Die Geschichte des Volkes Israel im Propheten Jona

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Auszüge aus dem Buch: "Das feste prophetische Wort" von Pastor A. Fünning
erschienen 1947 im Christlichen Allianzverlag, Fellbach

Gedenkwort und Bücherübersicht
Vorwort und Inhaltsübersicht

Vorheriges Kapitel:
3. Soll man die alttestamentlichen Weissagungen vergeistigen?

4. Die Geschichte des Volkes Israel im Propheten Jona

Das Buch Jon ist wohl eine der ältesten Prophetenschriften. Nach 2Kön 14:25 lebte Jona unter dem König Jerobeam, der von 823-783 im Nordreich Israels regierte. Jona lebte und wirkte also ums Jahr 800 vor Christus. Jedenfalls hat er die beiden anderen Propheten Hosea und Amos, die zu gleicher Zeit in Israel wirkten, auch gekannt.

Sein Büchlein ist von der sogenannten "Wissenschaft" (1Tim 6:20) sehr angefeindet und verspottet worden. Keinem Wunder der Schrift ist soviel Unglauben und Spott entgegen gebracht worden, wie dem Fischwunder. Die Ursache der Kritiker liegt in ihrer traurigen Stellung zum Herrn. Zur Zeit des Heilandes kamen eines Tages Leute mit gleicher, trauriger Stellung zum Herrn. Diese nennt der Herr dann eine "böse und ehebrecherische Art" (Mt 12:39-41). Das ist der Titel, den der Herr Kritikern mit solcher Herzensstellung zum Herrn beifügt. Dem Herrn, der die Welten erschaffen hat und alle Dinge trägt und hält, nicht zuzutrauen, dass er den Propheten 30 bis 40 Stunden im Bauch eines Fisches erhalten kann, ist nicht nur lächerlich, sondern Gott entehrend. Die Echtheit und die Autorität des Propheten Jona und seines Buches wird von keinem Größeren, als vom Herrn selber bestätigt, Mt 12:39-41. Das genügt.

Jona als Doppelvorbild

Der Herr Jesus bezeugt, dass die Erhaltung des Jona erstens ein Zeichen oder Vorbild seiner Grablegung und der Auferstehung sei, und zweitens, dass, wie Jona ein Zeichen war den Einwohnern von Ninive (Lk 11:30), so ist auch er, der Menschensohn, ein Zeichen für Israel. Drittens zeigt uns das Buch des Jona, dass Gott nicht nur der Juden, sondern auch der Heiden Gott ist. Der Prophet muss, ob er will oder nicht, das Werkzeug Gottes an die Heiden werden, wenn auch sein jüdischer Stolz die Heidenwelt von Gottes Erbarmen ausschließen möchte. Doch Gott, der Herr weiss ihn dennoch durch schwere Wege dahin zu bringen, dass er erkennt: "Gott will nicht den Tod des Sünders, sondern dass er sich bekehre und lebe." Damit stehen wir schon auf der Höhe des Neuen Testaments, wo Gottes Erbarmen und Liebe in Christo Jesu zu Juden und Heiden in hellstem Licht strahlt. Damit ist die Wichtigkeit des Propheten Jona und seines Buches festgestellt. Alles in allem, das Buch des Jona ist eine Perle der ganzen heiligen Schrift. -

Doch der Prophet Jona ist nicht nur ein Vorbild von Christus, wie oben erwähnt, sondern er ist auch ein Vorbild für Israel; er ist also ein Doppelvorbild. Die Seite des Vorbildes von Israel, wollen wir genauer betrachten.

Jona als Vorbild für Israel

Jonas Berufung

Jona wird von Gott dem Herrn nach der goßen Stadt Ninive gesandt, um ihr Gottes Botschaft zu bringen. Ninive befand sich in der Nacht des Heidentums und kannte den wahren Gott nicht; aber Jona kannte ihn, deshalb sollte er Gottes Missionar an die Heiden sein. Da sehen wir Israels große, von Gott bestimmte Aufgabe, wie geschrieben steht, Jes 43:21: Dieses Volk habe ich mir gebildet, damit es meinen Ruhm verkündige." Israel sollte Gottes Missionar für alle Völker der Erde sein, wie Gott schon dem Abraham verheißen hatte, dass in seinem Samen alle Völker sollen gesegnet werden. Ja, das Heil kommt aus den Juden. Aus Israel ist nicht nur der Messias gekommen, sondern durch Israel haben wir auch die Bibel erhalten, damit alle Welt den Willen Gottes erfahre und den wahren Gott kennen lerne.

Was tat Jona?

Statt Gottes Missionar zu sein, ist er ungehorsam, wendet Gott den Rücken und flieht von Gottes Angesicht hinweg. Er geht auf ein Handelsschiff, das nach dem Westen, nach Europa fuhr; er geht also in entgegengesetzter Richtung, statt nach Osten, nach Westen, und anstatt ein Segen in Ninive zu sein, liegt Jona im Handelsschiff und - schläft. Das ist ein sehr deutliches Bild von Israel. Statt Gottes Missionar für alle Völker der Erde zu sein, war es Gott ungehorsam und ging auch nach dem Westen, nach Europa, und ist ein Handelsvolk geworden; es liegt im Handelsschiff und - schläft, genau wie Jona. Anstatt ein Segen allen Völkern zu sein, ist es in seinem Ungehorsam allen Völkern ein Fluch bis auf den heutigen Tag.

Gottes Reaktion

Doch Gott der Herr lasst solchen Ungehorsam von Seiten seines Knechtes nicht durchgehen. Über Jona braust ein gewaltiger Sturm daher, der das Schiff wie einen Spielball hin und her wirft auf dem wildschäumenden Meer. Dieser Sturm sollte dazu dienen, den ungehorsamen schlafenden Jona aufzuwecken, ihn an seine Aufgabe zu erinnern und ihn zu derselben zurückzubringen. doch Jona schlief so fest, dass ihn selbst dieser Sturm nicht aufwecken konnte. Dieses Bild lässt wieder an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. Das Meer ist das Völkermeer. Der nach dem Westen fliehende Jona ist Israel, das nach der Zerstörung Jerusalems und nach der Zerbrechung der ganzen Nation nach Westen (Europa) zog. Doch Sturm auf Sturm brach über das unglückliche Judenvolk herein. Die Geschichte Israels ist seit bald 2000 Jahren, seit der Verwerfung des Messias, eine Geschichte gewaltiger Stürme, eine Geschichte von Blut und Tränen, Verfolgungen und Unheil aller Art, bis auf den heutigen Tag. . Doch die vielen und schrecklichen Stürme haben den im Handelsschiff schlafenden Juden bis heute noch nicht aufgeweckt, um seinen ursprünglichen, von Gott bestimmten Beruf anzutreten und auszuführen.

Jona ist ein Hebräer

Aber auch im Sturm verleugnet Jona weder seine Nation noch seinen Gott. Vom Schiffskapitän geweckt und zur Rede gestellt, bekennt er frei und offen, Jon 1:9: "Ich bin ein Hebräer und fürchte den Herrn, den Gott des Himmels, welcher gemacht hat das Meer und das Trockene." Während viele is auf den heutigen Tag ihre Nationalität und ihren Gott verleugnen, bekknt der Jude, wo immer er sich in aller Welt befindet: Ich bin ein Jude, und verleugnet seinen Gott und seine Nationalität nicht.

Jona wird freiwillig und doch gezwungen von den stürmischen Verhältnissen in das wütende Meer hineingeworfen. Wieder ein treffendes Vorbild von dem, wie der Jude seit seiner Verwerfung freiwillig und doch gezwungen ins Völkermeer geworfen worden ist Dort kämpft es nun schon bald 2000 Jahre mit den Wellen. Doch Israel wird nach der Schrift nicht im Völkermeer untergehen.

Die Männer im Schiff, allel Heiden, sind erstaunt darüber, dass, nachdem Jona ins Meer geworfen worden war, das Meer ruhig wurde. Sie fürchten sich und bringen dem Herrn Opfer und Gelübde und beten den Gott des Jona an (den wahren Gott). Eine wunderbare Illustration zu dem Wort Pauli (Röm 11:11): "Durch Israels Fall wurde den Nationen das Heil."

Ein großer Fisch

Ein großer Fisch (von einem Walfisch weiß die Schrift nichts) verschlingt den Jona, und drei Tage und drei Nächte hat er seinen Wohnplatz im Seeungeheuer. Er stirbt nicht, aber er ist wie in einem Grab lebendig begraben. So ist der Jude unter den Völkern gewissermaßen wie in einem Grab. Er war national tot, aber Gott erhält ihn wunderbar, genau wie er den Jona erhielt. Die Erhaltung der etwa 18 Millionen Juden durch all die Jahrtausende hindurch ist ein Wunder Gottes. Viele andere größere und stärkere Völker sind im Laufe der Jahrtausende untergegangen und oft spurlos verschwunden, nicht aber das kleine Häuflein Juden. Ja, kein Ungläubiger kann die wunderbare Erhaltung des Judenvolkes ableugnen (vgl. Hos 6:2).

Der Fisch konnte Jona nicht verdauen. Ebensowenig können die Völker der Erde den Juden verdauen. Denn es steht geschrieben: 4Mo 23:9: "Dies Volk soll besonders wohnen und nicht unter die Völker gezählt werden." Der Jude ist noch immer ein Jude, ganz gleich, in welchem Land er wohnt. Er wohnt unter den Völkern, aber er vermischt sich nicht mit denselben. Er liegt den Völkern schwer im Magen und verursacht ihnen viel Schmerzen, aber ihn verdauen, d.h. ihn mit den Völkern verschmelzen, vermischen, wie es mit Bestandteilen anderer Völker geschieht, ist bis auf den heutigen Tag nicht gelungen und wird nicht gelingen. Die Nationen der Erde werden auch nicht eher zur Ruhe kommen, bis sie den "unverdauten" Juden, d.h. den unbekehrten, wieder ausgespien haben.

Doch am Ende seiner bestimmten, furchtbaren Zeit im Grab geschah mit Jona eine Umwandlung, er tat Buße und schrie zum Herrn (Jon 2:3-10). Sein Bußgebet enthält so manche köstliche Züge, wie z.B. er sehnt sich zurück in den Tempel Jon 2:5, und dann schließt er sein Gebet mit den Worten: "Die HIlfe ist des Herrn!"

Jona und Israel im Meer

Wie Jona, so wird Israel am Ende seiner bestimmten Zeit im Völkermeer eine Umwandlung durchmachen; ein Heimweh wird es befallen nach dem heiligen Land und nach dem Tempel, eine Tatsache, die wir gerade in unseren Tagen erleben, wie nie zuvor. Amerikanische Juden sprachen schon vor Jahren davon, den Tempel wieder aufzubauen. Doch Buße jat Israel bis heute noch nicht getan. Ehe es aber zur nationalen Buße kommt, Sach 12., muss die große Trübsal, die ja auch im Leiden des Jona auf dem Meer und im Fisch abgeschattet ist, über Israel kommen. Dann werden sie wie einst in Ägypten und an den Wassern Babels zum Herrn schreien und bekennen: die Hilfe kommt von dem Herrn! Und werden dann bußfertig den anschauen, den sie durchstochen haben und ausrufen: Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn.

Gott, der Herr, befahl dem Fisch, und der spie Jona aus ans Land (Jon 3:11). Wie einfach, ja spielend, wird der Herr die schwierige Judenfrage lösen. Ja, der Israel zerstreut hat, der wird es auch wieder sammeln. Das ist das große Thema vieler Propheten und es scheint, Gott hat angefangen, den Völkern der Erde zu gebieten, den Juden auszuspeien. Dann aber ist es nicht mehr weit von Israels Auferstehung, von welcher Paulus (Röm 11:15 lehrt: Was wird die Annahme anders sein als Leben aus den Toten? Auch ein Zeichen, dass wir nicht mehr weit von der Wiederkunft des Herrn sind (Mt 24:32-33).

Jonas und Israels erneute Sendung

Nach seiner Auferstehung wurde Jona zum zweiten mal nach Ninive zu den Heiden gesandt, und siehe da, diesmal gehorcht Jona; denn in der furchtbaren Trübsalsstunde hat er seinem Gott gehorchen gelernt. Genauso wird Israel in der kommenden großen Trübsal lernen, dem Herrn zu gehorchen, und wird dann nach der furchtbaren Trübsal vom wiederkehrenden König, unserem Heiland, zum zweiten mal ausgesandt werden und dann wird es wie Jona willig gehorchen (Ps 110.) Es wird seinen großen Missionsberuf unter den Völkern der Erde antreten und der Völkerwelt Gottes Botschaft zum Heil verkündigen, wie es in d er Geschichte bisher nie der Fall gewesen ist. das wird dann sein wie Leben aus den Toten. Israel hat seine gewaltigste und herrlichste Mission noch vor sich, die es erfüllen wird.

Endlich wird uns noch ein herrliches Resultat gezeigt. Die ganze Stadt Ninive tat Buße und bekehrte sich zum Herrn, als sie den ungehorsamen und bestraften, aber wieder zurecht gebrachten Juden predigen hörte. Die gewaltige, große Stadt wurde erweckt und die Massen bekehrt und gerettet. Da haben wir eine Musterprobe von dem, wenn die ungehorsamen und bestraften, aber wieder zum Gehorsam zurechtgebrachten Juden Gottes Heil und Botschaft den Heiden verkündigen werden. Massenbekehrungen, Völkerbekehrungen, oder gar die ganze Welt bekehren (wie so viele träumen), ist in diesem Zeitalter ausgeschlossen. Jetzt werden nur einzelne hier und da gerettet. Eine Auswahl aus allen Völkern findet statt. Die Massen aber, ja ganze Völker werden durch die Predigt der bekehrten Juden zum Herrn kommen, wenn Jesus, ihr König, auf dem Thron seines Vaters David sitzen wird. Ja, das wird dann wahrhaftig sein wie Leben aus den Toten. Auch hier heißt es: Was unaussprechlich, wird geschehen!"

So zeigt uns das Buch Jona und das Leben des Jona, im prophetischen Licht betrachtet, die ganze Geschichte des Volkes Israel:

1. Seine Berufung
2. Seinen Ungehorsam
3. Seinen Fall und sein trauriges Ergehen im ungehorsamen Zustand, gleich dem verlorenen Sohn.
4. Sein Heimweh nach dem Herrn und dem Land
5. Seine Umwandlung und Bekehrung
6. Sein Gebet
7. Die Ausführung seiner großen, von Gott bestimmten Aufgabe an den Heiden,
8. zum unaussprechlichen Segen der ganzen Völkerwelt.

Dann erst wird sich das Wort des Herrn an Abraham voll erfüllen: In dir sollen gesegnet werden alle Völker der Erde. Angesichts dieser herrlichen Wahrheiten müssen wir mit Paulus ausrufen:

"Oh welche Tiefe des Reichtums, beides, der Weisheit und der Erkenntnis Gottes. Wie gar unbegreiflich sind seine Gerichte und unerforschlich seine Wege." (Röm 11:33).

Die Gerichte Gottes

Wie aus dem schweren Gericht über Jona ein großer Segen für die große Stadt hervorging, so werden aus dem schrecklichen Verblendungs- und Verstockungsgericht Israels Segensströme für die ganze Völkerwelt hervorgehen. Alle Gerichte Gottes, auch die schaurigsten, bezwecken, wie bei Jona und Israel, nie Vernichtung, sondern Zerbrechung, Läuterung, Reinigung und Wiederherstellung. Das sind die herrlichen Lichtseiten aller Gerichte Gottes über Einzelne und über ganze Völker. Wie Israel nach den Gerichten das Dank- und Jubellied Jes 12. anstimmen wird, so bekennt das tiefgeführte Kind Gottes, über welches alle Wetter brausen, jetzt schon:

"Führst du durch Wüsten meine Reise, ich lehn' und stütze mich auf dich.
Du gibst mir aus den Wolken Speise und tränkest aus dem Felsen mich.
Ich weiß, wen du willst herrlich, zieren und über Sonn' und Sterne führen
den führst du erst hinab."

Mit Paulus schließen wir: "Ihm sei Ehre in Ewigkeit!" (Röm 11:36) Amen.

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5. Israel, das Wundervolk der Weltgeschichte