Die Hauptaufgabe der Kirche

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Auszüge aus dem Buch: Licht aus Seinem Licht von Pastor A. Fünning
erschienen 1948 im Christlichen Allianzverlag, Fellbach

Inhaltsübersicht
9. Das Geben im Licht der heiligen Schrift

10. Die Hauptaufgabe der Kirche

Welches ist die Hauptaufgabe der Kirche in der gegenwärtigen Weltlage? Dieses Thema könnte man mit einem Satz beantworten, nämlich: Das volle Heil in Christo zu verkündigen. Ich will doch diese Antwort noch ein wenig ausführlicher behandeln. Paulus betont in seiner Abschiedsrede an die Ältesten zu Ephesus, dass er ihnen "den ganzen Ratschluss Gottes" (so genau übersetzt) verkündigt (Apg 20:27). "Den ganzen Ratschluss Gottes", das ist das gleiche, wie das volle Heil in Christo zu verkündigen. "Den ganzen Ratschluss Gottes" zu verkündigen, das war des Paulus, die ihm vom heiligen Geist übertragene heilige Aufgabe, und das hat er getan, wie er selbst bezeugt. "Den ganzen Ratschluss Gottes" in Christo Jesu zu verkündigen, das ist auch die Aufgabe der Kirche zu aller Zeit gewesen, und besonders heute. Leider wird "der ganze Ratschluss Gottes" in Christo Jesu in den meisten Kirchen heute nicht mehr verkündigt, Gott sei's geklagt. Ich will das, was ich zu sagen habe, noch ein wenig anders formulieren. In Mt 24:25 wird das, was der treue und kluge Knecht dem Gesinde darzureichen hat, "Speise" genannt, "die er ihnen zu rechter Zeit Speise gebe". Mit "Speise" ist hier die geistliche Speise gemeint, die rechte Speise zur rechten Zeit. Die Schrift spricht von "Milch" und "fester Speise" und: "Es ist meine Speise, dass ich tue den Willen dessen, der mich gesandt hat." Den Begriff "Speise" festhaltend, betonen wir auf Grundlage der Schrift ein Dreifaches:
Der ganze Ratschluss Gottes in Christo Jesu besteht darin, dass die Kirche:

1. die liebliche Morgenkost der Heilslehre in Christo Jesu,
2. die feste Mittagskost der Heiligung in Christo Jesu, und endlich
3. die kräftige Abendkost der Prophetie und der Endzeit,

selbstverständlich immer in Christo Jesu, den unsterblichen, und nach Gott dürstenden Seelen darreiche. Die rechte Speise zur rechten Zeit, ja, Paulus lehrt zur Zeit und zur Unzeit. Diese dreifache Speise wollen wir nun etwas näher betrachten.

Die liebliche Morgenkost der Heilslehre

Es ist der Kirche Hauptaufgabe, die liebliche Morgenkost der Heilslehre in Christo Jesu dem Gesinde darzureichen.
Die Heilslehre von dem Gottmenschen Jesus Christus, der vom Himmel hernieder kam, und der auf Golgatha der Welt Sünden hinweg getragen hat, auf den der Vater dort alle unsere Sünden warf, auf dass wir Frieden hätten und durch seine Wunden heil werden, dies muss zuerst, und mit aller Macht von der Kirche betont werden, auf dass Sünder erweckt und bekehrt, durch Jesu Blut Vergebung der Sünden erlangen und neue Menschen werden, die dann fortan dem leben, der für sie gestorben und auferstanden ist. In manchen Kirchen ertönt diese Botschaft vom Kreuz und vom leeren Grab noch hell und klar, Gott sei Dank. Gott segne diese treuen Hirten! Doch in vielen Kirchen wird nicht die Milch der Heilslehre, sondern abgerahmte Milch, mit etwas Zuckerwasser vermischt, dem Gesinde dargereicht. Deshalb wird nicht mehr auf Bekehrung Wert gelegt, im Gegenteil, manche lachen und spotten über Bekehrung. Man begnügt sich, wenn Leute zur Kirche kommen, schön ihre Beiträge bezahlen und mithelfen, die Gemeinde nach außen zu vergrößern. Das ist das Ziel vieler. So findet man an vielen Orten ein totes Namenchristentum - ohne Bekehrung, ohne Christus. - Dass in den Gemeinde- und statistischen Berichten und Jahrbüchern mancher Kirchen nach vielem gefragt wird, zum Beispiel: "Wie groß ist die Gemeinde, der Frauenverein, die Sonntagsschule, der Jugendverein? Wieviel Zuwachs oder Abnahme? Wieviel Gelder sind eingegangen?" und vieles andere mehr, aber niemals: "Wieviele Bekehrungen haben im vergangenen Jahr stattgefunden?" - das lässt doch tief blicken! Es scheint, dass "Bekehrung" als etwas ganz Nebensächliches gesehen wird. Kirchentum, aber kein Christentum wird gewünscht.

Noch trauriger sieht es in anderen Kirchen aus. Da wird anstatt der Speise des Evangeliums von Jesu Christo dem Gekreuzigten und Auferstandenen - das ist ja "old fashion" - dem Gesinde eine andere Speise vorgesetzt: soziales Evangelium, Philosophie, Psychologie, Politik, alle möglichen nationalen und sozialen Fragen werden auf der Kanzel verhandelt. Doch was sagt Paulus dazu: "So jemand euch ein anderes Evangelium predigt, denn das wir euch gepredigt haben, der sei verflucht" (Gal 1:8.9) Mit dem Verschwinden des Evangeliums von Jesus Christusd von der Kanzel, zieht die Welt immer mehr in die Kirche hinein. Da fehlen nur noch der Tanzboden und Theater; doch auch diese finden wir schon an manchen Orten mitten in der Kirche. Welch eine Schande bereitet man unserm hochgelobten Haupt mit solchen verwerflichen Mitteln zu bauen! Und die Welt liebt es, mitten in der Kirche zu sein, und fühlt sich daselbst außerordentlich wohl.

Das ist Material von Holz, Heu, Stroh und Spreu, mit welchem heute diese Prediger - nicht das Reich Gottes -, denn das ist mit solchem Material gänzlich ausgeschlossen, sondern - ihre Gemeinden bauen. Und das arme Volk wird betrogen. Denn mit solchem Material ist noch nie eine Seele zu Christo bekehrt worden, doch Bekehrungen wollen ja viele garnicht mehr haben. Und ernster Gesinnte in der Gemeinde wundern sich, dass in ihren Gemeinden keine Bekehrungen mehr vorkommen. Es wird nach und nach nur noch ein "religious entertainment place", ein religiöser Unterhaltungsplatz. Da heißt es auch: Gedenke, wovon du gefallen bist!" und "Wie ist das Silber zu Schlacken geworden!?"

In manchen Gemeinden, wo noch entschiedene Gläubige - die solche ungöttlichen Dinge in der Gemeinde verabscheuen - vorhanden sind, da sind sie noch nicht so weit. Denn diese entschiedenen Gläubigen sagen: "Halt, wir wollen diese unheiligen Dinge nicht im Gotteshaus und auch nicht in der Gemeinde haben; denn wir wollen nicht, wie in Jerusalem, aus dem Bet- und Gotteshaus eine Mördergrube machen." Gott segne und erhalte diese entschiedenen Gläubigen noch lange! In Gemeinden dagegen, wo diese entschiedenen Gläubigen fehlen, wird nach und nach ein Stück nach dem anderen der Verunreinigung eingeführt, und es geht dann nach und nach immer tiefer abwärts, bis zum - Ausgespien werden. Da hat die Kirche viel, schrecklich viel versäumt. - Eine weitere Hauptaufgabe der Kirche ist:

Die feste Mittagskost der Heiligung

Dem Gesinde die feste Mittagskost der Heiligung in Christo Jesu darzureichen. Auch hier müssen wir mit Freude und Dank konstatieren, dass eine kleine Anzahl diese feste Mittagskost der Heiligung verabreicht, und in Folge dessen eine Anzahl gottgeweihter Männer und Frauen da sind, die mit einem heiligen Leben, und mit den ihnen anvertrauten Gaben und Kräften ihren Herrn zu verherrlichen suchen, wenn möglich bis an die Enden der Erde. Diese sind hell scheinende Lichter in dem Dunkel dieser Letztzeit und ein kräftiges Salz, das noch die heutige Fäulnis aufhält. Doch vom größten Teil der Kirche wird diese feste Mittagskost der Heiligung leider nicht verabreicht. Die Kirche soll das Gewissen des Volkes, und Salz der Erde und ein Licht der Welt sein, ist es jedoch nicht; im Gegenteil, sie verliert mehr und mehr ihre Salz- und Lichtraft, das Salz wir mehr und mehr dumpf, und deshalb kommt der zunehmende Abfall im politischen, wirtschaftlichen und religiösen Leben.

Wir danken Gott, dass wir hier und dort noch Gläubige haben. Dass aber auch das Leben vieler Gläubigen, wie das der Kirche, nicht mehr auf biblischer Höhe steht, hat die Kirche verschuldet, allerdings schon lange vor uns. Es steht geschrieben: "Heiligkeit ist die Zierde deines Hauses ewiglich". Und: "Ihr sollt heilig sein; denn Ich bin heilig". Und: "Betet an den Herrn in heiligem Schmuck". Ferner: "Jaget nach dem Frieden und der Heiligung, ohne welche wird niemand den Herrn sehen". Diese und ähnliche Forderungen zu einem heiligen Lebenswandel sind vielfach garnicht, manchmal sehr wenig und nicht kräftig genug von der Kanzel betont worden; in Folge dessen die vielen Unheiligkeiten unter den Heiligen, wie Neid, Streit, Missgunst, Zank, Rechthaberei und andere ungöttliche Dinge. Diese Unheiligkeiten sind wohl heute das größte Hindernis im Werk des Herrn. Das ist nicht würdig gewandelt des Evangeliums sondern verunehrt den Herrn und gibt den Unbekehrten schrecklich viel Anstoß, so dass sie sich nicht bekehren.

Wo sind die Philadelphiachristen?

Ferner ist der fast gänzlich fehlende Missionssinn unter den Gläubigen zu erwähnen. Philadelphiachristen sollten die Gläubigen sein, doch die meisten sind das leider nicht. Bekanntlich sind die sieben Sendschreiben ein prophetischer Abriss der ganzen Kirchengeschichte von Pfingsten bis zur Wiederkunft des Herrn, außerdem ein Spiegelbild für Prediger und Gemeinden. Das vorletzte Sendschreiben an Philadeophia zeigt die vorletzte Kirchengestaltung auf Erden. Philadelphia ist die edle Frucht der Reformation. In Philadelphia wird uns das Ideal einer Mustergemeinschaft gezeigt. Erfüllt mit heiliger Gottes- und Bruderliebe, finden wir bei den Philadephiachristen eine doppelte Geistesrichtung. Eine in das Wort sich vertiefende: "Du hast mein Wort behalten und meinen Namen nicht verleugnet", und das unter Spott und Hohn und viel Anfechtung. Die andere: eine missionierende, arbeitende, den Herrn verherrlichende Richtung:

"Siehe, ich habe vor dir gegeben eine offene Tür, und niemand kann sie zuschließen, denn du hast eine kleine Kraft.

Die Philadelphiachristen haben den Herrn verherrlicht nicht nur mit Worten, sondern auch mit der Tat. Durch sie sind Dutzende herrlicher Reichsgotteswerke ins Leben gerufen worden, durch die Ströme lebendigen Wassers geflossen und Hunderttausende, wenn nicht Millionen gesegnet, und Hunderttausende gerettet worden sind. ich will hier nur einige dieser prächtigen Werke namhaft machen. Zum Beispiel die Pietisten oder die Gemeinschaftsbewegung unter Spener, Joh. Arndt, Aug. Franke. Unsere Gebetsversammlungen sind "die Frucht und Fortsetzung dieser Gemeinschaftsbewegung. Dann die herrliche Arbeit der Brüdergemeinde in vielen Teilen der Welt unter dem edlen Grafen Zinzendorf; die vielen Missionsgesellschaften der inneren und äußeren Mission; die vielen Bibelgesellschaften, die Judenmissionen, die Freikirchen, die Sonntagsschulen, die Jugendvereine, und viele andere prächtige und gesegnete Werke zur Ehre Gottes, von denen, wie schon erwähnt, Ströme lebendigen Wassers geflossen sind, und wodurch der Herr verherrlicht worden ist in aller Welt. Wir genießen noch heute die herrlichen Früchte der Philadelphiachristen. -

Und heute? Die eine Geistesrichtung, die in das Wort sich vertiefende: "Du hast mein Wort behalten und hast meinen Namen nicht verleugnet", haben wir noch. Gott sei Dank, dass wir noch Gläubige haben, die festhalten am Wort vom Kreuz, denn viele Kirchen haben ja auch diese nicht mehr. Doch die andere Geistesrichtung, die der Philadelphiachristen, die nach außen missionierend, für den Herrn arbeitend, den Herrn verherrlichend, wenn möglich in aller Welt, die haben wir heute, Gott sei's geklagt, bei den meisten Gläubigen nicht mehr. Die meisten Gläubigen kommen in Kirchen, Gebetsversammlungen, Konferenzen und Wohnhäusern zusammen, um sich zu erbauen. Man freut sich von Herzen und dankt Gott, dass endlich nach vieler Mühe Menschen zu Christo gekommen sind, und sich nun um Gottes Wort versammeln und sich aus demselben erbauen. Doch das nur Erbauen, genügt nicht nach der Schrift. Denn was geschieht mit dem Befehl des Herrn an die Seinen: "Predigt das Evangelium aller Welt bis an die Enden der Erde?" und "Ihr sollt meine Zeugen sein in Jerusalem, Judäa, Samaria und bis an die Enden der Erde!"

Predigt das Evangelium!

In Hag 1. lesen wir, dass die aus Babel Zurückgekehrten sich schöne Häuser bauten, und dann so schön und fromm sprachen: "Die Zeit ist noch nicht da, dass wir des Herrn Haus bauenl" Ihnen musste der Prophet Haggai im Namen Gottes zurufen (Hag 1:4): "Aber eure Zeit ist da, dass ihr in getäfelten Häusern wohnt und dies Haus muss wüst stehen!" Genau so ist es heute. Seht, viele bauen sich schöne Häuser, verdienen gut, leben in angenehmen Verhältnissen, aber tun für das Werk des Herrn in aller Welt (ausgenommen ihre Gemeinde) so gut wie nichts. Sie erbauen sich, und erbauen immer wieder das eigene Ich. Und doch blutet die Mission aus tausend Wunden, und an tausend und mehr Orten könnte der Herr verherrlicht, und Seelen gerettet werden, wenn wir mehr Philadelphiachristen hätten, Gläubige, die sich nicht nur erbauen, sondern mit ihren vom Herrn anvertrauten Gaben und Kräften, Geld und Gut den Herrn zu verherrlichen suchen würden bis an die Enden der Erde.

Wird sich Hes 9. wiederholen? Dort lesen wir, dass auf Gottes Befehl, der in Leinwand Gekleidete, durch Jerusalem gehen und an die Stirn aller Leute ein Zeichen machen musste, die da seufzen und jammern über die Gräuel, die in Jerusalem geschahen. Den sechs Männern mit Schwertern aber wurde befohlen, dass sie alle niederschlagen sollten, die kein Zeichen an ihrer Stirn hatten. Alte und Jünglinge, Frauen und Kinder. Fanget aber beim Heiligtum an! Und als sie fertig waren mit Töten, da war der Prophet allein noch übrig geblieben. - Wo hört man heute ein Jammern und Seufzen, dass das Werk des Herrn so daniederliegt? Und wo hört man flammende Zurufe, den Herrn zu verherrlichen in Jerusalem, Judäa, Samaria und bis an die Enden der Erde? Seht, das alles hat die Kirche verschuldet, weil sie dem Gesinde nicht die feste Mittagskost der Heiligung darreichte, und die Heiligen nicht erzog zum Dienst nach Eph 4:12 "...auf dass die Heiligen zugerichtet werden zum Werk des Dienstes."

Die kräftige Abendkost der Prophetie

Die rechte Speise zur rechten Zeit. Wie glich doch die erste Christengemeinde einem lieblichen Garten Gottes! Die Gläubigen, erfüllt mit dem heiligen Geist und mit der ersten Liebe, waren ein Herz und eine Seele und warteten mit bräutlichem Herzen auf den wiederkommenden Herrn, gemäß der apostolischen Wertverkündigung (1Thes 1:10): "...zu warten auf seinen Sohn vom Himmel." Denn die Wortverkündigung des großen Heidenapostels Paulus war eine ganz andere, als sie heute gepflegt wird. Er brachte den armen verlorenen Sündern, Juden und Heiden, einmal Milch - Jesus Christus der Gekreuzigte und Auferstandene -, keine abgerahmte Milch oder etwas Zuckerwasser; dann aber brachte er den zu Christo Bekehrten auch gleich feste Speise, d.h. den ganzen Ratschluss Gottes. In 2Thes 2:5 lesen wir die merkwürdigen Worte: "Gedenkt ihr nicht daran, dass ich euch solches sagte, als ich noch bei euch war?" In jenem 2.Kapitel redet Paulus vom Versammeltwerden der Gläubigen zum Herrn, also von ihrer Entrückung, dann von dem schrecklichen Tag des Herrn, ferner vom Abfall, vom Antichristen (als dem Höhepunkt der Gottlosigkeit), ferner vom Aufhaltenden usw., lauter schwere Gebiete aus der Endzeit. Das war feste Speise.

Doch nach Apg 17:1ff war Paulus nur drei Wochen in Thessalonich, dann musste er fliehen. Aber in diesen drei Wochen waren durch seine Predigt vom gekreuzigten und auferstandenen Christus, Seelen zu Christo bekehrt worden, und diesen Neubekehrten, diesen jungen Kindlein in Christo, bringt er sofort feste Speise, d.h. er belehrt sie sofort zu ihrer Festigung über die schweren, ja schwersten Gebiete der Endzeit, er führt sie sofort in den ganzen Ratschluss Gottes hinein. So brauchte er später, als er den Thessalonicher Geschwistern diesen Brief schrieb, sie nur daran erinnern, was er sie früher gelehrt hatte mit den Worten: "Gedenket ihr nicht daran, dass ich euch solches sagte, da ich noch bei euch war?" -

Das erste und zweite Kommen Christi

Christus ist das Zentrum der ganzen heiligen Schrift und des ganzen Universums. - Nun, das erste Kommen Christi wird ja noch von vielen verkündigt, Gott sei Dank. Doch das zweite Kommen Christi, mit den damit verbundenen herrlichen und schauerlichsten Ereignissen, wie die Entrückung der Seinen - das Eingehen der Fülle, der Vollzahl der Heiden -, die 70. Jahrwoche mit den damit verbundenen schrecklichen Gerichten (siehe Offb 6.-19.), ferner das Auftreten des Antichristen und sein Schreckensregiment, die große Trübsal, Gog und Magog, Harmagedon, das Ende der Zeiten der Heiden, dann gewaltige Naturerscheinungen an Sonne, Mond und Sternen, auf dem Land wie auf dem Meer, als Einleitung der dann folgenden herrlichen, sichtbaren Wiederkunft des Herrn mit den Seinen und mit den Engeln in großer Kraft und Herrlichkeit, die Vernichtung des Antichristen und seiner Heere, Sammlung und Bekehrung Israels und dann die herrliche Aufrichtung des Königreichs Jesu Christi. Diese und viele andere damit verbundenen Gebiete werden in den allermeisten Kirchen gänzlich verschwiegen, als stände davon kein Wort in der Bibel; und doch ist die Schrift des Alten und Neuen Testaments voll, ja übervoll davon. Ich will aus dieser Fülle nur ein Beispiel anführen. Im Alten Testament wird Christi zukünftige Herrlichkeit achtmal mehr beschrieben als Christi Niedrigkeit; und von der Wiederkunft Christi spricht die heilige Schrift im Neuen Testament 318mal, jeder 25. Vers im Neuen Testament handelt davon. Und doch wird alles verschwiegen. -

Wir leben im Abendrot der Weltgeschichte und möglicherweise kurz vor der Wiederkunft des Herrn für die Seinen. Anstatt dass die Kirche den ganzen Ernst der Zeit wahrnehmend, den Unbekehrten zuruft: Ihr Sünder, bekehrt euch, der Herr kommt, denn "Himmel, Erde, Luft und Meere machen sich als Gottes Heer auf zur Rache ohne Schonung für jene, die im Finstern wohnen"; ferner den Gläubigen zuruft: "Wo seid ihr klugen Jungfrauen? Wohlauf, der Bräutigam kommt! Steht auf, die Lampen nehmt! Halleluja! Macht euch bereit zu der Hochzeit; ihr müsst ihm entgegengeh'n!" - stattdessen werden die gewaltigen, kommenden. herrlichen und schauerlichen Ereignisse nicht nur gänzlich verschwiegen, sondern auch von vielen belächelt, verspottet und bekämpft; und diejenigen, die das, was geschrieben steht, von Herzen glauben und lehren, werden mit allerhand Schmähungen belegt. Ja, die Kirche hat auch in diesem Stück viel versäumt, indem sie dem Gesinde die kräftige Abendkost der Prophetie und Endzeit nicht dargereicht hat, und das auch heute noch nicht tut. In vielen Kirchen ist vom Ratschluss Gottes nichts mehr zu finden, und in anderen wird nicht einmal der halbe, geschweige der ganze Ratschluss Gottes verkündigt. Was wird das einmal für eine schreckliche Abrechnung geben! -

Ihr tut wohl, darauf zu achten

Doch, ihr Gläubigen, beherzigt, was geschrieben steht in 2Petr 1:19: "Ihr tut wohl , dass ihr darauf - Auf was denn? Nun auf das prophetische Wort - achtet, als auf ein Licht, das da scheinet - wo? - an einem dunklen Ort - wie es heute dunkel in der Welt ist und immer noch dunkler werden wird -, bis der Tag anbreche und der Morgenstern aufgehe." Und Offb 1:3: "Glückselig ist, der da liest, und die da hören die Worte der Weissagung und behalten, was darin geschrieben ist, denn die Zeit ist nahe."

In Mt 25:5 lesen wir: "Da nun der Bräutigam verzog, wurden sie alle schläfrig und schiefen ein." Weiter oben habe ich betont, wie in der ersten Christengemeinde das bräutliche Verlangen nach dem wiederkehrenden Herrn und Bräutigam vorhanden war, doch in den nachfolgenden Jahrhunderten, besonders seit Konstantin, als die Welt in die Kirche einzog, ging mit der ersten Liebe vieles, so auch das bräutliche Verlangen nach dem wiederkommenden Herrn und Bräutigam, verloren. Die Jungfrauen wurden schläfrig und schliefen ein. Ja, bezüglich der Prophetie und der Endzeit schlafen viele Kirchen heute noch. Ein bedeutender Gottesmann aus den Osten, sagte in Bezug auf die schrecklichen Verhältnisse der Prophetie und Endzeit: "Der Teufel hat die Kirchen chloroformiert, so dass sie heute noch schlafen!" Ja, es scheint, der Teufel habe den Kirchen gleich so viel Chloroform gegeben, dass sie wohl gar nicht mehr aufwachen werden, bis sie - ausgespien werden.

Auch hier heißt es:,"Gedenke, wovon du gefallen bist, und tue Buße und tue die ersten Werke! Wo aber nicht, werde ich dir bald kommen und deinen Leuchter wegstoßen von seiner Stätte, wo du nicht Buße tust!" (Offb 2:5)

Erfüllt sein von Jesus

Teure Brüder im Amt und in den Gemeinden! Was die arme Welt braucht, und was die Gläubigen brauchen, ist Jesus, der gekreuzigte, auferstandene, zur Rechten Gottes erhöhte und wiederkehrende Heiland. Nichts und niemand anders rettet, macht glücklich und heilig, und wird alles zur herrlichen Vollendung bringen, als nur Jesus. "Ihn sollt ihr hören!" befiehlt der Vater (Mt 17:5). Lasst uns alle unheiligen Elemente aus unserem Leben und aus unseren Gemeinden hinauswerfen, und nur Ihm leben und von Ihm verkündigen! Auf unseren Zusammenkünften sollte die leuchtende Person des Heilandes, die Zentralperson der Schrift und des ganzen Universums, viel mehr, und immer wieder von allen Seiten: sein Liebesratschluss von Ewigkeit her, sein Wirken in der Gegenwart, und sein noch viel großartigeres Wirken in der Zukunft behandelt werden, ferner, wie die Gemeinde in sein wunderbares Wort eingeführt, und wie das Volk Gottes auf sein nahes Kommen vor- und zubereitet werden kann.

Erfüllt sein von Jesus, auf und unter der Kanzel, in allen Kreisen und Besuchen, in aller Arbeit und Ruhe, unter Alt und Jung, muss Jesus A und O, Kern und Stern, Inhalt und Kern all unserer Handlungen und Ansprachen sein, und so Ihn, den Schönsten unter den Menschenkindern, der sein teures Blut auf Golgatha vergossen hat, den armen, ungeretteten Sündern und den Gläubigen bringen. Das ist der ganzen Kirche und jedes Gläubigen heiligste Aufgabe. Lasst uns in diesem abschließenden Zeitalter, in der uns noch verbliebenen Gnadenzeit, diese Aufgabe von ganzem Herzen zu erfüllen suchen. In Wort und Werk und allem Wesen, sei Jesus und sonst nichts zu lesen! - Ihm, der uns geliebet und uns gewaschen hat von unseren Sünden in seinem Blut, befehle ich diese geringe Arbeit an. Möge dieselbe zu Seiner Ehre und zum Heil vieler Seelen gereichen. Das walte Gott! Amen.

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11. Unsere Verantwortung Israel gegenüber