Das Gleichnis von den Jungfrauen: Unterschied zwischen den Versionen

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(Die Jungfrauen und die Knechte)
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Die gotterwählte Jungfrau ist nach dem ganzen prophetischen Wort das jüdische Volk.Wir haben davon schon bei anderer Gleichnisauslegung geredet. Wir möchten noch einmal betonen, dass die Gemeine durchweg in den Gemeine-Schriften männlich benannt wir, Söhne, Männer, Väter. Das geht so weit, dass die Apostel die Gemeine immer männlich anreden, nämlich: „Liebe Brüder“, obwohl doch der gottseligen Frauen nicht wenige darunter waren. Haben die Gläubigen auch den Lammes-Jungfrauen-Charakter, d. h. die wiederhergestellte männliche Weiblichkeit, die geschlossene Einheit, so ist ihr Wesen doch Sohnes-Wesen. Der Rat Gottes mit der Gemeine geht nach Röm 8 dahinaus, dass der Heiland der Erstgeborene unter vielen Brüdern sei; das ist etwas ganz anderes als eine Hochzeit. Die Jungfrauen, welche eingehen ins Hochzeitsgemach, sind nach dem prophetischen Gesamt-Sprachgebrauch Juden.  Wir dürfen uns hier nicht von hergebrachten Gedanken fesseln, und von angenehmen, seelischen, religiösen Gefühlen beherrschen lassen. Das Braut-, Weibes-  und Jungfrauen-Verhältnis hat sehr viel seelische Werte in sich. Dadurch zeigt es aber auch an, dass es auf eine seelische Stufe gehört, nämlich in die erfüllte Gesetzesstufe. Das Geistesleben, das reine Glaubensleben  hat seiner ganzen Natur nach etwas durch und durch Männliches - so sehr es Gott gegenüber abhängig, weiblich - ist, - aber in Gott ist es männlich und ist es stark. Dass unsere gläubigen Väter hier noch nicht voll durchschauten, liegt am Zeitenlauf. Die versiegelten Offenbarungen gehen erst am Ende der Zeiten auf. Jetzt, wo das Judenvolk wieder hervortritt, fallen die Hüllen. Der Geist führt eben wachstümlich in alle Wahrheit, er öffnet tiefer die Schrift. Die Gemeine zieht immer mehr Licht an. Nur muss es offenbarungsmäßig sein.  
 
Die gotterwählte Jungfrau ist nach dem ganzen prophetischen Wort das jüdische Volk.Wir haben davon schon bei anderer Gleichnisauslegung geredet. Wir möchten noch einmal betonen, dass die Gemeine durchweg in den Gemeine-Schriften männlich benannt wir, Söhne, Männer, Väter. Das geht so weit, dass die Apostel die Gemeine immer männlich anreden, nämlich: „Liebe Brüder“, obwohl doch der gottseligen Frauen nicht wenige darunter waren. Haben die Gläubigen auch den Lammes-Jungfrauen-Charakter, d. h. die wiederhergestellte männliche Weiblichkeit, die geschlossene Einheit, so ist ihr Wesen doch Sohnes-Wesen. Der Rat Gottes mit der Gemeine geht nach Röm 8 dahinaus, dass der Heiland der Erstgeborene unter vielen Brüdern sei; das ist etwas ganz anderes als eine Hochzeit. Die Jungfrauen, welche eingehen ins Hochzeitsgemach, sind nach dem prophetischen Gesamt-Sprachgebrauch Juden.  Wir dürfen uns hier nicht von hergebrachten Gedanken fesseln, und von angenehmen, seelischen, religiösen Gefühlen beherrschen lassen. Das Braut-, Weibes-  und Jungfrauen-Verhältnis hat sehr viel seelische Werte in sich. Dadurch zeigt es aber auch an, dass es auf eine seelische Stufe gehört, nämlich in die erfüllte Gesetzesstufe. Das Geistesleben, das reine Glaubensleben  hat seiner ganzen Natur nach etwas durch und durch Männliches - so sehr es Gott gegenüber abhängig, weiblich - ist, - aber in Gott ist es männlich und ist es stark. Dass unsere gläubigen Väter hier noch nicht voll durchschauten, liegt am Zeitenlauf. Die versiegelten Offenbarungen gehen erst am Ende der Zeiten auf. Jetzt, wo das Judenvolk wieder hervortritt, fallen die Hüllen. Der Geist führt eben wachstümlich in alle Wahrheit, er öffnet tiefer die Schrift. Die Gemeine zieht immer mehr Licht an. Nur muss es offenbarungsmäßig sein.  
  
Auf dieselbe Linie wie die Jungfrauen weisen die Knechte des zweiten Gleichnisses. Die Gläubigen in Christo sind Söhne, nicht Knechte. Wir wissen wohl, dass, solange der Erbe unmündig ist, solange ist  zwischen ihm und dem Knecht kein Unterschied. Auf den Anfangsstufen sehen alle Gottgeborenen den Gesetzesmenschen ganz ähnlich. Aber von Jahr zu Jahr wachsen die Gottgeborenen mehr in die Freiheit in Christo hinein, aus allem Gesetzlichen hinaus. Und wer Geister unterscheiden kann,merkt bald den Unterschied zwischen Gesetzlichen und Freien. . - Wir wissen auch, dass Paulus sich je und je „Knecht Jesu Christi“ nennt - und wir wissen, dass wir alle in gewissen Sinn Knechte Christi sind. Aber für Gläubige kommt der Knecht nach einer ganz bestimmten Seite in Betracht, nämlich nach der Seite des Erkauftseins  und der bedingungslosen Zugehörigkeit. Die Knechte unseres zweiten Gleichnisses stehen ganz klar in einem Gesetzesverhältnis, sie erhalten ''anvertraut'' und mit ihnen wird ''abgerechnet.' Da ist  nicht freies Geburts-Erben, sondern seliger Knechteslohn. Wie der Herr hier mit den Knechten handelt, so handelt kein Vater mit Kindern. Und wie der untreue Knecht gegen seinen Herrn redet und handelt, so handelt kein Kind, vor allem kein Sohn Gottes gegen den Vater in Christo. Wir sind in unserm Gleichnis nicht auf den Kindschafts-, sondern auf den Gesetzesboden gestellt. Die Auslegung wird das noch mehr erhärten. Hier sei nur im allgemeinen wieder gezeigt, wie die Gleichnisse den Juden gehören.  
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Auf dieselbe Linie wie die Jungfrauen weisen die Knechte des zweiten Gleichnisses. Die Gläubigen in Christo sind Söhne, nicht Knechte. Wir wissen wohl, dass, solange der Erbe unmündig ist, solange ist  zwischen ihm und dem Knecht kein Unterschied. Auf den Anfangsstufen sehen alle Gottgeborenen den Gesetzesmenschen ganz ähnlich. Aber von Jahr zu Jahr wachsen die Gottgeborenen mehr in die Freiheit in Christo hinein, aus allem Gesetzlichen hinaus. Und wer Geister unterscheiden kann,merkt bald den Unterschied zwischen Gesetzlichen und Freien. . - Wir wissen auch, dass Paulus sich je und je „Knecht Jesu Christi“ nennt - und wir wissen, dass wir alle in gewissen Sinn Knechte Christi sind. Aber für Gläubige kommt der Knecht nach einer ganz bestimmten Seite in Betracht, nämlich nach der Seite des Erkauftseins  und der bedingungslosen Zugehörigkeit. Die Knechte unseres zweiten Gleichnisses stehen ganz klar in einem Gesetzesverhältnis, sie erhalten ''anvertraut'' und mit ihnen wird ''abgerechnet.'' Da ist  nicht freies Geburts-Erben, sondern seliger Knechteslohn. Wie der Herr hier mit den Knechten handelt, so handelt kein Vater mit Kindern. Und wie der untreue Knecht gegen seinen Herrn redet und handelt, so handelt kein Kind, vor allem kein Sohn Gottes gegen den Vater in Christo. Wir sind in unserm Gleichnis nicht auf den Kindschafts-, sondern auf den Gesetzesboden gestellt. Die Auslegung wird das noch mehr erhärten. Hier sei nur im allgemeinen wieder gezeigt, wie die Gleichnisse den Juden gehören.  
  
 
Das letzte unserer drei Gleichnisse kann ja die Gemeine schon deswegen nicht zum Gegenstand haben, weil die Gemeine nicht ins Endgericht kommt, sondern im Endgericht die Welt richtet. Die Gemeine ist immer auf ihres Heilands Seite - dieses Grund-Axiom müssen wir durch alles hindurch festhalten.<br/><br/>
 
Das letzte unserer drei Gleichnisse kann ja die Gemeine schon deswegen nicht zum Gegenstand haben, weil die Gemeine nicht ins Endgericht kommt, sondern im Endgericht die Welt richtet. Die Gemeine ist immer auf ihres Heilands Seite - dieses Grund-Axiom müssen wir durch alles hindurch festhalten.<br/><br/>
  
 
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Version vom 19. Oktober 2020, 18:02 Uhr

Die Gleichnisse Jesu - Eine Auslegung in prophetischer Sicht

Pfarrer Theodor Böhmerle (1870 - 1927)

Quelle: private Abschrift, Verlag unbekannt

Weitere interessante Abschriften siehe hier:

Inhaltsverzeichnis des Buches

Kapitel davor:
Gleichnisse in Matthäus 13


In Bearbeitung

Das Gleichnis von den Jungfrauen

Mt 25.

Das ist ein gewaltiges Kapitel, dieses Matthäus Kapitel 25. Es schließt mit einem „dann“ unmittelbar an Mt 24. an. Der Herr sieht hier das Königreich von seiner Aufrichtung an über seine Durchführung hin bis zum jüngsten Tag. Das sind echte und rechte Abschlussreden für sein Königreichswirken. Wie er im Gemeine-Gebet Joh 17 die Gemeine von Anfang bis zum Ziel sieht, so sieht er hier das Königreich am Ende der Tage. In Mt 24, welches ganz vom Judentum und seiner Erwählung, von seiner Verwerfung und Wiederannahme handelt, hat der Herr den furchtbaren Gerichtslauf von der Zerstörung Jerusalems an bis hin zum antichristlichen Reich geschildert. Der Schluss des 24. Kapitels hat die Annahme des gläubigen Teils des jüdischen Volkes nach dem antichristlichen Reich und durch große Gerichte hindurch gezeichnet und mit einer todernsten Mahnung geschlossen.

An diesen Schluss knüpfen unsere drei Gleichnisse an und geben Aufschluss, wie es beim Eintritt des Königreiches Christi gehen werde - im Anfang, Verlauf und am Ende desselben. Alle drei Gleichnisse handeln vom Königreich, vom Reich der Himmel. Alle drei Gleichnisse sind zu den Juden geredet. Auf die Gemeine dürfen wir diese drei Gleichnisse nicht ziehen. Von der Gemeine kann der Heiland zu den Juden nicht reden. Das wäre den Juden völlig unverständlich gewesen. Nach dem Kolosser- und Epheserbrief ist das Geheimnis der Gemeine erst dem Aposstel Paulus und den Aposteln und Propheten der Gläubigen offenbart worden. Wir stehen im 24. und 25. Kapitel des Matthäus mitten drin in den katastrophalen, gerichtlichen und doch endlich heilsmäßig endenden Gängen des Judenvolkes und der Nationen. Darum ist, um die nebenbei zu sagen, das 24. Kapitel des Matthäus bis heute so unendlich schwer auszulegen gewesen, und vieles ist ganz unverstanden geblieben, weil man es auf die Gemeine und nicht auf die Juden bezogen hat, wo es hingehört. O, unser blindes Bibellesen in guter Meinung. Möge der Herr durch seinen Heiligen Geist recht bald immer mehr Gläubige ins äonenmäßige Bibellesen einführen, dass wir jedem Gottzeitalter das Seine lassen, und unser eigenes Gottzeitalter, das der Gemeine, richtig verstehen.

Dabei möchten wir hier nur eines hinzufügen, was nach vielen Briefen, welche mir in der letzten Zeit bekommen haben, vielen nicht klar zu sein scheint. Die Gemeine setzt sich aus Juden- und Nationengliedern zusammen. Aus beiden Teilen wird die Glaubensgemeine herausgezogen, allerdings nur in ihrem göttlich gesetzten Umfang, und wird zu einem Leib vereinigt. Viele gläubige Juden sind der Gemeine schon eingefügt. Der Jude, welcher zur Gemeine gehört, muss natürlich aus seinem Judenwesen ebenso heraus, wie das gläubige Glied der Nationen aus diesen Nationen herausgezogen wird. Das wollen wir hier zwischen hinein über den Leib Christi und die Gemeine sagen und nun zu unseren Gleichnissen zurückkehren.

Vom Königreich der Himmel

Die drei Gleichnisse des 25. Kapitels handeln vom „Königreich der Himmel“ Wenn diese Überschrift auch nur über dem ersten Gleichnis steht, so ist sie doch für alle drei Gleichnisse gemeint, denn dieselben bilden eine unzertrennliche, fortlaufende Einheit. Es geht von Stufe zu Stufe. Es geht von der Hochzeit der Braut zur Arbeit der Knechte zum Gericht über die Knechte, bis hin zum Gericht über die Welt. - Diese Überschrift weist uns wieder ins Königreich, das aus den Himmeln seinen König und seine Gerechtsame? erhält. Wir werden versetzt in die Zeit, da die historischen Königreiche, welche alle Eigenkulturreiche sind, ihren Zerfall nach ihrem höchsten Aufstieg im antichristlichen Weltmacht- Kulturreich erlebt haben werden. Dieses Königreich der Himmel kommt nicht durch die Predigt des Evangeliums, sondern durch die Offenbarung des Herrn mit seinen Heiligen. Durch die jetzige, richtig ausgerichtete Predigt des Gemeine-Evangeliums kommt neben allerlei religiösen Nebenentfaltungen nur die Gemeine heraus. Das Königreich der Himmel braucht eine neue Offenbarung des Herrn zu seiner Grundlegung. Darum handeln unsere Gleichnisse alle vom kommenden Herrn.

Natürlich ist hier nicht vom Kommen des Herrn zu seinen Gläubigen die Rede. Dieses Kommen des Herrn, in welchem er seinen Leib anzieht, wird dem Kommen in unsern vorliegenden Gleichnissen vorausgehen. Das Kommen des Herrn hat gar verschiedene Akte; das sehen wir auch in unsern Gleichnissen. Die Gegenwärtigmachung des Herrn - die Parusie - bei seinen Geistes-Erstlingen ist der erste Akt der Wiederkunft. Von dem ist in unseren Texten nicht die Rede. Nach diesem kommt der zweite Akt des Kommens des Herrn zum Gericht über den Antichristen imd was ihm anhängt und zur Aufrichtung des Königreiches der Himmel. Da kommen die gesammelten und verklärten Geisteserstlinge schon mit - eben als Leib ihres Herrn. Bei diesem Kommen ist das erste die Hochzeit des Lammes mit der Braut mit dem nun zubereiteten Weibe. Davon redet unser erstes Gleichnis von den zehn Jungfrauen. Da hören wir die näheren Vorgänge bei dem großen Abendmahl. -

Nach vollzogener Hochzeit kommt die Knechte-Aussendung. Wir haben in einem früheren Gleichnis schon gesehen, (im Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg), wie diese Aussendung der Knechte in verschiedenen Etappen geschieht. Diese Knechte sind die jüdischen Arbeiter im Königreich. Die Aussendung der Knechte ist ein weiteres Kommen des Herr zu mehreren Malen Am Schluss des Königreichs-Äons kommt der Herr zum Gericht über die Knechte. Nach deren Durchrichtung kommt er dann zum Endgericht, wovon unser drittes Gleichnis in unserem Kapitel redet. So haben wir eine ganze Reihe Erscheinungen des Herrn, bis endlich nach dem Endgericht das Erscheinen auf der neuen Erde kommt. Bei all diesen Erscheinungen begleitet den Herrn die bei seinem allerersten Kommen gesammelte Eigentumsgemeine. Sie ist immer bei ihrem Herrn und nimmt an seinen wachstümlichen Verherrlichungen seligen und tätigen Teil, gleichwie sie hienieden vor ihrer Verklärung an seinen Leiden teilgenommen hat. Von diesen verschiedenen Stufen des Kommens des Herrn reden alle unsere vorliegenden Gleichnisse und gehen also nicht auf die Gemeine, welche da schon verklärt dabei ist, sondern viel mehr auf das von Stufe zu Stufe sich entfaltende Königreich der Himmel. -

Die Jungfrauen und die Knechte

Dass unser Gleichnisse - und zwar zunächst die ersten beiden - wieder die Juden meinen, geht klar auch aus ihren Gegenständen hervor. Das erste Gleichnis hat Jungfrauen, das zweite Knechte zum Gegenstand.

Die gotterwählte Jungfrau ist nach dem ganzen prophetischen Wort das jüdische Volk.Wir haben davon schon bei anderer Gleichnisauslegung geredet. Wir möchten noch einmal betonen, dass die Gemeine durchweg in den Gemeine-Schriften männlich benannt wir, Söhne, Männer, Väter. Das geht so weit, dass die Apostel die Gemeine immer männlich anreden, nämlich: „Liebe Brüder“, obwohl doch der gottseligen Frauen nicht wenige darunter waren. Haben die Gläubigen auch den Lammes-Jungfrauen-Charakter, d. h. die wiederhergestellte männliche Weiblichkeit, die geschlossene Einheit, so ist ihr Wesen doch Sohnes-Wesen. Der Rat Gottes mit der Gemeine geht nach Röm 8 dahinaus, dass der Heiland der Erstgeborene unter vielen Brüdern sei; das ist etwas ganz anderes als eine Hochzeit. Die Jungfrauen, welche eingehen ins Hochzeitsgemach, sind nach dem prophetischen Gesamt-Sprachgebrauch Juden. Wir dürfen uns hier nicht von hergebrachten Gedanken fesseln, und von angenehmen, seelischen, religiösen Gefühlen beherrschen lassen. Das Braut-, Weibes- und Jungfrauen-Verhältnis hat sehr viel seelische Werte in sich. Dadurch zeigt es aber auch an, dass es auf eine seelische Stufe gehört, nämlich in die erfüllte Gesetzesstufe. Das Geistesleben, das reine Glaubensleben hat seiner ganzen Natur nach etwas durch und durch Männliches - so sehr es Gott gegenüber abhängig, weiblich - ist, - aber in Gott ist es männlich und ist es stark. Dass unsere gläubigen Väter hier noch nicht voll durchschauten, liegt am Zeitenlauf. Die versiegelten Offenbarungen gehen erst am Ende der Zeiten auf. Jetzt, wo das Judenvolk wieder hervortritt, fallen die Hüllen. Der Geist führt eben wachstümlich in alle Wahrheit, er öffnet tiefer die Schrift. Die Gemeine zieht immer mehr Licht an. Nur muss es offenbarungsmäßig sein.

Auf dieselbe Linie wie die Jungfrauen weisen die Knechte des zweiten Gleichnisses. Die Gläubigen in Christo sind Söhne, nicht Knechte. Wir wissen wohl, dass, solange der Erbe unmündig ist, solange ist zwischen ihm und dem Knecht kein Unterschied. Auf den Anfangsstufen sehen alle Gottgeborenen den Gesetzesmenschen ganz ähnlich. Aber von Jahr zu Jahr wachsen die Gottgeborenen mehr in die Freiheit in Christo hinein, aus allem Gesetzlichen hinaus. Und wer Geister unterscheiden kann,merkt bald den Unterschied zwischen Gesetzlichen und Freien. . - Wir wissen auch, dass Paulus sich je und je „Knecht Jesu Christi“ nennt - und wir wissen, dass wir alle in gewissen Sinn Knechte Christi sind. Aber für Gläubige kommt der Knecht nach einer ganz bestimmten Seite in Betracht, nämlich nach der Seite des Erkauftseins und der bedingungslosen Zugehörigkeit. Die Knechte unseres zweiten Gleichnisses stehen ganz klar in einem Gesetzesverhältnis, sie erhalten anvertraut und mit ihnen wird abgerechnet. Da ist nicht freies Geburts-Erben, sondern seliger Knechteslohn. Wie der Herr hier mit den Knechten handelt, so handelt kein Vater mit Kindern. Und wie der untreue Knecht gegen seinen Herrn redet und handelt, so handelt kein Kind, vor allem kein Sohn Gottes gegen den Vater in Christo. Wir sind in unserm Gleichnis nicht auf den Kindschafts-, sondern auf den Gesetzesboden gestellt. Die Auslegung wird das noch mehr erhärten. Hier sei nur im allgemeinen wieder gezeigt, wie die Gleichnisse den Juden gehören.

Das letzte unserer drei Gleichnisse kann ja die Gemeine schon deswegen nicht zum Gegenstand haben, weil die Gemeine nicht ins Endgericht kommt, sondern im Endgericht die Welt richtet. Die Gemeine ist immer auf ihres Heilands Seite - dieses Grund-Axiom müssen wir durch alles hindurch festhalten.

Drei Gerichtsgleichnisse