wenn jemand bei dem Tempel schwören wird, ist das nichts; wenn aber jemand bei dem Gold des Tempels schwören wird, ist er gebunden. 17 Narren und Blinde! Was ist denn größer, das Gold oder der Tempel, der das Gold heiligt? 18 Und: Wenn jemand bei dem Altar schwören wird, ist das nichts; wenn aber jemand bei der Gabe schwören wird, die auf ihm ist, so ist er gebunden. 19 Blinde! Was ist denn größer, die Gabe oder der Altar, der die Gabe heiligt? 20 Wer nun bei dem Altar schwört, schwört bei ihm und bei allem, was auf ihm ist.

Der Altar ist also grösser als das Opfer! Was aber kann noch größer sein als das Opfer Jesu Christi auf Golgatha? Ist das Opfer Jesu nicht das Größte? Paulus gibt uns hier eine Antwort, wenn er sagt:

  • 1Kor 13:3 - Und wenn ich alle meine Habe zur Speisung der Armen austeile und wenn ich meinen Leib hingebe, damit ich Ruhm gewinne3, aber keine Liebe habe, so nützt es mir nichts.

Erst die Liebe Gottes hat das Opfer Jesu Christi geheiligt. Somit ist auch der Brandopferaltar sowohl ein Symbol für das Gericht, als auch für die Liebe Gottes! Ebenso der Prophet Zephanja weist auf ein Feuergericht hin, das einen läuternden und reinigenden Charakter hat:

  • Zeph 3:8-9 - Darum wartet auf mich, spricht der HERR, auf den Tag, an dem ich mich aufmache zur Beute! Denn mein Rechtsspruch ist es, die Nationen zu versammeln, die Königreiche zusammenzubringen, um mein Strafgericht über sie auszugießen, die ganze Glut meines Zorns, denn durch das Feuer meines Eifers wird die ganze Erde verzehrt werden. 9 Dann aber werde ich den Völkern andere, reine Lippen geben, damit sie alle den Namen des HERRN anrufen und ihm einmütig dienen.

An dieser Stelle sehen wir sehr deutlich, welches Ziel die Gerichte Gottes verfolgen und auch erreichen wird. Die Gerichte sind nie nur Strafe, sondern immer auch Erziehungsprozesse, in denen Gott einen Zerbruch herbeiführt, indem es zu einer Demütigung kommt und dadurch auch zur Demut. Die Demut wiederum, ist die Voraussetzung für die Gnade Gottes, die selbst die Widerspenstigen, die sich gegen die Worte Gottes stellten, einmal erfahren werden (Ps 107:10-17). Gericht ist nie das Letzte. Das Letzte ist die Barmherzigkeit und deshalb schreibt Jakobus auch:

  • Jak 2:13 - Denn das Gericht [wird] ohne Barmherzigkeit [sein] gegen den, der nicht Barmherzigkeit geübt hat. Die Barmherzigkeit triumphiert über das Gericht.

Der Gott der Liebe tut nie etwas sinn- oder zweckloses! Er tut auch nie etwas, ohne dabei ein Ziel zu verfolgen! Eine nie endende Qual ist nicht nur lieblos; sie ist auch völlig sinnlos, zweck- und ziellos! Darüber hinaus ist sie auch absolut ungerecht, weil eine endlose Qual in keinem Verhältnis zu einem vielleicht achtzigjährigen Ungehorsam steht.

Siehe auch Die Äonen der Äonen.