Der Name "Zion" ist jedem Leser der heiligen Schrift und jedem Beter der Psalmen ein Begriff. Nicht immer war damit jedoch das Gleiche gemeint. Zuerst bezeichnete "Zion" die Burg der Jebusiter, die David um 1000 v. Chr. eroberte; sie lag südlich des späteren Tempelberges über der Gihonquelle. (2Sa 5.7; Ps 48.2)
Nachdem Salomo den Tempel erbaut hatte, ging der Name auf den Tempelberg über; der Zion wurde nun verstanden als der Thron Gottes (Ps 9,12) und sein heiliger Berg.
Bei den Propheten und in den Psalmen bezeichnete der Begriff "Zion" außer dem Tempel und dem Tempelberg auch die ganze Stadt Jerusalem, deren Lebenszentrum der heilige Berg Gottes war - so etwa, wenn die Propheten Jerusalem als "Tochter Zion" ansprachen. Die Propheten Jesaja und Micha kündeten für das Ende der Tage die Wallfahrt der Völker zum Zion als Beginn der universalen, vom Wort Gottes und seinem Recht geprägten Friedenszeit an.
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Später, als die Stadt wuchs und das Wissen um die ursprüngliche Davidsstadt verlorenging, meinte man, der Palast Davids und seine Stadt habe auf dem größeren und höheren Südwesthügel gelegen; so betrachtete man diesen Hügel irrtümlich als den ersten "Zion".
Als durch das Wirken Jesu und nach seinem Tod und seiner Auferstehung die erste christliche Gemeinde entstand und der Tempel im Jahr 70 durch die Römer zerstört wurde, interpretierten die Christen die Verheißung der Propheten neu: nicht mehr der Tempelberg war der Ort, zu dem die Völker kommen werden, sondern der "neue" Zion, die Kirche der Völker, für die symbolisch der Südwesthügel Jerusalems als Zentrum der Urgemeinde und Ort des Pfingstereignisses stand.
So ging der Name "Zion" schließlich auf diesen Bereich über, der heute außerhalb der Stadtmauer südlich des armenischen Viertels der Jerusalemer Altstadt liegt.
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