Das zweite Gesicht "im Himmel": Unterschied zwischen den Versionen

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(Stille, und die Vorgänge im Himmel)
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Dies "köstlich Ding" zeigt sich hier in der Tat. Denn die von der Erde aufsteigenden Gebete werden während dieser Periode der '''Stille''' vor Gott gebracht: und die Erhörung wird in förmlicher Weise dadurch angekündigt, dass die sieben Engel sich rüsten zu posaunen, um Satan und all seinem Herr den Krieg zu erklären. Das ist es, was Johannes schaut.<br/><br/>
 
Dies "köstlich Ding" zeigt sich hier in der Tat. Denn die von der Erde aufsteigenden Gebete werden während dieser Periode der '''Stille''' vor Gott gebracht: und die Erhörung wird in förmlicher Weise dadurch angekündigt, dass die sieben Engel sich rüsten zu posaunen, um Satan und all seinem Herr den Krieg zu erklären. Das ist es, was Johannes schaut.<br/><br/>
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Version vom 13. Februar 2020, 16:15 Uhr

Abschrift des Buches: Die Apokalypse oder der Tag des Herrn
Verfasser: E. W. Bullinger (1902)

In Bearbeitung

Inhaltsverzeichnis
Kapitel davor: Das erste Gesicht "auf Erden" - Offb 6:1 - Offb 7:8

Das zweite Gesicht "im Himmel"

Offb 7:9 - Offb 8:6

Die große Schar

Wir kommen jetzt zu der zweiten Vision "im Himmel". Sie enthält eine weitere Antwort auf die Frage von Offb 6:17: "wer kann bestehen" in dem Gericht? und leitet das zweite Paar von Gesichten ein: die Öffnung des siebten Sieges "im Himmel" und das darauf folgende Ertönen der sechs Posaunen "auf Erden" -

Der Aufbau des Gesichts, als ganzes betrachtet, ist folgender:

H2 - A - Offb 7:9-12 = Die himmlischen Stimmen und Äußerungen
B - Offb 7:13.14 = Die große Schar, woher sie kommt.
B - Offb 7:15-17 = Die große Schar, wo sie sich befindet.
- A - Offb 8:1-6 = Die Stille und die Vorgänge im Himmel (siebtes Siegel)

Jedes dieser vier größeren Glieder kann erweitert werden, und wir geben die Erweiterungen samt Auslegung in der bisherigen Weise.

Wie äußert sie sich?

A = siehe oben

a - Offb 7:9 = Die große Schar
b - Offb 7:10 = Ihre Äußerung: "Heil unserem Gott"
a - Offb 7:11.12 = Alle Engel
b - Offb 7:12 = Ihre Äußerung: "Lob und Ehre"

Auslegung von "a" Offb 7:9

Offb 7:9
Danach (Dieser Ausdruck bezeichnet eine Trennung vom Vorhergehenden und Einleitung des zweiten Gesichts "im Himmel") sah ich, und siehe, eine große Schar, welche niemand zählen konnte, aus allen Nationen und Stämmen und Völkern und Sprachen (1Mo 10:5.20.31; Dan 3:4.5; Dan 4:1; Dan 6:25), stehen vor dem Thron und vor dem Lamm, angetan mit weißen Kleidern, und Palmen in ihren Händen. Die bestimmte Zahl von Israeliten (Offb 7:1-8) steht in extremem Gegensatz zu dieser unzähligen Menge von Nationen. Wir sagen: Nationen, denn diese Vision versetzt uns an das Ende, wie das vorhergehende Gesicht der Versiegelung uns zu dem Anfang zurückführte-Wir befinden uns nun außerhalb von Mt 24 und Mt 25. Zwei unterschiedliche Gruppen werden genannt: zuerst Juden, dann Nationen. Beide werden von der "Kirche" abgesondert, die jetzt aus Juden sowohl wie Nationen besteht. Die zwölf Stämme von Offb 7:4-8 werden von Menschen "aus allen Stämmen" unterschieden. Sie sind nicht die "Kirche"; das geht daraus hervor, dass sie sich "vor dem Stuhl", nicht auf ihm, befinden, wie Knechte stehen (und nicht sitzen). Auch sie haben Anteil an dem Heil durch das kostbare Blut des Lammes. Aber wie ein Stern den anderen übertrifft an Klarheit" (1Kor 15:41), so auch unterscheiden sich diese in ihrer Stellung, Würde und Ehre. Sie werden gerettet, aber zu welchem Zweck? Und in welche der "vielen Wohnungen" gehen sie ein? Wir sehen sie "im Himmel", aber nicht eher als nach der großen Trübsal, aus welcher sie erlöst werden.

Nicht nur der auserwählte Rest Israels, sondern auch eine zahllose Schar aus allen Nationen wird durch die Trübsal hindurch gerettet werden.

Wir sehen wiederum, dass auf Israels Segnung die Segnung der Nationen folgt.. Zuerst handelt Gott mit Israel im Besonderen, und dann mit den Menschen im Allgemeinen. Das bestätigen viele Schriftstellen, z.B. Ps 67:2:

Gott sei uns gnädig und segne uns:
Er lasse uns Sein Antlitz leuchten!
Dass man auf Erden erkenne Seinen Weg,
unter allen Nationen Sein Heil.

Derselben Tatsache begegnen wir in Ps 67:8:

Es segne uns Gott
und alle Welt fürchte Ihn.

Wiederum in Ps 98:3 lesen wir:

Er gedenket an seine Gnade
und Wahrheit dem Hause Israel.
Aller Welt Enden sehen das Heil unseres Gottes.

So auch Jes 49:6: wo Jehova zum Messias sagt:

Es ist ein Geringes,
dass Du Mein Knecht bist,
die Stämme Jakobs aufzurichten,
und die Bewahrten Israels zurückzubringen,
sondern Ich habe Dich auch zum Licht der Nationen gemacht,
dass Mein Heil reiche bis an der Welt Ende.

Desgleichen Jes 52:9.10:

Lasset fröhlich sein, und miteinander rühmen die Trümmerstätten Jerusalems:
Denn der Herr hat Sein Volk getröstet
und Jerusalem erlöst.
Der Herr hat offenbart Seinen heiligen Arm
vor den Augen aller Nationen;
dass aller Welt Enden
sehen das Heil unseres Gottes.

Die Erretteten haben Palmzweige in ihren Händen. Die Palmzweige deuten nicht nur den Sieg an, wie bei den Nationen, sondern weisen auch auf das Laubhüttenfest hin (siehe 3Mo 23:39-43). Das war nicht ein Fest für die Zeit in der Wüste, sondern sollte im gelobten Land gefeiert werden (3Mo 23:10). Und doch war es niemals von dem ganzen Volk, als es im Lande wohnte, gehalten worden. Erst nach der Rückkehr von Babel wurde es beständig gefeiert (siehe Neh 8:16.17). Da "jauchzte alles Volk laut mit Freudenschrei" (Esr 3:11.12; 2Chr 20:19). So wird das Fest in gleicher Weise wieder gehalten werden.

Offb 7:10
Und sie rufen mit lauter Stimme und sprechen:

"Heil unserm Gott,
der auf dem Thron sitzt,
und dem Lamm."

Sie schreiben Gott ihre Rettung und Befreiung aus der Trübsal, die sie durchgemacht haben, zu. "Lobpreis für unsere Rettung", rufen sie, "sei unserem Gott". Die Kirche nennt Gott "Vater" ("abba" = Röm 8:15), aber der versiegelnde Engel spricht von ihm als "unserem Gott" (Offb 7:3). Und die versammelten Engel sagen "unser Gott" (Offb 7:12); ebenso nennt ihn die große Schar (Offb 7:10).

Offb 7:11.12
Und alle Engel standen um den Thron und um die Ältesten und die vier Lebewesen, und fielen vor dem Thron auf ihr Angesicht, und beteten Gott an.
12. und sprachen: Amen!

"Lob und Ehre und Weisheit und Dank
und Preis und Kraft und Stärke sei
unserem Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit:
Amen!"

So lautet die siebenfache Huldigung des himmlischen Heeres, das rings um den Thron steht, der Ältesten und der Lebewesen. Die Lobpreisung ist der in Offb 5:12 ähnlich, doch ist die Reihenfolge der Worte unterschiedlich, statt "Reichtum" heißt es hier "Dank". Dort galt die Huldigung dem Lamme, hier richtet sie sich an "unseren Gott".

Nun obliegt uns zunächst die Erklärung der Vision, und die Frage, welche einer der Ältesten an Johannes richtet, weist uns an, dass wir den gleichen Geist heiligen Forschens haben sollten. Nichts Außergewöhnliches verlangt Gott jetzt von uns, sondern ein ehrfürchtiges Interesse an den in den Gesichten dieses Buches geoffenbarten Wahrheiten.

Woher kommt sie?

B - c - Offb 7:13 = Die Ältesten
d - f - Offb 7:13 = Frage: Wer?
g - Offb 7:13 = Frage: Woher?
e - Offb 7:14 = Johannes.
c - Offb 7:14 = Die Ältesten
d - g - Offb 7:14 = Antwort: sachbezogen
f - Offb 7:14 = Antwort: personenbezogen

Auslegung von B = Offb 7:13-14

Offb 7:13.14
Und einer der Ältesten antwortete und sprach (d.h. "fragte mich und sprach") zu mir:

"Wer sind diese, mit den weißen Kleidern angetan
und woher sind sie gekommen?

14. Und er sprach zu mir:

"Diese sind's, die da kommen aus großer Trübsal
und haben ihre Kleider gewaschen
und sie hell gemacht durch das Blut des Lammes."

Nicht "in dem Blut"; nichts unter dem Gesetz wurde je "in Blut" gewaschen, nichts kann hell und rein werden durch das Waschen in Blut. Nur eine gezwungene buchstäbliche Auffassung des Verhältniswortes en, = in, hat zu dieser unrichtigen Übersetzung Anlass gegeben. Diese Präposition bedeutet stets durch oder mittels. Siehe Mt 9:34; Mt 5:34.35; Gal 3:11; Offb 5:9. So auch hier und in Offb 1:5. Wieder wird der Stand der Werke betont; nicht den "Gnadenstand" der Gemeinde Christi finden wir hier. Wir sind "gewaschen, geheiligt und gerecht gemacht durch den Namen des Herrn Jesus und durch den Geist unseres Gottes" (1Kor 6:11). Jene aber haben selbst ihre Kleider gewaschen und hell gemacht. Das ergibt sich aus dem Folgenden:

Wo befindet sie sich?

B - h - i - Offb 7:15 = Die Schar. Stellung: vor dem Thron
j - Offb 7:15 = Gott auf dem Thron
h - i - Offb 7:16 = Die Schar. Ihre Segnung
j - Offb 7:17 = Gott. Das Lamm, der Segnende

Offb 7:15

Darum sind sie vor dem Thron Gottes,
und dienen Ihm Tag und Nach in Seinem Tempel;
und der auf dem Thron sitzt,
wird über ihnen Sein Zelt errichten.

Das ist genau dasselbe, was wir Jes 4:5.6 lesen:

"Und der Herr wird schaffen
über alle Wohnung des Berges Zion,
und wo sie versammelt sind,
Wolke und Rauch des Tages
und Feuerglanz, der da brenne des Nachts;
Denn es wird ein Schirm sein über alles, was herrlich ist.
(Hebr. Chupah, der Trauhimmel, denn die Hochzeit des Lammes wird dann gefeiert werden.)
Und wird eine Hütte sein
zum Schatten des Tages vor der Hitze
und eine Zuflucht und Verbergung
vor dem Wetter und Regen.

Die vor dem Thron Gottes Stehenden verrichten Priesterdienst Tag und Nacht und erfüllen Pflichten von "Knechten", denn sie "dienen vor dem Thron". Andere hierauf hinweisende alttestamentliche Stellen sind: 3Mo 26:11; Hes 37:27.

Und dann, anspielend auf die Entbehrungen und Versuchungen, die sie zu bestehen haben, ist weiter von irdischem Segen die Rede:

Ihre Segnung und der Segnende

h (original S. 217) Kap 7:16.17

h - k - Offb 7:16 = negativ: Nicht hungern
l - Offb 7:16 = negativ: Nicht dürsten
m - Offb 7:16 = negativ: Nicht leiden
k - Offb 7:17 = positiv: Hunger gestillt
l - Offb 7:17 = positiv: Durst genommen
m - Offb 7:17 = positiv: Kummer gebannt

Offb 7:16.17

Sie wird nicht mehr hungern, noch dürsten
noch wird die Sonne auf sie fallen oder irgendeine Hitze.
17. Denn das Lamm, das inmitten des Thrones ist,
Denn des Lamm, das inmitten des Thrones ist,
wird sie weiden und leiten (wie ein Hirte)
zu den Quellen des Lebenswassers,
und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen."

Hiermit beenden die Ältesten ihre Beschreibung der großen Schar und ihrer hohen Segnungen. Die Segnungen der Kirche sind "himmlisch". Derselbe Segen wird verheißen in Jes 49:8-10; Jes 25:8; Jes 65:19; Jer 31:16. An Israels Segen haben auch die Nationen teil. Die Erfüllung finden wir Offb 21:3.4; Offb 22:1; Hes 47.

Das siebte Siegel

Offb 8:1-6

Aus dem Gedankenaufbau des zweiten Gesichts "im Himmel" (Original S. 213) sahen wir, dass dieses letzte große Glied A (Offb 8:1-6) dem ersten Glied A (Offb 7:9-12), den himmlischen Stimmen und Äußerungen gegenübergestellt ist.

Wir haben dargelegt, dass die sechs Siegel nicht nur die ganze Periode der großen Trübsal umfassen, sondern dass uns das sechste bis zu dem großen Tag des Zorns hinführt, zu gleicher Zeit anzusetzen ist wie die siebte Posaune (Offb 11:17.18) und das Endgericht (Offb 11:20).

Aber während die siebte Posaune in die sieben Zornschalen führt, die unmittelbar darauf folgen, tritt nach dem siebten Siegel eine Stille im Himmel ein, als sollte eine Unterbrechung stattfinden; ein Wink für uns, dass wir zurückgehen und erkennen lernen, wie die Gerichte der Siegel in ihren Einzelheiten erfüllt werden sollen.

Folgendes ist der Aufbau von Offb 8:1-6, dem Schluss der zweiten Vision "im Himmel".

Stille

A - n - p - Offb 8:1 = Stille im Himmel.
q - Offb 8:2 = Die sieben Engel und die sieben Posaunen.
o - r - Offb 8:3 = Ein anderer Engel mit dem Rauchfass zum Gebet.
s - Offb 8:4 = Ergebnis: Rauch aufsteigend zum Himmel.
o - r - Offb 8:5 = Der Engel mit Rauchfass und Feuer.
s - Offb 8:5 = Ergebnis: Feuer fällt nieder auf die Erde.
- n - p - Offb 8:5 = Stimmen auf Erden.
q - Offb 8:6 = Die sieben Engel und die sieben Posaunen.

Auf die Eröffnung des siebten Siegels tritt nicht, wie es bei den sechs anderen geschieht, ein einzelnes Ereignis ein, sondern es folgt "eine Stille", die dem Johannes eine halbe Stunde zu dauern schien. Hierauf wird ihm gezeigt, wie die Gebete der Heiligen unter dem fünften Siegel (Offb 6:10) dargebracht (Offb 8:3.4) und Offb 8:5 beantwortet werden mit dem Beginn einer Reihe von Gerichtsverhandlungen, die das Ertönen von sieben Posaunen einleitet. Doch wir geben zunächst die Auslegung von Offb 8:1-6.

Offb 8:1
Und da es das siebte Siegel auftat, wurde eine Stimme im Himmel für eine halbe Stunde. Bei dem Ertönen der siebten Posaune erschallen "große Stimmen im Himmel" (Offb 11:15). Und beim Ausgießen der siebten Schale geht eine große Stimme aus von dem Thron (Offb 16:17).

Doch diese "Stille" hat mehr zu bedeuten. Sie kennzeichnet höchst feierlich die Pause zwischen dem Gebet und der Antwort, welche das Gebet in Lobpreis wandeln wird. Auf Erden war das Geschrei der Heiligen ohne Unterlass. Sie schrieen: "Tag und Nacht". Im Himmel soll es jetzt beantwortet werden: darin die feierliche Pause, das Schweigen der Erwartung.

Das hebräische dumijah, Schweigen, das viermal vorkommt, bezeichnet genau die Situation.

1. "Mein Gott, des Tages rufe ich, so antwortest du nicht;
und des Nachts schweige ich auch nicht.
Aber Du bist heilig
der Du wohnest unter dem Lob Israels." (Ps 22:3.4).
2. "Ich bin verstummt und still" (Ps 39:3)
3. "Meine Seele ist stille zu Gott, der mir hilft." (Ps 62:2)
4. "Gott, man lobt Dich in der Stille zu Zion,
und dir bezahlt man Gelübde.
Du erhörest Gebet,
darum kommt alles Fleisch zu Dir" (Ps 65:2-3)

An allen vier Stellen bezeichnet das Wort eine Zeit des Harrens zwischen dem Gebet selbst und der darauf folgenden Erhörung, die zu Lob und Preis Anlass gibt. Diese Bedeutung des Wortes tritt so recht Kla 3:26 hervor, wo es heißt: "Es ist ein köstlich Ding, geduldig sein und auf die Hilfe des Herrn hoffen". (Wörtlich: "Gut ist's schweigend zu harren".)

Dies "köstlich Ding" zeigt sich hier in der Tat. Denn die von der Erde aufsteigenden Gebete werden während dieser Periode der Stille vor Gott gebracht: und die Erhörung wird in förmlicher Weise dadurch angekündigt, dass die sieben Engel sich rüsten zu posaunen, um Satan und all seinem Herr den Krieg zu erklären. Das ist es, was Johannes schaut.

Die Vorgänge im Himmel

Offb 8:2
Und ich sah die sieben Engel - d. h. nach Ablauf der haben Stunde. Nicht bloss sieben Engel, sondern die sieben wohl bekannten Engel, die vorher (Offb 1:4; Offb 3:1; Offb 4:5; Offb 5:6) als "de sieben Geister Gottes, die da sind vor Seinem Stuhl" bezeichnet wurden, denn "er macht Seine Engel zu Geistern" (Hebr 1:7).

Bei der Eröffnung des siebten Siegels entsteht eine Stille. Das zeigt, dass wir hier eine Ruhepause haben, um zurückzublicken und die Einzelheiten des Geschauten kennen zu lernen. In den beiden anderen Gesichten dagegen (den Posaunen und Zornschalen) folgt auf die siebte Posaune zusammenhängende, folgende gerechte Handlung.

die da stehen vor Gott - Offb 4:5 heißen sie die sieben Geister Gottes (so auch Offb 3:1), denn von den Engeln wird gesagt: "Er macht Seine Engel zu Geistern" (Hebr 1:7). Das Wort pneumata, Geister, wird von allen geistigen Wesen gebraucht. Auch Offb 5:6 lesen wir wieder von "den sieben Geistern Gottes, gesandt in alle Lande".

Es unterliegt wohl keinem Zweifel, dass sich alle diese Stellen auf die schon erwähnten sieben "Engel, die vorGott sind" beziehen.

In Dan 4:10.14.20 heißen sie irin, Wächter (griech. egregoroi, Septuaginta: Kla 4:14). Dieser Ausdruck stimmt überein mit Ps 103:20 und bezeichnet die, welche bereit sind, Gottes Befehle auszurichten. Dass Gabriel einer von diesen Engeln ist, ergibt sich aus Lk 1:19; auch Michael wird ein solcher Diener Gottes sein.

und es wurden ihnen sieben Posaunen gegeben. Von wem sie gegeben wurden, ist nicht gesagt. Aber es geschah auf einen Befehl vom Thron her, der nun wieder handelnd eintritt, obwohl die Handlung anderer Art ist. Die Siegel tat das Lamm auf; aber Engel lassen die Posaunen erschallen. Die Siegel wurden im Geheimen geöffnet, die Posaunen rufen öffentlich zum Kampf. (Siehe 4Mo 10:9; Ri 6:34; Ri 3:27; Ri 7:8.16.18; 1Sam 13:3; Jer 4:5; Hi 39:24; Offb 14:14). Sie tun kund, dass der große und schreckliche Tag des Herrn gegenwärtig ist. Siehe Zeph 1:14-16.

Offb 8:3.4
Und ein anderer Engel kam und stellte sich an den Altar und hatte ein goldenes Rauchfass. Es wird uns nicht gesagt, wer der andere Engel war, und darum kann die Behauptung vieler Ausleger, dass es der Herr Jesus selbst gewesen sei, nur als eine leere Mutmaßung gelten. das goldene Rauchfass gehört zur heiligen Stätte (Hebr 9:4), und auf dem goldenen Altar wurde der Weihrauch dargebracht.

Und ihm wurde viel Räucherwerks gegeben, dass er es gäbe zu den Gebeten aller Heiligen auf den goldenen Altar vor dem Thron
4. Und der Rauch des Räucherwerks stieg auf vor Gott mit den Gebeten der Heiligen aus der Hand des Engels. Wir haben hier ein Gesicht von Ereignissen im Himmel, woraus wir lernen, dass der Himmel ein Ort großer und herrlicher Realitäten ist, der Wohnplatz Gottes, wo himmlischer Gottesdienst gepflegt wird. Die Stiftshütte auf Erden und ihr Dienst, danach der im Tempel mit seinen Ordnungen, waren nur Bilder der wirklichen Dinge im Himmel, "Gegenbilder des wahrhaftigen" und "Vorbilder der himmlischen Dinge". Moses wurde, als er sich mit der Herstellung des Stiftszeltes befasst, von Gott ermahnt "Schaue zu, dass du machst alles nach dem Bild, das dir auf dem Berge gezeigt worden ist." Hebr 8:5; Hebr 9:23.24. In gleicher Weise wurde David ermahnt, als ihm Plan und Modell des Tempels gegeben wurden, "beschrieben von der Hand des Herrn" (1Chr 28:11-13.19).

Die Gebete der gemarterten Heiligen waren vorüber, aber das Geschrei ihres Blutes vom Erdboden ergeht in Klageworten. Die Beter hier sind die lebenden Heiligen, die Menschen des Buches: die 144 000 und die große Schar, ehe sie aus der großen Trübsal erlöst werden; sie sind es, welche "Tag und Nacht zu Ihm rufen" (Lk 18:7). Wir führten einige Beispiele solcher Gebete an, wie sie prophetisch in den Psalmen gegeben werden:

Gib ihnen nach ihrer Tat
und nach ihrem bösen Wesen;
gib ihnen nach den Werken ihrer Hände
vergilt ihnen, was sie verdient haben" Ps 28:4.
Tu ihnen wie den Midianitern,
wie Sisera, wie Jabin am Bach Kison." Ps 83:10.

Und gerade der Psalm, der das Gebet mit dem Rauchopfer vergleicht, enthält ähnliche Bitten (Ps 141:1.2.7.10)

Herr, ich rufe zu Dir;
eile zu mir;
vernimm meine Stimme, wenn ich Dich anrufe.
Mein Gebet soll vor Dir stehen wie ein Rauchopfer,
mein Händeaufheben wie ein Abendopfer.
Unsere Gebeine sind zerstreut bis zum Schlund des Grabes,
wie wenn einer das Land pflügt und zerwühlt.
Die Gottlosen müssen in ihr eigenes Netz fallen, miteinander,
Ich aber immer vorübergehen."

Der goldene Altar "ist vor dem Thron". So war es in dem irdischen Bild des himmlischen Vorbildes. Es war "vor dem Vorhang, der vor der Lade des Zeugnisses hängt, und vor dem Gnadenstuhl, der auf dem Zeugnis ist" (2Mo 30:6: 2Mo 40:5.26).

Offb 8:5
Und der Engel nahm das Rauchfass und füllte es mit Feuer vom Altar (3Mo 16:12) und warf das Feuer auf die Erde. Und da geschahen Donner und Stimmen und Blitze und Erdbeben. Eine ähnliche Szene haben wir in Hes 10:2, wo das Feuer zwischen den Cherubim unter dem Thron genommen und über die Stadt Jerusalem gestreut wird, zum Zeichen ihrer Zerstörung. So hier: die, auf welche das Feuer fällt, sollen vernichtet und zerstreut werden. Das ist die Antwort auf die so feierlich dargebrachten Gebete. An anderen Stellen wird das Feuer als eins der Gerichte erwähnt, das der Herr auf die Erde senden will. Siehe Hes 39:6; Hes 38:22; Hos 8:14; Am 1:4.7.10.12; Am 2:6; Vgl. 5Mo 32:22.

Die ganze Szene wird mit ähnlichen Worten in Ps 18:5.7.9 geweissagt:

"Denn es umfingen mich des Todes Bande
und die Bäche Belials erschreckten mich.
Da mir angst war, rief ich den Herrn an,
und schrie zu meinem Gott,
da erhörte Er meine Stimme von Seinem Tempel,
und mein Schreien kam vor Ihn, zu Seinen Ohren.
Die Erde bebte und wurde bewegt,
und die Grundfesten der Berge regten sich
und bebten, da Er zornig war.
Dampf ging auf von Seiner Nase,
und verzehrendes Feuer von Seinem Mund,
dass es davon blitzte."

Die Erfüllung des nächsten Verses, der von dem Herabfahren Gottes redet, wird durch andere Ereignisse, die auch geschehen sollen, hinausgeschoben.

Offb 8:6
Und die sieben Engel, welche die sieben Posaunen hatten, rüsteten sich zu posaunen. Das Verbot von Offb 7:1 wird nun aufgehoben. Zweimal geschieht der siebenfache Ausspruch, und die Vergeltung ist nach Ps 79:12 "siebenfältig" als Erhörung der dargebrachten Gebete.

Dieses himmlische Gesicht lehrt, was eines Tages buchstäblich geschehen wird. Sind's Symbole, so sind es Symbole feierlicher, wirklicher Vorgänge. Sind's Bilder, so sind es doch keine rednerischen Figuren, sondern die Vorausdarstellung von Ereignissen. Gerade wie die Gerichte Gottes zur Zeit des Auszuges Israels wirklich und buchstäblich geschehen sind, und die Ankündigung derselben wörtlich erfüllt worden ist, so werden auch die Voraussagen erfüllt werden. Von ihnen gelten die Worte der Weissagung: "Ich will sie Wunder sehen lassen gleich wie zur Zeit, das sie aus Ägypten zogen" (Mi 7:15).

In der Tat, es wird uns bestimmt gesagt, das die physischen Wunder jenes Tages "gleich sein werden dem, was an Israel geschah zur Zeit, das sie aus Ägypten auszogen. (Jes 11:15.16).

In Jer 23:19.20 heißt es, dass die künftigen Gerichte (die hier vorbereitet werden, Offb 8:1-6) diejenigen noch übertreffen sollen, welche Gott über Ägypten kommen ließ; wir weisen nochmals auf die Schriftstelle vom bund der Wunder hin, die dafür maßgebend ist:

"Siehe, Ich will einen Bund machen vor all deinem Volk und will Wunder tun, dergleichen nicht geschaffen sind in allen Landen und unter allen Völkern; und alles Volk, darunter du bist, soll sehen des Herrn Werk; denn ein furchtbares Ding sollÄs sein, dass Ich bei dir tun werde." (2Mo 34:10; 5Mo 28:10).

LIes weiter:
Das zweite Gesicht "auf Erden"