Der neue Tag

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Version vom 25. August 2021, 16:15 Uhr von MI (Diskussion | Beiträge)

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Abschrift des Buches: Der da war, und der da ist und der da kommt!
Pfarrer Theodor Böhmerle (1870 - 1927)

Aus dem Gemeinschaftsblatt für innere Mission Augsb. Bek.: "Reich-Gottes-Bote“ (1918-26)
Selbstverlag des Bibelheims „Bethanien", Langensteinbach

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Inhaltsverzeichnis:
Kapitel davor:
85. Auf dem Wege zum Gericht Joh 3:19 (1925)

6. Der neue Tag

  • Joh 21:1-14 (ELB) (1) Nach diesem offenbarte Jesus sich wieder den Jüngern am See von Tiberias. Er offenbarte sich aber so: (2) Simon Petrus und Thomas, genannt Zwilling, und Nathanael, der von Kana in Galiläa war, und die [Söhne] des Zebedäus und zwei andere von seinen Jüngern waren zusammen. Simon Petrus spricht zu ihnen: (3) Ich gehe hin fischen. Sie sprechen zu ihm: Auch wir gehen mit dir. Sie gingen hinaus und stiegen in das Boot; und in jener Nacht fingen sie nichts. (4) Als aber schon der frühe Morgen anbrach, stand Jesus am Ufer; doch wußten die Jünger nicht, daß es Jesus war. (5) Jesus spricht nun zu ihnen: Kinder, habt ihr wohl etwas zu essen ? Sie antworteten ihm: Nein. (6) Er aber sprach zu ihnen: Werft das Netz auf der rechten Seite des Bootes aus! Und ihr werdet finden. Da warfen sie es aus und konnten es vor der Menge der Fische nicht mehr ziehen. (7) Da sagt jener Jünger, den Jesus liebte, zu Petrus: Es ist der Herr! Simon Petrus nun, als er hörte, daß es der Herr sei, gürtete das Oberkleid um - denn er war nackt - und warf sich in den See. (8) Die anderen Jünger aber kamen in dem Boot - denn sie waren nicht weit vom Land, sondern etwa zweihundert Ellen - und zogen das Netz mit den Fischen nach. (9) Als sie nun ans Land ausstiegen, sehen sie ein Kohlenfeuer liegen und Fisch daraufliegen und Brot. (10) Jesus spricht zu ihnen: Bringt her von den Fischen, die ihr jetzt gefangen habt! (11) Da ging Simon Petrus hinauf und zog das Netz voll großer Fische, hundertdreiundfünfzig, auf das Land; und obwohl es so viele waren, zerriß das Netz nicht. (12) Jesus spricht zu ihnen: Kommt her, frühstückt! Keiner aber von den Jüngern wagte ihn zu fragen: Wer bist du? Denn sie wußten, daß es der Herr war. (13) Jesus kommt und nimmt das Brot und gibt es ihnen und ebenso den Fisch. (14) Dies ist schon das dritte Mal, daß Jesus sich den Jüngern offenbarte, nachdem er aus den Toten auferweckt war.

Es wurde Abend

Es ist ein göttliches Grundgesetz der Neuschöpfung der gefallenen Erde aus der Finsternis zum Licht, dass es immer heißt: „Da ward es Abend, da ward es Morgen: ein neuer Tag.“ Schon 1Mo 1 beim Anfang der Neuschöpfung auf dem Naturgebiet finden wir dies ewige Neuschöpfungs-Gesetz. Auch dort ist es immer wieder Abend geworden, d.h. Finsternis-Mächte haben Oberhand gewonnen, aber jedesmal drangen durch die Nacht hindurch die Lichteskräfte neu sieghaft heraus: es ward Morgen, ein neuer Tag. Das gleiche Grundgesetz gilt für die gesamte Neuschöpfung. Drum heißt es auch, als der Heiland hinging in Tod und Grab, eben als der Verräter Ihn verriet: „Und es ward Nacht.“ Aber es ward auch wieder Morgen - der Herr brach hervor aus Tod und Grab -, es ward ein neuer Tag. Von diesem neuen Tag und seiner Eigenart und Ausgestaltung handelt nun unsere heutige Auferstehungsgeschichte in besonderer Weise. Gewiss ist die Erscheinung des Heilandes am Tiberias-See zunächst eine Stärkung des Glaubens der Jünger gewesen. „Es ist der Herr“. Er ist der Herr, Er ist wahrhaftig der ewige Jahwe-Jehova, der Bundesgott und der wahrhaftige Messias: das sollte durch diese Erscheinung neu befestigt und vertieft werden in den Herzen der Jünger.

Wenn der Heiland einige Zeit nicht mehr unter ihnen gewesen war, legte es sich doch wie ein düsterer Abend auf sie; sie fühlten sich vereinsamt und ihr Glaube wurde zagend. So finden wir ein solches Jüngerhäuflein bei Petrus versammelt. Den ganzen Tag mögen sie wohl von ihrem großen Lebensinhalt gesprochen haben und auch von dem: was nun, was nun? Ihre Stellung war ja menschlich betrachtet eine sehr schwere. Das Volk und die Obersten hatten den Herrn gekreuzigt; nun war Er wohl auferstanden, sie wussten es gewiss, aber er war nur ihnen erschienen. Was sollte nun werden? Würden die Obersten und das Volk ihnen, den armen Galiläern, Glauben schenken, wenn sie mit ihrer Botschaft vom Auferstandenen kamen? Und was war denn überhaupt ihre Aufgabe? Wer waren sie, wenn Er nicht mehr bei ihnen war? Und nun war er schon einige Tage nicht mehr erschienen! Unter solchen Gesprächen wurde es Abend; und Abend war es auch in ihren Herzen.

Ich will fischen gehen

Der tatkräftige Petrus brauchte Luft, er brauchte Bestätigung - ihn drückte und beengte es. Hinaus will er auf den See; in der Arbeit will er Ablenkung suchen. „Ich will hin fischen gehen“. Und die anderen halten den Vorschlag für das beste: „So wollen wir mit dir gehen.“ Aber siehe, in derselben Nacht fingen sie nichts. Noch trüber wurde es in ihrem Innern. Wenn ihnen selbst der äußere Segen mangelte, dann war ihr Stand ein höchst trübseliger. Aber siehe - Einer wusste um die Nacht der Jünger Herzen; einer sah voll Liebe die abendlichen Schatten und die düsteren Fragen. Er ließ sie aber durch den erfolglosen Fang vollends zusammenbrechen, um dann umso herrlicher den neuen Tag am jungen Morgen heraufzuführen. Am Morgen stand Jesus am Ufer. Sie kennen ihn nicht. Ein Mann, wie sie deucht, heischt zu essen von ihnen. Aber wir haben nichts; sie sind ärmer denn arm: arm sein ist, für sich nichts zu haben; ärmer sein ist, für andere nichts zu haben, wenn man gebeten wird. Da ertönt göttlich befehlsmäßig das Wort: Werfet aus zur Rechten des Schiffs, so werdet ihr fangen. Und sie fingen. Noch sind sie wie blöde von dem inneren Nacht-Druck. Aber da wachte der Schauer untern ihnen, Johannes auf. Hatten sie nicht ganz dasselbe schon einmal erlebt? Freilich!

Es ist der Herr!

„Es ist der Herr!“ Und nun wird’s Tag. Petrus kann sich nicht mehr halten, er schwimmt Ihm entgegen; die anderen kommen nach, das Netz ziehend. Ihr Herr, Er Ist’s! Sie schauen das Wunder des Feuers am Ufer, der Fische im Feuer und des dabei liegenden Brotes. Er ist’s. Er nimmt Fisch und gibt ihnen; Er nimmt Brot und teilt’s ihnen - so kannten sie Ihn. Das war nicht das erste Mal, dass Er also tat; sie wussten’s immer klarer, immer heller: „Er ist’s!“ Tag wurde es in ihren Herzen. Der Herr war bei ihnen, alle Nacht war gewichen. Seine Gegenwart verbürgte alle Zukunft - es war Tag in ihnen. Sie fragten gar nichts; es war ihnen genug: Er war’s. Und die Abend- und Nacht-Frage ihres Herzens: Wie soll’s auch werden, löste Er ihnen Schritt für Schritt schon gleich in den Reden, welche auf diese Erscheinung folgten, und späterhin noch mehr. So muss den Gerechten das Licht immer wieder aufgehen und Freude den frommen Herzen (Ps 97). Merke aber das große göttliche Lebensgesetz: „Den Frommen geht das Licht auf in der Finsternis von dem Gnädigen, Barmherzigen und Gerechten“. (Ps 112). Merke das große göttliche Lebensgesetz: da ward es Abend, da ward es Morgen, ein neuer Tag.

Fürchte nicht das Abend-Werden und erschrick nicht vor dem Grauen der Nacht! Es ist der Weg zum neuen Tag - also offenbart Sich der Herr. Sieh, darum fängt unsre Geschichte mit den Worten an: „Er offenbarte Sich aber also!“ So und nicht anders siegt die Lichtsgemeine über alle Finsternis: sie erlebt die Finsternis immer tiefer, und in ihr geht ihr dann immer mächtiger auf - das Licht des Lebens. Darum ist auch das letzte Erlebnis der Gemeine im ganzen in diesem Äon die Nachtzeit des Antichristen, welche für die Kinder dieser Welt eine ihrer Scheinlichtzeiten sein wird; aber mitten in dieser letzten großen Nacht und Leidenszeit erscheint dann der Herr am Ufer und holt die Seinen. Da wird es Abend, da wird es Morgen - ein neuer Tag.

Aber nicht nur p e r s ö n l i c h für die Jünger offenbarte Sich der Herr am Tiberias-See - diese Auferstehungs-Offenbarung hat auch reichsgeschichtliche Bedeutung. Wir haben gesehen, im Herzen der Jünger haben sie viele Abend-Fragen, d. h. Fragen, über die sie nicht Licht hatten, bewegt. Was sollte mit dem jüdischen Volk werden, welches Seinen Herrn gekreuzigt hatte? Was sollte mit ihnen, den Jüngern werden, die mitten im feindlichen Volk an Ihn glauben? Wie sollte das Reich Gottes jetzt weitergehen? Was sollte aus den großen Nationenreichen werden, welche doch im Glanze von Zion wandeln und selig sein sollten? Ging alles in Nacht unter? Das konnte nicht sein, der Herr war ja auferstanden. Aber wie sollte das Licht ausbrechen und wann? Nebelschwaden umzogen ihren kaum neu erwachten Glauben, so wie die Abendnebel auf den Wassern des Tiberias-Sees wogten. Da gab ihnen der Herr nun Licht in dieser Erscheinung, aber prophetisches Licht.

Prophetisches Licht

Das prophetische Licht hat die Eigenart, dass die ersten und nächsten, denen es geoffenbart wird, es noch in der Hülle haben, und dass sich erst nach und nach in der Erfüllung selbst die Schleier lüften. So haben die Jünger gewiss nicht alles verstanden, wie wir es jetzt verstehen; ja nicht einmal alles, was ein Johannes verstand, als er vom Geist getrieben, in seinem Evangelium diese Geschichte uns überlieferte. Es ist ja wieder sehr bezeichnend, dass n u r Johannes in seinem Evangelium diese Offenbarung des Herrn hat. Er ist eben, wie wir schon oft sagten, der Evangelist der Gemeine. Er ist ja, wie es gleich in den auf unseren Text folgenden Versen unseres Kapitels heißt, der w e l c h e r bleiben s o l l t e, bis der H e r r k a m. Er hat die Zerstörung Jerusalems und die Verwerfung des jüdischen Volkes erlebt; er hat die Anfänge der Gemeine aus Juden und Heiden miterlebt. Er h a t den n e u e n T a g des Herrn, nämlich S e i n K o m m e n in der G e m e i n e gesehen. Ihm sind darum alle d i e Worte des Herrn, welche Er vom neuen Tag der Gemeine redete, ganz besonders groß und wichtig geworden; und er hat darum sein Evangelium durch des Geistes Trieb als Evangelium für die Gemeine geschrieben.

Darum hat nun Johannes in seinem Evangelium auch auch diejenigen Erscheinungen des Herrn aufgezeichnet, welche besonders auf die Gemeine gehen. Und da ist es nun wieder ganz besonders die vorliegenden Offenbarung des Erstandenen, welche den n e u e n T a g als T a g der G e m e i n e offenbart. S i e b e n Jünger finden wir bei Petrus versammelt. Das ist schon sehr bedeutungsvoll. Das ist kein Zufall; es gibt im Reich des Herrn keinen Zufall. Der Teufel mag seine Leute durch Zufälle necken; bei unserem Herrn gibt’s nur ein: „es begab sich aber“. Das ist führungsmäßig, dass bei dieser Offenbarung des Herrn gerade sieben Apostel beisammen waren. Wenn es nicht eine wirkliche Bedeutung hätte, dann hätte der Geist die Sieben gewiss nicht sonderlich aufgezählt; denn an sich wäre ja die Zahl nicht so wesentlich für uns. Nun aber ist sie eben wesentlich.

Die Nacht des Siebener-Volkes

Die Offenbarung des Herrn betrifft zunächst das Siebener-Volk, dessen ganzes Leben in die Sieben hineingefasst war, ist und bleibt. Das jüdische Volk ist dies Siebener-Volk. Und das ist nun die Offenbarung unserer Auferstehungungsgeschichte, dass auf dieses Siebener-Volk sich zunächst ein Abend mit düsteren Schatten, und eine Nacht ohne Arbeitsfrucht herabsenkt. Das jüdische Volk ist um seines Unglaubens willen zum unfruchtbaren Volk unter den Völkern gemacht. Es durchlebt, bis Jesus an seinem Ufer erscheint, eine fruchtlose Nachtzeit. Es darf nichts Positives unter den Nationen schaffen; es darf ihnen, obwohl es so hochbegabt ist, nichts sein. Immer müssen seine Kräfte Zersetzung wirken, denn es steht unter dem Fluch. Armes, tief armes Volk! Nicht zu hassen bist du; Erbarmen heischest du! Und ganz besonders in seinem Hauptberuf, nämlich Träger des Gottesreiches an die Nationen zu sein, darf es in dieser Nacht nichts fangen. Zum Judentum gibt’s keine nennenswerten Übertritte, es ist für die Umwelt religiös unfruchtbar. Das ist die Nacht des Siebener-Volkes - es fängt jetzt nichts. Und es wird auch a l s V o l k nicht gefangen. Das apostolische Netz, in den Tiberias-See geworfen, bleibt leer. Ds Volk als Ganzes wirft seine Apostel und seine großen Glaubenserstlinge hinaus. Eine fürchterliche, öde Nacht.

Der neue Tag bricht an

Der Heiland steht am Ufer und fragt die Siebener-Schar „Kindlein, habt ihr nichts zu essen?“ Der Herr ist auch für Israel gestorben und auferstanden; der Herr sucht Frucht. Er will Seinen Heilandshunger stillen an Seinem erwählten Volke, aber es wächst Ihm nichts zu. Über Salem scheint Sein Licht; aber Salem will Ihn nicht. Was aber nun? Wenn das Siebener-Volk versagt, wenn die Erwählten Ihn verwerfen, wenn dadurch auch den Nationen der Eingang verriegelt ist - was dann? An was kann der Heiland Seinen Hunger stillen? An zweierlei, sagt deutlich unsere Offenbarung. Und das ist nun die Offenbarung des neuen Tages, der heraufkommt. Am Morgen steht Jesus am Ufer - ein neuer Tag bricht an. Was ist der Inhalt dieses Tages. Auf Befehl des Herrn werfen sie doch das Netz noch einmal in den Tiberias-See, ins jüdische Meer. Und siehe, sie tun einen großen Fang. Aber es ist nur eine Auswahl aus dem Gesamt-Fischreichtum des Sees. Es sind 153 große Fische. Und das Schifflein, welches zum Frischfang trug, und das gefüllte Netz, welches nachgezogen wird; sie fahren unter e i n e r Parole, und die heißt: „Es ist der Herr.“ 153 große Fische unter Führung der Apostel, voran des Johannes und Petrus, dem Herrn zu Füßen gelegt, was heißt das?

Warum wird uns überhaupt die Zahl der Fische genannt? Kommt’s darauf an? Wen interessiert das heute nach soviel Jahren? Es ist eine prophetische Zahl. Sie besteht aus zwei Teilen, aus 144 und 9. 144 ist 12x12: das ist eine Fülle aus dem Judenvolk; und 9 dazu, das ist 3x3: der erfüllte Gott. Beides zusammengezählt bedeutet eine erwählte Fülle aus dem jüdischen Volke, gefüllt und erfüllt mit Christo in Gott. Das ist die neue Zeit. Das jüdische Volk als solches geht seinen Gerichtsweg unter den Heiden, aber eine Vollzahl aus demselben nimmt in dieser Zeit der Nacht des Gesamtvolkes, Christum den Gekreuzigten und Erstandenen, an. Und diese Fülle des jüdischen Volkes, dieser gerettete Teil am neuen Tage, der ist das Unterpfand, dass auch noch der ganze Teil heilig wird. Und diese Fülle des jüdischen Volkes, aus allen Teilen desselben gesammelt, ist e i n e e i n h e i t l i c h e, in Christo verbundene; hier reißt das Netz nicht.

Aber das ist nicht der ganze Inhalt des neuen Tages. Als die Jünger aus dem Schiffe austreten, sehen sie etwas Wunderbares. Der Herr hat schon eine Speise, ehe sie Ihm ihre Fische bringen. Am Ufer ist ein Feuer, drauf sind Fische, dabei liegt Brot. Wo hat der Herr diese Speise her, warum hat Er nicht gewartet, bis die Jünger Ihm ihren Fang zubrachten? Wer erinnert sich hier nicht an das Wort des Herrn: „Ich habe noch andere Schafe, die sind nicht aus diesem Stalle, dieselben muss Ich auch herzubringen!“ Ehe der Anbruch aus Israel sich frei einfügt in die Gemeine, was doch erst nach der Zerstörung Jerusalems sich voll und ganz vollzog, waren schon große Scharen aus den Heiden gewonnen, dem Herrn zu einem süßen Geruch. Die Speise am Land hatte der Herr Sich frei geschaffen ohne Zutun der Sieben aus dem Schifflein.

Der Tag der Gemeine

Nachdem die Apostel die Gewinnung des jüdischen Volkes, von Jerusalem ausgehend, nach dem Befehl des Herrn begonnen hatten (Apg 1), nachdem aber diese Gewinnung durch den Unglauben der Juden abgebrochen war, und darum auch die Gewinnung der Weltvölker nicht durchgeführt werden konnte, hatten sich die Zwölf nur noch der Gewinnung der Erstlinge aus den Juden zugewendet (siehe Gal 2:7ff) und hatten des Apostels Paulus Berufung, die Erstlinge aus den Nationen herauszurufen, anerkannt (ebenfalls Gal 2). So wurden die ersten Erstlinge aus den Nationen ohne Petrus und Johannes und die anderen Jünger herausgerufen. Als Petrus und Johannes ihren Erstlings-Fischzug bringen, liegen sie schon da. Und nun befiehlt der Herr, von ihren Fischen zu den schon daliegenden hinzuzutun. Die Einheit der Gemeine aus gläubigen Juden und gläubigen Heiden ist hier prophetisch dargestellt. Ist die Gemeine gesammelt und vereinigt, dann kommt das Mahl. Der Herr und die Apostel essen. Der Herr hat Seine Speise, und die Gläubigen haben ihre Speise, das heißt ihren allerhöchsten Lebensgenuss in der vollendeten Gemeine. Das ist die Zeit des großen Abendmahls, wenn der Tag der Sammlung der Gemeine abgelaufen ist, und wenn sie vollendet bei ihrem Haupt, und ihr Haupt bei ihnen ist.

Diesen neuen Tag der Sammlung der Gemeine aus Juden und Nationen stellt der Herr in dieser Erscheinung prophetisch dar. Dahinein uns durch das Wort des Evangeliums versammeln und vollenden zu lassen, ist das Werk Christi, das Gläubige an sich tun lassen in diesem Äon. Eine klare Bestätigung, dass dies der prophetische Sinn der Erscheinung Christi am Tiberias-See ist, haben wir noch in der anschließenden Einsetzung des Petrus. „Weide meine s t a r k e n L e i t b ö c k e!“ und wiederum: „Weide Meine Schlachtschafe!“ sagt der Heiland zu Petrus. Von Lämmern steht im Griechischen nichts. Die starken Leitböcke, als die Zeugungsträger, die Söhne Gottes, wie die Schrift sonst sagt, welche durch Leiden und Sterben als Schlachtschafe ihren Weg gehen, welche ihr Leben zum Opfer setzen - die soll Petrus weiden. Er war selbst ein solcher, gleichwie auch Paulus. Das ist aber wieder eine rechte Charakteristik der Eigentumsgemeine.

So stehen wir am Ufer des Sees Tiberias vor der Offenbarung des neuen Tages, des Tages der Gemeine, welcher läuft, bis Jesus wieder am Ufer steht. Und während dieses Tages liegt ü b e r m J u d e n v o l k als ganzem, und über den N a t i o n e n als ganzen, die N a c h t, die sich immer mehr auswirkt, die aber ebenfalls wieder einem neuen Tag zustrebt, welcher erscheinen wird nach der Nacht des Antichrists, wenn der Herr mit Seinen vollendeten Tagesindern erscheint. Ihr aber, ihr Gläubigen des jetzigen Tages, lasset uns wandeln als Kinder des Lichts am Tage! „Und weil wir solches wissen, nämlich die Zeit, dass die Stunde da ist, aufzustehen vom Schlaf (sintemal unser Heil jetzt näher ist, denn da wir gläubig wurden; die Nacht ist vorgerückt, der Tag aber nahe herbeigekommen): so lasset uns ablegen die Werke der Finsternis und anziehen die Waffen des Lichts.“ (Röm 13:11ff.)

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87. Einführung in die neue Linie des Rates Gottes Joh 21:1-14