Das feste, prophetische Wort!

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Auszüge aus dem gleichnamigen Buch von Pastor A. Fünning
erschienen 1947 im Christlichen Allianzverlag, Fellbach

Vorwort des Buches:

1. Das feste prophetische Wort

"Und wir haben desto fester das prophetischen Wort, und ihr tut wohl, darauf zu achten als auf ein Licht, das an einem dunklen Orte scheint, bis der Tag anbricht und der Morgenstern aufgeht in euren Herzen" 2Petr 1:19

Der Grund unserer Hoffnung

In dieser dunklen, schweren Zeit, wo so vieles untergeht und zerbrochen wird: Häuser, ganze Städte, Reiche, Throne, Menschenleben, Familien, längst bestehende Verhältnisse, da weist uns Petrus auf etwas Festes hin. Was ist das? Nun es ist das Wort der Weissagung. "Wir haben desto fester das prophetische Wort!" Fester als was? Kurz zuvor hatte der Apostel von der Verklärung Jesu gesprochen und betont, dass diese Verklärung ein Vorbild von der künftigen Herrlichkeit des Herrn Jesus in seinem Königreich sei. So wie Er dort auf dem Verklärungsberg (Mt 17:1-9) in himmlischem Glanz strahlte - sein Angesicht leuchtete wie die Sonne und seine Kleider wurden weiß, so weiß, wie sie kein Walker (Färber) auf Erden machen kann - so wird der Herr Jesus strahlen bei seiner sichtbaren Wiederkunft. Und wie Er dort von den Heiligen des Alten und Neuen Bundes, Propheten und Aposteln, umgeben war, so wird Er in seinem Königreich umgeben sein von den Heiligen des Alten und des Neuen Bundes. Moses, der starb, repräsentiert die Gläubigen, die durch den Tod zum Herrn gehen, Elias aber, der nicht starb, sondern, lebend gen Himmel fahrend unterwegs verwandelt wurde, repräsentiert die Gläubigen, die bei seinem Kommen lebend zum Herrn entrückt und unterwegs verwandelt werden. (Vgl. 1Thes 4:15-17). Diese Heiligen werden Ihn umgeben in seinem Königreich. Und wie der Vater auf dem Verklärungsberg aus der Wolke sprach: "Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe, Ihn sollt ihr hören!", so wird im Königreich Jesu durch die Machtwirkung Gottes alle Welt auf Jesus hören, und Ihm als König huldigen und gehorchen. Doch, will Petrus weiter sagen, wir gründen unsere Hoffnung auf die Herrlichkeit des zukünftigen Königreiches nicht bloss auf diesen Vorgang der Verklärung Jesu auf dem Berge und auf unsere Deutung desselben, nein, als einen noch festeren Grund für unsere Hoffnung haben wir das feste prophetische Wort. Denn keine Weissagung der Schrift geschieht durch eigene Auslegung, sondern die heiligen Menschen Gottes haben geredet, getrieben durch den heiligen Geist. Und gerade die Weissagungen des Alten Testamentes reden viel von der zukünftigen Herrlichkeit Jesu in seinem Königreich. Diese Weissagungen sind das feste prophetische Wort, und sie sind das Feste, das uns der Apostel zeigt. Und sie sind der Grund unserer Hoffnung.

Licht an einem dunklen Ort

Doch was sollen wir mit demselben machen? Petrus sagt uns, "dass ihr darauf achtet". Achten, ja, das tat Daniel. In den Schriften des Propheten Jeremia forschte er. Da hat er gefunden, dass die Gefangenschaft seines Volkes Israel 70 Jahre dauern werde. Und als er nachrechnete, da fand er, dass sie schon im 70. Jahr sich befänden; aber noch immer nicht zu merken, dass der Mederkönig Anstalten treffe, Jerusalem wieder zu bauen und Israel in sein Land ziehen zu lassen. Das trieb Daniel ins Gebet mit Fasten, in Sack und Asche. Und siehe da, als er so inbrünstig betete, und seine und seines Volkes Sünde bekannte, stand plötzlich der Engel Gabriel vor ihm, der ihm dann wunderbare Offenbarungen mitteilte (Dan 8:23ff).

"Ihr tut wohl, dass ihr darauf achtet - das tat Daniel - als auf ein Licht, das scheinet - wo? - an einem dunklen Ort" Dieses Licht erhielt Daniel. Dunkel war es in Daniels Volk in Babylon und dunkel war es auch sin seinem Herzen. Wird Gott der Herr sein gegebenes Wort einlösen oder wird sein Volk für immer in der Gefangenschaft schmachten müssen? Diese und ähnlich bange Fragen wird er im Herzen bewegt haben. Doch als er betend, flehend auf das prophetische Wort achtete und in demselben forschte, da erhielt er Licht, wunderbares Licht über sich, über sein Volk und über Gottes wunderbares Walten. Das war Licht an einem dunklen Ort. Es ist nicht angenehm, ja oft gefährlich, in der Finsternis zu gehen, denn die Finsternis benützen Diebe und Räuber, zu rauben und zu stehlen. Geht man in der Finsternis, dann weiß man nicht, was auf dem finstern Weg einem begegnen wird; kommen Löcher oder sind Schlangen daselbst, oder lauern Diebe, Räuber oder gar Mörder im Gebüsch. Ist der Weg aber beleuchtet, wie angenehm und sicher fühlt mach sich dann. Das ist der Segen des Lichts. "Licht an einem dunklen Ort".

Ihr Lieben, in der Welt sind wir heute in eine große Dunkelheit hineingeraten, die auch sehr gefährlich ist. Und nach der Schrift wird es nicht heller, sondern noch dunkler werden. Da brauchen Kinder Gottes ein Licht und zwar ein sehr helles. Wisst ihr, was dieses helle Licht ist, das wir heute brauchen? Petrus sagt es uns, es ist das feste prophetische Wort. Derselbe Apostel ermahnt die Gläubigen, dass sie begierig sein sollen nach der vernünftigen und lauteren Milch des Wortes Gottes. Wer nun zudem auch noch begierig ist nach Aufschluss im prophetischen Wort wie Daniel, und betend darin forscht, der erhält Licht, und zwar noch viel mehr, als Daniel erhielt. Licht über die kommende herrliche Entrückung, über die 70. Jahrwoche, über den falschen Propheten und den Antichrist, über die Sammlung und Bekehrung Israels, über Harmagedon, Gog und Magog, über die sichtbare, herrliche Wiederkunft Christi mit den Seinen in großer Kraft und Herrlichkeit, die Vernichtung des Antichristen und seiner Heere, über die Aufrichtung des Königreiches Jesu und weiter und weiter bis über Offenbarung 22 hinaus. Ist das nicht köstlich?

Bis der Tag anbricht

Wie lange sollen wir achten auf das feste prophetische Wort, das da scheint an einem dunklen Ort? Antwort: "Bis der Tag anbreche und der Morgenstern aufgehe!"

Wer dieser Morgenstern ist, sagt uns Offb 22:16. Dort sagt der Herr Jesus: "Ich bin die Wurzel und das Geschlecht Davids, der helle (genauer: strahlende oder funkelnde) Morgenstern?" Habt ihr schon den Morgenstern beobachtet, wie derselbe so wunderbar funkelt? Dieser funkelnde, strahlende Morgenstern ist ein Sinnbild von Jesus. Aber warum heißt es denn in unserm Vers: "in euren Herzen?" Diese Worte in euren Herzen, sollten nicht mit dem Morgenstern verbunden werden. Der Morgenstern, Jesus, geht den Gläubigen nicht erst in den Herzen auf, wenn der Herr wiederkommt, sondern in der Bekehrung, wie geschrieben steht 2Kor 4:6. "Gott, der da hieß das Licht aus der Finsternis hervortreten, der hat in unsere Herzen geleuchtet, zur Erleuchtung der Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes in dem Angesicht Jesu Christi". Und 1Jo 5:20: " Er hat uns einen Sinn gegeben, den Wahrhaftigen zu erkennen." Diese Worte: in euren Herzen sollten verbunden werden mit dem Licht, "das da scheint an einem dunklen Ort in euren Herzen." So übersetzen manche. Ich liebe diese Satzstellung, da dieselbe einen viel besseren Sinn gibt als die bisherige:

"Bis das der Tag anbreche und der Morgenstern aufgehe."

Wir haben gesehen, dass der Morgenstern ein Sinnbild von Jesus ist. Bezüglich seiner Wiederkunft hat sich der Herr Jesus zwei Sinnbilder beigelegt: Morgenstern und Sonne. Die Sonne ist das Sinnbild von Jesus für Israel.

"Euch aber, die ihr meinen Namen fürchtet, soll aufgehen die Sonne der Gerechtigkeit mit Heil unter ihren Flügeln."

Das gilt Israel. Dem Israel wird der Herr Jesus aufgehen als Sonne mit ihrer versengenden Glut des Gerichts. "Denn aus Zion wird der Erlöser kommen, der abwenden wird die Gottlosigkeiten von Jakob" (Röm 11:26). Zion muss durch Gericht erlöst werden und ihre Wiederkehrenden durch Gerechtigkeit" (Jes 1:27). Ist das geschehen, dann wird dieselbe Sonne, nämlich Jesus, dem Israel Heil bringen unter ihren Flügeln. Der Morgenstern aber ist ein Sinnbild von Jesus für die Gemeinde. Dieser Morgenstern kommt nicht mit der versengenden Glut der Sonne - zum Gericht -, sondern als der funkelnde, strahlende Morgenstern, um die Seinen über die Maßen zu beglücken. Dieselbe köstliche Tatsache besingt Phil. Nikolai in seinem prächtigen Lied:

"Wie schön leucht' uns der Morgenstern/ voll Gnad' und Wahrheit von dem Herrn/ du süße Wurzel Jesse./ Du Davids Sohn aus Jakobs Stamm,/ mein König und mein Bräutigam,/ hast mir mein Herz umfangen./ Lieblich, freundlich, schön und herrlich,/ groß und ehrlich,/ reich an Gaben,/ hoch und wunderbar erhaben."

Doch, ihr Lieben, wer geht in der Natur zuerst auf, der Morgenstern oder die Sonne? Selbstverständlich der Morgenstern, werdet ihr sagen. Stimmt. So wird Jesus zuerst als Morgenstern für die Gemeinde kommen und dann erst als Sonne der Gerechtigkeit für Israel und die Völkerwelt.

Und der Morgenstern aufgeht

Hier wird uns gezeigt, wie lange wir das feste prophetische Wort brauchen und auf dasselbe achten sollen. Als Israel nach langer Wüstenwanderung endlich den Fuß aufs gelobte Land setzte, da war mit einem Mal die Wolkensäule fort. Durch die ganze Wüste, all die vielen Jahre hindurch, hatte sie Israel treu geleitet, den rechten Weg gezeigt und denselben beleuchtet, war also immer und überall ein Licht am dunklen Ort gewesen; auch hatte sie Israel in allen Gefahren beschützt; jedoch als die Israeliten im gelobten Land waren, da brauchten sie die Wolkensäule nicht mehr; denn die Wüstenwanderung war zu Ende, sie waren am Ziel. Die Wolkensäule hatte ihren Dienst getan. Nun, genau so lange brauchen wir das prophetische Wort. "Bis der Tag anbricht und der Morgenstern aufgeht." Ist dieser Tag angebrochen, dann brauchen wir das prophetische Wort nicht mehr.

"Dann seh' ich alles klar, was hier mir schien so fern. Dann bin, o wie wunderbar, auf ewig bei dem Herrn. Wunderbar! Wunderbar! Auf ewig bei dem Herrn! Hallelujah!"

Der funkelnde, strahlende Morgenstern, Jesus, wird aufgehen, nicht im Herzen, sondern am Himmel, wenn das dreifache Signal: Feldgeschrei, Stimme des Erzengels und die Posaune Gottes ertönt, und dann in einem Augenblick - in a twinkling of an eye - die Entschlafenen mit den dann noch lebenden Gläubigen dem kommenden Herrn entgegengerückt werden in die Luft, und sie also bei dem Herrn sein werden alle Zeit. Das ist das wunderbare und herrliche Aufgehen des funkelnden, strahlenden Morgensterns, den uns das prophetische Wort zeigt.

Ist dieser funkelnde Morgenstern Jesus in deinem Herzen aufgegangen? Bevor du auf den Morgenstern warten kannst, musst er zuerst in deinem Herzen aufgegangen sein, sonst kann dir eines Tages statt des Morgensterns der Abendstern - der die Nacht ankündet - aufgehen.

Willst du nicht, bevor du nun weiterliest, diese Sache mit deinem Gott zuerst ins reine bringen? Komm zu Jesus, Er ist auch für dich gestorben und hat sein Blut vergossen. Komm zu Ihm und sprich: Gott sei mir Sünder gnädig! Übergib dich Ihm mit Leib, Seele und Geist und lass Jesus fortan dein Heiland und dein Führer sein im Leben und im Sterben. Ist Jesus, dieser funkelnde Morgenstern, in deinem Herzen aufgegangen, dann bleib nahe bei Jesus, deinem Herrn. Bei Tag und bei Nacht, sei stets auf der Wacht, bleib nah bei Jesus, deinem Herrn. Dazu ist viel Sichversenken in sein Wort und Gebet nötig. Je inniger du mit Jesus wandelst und lebst, desto mehr funkelt dieser Morgenstern in deinem Herzen, zu Hause, in der Nachbarschaft, im Geschäft, in der Gemeinde, kurz - überall. Das ist der Kinder Gottes Aufgabe. Desto größer wird dann das Verlangen nach dem Aufgehen des funkelnden Morgenstern,

Jesus Christus, hochgelobt in Ewigkeit.

Ja, wir haben ein festes prophetisches Wort und ihr tut wohl, dass ihr darauf achtet, als auf ein Licht, das da scheint an einem dunklen Ort in euren Herzen, bis der Tag anbreche und der Morgenstern aufgehe. Amen.

2. Der Segen des Studiums des prophetischen Wortes (Offb 1:3)