Der Mensch und seine Beziehungen: Unterschied zwischen den Versionen

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(David und Jonatan - eine tiefe geistliche Beziehung)
(Die Beziehung zur Familie)
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== Die Beziehung zur Familie ==
 
== Die Beziehung zur Familie ==
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Die Familie ist praktisch bei allen ein ganz "heisses Thema". Es gibt wohl kaum eine Familie, wo es nicht ganz grosse Spannungen gibt und dort wo keine ersichtlich sind, liegen sie meist tief in den Seelen der einzelnen verborgen. Jede Familie ist von Gott gesetzt und jedes innerfamiliäre Problem ist ein Lernpunkt, und zwar für alle Betroffenen. Auch wenn ein familiäres Problem nicht auf unser Verschulden zurückzuführen ist, so löst es doch auch in uns einen Lernprozess aus, der nicht unwichtig ist. <br />
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Ich unterscheide zwei familiäre Bereiche:
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# Der engere Familienkreis (Verwandte im gleichen Wohnbereich)
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# Der weitere Familienkreis (Verwandte ausserhalb des gleichen Wohnbereiches)
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Diese Unterscheidung ist wichtig, vor allem, wenn wir mit Bibelstellen konfrontiert werden wie:
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* [[1Tim 3:2]]-5 - Der Aufseher nun muß untadelig sein, Mann einer Frau, nüchtern, besonnen, sittsam, gastfrei, lehrfähig,  3 kein Trinker, kein Schläger, sondern milde, nicht streitsüchtig, nicht geldliebend,  4 der '''dem eigenen Haus''' gut vorsteht und die Kinder mit aller Ehrbarkeit in Unterordnung hält  5 - wenn aber jemand dem eigenen Haus nicht vorzustehen weiß, wie wird er für die Gemeinde Gottes sorgen? -
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== Die Beziehung zum Mitmensch ==
 
== Die Beziehung zum Mitmensch ==
 
== Die Beziehung zu Geisteswesen ==
 
== Die Beziehung zu Geisteswesen ==
 
== Die Beziehung zur Schöpfung ==
 
== Die Beziehung zur Schöpfung ==

Version vom 28. Juli 2010, 14:28 Uhr

IN BEARBEITUNG !

Die Beziehungen

Allgemeine Gedanken

Unter dem Wort "Beziehung" verstehen wir den Bezug zwischen zweier Wesen oder zwischen einem Wesen und einer Sache. In der Bibel finden wir den Begriff "Beziehung" kaum. Das liegt aber nicht daran, dass das Wort Gottes nichts über Beziehungen zu sagen hätte, sondern daran, dass die Bibel andere Worte dazu gebraucht. Wenn ein Mensch mit Gott redet, indem er betet, dann pflegt seine Beziehung zu Gott. Wenn Christen miteinander Gemeinschaft haben, dann vertiefen sie ihre Beziehung zueinander. Wenn jemand gerne mit seinem Hund zusammen ist, dann geniesst er seine Beziehung zum Hund.
Letztlich hat jedes Gespräch, das wir in der Bibel finden, auch etwas mit einer Beziehung zu tun. Jede Auseinandersetzung, jedes Wort, aber auch sehr viele Handlungen, haben immer irgendeine Auswirkung auf eine oder mehrere Beziehungen. Wer z. B. Liebe übt, baut längerfristig eine positive Beziehung auf.
Der Mensch wurde für die Gemeinschaft geschaffen und wenn er dann auch noch von Neuem geboren wird, dann darf er zu seinem Schöpfer eine "Sohn-Vater-Beziehung" haben. Unsere eigentliche Bestimmung ist es, mit Gott in diese Sohn-Vater-Beziehung hineinzuwachsen. Wer vollständig in diese Beziehung hineingewachsen ist, lebt auch in der vollkommenen Liebesbeziehung. Diese Beziehung ist dann die einzig richtige Grundlage, für jede andere bleibende Beziehung, die wir sonst noch aufbauen dürfen.
Jeder von uns, steht in ganz verschiedenen Beziehungen. Die Beziehungen könnte man in 3 Gruppen einteilen:

  1. Postitive Beziehungen.
  2. Neutrale (keine) Beziehungen.
  3. Negative Beziehungen.

Zu welcher Gruppe eine Beziehung gehört, hängt ganz stark davon ab, welche Erfahrungen wir innerhalb einer Beziehung gemacht haben. Wer in einer Beziehung vorwiegend freudige Erfahrungen gemacht hat, wird diese Beziehung mit grosser Wahrscheinlichkeit als "positiv" einstufen. Es sind aber nicht nur freudige Erfahrungen, die dabei eine Rolle spielen, sondern - und das ist noch viel entscheidender - von welchem Geist zwei Wesen bestimmt oder geprägt sind. Wer den Geist Jesu Christi hat, wird auch immer mehr von diesem Geist geprägt. Jener Mensch wird vom Geist dieser Welt nicht verstanden. Daher erklärt uns die Bibel auch:

  • Joh 14:17 - den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht sieht noch ihn kennt. Ihr kennt ihn, denn er bleibt bei euch und wird in euch sein.

Die unterschiedlichen Geistesprägungen haben natürlich auch ganz entscheidende Auswirkungen auf jede Beziehung.

  • 1Kor 1:18-20 - Denn das Wort vom Kreuz ist denen, die verlorengehen, Torheit; uns aber, die wir errettet werden, ist es Gottes Kraft. 19 Denn es steht geschrieben: «Ich werde die Weisheit der Weisen vernichten, und den Verstand der Verständigen werde ich verwerfen.» 20 Wo ist ein Weiser? Wo ein Schriftgelehrter? Wo ein Wortstreiter dieses Zeitalters? Hat nicht Gott die Weisheit der Welt zur Torheit gemacht?

Wenn wir also über Beziehungen nachdenken, dann dürfen wir die Geistesprägungen auch nicht ausser Acht lassen. Auf der einen Seite sollte es uns ein Anliegen sein, soviel es an uns liegt, mit allen Menschen eine positive Beziehung zu haben (Röm 12:18), aber auf der anderen Seite können wir nicht erwarten, von den Ungläubigen wirklich verstanden verstanden zu werden (1Kor 2:14).

Die Bedeutung von Beziehungen

Eine positive Beziehung hängt auch untrennbar mit Gemeinschaft zusammen! In der Regel ist es so; je höher die Qualität der Gemeinschaft ist, desto besser ist auch die Beziehung! Eine gute Gemeinschaft bedingt aber nicht zwingend auch ein ständiges Zusammensein. Wie fast überall ist hier nicht die Quantität das Entscheidende, sondern die Qualität.
Beziehungen sind in jeder Hinsicht wichtig! Eine der grundlegenden Bestimmung des Menschen ist, dass er für die Gemeinschaft geschaffen wurde. Der Mensch wurde für die Gemeinschaft mit Gott geschaffen. Die Frau wurde für die Gemeinschaft mit dem Mann geschaffen.
Gemeinschaft und von der Liebe geprägte Beziehungen sind also auch grundliegende Anliegen unseres Gottes. Dass die Beziehungen das A und das O sind, hat die Welt längst erkannt. Ob das nun in der Politik, in der Wirtschaft, in der Berufswelt oder im privaten Umfeld ist; vieles läuft über gute Beziehungen. Leider werden die Beziehungen vielfach nur deshalb gepflegt, weil man sich daraus eigene Vorteile verspricht. Es geht also meist um das Ich, statt um das Du! Der natürliche Mensch pflegt seine Beziehungen in der Regel nur deshalb, weil er sich dadurch Vorteile verspricht. So funktioniert die menschliche Gesellschaft mehr oder weniger. Jesus drückt dies mit anderen Worten aus, wenn er sagt:

  • Mt 5:46-47 - Denn wenn ihr liebt, die euch lieben, welchen Lohn habt ihr? Tun nicht auch die Zöllner dasselbe? 47 Und wenn ihr allein eure Brüder grüßt, was tut ihr Besonderes? Tun nicht auch die von den Nationen dasselbe?

Vieles, was wir Menschen tun, tun wir deshalb, um unsere Beziehungen zu verbessern und unsere Beziehungen verbessern wir oft deshalb, weil wir uns daraus Vorteile für uns selbst erhoffen. Auch die Pharisäer erhofften sich Solches:

  • Mt 6:2-4 - Wenn du nun Almosen gibst, sollst du nicht vor dir her posaunen lassen, wie die Heuchler tun in den Synagogen und auf den Gassen, damit sie von den Menschen geehrt werden. Wahrlich, ich sage euch, sie haben ihren Lohn dahin. 3 Wenn du aber Almosen gibst, so soll deine Linke nicht wissen, was deine Rechte tut; 4 damit dein Almosen im Verborgenen sei, und dein Vater, der im Verborgenen sieht, wird dir vergelten.

Wie die Welt, so müssen auch wir sagen, dass die Beziehungen etwas sehr wichtiges sind, aber im Gegensatz zu der Welt, sollten gute Beziehungen nicht aus selbstsüchtigen Motiven heraus gepflegt werden, sondern aus der Liebe heraus. Wer aus egosistischen Motiven seine Beziehungen pflegt, braucht die Menschen nur als Mittel zum Zweck.
Wenn für uns die Beziehungen dazu da sind, die eigene Stellung zu optimieren, dann haben wir noch eine falsche Einstellung zu den Beziehungen. Es ist eine ganz grosse Herausforderung, einerseits, zu den Menschen eine positive Beziehung aufzubauen und andererseits nicht als Menschengefällige zu leben (Eph 6:6). Es geht bei den Beziehungen also nicht darum, dass wir vor Menschen gut dastehen, sondern darum, dass unser Gegenüber aufgebaut wird! Beziehungen sind fundamental wichtig, aber sie sollten gerade bei uns Christen nicht aus dem Motiv des Selbstzweckes gepflegt werden. Der wohl einzige Selbstzweck der in der Beziehung auferbauend sein dürfte, ist der: "Was kann ich von meinem Bruder in Bezug auf mein geistliches Wachstum lernen? Wo ist mir die Schwester ein geistliches Vorbild? usw?" Für einen Christen sollten die Beziehungen nicht dazu verwendet werden, einen materiellen Vorteil zu erzielen oder die eigene Ehre zu vergrössern, sondern um eine geistliche Auferbauung zu erzielen. Das kann in vielen Fällen auch bedeuten, dass wir andere materiell unterstützen, ohne dass wir etwas von ihnen erwarten.

Was mit den Beziehungen zusammenhängt?

Auch wenn das Wort "Beziehung" in den deutschen Übersetzungen kaum zu finden ist, so wird man bei näherer Betrachtung doch erkennen, dass die Beziehungen mit ganz vielen Dingen unseres Lebens zusammenhängen! Letztlich hat jeder Gedanke, der gepflegt wird, d. h. immer wieder gedacht wird, einen nicht geringen Einfluss, auf eine oder mehrere Beziehungen. Wie wir alle wissen: Aus Gedanken entstehen Worte oder Handlungen und diese beeinflussen die Beziehungen.
Jede Begebenheit, die wir in der Bibel finden, hat auch irgend einen Einfluss auf eine oder mehrere Beziehungen. Deshalb ist es auch hochinteressant die Geschichten der Bibel aus Sicht der Beziehungen näher anzuschauen und sich z. B. auch folgende Fragen zu stellen:

- Wie hat sich eine Begebenheit auf die Beziehung ausgewirkt?
- Welches Denken oder welche Worte wirken sich positiv oder negativ auf eine Beziehung aus und warum?
- Was waren die Motive, um eine Beziehung entstehen zu lassen und mit welchen Mitteln hat man eine Beziehung hergestellt?

Es gibt wohl kaum eine Begebenheit, die nicht auch auf eine Beziehung eine Auswirkung hätte. Deshalb hängen die meisten Dinge, die gedacht, gesprochen oder getan werden, mit einer oder mehreren Beziehungen zusammen. Praktisch alle Begebenheiten der Bibel, machen uns gewisse Aspekte einer Beziehung deutlich. Die Bibel zeigt uns, was die Beziehung zu Gott fördert und was sie hemmt oder sogar abbricht. Sie macht uns auch deutlich, welches Verhalten nur eine vorübergehende Beziehung erzeugt und welche Gesinnung eine dauernde Beziehung entstehen lässt. Für mich ist es eine ganz neue Herausforderung, die Begebenheiten der Bibel, vom Aspekt der Beziehung her zu beleuchten.
Die Beziehung zu Gott kann z. B. nicht von der Beziehung zu den Mitmenschen getrennt werden. Zwei Stellen darf dazu zitieren:

  • Mt 5:23-24 - Wenn du nun deine Gabe darbringst zu dem Altar und dich dort erinnerst, daß dein Bruder etwas gegen dich hat, 24 so laß deine Gabe dort vor dem Altar und geh vorher hin, versöhne dich mit deinem Bruder; und dann komm und bring deine Gabe dar!

Und Johannes erklärt:

  • 1Jo 4:20-21 - Wenn jemand sagt: Ich liebe Gott, und haßt seinen Bruder, ist er ein Lügner. Denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er gesehen hat, kann nicht Gott lieben, den er nicht gesehen hat. 21 Und dieses Gebot haben wir von ihm, daß, wer Gott liebt, auch seinen Bruder lieben soll.

Keiner kann eine wirklich gute Beziehung zu Gott haben, wenn er gleichzeitig seinen Bruder hasst oder wenn er seinen Mitmenschen verachtet.

  • ELB Spr 17:5 - Wer den Armen verspottet (o. verhöhnt), verhöhnt (o. schmäht) den, der ihn gemacht hat; wer sich über Unglück freut, bleibt nicht ungestraft.

Wer über arme Menschen spottet oder verhöhnt, verhöhnt den Schöpfer. Menschen, die Geringschätzung im Herzen tragen, haben keine oder eine getrübte Beziehung zu Gott. Viele Christen leiden unter geistlichem Hochmut, weil sie sich als bessere Christen sehen, sind aber gleichzeitig erstaunt darüber, dass ihre Beziehung zu Gott nicht so positiv ist, wie sie sich das wünschen. Dann ist das Gebet eine Pflichtübung und kein Vorrecht mehr. Bei diesen Menschen sieht man kaum mehr Geistesfrucht! Das Einzige, was sie vorweisen können, ist ein grosses Bibelwissen! Ihr Bibelwissen mag einen beträchtlichen Umfang aufweisen, aber das Wissen hat sich nicht mit dem Glauben und mit der Treue verbunden. Es kam zu keiner Verbindung zwischen dem Bibelwissen und dem eigenen Leben.

Eine seltsame Geschichte und ganz unterschiedliche Beziehungen

Die Geschichte

Wir sehen, dass Vieles über die Beziehungen läuft und dass auch in der Bibel, die Beziehungen einen sehr grossen Stellenwert haben. Positive Beziehungen sind von einer liebevollen Zuneigung geprägt, und solche Kontakte sind auch für unsere geistliche Entwicklung ganz wichtig. Die Auswirkungen von Beziehungen, sind jeweils sehr unterschiedlich. Manchmal ist es sogar so, dass die Folgen einer Beziehung, die durch ungute Mittel hergestellt wurde, zuweilen erschütternd sind. So zeigt uns die Bibel z. B. auf, wie eine Beziehung, die durch eine Lüge hergestellt wurde, zum Tod führte. Die Bibel berichtet uns von einem Menschen, der wollte unbedingt eine Beziehung zu einem Mann herstellen und mit ihm Tischgemeinschaft haben. Die Motive dafür, kann man nur erahnen. Weil dies vorerst nicht zu klappen schien, gebrauchte er eine Lüge, damit die vermeintliche Gemeinschaft zustande kam. Als Folge davon, musste der belogene Mann sterben. Schauen wir uns die Geschichte näher an:

  • 1Kö 13:1-24 - Und siehe, ein Mann Gottes kam aus Juda auf das Wort des HERRN hin nach Bethel, als Jerobeam auf dem Altar stand, um Rauchopfer darzubringen. 2 Und er rief gegen den Altar auf das Wort des HERRN hin und sagte: Altar, Altar, so spricht der HERR: Siehe, ein Sohn wird dem Haus David geboren werden, sein Name ist Josia. Der wird auf dir die Höhenpriester schlachten, die auf dir räuchern; und Menschengebeine wird man auf dir verbrennen! 3 Und er gab an jenem Tag ein Wunderzeichen und sagte: Dies ist das Wunderzeichen dafür, daß der HERR geredet hat: Siehe, der Altar wird zerbersten, und die Fettasche, die darauf ist, wird verschüttet werden. 4 Und es geschah, als der König das Wort des Mannes Gottes hörte, das er gegen den Altar in Bethel ausgerufen hatte, da streckte Jerobeam vom Altar herab seine Hand aus und sagte: Packt ihn! Da verdorrte seine Hand, die er gegen ihn ausgestreckt hatte, und er konnte sie nicht wieder an sich ziehen. 5 Und der Altar zerbarst, und die Fettasche wurde vom Altar verschüttet nach dem Wunderzeichen, das der Mann Gottes auf das Wort des HERRN hin gegeben hatte. 6 Da hob der König an und sagte zu dem Mann Gottes: Besänftige doch das Angesicht des HERRN, deines Gottes, und bete für mich, daß ich meine Hand wieder an mich ziehen kann! Und der Mann Gottes besänftigte das Angesicht des HERRN, und die Hand des Königs wurde ihm wiedergegeben und wurde wie vorher. 7 Und der König redete zu dem Mann Gottes: Komm mit mir ins Haus und stärke dich, und ich will dir ein Geschenk geben! 8 Der Mann Gottes aber sagte zum König: Selbst wenn du mir die Hälfte deines Hauses gäbest, so würde ich nicht mit dir hineingehen. Ich werde an diesem Ort kein Brot essen und kein Wasser trinken. 9 Denn so ist es mir durch das Wort des HERRN befohlen worden: Du sollst kein Brot essen und kein Wasser trinken, und du sollst nicht auf dem Weg zurückkehren, den du hingegangen bist! 10 So ging er auf einem anderen Weg fort und kehrte nicht auf dem Weg zurück, auf dem er nach Bethel gekommen war. 11 Ein alter Prophet wohnte in Bethel; und seine Söhne kamen und erzählten ihm alles, was der Mann Gottes an dem Tag in Bethel getan hatte; die Worte, die er zum König geredet hatte, die erzählten sie ihrem Vater. 12 Da sagte ihr Vater zu ihnen: Welchen Weg ist er gegangen? Und seine Söhne zeigten ihm den Weg, den der Mann Gottes gegangen war, der aus Juda gekommen war. 13 Da sagte er zu seinen Söhnen: Sattelt mir den Esel! Und sie sattelten ihm den Esel, und er bestieg ihn. 14 Und er folgte dem Mann Gottes und fand ihn unter der Terebinthe sitzen. Und er sagte zu ihm: Bist du der Mann Gottes, der aus Juda gekommen ist? Und er sagte: Ich bin es. 15 Da sagte er zu ihm: Komm mit mir in mein Haus und iß Brot! 16 Er aber sagte: Ich kann nicht mit dir umkehren, um mit dir hineinzugehen, und an diesem Ort werde ich kein Brot essen und kein Wasser mit dir trinken. 17 Denn durch das Wort des HERRN ist ein Befehl an mich ergangen: Du sollst dort kein Brot essen und kein Wasser trinken! Du sollst nicht wieder auf dem Weg zurückgehen, auf dem du hingegangen bist! 18 Da sagte er zu ihm: Auch ich bin ein Prophet wie du, und ein Engel hat zu mir geredet durch das Wort des HERRN und gesagt: Bring ihn mit dir in dein Haus zurück, daß er Brot esse und Wasser trinke! Er belog ihn aber. 19 Da kehrte er mit ihm zurück und aß in seinem Haus Brot und trank Wasser. 20 Und es geschah, während sie noch zu Tisch saßen, da geschah das Wort des HERRN zu dem Propheten, der ihn zurückgebracht hatte. 21 Und er rief dem Mann Gottes, der aus Juda gekommen war, zu: So spricht der HERR: Dafür daß du gegen den Befehl des HERRN widerspenstig gewesen bist und das Gebot, das der HERR, dein Gott, dir geboten hat, nicht beachtet hast 22 und umgekehrt bist und Brot gegessen und Wasser getrunken hast an dem Ort, von dem er zu dir geredet hat: Iß kein Brot und trinke kein Wasser! - darum soll deine Leiche nicht in das Grab deiner Väter kommen! 23 Und es geschah, nachdem er Brot gegessen und nachdem er getrunken hatte, da sattelte man für ihn den Esel des Propheten, der ihn zurückgebracht hatte. 24 Und er zog fort. Da fand ihn ein Löwe auf dem Weg und tötete ihn. Und seine Leiche blieb hingestreckt auf dem Weg liegen, und der Esel stand daneben, und der Löwe stand neben der Leiche.

Der Ungehorsam des Gottesmannes und die Lüge des alten Propheten brachte den Mann Gottes zu Fall! Diese Geschichte ist vom Gesichtspunkt der Beziehungen in jeder Hinsicht hoch interessant.

Gott und Jerobeam

Ein Mann Gottes nahm mit dem König Jerobeam Kontakt auf, um ihm zu zeigen, dass er mit seinen Praktiken verwerflich gehandelt hat und dadurch seine Beziehung zu Gott abgebrochen hat, indem er zwei goldene Kälber machte und zum Volk Israel sagte:

  • 1Kö 12:28 - Es ist zu viel für euch, nach Jerusalem hinaufzugehen. Siehe da, Israel, deine Götter, die dich aus dem Land Ägypten heraufgeführt haben!

Doch warum hat das Jerobeam getan? War er auf die fremden Götter so versessen? Nein! Er fürchtete sich davor, dass das Volk zu Rehabeam zurückkehren würde, wenn sie jedes Jahr nach Jerusalem ziehen würden, um dort anzubeten. Er dachte, er müsse eine Alternative bieten, um seine Macht zu festigen. Die Sünde Jerobeams begann, wie so oft, im Unglauben, im mangelnden Vertrauen auf Gott. Jerobeam hat sich nicht gesagt: "Der Herr hat mir das Königtum über die 10 Stämme des Nordreiches gegeben und er wird es mir auch erhalten, wenn ich ihm diene und ihm auch vertraue!" Dadurch ist die Reihenfolge klar: "Zuerst der Unglaube, anschliessend die Suche nach einer eigenen Lösung und wenn man sie gefunden hat, dann zieht man sie durch!" Doch Gott gibt den Jerobeam nicht auf, er gibt ihm noch einmal die Möglichkeit zu erkennen, dass der Gott Israels durchaus die Macht hat, ihm zu helfen, indem er ihm einen Mann Gottes schickt, der ihm deutlich macht, dass er sich auf den Weg des Todes begeben hat. Durch das Erscheinen des Gottesmannes, bekam Jerobeam noch einmal die Chance, seine Beziehung zu Gott in Ordnung zu bringen. Der weitere Verlauf der Geschichte zeigt uns, dass dem Jerobeam die Wiederherstellung seiner Gesundheit wesentlich wichtiger war, als die Wiederherstellung seiner Beziehung zu Gott.
An dieser Stelle dürfen wir uns prüfen, ob uns eine intakte Gottesbeziehung wichtiger ist, als unsere Gesundheit, unser Erfolg, unser Wohlstand oder als unser Ansehen? Ist uns die Gottesbeziehung wichtiger als die Beziehung zu unseren Kindern? Abraham war sogar in der Lage, für seine Gottesbeziehung, seinen Sohn zu opfern!

Der Mann Gottes und Jerobeam

Der Mann Gottes trat mit Jerobeam in eine ganz kurze Beziehung, die aber keine Gemeinschaft beinhalten durfte. Es sollte nur einen kurzen Kontakt geben, um den König ins Nachdenken zu bringen. Er sollte die Möglichkeit zur Umkehr bekommen. Durch seinen verdorrten Arm wurde dem König bewusst, "nur der Mann Gottes kann mir hier helfen!" Er bekam die Hilfe. Gott begnadigte sich seiner, aber er fand es nicht nötig umzukehren. Er kehrte von seinem bösen Weg nicht um (1Kö 14:33). Nach der Wiederherstellung seines Armes, wollte sich Jerobeam bei dem "mächtigen" Mann Gottes erkenntlich zeigen, indem er ihn einladen und beschenken wollte. Er dachte: "Wenn ich mit dem Mann Gottes eine gute Beziehung habe, dann kann er mir auch in Zukunft helfen!" Man hat fast ein wenig den Eindruck, dass er im Mann Gottes, mehr einen Zauberer sah, den man sich nicht zum Feind machen sollte, als dass er ein Gesandter Gottes ist. Eigentlich hätte Jerobeam seine Beziehung zu Gott klären müssen und nicht die Beziehung zum Mann Gottes! Wie Jerobeam eine Beziehung pflegte, war auch ganz typisch für einen mächtigen Mann, der es gewohnt war, mit einflussreichen Leuten zu handeln. Die wichtigen Beziehungen müssen mit Bestechungsgeschenken "warm" gehalten werden. Der Mann Gottes, der über Wunderkräfte verfügte, musste bei Laune gehalten werden, indem man ihm ein gutes Essen auftischt und ihm ein Geschenk gibt (1Kö 13:7). Hätte sich Jerobeam mehr Gedanken über Gott und seine Propheten gemacht, dann hätte er gewusst, dass die Propheten und Männer Gottes nur deshalb Vollmacht von Gott haben, weil sie unter anderem nicht bestechlich waren. Von Gott Bevollmächtigte kann man nicht kaufen, so wie man die Liebe nicht kaufen kann. Wenn sich Pastoren und Prediger kaufen lassen, dann müssen wir ihren Auftrag und ihre göttliche Bevollmächtigung infrage stellen. Der König Jerobeam dachte, die Gottesmänner "funktionieren" genau gleich, wie alle anderen einflussreichen Leute. Aber ihm war es eigentlich egal, ob der Mann Gottes mit ihm isst oder nicht; Hauptsache sein Arm war wieder gesund und der Gott Israels hat sich besänftigen lassen. Vielleicht kannte Jerobeam sogar folgende Worte:

  • ELB 2Mo 34:6 - Und der HERR ging vor seinem Angesicht vorüber und rief: Jahwe, Jahwe, Gott, barmherzig und gnädig, langsam zum Zorn und reich an Gnade und Treue.

Wenn der Gott Israels langsam zum Zorn ist und wenn er gnädig ist, dann lässt er sich vmtl. auch weiterhin ganz einfach umstimmen. Warum sollte ich mein Leben ändern, warum sollte ich meine Höhenheiligtümer aufgeben. Die anderen Götter haben bestimmt auch mit dazu beigetragen, dass ich bis heute so erfolgreich war! Sowohl eine gute Beziehung zum Gott Israels, also auch zu den anderen Göttern ist doch wichtig! Ja, die richtigen Beziehungen entscheiden über Erfolg und Misserfolg und wir wissen heute, sie entscheiden sogar über Leben oder Tod! Wer eine Liebesbeziehung zum Gott der Liebe hat, der wird leben und wer eine Beziehung zum Fürsten dieser Welt pflegt, wird den Tod sehen! Jerobeam machte aus der Gnade Gottes eine billige Gnade, eine Gnade, die man nach Bedarf beanspruchen kann, ohne aus Liebe zu Gott zu leben. Er lebte weiter so, indem er den Gott Israels durch sein Verhalten verhöhnt hatte.
Aus dem Neuen Testament wissen wir, dass wir aus der Gnade leben dürfen und dass wir die Gnade jederzeit beanspruchen dürfen, aber nicht mit der inneren Haltung, dass wir bewusst sündigen können und Gott gegenüber ungehorsam werden können, weil wir ja für alles und jedes die Gnade Gottes beanspruchen können. Sowohl Paulus, als auch der Hebräerbrief warnt uns vor so einer gefährlichen Haltung:

  • Röm 6:1-2 - Was sollen wir nun sagen? Sollten wir in der Sünde verharren, damit die Gnade zunehme? 2 Das sei ferne! Wir, die wir der Sünde gestorben sind, wie werden wir noch in ihr leben?
  • Hebr 10:26-27 - Denn wenn wir mutwillig sündigen, nachdem wir die Erkenntnis der Wahrheit empfangen haben, bleibt kein Schlachtopfer für Sünden mehr übrig, 27 sondern ein furchtbares Erwarten des Gerichts und der Eifer eines Feuers, das die Widersacher verzehren wird.

Der Mann Gottes durfte auch deswegen mit Jerobeam keine Gemeinschaft haben, damit der König nicht auf den Gedanken kommen sollte: "Man muss sich mit den Propheten Gottes nur gut stellen, indem man sie beschenkt, damit man auch in Zukunft den Gott Israels besänftigen kann!" Die Beziehung vom Mann Gottes zum König sollte nur einen Warnhinweis und ein Reden Gottes beinhalten, jedoch keine Gemeinschaft!

Der alte Prophet und der Mann Gottes

Als Nächstes will ein alter Prophet mit dem Mann Gottes Kontakt aufnehmen. Über sein Motiv kann man nur spekulieren, aber aus den Begebenheiten kann man erahnen, weshalb dies geschah. Der alte Prophet wohnt in Bethel, also an dem Ort, wo der Mann Gottes aus Juda hingeschickt wurde. Die Söhne des alten Propheten erzählten ihrem Vater die spektakuläre Geschichte, die sich vor dem König abspielte. Vielleicht bewegten ihn folgende Gedanken: "Warum bekommt ausgerechnet ein auswärtiger Prophet von Gott den Auftrag, den König Jerobeam zurechtzuweisen? Warum nimmt Gott nicht mich, da ich doch vor Ort bin? Warum nicht ich, der ich doch reich an Erfahrung bin? Gebraucht Gott mich nicht mehr? Hat Gott mich auf die Seite gestellt? Ist Gott mit mir nicht mehr zufrieden?" Wir kennen die Gedanken des alten Propheten nicht, aber es ist anzunehmen, dass der spektakuläre Bericht aus dem Munde seiner Söhne, einiges in seiner Gefühlswelt durcheinander brachte. Wie dem auch sei; der alte Prophet wollte unbedingt den Mann Gottes treffen und sich mit ihm unterhalten. Er wollte mit ihm Gemeinschaft haben und mit ihm eine Beziehung aufbauen. Vielleicht versprach er sich durch diesen Kontakt, neue Impulse in Bezug auf seine Beziehung mit Gott? Vielleicht hat dieser Mann Gottes auch ein Wort Gottes für ihn? Der Kontakt mit dem Mann Gottes könnte vielleicht seine Situation - die er vermutlich nicht mehr aushalten konnte - grundlegend verändern? Es wäre auch möglich, dass er dem Mann Gottes zeigen wollte: "Ich bin dann auch noch jemand! Auch ich habe nocht Wert und Autorität!" Auch wenn wir seine Gedanken nicht genau erkennen können, so wird aus der Geschichte doch deutlich, dass der alte Prophet zu allen Mitteln griff, um diese Beziehung herstellen zu können. Er wollte sie unbedingt, auch wenn es bedeutete, den Mann Gottes anzulügen.
Als der Mann Gottes ihm mitteilte, dass er keine Gemeinschaft mit ihm haben durfte, da sah der alte Prophet nur noch die Möglichkeit, ihn mit vermeintlichen Worten Gottes, zu überzeugen:

  • 1Kö 13:18 - Auch ich bin ein Prophet wie du, und ein Engel hat zu mir geredet durch das Wort des HERRN und gesagt: Bring ihn mit dir in dein Haus zurück, daß er Brot esse und Wasser trinke!

Nach diesen Worten heisst es in der Bibel ganz einfach: "Er belog ihn aber!" Der Mann Gottes war vermutlich durstig und müde und nachdem er von einem "erfahrenen" Propheten vernommen hatte, dass jetzt ein Engel neue Anweisungen, vom Herrn, für ihn hatte, war ihm das willkommen.
Diese Lüge, die hier dazu benutzt wurde, um mit dem Mann Gottes in eine nähere Beziehung zu treten, führte zum Tod des Gottesmannes. Diese Begebenheit beinhaltet eine unheimliche Dramatik und Tragödie. Nach unserem Empfinden, hätte der Lügner bestraft werden sollen und nicht der Betrogene. Aber Gott hatte diesbezüglich andere Gedanken. Niemand sollte versuchen, mit einer Lüge, eine Beziehung aufbauen zu wollen.
Der Mann Gottes musste die Konsequenzen für seinen Ungehorsam tragen. Eine klare Anweisung Gottes sollte nie infrage gestellt werden! Gott spricht nicht doppelzünging, wie die Schlange! Wenn Gott eine klare Anweisung gegeben hat und sie auch noch durch die Vollmacht vor dem König bestätigt wurde, dann sollte man diese Anweisung nie anzweifeln. Gerade in Bezug auf das Evangelium spricht die Bibel Klartext, wenn sie sagt:

  • Gal 1:8 - Wenn aber auch wir oder ein Engel aus dem Himmel euch etwas als Evangelium entgegen dem verkündigten, was wir euch als Evangelium verkündigt haben: er sei verflucht!

Heute hören wir in den allerseltesten Fällen die akustische Stimme Gottes. Heute haben wir seine Worte und Anweisungen schriftlich! Diese Anweisungen sollten wir nicht infrage stellen. Es kann z. B. nicht sein, dass man sich als Verheirateter fragt, ob es Gottes Wille sein könnte, mit einer anderen Frau ein intimes Verhältnis aufzubauen. Hier kann ein Engel aus dem Himmel noch so deutlich eine andere Anweisung geben; sie ist nicht zu beachten und auch nicht in Erwägung zu ziehen.
Der Mann Gottes hätte wissen müssen, dass Gott seine Anweisungen nicht aufhebt! Das war sein grosser Fehler! Aber ganz ehrlich gesagt: "Ich habe grosses Verständnis für diesen Mann Gottes und ich bezweifle stark, ob ich es besser gemacht hätte, auch wenn ich jetzt weiss, was er falsch gemacht hat! Wenn ein alter und erfahrener Prophet sagen würde, ein Engel habe ihm die Anweisung gegeben, mich einzuladen und mich zu bewirten, währenddem ich durstig und müde bin; ich weiss nicht, wie ich mich verhalten hätte!"
Diese Geschichte zeigt uns auch, wie vorsichtig wir sein müssen, wenn Menschen im Namen Gottes auftreten und uns irgendwelche "Neuigkeiten" vermitteln wollen.
Die Beziehung des Gottesmannes zum alten Propheten wurde ihm zum Verhängnis und führte in den Tod.

Das weitere Geschehen

Obwohl sich der alte Prophet mit einer Lüge versündigte, wurde seine prophetische Gabe wieder neu erweckt. Plötzlich kann oder muss er wieder im Namen JHWH's sprechen und sagen:

  • 1Kö 13:21-22 - So spricht der HERR: Dafür daß du gegen den Befehl des HERRN widerspenstig gewesen bist und das Gebot, das der HERR, dein Gott, dir geboten hat, nicht beachtet hast 22 und umgekehrt bist und Brot gegessen und Wasser getrunken hast an dem Ort, von dem er zu dir geredet hat: Iß kein Brot und trinke kein Wasser! - darum soll deine Leiche nicht in das Grab deiner Väter kommen!

An dieser Stelle taucht unweigerlich die Frage auf: "Warum wird hier der getäuschte Mann Gottes bestraft, währenddem der alte Prophet seine prophetische Gabe wieder zurück erhält?" Was der Fehler des Gottesmannes war, haben wir gesehen, aber müsste nicht der alte Prophet für seine todbringende Lüge mit dem Tode bestraft werden? Gott hatte für ihn offensichtlich einen anderen Weg! Die Beziehung, die der alte Prophet mit dem Mann Gottes aufbauen wollte - aus was für Gründen auch immer - wird jetzt durch eine grausame Tragödie abgebrochen. Der alte Prophet muss dem Mann Gottes sein Ende prophezeien und es durfte ihm schmerzlich bewusst geworden sein: "Dieser Tod ereignete sich nicht zuletzt wegen seiner Sünde!" Mit diesem Bewusstsein musste der alte Prophet leben und dieses Bewusstsein dürfte Zeit seines Lebens schmerzlich gewesen sein! Dass er Schmerzen litt, zeigt nur schon seine Aussage während der Grablegung des Gottesmannes:

Der alte Prophet hat sich dann mit dem Mann Gottes solidarisiert, indem er Folgendes anordnete:

  • 1Kö 13:31-32 - Und es geschah, nachdem er ihn begraben hatte, sagte er zu seinen Söhnen: Wenn ich gestorben bin, dann begrabt mich in dem Grab, in dem der Mann Gottes begraben ist! Neben seine Gebeine legt meine Gebeine! 32 Denn das Wort wird ganz gewiß geschehen, das er auf das Wort des HERRN hin ausgerufen hat gegen den Altar, der in Bethel ist, und gegen alle Höhenheiligtümer, die in den Städten Samarias.

Der alte Prophet machte sich im Tod mit dem Mann Gottes eins. Er wurde mit ihm begraben. Doch bevor die Grablegung des Gottesmannes stattfand, und nachdem der Löwe ihn umbrachte, geschah Folgendes:

  • 1Kö 13:25-29 - Und siehe, da kamen Männer vorbei und sahen die Leiche auf dem Weg hingestreckt liegen und den Löwen neben der Leiche stehen. Und sie kamen und sagten es in der Stadt, in der der alte Prophet wohnte. 26 Als nun der Prophet, der ihn von dem Weg zurückgeführt hatte, das hörte, sagte er: Das ist der Mann Gottes, der gegen den Befehl des HERRN widerspenstig <04784> gewesen ist; darum hat der HERR ihn dem Löwen preisgegeben: der hat ihn zerrissen und getötet nach dem Wort des HERRN, das er zu ihm geredet hat. 27 Und er redete zu seinen Söhnen und sagte: Sattelt mir den Esel! Und sie sattelten ihn. 28 Und er ging hin und fand seine Leiche auf dem Weg hingestreckt liegen und den Esel und den Löwen neben der Leiche stehen; der Löwe hatte die Leiche nicht gefressen und den Esel nicht zerrissen. 29 Da hob der Prophet die Leiche des Mannes Gottes auf und legte ihn auf den Esel und brachte ihn zurück. Und er kam in die Stadt des alten Propheten, um ihm die Totenklage zu halten und ihn zu begraben.

Der alte Prophet musste an den Ort des Geschehens, er musste die ganze Tragödie anschauen und seinen "Kollegen" holen und ihn beerdigen. Er musste den Löwen sehen, er musste den zerschundenen Leib des Gottesmannes aufheben und ihn, in sein eigenes Grab tragen. Das waren die Konsequenzen, die der alte Prophet tragen musste! Diese ganzen Erfahrungen und das Bewusstsein, am Tod des Gottesmannes eine Mitschuld zu haben, war sein Los, das bestimmt nicht einfach war.

Eine mögliche Auslegung

Jesus erklärt:

  • Joh 5:39 - Ihr erforscht die Schriften, denn ihr meint, in ihnen ewiges Leben zu haben, und sie sind es, die von mir zeugen.

Auch in unserer Geschichte, können wir uns fragen, wo hier der Christus bezeugt wird? Eine Auslegung ist immer "eine" Sichtweise und sie muss immer auch mit einer notwendigen Vorsicht genossen werden. Eine Auslegung sollte auch immer durch das Gesamtzeugnis der Schrift abgedeckt sein. In einer Geschichte gibt es aber auch immer einzelne Aspekte, die in einer allegorischen Übertragung vmtl. keine Bedeutung haben, obwohl diese Aspekte in anderen Betrachtungsweisen durchaus eine Rolle spielen (z. B. in der praktisch erbaulichen Sichtweise). Beispiel:

Die Bibel sagt uns, dass Adam ein Bild des Zukünftigen ist (Röm 5:14). Als erster Mensch auf der Erde, ist er ein Bild auf den zweiten Menschen vom Himmel (1Kor 15:47). So wie Adam von Eva die Frucht vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen übernahm, so übernahm auch Christus die Sünde einer ganzen Welt (Joh 1:29). Aus dieser biblischen Auslegung kann man aber nicht den Schluss ziehen, dass Christus wie Adam, das Gebot Gottes übertreten hätte (Röm 5:14), denn Jesus war ohne Sünde (Hebr 4:15) und liess sich aber zur Sünde machen (2Kor 5:21). Jesus war seinem Vater immer Gehorsam (Phil 2:8). Adam hat also das Gebot Gottes übertreten, aber Christus hat das Gebot seines Vaters nicht übertreten. Adam ist ein Schattenbild auf Christus, aber nicht jede Handlung Adams können wir eins zu eins auf Christus übertragen.

So dürfte es auch schwierig sein, hier jedes Detail dieser Geschichte in richtiger Weise zu übertragen. Der Mann Gottes aus Juda, der nach Israel gesandt wird, um Gericht anzukünden und auszuführen, könnte ebenfalls ein Darsteller des Christus sein. Denn auch er verwendete sich vor Gott für den gestraften König, so dass Gott "sich besänftigen liess". Der alte Prophet könnte eine Darstellung auf die Schriftgelehrten in Israel sein, die einige Jahrhunderte vor dem Kommen des Messias, über keine prophetische Gabe mehr verfügten. Gott redete nicht durch den "alten Propheten" zu Israel. Die "Schriftgelehrten in Israel" belügten den Herrn und führten auch falsche Zeugen an (Mt 26:60). Im Gegensatz zum Mann Gottes in unserer Geschichte, wusste Jesus, was es für ihn bedeuten würde, wenn er sich mit diesen Schriftgelehrten einlässt. Jesus wollte auch eine Beziehung mit diesen Schriftgelehrten herstellen, wohl wissend, dass der Kontakt mit dem "alten Propheten" zu seinem Tod führen würde. Vor der Verurteilung Jesu, lesen wir die interessanten Worte:

  • Joh 11:49-51 - Einer aber von ihnen, Kaiphas, der jenes Jahr Hoherpriester war, sprach zu ihnen: Ihr wißt nichts 50 und überlegt auch nicht, daß es euch nützlich ist, daß ein Mensch für das Volk sterbe und nicht die ganze Nation umkomme. 51 Dies aber sagte er nicht aus sich selbst, sondern da er jenes Jahr Hoherpriester war, weissagte (w. prophezeite) er, daß Jesus für die Nation sterben sollte.

Plötzlich ist wieder eine prophetische Gabe vorhanden. Interessant ist auch, dass Nikodemus der Pharisäer, mithalf (Joh 19:39-40), den Leichnam Jesu vom Kreuz zu nehmen und dass Joseph von Arimathäa, ein reicher und angesehener Ratsherr (Mk 15:43), Jesus in sein eigenes Grab legte (Mt 27:60). Durch die Anweisung des alten Propheten an seine Söhne, ihn, nach seinem Tod, ebenfalls in das Grab des Gottesmannes zu legen, wurde ersichtlich, dass er sich mit dem Mann Gottes solidarisierte. Er wollte im Tod mit ihm "eins" sein. Auch die Schriftgelehrten in Israel werden einmal erkennen (einige haben es schon erkannt), dass sie mit Christus begraben sind und auch auferweckt werden, wie das auch Paulus, der ehemalige Pharisäer, bezeugen durfte:

  • Röm 6:4 - So sind wir nun mit ihm begraben worden durch die Taufe in den Tod, damit, wie Christus aus den Toten auferweckt worden ist durch die Herrlichkeit des Vaters, so auch wir in Neuheit des Lebens wandeln.

So wie der Mann Gottes sterben musste, damit der alte Prophet wieder die prophetische Gabe zurückerhält, so musste auch der Christus sterben (durch den brüllenden Löwen, Satan, der ihn dann auch zerrissen hat), damit die Schriftgelehrten in Israel wieder prophezeien konnten und damit sie erkennen konnten: "Wir müssen mit ihm begraben werden, damit wir auch mit ihm auferweckt werden und leben können!"

Die Beziehung zwischen Gott und Mensch

Wie ist die Beziehung von Gott zum Menschen?

Das Wort Gottes sagt uns, dass Gott eine Beziehung zu uns Menschen sucht und wir wissen, dass er sie auch genau geplant hat. Lange Zeit ist eine Menschheit von der Unwissenheit geprägt, sie versucht mit allen möglichen Mitteln den Gott oder "die Götter" ausfindig zu machen, um mit ihm oder mit ihnen, in Kontakt zu treten. Die Menschheit baut sich Götzenbilder und hofft so, eine Beziehung zu den unsichtbaren Wesen oder eben zu Gott herstellen zu können. Diesbezüglich sagt Paulus:

  • Apg 17:29-31 - Da wir nun Gottes Geschlecht sind, sollen wir nicht meinen, daß das Göttliche dem Gold und Silber oder Stein, einem Gebilde der Kunst und der Erfindung des Menschen, gleich sei. 30 Nachdem nun Gott die Zeiten der Unwissenheit übersehen hat, gebietet er jetzt den Menschen, daß sie alle überall Buße tun (w. mitdenken) sollen, 31 weil er einen Tag festgesetzt hat, an dem er den Erdkreis richten wird in Gerechtigkeit durch einen Mann, den er dazu bestimmt hat, und er hat allen dadurch den Beweis gegeben, daß er ihn auferweckt hat aus den Toten.

Gott hat die ideale Grundlage für seine Beziehung zu den Menschen geschaffen. Er lastet den Menschen ihre Unwissenheit nicht an, sondern er sendet seinen Sohn, der als Lamm, die Schuld einer ganzen Welt hinwegträgt (Joh 1:29). Gleichzeitig schenkt er allen Glaubenden seine eigene Gerechtigkeit und dadurch kommt es auch zu einer Rechtfertigung derer, die von Natur aus Gottlose waren (Röm 4:5). Die Beziehung Gottes zum Menschen ist von einer unendlichen Liebe geprägt und aus dieser Liebe heraus, tat Gott alles, damit auch der Mensch wieder mit Gott in eine Liebesbeziehung treten darf.
Wenn wir aber die Menschen anschauen, dann stellen wir fest, dass es zwar eine Mehrheit gibt, die von der Existenz eines Gottes überzeugt sind, aber dass es doch eine kleine Minderheit ist, die auch davon überzeugt ist, mit dem allmächtigen Gott und Vater eine Beziehung zu haben. Man hat fast ein wenig den Eindruck, dass Gott mit seinen Bemühungen, mit uns Menschen eine Beziehung aufzubauen, bisher nicht so erfolgreich war.
Doch das ist Absicht und entspricht auch Gottes Plan. Zuerst wirkt er in einem Menschen, ohne dass er es bemerkt und erst nach einer gewissen Zeit, wenn der Mensch wichtige Prozesse durchlaufen hat, offenbart sich Gott dem Menschen. In den allermeisten Fällen offenbart sich Gott erst dann, wenn der Mensch für eine Begegnung mit Gott "reif" ist. Menschen, die von sich selbst überzeugt sind, sind noch nicht in der "richtigen Verfassung", um dem allmächtigen Gott begegnen zu können, ohne dabei Schaden zu nehmen. Menschen, die immer noch auf ihre eigene Gerechtigkeit, auf ihre Religiosität und ihre eigene Frömmigkeit bauen, werden es schwer haben, eine lebendige Beziehung mit Gott aufzubauen. Bei Menschen, die aus einer solchen Haltung heraus leben, zieht sich Gott zurück. In solchen Fällen wartet Gott mit dem Aufbau einer Liebesbeziehung. Vielleicht stellt sich hier die Frage, warum das so sein soll? Wer meint, er könne mit seinen eigenen Leistungen, seinen Zugang zu Gott ermöglichen, der verbaut sich seinen Zugang zu Gott, weil er auf sich selbst, statt auf Gott vertraut. Solange sich der Mensch noch in diesem Zustand befindet, wartet Gott in den meisten Fällen, bevor er eine Beziehung mit einem solchen Menschen aufbaut. Erst wenn jene Menschen durch ihren Lebensweg erkannt haben, dass sie mit ihrer eigenen Gerechtigkeit Gott niemals genügen können, erst dann sind sie auch "reif", nur auf das Wirken Gottes und nicht mehr auf sich selbst zu vertrauen. Wenn Menschen nur noch auf das Wirken Gottes vertrauen, dann glauben sie so, wie es uns die Bibel deutlich macht und dann stehen sie auch im Wohlgefallen Gottes.

  • ELB Hebr 11:6 - Ohne Glauben aber ist es unmöglich, ihm wohlzugefallen; denn wer Gott naht, muß glauben, daß er ist und denen, die ihn suchen, ein Belohner sein wird.

Die grundsätzliche Haltung, die Gott zu den Menschen hat, beschreibt Paulus sehr trefflich:

  • 2Kor 5:18-19 - Alles aber von Gott, der uns mit sich selbst versöhnt hat durch Christus und uns den Dienst der Versöhnung gegeben hat, 19 nämlich daß Gott in Christus war und die Welt mit sich selbst versöhnte, ihnen ihre Übertretungen nicht zurechnete und in uns das Wort von der Versöhnung gelegt hat.

Gott rechnet der Welt ihre Übertretungen also nicht zu! Obwohl er das nicht tut, so kann er trotzdem nicht, die Menschheit von heute auf morgen in sein Reich einführen. Solange eine Menschheit nicht nach Gott fragt und sich nur vom Egoismus leiten lässt, solange ist sie auch noch nicht "reif", ins Reich Gottes einzugehen.

Wie ist die Beziehung von uns Menschen zu Gott?

Von Natur aus, haben alle Menschen ein gestörtes Verhältnis zu Gott. Weil wir alle in die Unfügsamkeit (o. den Ungehorsam) eingeschlossen sind (Röm 11:32), steckt auch in uns allen grundsätzlich eine innere Abwehrhaltung gegen Gott. Jeder Mensch ahnt bewusst oder unbewusst, dass er mit seiner Sünde und seiner eigenen Unfähigkeit konfrontiert wird, wenn er sich mit dem Allmächtigen auseinandersetzen will. Eine solche Konfrontation ist für jede Seele schmerzhaft und deshalb ist jeder Mensch zuerst einmal froh, wenn er Solches verdrängen oder vor sich her schieben kann.
Hinzu kommt die Angst, dass Gott von uns Menschen die erwartet, von denen wir berechtigterweise spüren, dass wir nie die Kraft dazu haben. Nicht wenige Menschen spüren oft unbewusst: "Wenn ich mich mit Gott beschäftige, dann könnte deutlich werden, dass er Dinge von mir erwartet, die mich total überfordern! Besser, ich verdränge das Thema Gott aus meinem Leben oder ich beschäftige mich mit einem Gott, dessen Forderungen überschaubar sind!"
Durch die Sünde und die eigene Unvollkommenheit ist Beziehung des natürlichen Menschen zu Gott unterbrochen. Die Sünde hat den Tod zur Folge (Röm 6:23) und der Tod ist letztlich ein "Getrennt-Sein" vom Leben. Weil die Menschen in den Fallstricken des Todes verhaftet sind, können sie auch nicht aus eigener Kraft, eine Beziehung zu Gott dem Vater herstellen. Eine Verbindung zum himmlischen Vater kommt nur durch den folgenden Ablauf zustande:

  1. Der Vater zieht einen Menschen (oft auch ohne dass er es selber merkt) zum Sohn (Joh 6:44). Um eine Beziehung zu Jesus Christus herstellen zu können, benötigt es zuvor das Ziehen des Vaters. Gott lenkt das Herz eines Menschen auf den Sohn. Wenn Gott die Herzen der Könige zu lenken vermag (Spr 21:1), dann vermag er auch einen Menschen zum Sohn zu ziehen. Das "Ziehen" zum Sohn ist also die Voraussetzung, um auch zu Jesus Christus zu kommen.
  2. Wenn ein Mensch den Sohn gefunden hat, dann hat er auch Zugang zum Vater (Joh 14:6). Durch das Finden von Jesus Christus, kommt es also auch zu einer lebendigen Beziehung zum himmlischen Vater.

Durch die Sünde hat also der Mensch keine wirkliche Beziehung zu Gott und er ist auch nicht in der Lage - ohne das Einwirken Gottes - eine lebendige Beziehung zu Gott herstellen zu können.

Warum gestaltet sich unsere Beziehung zu Gott manchmal so schwer?

Aus dem Gesamtzeugnis der Schrift geht ganz klar hervor, dass Gott mit seinen Geschöpfen in eine wundervolle Beziehung treten will! Die Qualität dieser Beziehung beinhaltet aber viel mehr, als wir das in unseren kühnsten Träumen vorstellen können. Die Beziehung, die er mit uns anstrebt, übertrifft jede andere Beziehung. Es geht um nichts Geringeres, als um eine göttliche "Liebesbeziehung".

Diese vollkommene Liebesbeziehung zu Gott - die wir noch viel zu wenig kennen - überragt jedes Glück, das es geben könnte und das wir uns erdenken könnten.

Die meisten Gläubigen, die ihr Leben dem Herrn Jesus Christus geschenkt haben, könnten diesen Satz vmtl. unterstreichen. Doch trotz dieser Zustimmung, empfinden viele Gläubige ihr Verhältnis zu Gott nicht so. Viele empfinden ihre Beziehung zu Gott, als eine Pflichtbeziehung. "Ich muss sein Wort lesen, weil sich das als Christ so gehört! Ich muss beten, damit der Kontakt zum Schöpfer nicht abbricht usw."
Ich persönlich kenne diese Gefühle, weil ich nicht selten auch so gedacht habe - wenn auch mehrheitlich unbewusst. Ich glaube, es ist sehr wichtig, dass wir uns an dieser Stelle fragen, warum das so ist? Warum empfinden wir unsere Beziehung zu Gott, immer wieder als Pflicht? Was geht hier in unserer Seele vor?

Vielleicht lohnt es sich an dieser Stelle, einmal darüber nachzudenken, warum das bei uns manchmal so ist? Vielleicht macht es auch Sinn, die Gründe dafür aufzuschreiben, damit wir dieses Problem auch richtig angehen können.

Die Gründe dafür sind bestimmt sehr unterschiedlich. Einige mögliche Ursachen möchte ich an dieser Stelle erwähnen.

Falsche Vorstellungen, wie man mit Gott reden soll

Längst nicht allen Gläubigen ist auch bewusst, dass man mit Gott wirklich alles besprechen kann. Das Sprechen mit Gott, muss nicht nach einer ganz bestimmten Formel ablaufen. Die Bibel berichtet uns von vielen Gebeten und jedes Gebet ist wieder anders. Das "Vaterunser" ist eine Richtschnur für ein Gebet. Jesus hat dieses Gebet nicht deshalb gegeben, damit wir zu Gott immer diese gleichen Sätze sagen, sondern damit wir erkennen, was ein Gebet beinhalten soll (Mt 6:9-13):

  1. Unser Vater: Die ganz persönliche Ansprache, die uns deutlich machen soll, dass wir immer und überall einen direkten Zugang zum himmlischen Vater haben dürfen. Es zeigt uns, dass wir zum allmächtigen Gott durch Jesus Christus ein Vater-Sohn-Verhältnis haben dürfen. Dieser "Zugang" ist weit mehr, als eine Audienz bei einem König!
  2. der du bist in den Himmeln: Wir sollen uns im Gebet immer wieder daran erinnern, dass der Vater in den Himmeln ist, dass er "oben" ist und dass er über allen steht, denn er ist grösser als alle und als alles (Joh 10:29)! Er steht über jeder Situation unseres Lebens. Er gebietet den Geistern und für ihn ist gar nichts unmöglich!
  3. geheiligt werde dein Name: Sein Name soll auch in unserem Leben geheiligt werden. Dazu gehört, dass wir ihm in allen Dingen die Ehre geben, dass sein Name durch unser Leben nicht verunglimpft wird, dass durch unser Reden und Handeln deutlich wird: Gott ist ein Geweihter, einer, der sich vom Prinzip dieser Welt abgesondert hat, indem er die liebt, die ihn hassen und indem er die segnet, die ihm fluchen.
  4. dein Reich komme: Wir heissen deine Gegenwart willkommen, wir möchten, dass du unter uns regierst, dass du die Massstäbe für unser Leben setzt. Schenk, dass wir uns deinem Regieren unterordnen. Wir wollen nicht selbst über unser Leben bestimmen. Die Gesetze deiner Königsherrschaft (die aus der Liebe entspringen) sollen unser Leben bestimmen.
  5. dein Wille geschehe: Der Beter möchte, dass sein Wille geschieht, weil er weiss, dass nur sein Wille, das absolut Beste für uns alle ist. Er ist auch dann der Beste, wenn es bedeuten sollte, dass wir schwach werden oder mit Bedrängnissen konfrontiert werden. Haben wir tatsächlich ein "JA" zu seinem Willen und das in allen Teilen unseres Lebens?
  6. wie im Himmel so auch auf Erden: Sein Wille soll sich überall auswirken, weil nur sein Wille auch das Beste für Himmel und Erde ist. Der geheime Wille Gottes (siehe hier) geschieht überall, aber der geoffenbarte Wille Gottes (siehe hier) wird erst dann in allen Teilen Realität, wenn sich die Geschöpfe, dem Willen Gottes freiwillig unterordnen.
  7. Unser tägliches Brot gib uns heute: Mit dieser Bitte wird dem Beter bewusst, dass Gott der Geber aller guten Gaben ist. Es liegt an seinem Segen, ob wir das irdische Brot essen können und er gibt uns auch das wahre Lebensbrot aus dem Himmel (Joh 6:41). Wir sind von ihm abhängig. Wer also diese Bitte ausspricht, erwartet die Nahrung von Gott, der uns die Frucht des Feldes wachsen lässt.
  8. und vergib uns unsere Schulden: Es muss dem Beter immer auch bewusst sein, dass er vor Gott schuldig ist. Wer meint, er sei vor Gott nicht schuldig geworden, der ist verblendet und kennt die Anforderungen Gottes nicht. Mit diesem Satz wird auch klar, dass wir vor Gott, aus uns selbst, nicht bestehen können, sondern dass wir ganz von seiner Gnade und Barmherzigkeit abhängig sind. Vor Gott können wir nur mit seiner Vergebung leben.
  9. wie auch wir unseren Schuldnern vergeben haben: Auch hier soll dem Beter klar werden, dass er seinen Schuldnern zu vergeben hat. Man kann Gott nicht um seine Vergebung und Gnade bitten und gleichzeitig seinem Mitmenschen nicht vergeben. Der Beter soll ein Vergebender sein.
  10. und führe uns nicht in Versuchung: Auch hier wird dem Beter bewusst, dass er aus eigener Kraft nicht in der Lage ist, in einer Versuchung treu zu bleiben. Die Selbstüberschätzung des Petrus (Mt 26:35), dürfte mitunter auch ein Grund für die Versuchung gewesen sein, den Herrn zu verleugnen (Mt 26:73-75).
  11. sondern errette uns von dem Bösen!: Nur Gott allein kann uns vor dem Bösen erretten! Ohne seine Rettung kommen wir unweigerlich in die Fänge des Bösen und dadurch auch in den Tod! Er ist der einzig bleibend rettende Gott (Jes 45:21).
  12. Den folgenden Satz finden wir nur im Byzantinischen Text: Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.: Nur sein Reich und seine Kraft und Herrlichkeit, hat auch in künftigen Zeitaltern bestand. Alle anderen Reiche und alle andere Herrlichkeiten werden vergehen, aber sein Reich hat vergeht nicht!

Beim "Vaterunser" geht es also darum, dass der Beter sich den Inhalt bewusst macht und danach lebt. Wer um diesen Inhalt weiss, kann dafür auch ganz andere Worte gebrauchen, wenn er betet. Für Gott sind diese Inhalte also sehr wichtig und wir tun gut daran, wenn wir diese Inhalte in unseren Gebeten nicht aus den Augen verlieren. Im Gebet geht es also um folgende Aspekte:

  1. Um die Ehre Gottes.
  2. Darum, dass unser Wille mit seinem Willen in Übereinstimmung kommt.
  3. Um das Bewusstsein, in allen Teilen vom ihm abhängig zu sein.
  4. Darum, dass nur bei ihm allein die ewige Zukunft liegt.

Diese Aspekte sollten in jedem Gebet oberste Priorität haben. Das bedeutet aber nicht, dass wir mit Gott nicht auch alles besprechen könnten, was uns bewegt. Es gibt kein Gefühl, kein Gedanke, den wir ihm nicht sagen könnten, aber wenn wir vor lauter Bitten und Jammern nicht mehr an die Ehre Gottes denken und nicht nach seinem Willen fragen, dann sind die Prioritäten falsch gesetzt.
Sowohl für die Propheten als auch für die Psalmisten gab es vor Gott keine Tabu-Themen, denn sie wussten, dass Gott über alle ihre Gefühle und Bedenken genauestens Bescheid weiss.
Jona brachte vor Gott seinen ganzen Ärger über die Barmherzigkeit Gottes zum Ausdruck (Jon 4:1-2).
Jeremia hatte den Eindruck, dass er von Gott für einen sehr undankbaren Auftrag betört wurde und er sagte es ihm auch (Jer 20).
Der Psalmist aus Ps 43 fragt Gott, warum er ihn verstossen habe?
Wir dürfen alles, wirklich alles mit unserem Gott bereden! Ob das unsere Freude, der Frust, die Traurigkeit, das Unverständnis oder unser Glück betrifft; alles dürfen wir mit Gott teilen. Wer solches tut, kommt in ganz wichtige Denkprozesse hinein, die uns ganz neue Sichtweisen erschliessen. Der Apostel Paulus empfiehlt uns dabei folgendes:

  • Phil 4:6-7 - Seid um nichts besorgt, sondern in allem sollen durch Gebet und Flehen mit Danksagung eure Anliegen vor Gott kundwerden; 7 und der Friede Gottes, der allen Verstand übersteigt, wird eure Herzen und eure Gedanken bewahren in Christus Jesus.

Ein verzerrtes Gottesbild

Weil viele Menschen und auch Gläubige ein falsches Gottesbild haben, fällt es ihnen auch schwer, mit ihren Vorstellungen über Gott, eine Beziehung zu ihm aufzubauen. Weil alle irgendwie wissen, dass Gott hoch erhaben ist und weit über uns kleinen Menschen steht - was ja auch stimmt - ziehen nicht wenige den falschen Schluss, dass man als sündiger Mensch bei Gott gar nicht vorstellig werden darf. Grundsätzlich ist es ja richtig, dass uns die Sünde von Gott trennt, aber es ist nicht richtig, dass man als sündiger Mensch Gott nicht anrufen könnte, im Gegenteil; die Bibel zeigt uns immer wieder, wie Sünder zu Gott rufen und ihn um Hilfe bitten. Dieses Gefühl, mit Gott nicht in Kontakt treten zu können, weil man ein Sünder ist, hat vmtl. auch Petrus, als er zu Jesus sagte:

  • Lk 5:8b - Geh von mir hinaus! Denn ich bin ein sündiger Mensch, Herr!

Petrus brachte damit zum Ausdruck: "Wie sollte ich in deiner Gegenwart leben können, Herr? Ich bin voller Fehler und meine Erfahrung zeigt auch, dass ich nicht besser werde, so sehr ich mich auch bemühe! Unter solchen Umständen ist doch eine Gemeinschaft mit Dir, von Anfang an zum Scheitern verurteilt!"
Auch diese Einschätzung des Petrus wäre grundsätzlich richtig, aber sie berücksichtigt das Wirken Gottes nicht. Diese Einschätzung geht davon aus, dass der heilige und gerechte Gott von uns Menschen erwartet, dass wir zuerst einmal selber heilig und gerecht werden, bevor wir mit Gott Gemeinschaft haben können. Im Weiteren gehen viele Menschen auch davon aus, dass sie diesen Zustand der Heiligkeit aus eigener Kraft erreichen müssen, um dann mit Gott Gemeinschaft haben zu können.
Doch weil Gott unsere Schuld getilgt hat und weil er uns mit seiner Gerechtigkeit und Heiligkeit durch den Glauben Jesu beschenkt, existieren absolut keine Hindernisse mehr, wenn ein Mensch mit Gott in Gemeinschaft treten möchte.
Auch Menschen, die in Gott einen unbarmherzigen Zuchtmeister sehen, der jede Sünde mit einer harten Strafe belegt, haben es schwer, mit Gott eine Beziehung aufzubauen, weil jede Kontaktaufnahme zu Gott, mit einer kaum auszuhaltenden Angst verbunden wäre. Unter solchen Voraussetzungen ist es sehr verständlich, wenn Menschen das Thema "eine Beziehung mit Gott" aus ihrem Bewusstsein verdrängen. Doch dieser wunderbare Gott gibt den seinen ein wunderbares Geschenk:

  • Röm 8:15 - Denn ihr habt nicht einen Geist der Knechtschaft empfangen, wieder zur Furcht (+5401), sondern einen Geist der Sohnschaft habt ihr empfangen, in dem wir rufen: Abba, Vater!

Durch diesen Geist eröffnet sich uns die Möglichkeit, mit dem allmächtigen in eine Vater-Sohn-Beziehung zu kommen. Durch diesen Geist und durch das Wort Gottes haben wir immer mehr die Möglichkeit in Gott einen liebenden Vater zu sehen, der es nur gut mit uns meint. Er meint es immer gut mit uns, auch dann, wenn er uns zuweilen schwere Wege führt. Diejenigen Menschen, die einen guten Vater hatten, können wahrscheinlich alle bezeugen, dass ihr Vater manchmal Erziehungsmassnahmen getroffen hat, die ihnen als Kind nicht gefielen, aber aus der Sicht eines Erwachsenen, gut und notwendig waren. Das Gleiche gilt auch für unseren Gott und Vater!

Mangelndes Vertrauen

Wer nicht glauben kann, dass Gott es wirklich gut mit uns meint, der kann ihm auch nie ganz vertrauen. Menschen, die noch davon ausgehen, dass sie der Willkür Gottes ausgesetzt sind, können natürlich nie ganz sicher sein, ob Gott ihnen wohlgesinnt ist. Dieser Zweifel hängt vmtl. auch sehr stark mit der Welterfahrung zusammen. Jeder Mensch, der mit offenen Augen durch diese Welt läuft, muss auch feststellen, dass einigen Menschen ein ganz schweres Schicksal zugemutet wird. Diese Beobachtung erzeugt verständlicherweise Zweifel am "Gutmeinen" Gottes. Als junger und gesunder Mensch sieht man in Krankheit, Unfall, Schwachheit und Leid nur Umstände, die dazu führen, dass man todunglückich wird. Deshalb existiert auch die weit verbreitete Meinung, man müsse das eigene Schicksal selbst in die Hand nehmen, schliesslich ist ja jeder seines eigenen Glückes Schmid, so wie das der Volksmund sagt. Auch bei Christen haftet dieses Denken noch an. Hier wird es dann noch etwas mehr mit dem frommen Gedankengut vermischt. Hier findet man dann oft die Einstellung:

"Den gehorsamen und Gott treu ergebenen Christen geht es gut, weil sich Gottes Segen in ihrem Leben auswirkt."

Durch diese Haltung kommt man unter Umständen - ohne es laut zu sagen - auch zu dem Schluss: "Der Christ ist des eigenen Glückes Schmid!"
Es stimmt natürlich, dass wenn Gläubige im Gehorsam gegenüber dem Wort Gottes und im Vertrauen auf Gott ihr Leben führen, dass sie dann auch einen besonderen Segen in ihrem Leben erfahren dürfen, aber es wäre eine völlig falsche Vorstellung, wenn man dann davon ausgeht, nicht mehr mit Bedrängnis konfrontiert zu werden. Mit Ausnahme Salomos (wobei dies auch noch fraglich ist), finde ich keinen Mann Gottes in der Bibel, der nicht mit Bedrängnis konfrontiert wurde, zumal die Bedrängnis eine ganz wichtige Auswirkung hat:

  • Röm 5:3-4 - Nicht allein aber das, sondern wir rühmen uns auch in den Bedrängnissen, da wir wissen, daß die Bedrängnis Ausharren bewirkt, 4 das Ausharren aber Bewährung, die Bewährung aber Hoffnung.

Wer mit den Nöten der Menschen konfrontiert wird, hat automatisch - auch als Christ - den Eindruck, man könne durch eigene Vorsorge, sein Schicksal optimieren. Diese Haltung führt dazu, dass wir uns ständig Sorgen machen müssen. "Durch Sorgen wird mein Leben sicherer und berechenbarer", denken auch nicht wenige Christen. Sie denken das vielleicht nicht so bewusst, aber unbewusst sitzt das ganz tief in uns drin. Wer auf Gott vertraut, der kann auch folgende Hinweise viel besser umsetzen:

  • Mt 6:34 - So seid nun nicht besorgt um den morgigen Tag! Denn der morgige Tag wird für sich selbst sorgen. Jeder Tag hat an seinem Übel genug.
  • 1Petr 5:6-7 - Demütigt euch nun unter die mächtige Hand Gottes, damit er euch erhöhe zur rechten Zeit, 7 indem ihr alle eure Sorge auf ihn werft! Denn er ist besorgt für euch.

Durch das mangelnde Vertrauen zweifeln wir am "Gutmeinen" Gottes und das wirkt sich auf die Beziehung mit Gott wie folgt aus:

  1. Wir haben keinen unbekümmerten Zugang zu Gott, so wie das ein Kind zu seinem Vater haben darf. Die Beziehung zu Gott ist durch Zweifel und Misstrauen getrübt und solches führt dazu, dass die Beziehung zu Gott immer mehr zu einer Pflichtbeziehung wird.
  2. Wer sich viele Sorgen macht, hat kaum mehr Zeit mit Gott eine Liebesbeziehung zu unterhalten. Die Gedanken sind von den Sorgen und von den eigenen Vorkehrungen so beherrscht, dass man sich sogar während der Gebetszeit gedrängt fühlt, das Gebet möglichst schnell zum Abschluss zu bringen. Als Folge davon, leidet natürlich auch die Beziehung zu Gott.

Wer auf Gott vertraut, wer biblisch glaubt, der kommt auch immer mehr zur Ruhe, er lebt immer mehr in der Gegenwart und erfährt dadurch auch immer bessere Lebensqualität, die sich vor allem auch in der Seele auswirkt.

Die Angst, das Leben nicht mehr so führen zu können, wie man will

Wer sich mit dem Worte Gottes auseinandersetzt und dann erkennt, dass er infolge der Anweisungen Gottes, einiges in seinem Leben verändern sollte, fragt sich vielleicht sehr schnell einmal, ob nicht die eigene Lebensqualität darunter zu leiden hat. Auf den ersten Blick erscheint die Haltung Ich-kann-machen-was-ich-will, der Schlüssel für ein glückliches Leben zu sein. Doch dieses "glückliche Leben" dauert in den meisten Fällen nur sehr kurz und ganz bewusst geniessen, können es sowieso die wenigsten, da die Befriedigung nicht lange anhält und man darum immer nach neuen Vergnügungen Ausschau halten muss. Die Sicherung des Lebensstandards bewirkt dann noch zusätzlichen Stress.
Die Anweisungen Gottes für unser Leben erfordert kurzfristig manchmal eine grosse Überwindung, aber längerfristig und aus Sicht der Ewigkeit, bewirken sie eine unübertreffliche Lebensqualität und Glückseligkeit. Die Angst, die sogenannte Lebensqualität zu verlieren, wenn man auf die Gebote Gottes achtet, kann man wahrscheinlich nur mit dem Glauben überwinden. Wer im Luxus lebt, muss glauben können, wenn die Bibel folgende Gewichtung macht:

  • ELB Spr 15:17 - Besser ein Gericht Gemüse, und Liebe ist da, als ein gemästeter Ochse und Haß dabei.

Wenn der Wohlhabende solche Worte hört, dann sagt er wahrscheinlich sehr schnell: „Ich hätte gern den gemästeten Ochsen und die Liebe!“ Es ist zwar durchaus möglich, dass es Zeiten des üppigen Wohlstandes und der Liebe gibt, aber jeder Mensch, der von der göttlichen Liebe geprägt ist, kann alles, was ihm lieb und teuer ist, loslassen. Wer loslassen kann, befindet sich in einer nie da gewesenen Freiheit und diese Freiheit vermittelt eine echte Lebensqualität, die vom wahren Leben bestimmt ist. Als ich das grösste Vermögen losgelassen habe, hatte ich den grössten Frieden. Der göttliche Frieden und die göttliche Freiheit übersteigt jede andere Lebensqualität, die wir uns hier vorstellen können.
Der Gehorsam Gott gegenüber, kann aber durchaus auch bedeuten, dass wir auf bisherige Freuden verzichten müssen und ein solcher Verzicht fällt uns schwer. Es ist wie mit dem Essen: Wer eine Ernährungsumstellung macht und sich auf die gesunden Lebensmittel konzentriert, gleichzeitig auf leckere Cremetorten und dergleichen verzichtet, hat es zwischendurch auch nicht einfach, aber nach einer gewissen Zeit fühlen sich die entsprechenden Personen viel besser. Ihr Wohlbefinden hat deutlich zugenommen. Wer sein Leben mit Gott führt und in einer Liebesbeziehung mit ihm lebt, macht auch eine Art „Ernährungsumstellung“, die mit Verzicht verbunden ist, aber gleichzeitig nimmt das geistliche Wohlbefinden eindeutig zu. Der Gehorsam Gott gegenüber, ist aber kein Garant für ein körperlich und seelisch schmerzfreies Leben. Auch wenn wir trotzdem noch leiden und seufzen (Röm 8:23), so dürfen wir doch einen Frieden haben, der alles Denken übersteigt (Phil 4:7).

Zu müde, um ein konzentriertes Gespräch zu führen

Es ist klar; wenn wir mit Gott reden, dann sollten wir uns auch ganz auf dieses Gespräch konzentrieren, damit wir auch die entsprechenden Impulse bekommen können. Ein konzentriertes Gespräch mit Gott, offenbart auch die Liebe zu Gott. Doch im Gegensatz zu anderen Gesprächen, die oft ermüdend sind, bewirkt ein konzentriertes Gespräch mit Gott, nicht selten eine Stärkung. Dies durfte vmtl. auch der bedrängte David erleben, denn wir lesen folgendes:

  • ELB 1Sam 30:6 - Und David war in großer Bedrängnis, denn das Volk sprach davon, ihn zu steinigen. Denn die Seele des ganzen Volkes war erbittert, jeder war erbittert wegen seiner Söhne und wegen seiner Töchter. Aber David stärkte sich in dem HERRN, seinem Gott.

Trotz alledem, gibt es Zeiten, wo man so erschöpft ist, dass man kaum einen Gedanken fertig denken kann. In einem solchen Zustand ist es sehr schwer oder kaum möglich, ein konzentriertes Gespräch zu führen. In einer solchen Situation dürfen wir uns jedoch daran erinnern, dass Gott unseren Zustand kennt und auch weiss, dass wir keine klaren Gedanken mehr zustande bringen. Auch hier dürfen wir wie ein kleines Kind, ganz einfache Dinge sagen, wie z.B.

-Herr, du weißt.
-Herr, du siehst.
-Herr, ich ruhe in deiner Hand.
-Lieber Vater, wie ein Kind will ich jetzt auf deinem Arm schlafen und meine Seele dir ganz anbefehlen.
-Vater, habe Dank für dein Wachen über mir!
-usw.

Unser liebender himmlische Vater erwartet von uns keine konzentrierten Höchstleistungen, wenn wir uns erschöpft und ausgelaugt fühlen. Er freut sich darüber, wenn wir einfach beten:

"Lieber Vater, du siehst meine Erschöpfung! Lass mich in Gedanken trotzdem bei dir verweilen!"

Gott macht sowieso, was er will

Dieses fatalistische Denken macht sich vor allem da breit, wo man aus den biblischen Aspekten "Vorherbestimmung und Auserwählung" zu einseitige Schlüsse zieht. Wer aus dem Wissen, "Gott wirkt alles nach dem Rat seines Willens " (Eph 1:11), den Schluss zieht, dass jegliche Bitte an Gott sinnlos sei, verzerrt die Aussagen der Bibel. Es gibt dutzende, wenn nicht hunderte von Bibelstellen, die uns ganz deutlich aufzeigen, dass wir mit Bitten vor unseren Gott treten dürfen und sollen. Denken wir nur an Aussagen wie:

  • Joh 14:14 - Wenn ihr mich etwas bitten werdet in meinem Namen, so werde ich es tun.
  • 1Tim 2:1-2 - Ich ermahne nun vor allen Dingen, daß Flehen, Gebete, Fürbitten, Danksagungen getan werden für alle Menschen, 2 für Könige und alle, die in Hoheit sind, damit wir ein ruhiges und stilles Leben führen mögen in aller Gottseligkeit und Ehrbarkeit.

Gott möchte, dass wir ihm unablässig danken, dass wir bitten und flehen und uns ihm immer wieder nahen um mit ihm in Kontakt zu treten. Unser Vater im Himmel wünscht sich nichts so sehr, wie dass wir mit ihm in eine unablässige Beziehung treten. Die Gott wohlgefälligen Männer, haben nicht selten auch mit ihm "verhandelt":

  • 1Mo 18:23-33 - Und Abraham trat hinzu und sagte: Willst du wirklich den Gerechten mit dem Ungerechten wegraffen? 24 Vielleicht gibt es fünfzig Gerechte innerhalb der Stadt. Willst du sie denn wegraffen und dem Ort nicht vergeben um der fünfzig Gerechten willen, die darin sind? 25 Fern sei es von dir, so etwas zu tun, den Gerechten mit dem Ungerechten zu töten, so daß der Ungerechte wäre wie der Gerechte; fern sei es von dir! Sollte der Richter der ganzen Erde nicht Recht üben? 26 Da sprach der HERR: Wenn ich in Sodom fünfzig Gerechte in der Stadt finde, so will ich um ihretwillen dem ganzen Ort vergeben. 27 Und Abraham antwortete und sagte: Siehe doch, ich habe mich erdreistet, zu dem Herrn zu reden, obwohl ich Staub und Asche bin. 28 Vielleicht fehlen an den fünfzig Gerechten nur fünf. Willst du wegen der fünf die ganze Stadt vernichten? Da sprach er: Ich will sie nicht vernichten, wenn ich dort 45 finde. 29 Und er fuhr fort, weiter zu ihm zu reden, und sagte: Vielleicht werden dort vierzig gefunden. Und er sprach: Ich will es nicht tun um der Vierzig willen. 30 Und er sagte: Der Herr möge doch nicht zürnen, daß ich noch einmal rede! Vielleicht werden dort dreißig gefunden. Und er sprach: Ich will es nicht tun, wenn ich dort dreißig finde. 31 Da sagte er: Siehe doch, ich habe mich erdreistet, zu dem Herrn zu reden; vielleicht werden dort zwanzig gefunden. Und er sprach: Ich will nicht vernichten um der Zwanzig willen. 32 Da sagte er: Der Herr möge doch nicht zürnen, ich will nur noch dieses Mal reden. Vielleicht werden dort zehn gefunden. Und er sprach: Ich will nicht vernichten um der Zehn willen. 33 Und der HERR ging weg, als er mit Abraham ausgeredet hatte; und Abraham kehrte zurück an seinen Ort.

Nebst der interessanten Tatsache, dass hier Abraham mit Gott verhandeln durfte, finden wir hier noch andere sehr aufschlussreiche Aspekte:

- Die Geduld, die der Herr hier dem Abraham gegenüber gezeigt hat, zeigt indirekt, dass der Herr am Verhalten Abrahams vmtl. Wohlgefallen hatte. Abraham verwendete sich stellvertretend für eine ganze Stadt. Er suchte nach einer Möglichkeit, dass die Menschen der Stadt Sodom verschont blieben und dass nicht auch Gerechte mit ihr umkammen.
- Zehn Gerechte in einer Stadt, können dazu führen, dass eine ganze Stadt nicht komplett vernichtet wird. Wenn sich also nur wenige Gottesfürchtige vor Gott, für eine Stadt verwenden, kann das einen sehr bewahrenden Charakter haben.

Auch Mose hat mit Gott verhandelt. Die nachfolgende Textstelle bringt mich immer wieder aufs Neue ins Staunen.

  • 2Mo 32:9-14 - Weiter sagte der HERR zu Mose: Ich habe dieses Volk gesehen, und siehe, es ist ein halsstarriges Volk. 10 Und nun laß mich, damit mein Zorn gegen sie entbrenne und ich sie vernichte, dich aber will ich zu einer großen Nation machen. 11 Mose jedoch flehte den HERRN, seinen Gott, an und sagte: Wozu, o HERR, entbrennt dein Zorn gegen dein Volk, das du mit großer Kraft und starker Hand aus dem Land Ägypten herausgeführt hast ? 12 Wozu sollen die Ägypter sagen: In böser Absicht hat er sie herausgeführt, um sie im Gebirge umzubringen und sie von der Fläche des Erdbodens zu vertilgen? Laß ab von der Glut deines Zornes und laß dich das Unheil gereuen, das du über dein Volk bringen willst! 13 Denke an deine Knechte Abraham, Isaak und Israel, denen du bei dir selbst geschworen und denen du gesagt hast: Ich will eure Nachkommen so zahlreich machen wie die Sterne des Himmels, und dieses ganze Land, von dem ich gesagt habe: «ich werde es euren Nachkommen geben», das werden sie für ewig in Besitz nehmen. 14 Da gereute den HERRN das Unheil, von dem er gesagt hatte, er werde es seinem Volk antun.

Sowohl Hiob, als auch Jeremia klagten Gott ihr ganzes Leid; nicht zuletzt deshalb, weil sie hofften, dass Gott ihre Situation verändern würde. Sie haben nicht einfach gesagt: "Es nützt nichts, wenn wir Gott sagen, was wir empfinden, denn er macht mit uns sowieso, was er will!"
Auch Paulus erachtete es für notwendig, den Herrn darum zu bitten, dass er ihm den Satansengel wegnehmen soll. Er hätte auch sagen können: "Wenn es der Herr so fügt, dann hat das seinen Grund und deshalb muss ich diesen Zustand ertragen, bis Gott ihn beendet!" Durch die dreimalige Bitte von Paulus, kam es auch zu der Antwort Gottes auf seine Frage. Ob Paulus die Antwort bekommen hätte, wenn er eine einseitig fatalistische Einstellung gehabt hätte, muss bezweifelt werden.

Die Bedeutung und die Auswirkungen der Mensch-Gott-Beziehung

Eine Zielvorstellung Gottes für die Mensch-Gott-Beziehung wird in Ps 2 definiert:

  • Ps 2:10-12 - Und nun, ihr Könige, handelt verständig; laßt euch zurechtweisen, ihr Richter der Erde! 11 Dienet dem HERRN mit Furcht, und jauchzt mit Zittern! 12 Küßt den Sohn, daß er nicht zürne und ihr umkommt auf dem Weg; denn leicht entbrennt sein Zorn. Glücklich alle, die sich bei ihm bergen!

Ein verständiges Handeln ist eigentlich erst dann vorhanden, wenn man sich zurechtweisen lassen kann. Wer Gott fürchtet, ist weise und lässt sich auch von Gott zurechtweisen. In Ps 2 wird ja besonders deutlich, wie die Könige der Erde sich gegen Gott stellen. Sie wollen absolut keine Bindung an Gott und dadurch auch keine Beziehung zu Gott. Dies wird deutlich, wenn wir lesen:

  • Ps 2:2-3 - Es treten auf Könige der Erde, und Fürsten tun sich zusammen gegen den HERRN und seinen Gesalbten : 3 «Laßt uns zerreißen ihre Bande und von uns werfen ihre Stricke!»

Gott bittet nun die Könige der Erde, sich zurechtweisen zu lassen, damit sie auf dem Weg nicht umkommen. "Küßt den Sohn", lautet die Aufforderung. Aber was heisst das? Wie sollen die Könige der Erde den Sohn küssen? Wer eine intime Liebesbeziehung mit dem Sohn Gottes aufbaut, kommt auf dem Weg nicht um, sondern er wird leben, auch wenn er gestorben ist! Deshalb sagt Jesus:

  • Joh 11:25 - Jesus sprach zu ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben; wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er gestorben ist;

Gott empfiehlt den Königen der Erde auch: "Dienet dem HERRN mit Furcht, und jauchzt mit Zittern!" Die meisten Regenten wollen dem Herrn nicht dienen, weil sie denken, dass das Vertrauen auf den Herrn eine viel zu unsichere Sache ist. Ihre Überlegungen gehen dahin, dass sie sagen: "Ich muss meine Konkurrenten und meine Feinde beobachten - sprich fürchten - damit ich mich gegen sie vorsehen kann! Ich vertraue nur auf mich selbst und die Zurechtweisungen Gottes passen nicht in meinen Lebensstil!"
Wer den Herrn fürchtet, achtet in erster Linie nur auf ihn und wer vor ihm zittert, steht nicht in der Gefahr, sich selbst zu überheben, sondern er weiss um eine totale Abhängigkeit von Gott. Wer aber ganz auf Gott vertraut, befindet sich aber auch in grösster Sicherheit! Nicht zuletzt deshalb lesen wir:

  • Spr 14:26 - In der Furcht des HERRN (liegt) ein starkes Vertrauen (w. Sicherheit der Stärke), auch seine Kinder haben eine Zuflucht.

Die Beziehung zum Bruder oder zur Schwester

In diesem Abschnitt geht es primär um die Beziehung zu den Brüdern im Herrn. Es geht also um die geistliche Bruderschaft. Die Beziehung zum Bruder und zur Schwester ist fundamental wichtig und sie hängt auch sehr stark mit der Beziehung zu Gott zusammen. Der Apostel Johannes zeigt uns sogar auf, dass die Liebe und somit auch die Beziehung zu Gott, untrennbar mit der Liebe zum Bruder verbunden ist.

  • ELB 1Jo 4:20 - Wenn jemand sagt: Ich liebe Gott, und haßt seinen Bruder, ist er ein Lügner. Denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er gesehen hat, kann nicht Gott lieben, den er nicht gesehen hat.

Der Stellenwert der geistlichen Verwandtschaft

Aus dem Neuen Testament geht deutlich hervor, dass die geistliche Verwandtschaft einen ganz zentralen Stellenwert hat. Jesus macht dies schon deutlich, wenn er sagt:

  • Mt 12:50 - Denn wer den Willen meines Vaters tut, der in den Himmeln ist, der ist mein Bruder und meine Schwester und meine Mutter.

Der gemeinsame Nenner der geistlichen Verwandtschaft geht auf das Tun des Willens des himmlischen Vaters zurück. Wer sich mit dem Willen des Vaters identifiziert und diesen Willen tut, gehört zur himmlischen Familie. An dieser Stelle kann man einen Bruder oder eine Schwester erkennen. Selbstverständlich können wir den Willen des himmlischen Vaters nicht aus uns selbst tun; dies kann nur der Heilige Geist in uns. Es wäre natürlich ein völlig falscher Schluss, wenn man die Matthäus-Stelle so interpretieren würde, dass der Mensch sich zuerst anstrengen muss, den Willen des Vaters zu tun, damit er dann als Bruder in die Familie Gottes aufgenommen wird. Paulus sagt unmissverständlich:

  • Phil 2:13 - Denn Gott ist es, der in euch wirkt sowohl das Wollen als auch das Wirken zu seinem Wohlgefallen.

Zuerst zeugt Gott in einem Menschen den neuen innwendigen Menschen, der aus Gott geboren ist und dann tut dieser innere Mensch, der zur Familie Gottes gehört, den Willen des Vaters! Dieses sanfte innere Wirken dringt aber nicht immer nach aussen, weil sich die Seele noch oft nicht leiten lässt, weil sie immer wieder ihren eigenen Willen durchsetzen will. Erst im Laufe der Zeit, wird die Seele so gefügig gemacht, dass auch sie sich einmal ganz mit dem Willen des Vaters identifiziert. Dieser "Lernprozess" beschreibt der Hebräerbrief mit anderen Worten:

  • Hebr 12:11 - Alle Züchtigung scheint uns zwar für die Gegenwart nicht Freude, sondern Traurigkeit zu sein; nachher aber gibt sie denen, die durch sie geübt sind, die friedvolle Frucht der Gerechtigkeit.

Jesus will also, dass die Menschen in diese geistliche Verwandtschaft hineinkommen und macht deutlich, dass dies nur über eine Identifizierung mit dem Willen des Vaters möglich ist.

Unterschiedliche Glieder eines Leibes

Auch für Paulus war die Verbindung und Beziehung zu den Geschwistern von grosser Bedeutung! Unsere Verbindung und Beziehung zu den Geschwistern vergleicht er mit Verbindnung der Glieder eines Leibes. Geistlich gesehen, sind wir mit den Brüdern das, was der Mann mit der Frau ist, nämlich "ein Fleisch".
Ein Leib ist nur dann vollkommen, wenn alle Glieder vorhanden, wenn sie gesund und schön gebildet sind. Würde am Ende "ein Bruder" fehlen, wären die Gläubigen Glieder eines unvollkommenen Leibes. Wäre am Ende "eine Schwester" bleibend krank, wären wir Glieder eines fehlerhaften Leibes. Wäre am Ziel ein Glied nicht geistlich schön ausgebildet, wären wir Glieder eines Leibes, der einen Schönheitsfehler aufweist. Aus dieser Erkenntnis geht klar hervor, dass wir mit allen Gliedern des Leibes Jesu untrennbar verbunden sind und dass uns der geistliche Zustand unserer Geschwister genauso oder eigentlich noch mehr beschäftigen sollte, wie der Zustand unseres Körpers. Solches ist aber nur möglich, wenn wir innige Gemeinschaft haben und wenn wir mit den Geschwistern eine geistliche Liebesbeziehung pflegen. Ohne Gemeinschaft mit den Geschwistern können wir nicht richtig wachsen!

Ohne die anderen Glieder kommen wir nicht an das Ziel

Ein Text aus dem 1. Korintherbrief führt uns auf eindrückliche Art und Weise vor Augen, wie wir auf einander angewiesen sind:

  • 1Kor 12:14-26 - Denn auch der Leib ist nicht ein Glied, sondern viele. 15 Wenn der Fuß spräche: Weil ich nicht Hand bin, gehöre ich nicht zum Leib: gehört er deswegen nicht zum Leib? 16 Und wenn das Ohr spräche: Weil ich nicht Auge bin, gehöre ich nicht zum Leib: gehört es deswegen nicht zum Leib? 17 Wenn der ganze Leib Auge wäre, wo wäre das Gehör? Wenn ganz Gehör, wo der Geruch? 18 Nun aber hat Gott die Glieder bestimmt, jedes einzelne von ihnen am Leib, wie er wollte. 19 Wenn aber alles ein Glied wäre, wo wäre der Leib? 20 Nun aber sind zwar viele Glieder, aber ein Leib. 21 Das Auge kann nicht zur Hand sagen: Ich brauche dich nicht; oder wieder das Haupt zu den Füßen: Ich brauche euch nicht; 22 sondern gerade die Glieder des Leibes, die schwächer zu sein scheinen, sind notwendig; 23 und die uns die weniger ehrbaren am Leib zu sein scheinen, die umgeben wir mit größerer Ehre; und unsere nichtanständigen haben größere Wohlanständigkeit; 24 unsere wohlanständigen aber brauchen es nicht. Aber Gott hat den Leib zusammengefügt und dabei dem Mangelhafteren größere Ehre gegeben, 25 damit keine Spaltung im Leib sei, sondern die Glieder dieselbe Sorge füreinander hätten. 26 Und wenn ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit; oder wenn ein Glied verherrlicht wird, so freuen sich alle Glieder mit.

Kaum an einer anderen Stelle wird so deutlich, wie stark wir aufeinander angewiesen sind. Jeder braucht den anderen um vollendet zu werden. Ich brauche die Gabe meines Bruders, meiner Schwester um so auszureifen, wie Gott das vorgesehen hat. Wir dürfen froh und dankbar sein, für die Glieder, die Hände sind und die dann etwas anpacken können, wenn etwas gemacht werden muss. Wie schön ist es doch, dass der Leib Augen hat, damit die Hände sehen, wo sie anpacken müssen. Wie gut ist es doch, dass es Solche gibt, die genau hinhören können, damit die anderen Anweisungen für ihr Leben erhalten können.
Heute leben wir in einer Zeit, wo praktisch jede Gemeinschaft und jede Beziehung immer häufiger und stärker in eine Zerreissprobe geführt wird. Ehen, Familien und Gemeinden zerstreiten sich immer mehr. Die Gründe dafür sind vielfältig, aber die meisten Probleme gehen auf eine Ursache zurück: "Eine stetig steigende Zahl von Leuten innerhalb einer Gemeinschaft, denen das eigene Wohlergehen und die eigene Ehre wichtiger ist, als die Ehre Gottes und die Auferbauung der Gemeinde Jesu. Dieses Phänomen ist nicht neu, denn auch Paulus hatte damit zu kämpfen, wenn er schrieb:

  • Phil 2:19-21 - Ich hoffe aber im Herrn Jesus, Timotheus bald zu euch zu senden, damit auch ich guten Mutes sei, wenn ich um euer Ergehen weiß. 20 Denn ich habe keinen ihm Gleichgesinnten, der aufrichtig für das Eure besorgt sein wird; 21 denn alle suchen das Ihre, nicht das, was Jesu Christi ist.

Heute ist die "Profilierungssucht" innerhalb der Gemeinden vielleicht noch etwas stärker. Es kommt noch erschwerend hinzu, dass wir in der westlichen Welt, während der Freizeit so viele Beschäftigungsmöglichkeiten haben, die wir zum Teil gerne wahrnehmen wollen, dass man einfach zuwenig in die geistliche Gemeinschaft investiert. Dadurch werden die geistlichen Beziehungen zu den Geschwistern, innerhalb des Leibes Jesu, vernachlässigt und diese Kontakte kosten immer mehr Kraft, als dass sie uns stärken. Denn eine Gemeinschaft der ungeheuchelten Liebe wäre eigentlich eine Quelle der Freude und der Stärkung.

Welche Bedeutung hatten die Brüder für die Apostel?

  • 1Kor 15:31 - Täglich sterbe ich, so wahr ihr mein Ruhm seid, Brüder, den ich in Christus Jesus, unserem Herrn, habe.
  • 2Kor 1:14 - wie ihr auch uns zum Teil erkannt habt, daß wir euer Ruhm sind, so wie auch ihr der unsrige seid am Tag unseres Herrn Jesus.
  • 1Kor 9:2 - Wenn ich für andere kein Apostel bin, so bin ich es doch für euch; denn das Siegel meines Apostelamtes seid ihr im Herrn.
  • Phil 2:1-4 - Wenn es nun irgendeine Ermunterung in Christus gibt, wenn irgendeinen Trost der Liebe, wenn irgendeine Gemeinschaft des Geistes, wenn irgendein herzliches Mitleid und Erbarmen, 2 so erfüllt meine Freude, daß ihr dieselbe Gesinnung und dieselbe Liebe habt, einmütig, eines Sinnes seid, 3 nichts aus Eigennutz oder eitler Ruhmsucht tut, sondern daß in der Demut einer den anderen höher achtet als sich selbst; 4 ein jeder sehe nicht auf das Seine, sondern ein jeder auch auf das der anderen!

Die Grundlagen für eine biblische Beziehung unter Brüdern

  • Röm 12:10 - In der Bruderliebe seid herzlich zueinander, in Ehrerbietung einer dem anderen vorangehend;
  • 1Tim 1:5 - Das Endziel der Weisung aber ist Liebe aus reinem Herzen und gutem Gewissen und ungeheucheltem Glauben.
  • Phil 2:3 - nichts aus Eigennutz oder eitler Ruhmsucht tut, sondern daß in der Demut einer den anderen höher achtet als sich selbst;
  • Kol 3:16 - Das Wort des Christus wohne reichlich in euch; in aller Weisheit lehrt und ermahnt euch gegenseitig! Mit Psalmen, Lobliedern und geistlichen Liedern singt Gott in euren Herzen in Gnade!
  • Jak 1:19 - Ihr wißt doch, meine geliebten Brüder: Jeder Mensch sei schnell zum Hören, langsam zum Reden, langsam zum Zorn!
  • Phil 4:8 - Übrigens, Brüder, alles, was wahr, alles, was ehrbar, alles, was gerecht, alles, was rein, alles, was liebenswert, alles, was wohllautend ist, wenn es irgendeine Tugend und wenn es irgendein Lob gibt, das erwägt!

Die Auswirkungen der geistlichen Verwandtschaft

Durch die Neuzeugung von oben sind wir Glieder am Leibe des Christus und dadurch entsteht auch eine ganz innige Beziehung zueinander. Weil wir durch Neuzeugung, die Brüder von Jesus sein dürfen, sind und werden wir auch mit der Herrlichkeit Jesu Christi beschenkt. Durch diese geistliche Verwandtschaft und die geschenkte Herrlichkeit entsteht auch eine Einheit, die eine bleibende Freude zur Folge hat.

  • Joh 17:22 - Und die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben, daß sie eins seien, wie wir eins sind.
  • Apg 4:32 - Die Menge derer aber, die gläubig geworden, war ein Herz und eine Seele; und auch nicht einer sagte, daß etwas von seiner Habe sein eigen sei, sondern es war ihnen alles gemeinsam.
  • Phil 1:27 - Wandelt nur würdig des Evangeliums des Christus, damit ich, sei es, daß ich komme und euch sehe oder abwesend bin, von euch höre, daß ihr fest steht in einem Geist und mit einer Seele zusammen für den Glauben des Evangeliums kämpft.

David und Jonatan - eine tiefe geistliche Beziehung

David und Jonatan waren keine leiblichen Brüder, aber sie waren durch eine so tiefe freundschaftliche Liebe verbunden, dass diese Beziehung eine wunderbare Darstellung für eine echte geistliche Bruderschaft ist. Diese beiden Männer konnten nicht so oft beieinander sein, aber sie hatten die gleiche geistliche Gesinnung und das machte ihre Beziehung so einmalig. Wie David war Jonatan ein Mann des Glaubens. Er lebte aus dem Vertrauen auf Gott heraus. Er traute seinem Gott alles zu. Dies wird aus einer wunderbaren Begebenheit deutlich:

  • 1Sam 14:6-10 - Und Jonatan sprach zu dem Waffenträger, der seine Waffen trug: Komm, laß uns hinübergehen zu dem Posten dieser Unbeschnittenen! Vielleicht wird der HERR etwas für uns tun, denn für den HERRN gibt es kein Hindernis, durch viele oder durch wenige zu helfen. 7 Und sein Waffenträger antwortete ihm: Tu alles, was du vorhast! Geh nur hin! Siehe, ich bin mit dir in allem, was du vorhast. 8 Und Jonatan sagte: Siehe, wir wollen zu den Männern hinübergehen und uns ihnen zeigen. 9 Wenn sie dann zu uns sagen: Halt, bis wir zu euch gelangt sind! - so wollen wir stehenbleiben, wo wir sind, und nicht zu ihnen hinaufgehen. 10 Wenn sie aber so sprechen: Kommt zu uns herauf! - so wollen wir hinaufsteigen, denn der HERR hat sie in unsere Hand gegeben. Das soll uns zum Zeichen sein.

Für Jonatan war klar: "Der Herr kann durch viele oder wenige helfen!" Er vertraute nicht auf seine eigene Kraft noch auf die Grösse eines Heeres, sondern ganz allein auf den Herrn. Das Zeichen, auf das Jonatan wartete, ist in jeder Hinsicht sehr interessant. Ein normaler Heerführer hätte sich gesagt: "Wenn die Wachen sagen, bleibt unten, dann ist das ein Zeichen der Schwäche und dann ist das die beste Voraussetzung für einen Sieg! Wenn sie sagen 'Komm hoch', dann fühlen sie sich uns eindeutig überlegen und dann ist die Operation sehr gefährlich!" Jonatan dachte anders! Vielleicht überlegte oder spürte er: "Wenn sich die Philister überlegen fühlen, dann sind wir zwar menschlich gesehen unterlegen, aber dann wird Gott sich umso mehr, als herrlich erweisen und der Hochmut der Philister könnte auch ihren Fall herbeiführen. Wenn sie also sagen 'Komm hoch', dann ist das, das Zeichen, dass Gott sie uns in die Hände gegeben hat!"
Jonatan, war wie David treu! Er war gegenüber seinem Vater Saul und gleichzeitig gegenüber seinem Freund David treu. Als Jonatan bemerkte, dass sein Vater David töten wollte, warnte er seinen Freund (1Sam 19:2). Gleichzeitig unterordnete sich Jonatan den Anweisungen seines Vaters so sehr, dass er sogar bereit war, ohne Widerrede zu sterben (1Sam 14:43). Nachdem David Goliat besiegte, sind sich David und Jonatan vmtl. das erste Mal begegnet und sogleich entstand eine ganz tiefe Beziehung.

  • 1Sam 18:1-4 - Und es geschah, als er aufgehört hatte, mit Saul zu reden, verband sich die Seele Jonatans mit der Seele Davids; und Jonatan gewann ihn lieb wie seine eigene Seele. 2 Und Saul nahm ihn an jenem Tag zu sich und ließ ihn nicht wieder in das Haus seines Vaters zurückkehren. 3 Und Jonatan und David schlossen einen Bund, weil er ihn liebhatte wie seine eigene Seele. 4 Und Jonatan zog das Oberkleid aus, das er anhatte, und gab es David, und seinen Waffenrock und sogar sein Schwert, seinen Bogen und seinen Gürtel.

Hier wird die tiefe freundschaftliche Beziehung zwischen David und Jonatan sichtbar. Jonatan liebte David, wie seine eigene Seele. Hier stellt sich die Frage: "Warum fühlten sich diese Männer gleich auf Anhieb so verbunden? Heute würde man wahrscheinlich sagen, 'die Chemie hat gestimmt' oder 'sie spürten sofort eine Seelenverwandtschaft'! Aber was waren die Gründe für eine solche Seelenverwandtschaft?"
Ich denke, die Beantwortung dieser Frage, könnte für uns sehr aufschlussreich sein! Ich vermute, dass diese Männer die gleiche Geisteshaltung hatten. Sie waren Männer des Glaubens, Männer, die sich in der Gottesfurcht übten. Beide waren demütig, aufrichtig und auf das Wohl des anderen bedacht. Ihre gemeinsame Herzenshaltung hat sie tief verbunden. Diese beiden Männer lassen uns erkennen, welche Wesenseigenschaften einer tiefen Liebesbeziehung dienlich sind.
Sowohl David als auch Jonatan ging es nicht um die eigene Macht, sondern darum, dass sie ihr Leben nach dem Willen Gottes führen können. David war bereit, sich als treuer Diener Sauls, dem König unterzuordnen. David wollte dem König mit reinem Herzen dienen, konnte es aber bald nicht mehr, weil Saul David umbringen wollte. Jonatan sagte als Königssohn zu David etwas ganz Erstaunliches

  • 1Sam 23:16-17 - Da machte sich Jonatan, der Sohn Sauls, auf und ging zu David nach Horescha und stärkte seine Hand in Gott. 17 Und er sagte zu ihm: Fürchte dich nicht! Denn die Hand meines Vaters Saul wird dich nicht finden. Du wirst König über Israel werden, und ich werde der Zweite nach dir sein. Und auch mein Vater Saul hat erkannt, daß es so ist.

Als Königssohn war Jonatan bereit, unter David an zweiter Stelle zu stehen. Ihm machte das ganz offensichtlich nichts aus. Wahrscheinlich wusste Jonatan um die göttliche Berufung Davids und deshalb stand es für ihn ausser Frage, die Nachfolge seines Vaters anzutreten. Saul dachte hier ganz anders:

  • 1Sam 20:30-31 - Da entbrannte der Zorn Sauls über Jonatan, und er sagte zu ihm: Du Sohn einer entarteten Mutter! Ich habe wohl erkannt, daß du den Sohn Isais erkoren hast, dir und deiner Mutter, die dich geboren hat, zur Schande. 31 Denn all die Tage, die der Sohn Isais auf Erden lebt, wirst weder du noch deine Königsherrschaft Bestand haben. Und nun schicke hin und laß ihn zu mir bringen, denn er ist ein Kind des Todes!

Saul wollte, dass Jonatan seinen Thron übernehmen sollte und nicht der Sohn Isais. Saul sah nur noch eine Möglichkeit: David musste sterben, ansonsten geht das Königtum Sauls verloren.
Jonatan hatte also die Haltung: "Lieber an zweiter Stelle stehen und unter dem Wohlgefallen des Herrn zu sein, als an erster Stelle zu regieren und unter dem Missfallen Gottes zu leben!" Wenn die Gläubigen diese Haltung einnehmen würden, dann gäbe es in den Gemeinden keine Machtkämpfe mehr, dann würde die Eifersucht wohl kaum mehr eine Rolle spielen. Es ist so wichtig, dass wir uns in die von Gott gegebene Stellung einfügen und ein volles Ja dazu haben, damit die geschwisterlichen Beziehungen auch immer mehr von der Liebe geprägt werden.
David und Jonatan hatten in ihrem Leben die gleiche Grundlage, die gleiche Gesinnung und das gleiche Ziel und das führte zu tiefster Gemeinschaft und Einheit! Diese Aspekte dürften auch der Schlüssel für eine brüderliche Liebesbeziehung sein. Deshalb darf ich diese drei Punkte auch noch etwas näher beleuchten:

  1. Der Glaube, d. h. das feste Überzeugtsein an Jesus Christus, der das vollkommene Erlösungswerk für eine gesamte Schöpfung vollbracht hat, stellt die Grundlage dar. Gleichgesinnte Brüder bauen nicht auf ihre eigene fromme Leistung, sondern nur auf die Erlösungstat Jesu Christi. Das ist ihre Grundlage, ihr Fundament!
  2. Die gleiche Gesinnung von Brüdern in Christus beinhaltet folgende Aspekte:
    - Gott, der Vater und Jesus Christus sollen in allen Dingen verherrlicht und gross gemacht werden.
    - Die Geschwister und somit die Gemeinde soll auferbaut und im Glauben gestärkt werden.
    - Jeder achtet den anderen höher als sich selbst.
    - Eine ungeheuchelte Bruderliebe ist in allen geschwisterlichen Beziehungen, das ganz grosse Anliegen.
  3. Das Ziel lautet:
    - Den Glauben bis ans Ende zu bewahren.
    - In Christus vollendet zu werden und dadurch seinem Bilde gleichgestaltet werden.

Je mehr diese Aspekte in einer Gemeinde beachtet werden, desto mehr entstehen brüderliche Liebesbeziehungen, die ganz im Sinne Gottes sind. David und Jonatan hatten eine solche Beziehung. Als sie dann ganz abrupt durch den Tod Jonatans abgebrochen wurde, sagte David die ergreifenden Worte:

  • 2Sam 1:26 - Mir ist weh um dich, mein Bruder Jonatan! Über alles lieb warst du mir. Wunderbar war mir deine Liebe, mehr als Frauenliebe.

Die Beziehung zur Familie

Die Familie ist praktisch bei allen ein ganz "heisses Thema". Es gibt wohl kaum eine Familie, wo es nicht ganz grosse Spannungen gibt und dort wo keine ersichtlich sind, liegen sie meist tief in den Seelen der einzelnen verborgen. Jede Familie ist von Gott gesetzt und jedes innerfamiliäre Problem ist ein Lernpunkt, und zwar für alle Betroffenen. Auch wenn ein familiäres Problem nicht auf unser Verschulden zurückzuführen ist, so löst es doch auch in uns einen Lernprozess aus, der nicht unwichtig ist.
Ich unterscheide zwei familiäre Bereiche:

  1. Der engere Familienkreis (Verwandte im gleichen Wohnbereich)
  2. Der weitere Familienkreis (Verwandte ausserhalb des gleichen Wohnbereiches)

Diese Unterscheidung ist wichtig, vor allem, wenn wir mit Bibelstellen konfrontiert werden wie:

  • 1Tim 3:2-5 - Der Aufseher nun muß untadelig sein, Mann einer Frau, nüchtern, besonnen, sittsam, gastfrei, lehrfähig, 3 kein Trinker, kein Schläger, sondern milde, nicht streitsüchtig, nicht geldliebend, 4 der dem eigenen Haus gut vorsteht und die Kinder mit aller Ehrbarkeit in Unterordnung hält 5 - wenn aber jemand dem eigenen Haus nicht vorzustehen weiß, wie wird er für die Gemeinde Gottes sorgen? -

Die Beziehung zum Mitmensch

Die Beziehung zu Geisteswesen

Die Beziehung zur Schöpfung