Die Sendschreiben

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Abschrift des Buches: Offenbarung Jesu Christi von August Fuhr
erschienen 1950 im Philadelphia Verlag, August Fuhr, Reutlingen

Inhaltsübersicht des Buches:
Kapitel davor:
Menschen unter der Herrschaft Satans (Offb 2-3)

Die Sendschreiben

Ephesus - Offb 2:1-7

Dem Engel der Gemeine zu Ephesus schreibe: Das sagt, der die sieben Sterne in Seiner Rechten hält, der inmitten der sieben goldenen Leuchter wandelt. Ich weiß deine Werke und deine Arbeit und deine Geduld, und dass du Böse nicht tragen kannst, und dass du sie geprüft hast, die sich Apostel nennen und es nicht sind, und hast sie als Lügner erfunden; und du hast Geduld, und um Meines Namens willen hast du getragen und bist nicht müde geworden. Aber Ich habe wider dich, dass du deine erste Liebe verlassen hast. bedenke nun, wovon du abgefallen bist, und tue Buße und tue die ersten Werke! Wo aber nicht, so werde Ich dir kommen und deinen Leuchter von seiner Stelle stoßen, wenn du nicht Buße tust! Aber das hast du, dass du die Werke der Nikolaiten hassest, welche auch Ich hasse. Wer ein Ohr hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt: Wer überwindet, dem will Ich zu essen geben von dem Baume des Lebens, welcher im Paradiese Gottes ist.

Der Heiland stellst sich jedem Engel der Gemeinde so vor, wie es seinem inneren Stand entspricht und so wie er Ihn zu seinem und der Gemeinde Heil, Errettung und Vollendung braucht.

In diesem Scheiben wird nur der Engel allein angeredet. Um ihn persönlich geht es, wenn es bei ihm zu keiner Umwandlung kommt, wird ihm der Leuchter, die Gemeinde, weggestoßen werden. Er hat auf den Grund gebaut: Holz, Heu, Stroh; sein Werk verbrennt am Feuertage. Er leidet Schaden, auch wenn er noch gerettet wird, doch so wie durchs Feuer (1Kor 3:12-15).

Jesus allein ist Herr aller Engel und Gemeinden. Er hat die Sterne und die Leuchter in Seiner Hand. Von Ihm, der Lichtweltsonne allein, können die goldenen Leuchter mit Öl gespeist werden. Nicht durch Heer und nicht durch Kraft (Sach 4:6), nicht durch religiöse Betriebsamkeit und Vielgeschäftigkeit wird der einzelne und die ganze Gemeinde erbaut zu ihrer ewigen Bestimmung hin, sondern durch Seinen Geist (Sach 4:6). Dieser aber fließt allein in Jesu verklärtem Leibe (Joh 7:38.39). Mit diesem Geist wird die LIEBE ausgegossen und vermehrt in unseren Herzen (Röm 5:5). Darum ist die persönliche Verbindung mit Ihm, der personifizierten Liebe, das Allerwichtigste.

Mensch, was du liebst,
in das wirst du verwandelt werden:
Gott wirst du, liebst du Gott,
und Erde, liebst du Erden.
(Angelius Silesius)

Er ist aber nicht ungerecht und unbarmherzig. Lobend hebt der Herr hervor: "Und dass du Böse nicht tragen kannst". Wogegen Paulus schreibt: "Ein Knecht des Herrn aber soll nicht streiten, sondern muss milde sein gegen jedermann, lehrhaft, der DIE BÖSEN TRAGEN kann" (2Tim 2:24). Auch das zeigt, dass wir in einer anderen Haushaltung sind. Vieles ist es, was der Herr sonst noch anerkennt von des Engels Werken, Arbeit, Geduld und Tragen um "Seines Namens" willen. Aber was ist schließlich alles, was der Mensch, auch der fromme Mensch, tut, was ist alle seine Tugend anderes als ein beflecktes Kleid (Jes 64:5)! "Seh ich dann mein Bestes an, so ist's doch nicht rein getan." Darum achtet auch Paulus nicht nur das, was seinem Weilandzustand angehört, sondern ALLES für Kot, auf dass ER CHRISTUM gewinne (den er doch schon lange hat!), und in Ihm erfunden werde (Phil 3:8f). Das innige Liebesverhältnis mit Gott, die Gottverbundenheit, ist das Wichtigste, wichtiger als alle Arbeit und aller Eifer für die Sache des Herrn. Auch wir müssen es immer mehr darauf anlegen, dass wir in die allerinnigste Verbindung mit der Person des Heilands, der Quelle aller Gotteskräfte und allen Lebens kommen. Wenn es nicht dazu kommt, dann fehlt das Entscheidende.

Die erste Liebe

Alles, was der Herr anerkennenswert findet, zerfließt jedoch in nichts, weil, (wörtlich:) "du DEINE LIEBE, deine erste, verlassen hast". Es heißt nicht "DIE erste Liebe", und es handelt sich nicht um Liebe, die der Engel der Gemeine als eine Gabe von Gott geschenkt bekommen hätte, nicht um Liebe zum Herrn, die er wieder verloren hätte, sondern es heißt: "Ich habe wider dich, dass du DEINE Liebe, die erste, verlassen hast." Er ist die erste Liebe, Jesus Christus. Damit hat das Wort die Bedeutung: "Ich habe wider dich, dass du deinen Herrn und Heiland verlassen hast!"

War das nicht immer Israels Schuld? So spricht Jehova: "Ich denke an die Zuneigung deiner Jugendjahre, an DIE LIEBE DES BRAUTSTANDES, an deinen Wandel hinter Mir her in der Wüste, im unbesäten Lande. Israel war damals geheiligt dem Herrn, der Erstling seines Ertrags; alle, die es verschlingen wollten, mussten es büßen, es kam ein Unglück über sie," spricht der Herr (Jer 2:2f.). "Als Ich nun an dir vorüberging und dich sah, siehe, da war deine Zeit vorhanden, die Zeit der Liebe. Da breitete Ich Meine Decke über dich und bedeckte deine Blöße. Ich schwor dir auch und machte einen Bund mit dir, spricht der Herr Jehova, und du wurdest Mein! Da habe Ich dich mit Wasser gebadet, und dein Blut von dir abgewaschen, und dich mit Öl gesalbt. Ich habe dich mit buntgewirkten Kleidern bekleidet und dir Schuhe angezogen mit Seehundsfellen; Ich habe dich mit feiner weißer Baumwelle angetan und dich in Seide gehüllt. Ich zierte dich mit köstlicher Zierde, Ich legte dir Armbänder an deine Hände und eine Kette um deinen Hals; Ich legte einen Ring an deine Nase, und Ohrenringe an deine Ohren, und eine Ehrenkrone auf dein Haupt. Also warst du geziert mit Gold und Silber, und dein Kleid war von feiner weißer Baumwolle, von Seide und Buntwirkerei. Du nährtest dich von Semmel und Honig und Öl und warst überaus schön und brachtest es bis zur Königswürde. Und dein Ruhm erscholl unter den Völkern wegen deiner Schönheit; denn sie war ganz vollkommen wegen MEINES Schmuckes, den Ich dir angelegt hatte, spricht der Herr Jehova" (Hes 16:14; lies Hes 16. ganz!).

"Als Israel jung war, liebte Ich ihn und habe Meinen Sohn aus Ägypten berufen. Aber man rief ihnen, da zogen sie weg von Meinem Angesicht; den Baalen opferten sie, den Bildern räucherten sie. Und doch habe Ich Ephraim gegängelt! Ich nahm sie auf Meine Arme; sie aber merkten es nicht, dass Ich sie heilte. Ich zog sie mit menschlichen Banden, mit SEILEN DER LIEBE; Ich war wie einer, der das Joch vom Backen hebt, neigte Mich zu ihm und gab ihm Speise. Er soll nach Ägypten zurückkehren, und Assur soll ihr König werden, weil sie sich weigern, umzukehren. Und das Schwert soll in ihren Städten umgehen und ihre Riegel vernichten und ihre Burgen verzehren. Mein Volk ist geneigt zum Abfall von Mir; ruft man es nach oben, so erhebt sich gar niemand!" (Hos 11:1-7). Das war die Zeit der ersten Liebe. Wir merken, dass wirklich ER die erste Liebe war. Er hat Seine ganze Liebe Seiner Braut gegeben, mit der Er sich verlobt hatte. Aber Gott allein genügte Israel nicht mehr. Es liebte neben Ihm andere Götter. Israel ist zur Hure geworfen Das Typische der Hure ist, dass sie mehrere Männer hat. Sie verlässt ihren eigenen Mann nicht, aber sie hat neben ihm noch andere; IHRE ERSTE LIEBE GENÜGT IHR NICHT MEHR.

Die Sünde Adams

Das war auch die Sünde Adams. Als er von Gott den Auftrag bekam, den TIEREN ihre Namen zu geben, den Namen, der ihrem Wesen und ihrem Charakter entsprach, da machte er die Entdeckung, dass alle Tiere ein Gegenüber hatten, eine Ergänzung. Jedes Tier konnte sich in seinem Gegenüber sehen; dadurch wusste es, wie es selbst beschaffen war. Adam hatte keinen Spiegel. Da ist in ihm das Begehren erwacht, ein Gegenüber zu haben, ein Wesen, in dem er sich erkennen konnte. Hatte er wirklich kein Gegenüber? Doch! Er hatte Gott, in dessen Bild und Gleichnis er geschaffen war. Aber er wollte ein Gegenüber haben, wie es alle Kreatur hatte. Gott war ihm nicht mehr genug. Er hatte seine erste Liebe verlassen und sich in die Kreatur verliebt. DAS WAR DER SÜNDENFALL. Deshalb musste auch der zweite Adam nach der Taufe vom Geist in die Wüste geführt werden. Er war 40 Tage und 40 Nächte bei den TIEREN in der Wüste. Da, wo der erste Adam fiel, musste der zweite Adam wieder anfangen (Mk 1:12-13).

Das ist die Klage Jehovas: "Mich, die Quelle des lebendigen Wassers, haben sie verlassen" (Jer 2:13). "Die von Mir weichen, werden auf die Erde geschrieben; denn sie haben den Herrn verlassen, die Quelle der lebendigen Wasser" (Jer 17:13), die erste Liebe. Dies war auch die Sünde der Galater. Christus und das von Ihm erworbene Heil allein genügte ihnen nicht mehr. Sie wollten Christus UND Mose, Evangelium UND Gesetz, Gnade UND Werke. Paulus muss ihnen sagen: "Wenn ihr euch beschneiden lasset, dann nützt euch Christus nichts. Ihr seid losgerissen von Christo, ihr seid aus der Gnade gefallen" (Gal 5:2.4). Der unablässige Ruf der PROPHETEN an Israel: ""Bekehret euch!" ist vergeblich gewesen. Der gewaltige Bußruf Johannes des Täufers und Jesu selbst: "Tut Buße, denn das Königtum der Himmel ist nahe herbeigekommen!", drang nicht durch. Die Obersten mit der Masse des Volkes blieben verstockt.

Jetzt, in den letzten Zerbrechungsgerichten an der Schwelle des hereinbrechenden Königreichs, ertönt aufs neue der Ruf: "Tue Buße! kehre zurück zu deinem Gott und deiner ersten Liebe, ZU IHM, wie in den Tagen deiner Jugend!" (Hos 14:1). Noch einmal lockt der treue Herr durch ein Verheißungswort. Großes verspricht Er dem Überwinder. Was Adam im Paradies verloren hat, das sollen die Überwinder wieder bekommen: "Wer überwindet, dem will ich zu essen geben von dem Baum des Lebens, welcher im Paradiese Gottes ist."

Aber diese Verheißung reicht nicht hinan an das, was Paulus in seinen Briefen von der Bestimmung der Erstlings-Leibesgemeine sagt. "Wir sind mehr als Überwinder" verkündet er in Röm 8:37, und als Sein Leib sind wir Seine Fülle (Eph 1:23), die Er liebt, reinigt, heiligt und herrlich ohne Flecken oder Runzel darstellt (Eph 5:25-32). Das ist nicht unser Werk, sondern Sein Werk (Eph 2:10). Sehen wir uns selber in unserer Grundverdorbenheit an, so wagen wir es kaum, solche alles Denken übersteigende Verheißung uns zuzueignen. Und doch erwartet der Herr, dass wir es tun; nicht, weil die Möglichkeit oder Würdigkeit in UNS liegt, sondern weil der Herr es in Seinem Wort uns versprochen hat.

Es ist nicht klar, was es um die Werke und Lehre der Nikolaiten (Offb 2:6) ist. Die Vergangenheit weiß nichts Bestimmtes darüber. Am Tage des Herrn jedoch wird es kund und offenbar.


Smyrna - Offb 2:8-11

Und dem Engel der Gemeinde zu Smyrna schreibe: Das sagt der Erste und der Letzte, welcher tot war und lebendig geworden ist. Ich weiß deine Trübsal und deine Armut, - du bist aber reich -, und die Lästerung von denen, die sagen, sie seien Juden und sind es nicht, sondern eine Synagoge des Satans. Fürchte nichts, was du leiden wirst! Siehe, der Teufel wird etliche aus euch ins Gefängnis werfen, damit ihr versucht werdet, und ihr werdet Trübsal haben zehn Tage. Sei getreu bis zum Tode, so will Ich dir die Krone des Lebens geben! Wer ein Ohr hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt: Wer überwindet, dem soll kein Leid geschehen von dem zweiten Tode.

Wie wir bereits bei Ephesus sahen, stellt sich der Heiland jedem Engel der Gemeinde so vor, wie er und die Gemeinde Ihn in ihren Umständen nötig hat. Jedem Engel der sieben Gemeinden hat Er etwas BESONDERES zu sagen, etwas, was IHN charakterisiert, aus dem aber alle lernen können. Auch für uns ist jedes der "Sendschreiben" ein Spiegel, in dem wir uns beschauen sollen, wie wir gestaltet sind. Zu Smyrna sagt Er: "Das sagt der Erste und der Letzte, welcher tot war und lebendig geworden ist." Smyrna ist eine unter besonderen Leiden um Jesu willen stehende Gemeinde. "Siehe, der Teufel wird etliche aus euch ins Gefängnis werfen, damit ihr versucht werdet, und ihr werdet Trübsal haben zehn Tage." Wir alle wissen, was es um das Leiden ist. Wir alle haben eine gewisse Angst davor. Es ist uns lieber, wenn wir nicht leiden müssen, denn das Leiden geht völlig wider unsere Natur. Sie versucht alle Möglichkeiten, um dem Leiden auszuweichen. Da ist es sehr freundlich vom Herrn, wenn Er sich dieser Leidensgemeinde so vorstellt, dass Er sagt: Ich bin der Erste und der Letzte, Ich bin der alles Einschließende. Im weiten Schöpfungsall gibt es nichts, was sich außerhalb von Mir bewegen könnte. Ich bin da A und das O, der Anfang und das Ende. Ohne Meinen Willen fällt kein Haar von deinem Haupt.

Leiden um Christi willen

Dazu ist Er der, welcher TOT WAR und LEBENDIG GEWORDEN IST. Er will sagen: Siehe, Ich habe deinen Weg bis zum Letzten ausgekostet. Ich bin in den Tod gegangen, der doch sonst der Sünde Sold ist. Ich WAR tot und habe den Tod und des Todes Gewalt, des Todes Grauen und Furchtbarkeit bis in die unterste Hölle ausgekostet, wie sonst kein Mensch. Auch der größte Sünder muss den Tod nicht so auskosten, wie Ich es getan habe. Ich habe Mich zur Sünde MACHEN lassen, weil Ich durch den Tod dem die Macht nehmen musste, der des Todes Gewalt hat, das ist dem Teufel." Das ganze Leben des Herrn auf Erden war eine Kette von Leiden. Der Tod war nur der Abschluss eines ganzen Leidenslaufes. Das Leiden begann in der Krippe zu Bethlehem und setzte sich fort im bethlehemitischen Kindermord, der Flucht nach Ägypten bis ans Kreuz. Der Herr Jesus wusste, dass es zu den göttlichen Geziemlichkeiten und himmlischen Heilsordnungen gehört, dass der Vater den Urheber des Heils durch Leiden vollkommen mache (Hebr 2:10). Und nun heißt es:

Wie der Held, so Seine Schar
hier auf Erden;
denn sie soll Ihm ganz und gar
ähnlich werden.

auf der Via dolorosa. Nach Tod, Grab und Auferstehung kann Er aber jetzt auch triumphierend sagen: Siehe, Ich lebe.

Er, der Lebendige, nimmt an deinem Leidensweg den innigsten Anteil, du Gemeinde in Smyrna. "Ich weiß deine Trübsal und deine Arbeit - du bist aber reich." Smyrna ist eine der beiden Gemeinden, an denen der Herr keinen Tadel findet. Smyrna und Philadelphia sind untadelig in Seinen Augen. Sie haben einen reichen Gnadenstand. "Ihr seid reich gemacht in allen Stücken, also dass ihr keinen Mangel habt an irgendeiner Gnadengabe." Das muss Er ihnen sagen. Wenn Leiden und Trübsal, Gefängnis und Martyrium kommen, dann vergisst man so gerne, dass man REICH ist IM HERRN CHRISTUS. Der Reichtum an "jedem geistlichen Segen in den Überhimmeln" hört nicht auf im Martyrium. Da will er erst recht auf uns fließen. "Wer will uns scheiden von der Liebe Christi? Trübsal oder Angst oder Verfolgung oder Hunger oder Blöße oder Gefahr oder Schwert?" (Röm 8:35). Sind Hunger, Blöße, Schwert und Martyrium nicht ein Zeichen dafür, dass Er uns nicht mehr liebt? Wird es dunkel um uns her, dann bricht wohl zuweilen der angstvolle Ruf aus: "Lieber Herr, denkst du überhaupt noch an mich?" O freilich, jetzt erst recht! Er lebt ja immerdar, um für uns einzutreten (Hebr 7:25). Nichts kann uns scheiden von Ihm, wir bleiben reich. Und in unserer Schwachheit kommt Seine Kraft erst zur Vollendung (2Kor 12:9) und macht uns zu Überwindern, dass wir bekennen dürfen: "In dem allem überwinden wir weit durch den, der uns geliebt hat!" (Röm 8:37).

Dann haben die Trübsale und Leiden um Christi noch eine besondere göttliche Seite. Michael Hahn sagte einmal: "Also sammelt Gott sich Recht für Sein heilig Lichtsgeschlecht auf die lange Ewigkeit." Gott sucht durch Leiden sich VERHERRLICHUNGSRECHT zu holen. Wenn Gott uns in Leiden und Trübsal führt, und WENN WIR SIE erdulden, DAZU "JA" SAGEN, damit einverstanden sind, dann ergibt dies Gott RECHTE zu unserer Verherrlichung dem Satan gegenüber. Satan sagt von Hiob: "Ist Hiob UMSONST gottesfürchtig?" (Hi 1:9). Er will sagen: Ja, du hast ihn umhegt, von allen Seiten umgeben. Du hast ihn gesegnet, reich gemacht und zu Ehren gebracht? Ist Hiob umsonst fromm? Wird er es auch dann noch sein, wenn Du ihn antastest, ihm seine Kinder, seine Habe und seine Gesundheit nimmst? Lieben auch WIR Gott UMSONST, hangen wir dem Herrn Jesus Christus UMSONST an, eben weil wir Ihn lieben, nicht weil Er uns so freundlich führt und weil Er uns so wohl tut? Können wir Ihn auch anbeten, wenn es wider unsere Natur geht? Können wir Dank sagen ALLEZEIT und FÜR ALLES Gott und dem Vater in dem Namen unseres Herrn Jesu Christi? (Eph 5:20). Das heißt "umsonst" fromm sein! So bekommt der Herr Verherrlichungsrechte. Das ist bei Smyrna so, bei dieser Gemeinde ohne Tadel.

Zehn Tage

Welch ein Trost! Die Leidenszeit ist von Ihm schon von Ewigkeit her abgemessen. Sie dauert nur so lange wie Er es für notwendig findet. "Sei getreu bis IN den Tod, so will Ich dir die Krone des Lebens geben! Wer überwindet, dem soll kein Leid geschehen von dem zweiten Tode!" Wer alles überwindet, wird alles ererben. Wer nichts überwindet, wird nichts ererben. Wer so sich selbst, die Sünde, die Welt und den Satan überwindet durch die Kräfte des Geistes und des Lammes Blut, der bringt den Verkläger zum Schweigen und gibt Gott Verherrlichungsrechte. Es sind auch in Smyrna nur "etliche", die ins Gefängnis müssen. Wie weiß Er doch alles, und wie hat Er schon alles vor dem Lauf der Zeiten abgemessen bis auf "ein Haar von unserem Haupte!" Ein solcher Herr darf wohl Mut machen, und was Er verspricht, sind keine leeren Worte. Hört Seine königliche Verheißung!

Prophetische Auslegung

Nie hat es in Israel an solchen gefehlt, die auch in Zeiten des Abfalles treu im Glaubensgehorsam und in der lauteren jungfräulich-bräutlichen Liebe an Jehova hingen. Die in Hebr 11. aufgezählten Glaubenshelden sind Zeugen; und diese warten nach Hebr 11:39 und Offb 6:11 auf ihre und ihrer Brüder Vollendung, die auch noch sollten getötet werden gleich wie sie. Auch am Tage des Herrn sind solche Judenchristen da, die in Zeiten des Abfalls im Glaubensgehorsam dastehen.

Der Satan hat in diesen Tagen seine ausgesprochene Erdenherrschaft schon angetreten. Wir stehen in der Erfüllung von Offb 12 und Offb 13. Dann treten Leute auf, die da sagen, sie seien Juden und sind es nicht. Was könnten Juden mit einer solchen Behauptung in einer CHRISTLICHEN Gemeinde erreichen? Am allerwenigsten ihren Eingang in, und ihren Einfluss auf, dieselbe. Handelt es sich aber um jüdische Gemeinden, deren Glieder an Jesus als den Messias glauben und auf Sein Kommen warten, dann ist alles klar. Die Verführer sind die eigenen Volks- und Hausgenossen.

Schon zu Zeiten der Propheten haben immer wieder solche Juden, die meinten, sie seien die echten Juden und es doch nicht waren, den wahren Israel verfolgt und bedrückt. Was hat allein Jeremia von seinen Volksgenossen zu leiden gehabt! Und wie haben auch dem Paulus gerade die falschen Brüder aus den Juden die meisten Leiden bereitet! Diese Juden in Smyrna stehen ebenbürtig neben denen, von welchen Stephanus sagt: "Welchen Propheten haben eure Väter nicht verfolgt? Und sie töteten die, welche vorher verkündigten von dem Kommen des Gerechten, dessen Verräter und Mörder ihr geworden seid" (Apg 7:52). Welch einen Trost werden die messiasgläubigen Juden jener Tage aus solchen Vorgängen aus der Geschichte ihrer Väter schöpfen!

Und wenn in jenen Tagen niemand mehr kaufen und verkaufen kann, er habe denn das Malzeichen des Tieres an seiner Stirn oder an seiner rechten Hand, so wird große Armut sein. Aber Gott ist allen Nöten gewachsen. Ihre Armut wird für Ihn Gelegenheit sein, Seinen Reichtum zu offenbaren, innerlich, geistlich und äußerlich, leiblich.

Pergamus - Offb 2:12-17

Und dem Engel der Gemeinde zu Pergamus schreibe: Das sagt, der das scharfe, zweischneidige Schwert hat: Ich weiß, wo du wohnst, da wo der Thron des Satans ist, und dass du festhältst an Meinem Namen und hast den Glauben an Mich nicht verleugnet, auch in den Tagen, in welchen Antipas, Mein treuer Zeuge, getötet wurde bei euch, da wo der Satan wohnt. Aber Ich habe etwas Weniges wider dich, dass du daselbst solche hast, die an der Lehre Bileams halten, welcher den Balak lehrte, ein Ärgernis vor die Israels zu legen, Götzenopfer zu essen und Hurerei zu treiben. Also hast du auch solche, die an der Lehre der Nikolaiten halten, was Ich hasse. Tue Buße! Wo aber nicht, so komme Ich bald und werde mit ihnen Krieg führen durch das Schwert Meines Mundes. Wer ein Ohr hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt: Wer überwindet, dem will Ich von dem verborgenen Manna zu essen geben, und will ihm einen weißen Stein geben und auf dem Stein einen neuen Namen geschrieben, welchen niemand kennt, als wer ihn empfängt.

Das zweischneidige Schwert

Das sagt der, der das scharfe, zweischneidige Schwert hat, von dem er in Offb 2:16 sagt: "So komme Ich dir bald und werde Krieg mit ihnen führen mit dem Schwert Meines Mundes." Vom Knecht Jehovas heißt es in Jes 49:2: "Er hat meinen Mund gemacht wie ein scharfes Schwert." Was dieses Sendschreiben besonders charakterisiert, ist, dass der Herr hier auftritt als der, der durch das Schwert Seines Mundes, d. h. DURCH SEIN WORT, den Engel dieser Gemeinde richtet, d. h. zurechtzubringen versucht. "Das Wort Gottes ist lebendig und wirksam, und schärfer als jedes zweischneidige Schwert, und dringt durch, bis dass es scheidet Seele und Geist, auch Mark und Bein, und ist ein Richter der Gedanken und Sinne des Herzens" (Hebr 4:12). Dieses Wort ist deshalb so lebendig und wirksam, weil der, aus dessen Munde es geht, selber "das Wort Gottes" ist (Offb 19:13). Es ist also der dynamische Ausfluss Seines Wesens. Wo dieses Wort glaubend aufgenommen, als Brot des Lebens in sich hineingegessen wird, da wird offenbar, dass SEINE WORTE SCHÖPFERISCHE GOTTESTATEN sind. Es gibt nichts, was uns so durch und durch richten kann, bis ins innerste Wesen hinein, wie dies Wort Gottes. Es kommt in unserem Leben alles darauf an, ob dieses Wort Gottes sich bei uns als diese lebendige, alles Ungöttliche durchrichtende und scheidende Kraft erweisen kann. Wir merken ja ganz deutlich, dass das Wort Gottes es nicht in erster Linie mit dem Verstand zu tun hat, obwohl auch dieser nicht unberührt davon bleibt. Es ist auch nicht eine Sache des Studierens und Lernens. Es ist ein Durchrichter der GEDANKEN und SINNE des Herzens, nicht des Kopfes, ein Durchrichter dessen, was mich im Innersten bewegt. Das Wort Gottes will unsere Herzen, unseren Willen, den innersten Grund unseres Seins, unsere ganze Persönlichkeit, ergreifen und gestalten. Wohl dem Menschen, in dessen Leben das Wort diese seine richtende Kraft erweisen kann! Vor diesem Wort, das aus dem Munde Gottes geht, ist gar nichts verborgen; es ist alles bloß und entdeckt, enthüllt offen wie ein aufgeschlagenes Buch, ob wir uns selbst erkennen oder nicht erkennen, ob wir unsere Sünden verheimlichen oder bekennen, ist zunächst nicht das Entscheidende. Alles ist offenbar. Auch unseres Herzens Gedanken, alle Heimlichkeiten, die wir vor Menschen verbergen können, sind vor Ihm bloß und aufgedeckt. "Du verstehst meine Gedanken von ferne" (Ps 139:2). Deshalb bleibt gar nicht anderes übrig, und wir können gar nichts Weiseres tun, als uns von diesem Wort durchrichten zu lassen, und das, was das Wort ins Licht im Gericht stellt, bejahen. Das ist die einzige Hilfe; aber es ist Hilfe.

So stellt sich also der Heiland der Gemeinde zu Pergamus vor, weil dies ihrem inneren Wesen entspricht, und weil sie Seiner so bedarf. Das ist das Mittel, das noch bei etlichen die Zurechtbringung bewirken kann.

Die Sünde Bileams

Noch etwas anderes charkterisiert diese Gemeinde. Es ist der Geist und die Lehre Bileams, der den Balak lehrte, ein Ärgernis vor die Kinder Israels zu legen, Götzenopfer zu essen und Hurerei zu treiben. Welch eine verhängnisvolle Rolle haben beide in der Geschichte Israels gespielt! Was damals seinen Anfang genommen hat, wird am Tage des Herrn in den judenchristlichen Gemeinden zur Ausreife kommen. Judenchristliche Gemeinden sind solche, die in ihrer Mitte Menschen haben, die in lebendigem Glauben an Jesum Christum stehen. Sie haben in Jesum von Nazareth den erkannt, den Gott von Anfang an verheißen hat als den Heiland und Helfer, und Erretter von Sünde, Tod, Teufel, Hölle und Gericht. Sie erkennen in Ihm den Schlangenzertreter. Sie glauben an das Opfer Jesu auf Golgatha, und dass das vollbracht ist, was Gott verheißen hat. Sie erwarten das Wiederkommen dieses Gekreuzigten und Auferstandenen in großer Kraft und Herrlichkeit, des Königs Israels.

Aber es sind auch andere in dieser Gemeinde, eben solche, die an der Lehre Bileams halten. Es sind diejenigen, die sagen, sie seien JUDEN und sind es nicht. Sie haben die von Satan inspirierte Absicht, diese Gemeinden zu vergiften. Sie tragen den Geist Bileams, der das Volk Israel verdorben und zerstört hat, wieder hinein in diese Gemeinden. Und wie ehemals finden sich Leute, die sich von ihnen verführen lassen. Diese werden nun gewarnt, indem der Herr Jesus dem Engel der Gemeinde sagt: Siehe zurück in die Geschichte deines Volkes! Achte darauf und lerne, welch ein Ende Bileam genommen hat, von dem geschrieben steht: "sie töteten auch die Könige der Midianiter, ...und auch Bileam, den Sohn Beors, brachten sie um mit dem Schwerte (4Mo 31:8). Damals traf Bileam das eherne Schwert. Jetzt, am Ende der Tage, wird das scharfe, zweischneidige Schwert, das aus Jesu Munde geht, diejenigen treffen, die nicht Buße tun über der Sünde Bileams.

Bileam (= Verderber, der gleiche Name, den auch Satan trägt), dieser falsche Prophet, eigentlich ein Wahrsager (4Mo 24:1), ist ein Schattenbild auf den Vererber, der am Tage des Herrn seinen Thron in Pergamus haben wird. Wieviel Licht können die Gläubigen dieser Gemeinden in ihrer inneren und äußeren Bewahrung aus der Geschichte Bileams schöpfen! Auf diesem Heimatboden finden sich messiasgläubige Juden zurecht. Und in ihren Herzen strahlt dann auch in prophetischem Glaubensblick, in jenen finsteren Nächten über dem Thron Satans, hell der Stern aus Jakob und das Szepter aus Israel hervor. Darum hält auch der Engel der Gemeinde zu Pergamus fest an Seinem Namen "Jesus Christus", gestern, heute und in Ewigkeit derselbe "gesalbte Erretter". Und was Er heißt, das IST ER, und was er ist, das TUT Er. An diesen Erretter klammert sich jener Engel, zum Vorbild für seine Gemeinde.

Meinen Glauben nicht verleugnet

"Und hast MEINEN Glauben nicht verleugnet," d. h. den Glauben, den ICH auch habe. Was heißt das? Was der Heiland glaubt, das glaubt dieser Engel auch, und das muss auch ich heute noch glauben. Er und wir SEHEN JA NOCH NICHT, das Jesus der Sieger über den Satan ist (Hebr 3:8b), und dass der ganze Kosmos im Opfer Jesu versöhnt, erlöst und vollendet ist. Auch der Herr Jesus muss glauben, dass Sein Sieg von Golgatha die Befreiung der ganzen gefallenen Schöpfung aus der Gewalt des Satans und des Todes, der Sünde und der Finsternis auslösen wird in den kommenden Äonen. Das hält er fest, auch wenn der Satan zunächst noch einmal äußerlich den Sieg davon trägt in jenen Tagen, in denen er leibhaftig in Pergamus thront, und in denen er, und der falsche Prophet und der Antichrist ihr Wesen treiben, sieghaft und dass sie siegen. In jenen Tagen werden die "Judenchristen" erleben, was der Heiland vorausgesagt hat: "Alsdann wird man euch den Bedrückungen preisgeben und euch töten; und ihr werden gehasst sein von allen Völkern um Meines Namens willen. Und dann werden sich viele ärgern und einander verraten und einander hassen" (Mt 24:9.10); "vor diesem allem aber werden sie Hand an euch legen und euch verfolgen, und in Synagogen und Gefängnisse überliefern, und vor Könige und Fürsten führen um Meines Namens willen" (Lk 21:12). "Aber das alles werden sie euch tun um Meines Namens willen; denn sie kennen den nicht, der Mich gesandt hat" (Joh 15:21). Da ist nun in Pergamus ein Engel und eine Gemeinde, die das glaubt, was der Herr Jesus auch glaubt. Sie weiß, Er wird sie erretten in Kürze; auch wenn Er sie lange warten lässt, und wenn es aussieht, als habe ihr Rufen und Schreien überhaupt keinen Wert mehr. Sie glaubt wie Er an den Sieg von Golgatha und macht sich der Sünde Bileams nicht teilhaftig.

Der Thron Satans

In Pergamus wurden einst die ersten Bluturteile über Christen gefällt. So grausam es damals schon gewesen sein mag, so war es doch nur eine Abschattung dessen, was sein wird, wenn Satan aus dem Himmel auf die Erde geworfen, und sein Thron in Pergamus aufgeschlagen sein wird. Ein besonderer Blutzeuge jener Tage wird Antipas sein. Die vergangene Geschichte kennt diesen Antipas nicht. Es muss demnach eine noch zukünftige Persönlichkeit sein. Dass sein Name schon Jahrtausende zuvor im prophetischen Wort genannt wird, soll uns und den Märtyrern sagen, dass alles läuft nach Gottes vorbedachtem Rat und Willen. "Es kann uns nichts geschehen, als was Gott hat ersehen, und was uns heilsam ist." Auch hier weiß der Herr die Seinen durchzubringen. "Ihr aber, die ihr den Herrn verlasset, zu euch spricht der Herr Jehova also: Wahrlich, Meine Knechte sollen essen, ihr aber sollt hungern; wahrlich, Meine Knechte sollen trinken, ihr aber sollt dürsten; wahrlich, Meine Knechte sollen sich freuen, ihr aber sollt zuschanden werden; wahrlich Meine Knechte sollen vor Freude des Herzens frohlocken, ihr aber sollt vor Herzeleid schreien und vor gebrochenem Mut heulen" (Jes 65:13.14). Denen, die "hören, Buße tun und überwinden, wird wiederum eine schöne Verheißung gegeben: "dem will Ich von dem verborgenen Manna zu essen geben, und will ihm einen weißen Stein geben, und auf dem Stein einen neuen Namen geschrieben, welchen niemand kennt, als wer ihn empfängt." "Als Israel in der Wüste wanderte, da öffnete Er die Türen des Himmels und ließ Manna auf sie regnen zum Essen, und gab ihnen Himmelskorn. Der Mensch aß Engelbrot; Er sandte ihnen Speise die Fülle" (Ps 78:23-25). "Und die Kinder Israels aßen das Man vierzig Jahre lang, bis sie zu dem Land kamen, darin sie wohnen sollten" (2Mo 16:35).

Das verborgene Manna

Am Tage des Herrn aber wird der gläubige Rest und Samen des Sonnenweibes wieder in die Wüste gebracht (Offb 12:12-17) und dort ernährt werden mit dem verborgenen Manna. Wem sind solche Dinge geläufiger als einem gläubigen Israeliten!

Auch einen weißen Stein mit einem neuen Namen sollen sie erhalten, ganz wie Er es verheißen hatte, als Er sprach: "Um Zions willen schweige ich nicht, und um Israels willen lasse ich nicht ab, bis ihre Gerechtigkeit hervorbrechen wird wie Sonnenglanz und ihr Heil entbrennen wird wie eine Fackel, bis die Völker Deine Gerechtigkeit sehen werden, und alle Könige Deine Herrlichkeit,und DU MIT EINEM NEUEN NAMEN WIRST GENANNT WERDEN, den des Herren Mund bestimmen wird" (Jes 62:1.2). Dieser neue Name ist die Offenbarung dessen, was sie dann wesenhaft sind.

Lies weiter:
Die Sendschreiben 2. Teil (Offb 2:18 - 3:22]