Das Geben im Licht der heiligen Schrift

Aus Bibelwissen
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Auszüge aus dem Buch: Licht aus Seinem Licht von Pastor A. Fünning
erschienen 1948 im Christlichen Allianzverlag, Fellbach

Inhaltsübersicht
8. Hier ist mehr als Jona

9. Das Geben im Licht der heiligen Schrift

Das Thema übers "Geben" ist ein ziemlich brenzliches, so brenzlig, dass man sich leicht die Finger verbrennen kann. Die Folge ist dann die, dass man viele saure Gesichter sieht, ja man kann sogar zu den alten noch neue Feinde bekommen. Das Thema "Nehmen" wäre einfacher zu bearbeiten, anstatt saure, würde man nachher lachende Gesichter sehen. Es scheint, dass, nachdem das Evangelium nun schon bald 2000 Jahre verkündet und Millionen Christen, auch sehr viele ernst gemeinte Worte Jesu: "Geben ist seliger denn Nehmen!" immer noch nicht gelernt haben, sondern viel lieber das glauben, was der Teufel ihnen sagt, indem er Jesu Wort: "Geben ist seliger denn Nehmen" bezweifelt, ja verdreht und sagt: Das ist nicht wahr, dass Geben seliger sein soll als Nehmen; das gerade Gegenteil ist der Fall, nämlich, Nehmen ist seliger als Geben! Das Verdrehen der Worte Gottes hat der Teufel schon im Paradies so gemacht, und tut es heute noch. So viele Christen gleichen leider der Eva, indem sie des Teufels Worte viel lieber glauben als des Herrn Wort. Das Geben soll nun einmal von dem hellen Scheinwerfer des göttlichen Wortes beleuchtet werden, damit wir die biblische Norm erkennen, an der wir diese Tätigkeit des christlichen Lebens prüfen, korrigieren, ja möglicherweise umlernen können. Die Heilige Schrift soll also der Spiegel sein, in welchen wir hineinschauen, damit wir sehen, wie wir sind, und erfahren, wie wir sein sollten.

Der Zehnte im Alten Testament

Was sagt die Schrift übers Geben?
In 1Mo 14:20 lesen wir: "Und Abraham gab dem Melchisedek den Zehnten von allem." Hier wird zum ersten Mal in der Schrift etwas übers Geben ausgesagt. Da wird nicht gesagt, dass man nach Gefühl oder nach Gutdünken, oder wenn man etwas oder viel hat, geben solle, sondern hier wird etwas ganz Bestimmtes genannt. Und dieses ganz Bestimmte ist der zehnte Teil der jeweiligen Einnahmen, in der Schrift nachher kurz der Zehnte genannt. Also 600 Jahre, bevor Gott der Herr Israel das Gesetz am Sinai gab - das Gesetz enthält unter anderem nähere Bestimmungen über den Zehnten -, aber wir finden den Zehnten schon vorher rechtskräftig bestehend und gehandhabt. Die Frage, woher Abraham die Kenntnis und Belehrung über den Zehnten hatte, werden wir später beantworten.

Ferner lesen wir in 1Mo 28:21b: "Und von allem, was du mir gibst, will ich dir den Zehnten geben." Das war der Schluss des Gelübdes von Jakob nach jenem wunderbaren Gesicht der Himmelsleiter. Hier treffen wir wiederum den Zehnten an. Auf die Frage: Woher hatte der junge Jakob die Kenntnis des Zehnten? antworten wir: Selbstverständlich aus dem Vaterhaus, wo das gelehrt und gehandhabt wurde, und zwar ohne viel Aufhebens davon zu machen; galt das als selbstverständlich. Wird das auch in unsern Häusern gelehrt, und nehmen unsere Kinder das auch mit aus dem Elternhaus?

Dieser Zehnte wurde dann viele Jahrhunderte nachher von Gott, dem Volk Israel in der Wüste, durch Mose ganz besonders eingeschärft (siehe 3Mo 27:30ff.; 4Mo 18:8-42; 5Mo 18:1-5). Der Zehnte dient zum Unterhalt der Priester und Leviten und zur Aufrechterhaltung des Reiches Gottes in Israel. Diese Einrichtung vom Geben des Zehnten, welche wir dann weiter im ganzen Alten Testament finden, war nicht etwa ein neues Gesetz, dem Volk Israel gegeben, sondern es war eine längst bestehende Einrichtung unter den Völkern der Erde.

Wir fragen nun: Woher kommt diese Jahrtausende alte Überlieferung? Antwort: Aus der Ur- oder ersten Familie, in welcher wir sehen, wie die beiden Söhne der ersten Eltern, Kain und Abel, dem Herrn Opfer darbrachten. Sicherlich ist diese Überlieferung der Entrichtung des Zehnten göttlichen Ursprungs, die sich von Adam bis Noah und von dort auf die Völker der Erde verbreitet hat. Nun können wir auch die Frage, woher Abraham die Kenntnis des Zehnten hatte, beantworten: Einmal von seinen Vätern, und dann sah er auch, wie das Geben des Zehnten im heidnischen Chaldäa gehandhabt wurde.

Also das Zehntengesetz ist nicht etwa ein neues Gesetz, auch nicht ein jüdischen Gesetz, wie manche in ihrer Unwissenheit immer wieder behaupten, sondern es ist ein Universalgesetz, allen Völkern der Erde gegeben, wie die biblische, sowie die außerbiblische Geschichte und Atertumskunde untergegangener Kulturstätten sehr deutlich lehrt. Es ist das Gesetz, das vor Jahrtausenden gegeben und gekannt, das von Israels Vorfahren, lange bevor das Volk Israel existierte, von Anfang an gehandhabt wurde, genau wie das Sabbatgesetz.

Der Zehnte im Neuen Testament

Doch nun lese ich die Gedanken vieler: "Nun ja, der Zehnte wird im Alten Testament gelehrt, und die alten Völker haben ihn ja auch gehandhabt, wird der Zehnte denn auch im Neuen Testament gelehrt?" Sicherlich (siehe Mt 23:23; Lk 11:42). Die Pharisäer gingen in ihrer Werkgerechtigkeit übers Gesetz hinaus, sie verzehnteten noch mehr, als das Gesetz vorschrieb. Nun ist die Stellung des Herrn interessant. Er tadelt die Pharisäer nicht wegen ihres Übereifers, er sagt nicht: "Da seid ihr Pharisäer viel zu weit gegangen, das ist nicht nötig!" sondern er tadelt sie nur für das, was sie unterlassen haben, indem er zu ihnen sagt (Mt 23:23): "Dies - nämlich das Befolgen des Zentgesetzes - sollte man tun und jenes - nämlich das Gericht, die Barmherzigkeit und den Glauben - nicht lassen!" Damit bestätigt der Herr Jesus den Zehnten und - auch den Übereifer.

In 1Kor 9:13 schreibt Paulus: "Wisset ihr nicht, dass die da opfern - oder die heiligen Dienste verrichten -, essen vom Opfer, und die am Altar dienen, vom Altar Anteil haben?" Die Versorgung derer, welche den heiligen Dienst verrichteten, geschah auf Grund des Zehnten. Paulus führt dann fort: (1Kor 9:14): "Also hat auch der Herr befohlen, dass die das Evangelium verkündigen, sollen sich vom Evangelium ernähren." In diesem Stück wird im Neuen Testament der gleiche Grundsatz betont wie dort im Alten Testament. Dort befahl es Gott der Herr, hier der Heiland.

Das Recht, den Zehnten zu nehmen, wird auch in Hebr 7. klar gezeigt, wo siebenmal vom Zehnten die Rede ist. Der Apostel zeigt, dass, bevor Levi geboren war, der Zehnte schon entrichtet wurde, und zwar einem anderen Priester, nämlich Melchisedek, der ein viel höheres Vorbild von Christo ist als irgendein levitischer Priester. Wie das Vorbild Melchisedek den Zehnten genommen hat, genau so nimmt das Urbild Christus den Zehnten. Hebr 7:8: "Und hier nehmen die Zehnten die sterbenden Menschen - das waren die levitischen Priester - dort aber einer, von dem bezeugt wird, dass er lebe" - das ist Christus. Der Apostel schildert dieses Gebiet vom Zehnten in Verbindung mit Christi hohepriesterlichem Amt so ausführlich, um das göttliche Recht, den Zehnten zu erheben, darzulegen.

Auch im Ausspruch Jesu: "Gebt dem Kaiser was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist" ist der Zehnte enthalten. Hätte Israel treu dem Herrn gegeben, was dem Herrn gehört, also auch den Zehnten, dann wäre es nie unter die Gewalt der Römer gekommen. Nun aber, da sie dem Herrn nicht gegeben haben, was dem Herrn gehörte, mussten sie den Römern mehr als den Zehnten geben. Auch hier heißt es: "Irret euch nicht, Gott lässt sich nicht spotten!" Was man dem Herrn vorenthält, das holt sich der Teufel. Das haben ganze Völker und Einzelne bis auf den heutigen Tag erfahren.

Neben der Einrichtung des Zehnten, die den Völkern und ganz besonders dem Volk Gottes Norm und Richtschnur seines Gebens für die vielen Wohltaten des Leibes und der Seele sein sollte, finden wir in der Schrift des Alten und Neuen Testaments noch Raum und Vorschriften für freiwillige Gaben, die dann über den Zehnten hinaus dargebracht werden sollten. Überraschenderweise finden wir eine solche freiwillige Liebesgabe, über den Zehnten hinaus, auch in der Heidenwelt. Es gibt Heiden, die trotz ihrer Verblendung oft 20 bis 30 Prozent, ja sogar die Hälfte ihres Einkommens, den Göttern darbringen.

Was sagt Martin Luther übers Geben?

Ferner lehrten die bedeutendsten Gottesmänner der Reformation in der Lutherischen und Reformierten Kirche, wie Dr. Martin Luther, Calvin, John Knor, Dr. Calmers, Miller und andere, den Zehnten. Luther z.B. sagt: "Der Zehnte ist der allerfeinste Zins und von Anbeginn der Welt an in Übung gewesen, im alttestamentlichen Gesetz geprüft und bestätigt, als der nach göttlichem und weltlichem Recht der aller billigste ist." Wie klar hat Martin Luther auch in diesem Stück gesehen, und die biblische Wahrheit übers Geben erkannt und gelehrt! In der traurigen Zeit des Buchstabengezänks und des Vernunftglaubens nach der Reformation, von welcher der, der unter den goldenen Leuchtern wandelt, sagt: "Du hast den Namen, dass du lebst, aber bist tot!", in dieser Zeit ging so manche biblische Lehre, so auch diese, verloren bis auf den heutigen Tag. Denn viele haben sie heute noch nicht gefunden. Doch gottlob, immer hat der Herr solche gehabt und hat sie noch, die nicht nur die halbe, sondern die ganze Bibel haben wollen, und die nicht nur halbe, sondern ganze Christen sein wollen, und die nicht nur den halben, sondern den ganzen Ratschluss Gottes zu erforschen suchen. Heutzutage haben wir nicht nur Hunderte, sondern Hunderttausende in allen Ländern und Kirchen, die ihrem Herrn auch in diesem Stück treu sein möchten, und mit großer Freude den Zehnten, ja viele viel mehr als den Zehnten, entrichten. Gehörst du auch zu diesen?

Vom Segen des Gebens

Ist es denn wirklich wahr, wie manche sagen: "Wenn ich den Zehnten geben würde, dann käme ich mit meiner Familie ins Armenhaus?" Wirklich? Das hat ihnen der Teufel eingegeben, aber nicht der Heilige Geist. Nun, wir wollen einmal sehen. Alle Einrichtungen und Gesetze Gottes bezwecken immer die Ehre Gottes und die Wohlfahrt der Menschen, so auch das Zentgesetz, ganz gewiss. Lasst mich nun einige Worte Gottes, die vom Geben, auch vom Geben des Zehnten, handeln, anführen: Salomo sagt (Spr 3:9.10):

"Ehre den Herr von deinem Gut und von den Erstlingen all deines Einkommens, so werden deine Scheunen voll werden und deine Kelter von Most übergehen."

Dann Spr 11:24-25:

"Einer teilt aus und bekommt immer mehr - also wird immer reicher - ein anderer kargt - oder geizt -, und wird doch ärmer. Die Seele, die da reichlich segnet - das heißt gibt -, wird gelabt; und wer reichlich tränkt, der wird auch getränkt werden."

Mal 3:10:

"Bringet aber die Zehnten ganz in mein Kornhaus, auf dass in meinem Hause Speise sei, und prüfet mich hierin, spricht der Herr Zebaoth, ob ich euch nicht des Himmels Fenster auftun werde und Segen herab schütten die Fülle."

Mt 6:19.20:

"Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden, da sie die Motten und der Rost fressen, und da die Diebe nachgraben und stehlen. Sammelt euch aber Schätze im Himmel, wo sie weder Motten noch Rost fressen, und wo die Diebe nicht nachgraben und stehlen."

Dann Lk 15:9.11:

"Machet euch Freunde mit dem ungerechten Mammon, auf dass, wenn ihr nun darbet - oder genauer: wenn es zu Ende geht - sie euch aufnehmen in die ewigen Hütten. So ihr nun in dem ungerechten Mammon nicht treu seid, wer will euch das Wahrhaftige anvertrauen?"

Und 2Kor 9:6:

"Wer da kärglich säet, der wird auch kärglich ernten; und wer da säet im Segen - oder reichlich säet -, der wird auch reichlich ernten."

Lk 6:38:

"Gebet, so wird euch gegeben. Ein voll gedrücktes, gerüttelt und überfließendes Maß wird man in euren Schoß geben; denn eben mit dem Maß, mit dem ihr messet, wird man euch wieder messen."

Was bedeuten diese köstlichen Aussprüche? Sind diese Worte Gottes hohle, nichts sagende Phrasen, wie manche Redner sie gebrauchen, die, wenn man sie genauer anhört und prüft, nichts als Wind sind? Ist das bei den Aussprüchen des Wortes Gottes auch der Fall? Nein, und tausendmal nein! Sondern diese sind unumstößlich, felsenfeste Wahrheit. Ja, gelten sie auch heute noch wie damals, als sie gegeben worden sind? Ganz gewiss.

"Wenn dein Wort nicht mehr soll gelten,
Worauf soll der Glaube ruh'n?
Mir ist's nicht um tausend Welten,
Aber um dein Wort zu tun!"

Der Zehnte gehört dem Herrn

Also nach der Schrift gehört der zehnte Teil unseres Einkommens dem Herrn. Im neutestamentlichen Licht betrachtet, sollen Menschen, wie die Korinther, sich selbst zuerst dem Herrn geben (2Kor 8:5), und dann alle zehn Zehntel der Einnahmen, ja alles, was er uns gegeben hat, dem Herrn weihen. Ich darf nichts von dem, was er mir anvertraut hat, zu sündigen Zwecken gebrauchen; alles soll "heilig dem Herrn" sein. Aber von den zehn Teilen der jeweiligen Einnahmen verlangt auch das Neue Testament, dass wir einen ganz bestimmten Teil, und zwar den zehnten Teil dem Herrn zu seiner Ehre abgeben, worauf der Herr verheißt, dass der Betreffende reichlich ernten, ja ein voll gedrücktes, gerüttelt und überfließendes Maß erhalten soll; ja, der Herr will ihm des Himmels Fenster auftun und Segen geben die Fülle!

"Prüfet mich, spricht der Herr." Das heißt, macht doch mal die Probe, ob ich der starke, allmächtige Gott bin, der sein Wort auch pünktlich einlöst. Ja, macht doch einmal die Probe, wenigstens für ein Jahr! Fange heute damit an, und du wirst es nie bereuen in Zeit und Ewigkeit. Lasset uns den Herr lieben nicht mit der Zunge, sondern in der Tat und Wahrheit.

Mögen diese Ausführungen, die unter vielen körperlichen Schmerzen geboren und fertiggestellt worden sind, dazu beitragen, dass der große Name unseres hochgelobten Herrn und Meisters mehr verherrlicht, und sein Reich kräftiger gebaut werde. Ihm lege ich es zu Füßen und und erflehe seinen göttlichen Segen.

"Ich will dich lieben, meine Stärke;
Dich will ich lieben, meine Zier!
Dich lieben, Herr, durch Wort und Werke,
Gedanken, Sinnen und Begier.
Dich lieb ich, o volllkomm'nes Licht,
Bis mir der Tod das Herz einst bricht."

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10. Die Hauptaufgabe der Kirche