Der Friede Gottes, der über dem Denken steht

Aus Bibelwissen
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Von Daniel Muhl

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Eine der herausragenden Eigenschaften unseres Gotteswortes ist die Tatsache, dass es allen Dingen die richtige Gewichtung und Prioritäten verleiht. Im Laufe unseres Glaubenslebens entdecken wir viele wichtige und entscheidende Dinge, die uns prägen und uns auch in unserem Verhalten bestimmen. Je nachdem, auf was wir unseren Fokus gerade richten, wird uns das eine oder andere sehr stark dominieren. Weil im Laufe der Jahre immer mehr Aspekte dazukommen, die uns wichtig geworden sind, taucht mehr und mehr die Frage nach der richtigen Gewichtung auf. Nur mit der richtigen Gewichtung und Prioritätensetzung können wir in den einzelnen Situationen weisheitsvolle Entscheidungen fällen. Damit soll keinesfalls gesagt werden, dass dies die Führung des Heiligen Geistes ersetzen würde, aber der Heilige Geist führt uns auch oft gerade durch das Denken, das wir aus der Bibel erlernen durften. Wie oft erinnert Er uns an das gehörte und gelesene Wort Gottes!

Aus Spr 4:23 können wir erkennen, welchen großen Stellenwert das Herz hat. Das Herz soll mehr als alles andere bewahrt werden, da hier die Motive entstehen, welche bei unseren Entscheidungen eine ganz zentrale Rolle spielen. Aus dem Herzen kommen die Gedanken und daraus entstehen Worte und Handlungen.
Auch wenn unser Herz eine noch wichtigere Rolle, als unser Denken spielt (weil das Denken meistens vom Herzen bestimmt wird), so gibt es doch Dinge, die über dem Herzen stehen! Auch an dieser Stelle macht unsere Bibel wieder eine entscheidende Gewichtung.


Der Friede Gottes

Der Friede steht über allem Denken und er wird auch die Herzen bewahren. So schreibt Paulus den Philippern:

  • Phil 4:6-9 - Seid um nichts besorgt, sondern in allem sollen durch Gebet und Flehen mit Danksagung eure Anliegen vor Gott kundwerden; 7 und der Friede Gottes, der allen Verstand übersteigt, wird eure Herzen und eure Gedanken bewahren in Christus Jesus. 8 Übrigens, Brüder, alles, was wahr, alles, was ehrbar, alles, was gerecht, alles, was rein, alles, was liebenswert, alles, was wohllautend ist, wenn es irgendeine Tugend und wenn es irgendein Lob [gibt], das erwägt! 9 Was ihr auch gelernt und empfangen und gehört und an mir gesehen habt, das tut! Und der Gott des Friedens wird mit euch sein.

Sowohl unsere Herzen, als auch unsere Gedanken bedürfen der Bewahrung einer höheren Instanz. In diesem Fall ist es der Friede Gottes. Diese Tatsache empfinde ich als wunderschön! Gott hätte uns in Seinem Wort stattdessen schreiben können, dass unsere Herzen und Gedanken durch einen Zuchtmeister bewahrt werden, der unsere falschen Gedanken sofort mit einer Strafe belegt. So etwas wäre wahrscheinlich der Traum eines jedes Diktators und Despoten, wenn er seinen Untergebenen jedes Mal einen Stromstoß versetzen könnte, wenn jemand etwas denkt, das ihm nicht passt. So könnte er die totale Macht über seine Untergebenen behalten.
Wie anders verhält sich doch unser liebender Gott und Vater! Der „Bewahrer“ unserer Herzen und Gedanken ist nichts Geringeres als Sein Friede. Dieser Friede ist höher als alle Vernunft und der alles vernünftige Denken weit überragt.
Ich weiß nicht, wie viele Menschen immer wieder mal versuchen, ihr eigenes Denken zu analysieren und auch zu bewerten, aber mein Verdacht ist, dass es sich um eine Minderheit handelt. Dabei wäre eine Analyse des eigenen Denkens fundamental wichtig. Eigentlich sollte jeder erkannt und verstanden haben, dass die Weichenstellungen unseres Lebens mit unserem Denksystem zusammenhängen.
Wenn ich mein eigenes Denken immer wieder einmal analysiere, dann stelle ich Folgendes fest:

Meine Gedankenverläufe verhalten sich oft wie ein ungezähmtes Pferd, das mal da und dann wieder dort hinspringt. Die Gedankensprünge wiederum, entstehen durch eine Kombination aller möglichen Eindrücke und Erinnerungen. So kann es z. B. sein, dass ich allein durch einen an sich guten Geruch, an einen Menschen erinnert werde, der mir viel Verachtung entgegenbrachte, was mir natürlich nachhaltig seelische Schmerzen verursacht. So kann ein an sich guter Geruch, in mir eine Gedankenkette der Wut und Bitterkeit auslösen, sodass es mir über eine gewisse Zeit alles andere als gut geht. Anfänglich weiß ich vielleicht nicht einmal, warum ich jetzt über eine so schlechte Stimmung verfüge. Diese schlechte Stimmung löst in mir unter Umständen eine gehässige Reaktion gegenüber einem Unbeteiligten aus.

Manchmal wird mein Denken von so vielen Meinungen und Geistesströmungen überrollt, dass ich zuerst einmal nicht mehr weiß, wo mir „der Kopf steht“. Dann kommen schier endlose Fragen wie: „Was ist jetzt richtig und was falsch? Welche Aspekte müssen hier noch berücksichtigt werden? Inwiefern hat diese oder jene Aussage ihre Berechtigung? Warum sagen einige Christen dies und andere scheinbar genau das Gegenteil? Welche Kritik an meinem Denken oder Lebensstil ist berechtigt und welche nicht? Usw. Usf.“ Plötzlich sieht man vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr und man fühlt sich dann manchmal ein Stück weit orientierungslos! Die geistliche Orientierung ist für uns Christen in der Regel ein großes Bedürfnis. Gerade junge Gläubige wollen ganz genau wissen, was richtig und was falsch ist. Sie versuchen sich mit klaren Antworten zu orientieren. Das ist auch nicht schlecht, aber mit zunehmendem Alter werden sie erkennen, dass es nicht immer ein klares „Ja“ oder „Nein“ gibt. Auf die Frage, ob ein Christ Alkohol trinken darf oder nicht, könnte man grundsätzlich mit „Ja“ antworten, aber für einen ehemaligen Alkoholiker wäre es bestimmt ratsam, auf den Alkohol generell zu verzichten und wenn ich mit einem ehemaligen Alkoholiker zusammen essen gehe, wäre es ziemlich sicher auch richtig, wenn ich auf den Alkohol verzichte. Zu dieser Frage könnte man jetzt ein christliches Gesetz formulieren, bestehend aus mehreren DIN-A4-Seiten. Darin würde man für jede Situation genaue Verhaltensweisen niederschreiben, wie wir uns wann zu verhalten haben. Man könnte aber auf dieses Gesetz verzichten und aus der Liebe heraus leben, weil man dadurch fast ganz automatisch das tut, was in den Augen Gottes das Richtige ist. Natürlich gibt es auch Fälle, wo wir denken, es sei etwas aus der Liebe, aber dann war es nur unser eigenes Gutdünken.
Genau aus diesem Grunde ist es so wichtig, dass wir eine Sensibilität für den Frieden Gottes entwickeln! Oft wissen wir nicht welche Antwort oder welche Entscheidung die Richtige ist und wenn ich dann für eine Entscheidung den Frieden Gottes verspüre, ist dies ein ganz wesentlicher Hinweis für die Richtigkeit einer Entscheidung. Bei mir stand eine folgeschwere Entscheidung an und ich habe oft über diese Entscheidung gebetet, weil sich in mir immer wieder Gedanken der Verunsicherung breitmachten. In einer längeren Prüfungsphase, in der ich dann auch das Wirken Gottes erkannte, wuchs immer mehr der Friede Gottes in mir, bezüglich meiner folgeschweren Entscheidung, sodass ich sie schließlich mit einer großen Ruhe im Herzen auch fällen konnte.
Der Friede Gottes ist eine so überwältigende und beruhigende Macht, dass er sogar die Sorge eines scheinbar unlösbaren Problems in ein Nichts auflösen kann!

Das Denken und die Sorgen

Die Sorgen haben in unserem Denken manchmal eine enorme Kraft. Es gibt Stunden oder manchmal Tage und Wochen, wo die Sorgen unser Denken so sehr gefangen nehmen, dass man an kaum etwas anderes mehr denken kann. Unsere Gedankenwelt ist sozusagen im „Sorgengefängnis“ eingekerkert. Wir können so stark an unsere Sorgen gekettet sein, dass wir jegliche gedankliche Bewegungsfreiheit verloren haben. Die Sorgen quälen und lähmen uns und sie halten uns auch davon ab, auf unseren Gott zu schauen.
In Bezug auf die Sorgen macht Petrus eine hochinteressante Aussage:

  • 1Petr 5:6-7 - Demütigt euch nun unter die mächtige Hand Gottes, damit er euch erhöhe zur rechten Zeit, 7 indem ihr alle eure Sorge auf ihn werft! Denn er ist besorgt für euch.

Auf den ersten Blick fällt uns vielleicht der Zusammenhang zwischen der Demut und der Sorge zu wenig auf. Im Sorgen sehen wir oberflächlich das Verhalten eines Menschen, der nach der Lösung seiner Probleme sucht und sie nicht findet. Man sieht einen geplagten, ohnmächtigen und hilfsbedürftigen Menschen und man erkennt wohl kaum mangelnde Demut. Für Menschen ohne ein gesundes Gottesvertrauen gibt es zum Sorgen wohl kaum eine brauchbare Alternative. Wenn ich nach dem Erdbeben als nepalesischer Bergbauer vor den Trümmern meines Hauses stehen würde, unter denen womöglich meine Familie und die Lebensmittelvorräte begraben liegen, würden mich nebst der Trauer und der Verzweiflung, auch die Zukunftssorgen zerfressen. Wie soll ich ohne Haus, Vermögen und Lebensmittelvorräte weiter existieren können. Wie kann ich mich in einer Woche noch ernähren und wie soll ich den Winter ohne Haus überstehen? Es gibt wohl kaum ein Mensch, der nicht verstehen kann, dass ein solcher Bergbauer von einer kaum zu ertragenden Sorgenlast gequält ist. Normalerweise würde ich in diesem Zustand in den Sorgen versinken. Einen solchen Zustand könnte ich wahrscheinlich nur durch ein ganz großes Gottesvertrauen ertragen, das Vertrauen darauf, dass Gott mich Schritt für Schritt führt und mich Tag für Tag versorgt, was aber einen Hunger nicht unbedingt ausschließt. Wahrscheinlich wäre mein jetziger Glaube zu schwach dafür, aber mein Herr kann dieses große Gottesvertrauen in mir bewirken.
Der genannte Fall ist natürlich ein Extrembeispiel, in welchem jeder Mensch für das übermäßige Sorgen Verständnis hat. Aber betrachten wir einmal unser normales alltägliches Sorgen. Was hat das Sorgen mit mangelnder Demut zu tun? Wer sorgt, sucht mit seinen eigenen Mitteln nach der Lösung eines (vermeintlichen) Problems! Normalerweise ist es ja so, dass, sobald wir ein Problem orten, wir sofort alle unsere eigenen Möglichkeiten abchecken, um das Problem aus unserer Gedankenwelt zu vertreiben. Dieses Verhalten zeigt uns indirekt, dass wir grundsätzlich und in erster Linie unseren eigenen Fähigkeiten die Lösung eines Problems zutrauen. Wir denken, man könne am allermeisten auf sich selbst vertrauen. Normalerweise besteht bei uns die Grundhaltung:

„Nur ich selbst weiß, was das Beste für mich ist! Nur auf mich selbst ist Verlass! Alle anderen denken ja, wie ich, in erster Linie an sich selbst und darum kann ich ja auch am allermeisten auf mich selbst vertrauen!“

Diese Grundeinstellung projizieren wir dann auch auf Gott! Im tiefsten Innern unserer Seele zweifeln wir manchmal daran, ob es Gott wirklich auch gut mit uns meint. Wir sind manchmal unsicher, ob wir uns auf Ihn auch wirklich immer verlassen können. Da ich es mit mir selbst gut meine, verlasse ich mich doch am Besten auf mich selbst. Der Satan flößt uns fortwährend ein, dass sich das Selbstvertrauen bis jetzt am meisten bewährt hat, währenddem das Gottesvertrauen eine doch relativ unsichere Sache ist!
Wer die Lösung eines Problems sich selbst mehr zutraut, als dem allmächtigen Gott, ist schlicht und einfach hochmütig! Wer seine Sorge auf Gott wirft, demütigt sich, indem er die ideale Lösung seines Problems nicht sich selbst zutraut, sondern Gott allein, um gleichzeitig im Vertrauen daran festzuhalten, dass Gottes mächtige Hand die allerbeste Lösung für das eigene Problem bereithält!
Dabei müssen wir aber auch immer daran festhalten, dass unser himmlischer Vater, nicht alle unsere Wünsche erfüllt und wenn Er einen Teil unserer Wünsche nicht erfüllt, dann hat Er immer etwas Besseres vor!

Ein neuer Fokus

Wenn wir viele Probleme haben, dann nehmen die Sorgen normalerweise einen großen Raum ein und unsere Blickrichtung lässt sich dann sehr schnell gefangen nehmen, sodass wir kaum mehr auf etwas anderes als auf die Sorgen schauen können. Dies lässt sich sehr gut mit der Situation vergleichen, wo Petrus auf dem Wasser gehen durfte:

  • Mt 14:30 - Als er aber den starken Wind sah, fürchtete er sich; und als er anfing zu sinken, schrie er und sprach: Herr, rette mich!

Petrus sah ein „Problem“ auf sich zukommen und das fesselte ihn so stark, dass er vergaß, wieder auf den Herrn zu schauen. Mit dem Blick auf den Herrn ist alles möglich! Wenn Er mir sagt, „gehe über das Wasser“, dann kann ich über das Wasser gehen! Wenn Er mir sagt, „wecke diesen Toten auf“, dann werde ich einen Toten auferwecken können! Entscheidend ist aber, dass ich Ihn vor Augen habe und nur das tue, was Er mir sagt.
Leider lassen wir uns immer wieder von allen möglichen und unmöglichen Dingen ablenken und diese Dinge fesseln uns dann manchmal so sehr, dass wir kaum mehr den Blick abwenden können. In diesem Fall haben wir einen falschen Fokus, sodass wir uns dann auch völlig gelähmt fühlen.
Die zehn Kundschafter sahen die Riesen im Lande Kanaan sowie ihre gewaltigen Festungen und haben diese Dinge ihrer eigenen Kraft gegenübergestellt und dabei schnell erkannt: „Wir haben keine Chance!“ Diese Einschätzung war zwar in Bezug auf ihre eigene Kraft richtig, aber weil sie die alles entscheidende Kraft Gottes nicht miteinbezogen haben, war ihre Schlussfolgerung doch grundfalsch. Wer Gott nicht in sein Denken miteinbezieht und Ihm nicht die oberste Priorität gibt, kann nur Fehler machen.
Es geht also immer wieder darum, dass wir den richtigen Fokus haben. Paulus zeigt uns in Phil 4:6 diesen Blickwechsel auf. Er macht deutlich, dass wir um gar nichts besorgt sein sollen und dadurch auch von den Sorgen wegschauen dürfen. Es geht letztlich um eine bewusste Entscheidung, nicht mehr auf die Sorgen zu schauen. Das können wir letzten Endes nur dann, wenn wir unseren Fokus ganz bewusst auf etwas anderes richten. Paulus macht uns darauf aufmerksam, wenn er fortfährt und schreibt:

  • Phil 4:6b - ... sondern in allem sollen durch Gebet und Flehen mit Danksagung eure Anliegen vor Gott kundwerden.

Der Apostel empfiehlt uns hier in Bezug auf unsere Anliegen einen Dreiteiler und spricht

  1. vom Gebet
  2. vom Flehen
  3. von der Danksagung

Das Gebet

Durch das Gebet haben wir das unglaublich große Vorrecht mit dem liebenden Vater in eine direkte Verbindung zu treten. Wer auf die Sorgen schaut, sieht unter Umständen eine Unmöglichkeit und wer auf den himmlischen Vater schaut, sieht die Person an, die sich auf Unmöglichkeiten spezialisiert hat.
Durch unsere Lebensumstände, in die uns Gott hineingestellt hat, entstehen ganz viele Anliegen und jedes einzelne Anliegen darf und soll zu einem Gesprächsthema mit unserem Gott werden. Alle unsere Anliegen haben etwas mit unserem Gott zu tun. Es gibt kein Schicksal, keinen Umstand und auch keine Situation, die nicht etwas mit Gott zu tun hätte. Darum lesen wir in den Sprüchen auch:

  • Spr 3:6 - Auf all deinen Wegen erkenne nur ihn, dann ebnet er selbst deine Pfade!

Gott wünscht sich, dass wir unsere Anliegen gedanklich mit Ihm in Verbindung bringen, dass wir Ihn auf allen unseren Wegen erkennen können. Wenn wir unsere Anliegen bei Gott aussprechen, dann dürfen wir wissen, dass diese am besten Ort deponiert sind. So stellen wir zwischen unserem Leben und Gott eine Verbindung her und wir dürfen uns im Vertrauen üben. Eigentlich existiert in unserem Leben ein Kreis: Zunächst realisieren wir unser Leben und unsere Umstände. Andererseits vernehmen wir das Wort Gottes (mit allen seinen Verheißungen). Wenn wir Seinem Wort vertrauen und an den Herrn Jesus glauben, kommen wir zwangsläufig ins Gebet. Durch die von Gott gegebenen Umstände entstehen Anliegen und daraus dürfen unsere Gebete entstehen, die uns in ein neues Bewusstsein führen. Dieses neue Bewusstsein und Denken relativiert die Probleme und lässt sie immer kleiner erscheinen, weil auch der Glaube an einen großen Gott gewachsen ist.
Jeder Umstand darf und soll ein Anliegen erzeugen und jedes Anliegen beinhaltet die Möglichkeit mit Gott in Verbindung zu treten. Aus dieser Verbindung erwächst ein neues und göttliches Bewusstsein.

Das Flehen

Das Flehen beinhaltet ein inständiges und ausdauerndes Bitten. Es handelt sich hier nicht um eine leichtfertige Bitte, sondern um ein Erbeten, das meist aus einer Not heraus entstanden ist. Eigene Not, aber auch ein inniges Mitgefühl mit Menschen, die sich in einer Bedrängnis befinden, lehren uns das Flehen. Gleichgültige Menschen werden wohl kaum für andere flehen; es sei denn, dass sie dabei selbst etwas verlieren, wenn dem anderen etwas fehlt. Wenn wir für Menschen flehen, obwohl ihr Zustand keine erkennbaren Auswirkungen auf unser eigenes Schicksal hat, dann beweisen wir Mitgefühl ohne irgendein egoistisches Motiv. Manchmal höre ich von einem schweren Schicksalsschlag, ohne die betroffenen Menschen zu kennen. Doch das Schicksal bewegt mich so sehr, dass ich immer wieder für die Betroffenen flehen muss. Damit will ich keinesfalls sagen, dass wir für unsere Familie und Freunde nicht flehen sollten. Die Fürbitte für seine Nächsten sollte für einen Christen eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein.
Beim Flehen wird meistens auch eine große Ausdauer sichtbar. Wenn es an der Ausdauer fehlt, müssen wir uns die Frage gefallen lassen, wie wichtig uns das Erflehte wirklich ist. Wer sich in der Liebe übt und sich von ihr leiten lassen will, der lernt auch das Flehen für andere und durch das Flehen für andere, verlieren die eigenen Sorgen ebenfalls an Bedeutung. Wie das Gebet, so vermittelt uns auch das Flehen einen neuen Fokus. Beim Gebet schauen wir auf unseren Herrn Jesus Christus und das Flehen für andere lässt uns ebenfalls von uns wegschauen.
Das Flehen für unsere Mitmenschen scheint ein Zeitverlust zu sein und es hindert uns daran, Geld zu verdienen, das Leben zu genießen und für das eigene Wohl zu sorgen. Darum ist die Fürbitte auf den ersten Blick etwas völlig Unattraktives! Doch durch das Flehen entstehen in uns Prozesse, die uns in der Liebe reifen lassen. Das Flehen bewirkt letztlich eine große Kreativität an guten Werken! Es entstehen Werke der Liebe und die haben mittel- und längerfristig immer eine große Freude zur Folge.
Wie das Gebet, so ist auch das Flehen und die Fürbitte kein Zeitverlust. Das Flehen ist in den Augen des Apostels so wichtig, dass er seinem Kind Timotheus schreiben muss:

  • 1Tim 2:1 - Ich ermahne nun vor allen Dingen, dass Flehen, Gebete, Fürbitten, Danksagungen getan werden für alle Menschen,

Die Wichtigkeit dieses Handelns wird durch die Worte „vor allen Dingen“ deutlich! Diese vier Punkte sollten also bei allem Denken, Reden und Handeln immer an erster Stelle stehen. Bevor wir irgendetwas planen und tun, sollten zuerst Flehen, Gebet, Fürbitte und Danksagung getan werden. Es hat sozusagen oberste Priorität!

Die Danksagung

Wer „reich und glücklich“ werden will, sollte die Danksagung von ganzem Herzen zu einem Dauerzustand werden lassen. Für mich ist nicht der reich, der über einen siebenstelligen Kontostand verfügt, sondern derjenige, der sich mit dankbarem Herzen über alles freut, was er hat. Ich kenne Menschen, die einen relativ bescheidenen Lebensstil führen, die aber ein wesentlich zufriedeneres und glücklicheres Leben führen, als so mancher Millionär! Hans Peter Royer hat es einmal so ausgedrückt: „Nicht immer ist der Glückliche dankbar, aber der Dankbare ist immer glücklich!"
Eine regelmäßige Danksagung bewirkt das Bewusstsein, ein überaus reich beschenkter Mensch zu sein. Dass ich mein Glas in der Küche mit sauberem und frischem Wasser füllen darf, ist eigentlich schon ein großes Glück; vor allem dann, wenn ich an die vielen Flüchtlinge erinnert werde, die über keinen solchen „Luxus“ verfügen. Hier handelt es sich um eine „Kleinigkeit“. Aber wenn man sich über die vielen Kleinigkeiten des Alltags freut und auch dafür dankbar ist, dann macht uns nur schon dieser Umstand reich.
Doch die Danksagung soll sich nicht nur über diesen Bereich erstrecken, sondern letztlich über alle Lebensbereiche. Die Danksagung für meine Mitmenschen wird mir persönlich immer wichtiger! Je älter ich werde, desto mehr erkenne ich gerade in meinen Freunden einen unfassbaren Reichtum. Die vielen wertvollen Liebesbeziehungen lassen sich nicht mit materiellem Reichtum aufwiegen. Auch wenn die zwischenmenschlichen Kontakte immer wieder einmal spannungsgeladen sind, so erahne ich immer mehr, welche herrliche Bedeutung sie in der Ewigkeit haben. Heute leiden wir öfter einmal unter der Verschiedenartigkeit der Geschwister, aber beim Herrn werden wir uns unbeschreiblich über die Vielfalt der Glieder des Leibes Jesu freuen können. Danken wir doch heute schon für diese Vielfalt!
Das unablässige Danksagen verändert unser Denken radikal und dadurch ehren wir unseren Gott und Vater. Wer gelernt hat, für alles zu danken; auch für das Schwere, der lernt obendrein, seinen Weg zu verstehen und er bekommt Gefallen an den Wegen Gottes!

  • Ps 50:23 - Wer Dank opfert, verherrlicht mich und bahnt einen Weg; ihn werde ich das Heil Gottes sehen lassen.
  • Spr 23:26 - Gib mir, mein Sohn, dein Herz, und deine Augen lass an meinen Wegen Gefallen haben!
  • Spr 14:8 - Die Weisheit des Klugen ist es, seinen Weg zu begreifen, aber die Narrheit der Toren ist Täuschung.

Die Danksagung verhilft uns zu einem neuen Blickwinkel und sie lässt uns erahnen und immer mehr begreifen, dass unser Gott alles bis ins Kleinste wunderbar geordnet und geplant hat. Diese Erkenntnis vermittelt dann nicht nur eine wohltuende Gelassenheit und Ruhe, sondern auch einen Frieden, der alles vernünftige Denken weit überragt.
Gerade dann, wenn wir für die Problemlösung danken, obwohl wir die Lösung noch nicht sehen, haben wir unser Denken dem Prinzip des Glaubens, besser gesagt des Vertrauens untergeordnet. Die Lösung unseres Problems kann allerdings ganz anders aussehen, als wir uns das vorstellen. Wer mit ganz aufrichtigem Herzen zu Gott betet und ihn anfleht, erwartet die Lösung seines Problems, nicht von seiner Denkkraft, sondern von dem Wirken Gottes. Und wer Gott mit Danksagung seine Sorgen hinlegt, bringt damit Folgendes zum Ausdruck: “Auch diese Sorgen darf ich meinem Gott abgeben und er hält eine wunderbare Lösung meines Problems bereit! Vielleicht nimmt er mir meine Not nicht sofort weg, aber es muss mir auf jeden Fall, alles zum Guten zusammenwirken (Röm 8:28).” Dieser Glaube, dieses Vertrauen, vermittelt uns den Frieden Gottes, der alles Denken übersteigt. Das eigene Denken wird immer wieder mit Unmöglichkeiten konfrontiert, währenddem der in Gott ruhende Glaube davon überzeugt ist, dass bei Gott kein Ding unmöglich ist (Mt 19:26). Im Gegensatz zu unserem Denken, das immer wieder an seine Grenzen stößt, vermittelt uns der Friede Gottes eine Ruhe und Gelassenheit, die sich der natürliche Mensch nicht erklären kann. Der Friede Gottes ist auch mit Abstand der beste “Seelsorger”, weil er unser Herz und unsere Gedanken bewahrt. Durch Gebet, Flehen und Danksagung in allen Dingen, kommt der Friede Gottes in uns hinein und er wird unsere Herzen und unsere Gedanken bewahren. Ohne diese Bewahrung wird unser Herz bitter, neidisch und freudlos.
Ich wünsche mir von ganzem Herzen, dass die Christen gerade in der gegenwärtig turbulenten Zeit, das Geheimnis des Friedens Gottes entdecken dürfen und dadurch auch in die überwältigende Ruhe Gottes eingehen dürfen.