Das erste Gesicht "auf Erden"

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Version vom 10. Februar 2020, 17:48 Uhr von MI (Diskussion | Beiträge) (Das sechste Siegel)

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Abschrift des Buches: Die Apokalypse oder der Tag des Herrn
Verfasser: E. W. Bullinger (1902)

In Bearbeitung

Inhaltsverzeichnis
Kapitel davor: Das erste Gesicht "im Himmel" (Offb 4 und 5)

Das erste Gesicht "auf Erden"

E1 - Offb 6:1-7:8

Die sechs Siegel und das Versiegeln

Aus der ganzen ersten Vision "im Himmel" (H1 - Offb 4 u. 5) geht hervor, dass nun "auf Erden" in E1 - Offb 6:1-7:8 die Macht entfaltet werden wird zur völligen Erlösung des erworbenen Erbes. Das Lösegeld ist durch das vergossene teure Blut des Lammes bezahlt worden, und nun wird das Erbe aus der Hand des Feindes gerissen,indem der gegenwärtige Machthaber vertrieben und durch Gewalt von der Erde Besitz ergriffen wird. Diese Macht tut sich in den Siegeln, in den Posaunen und in den Zornschalen kund, welche die Gerichte Gottes erfüllen undmit dem Kommen des Herrn selbst abschließen (Offb 19).

Dieser große Gegenstand ist durch die voraufgehende Vision "im Himmel" dargestellt worden; nun werden wir das "auf ERden" folgende Ereignis sehen.

Johannes sieht natürlich alles "im Himmel"; aber was er "im Himmel" sah, (Offb 6:1-7:8 wird "auf Erden "stattfinden, wie das in Offb 4 und 5 "im Himmel" Geschaute, dort vor sich gehen wird.

Dies ist das erste Gesicht jener gewaltigen Vorgänge, die sich am "Tage des Herrn" auf Erden zutragen werden. Es behandelt

Die Eröffnung der sechs Siegel

Die sechs ersten Siegel sind von dem siebten in bemerkenswerter Weise getrennt, als sollte uns dadurch gezeigt werden, dass das siebte nicht so unmittelbar auf das sechst folgt, wie die anderen Siegel aufeinander.

Das sechste Siegel führ uns augenscheinlich zur letzten Zeit, denn es redet von den Zeichen an Sonne, Mond und Sternen (Offb 6:12.13), die der Herr mit seinem persönlichen Erscheinen in Verbindung bringt (Mt 24:20; siehe Joe 3:1.4; wo diese Zeit "der große und schreckliche Tag des Herrn" genannt wird, als wäre sie der Gipfelpunkt der ganzen Periode, die als "Tag des Herrn" bezeichnet wird). Im sechsten Siegel wird diese Zeit "der große Tag des Zorns" genannt (Offb 6:17), und die Zeichen am Himmel bilden die große Endszene (Offb 5:14), wie sie in 2Petr 3:10 beschrieben ist.

Wenn dem so ist, dann sind die ersten sechs Siegel vom siebten deutlich getrennt, und die Stille im Himmel bei der Eröffnung des siebten Siegels bezeichnet eine Pause.

Die sechs Siegel stellen uns eine einleitende Übersicht der Gerichte dar, welche die ganze Periode ausfüllen; das sechst führt bis zu dem Kommen Christi, oder doch bis zu den Ereignissen am Ende von Offb 18.

Es ist Grund vorhanden zu glauben, dass der Tag des Herrn eine längere Periode sein wird. Man muss ihn nicht, wie das so oft geschieht, auf "sieben Jahre" beschränken. Die Zeit die zwischen dem Hervortreten des Herrn in der Luft zur Aufnahme der Gemeinde und seinem Kommen zur Erde und Seinem Kommen mit der Gemeinde in großer Macht und Herrlichkeit liegt, mag den dreiunddreißig Jahren entsprechen zwischen seinem Kommen in Bethlehem (Mi 5:1) und seinem Kommen nach Jerusalem (Sach 9:9). Alle Ereignisse, die zwischen den beiden Zeitpunkten liegen, bezeichnen wir als das erste Kommen Christi. Ebenso bilden alle in diesem Buch geschilderten Ereignisse, welche zwischen Seinem Kommen für die Gemeinde und Seinem Kommen mit der Gemeinde liegen, "seine zweite Zukunft" oder "den Tag des Herrn" (Siehe Original S. 41).

Diese Ereignisse mögen wieder eine Periode von dreiunddreißig Jahren umfassen; wenn wir dazu die sieben Jahre der letzten Woche Daniels hinzufügen, so haben wir eine Zeit von vierzig Jahren.

Wir wissen, dass der Herr Mt 24:4-6 in Seiner Antwort auf die Frage der Jünger: "Wann wird das geschehen?, d. h. wann wird der Tempel zerstört werden? hinzufügt: "Aber es ist noch nicht das Ende (telos) da."

Dann beantwortet Er die zweite Frage: "Welches wird das Zeichen Deiner Ankunft und des Endes (synteleia) der Welt (Mt 24:3) sein? Er beschreibt nun vier der Siegel (Mt 24:7) und fügt hinzu: "Da wird sich zu allererst die Not anheben."

Diese Stelle kennzeichnet die ersten Siegel als der Beginn der synteleia des "Tages des Herrn". Dieses Anheben mag sich auf einige Jahre erstrecken, ehe die eigentliche große Trübsal kommt.

Dadurch sind die sechs ersten Siegel wieder von siebten getrennt.

Wir geben nun das erste Gesicht E1 (Origina S. 93) Offb 6:1-7:8, welches die Ereignisse auf Erden als Ganzes zeigt.

Man wird sehen, dass zwei Gegenstände hervortreten. Die Verfolger und die Verfolgten; die, welche auf der Seite des Antichrists stehen (B1 und B2) und jene, welche leiden (A2) oder von Leiden befreit sind (A1), weil sie sich weigern, ihn anzubeten.

Man wird auch bemerken, wie vollständig Mt 24 mit dieser ersten Szene auf der Erde, dem ganzen Inbegriff der synteleia und des telos übereinstimmt. (Siehe Original S. 68 und 69).

E1 - A1 - Offb 6:1.2 = Der falsche Christus zieht aus zum Kampf gegen die Heiligen (1. Siegel) = Mt 24:4.5.
B1 - Offb 6:3-8 = Gerichte über ihn und seine Anhänger (2., 3. u. 4. Siegel) = Mt 24:6-7
A2 - Offb 6:9-11 = Die Wirkungen des Kampfes mit den Heiligen, ihr Martyrium = Mt 24:8-28
B2 - Offb 6:12-17 = Gerichte über ihn und seine Anhänger (6. Siegel) = Mt 24:29.30. Und die Frage "Wer kann bestehen?"
A3 - Offb 7:1-3 = Beantwortung der Frage durch die Versiegelung der 144 000, wodurch sie befähigt werden, im Gericht zu bestehen = Mt 24:31.

Wir möchten, dass unsere Leser unsere Ansicht über die Siegel deutlich erfassen. Wir trennen sie von den Posaunen und die Zornschalen, welche, nachdem sie begonnen haben, nicht unterbrochen werden. Das ist, wie wir unten sehen werden, aus der Tatsache zu erkennen, dass die beiden letzten Posaunen und die erste Schale miteinander durch die "drei Wehe" verbunden sind. Dadurch werden sie als aufeinander folgend gekennzeichnet.

Die Siegel indessen müssen wir, wegen der Ereignisse unter dem sechsten Siegel, als eine Zusammenfassung aller göttlichen Gerichte betrachten, die den Tag des Herrn einleiten werden: Sie umschließen die ganze synteleia, die Zeit der Trübsal, und führen zu dem telos oder Ende hin, zu den letzten sieben Jahren und dem "großen Tag seines Zornes". So zeichnen sie in weiten Umrissen die ganze Periode. Nach dem letzten Siegel ist durch die "Stille im Himmel" eine Unterbrechung gekennzeichnet, und wir werden abgewandt, um weitere Einzelheiten über die Gerichte zu sehen, die dann von neuem mit den Posaunen beginnen. Nach der letzten Posaune ist keine solche Unterbrechung, keine "Stille im Himmel" oder auf Erden, sondern die letzte Posaune enthält und leitet die sieben Zornschalen, welche das Mysterium oder den geheimen Vorsatz Gottes vollenden, ein. Denn Offb 10:7 lesen wir: "In den Tagen der Stimme des siebten Engels, wenn er posaunen wird, so soll vollendet werden das Geheimnis Gottes, wie er hat verkündigt seinen Knechten, den Propheten." Die siebte Posaune führt zu den sieben Zornschalen, und diese enden mit der schließlichen Zerstörung Babylons, welche die irdischen Gerichtsszenen abschließt.

Wir wollen nun eine Übersicht der vier ersten Siegel geben, A1 und B1 (Original S. 187) - Offb 6:1-8 Dier ersten vier Siegel:

A1 + B1 - a - Offb 6:1.2 = Das erste Siegel. Ein weißes Pferd. Der Reiter mit dem Bogen in der Hand

b - Offb 6:3.4 = Das zweite Siegel: Ein rotes Pferd, Krieg (Mt 24:6.7)
a - Offb 6:5.6 = Das dritte Siegel. Ein schwarzes Pferd. Hungersnot. Der Reiter mit der Waage in der Hand (Mt 24:7)
b - Offb 6:7 = Das vierte Siegel. Ein fahles Pferd. Der Reiter, der Tod und der Hades. Ein Viertel der Erde getötet mit Schwert, Hunger und durch wilde Tiere. (Mt 24:7)

Das erste Siegel

Offb 6:1.2
Und ich sah, da das Lamm eines der sieben Siegel auftat, und ich hörte eines der vier Lebewesen sagen wie mit einer Donnerstimme: Geh!
Und ich sah, und siehe, ein weißes Pferd, und der darauf saß, hatte einen Bogen, und es ward ihm gegeben eine Krone (stephanos, eine Siegeskrone), und er zog aus sieghaft, und dass er siegte. Legen wir die Siegel nach den Worte Christi Mt 24. aus, wo er als Antwort auf die Fragen Seiner Jünger gerade diese Zeit schildert, so kann über ihre Bedeutung und Wirklichkeit kein Zweifel herrschen. Schon seine ersten Worte (Mt 24:24) reden davon, dass falsche Christi aufstehen werden. Sie würden das Zeichen der Zeit sein, "wo das geschehen" sollte (d. h. wo der Tempel zerstört werden sollte)- Und so geschah es; aber sie waren nur ein Vorspiel vom "Kommen der Not". Die Not sollte nicht mit vielen falschen, den Christusnamen führenden Propheten beginnen, sondern mit einem, der von sich sagen würde:

"Ich bin Christus,
und wird viele verführen". (Mt 24:5).

Das erste Siegel muss also das Hervortreten des "falschen Christus" darstellen. Es ist die geheime Bedeutung seines Auftretens. Weiter Einzelheiten darüber folgen in Offb 13., wo ausdrücklich hervorgehoben wird: Und ihm wurde gegeben, zu streiten mit den Heiligen, und sie zu überwinden; und ihm wurde gegeben Macht über alle Geschlechter und Völker und Sprachen und Nationen. Und alle, die auf Erden wohnen, beten das Tier an, deren Namen nicht geschrieben sind (in dem Lebensbuch des Lammes, das erwürget ist) von Anbeginn der Welt." (Offb 13:7.8) Getrennt von dem Reiter auf dem weißen Pferd in Offb 6. kann diese Stelle nicht verstanden werden. Lesen wir doch von ihm gleicherweise: "Ihm wurde gegeben" eine Krone, und er zog aus sieghaft und dass er siegte. Inwiefern das Lamm, welches das Siegel auftut, der Öffnende selbst und zu gleicher Zeit der Reiter auf dem weißen Pferd sein könne, das ist uns unverständlich. Sehen wir dagegen in diesem Reiter eine Nachahmung des "treuen und wahrhaftigen" Christus, welcher gemäß der Beschreibung in Offb 19:11 auszieht, um tatsächlich zu siegen, wie natürlich ist es doch da für den falschen und trügerischen Messias, in einer Weise auszuziehen, die darauf ausgelegt ist, "viele zu verführen". Es ist eine der Ungereimtheiten der Auslegung, dass sie die vier Lebewesen zunächst für die Kirche hält und dann den Reiter des ersten Siegels für Christus ausgibt; ein Glied der Kirche würde demnach Christus den Befehl erteilen, mit Richtermacht auszuziehen! Viel einfacher ist es da, Christi Worte in Mt 24 zum Schlüssen zu nehmen; wir lassen dann die Lebewesen beiseite und betrachten sie als geistige oder himmlische Wesen, die an den über die Erde kommenden Gerichten besonderes Interesse haben, und die dem falschen Christus Vollmacht erteilen, dass er ausziehe und zu seiner Zeit offenbart werde, so wie Christus zu Judas sagte: "Was du tun willst, das tue bald." (Joh 13:27). Die andern Pferde sind Rosse des Gerichts; warum soll diese Gleichheit widersinnig unterbrochen, und einer der Reiter für göttlich, die andern aber für menschlich gehalten werden? Warum soll man von dem einen voraussetzen, er käme in Gnade, und von den andern, sie kämen zum Gericht?

Die Schilderung der Laufbahn des Antichrists in anderen Schriftstellen deckt sich vollständig mit dieser. Unerkannt von den Bewohnern der Erde tritt er auf. Sei Anfang ist "Friede" aber sein Ziel ist die Weltherrschaft, die er schließlich erlangt. Bei seinem Fall wird das Urteil der Zuschauer sein: "Ist das der Mann, der die Welt zittern und die Königreiche beben machte? Der den Erdboden zur Wüste machte und die Städte darin zerbrach?" (Jes 14:16.17) Im Buch Daniel heißt es: er "wird mächtig sein" und "gräulich verwüsten" (Dan 8:24) und "seine Hand ausstrecken nach den Ländern" (Dan 11:36.42).

Dass der Befehl sogleich befolgt wird: "und er zog aus", zeigt uns, dass das Verb erchomai, kommen oder gehen, in der zweiten Bedeutung aufgefasst werden muss. "Geh!" Sonst müsste das Verb auch das zweite Mal wiedergegeben werden. "und er kam heraus." Der ihm erteilte Auftrag bezog sich auf den Krieg, wie im zweiten Siegel erklärt wird. Pferde stehen in besonderer Weise in Verbindung mit dem Krieg (siehe Hi39:19.25; Spr 21:31: "Rosse werden zumStreittag bereitet." Ebenso Ps 76:7; Sach 9:10; Sach 10:3; Jer 6:23; Jes 43:17). Dass aber in Offb 10. der auf dem weißen Pferd erscheinende Reiter Christus ist, ist noch lange kein Grund dafür, dass der Reiter auf weißem Pferd hier in Offb 6 auch Christus sein sollte, besonders da er in demselben Vers schon als das Lamm dargestellt wird, welches das Siegel öffnet, damit das weiße Pferd ausziehen möge.

Wir brauchen uns nicht die Mühe zu geben, nachzuweisen, dass das weiße Pferd nicht das römische Kaiserreich bedeutet, was einige annehmen, noch Rom selbst, wie Elliot glaubt. Auch können wir nicht die Meinung vertreten, dass der "Bogen" in des Reiters Hand die Insel Kreta versinnbildliche. Man braucht keine Kenntnis der Klassiker oder der Geschichte zu besitzen, um das buch der Apokalypse zu verstehen, wohl aber Schriftkenntnis und vor allem gesunden Menschenverstand.

Das zweite Siegel

Offb 6:3.4
Und da es das zweite Siegel auftat, hörte ich das zweite Lebewesen sagen: Geh!
4. Und es ging heraus ein anders Pferd, feuerfarben; und dem der darauf saß, wurde Macht gegeben, den Frieden von der Erde zu nehmen, und dass sie sich untereinander erwürgten und ihm wurde ein großes Schwert gegeben.
Dass sich diese Stelle auf die ganze Erde und nicht nur auf das hl. Land bezieht, scheint durch den Hinweis unseres Herrn auf den Inhalt des zweiten Siegels Mt 24:6.7 entschieden zu werden: "Ihr werdet hören Kriege und Geschrei von Kriegen... es wird sich empören ein Volk über das andere und ein Königreich über das andere." Diese Worte verbunden mit dem zweiten Siegel weisen hin auf eine allgemeine Auflösung der Nationen bei ihrer Verschmelzung zum Weltreich des Antichrists. Hes 38:31 steht geschrieben: "Ich will aber über ihn rufen das Schwert auf allen meinen Bergen, spricht der Herr, Herr, dass eines jeglichen Schwert soll wieder den andern sein." Jer 25 spricht von dem zweiten Siegel, wo der Herr rechtet mit den Nationen. Man lese Jer 25:15-33 und beachte Jer 25:29: "Ich rufe das Schwert über alle, die auf Erden wohnen, spricht der Herr Zebaoth.... Der Herr hat zu rechten mit den Nationen, die Gottlosen wird er dem Schwert übergeben, spricht der Herr" (Jer 25:31). Gegen Israel richtet sich das Wort: "Ich will ein Racheschwert über euch bringen, das meinen Bund rächen soll" (3Mo 26:25-33). Das "Schwert" ist eine der "vier bösen Strafen", die über die Erde geschickt werden (Hes 14:13-21).

"Dem wurde gegeben" Diese bedeutsamen Worte müssen wir wohl beachten. Sie sind von dem Reiter auf dem weißen Pferd gesagt, und in gleicher Weise von den übrigen Gerichten. Alle gehen sie vom Thron aus Es wird dann wiederum sein, wie in einer anderen Periode der Geschichte Israels, in den Tagen Ahas. "Zu der Zeit wird's nicht wohl gehen dem, der aus- und eingeht. Denn es werden große Getümmel sein über alle, die auf Erden wohnen. Denn ein Volk wird das andere zerschlagen, und eine Stadt die andere; denn Gott wird sie erschrecken mit allerlei Angst" (2Chr 15:5.6). Von einer ähnlichen Zeit schreibt auch Josephus (Jüdische Kriege, Buch II, Kap. 18). Nichts Neues wird in diesem zweiten Siegel berichtet. Man muss Mi 7 ganz lesen; wir können das Kapitel seiner Länge wegen hier nicht anführen. Doch stehe hier die Stelle Dan 11:33: "Die Verständigen im Volk werden viele andere lehren, darüber werden sie fallen durchs Schwert, Feuer, Gefängnis und Raub eine Zeit lang." Durch diese Schriftstellen wird das zweite Siegel; wir haben also nicht nötig, eine Auslegung wie die von Elliott anzunehmen. Er sagt uns, der zweite Reiter stelle die prätorianischen Präfekten Roms dar. Dazu brauchen wir nur zu bemerken, dass das Schwert von dem römischen Kaiser "gegeben" wurde zur Erhaltung des Friedens auf Erden, nicht aber, wie es hier heißt, den Frieden von der Erde hinweg zu nehmen.

Wir möchten noch hinzufügen, dass man diese Weissagung bis ins dritte Jahrhundert hinaus als durch die Geschichte noch nicht erfüllt betrachtet. Vergleiche: Origenes, Kommentar zur St Matthäus, Kap 24.

Das dritte Siegel

Offb 6:5.6
Und da es das dritte Siegel auftat, hörte ich das dritte Lebewesen sagen: Geh! Und ich sah, und siehe, ein schwarzes Pferd; und der darauf saß, hatte eine Waage in seiner Hand.
6. Und ich hörte wie eine Stimme inmitten der vier Lebewesen sagte:

"Ein Maß Weizen um einen Groschen,
und drei Maß Gerste um einen Groschen;
und dem Öl und dem Wein tu kein Leid an."

Das ist das nächste Gericht, auf welches der Herr hinweist in den Worten (Mt 24:27) "Es wird sein eine teure Zeit", denn "schwarz" bedeutet Hungersnot. Siehe Kla 4:4-8; Kla 5:10; Jer 14:1.2. In früheren Zeiten sagte man, Gott rufe die Teuerung, 2Kön 8:1. Ebenso die Propheten Hag 1:11; Hag 2:16.18; Jer 14:4.

Die "Waage" wollen einige mit "Joch" übersetzen, und weil Joche im allgemeinen von Ochsen getragen und nicht in der Hand des Reiters gehalten werden, so gibt der Ausleger, die es von einem geistlichen Joch und einer geistlichen Teuerung verstehen und es uns anheim stellen, darüber zu stauen, was wohl eine geistliche Teuerung mit Waage und Maß, mit Wein- und Weizenpreisen zu schaffen habe. Wir halten uns lieber an die offenbar ganz einfache Bedeutung der Worte. Brot nach Gewicht, bezeichnet immer Kärglichkeit. Wo der Prophet Hesekiel (Hes 4:10.16.17( die Hungersnot während der Belagerung Jerusalems schildert, sagt er: "Deine Speise.... sei zwanzig Lot nach dem Gewicht. - und sollst das Wasser nach dem Maß trinken. Das ist genau das gleiche, was die geheimnisvolle Stimme inmitten der vier Lebewesen aussagt. Teuerungen mögen aus geringen Ursachen entstehen, aber der Hauptgrund der hier erwähnten Teuerung ist "vom Thron". Ein Maß Gerste um einen Groschen (Denar). Wir wissen aus Mt 20:2-9, dass ein Denar (im Wert von 65 Pf.) der Lohn eines Tages war, und dass ein "Maß" Korn die gewöhnliche Tageskost eines Sklaven ausmachte. Der gewöhnliche Preis für ein Maß war der achte Teil eines Denars, so dass der Weizen in dieser Hungersnot achtmal so teuer als sonst ist. Es wird berichtet dass man zu Ciceros Zeit für einen Denar 16 Maß Weizen, zu Trajans Zeit sogar 20 Maß habe kaufen können. Da ist es also eine große Teuerung, wenn man nur ein Maß für einen Groschen kaufen kann.

Wirkliche Teuerungen sind vorausgesagt worden und sind auch eingetreten, von 1Mo an aufwärts (2Kön 6:25; 2Kön 7:1; Apg 11:28). Warum sollte denn diese Teuerung in der Offenbarung nicht ebenfalls wörtlich zu verstehen sein? Und doch wollen manche Ausleger eher alles andere darunter verstehen außer einer wirklichen Teuerung. Einige, wie gesagt, machen sie zu einer geistlichen, indem sie sich mit Unrecht auf Am 8:11.12 berufen. "Dem Öl und dem Wein tu kein Leid" ist ebenfalls wörtlich zu nehmen, und der Herr selbst sagt ausdrücklich von der großen Trübsal: "Es wird sein Pest und teure Zeit." Korn, Öl und Wein sind drei oft miteinander verbundene Begriffe, die den Gedanken der Fülle zum Ausdruck bringen sollen (siehe 5Mo 11:14; 5Mo 28:51).

In seiner Schrift Horae Apocalyticae sucht Elliott nach Belegen in der Weltgeschichte und erklärt, es geben keine Parallele solch einer Zeit der Teuerung. Man hätte denken sollen das wäre ihm ein vorzüglicher Wink geworden, sich von der geschichtlichen Auslegung loszusagen. Aber nein! Geschichte muss es sein, und die Schrift (die Stimme vom Thron) muss danach zurechtgemacht werden. So nimmt denn Elliott ein größeres Maß an; aber hinterher, da er diese Annahme nicht aufrecht erhalten kann, verändert er seinen Grund in der dritten Ausgabe seines Buches und nimmt nun seine Zuflucht zu einem kleineren, verringerten Denar (Groschen)! Er sagt tatsächlich, dass er diese Verminderung des Geldwertes in den beiden ersten Ausgaben seines Buches nicht erkannt habe und sich darum mit Annahmeeines größeren, seltener gebrauchten Maßes zu helfen gesucht habe, um der prophetischen Angabe des Preises zu entsprechen. Wir bewundern die Offenheit dieses Bekenntnisses, müssen aber das Auslegungsprinzip verurteilen, das derartige Hilfsmittel nötig macht. Da ziehen wir unseres Herrn eigene klare wenn auch ein einfachen Worte vor: "Es wird sein teure Zeit!" (Mt 24:7). Diese Position werden wir nie nötig haben zu verlassen, um uns mit einer anderen zu behelfen.

Das vierte Siegel

Offb 6:7.8
Und da es das vierte Siegel auftat, hörte ich die Stimme des vierten Lebewesens sagen: Geh!br/> 8. Und ich sah, und siehe, ein fahles Pferd, und der darauf saß, des Name hieß Tod, und der Hades folgte ihm nach. Und ihnen wurde Macht gegeben über den vierten Teil der Erde zu töten mit dem Schwert und mit Hunger und mit Pest und durch die wilden Tiere der Erde.
Dies ist das Ergebnis der Öffnung des vierten Siegels, und es ist das vierte Gericht, von dem unser Herr Mt 24:7 redet, die Pest.

Hier steht zwar im Griechischen das Wort thanatos, Tod, aber es ist metonyisch gesetzt: die Wirkung für die Ursache nächlich die Pest. Im Alten Testament setzt es die Septuaginta für deber Zerstörung, d. h. Plage und Pest, die den Tod zur Folge hat. Das Wort begegnet uns über dreißig Mal, z. B. 1Kön 8:37; Jer 14:12; Jer 21:7. Auch die orientalische Plage, die in Europa im 14. Jahrhundert wütete, wurde metonymisch der "schwarze Tod" genannt.

So die personifizierte "Pest" hat das Grab (gr. Hades) zur Folge, das ebenfalls personifiziert ist. Die beiden Ausdrücke stehen beieinander wegen der Abhängigkeit des letzten vom ersten. Siehe Offb 1:18; Offb 6:8; Offb 20:13; 1Kor 15:55; Jes 28:15.18. Der Hades folgt im Zuge des Hsdes, weil der Tod im Grab endet. Daher ist ihnen gemeinsam ihre Macht verliehen.

Die Überlieferung hat über das, was hier klar und deutlich ist, eine dunkle Hülle gebreitet. Was ist denn die stete Folge des todes? Socjer das Grab. Offb 20:13 lesen wir: "Der Tod und das Grab (Hades) gaben die Toten wieder, die darinnen waren" d. h. die von ihnen gehaltenen Toten wurden zum Leben erweckt. Der Hades ist der Ort, welcher die Toten festhält, und von Christus, der die Toten erweckt, ist daher gesagt: Er hat die Schlüssels des Todes und des Grabes. Das Wort Hades findet sich im Neuen Testament elf mal, und zwar ist an jeder dieser Stellen die Übersetzung "Grag" passend. *) Grab steht allgemein (metonymisch) nicht für eine einzelnes Grab, sondern für alle Gräber als Ganzes betrachtet. Der Auftrag des Todes steht in enger Beziehung zu dem Wort Mt 24:8: "Damit wird die Not beginnen", die hier und dort als Krieg, Pest und teure Zeit gekennzeichnet wird. Das sind die Boten, deren sich der (personifizierte) Tod bedient, und deren natürliche Folge ist - das Grab.

  • ) Mt 11:23: Du wirst bis ins Grab hinunter gestoßen werden.
Mt 16:18: Die Pforten des Hades sollen sie nicht überwältigen.
Lk 11:5: Wir der in das Grab gestoßen werden.
Lk 16:23: in dem Grab hob er seine Augen auf.
Apg 2:27: Du wirst meine Seele (d. h. mich) nicht in dem Grab lassen.
Apg 2:31: das seine Seele (d. h. er) nicht dem Grab gelassen wird.
1Kor 15:55: O Grab, wo ist dein Sieg.
Offb 1:18: Der Herr hat die Schlüssel des Grabes und des Todes.
Offb 6:8: Der Tod und das Grab folgen.
Offb 20:13.14: Der Tod und das Grab

Weiter werden in der Reihe der Zerstörer "wilde Tiere" genannt; denn sie überfallen die Wehrlosen und fressen die Verwundeten und Sterbenden (Mo 21.6; Hes 33:27; 3Mo 26:22; 5Mo 32:24; Jow 24:12; 2Kön 17:25; 2Kön 2:24; Hes 14:21; Jer 5:6; Jes 30:6*). Diese drei: Schwert, Hungersnot und Pest findet man nicht selten zusammen (Jer 14:12; Jer 21:7; Jer 24:10; Jer 44:13; Hes 6:11.12; Hes 5:12 u. a.) und wie hier im Bunde mit wilden Tieren wie Hes 14:21. Sie wurden David 1Chr 21:12 vorgehalten.

  • ) Das Gegenteil hiervon ist verheißen als Anteil künftigen Segens auf Erden: Jes 11:7.9; Hes 34:25.

Die Bedeutung dieser Siegel ist einfach und klar. Sie führen die Worte unseres Herrn Mt 24:7 weiter aus, woraus hervorgeht, dass sie vom "Beginn der Not" reden. Kriege mit ihren gewöhnlichen Begleiterscheinungen: Hungersnot, Plagen und reißenden Tieren werden beauftragt, den Angriff gegen die sich sammelnden Streitmächte Satans auf Erden zu beginnen.

Wenn diese drei Gerichte nicht genügen werden, dann wird der Herr andere von seinen noch in Reserve stehenden Mächten auf den Plan treten lassen. Er beim sechsten Siegel, das wie wir gesehen haben, uns zu dem Ende der Trübsal hinführt, gestehen die Menschen es ein, dass die Gerichte von Gott selbst ausgehen.

Wir müssen hier wieder daran erinnern, dass bis jetzt noch nicht ein einiges dieser Siegel aufgetan ist. Es gibt auch keine Periode der Geschichte, in welche diese vier Trübsale zu gleicher Zeit über den vierten Teil der Erde gekommen wären.

Gibbons Beschreibung der Regierung Justinians, um d. J. 550 n. Chr. zeigt, wie eine so weit verbreitete Gerichtsszene wohl möglich sein kann. (Band IV, S. 331)

Das fünfte Siegel

Offb 6:9-11

Die Märtyrer unter dem Altar

Das fünfte Siegel ist besonders gekennzeichnet und von allen übrigen abgesondert. Es steht allein und zeigt uns die Gerichte von einer anderen Seite. Das erste Siegel stellte uns die mächtige Wirksamkeit vorAugen, die Satan als der irdische Führer der sich auf Erden sammelnden Streitkräfte entfaltet. Das Vorgehen dieser satanischen Mächte wird in den drei nächsten Siegeln (dem zweiten, dritten und vierten) gezeigt, wo sie gegen die dem Satan entgegenstehenden Streitkräfte beordert werden.

In diesem sich auf Erden vollziehen Kampf ist nichts als Leiden und Märtyrertum für alle, welche festhalten an dem Zeugnis des Wortes Gottes, d. h. die sich zu der Wahrheit bekennen, die in diesem Buche enthalten und in Offb 1:2.9; Offb 12:17 näher bestimmt ist. Ihr Verhalten wird in Offb 20 weiter dadurch gekennzeichnet, dass sie das Tier nicht anbeten und sein Malzeichen an ihrer Stirn nicht annehmen.

Hier in dem fünften Siegel ist diese Episode eingeschaltet, die das Ganze vollständig macht und alle Seiten des großen Kampfes zeigt.

Die vier Siegel sind dadurch miteinander verbunden, dass ein jedes mit dem Ausruf eines der vier Lebewesen und mit dem Hervorgehen eines Reiters beginnt.

Die drei übrigen werden damit als besondere Gruppe gekennzeichnet.

Die erste Gruppe der vier Siegel hat mit den Menschen als solchen zu tun, im ersten Siegel der zweiten Gruppe treten die Heiligen des Höchsten auf.

Die Reihenfolge bei der großen Weissagung des Herrn (Mt 24) wird genau eingehalten. In Mt 24:6-8 hat er von Krieg, Pest und teurer Zeit als dem Beginn der Not geredet, dann fährt er in Mt 24:9 fort: "Alsdann werden sie euch überantworten in Trübsal, und werden euch töten, und ihr müsst gehasst werden um meines Namens willen von allen Völkern. Diese Worte des Herrn (Mt 24:9-29) sind der Schlüssel zum fünften Siegel.

A2 - c - Offb 6:9 = Die Märtyrer unter dem Altar. Ihre Beschreibung.
d - Offb 6:10 = Ihr Schreien
c - Offb 6:11 = Die Märtyrer unter dem Altar. Gabe.
d - Offb 6:11 = Die Antwort auf ihr Schreien.

Offb 6:9
Und da es das fünfte Siegel auftat, sah ich unter den Altar die Seelen (d.h. Personen) derer, die erwürgt waren um des Wortes Gottes willen und um des Zeugnisses willen das sie hatten. Alles Dunkel ist sofort beseitigt, wenn wir das Wort Seelen (mittels der rednerischen Figur der Synekdoche) als Personen auffassen. Durch diese Figur wird der Teil für das Ganze gesetzt. So steht z.B, das Haupt für den ganzen Menschen: 2Kön 2:3; Ps 3:3: Ps 7:17; Ps 66:12; Spr 10:5; Jes 35:10. Das Antlitz steht für die ganze Person: 1Mo 3:19; 1Mo 19:21; 2Sam 7:11; 1Kön 2:16; 1Kön 10:24 u. a. Das Auge ist für die ganze Person gesetzt: Mt 13:16; 1Kor 2:9; ebenso der Mund: Spr 8:13; der Bauch: Röm 16:18; Phil 3:19; auch das Herz: 1Mo 18:5; Lk 21:34: die Füße: Spr 1:16; Spr 6:18; Jes 52:7; Rö 3:15. In gleicher Weise gebrauche wir auch die Hand für die ganze Person, wenn wir sagen, dass viele Hände tätig sind. "Leib" steht besonders dann für Person, wenn es sich um Körper handelt, z.B. 2Mo 21:3 (nach dem Urtext), Offb 18:13. Dieselbe Redefigur haben wir auch hier Offb 6. "Seele" wird häufig für "Person" gesetzt. Wenn wir sagen Die Einwohnerzahl besteht aus so und soviel Seelen, so meinen wir nicht Seelen, getrennt vom Leib, sondern Personen. 1Mo 12:5 ist die Rede von den "Seelen, die sie erworben hatten in Haran". 1Mo 14:21 sagt der König von Sodom zu Abram: "Gib mir die Seelen (d.h. die Gefangenen), die Güter behalte dir." Und 1Mo 17:14 heißt es: "Die Seele (d.h. Person) soll ausgerottet werden aus seinem Volk." Sehr häufig findet sich der Ausdruck: "Die Seele, welche sündigt, soll sterben."

Das Wort psyche hat keine so feststehende Bedeutung, wie in der Theologie und Überlieferung üblich ist. Es findet sich im Neuen Testament 105-mal und ist auf verschiedene Weise übersetzt worden: durch Seele, Leben, lebend Seele.

Mithin ist kein Grund vorhanden bei der üblichen Übersetzung "Seele" zu bleiben, als bezeichne das Wort einen Teil des Menschen. Es heißt einfach: ich sah die, welche erwürgt waren. Johannes hört auch, was sie sagen. Zum Sprechen müssen die Organe der Sprache vorhanden sein. Sie, welche Johannes hier sieht, waren die gemarterten Heiligen, die personifiziert und als wartend dargestellt sind. Sie waren tot, denn Johannes sieht sie Offb 20:4.5 wieder, und es heißt dort: "Diese lebten" in der ersten Auferstehung. "Die anderen Toten aber wurden nicht wieder lebendig, bis dass tausend Jahre vollendet wurden." Warum heißt es: Sie wurden nicht wieder lebendig, wenn sie die ganze Zeit über an einem anderen Ort im Leben waren? Wie können auch "Seelen" weiße Kleider anhaben? Ebenso gut könnte man dann vom Auge, von der Zunge, vom Antlitz oder einem anderen Teil des Körpers sagen, sie tragen weiße Kleider. Setzt man aber hier statt Seelen "Personen", so ist alle klar. Johannes konnte sie sehen und hören, konnte sehen, was ihnen gegeben und an ihnen als Individuen getan wurde. Es gibt keine materiellen Seelen, die sprechen könnten, ohne körperliche Sprechwerkzeuge zu besitzen.

Was Johannes wahrnimmt, ist eine Vision, die ihn belehren soll, gerade wie Jothans Gleichnis (Ri 9:7-21), in welchem er Bäume redend einführte, die Kinder Israels belehrte.

Dazu kommt noch dies. Im Griechischen lauten die Worte nicht so bestimmt wie im Deutschen. Johannes erblickt die gemarterten Heiligen am Fuß des Brandopferaltars; er sieht nicht Tieropfer, sondern menschliche Wesen, die gleich Opfern um ihres Zeugnisses willen getötet worden sind. Es handelt sich nicht um Schuldopfer, sondern um Opfer freiwilliger Hingabe. Solche heißen "Trankopfer", und das Wort spendomai wird vom Ausgießen der Trankopfer gebraucht, z. B. Phil 2:17; 2Tim 4:6.

Der Unterschied, dass sie tot sind, ist hier im Gegensatz gestellt zu ihrem späteren Zustand, wo sie wieder leben. Denn Offb 20:4 zeigt, wie hier die Genannten nicht mit Christo regieren konnten, bis dass sie "wieder lebten". Bis dahin müssen sie warten, wie die Antwort auf ihr Schreien erklärt. Das führt uns zum Folgenden.

Offb 6:10
Und sie schreien mit lauter Stimme (wie es 1Mo 6:10 von Abels Blut heißt) und sprachen:

Wie lange, o Herr,
Heiliger und Wahrhaftiger

(Offb 3:7; Joh 5:20) Das Wort "Herr" wie es hier übersetzt ist, ist bemerkenswert. Es wird nie in den an die christlichen Gemeinden gerichteten Episteln gebraucht. Im Griechischen lautet der Ausdruck despotes*), woher die Bezeichnung Despot kommt. In diesem Sinn können wir das Wort hier nicht nehmen, sondern fassen es als "oberster Herr", das den höchsten Herrscher und Regenten der ganzen Welt bezeichnet. Ein sorgfältiges Studium aller Stellen, in denen dieser Titel sich findet, wird nicht nur diese selbst beleuchten, sondern auch zeigen, wie wir es hier nicht mit der Kirche oder mit christlichen Märtyrern, die in den Tagen der großen Trübsal ein besonderes Zeugnis geben und ein besonderes Märtyrertum erdulden werden. Der weitere Titel: "Du Heiliger und Wahrhaftiger" (Offb 3:7) kommt Gott besonders dann zu, wenn es sich um sein Bundesvolk handelt (Ps 89:25:29.36; Jes 6:3).

  • ) Das Wort kommt zehn Mal im Neuen Testament vor; acht Mal ist es durch Herr übersetzt (Lk 2:29; Apg 4:24; 1Tim 6:1.2; Tit 2:9; 1Petr 2:18; 2Petr 2:1; Offb 6:10) einmal durch Hausherr (2Tim 2:21) und einmal durch H

Die christliche Kirche in der Gnadenzeit kann nicht um Rache schreien. Röm 12:19 wird ausdrücklich das Gegenteil gelehrt. Jene Worte passen offenbar nicht für die gegenwärtige Zeit des Heils, in der wir unsere Nächsten lieben sollen, wie uns selbst, nicht aber wider sie um Rache schreien. Aber diese Märtyrer befinden sich in einer völlig anderen Zeitepoche, und zwar in einer solchen, in der dieser Schrei ganz angemessen ist. Indem diese Märtyrer Gott ihren Herrn nennen, erkennen sie ihm Sein Recht zu, über sie zu verfügen, wie Er will, und zu tun, was Er will, im Himmel droben und hier auf Erden.

(wie lange) richtest du nicht und rächest
unser Blut an denen, die auf Erden wohnen.

(Hos 4:1) Dieser Schrei passt, wie gesagt, für die künftige Periode im Reich Gottes, wie er für eine frühere angemessen war (siehe Ps 13:1.2; Ps 74;5 und viele andere Psalmstellen). So schließt auch das Lied Moses mit der segensreichen Versicherung, auf der dieser Schrei des Glaubens sich gründet (5Mo 32:49):

"Jauchzet alle, die ihr sein Volk seid;
denn er wird das Blut seiner Knechte rächen,
und wird sich an seinen Feinden rächen;
und gnädig sein dem Lande seines Volkes."

gerade, wie er das Blut Seiner "Knechte der Propheten", an Ahab und Isebel rächte (2Kön 9:7). Ist die gegenwärtige Gnadenzeit vorbei, dann it dieser Schrei mit der Stellung derer, die ihn ausstoßen wohl zu vereinbaren. Wir müssen dieses Grundsatzes eingedenk bleiben und die Zeiten ihrer Natur und ihrem Charakter entsprechend auseinander halten.

Bei Lk 18:1-8 haben wir ein prophetisches Gleichnis, welches nicht von der christlichen Kirche aufgefasst und ausgelegt werden kann, sondern das nur völlig klar ist, wenn man die Unterschiede der Zeiten festhält. Dann aber ist es dem Verständnis des fünften Siegels sehr förderlich.

Das Schreien Israels wird in dem Gleichnis dargestellt als das Schreien einer Witwe. Das kann nicht die Kirche sein; es ist vielmehr eine besondere Bezeichnung Israels in einer bestimmten Lage (Jes 54:4.5; Kla 1:1). Der Schrei: "Rette mich von meinem Widersacher" kann jetzt nicht von einem Kinde Gottes ausgestoßen werden.

Die Unterbrechung in unsern Kapiteln trennt die enge Verbindung zwischen Lk 12 und Lk 13 und sondert das Gleichnis in Offb 18:18 ab von dem Kommen des Reiches Gottes, wie es in Lk 17:20 bis zu Ende dargestellt ist. Der Abschnitt fängt mit der Frage der Pharisäer an: "Wann kommt das Reich Gottes?" Der Herr antwortet ihnen: "Das Reich Gottes kommt nicht mit äußerlichen Gebärden - (so wie ihr wandelt. Vgl. den Gebrauch des Zeitwortes in Lk 6:7; Mk 3:2; Lk 14;1; Apg 9;24). Man wird auch nicht sagen: Siehe, hier, oder: da ist es. Denn sehet, das Reich Gottes ist inwendig in euch" (oder in euerer Mitte, in der Person des Königs. Inwendig in den Herzen seiner Widersacher konnte es nicht seinm trachteten sie ihm doch nach dem Leben!)

Der Herr redet nun von dem Kommen des Menschensohnes bis zu Ende des Kapitels und vergleicht es mit dem Gericht über Sodom und Gomorra, indem er es mit der letzten Trübsal in Verbindung bringt., wie in Mt 24:27. "Gleich wie der Blitz ausgeht vom Aufgang und scheinet bis zum Niedergang, also wird auch sein die Zukunft des Menschensohnes. Wo ein Aas ist, das sammeln sich die Geier" (siehe Hi 39:30).

Sodann schildert der Herr Lk 18:18 die Lage seiner Knechte während dieser furchtbaren Tage als einen Zustand des Wartens und Betens. Ihr Schreien nach Rache ist dem unter diesem fünften Siegel fast gleich. Er sagt ihnen mit Beziehung auf die Tage, das sie allezeit beten und nicht ermatten sollten, weil ihr Begehren nicht sogleich erfüllt werde (Lk 17:22).

Aber blicken wir nun auf das Gleichnis selbst. "Es war ein Richter in der Stadt (Jerusalem, Offb 11. vgl. mit Jes 1:10; Hes 16:26:46; Hes 20:7), der fürchtete sich nicht vor Gott, noch scheute er sich vor keinem Menschen. Es war aber eine Witwe in derselbigen Stadt." In Witwenschaft befindet sich Israel. Mag gleich die große Masse des Volkes wie Babylon sagen: "Ich sitze als Königin und bin keine Witwe" (Offb 18:7), so spricht doch Gott von der trostlosen Lage, in der Israel sich in Wirklichkeit befindet. Die Witwe "Widersacher" kann kein anderer sein als der Antichrist, welcher die "übrigen in Israel" verfolgt. In Ps 79:1-3 lautet ihr Schreien:

"Gott, es sind Nationen in dein Erbe gefallen;
die haben deinen heiligen Tempel verunreinigt,
und aus Jerusalem Steinhaufen gemacht.
Sie haben die Leichname deiner Knechte den Vögeln unter dem Himmel zu fressen gegeben
und das Fleisch deiner Heiligen den Tieren im Lande.
Sie haben Blut vergossen um Jerusalem her wie Wasser;
und war niemand, der begrub."

Das bezieht sich offenbar auf Offb 11. Dann folgt in Ps 79:5 der Klageruf:

"Herr, wie lange willst du so gar zürnen
und deinen Eifer wie Feuer brennen lassen?"

Der ganze Ps 79 muss in dieser Verbindung gelesen werden wie auch der Ps 10 und Ps 11; Ps 54:5; Ps 55:9; Ps 94.; Ps 143:12 und andere. Siehe auch Jes 63:15 und Jes 64. Es ist herrlich, wie der Herr, nachdem er auf das Tun des unterechten Richters hingewiesen hat, triumphierend von Ihm, dem Heiligen und Wahrhaftigen erklärt: "Sollte Gott nicht auch retten seine Auserwählten, die zu ihm Tag und Nacht rufen, und sollte er's mit ihnen verziehen. Ich sage euch, er wird sie erretten in Kürze."

"Doch", so muss er hinzufügen, "wenn des Menschen Sohn kommen wird, meinst du, dass er auch werde Glauben finden auf Erden?" oder, so mag es auch heißen, "in dem Lande, in dem jüdischen Lande", wie bei dem ersten Kommen.

Wenn wir das Wort der Wahrheit recht teilen, den Zeiten entsprechend, so sehen wir, dass die Verwünschungen und Racherufe, die dem Geiste des gegenwärtigen Gnadenbundes gänzlich fremd sind, in die vergangene Zeit unter dem Gesetz wie auch in die zukünftige des Gerichts wohl hineinpassen.

Der Romanismus, der die Zeiten nicht richtig auseinanderhält, bedient sich solcher Schriftabschnitte, wie der hier erwähnten, um dadurch seine Verfolgungen zu rechtfertigen. Protestantische Ausleger indessen, die auch der Ausgabe zu "teilen" nicht gerecht werden, müssen diese Schriftstellen wegerklären, oder sich vergeblich bemühen, sie it unserem Gnadenstand in Einklang zu bringen.

Offb 6:11
Und ihnen wurde gegeben jedem ein weißes Kleid. Das war ihnen Offb 3:4 verheißen worden, wo sie als die Gerechten, als die Knechte Gottes, gekennzeichnet werden. Ehrenkleider wurden stets als Belohnung verliehen (1Mo 41:42; 1Mo 45:22; Est 6:8.9; Jes 3:7; Sach 3:5). Die Handlung schließt in sich, dass ihre Bitte gewährt werden soll, und die Worte deuten an, dass noch ein Aufschub stattfinden muss, bevor ihr Wunsch erfüllt werden kann.

Und wurde zu ihnen gesagt, dass sie ruhen sollten (nicht geradezu abließen von ihrem Schreien, sondern warteten) noch eine kleine Zeit (wie Offb 10:6; und Offb 20:3) bis dass auch ihre Mitknechte (dieses Wort entspricht der Bezeichnung Gottes als despotes, Herr, und betont ihren eigenen Stand als "Knechte") und ihre Brüder, die da sollten getötet werden, gleichwie sie getötet worden waren, die bestimmte Zahl erfüllten. "Mitknechte und Brüder" ist eine Redefigur (Hendiadys), die nicht zwei verschiedene Klassen von Personen bezeichnet, sondern eine Klasse, nämlich ihre Mittknechte, eben diese, die ihre Brüder waren. das geschieht, um zu bestimmen, wer die Mitknechte waren. Denn auch Engel können "Mitknechte" genannt werden, aber nicht "Brüder" (Offb 19:10; Offb 22:9). Sie werden während der Trübsal getötet worden sein, weil sie das Malzeichen des Tieres nicht annehmen und das Tier nicht anbeten wollten. Wie sie getötet werden, sieht Johannes später im Gesicht in Offb 13:7.15 und Offb 17:6. Hier wird es in prophetischer Weise enthüllt; denn, wie schon gesagt, die Siegel schließe die ganze Periode kurz und im Umriss ein, während die Einzelheiten später durch die Posaunen und Zornschalen ausgeführt werden.

Gewiss sollte dies genügen, um alle Christen unserer Tage zu überzeugen, dass das Evangelium nicht beabsichtigt, die Welt zu bekehren oder einen allgemeinen Frieden und Segen zu bringen. Auf die Zeit der Gnade, wenn diese verworfen ist, folgt die Zeit des Gerichts.

Danach erst wird Jerusalem das Zentrum der Gegenwart und Herrschaft Gottes sein, und Herrlichkeit wird wohnen im Lande (Ps 85:9). Dann wird Juda "ewiglich wohnen und Jerusalem von Geschlecht zu Geschlecht. Denn ich will reinigen ihr Blut, das ich vorher nicht gereinigt habe: denn der Herr wohn in Zion." (Joe 3:20.21 Siehe auch Jes 4:4 und 5Mo 32:43). Wenn die bestimmte Zahl voll ist, wird das Gericht gehalten werden und die Zeit der Herrlichkeit folgen.

Das sechste Siegel

Offb 6:12-17

Mit dem sechsten Siegel werden wir zur Zeit des Endes hingeführt. Die Siegel fassen, wie wir schon gesagt haben, die ganze Periode der Trübsal kurz zusammen. Und wie die Siegel der letzten großen Prophezeiung Christi Mt 24. genau entsprechen, so hat das sechsste Siegel in jenem Kapitel seine Stelle. Hier geben wir die Parallelstellen:

Mt 24:4.5 - - - 1. Siegel = Die falschen Christi = Offb 6:1.2
Mt 24:6.7 - - - 2. Siegel = Kriege = Offb 6:3.4
Mt 24:7 - - - - 3. Siegel = Teuerung = Offb 6:5.6
Mt 24:7 - - - - 4. Siegel = Pest = Offb 6:7.8
Mt 24:8-28 - - 5. Siegel = Märtyrertum = Offb 6:9-11
Mt 24:29-30 - 6. Siegel = Zeichen am Himmel beim Kommen des Herrn = Offb 6:12-17

Es ist hieraus zu ersehen, wie genau Mt 24 die ganze Periode der sechs Siegel umfasst. Die Übersicht zeigt auch, dass das sechste Siegel uns zu den Zeichen hinführt, die demKommen des Herrn in Herrlichkeit unmittelbar voraufgehen (Offb 19).

Diese Tatsache verurteilt jede Auslegung, die das sechste Siegel auf ein schon da gewesenes Ereignis der Geschichte bezieht.
Das sechste Siegel ist Kreuz und Prüfstein aller apokalyptischen Auslegung.

Niemand kann Mt 24:30 mit Offb 6:12-17 vergleichen, ohne zu sehen, dass beide Stellen von demselben Ereignis sprechen. Der Bericht über das Kommen Christi ist im Offb 6 vorgezogen, weil eine besondere und spezielle Beschreibung in Offb 19 zuteil werden soll. In dem sechsten Siegel finden wir also nicht das sichtbare Erscheinen des Menschensohnes. Es ist aber bemerkenswert, dass wir Offb 6:13 das Gleichnis vom Feigenbaum und Offb 7:1-8 die Versiegelung der Auserwählten Israels haben, und abermals Mt 24:31 die Sammlung der Erwählten Israels und Mt 24:32.33 das Gleichnis vom Feigenbaum. Der Herr beschließt diese Weissagung der Trübsal mit der Hinzufügung: "Wahrlich, ich sage euch, die Geschlecht wird nicht vergehen, bis dass es alles geschehen" - nicht "erfüllt werde". Das Wort ginomai, anheben zu sein, anfangen zu geschehen, ist völlig verschieden von peroo, erfüllen, in Lk 21:32, der Parallelstele, haben wir das erste Wort "anfangen zu geschehen", während wir in Lk 21:4 den Ausdruck "erfüllt wird" lesen. Der Herr sagte: "Dieses Geschlecht soll nicht vergehen, bis dass dies alles anfängt zu geschehen." Und diese Ereignisse fingen schon in derselben Generation an einzutreffen; die auf Jesu Tod unmittelbar folgende Zeit wurde dadurch gekennzeichnet, dass viele auftraten und sagten: "Ich bin Christus". Aber damit wir es deutlich verstehen, fügt der Herr hinzu: "aber es ist noch nicht das Ende da." (Mt 24:6).

Doch nun zum 6. Kapitel selbst: Wir gebe zuerst seinen Aufbau wie folgt:

B2 - e - Offb 6:12 = Die große Umwälzung
f - Offb 6:12.13 = Wirkungen am Himmel
- e - Offb 6:14 = Die große Umwälzung
f - Offb 6:14-17 = Wirkungen auf Erden.

Die große Umwälzung

Offb 6:12.13

Und ich sah, da es das sechste Siegel auftat, und es geschah eine große Umwälzung, und die Sonne wurde schwarz wie ein härener Sack, und der ganze Mond wurde wie Blut;
13. und die Sterne des Himmels fielen auf die Erde, wie ein Feigenbaum seine unzeitigen (Winter-)Feigen abwirft, wenn er von großem Wind geschüttelt wird. Hier sehen wir die große Errettung der Natur und ihre Wirkungen am Himmel. Es isst uns unmöglich, die symbolisch zu fassen, oder anders als buchstäblich zu verstehen. Bei der symbolischen Erklärung hat man mit unüberwindlichen Schwierigkeiten zu kämpfen, während die wörtliche Auslegung jede Schwierigkeit ausschließt. Nach einigen Auslegern wurde dieses Siegel bei der Bekehrung Konstantins erfüllt. Sie fassen den "Himmel" als "politischen Himmel" auf, sollten ihn aber besser "religiösen Himmel" nennen, das die Ereignisse als christliche gedacht werden, Nach anderen wäre die Erfüllung in der französischen Revolution um 1798 eingetreten. Da aber beides nicht richtig sein kann, istÄs doch wohl besser, schlicht zu glauben, was Gott sagt. Hag 2:6.7 hat er die Ereignisse dieses Siegels vorausgesagt und sie Mt 24 mit dem unmittelbaren Kommen des Sohnes Gottes in Verbindung gebracht.

Denn so spricht der Herr Zebaoth:
Es ist noch ein Kleines dahin,
dass ich Himmel und Erde.
das Meer und das Trockene bewegen werde.
Ja, alle Nationen will Ich bewegen.
Da soll dann kommen aller Nationen Bestes.

In diesen Worten ist die große Umwälzung des sechsten Siegels verkündet. Wir sagen "Umwälzung", denn das Wort seismos bedeutet viel mehr als ein bloßes Erdbeben, was deutlich aus dem Zusammenhang hervorgeht. Es wird, außer der Umwälzung am Himmel, eine Umwälzung der Völker stattfinden, die der Offenbarung Christi und der herrlichen Aufrichtung des Tempels unmittelbar vorausgeht. Wieder ist es der Prophet Haggai der in Hag 21. und Hag 22Verse des gleichen Kapitels darauf hinweist, indem er abermals zwischen Himmel und Erde unterscheidet.

Ich will Himmel und Erde bewegen,
und will die Throne der Königreiche umkehren,
und die mächtigen Königreiche der Nationen vertilgen;

und will beide, Wagen mit ihren Reitern, umkehren.

(Siehe auch 2Petr 3:7-13 und vergleiche Vers 7 mit 2Thes 1:8).

Nachdem die Rede gewesen von der großen Umwälzung und ihren Wirkungen auf Erden.

Offb 6:14
Und der Himmel ging auseinander wie ein Buch, das aufgerollt wird, und alle Berge und Inseln wurden von ihrer Stelle gerückt. Darauf wird in Mt 24:35 hingewiesen, und Jes 34:4 wird es vorausgesagt (lies die Verse Jes 34:1-5 und Jes 13:6-13), wo genau dieselben Erscheinungen beschrieben werden. Ginge das sechste Siegel auf die Bekehrung Konstantins, so müssen sich die Stellen bei Jesaja darauf beziehen.

Offb 6:15-17
Und die Könige der Erde und die Großen (die Zivilbeamten des Staates) und die Obersten (die Militärbeamten) und die Reichen und die Mächtigen (lies ischyroi = Mächtige, statt dynatoi = Gewaltige) und alle Knechte und Freie verbargen sich in den Höhlen und in die Felsen der Berge.
16. Und sie sprachen zu den Bergen und zu den Felsen: Fallet über uns und verberget uns vor dem Angesicht des, der auf dem Throne sitzt, und vor dem Zorn des Lammes.
17. Denn es ist gekommen der große Tag des Zornes, und wer vermag zu bestehen?
In Verbindung damit lesen wir Ps 2:2; Ps 68:4; Ps 97:5; Jes 24:19-23; Ps 34:12; Ps 2:1-12; Nah 1:5; Hebr 12:26. Der Herr weist auch Lukas auf dies alles hin, indem er die Worte Hos 10:3 zitiert. Ähnliche Erscheinungen werden bei der vierten Posaune und der siebten Zornschale erwähnt, wodurch es klar wird, dass im sechsten Siegel diejenigen Ereignisse verkündet werden, welche "bald" d. h. unmittelbar nach der Trübsal dieser Tage (Mt 24:29) und unmittelbar vor dem persönlichen Wiederkommen Christi geschehen sollen. Damit stimmen die Worte mit Joe 2:31 überein.

Offb 19:19 sehen wir die Aufstellung der Streitkräfte, welche hier spezialisiert sind.

Wenn die Worte, welche die furchtbaren Gerichte des "großen Tages des Zorns" schildern, von irgend einem schon da gewesenen Ereignis in der Geschichte ausgelegt werden - wo sind dann Worte, um die künftigen Geschehen, welche das Alte Testament verkündet, zu schildern? Die Sprache scheint für die Zwecke der Offenbarung und Belehrung unnütz, wenn "dieses Siegel die Überwindung des Heidentums" ei der Bekehrung Konstantins darstellen soll. Eusebius malt die Szene (Buch X) als ein Ereignis der Freude und des Frohlockens aus und vergleicht sie mit dem Kommen des verheißenen Reiches. Aber da fand keine Umwälzung in der Natur am Himmel und ein Erdbeben statt, kein Fliehen in die Berge und Felsen, kein Geschrei und Schrecken. Die Sonne war hell und der Himmel wolkenlos, statt schwarz zu sein, wie ein härener Sack.

Wir kommen nun zum Ende der ersten sechs Siegel. Wie haben da eine Zusammenfassung der Gerichte, die über das ganze Buch der Offenbarung verteilt sind, eine kurze Inhaltsangabe dessen, was sich am "Tage des Herrn" bis zu der Zeit seiner wirklichen Erscheinung oder Enthüllung in Offb 19. ereignen wird.

Diese Gerichte sind hier vorgeführt, um uns zu zeigen, dass sie nicht aus Zufall, sondern aus Gottes Willen hervorgehen. Der große "falsche Messias" des ersten Siegels kann nicht offenbar werden, bis der festgesetzte Augenblick gekommen sein wird, bis die Stimme vom Thron die Einwilligung gibt durch den Befehl: Geh! Ebenso können die Gerichte nicht beginnen, bis dass derselbe Befehl gegeben wird. Hier bemerken wir, wie der im Himmel geschaute Thron (Offb 4 und Offb 5) mit der in den Siegeln folgenden Übersicht über die Ereignisse, die auf Erden geschehen, in Verbindung steht.

Siei führen hin zu dem großen Tag des Zorns, und das Kapitel endigt mit der feierlich ernsten Frage: Wer kann bestehen.

Diese Frage wird in Offb 7 beantwortet. Da sehen wir zunächst die Versiegelung der 144 000 aus allen Stämmen Israels, welche unversehrt durch die große Trübsal hindurchgehen sollen, sondern die große Schar, welche niemand zählen kann, und die auch durch die Trübsal hindurch- und aus ihr heraus gerettet und zu Gott entrückt worden sind. Nicht die christliche Kirche ist damit gemeint; stehen diese hier doch vor dem Thron; sie sitzen nicht auf ihm. Auch sie werden gerettet durch den Verdienst des köstlichen Blutes des Lammes. Jes 25:9 wird auf sie hingewiesen: "Denn wo Dein Recht (Dein Gericht) über das Land geht, so lernen die Bewohner des Erdbodens Gerechtigkeit."

Wo anders können wir diese Gerechten danach finden als in der großen Schar in Offb 7. (Lies auch Ps 64:7-10; Ps 110). Nun muss die Frage: Wer kann bestehen? beantwortet werden.

Die Versiegelung der 144 000

Offb 6:15-17