2. Gesicht im Himmel: Unterschied zwischen den Versionen

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(Das 7. Siegel)
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Version vom 5. November 2019, 15:17 Uhr

Abschrift des Buches: Offenbarung Jesu Christi von August Fuhr
erschienen 1950 im Philadelphia Verlag, August Fuhr, Reutlingen

Inhaltsübersicht des Buches:
Kapitel davor: 1. Gesicht auf Erden - Teil 2:
Die vier Engel an den vier Enden der Erde

2. Gesicht im Himmel

Offb 7:9 - Offb 8:6

Eine große Schar vor dem Thron

Wie wir schon im Aufbau der Offenbarung zeigten, enthüllt sich das gewaltige Geschehen am "Tag des Herrn" in sieben Paaren von Gesichten, jeweils zuerst in einem "Gesicht im Himmel", und danach im entsprechenden "Gesicht auf Erden".

Schauen wir in den "Gesichten auf Erden" die schrecklichen Gerichtskatastrophen am Tag des Herrn, so dürfen wir in den "Gesichten im Himmel" erblicken, was aus diesen Gerichten heraus für Gott und Seine Gläubigen geboren wird. Dabei ist jedes "Gesicht im Himmel" dadurch besonders gekennzeichnet, dass jedesmal die himmlischen Wesen Gott und dem Lamme Lobpreisung und Anbetung darbringen. Durch jede Gerichtsperiode auf Erden wird demnach der ewige Liebesrat Gottes um einen gewaltigen Ruck seiner Erfüllung näher gebracht. Jedes Mal wird aus solchen Gerichtswehen eine neue Glaubensschar zu ihrem, von Gott bestimmten Ziel, gebracht.

Besonders wohltuend ist es dabei, wahrzunehmen, wie es unseres treuen und gnädigen Gottes Art ist, Seinen Gläubigen zuerst das Ziel, das herrliche Ziel, und danach den dornigen und steilen Pfad, der zum Ziel führt, zu zeigen. Johannes darf stets zuerst das "Gesicht im Himmel" schauen, also das, was derer wartet, die in ihrem Erdenlauf unter Trübsal und Leiden ihrem Gott treu bleiben. Der Reiz der Herrlichkeit soll ihren Glauben stärken und befestigen, und sie bereit und willig machen, den Leidensweg ganz und unerschrocken zu gehen. Sie sollen sich stets bewusst sein: Unsere Trübsal, die zeitlich und leicht ist, schafft eine ewige und über alle Maßen gewichtige Herrlichkeit, uns, die wir nicht sehen und hängenbleiben an den sichtbaren und fühlbaren Leiden, sondern uns klammern an den Unsichtbaren und Seine durch Leiden und Trübsale ausgewirkte Herrlichkeit.

Offb 7:9: Danach sah ich und siehe, eine große Schar, die niemand zählen konnte, aus allen Nationen und Stämmen und Völkern und Zungen, die standen vor dem Throne und vor dem Lamm, angetan mit weißen Kleidern und Palmen in ihren Händen.
"Ich sah", schreibt Johannes. Was erst in kommenden Jahrtausenden in die Erscheinung treten sollte, wurde ihm gezeigt, das durchlebte er wesenhaft im Geist. Und was er sah, das schrieb er, gemäß göttlichem Befehl, in ein Buch (Offb 1:11). Dieses Buch ist in besonderer Weise für die sieben judenchristlichen Gemeinden bestimmt, die am Tage des Herrn vorhanden sein werden.

Und nun: Siehe! Auch du, lieber Leser, sieh richtig! Lass dich unterweisen im Rat Gottes und lerne Seine Wege mit Israel und den Nationen kennen! Siehe, wie Gott Seine Heiligen wunderbar führt! Lerne, dass der Herr verschiedene Organismen und Scharen hat, kleine und große, und dass Er sie auf verschiedenen Wegen, in verschiedenen Zeitläufen zu verschiedenen Zielen führt, und dass sie alle in ihrer Mannigfaltigkeit doch nur EINEM Ziel dienen: "dass in allem Gott verherrlicht werde."

Nach den voraus gegangenen Versen wird Gott eine Auswahl von 144 000 aus Israel versiegeln, die wir dann in Offb 14:1-5, als zu ihrer Bestimmung gebracht, wieder finden. Sie folgen dem Lamme nach, wohin es geht. Hier dagegen finden wir EINE GROSSE SCHAR, die niemand zählen kann, aus allen Nationen. Billig machen wir uns die Frage des Ältesten Offb 7:13, zu eigen: "Wer sind diese?" Und nun siehe, und betrachte genau die Züge dieser großen Schar und ihre Stellung im Rate Gottes!

Sie stehen VOR dem Thron und VOR dem Lamm. Nicht in unheiligem oder ungeistlichen Drang nach Spitzfindigkeiten oder Absonderlichkeiten muss unser Geist forschen, wer diese sind. Wir müssen es tun, um der "Leibesgemeine" Stand, Wesen und Beruf klar zu erkennen, und dem Siegespreis unserer himmlischen Berufung in Christo nachjagen zu können.

Diese Gemeine ist "in Christo", sie ist Sein Leib, von Seinem Fleisch und von Seinem Gebein. Sie ist nicht nur EIN Geist, sondern auch EIN Fleisch mit Ihm. Ursprünglich wurde von dem Verhältnis Mann und Weib gesagt: Darum wird ein Mensch seinen Er will nicht sagen: Christus ist der Mann und die Gemeine ist Sein Weib. Er will vielmehr sagen: Christus und die Gemeine, die da ist Sein Leib, sind EIN FLEISCH, natürlich geistleiblich verstanden. Sie sind eine vollendete Einheit; Er in ihnen und sie in Ihm. Wo Er ist, da muss auch sie sein, und in Ihm ist auch sie, was Er ist. Er aber sitzt AUF dem Thron, ja INMITTEN des Thrones (Offb 4:2.5.6). Und da ist auch Seine Leibesgemeine.

Von der großen Schar aber wird gesagt, dass sie VOR dem Thron, und VOR dem Lamme STEHT, angetan mit weißen Kleidern und Palmen in ihren Händen. Sie kann demnach nicht die "Leibesgemeine" sein. Über die weißen Kleider wollen wir bei Offb 7:14 noch etwas sagen.

Die Palmen dürften hier wohl kaum ein Zeichen des Sieges sein, wenigstens nicht eines Sieges, den die große Schar erfochten hat. Der Palmzweig hat nach unserer Erkenntnis in der Schrift nicht die Bedeutung eines Siegeszeichens. Wir lesen vielmehr: "So sollt ihr nun am 15. Tag des 7. Monats, wenn ihr den ERTRAG DES LANDES EINGEBRACHT habt, das Fest des Herrn halten sieben Tage lang; am ersten Tag ist Feiertag, und am achten Tag ist auch Feiertag. Ihr sollt aber am ersten Tag Früchte nehmen von den schönen Bäumen, PALMZWEIGE, und Zweige von dichtbelaubten Bäumen und Bachweiden, und sieben Tage lang fröhlich sein vor dem Herrn, eurem Gott (3Mo 23:39.40). Die ERSTLINGSGARBE (Christus) (3Mo 23:10), und die ERSTLINGE fünfzig Tage später, die GEISTGEFÜLLTE GEMEINE (3Mo 23:16.17), sind EINGEBRACHT. Am LAUBHÜTTENFEST wird sieben Tage lang die Einbringung der ganzen ERNTE gefeiert. Zum Zeichen der FREUDE nehmen sie PALMZWEIGE.

So auch hier die große Schar. Nicht weil sie palmgekrönte Sieger sind, sondern der Herr hat Seine Ernte eingebracht. Nun freuen sie sich mit Ihm und jubeln Ihm zu.

Offb 7:10: Und sie riefen mit lauter Stimme und sprachen: Das Heil sei unserem Gott, der auf dem Throne sitzt, und dem Lamm!
Mit lauter Stimme jubeln sie Gott und dem Lamme zu: (wörtlich:) Die (sotäria) Errettung (oder auch: glückliche Heimkehr) ist unserem Gott! Ja, Ihm und nur Ihm gehört, was errettet heimkehrt, Sein ist diese Ernte. Er hat eine große Schar, die niemand zählen kann, durch Sein teures Blut errettet, und aus der großen Trübsal, glücklich heimgebracht, und nun gehört sie Ihm, ganz und gar Ihm, Gott und dem Lamm. Das ist ein echtes, vollwertiges Laubhütten- und Erntedankfest, über das sich auch die himmlischen Wesen freuen.

Offb 7:10.11: Und alle Engel standen rings um den Thron und um die Ältesten und die vier lebendigen Wesen, und fielen vor dem Thron auf ihr Angesicht und beteten Gott an und sprachen: Amen! Die Segnung und die Herrlichkeit und die Herrlichkeit und die Weisheit und die Danksagung, und die Ehre, und die Macht und die Stärke unserem Gott hinein in die Äonen der Äonen! Amen!
Schon in Offb 4:9.10 sahen wir die 24 Ältesten und die vier Lebewesen innigsten Anteil nehmen an der Erlösung der Kreatur, sonderlich der gefallenen. Sie selbst sind ja keine gefallenen Geschöpfe, bedürfen deshalb auch keiner Erlösung. Weil sie aber die organische Zusammenfassung der ganzen Kreatur sind, in die sie die göttlichen Lebenskräfte einwirken, so haben sie doch einen göttlich-wesenhaften Anteil an der Wiederbringung und Erneuerung des ganzen Alls.

Amen! So rufen sie zuerst aus, d.h.: Das ist ausgemacht! Vor Urbeginn der Zeiten war es ausgemacht in Gottes Liebesrat. Längst hatte es die Engel gelüstet, hineinzuschauen in das Geheimnis, auf welch wundersamen Wegen Gott diesen Seinen Heils- und Liebesrat wohl auch hinausführen werde. Und nun löst sich Siegel um Siegel. Eine Ernte um die andre wird eingeheimst. Von einem Äon zum anderen bis hinein in die Äonen der Äonen wirkt sich das Opfer des Lammes aus, bis alles davon erfasst und durchdrungen ist. In tiefster Ehrfurcht beten sie darüber Gott an und bringen Ihm ihre Huldigung. Amen - das bleibt ausgemacht! - so erging es auch Paulus, als er hineinschauen durfte in Gottes Rat. Anbetend ruft er aus: "O welch eine Tiefe des Reichtums, beides, der Weisheit und der Erkenntnis Gottes! Wie unergründlich sind Seine Gerichte und unausforschlich Seine Wege! Denn wer hat des Herrn Sinn erkannt, oder wer ist Sein Ratgeber gewesen? Oder wer hat Ihm etwas zuvor gegeben, dass es ihm werde wieder vergolten? Denn aus Ihm heraus und durch Ihn und in Ihn hinein ist das All; Ihm die Herrlichkeit hinein in die Äonen! Amen! (Röm 11:33-36).

Wer sind diese?

Offb 7:13.14: Und es hob einer von den Ältesten an und sprach zu mir: Wer sind diese, mit den weißen Kleidern angetan, und woher sind sie gekommen? Und ich sprach zu ihm: Mein Herr, du weißt es! Und er sprach zu mir: Das sind die, welche kommen aus der Drangsal, der großen; und sie haben ihre Kleider gewaschen und hell gemacht im Blute des Lammes.
Mit einer wohlbegründeten Absicht will einer der Ältesten durch seine Frage des Johannes Augenmerk auf diese Schar lenken. Durch die Art der Frage: "Wer sind diese?" und die Antwort: "Das sind diese", sind sie zum Unterschied von anderen besonders betont und herausgehoben.
Johannes muss sagen: "Mein Herr, du weißt es". Ich weiß es nicht. Es war also eine ihm unbekannte Schar.

Von den 144.000 Versiegelten weiß er, dass sie das Siegel Gottes auf ihren Stirnen tragen, und das nicht nur auf Erden, sondern auch in IHRER Vollendung. Wir lesen Offb 14:1: "Und ich sah, und siehe, das Lamm stand auf dem Berg Zion und mit Ihm die 144 000, die hatten Seinen Namen und den Namen Seines Vaters auf ihren Stirnen geschrieben." Zu dem Organismus der Brautgemeine gehören sie also nicht.

Zum Organismus der "Leibesgemeine" gehören "DIESE" auch nicht, wie wir oben gesehen haben. Von dieser Leibesgemeine hat ja Johannes selbst geschrieben: "Wir werden Ihm gleich sein, denn wir werden Ihn sehen, wie Er ist" (1Jo 3:2). In solch ausgeborener Herrlichkeit schaut er DIESE große Schar noch nicht. Von der großen Schar VOR dem Thron heißt es ferner: "SIE HABEN IHRE Kleider GEWASCHEN und hell GEMACHT im Blute des Lammes". Ihre Kleider haben sie gewaschen. Und sie selbst haben das getan (1Kor 6:11): "Ihr ließet euch abwaschen, ihr wurdet geheiligt, ihr wurdet gerechtfertigt in dem Namen unseres Herrn Jesu Christi und in dem Geist unseres Gottes."

Auch die Seelen unter dem Altar hatten weiße Kleider. Ihnen aber wurde GEGEBEN, einem jeden ein weißes Kleid. Das war doch wohl ein NEUES Kleid. In diesem sollten sie warten bis zu ihrer, und ihrer Brüder Vollendung (Offb 6:11). Dass diese Schar auch ein besonderer Organismus ist, haben wir bereits gezeigt.

Die große Schar, die niemand zählen konnte, trägt so wesentlich andere Züge als die "Leibesgemeine", und auch als die "Brautgemeine, dass sie wohl ein besonderer Organismus im Heilsplan Gottes sein dürfte. Dies herauszustellen war uns wichtig, um des nun Folgenden willen.

Der zweite Teil der Frage des Ältesten lautet nämlich "Und woher sind sie gekommen?" Johannes weiß auch darauf keine Antwort zu geben. Die Reichsgottesgeschichte hat noch keinen ähnlichen Vorgang.

Gibt es eine besondere Zeit und ein besonderes Ereignis, daraus eine solch große gerettete Schar kommen könnte? "Herr, du weißt es." Und er sprach zu ihm: "Das sind die, welche kommen aus der Drangsal, DER GROSSEN." Beachte wohl den Wortlaut dieser Antwort. Sowohl die Schar, als auch die Drangsal sind herausgehoben und sonderlich markiert.

Nicht aus Trübsalen, wie sie durch all die Jahrhunderte die Menschen, und die Gläubigen im besonderen betroffen haben, kommen sie. Gewiss ist der Weg der Gemeine Jesu zu allen Zeiten ein Leidensweg gewesen, und sie muss auch durch viel Trübsal eingehen zu ihrer ewigen Bestimmung. Wir sind geachtet wie Schlachtschafe, wir werden getötet den ganzen Tag, und manche leiden Ungemach bis zu Banden, wie Übeltäter. Wie der Held, so Seine Schar hier auf Erden, denn sie soll Ihm ganz und gar ähnlich werden - auch auf der Via dolorosa (Leidensstraße). Ihre Glieder müssen mehr oder weniger erstatten an ihrem Fleisch, was noch mangelt an den Trübsalen Christi zugunsten Seines Leibes, welcher ist die Gemeine. (Kol 1:24).

Diese Leiden aber sind nicht "die Drangsal, die große"; das ist eine besondere, im Rate Gottes auf eine BESONDERE ZEIT FESTGELEGTE und BESCHRÄNKTE. Sie fällt in den "Tag des Herrn", und zwar in dessen zweite Hälfte, das sind die letzten dreinhalb Jahre dieses Äons.

In den ersten dreieinhalb Jahren ist der Antichrist als Weltherrscher in menschlich-sterblicher Gestalt auf Erden, und regiert die ganze Welt von Babylon aus. In den zweiten dreieinhalb Jahren, nach seiner Ermordung und Auferweckung durch Satan, setzt er sich in einem finsteren Geistleib, aber verkleidet in ein Wesen des Lichtes, in den Tempel Gottes in Jerusalem und sagt, er sei Gott (2Thes 2:4). Das ist der Gräuel der Verwüstung an heiliger Stätte" (Mt 24:15). Alsdann, d.h. zu der Zeit, wenn der Antichrist im Tempel Gottes in Jerusalem sitzt und sagt, er sei Gott, dann wird eine große Trübsal sein, wie von Anfang der Welt (des Kosmos) bis dahin, keine gewesen ist, und auch keine mehr kommen wird (Mt 24:21).

Durch diese Drangsal hindurch, und aus ihr heraus kommt diese große Schar, die niemand zählen kann. Und ihre Glieder kommen aus allen Nationen und Stämmen und Völkern und Zungen (Offb 7:9).

Es ist möglich, dass während einer solch kurzen, und so überaus schweren Zeit, in der ja auch niemand kaufen und verkaufen kann, er habe denn das Malzeichen des Tieres an seiner Stirn oder seiner rechten Hand (Offb 13:16.17), eine derart große Zahl noch heraus gerettet wird.

Das Gleichnis vom Netz

In Mt 13. hat der Herr Jesus in den sieben Gleichnissen den Lauf des Königreichs der Himmel in diesem Äon, dem Gemeine-Äon, aufgezeichnet. Nicht des Königreiches, wie es sein wird, wenn der König Seine Herrschaft auf Erden ausübt, sondern wie es sein wird, solange der König "über dem Feld" ist. Das letzte Stadium des Königreiches in seiner Niedrigkeitsgestalt wird im letzten Gleichnis (Mt 13:47-50) beschrieben: "Wiederum ist das Königreich der Himmel gleich einem Netz, das ins Meer geworfen ward und Fische von allerlei Gattung zusammenbrachte. Als es nun voll geworden, zogen sie es an das Gestade, setzten sich, und sammelten die guten in Gefäße, die faulen aber warfen sie weg. Also wird es am Ende des Äons sein. Die Engel werden ausgehen und die Bösen von den Gerechten scheiden, und sie in den Feuerofen werfen. Daselbst wird das Heulen und das Zähneknirschen sein."

Das Gleichnis redet von einem "Fischfang durchs ganze Völkermeer." Allerlei Gattung oder aus allerlei Nationen und Stämmen und Völkern und Zungen werden Seelen zusammen gebracht. Wir glauben, dass es sich hier um eine große Welt- und Völker-Evangelisation noch vor der "Drangsal, der großen", handelt, bei der eine große, unzählbare Schar heraus gerettet werden wird. Diese muss dann durch die dreieinhalb Jahre dauernde Drangsal, DIE GROSSE, hindurch. Darum kann sie auch nicht allzu lange vorher heraus gerettet worden sein. Und ihr Jesus Christus, ihr gesalbter Erretter, bringt sie durch, als Abschluss der Ernte dieses Äons. Dann wird im Himmel das Laubhüttenfest gefeiert, wo sie rufen mit lauter Stimme: "Die Errettung oder die glückliche Heimkehr ist (das, was jetzt heimkehrt, gehört), unserem Gott, der auf dem Throne sitzt, und dem Lamm!"

Kein Wunder, dass alle Engel und die Ältesten und die vier Lebewesen auf ihr Angesicht fallen und Gott anbeten über dieser wunderbaren Errettung und gewaltigen Ernte, die hindurch gebracht wird in solch schwerer Zeit.

So dürfte also trotz der, in der Gegenwart offenbar werdenden Finsternis, und des gewaltigen Aufbruchs und Ansturmes der Abgrundsmächte gegen Gott und Seinen Christus, doch noch einmal eine Zeit kommen, wo "Gottes Winde wehen vom Thron der Herrlichkeit, und durch die Lande gehen zu einer sel'gen Zeit. Dass Scharen armer Sünder entfliehn der ew'gen Glut und Gottes Kinder jauchzen hoch auf, vor frohem Mut.

Das Evangelium vom Reich

In dem Bericht über die Weltmissionskonferenz zu Witby-Toronto im Juli 1947 schreibt Prälat Hartenstein Stuttgart, u. a.: "Kirche... kann nur dort sein, wo Christus der letzten Nacht um das Einssein aller Glieder in Ihm bittet. Nur eine im tiefsten Grunde geeinigte Kirche kann Christus segnen. Und da wir etwas von dieser tiefsten Einheit in Christus täglich und wirklich erfuhren, tiefer noch als in Tambaram, weil geprüft und geläutert durch die Leiden der Zeit, war uns auch die Erfüllung der Verheißung Christi gewiss, DASS ER SEINEN HEILIGEN GEIST NEU AUSSENDEN WERDE." "Dass Christsein nicht nur an Christus glauben, sondern durch Christus zu Seinem Leib gehören heißt, ist uns neu klar geworden." - "Und dies alles geschieht nur durch den Geist." - "Der Geist allein ist es, der das Werk der Erlösung vollbracht hat, der die Propheten und Apostel erleuchtet, und der den Zeugen heute mit Kraft und Wahrheit begnadet. Er allein rüstet den Zeugen aus. Und Er allein öffnet das Herz der Hörer. An jenem Sonntag, an dem wir uns im Ringen um den Geist zusammenfanden, schloss uns eine Gebetsgemeinschaft zusammen, in der aus allen Zungen und Sprachen die eine Bitte zu Gott emporstieg: Komm, Heiliger Geist!"

Jesus sagt in Seiner Rede (Mt 24:14) von der letzten Zeit: "Es wird gepredigt werden das Evangelium vom Reich in der ganzen Welt zu einem Zeugnis über alle Völker, und dann wird das Ende kommen." Also gegen das Ende noch ein letztes, völkerumfassendes Heilsangebot, eine letzte Weltevangelisation und Erweckung.

In dieser Stunde stehen wir tatsächlich heute. Wir leben in der größten Zeit der Weltmission. "China ist noch nie so begierig nach dem Evangelium gewesen wie heute. Von Japan heißt es, dass es dort ungeahnte Möglichkeiten für das Evangelium gibt. In Italien ist eine Welle der Bewegung zu Christus hin." (aus "Das Königreich Jesu Christi", 1948, Nr. 15).

Hudson Taylor hatte schon vor dem ersten Weltkrieg ein Gesicht, nach dem ein großer Krieg kommt, danach eine große Revolution und dann eine große Erweckung, die ihren Ausgang nehme in Russland, sich von dort ausbreite über die ganze Erde, und dann komme der Herr.

Dies alles stimmt mit dem Wort Gottes überein, dass vor der Trübsal, der großen, noch eine weltumfassende Erweckung kommen wird, aus der die große Schar herausgerufen und herausgerettet werden wird.

Offb 7:15: Darum sind sie vor dem Throne Gottes und dienen Ihm Tag und Nacht in seinem Tempel; und der auf dem Throne sitzt, wird über ihnen wohnen.
Wie kann uns das trösten und stärken im Blick auf UNSEREN Lauf. Weil Er treu ist, der uns berufen hat, darum werden auch wir ans Ziel kommen.

DARUM sind sie vor dem Throne Gottes und dienen Ihm Tag und Nacht in Seinem Tempel. Alles hat zwei Seiten, eine göttliche und eine menschliche, auch das Ans-Ziel-Kommen."

Das Opfer des Lammes

Vor Gottes Thron kann ein gefallener, sündiger Mensch NUR kommen DURCH DES LAMMES BLUT, durch des Herrn Jesu Verdienst. Und Gottes Treue kann sich nur da offenbaren, wo ein Mensch glaubt dem Zeugnis, das Gott gezeugt hat von Seinem Sohn" (1Jo 5:10). Das aber ist das Zeugnis vom Lamm und Seinem Opfer.

Weil sie diesem Zeugnis glaubten, nahmen sie ihre Zuflucht zu "Seinem Blut und Opfer". Darauf setzten sie ihre ganze Hoffnung. In Ihm allein suchen und finden sie ihr Heil.

Geheimnisvolles Gottesblut!
Wer kann die Kraft, wonach du wirkst, ergründen?
Dies Blut versöhnt selbst Gottes Eifersglut
Und macht uns rein von allen Sünden.
Wen dieses wascht, der muss vor Gott
ja rein von Sünden sein.
Was rettet mich vom Schwefelpfuhl?
Was ist mein Schatz, dass ich nicht ewig darbe?
Was ist mein Ruhm vor Gottes Richterstuhl?
Das Blut des Lammes, das mir zum Leben starbe.
Dies Blut fass ich an Deinem Kreuzesstamm,
o Gotteslamm!
Für alle heil'gen Tropfen Bluts
Nimm, Jesu, Dank von meiner frohen Seele!
Wie tust Du mir, mein Herr, doch so viel Guts!
Ich kann es erst im Himmel recht erzählen.
Nimm für Dein Blut, mein Gott, indessen hier
auch Dank von mir!

So hat das Blut seine Kraft an ihnen bewiesen. Sie sind gerechtfertigt und gewaschen und sind gewürdigt, so zu stehen vor des Menschen Sohn. Zum Sohnesstand sind sie wohl nicht gekommen, denn die Söhnegemeine ist schon vollendet und entrückt.

DARUM sind sie vor dem Throne Gottes. Nichts als des Lammes Blut und Gottes Treue hat sie dorthin gebracht. Er hat ihnen gedient und geholfen. Sie haben sich von Ihm dienen und helfen lassen. Jetzt können und dürfen auch sie Ihm dienen.

Lange genug haben sie der Welt und Sünde gedient. In letzter Stunde hat der Herr sie gerufen, gerettet und wunderbar geführt und bewahrt. Jetzt ist es ihre Lust und Wonne, Ihm zu dienen in Seinem Tempel. War schon ein Tag in Seinen Vorhöfen im irdisch-vergänglichen Tempel besser als sonst tausend (Ps 84:11), wieviel mehr gilt dann von diesem Tempel: "Wie lieblich sind Deine Wohnungen, Jehova Zebaoth! Meine Seele verlangte, und sehnte sich, nach den Vorhöfen des Herrn; nun jubelt mein Herz und mein (neuer) Leib dem lebendigen Gott zu! Hat doch der (gehetzte, verfolgte) Vogel (nun) ein Haus gefunden und die Schwalbe ein Nest für sich....; Deine Altäre, Jehova Zebaoth, mein König und mein Gott! Wohl denen, die in Deinem Hause wohnen, die werden Dich preisen (Ps 84:2-5).

Einen Tag im Himmel leben, freuet mehr als tausend hier....
Gott zu schauen, Gott zu dienen, das ist ihre Lust allein.
Denn Er selber, Gott bei ihnen, wird ihr Gott auf ewig sein.

Dabei bleibt auch hier wahr, was Paulus (Apg 17:25) sagt: "Ihm wird nicht von Menschenhänden gedient, als ob Er jemandes bedürfte, da Er ja selbst jedermann Leben und Odem und alles gibt." Auch "Heimgekehrte und Selige" haben Ihm nichts zu bringen. Alles ist Er, nur Er.

Aber Ihn loben, Seine Gnade und Treue rühmen und des Lammes Blut preisen, das dürfen sie. Und das ist seliger und beseligender Dienst in Seinem Tempel. Und dann dürfen sie jetzt ganz und ohne Hemmung für Ihn da sein, und sich von Ihm gebrauchen lassen als heilsbesitzende Priester, für noch heilslose Geschöpfe.

TAG UND NACHT dienen sie Ihm. Soll das nur heißen: "immerwährend?" Oder liegt darin noch mehr verborgen? Wir glauben, dass, wenn der Herr - und dazu noch in der Offenbarung - so sagt, dass Er dann etwas Besonderes sagen will?

Schon Salomo betet: "Der Himmel, und aller Himmel Himmel, mögen Dich nicht fassen" (1Kö 8:27). Paulus schreibt (2Kor 12:2), er sei entrückt gewesen bis in den dritten Himmel. Demnach gibt es nicht nur einen, sondern mehrere Himmel. Überdies steht "Himmel" in der Bibel meist in der Mehrzahl.

Vom Herrn Jesus aber steht geschrieben, Er sei durch DIE Himmel hindurchgedrungen (Hebr 4:14) und aufgefahren über alle Himmel (Eph 4:10). Dort, im Überhimmlischen, wohnt Gott in einem Licht, da niemand zukommen kann (1Tim 6:16). Mit allen geistlichen Segnungen, die in diesem Überhimmlischen sind, ist die "Leibesgemeine" gesegnet (Eph 1:3). Dort sind die Elemente der Unsterblichkeit und Unverweslichkeit, der Vater-Ohnegrund und der Sohnes-Urgrund aller Dinge. Aus dieser Licht- und Lebensfülle wird die Gemeine ursprünglich genährt, und in diese Fülle ist sie gepflanzt.

Himmel und Erde werden vergehen

Die Himmel aber werden eines Tages zusammengerollt wie ein Buch; uns all ihr Heer fällt herab, wie das Blatt vom Weinstock abfällt und wie das Verwelkte vom Feigenbaum (Jes 34:4). "Hebet eure Augen gen Himmel...! Denn die Himmel werden vergehen wie Rauch (Jes 51:6). Auch der Herr Jesus hat es selbst gesagt, dass HIMMEL und Erde VERGEHEN WERDEN, aber Seine Worte bleiben in Ewigkeit (Mt 24:35).

Und wenn wir 2Petr 3:10-12 aufmerksam lesen, dann merken wir, dass auch dies in Etappen geschieht. Zuerst einmal am "Tag des Herrn", an diesem gewaltigen und schrecklichen Gerichtstag. Petrus schreibt: "Es wird aber des HERRN TAG kommen wie ein Dieb. An demselben werden die Himmel mit Krachen vergehen, die Elemente aber von der Hitze zerschmelzen. Und die Erde und die Werke darauf werden verbrannt werden." Es werden also schon zu dieser Zeit gewaltige Veränderungen mit den Himmeln und der Erde vor sich gehen.

Dann aber steht noch einmal geschrieben vom Tag Gottes (2Petr 3:11.12): "Wenn nun dieses alles auf solche Weise aufgelöst wird, wie sehr solltet ihr euch befleißigen durch heiligen Wandel und Gottseligkeit, da ihr ja wartet und eilet auf die Zukunft des Tages Gottes, an welchem HIMMEL in Glut AUFGELÖST, und die Elemente vor Hitze zerschmelzen werden."

Nach dem Tausendjährigen Reich aber, beim letzten großen Weltgericht, fliehen die Erde und der Himmel vor dem Angesicht dessen, der auf dem großen weißen Thron sitzt, und es wurde keine Stätte mehr für sie gefunden (Offb 20:11). Dann ist der erste Himmel und die erste Erde vergangen (Offb 21:1).

Die Himmel tragen also den Stempel der Vergänglichkeit. Sie sind nicht der Ort der Vollendung, nicht das Ziel der Hoffnung. Darum sagt der Psalmist: "Wenn ich nur Dich habe, so frage ich nicht nach HIMMEL und Erde" (Ps 73:25). "Denn wär der Himmel ohne Dich, so könnte keine Lust für mich in tausend Himmeln werden."

Tag und Nacht dienen Ihm in Seinem Tempel. Da, wo sie sind, wird's noch Nacht. Die Nacht ist verschwistert mit der Finsternis. Beim Vater der Lichter ist nicht ein Wechsel oder Schatten von Veränderung (Jak 1:17). Im neuen Jerusalem auf der neuen Erde aber wird keine Nacht mehr sein (Offb 21:25), weil dann die Hütte Gottes bei den Menschen ist, und Er, Gott selbst, wird bei ihnen sein, ihr Gott (Offb 21:3).

So ist es noch nicht dort, wo die unzählbare Schar ist. Bei ihr ist noch Tag und Nacht. Auch wohnt Gott noch nicht BEI ihr, sondern der auf dem Throne sitzt, wird ÜBER ihnen wohnen.

Hat Gott nur EINEN Thron? Oder wird man Ihn in all den verschiedenen Himmeln auf einem Thron sehen? Wir glauben es. Und jede Seiner Offenbarungen ist beglückende Seligkeit für die, die sie schauen und genießen dürfen.

Offb 7:16.17: Und sie werden nicht mehr hungern und dürsten; es wird auch nicht auf sie fallen die Sonne noch irgend eine Hitze; denn das Lamm, das in der Mitte des Thrones ist, wird sie weiden und sie leiten zu lebendigen Waserquellen, und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen.
Ist das nicht eine merkwürdige Verheißung für eine Schar im Himmel? Ist das nicht alles selbstverständlich? Und tragen diese Segnungen nicht ein gar irdisches Gepräge? Nicht hungern, nicht dürsten, kein Sonnenbrand!

Ganz ähnlich lauten die Verheißungen für Israel im Tausendjährigen Reich auf dieser Erde. "Es wird sie weder hungern noch dürsten; keine Wasserspiegelung, noch Sonne wird sie blenden; denn ihr Erbarmer wird sie führen und an die Wasserquellen leiten" (Jes 49:10). "Auch wird Er auf diesem Berge (Zion) die Hülle wegnehmen, womit alle Völker verhüllet sind, und die Decke, womit alle Nationen bedeckt sind. Er wird den Tod auf ewig verschlingen. Der Herr, Jehova, wird die Tränen von allen Angesichtern abwischen und die Schmach Seines Volkes von der ganzen Erde hinweg nehmen! Ja, der Herr hat's verheißen" (Jes 25:7.8).

Das wird Sein Volk und die Völker im Königreich Jesu Christi auf dieser Erde besitzen und genießen. Die Gegenwart des Königs vermittelt diese Segnungen. Das Friedensreich Jesu Christi auf Erden ist ja auch noch nicht die Vollendung. Erst die neue Erde bringt's in der Fülle und vollkommen. Dort wird Gott abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein; denn das Erste ist vergangen (Offb 21:4).

Könnte vielleicht da, wo noch Tag und Nacht ist, also Vergänglichkeit und Unvollkommenheit, auch noch Hunger, Durst und Hitze sein? Vielleicht alles ganz anders als auf dieser Erde und in unserer irdischen Leiblichkeit? Und trifft das alles diese selige Schar deshalb nicht mehr, weil es diese Unvollkommenheiten dort nicht mehr gibt? Oder nur deshalb, weil das Lamm sie jetzt weidet und leitet zu lebendigen Wasserquellen?

Welche Tränen wird Gott abwischen von ihren Augen? Die, die sie in ihrem Erdenlauf geweint haben oder andere? Zeigt uns dies nicht, dass die unzählbare Schar in weißen Kleidern, mit Palmen in ihren Händen, zwar überaus glücklich und selig ist, aber doch noch lange nicht vollendet? Und dass sie nicht die Gemeine, die da ist Sein Leib, sein kann?

Hat nicht die Leibesgemeine ganz andere, geistliche Verheißungen und Segnungen? Sie ist in Ihm und mit Ihm ihrem Haupte, der Tempel und die Leuchte des neuen Jerusalems Ist, in Ihm und mit Ihm, was Er ist und wo Er ist.

Darum begehrt sie nicht Himmel, nicht Gaben, nicht Segnungen, sondern Ihn, nur Ihn, und hat mit Ihm und in Ihm die Fülle Gottes.

Das 7. Siegel

Offb 8:1: Und als es das siebente Siegel öffnete, ward eine Stille im Himmel bei einer halben Stunde.
Von dem geheimnisvollen Büchlein, dessen sieben Siegel zu brechen allein das geschlachtet Lamm würdig ist, wird jetzt das letzte Siegel geöffnet.
Die SIEBEN SIEGEL umfassen in großen Zügen DIE ganze ZEIT DES "HERRENTAGES".

Beim Öffnen des SIEBENTEN Siegels entfalten sich die Gerichtswege des Herrn in ihren Einzelheiten. Eine zweitausejährige besondere Heils- und Gnadenperiode kommt zum Abschluss. Mit einer Langmut ohnegleichen hat Gott die Gefäße des Zorns getragen (Röm 9:22). Die Nationen durften toben und sich ausleben. Die Völker durften eitle Pläne aushecken. Die Könige der Erde durften sich auflehnen und die Fürsten miteinander ratschlagen wider den Herrn und Seinen Gesalbten. Ihr Entschluss war klar und eindeutig: "Lasset uns zerreißen ihre Bande und von uns werfen ihre Seile" (Ps 2:1-3). "Wir wollen nicht, dass dieser Nazarener über uns herrsche!" Alle Nationen, die Juden voran, haben den Gesalbten Gottes und Seine Gemeine gehasst und verfolgt. Das Haupt - und von Zeit zu Zeit immer wieder auch Glieder Seines Leibes - haben sie gemartert und getötet. Und Gott im Himmel schwieg. Da wurden sie hochmütig und frech. "Sie redeten höhnisch und boshaft, von oben herab. Was sie redeten, musste vom Himmel herab geredet sein; und was sie sagten, das musste gelten auf Erden. Sie sagten: Was merkt Gott? Weiß der Höchste überhaupt etwas?" (Ps 73:8.9.11).

Da sollten manche Frommen straucheln und irre werden, weil Gott schwieg. Dann riefen sie wohl zuweilen in ihrer Drangsal: "Gott, schweige doch nicht also, und sei doch nicht so stille; Gott, halte doch nicht so inne. Denn siehe, Deine Feinde toben, und die Dich hassen, richten den Kopf auf" (Ps 83:2.3). Tag und Nacht schrieen sie, aber Er schwieg und ließ die Seinen, die Er doch liebte, auf Seine Hilfe warten (Lk 18:7). Herr, Gott, du bist ein verborgener Gott! Weil Du langmütig bist, geduldig und von großer Güte, auch gegen Deine Feinde, darum schweigst Du und trägst die Zornesgefäße mit großer Langmut. Darum bist Du so langmütig, well Du nicht willst, dass jemand verlorengehe, sondern dass jedermann Raum zur Buße habe (2Petr 3:9).

Aber die Gebete und Tränen Seiner Heiligen sind nicht verloren und vergessen. "Du zählst, wie oft ich fliehen muss; sammle meine Tränen in Deinen Schlauch! Stehen sie nicht alle in Deinem Buch?" (Ps 56:9). Wenn die Stunde sich gefunden, wird Er sie retten in einer Kürze (Lk 18:8).

Stille Im Himmel

Jetzt, wo das siebente Siege gebrochen wird, erfüllt den Himmel ein tiefes, langes Schweigen. Alles verharrt in schweigender Anbetung. Rauchaltar und Thron zeigen an, dass der Gebete der Heiligen gedacht wird. Haben nicht die Seelen unter dem Altar gerufen: Herr, Du Heiliger und Wahrhaftiger, wie lange richtest Du nicht und rächest unser Blut an denen, die auf Erden wohnen? Endlich, endlich gedenkt Er ihrer Tränen, die in Seinem Buche stehen. "Gut ist es, schweigend zu warten auf die Hilfe des Herrn" (Kla 3:26).

Die Heils- und Gnadenhaushaltung ist jetzt abgelaufen. Die Gerichtshaushaltung läuft.

Gottes Mühlen mahlen langsam,
Mahlen aber trefflich fein.
Was durch Langmut Er versäumet,
Holt mit Schärf Er wieder ein.

Nun wird bald die Traurigkeit in Freude verwandelt werden, und das Weinen in Lob und Anbetung. Es wird sich nun bald Ps 65:2.3 erfüllen: Gott, man lobet Dich in der Stille zu Zion (wörtlich: Deiner harrt schweigend der Lobgesang), und Dir bezahlt man Gelübde, Du erhörest Gebet; darum kommt alles Fleisch zu Dir.

Zuvor aber spricht der Herr: "Seid stille und erkennet, dass Ich Gott bin; Ich will erhaben sein unter den Völkern, Ich will erhaben sein auf Erden" (Ps 46:11). Im Himmel sind die Bewohner ergriffen von tiefem Schweigen. Bei einer halben Stunde.

Wie im Tempel in Jerusalem das Volk in stillem Gebet verharrte, während der Priester im Heiligtum das Rauchopfer darbrachte (Lk 1:10), so vollzieht sich auch im Himmel während dieser halben Stunde, was Offb 8:2-4 beschrieben ist.

Die Stille der Anbetung im Himmel ist wohl für die Erde und ihre Bewohner auch eine Atempause vor den Gerichtswettern. Aber es ist doch nur die Stille vor dem Sturm. Für die Unbußfertigen werden die Gerichte schwerer. Das Blut des Lammes, das auch für sie vergossen wurde, und durch welches auch sie geheiligt wurden, haben sie für gemein geachtet, und den Geit der Gnade haben sie geschmäht, den Sohn Gottes haben sie mit Füßen getreten. Was bleibt da noch übrig? Nichts als ein schreckliches Warten auf das Gericht und ein Feuereifer, der die Widerspenstigen verzehren wird. Schrecklich ist es, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen (Hebr 10:27-31).

Sieben Engel - sieben Posaunen

Offb 8:2: Und ich sah die sieben Engel, die vor Gott stehen; und es wurden ihnen sieben Posaunen gegeben.
Nicht eben auf sieben Engel, sondern auf sieben ganz bestimmte Engel wird des Johannes Augenmerk gelenkt. DIE sieben Engel, die vor Gott stehen, erhalten jetzt sieben Posaunen.

Diese sieben Engel - oder Boten - sind uns in der Offenbarung schon etliche Mal begegnet (Offb 1:4; Offb 4:5; Offb 5:6). Dort werden sie wohl "Geister" genannt, Hebr 1:7 aber sagt uns: "Er macht Seine Engel zu Geistern." Jedesmal heißt es, dass sie vor dem Thron sind. Und Offb 5:6 lesen wir: "... ein Lamm, wie geschlachtet, das hatte sieben Hörner und sieben Augen, WELCHE sind die sieben Geister Gottes, ausgesandt über die ganze Erde."

Sie gehören also wesentlich zum "Löwe-Lamm". Sie sind Seine Augen. Sieben Augen sind es. Drei und vier, Gott und die Welt, die Schöpfung, kommen da zusammen. Der Anbruch der Welt ist Israel. Sieben ist Königreichszahl. Um die Aufrichtung der Königsherrschaft Jesu Christi geht es in der Offenbarung. Und, wie merkwürdig, diese sieben Augen, welche sind die sieben Geister Gottes, sind ausgesandt über die ganze Erde!

Als Israel einst aus der Babylonischen Gefangenschaft zurückgekehrt war, und sie unter Serubabel den Tempel wieder bauten, da lesen wir Sach 4:10: "Denn wer ist's, der den Tag geringer Anfänge verachtet? Sehen doch mit Freuden auf das Senkblei in Serubabels Hand jene sieben, die Augen des Herrn, welche die ganze Erde durchstreifen!" Ausgesandt sind sie in alle Lande zum Dienst um derentwillen, die ererben sollen die Seligkeit. Vielleicht sind Gabriel (Lk 1:19) und Michael von ihnen.

Auch der nun anhebende Gerichtsdienst dient dem Sieg des Lammes und damit dem Sieg des Reiche Gottes und allen, die Ihm gehören in irgendeinem Seiner Organisationen.

Und es wurden ihnen sieben Posaunen gegeben. Es ist ein Gesicht "im Himmel". Was auf Erden ist und geschieht, ist ein Abbild des Himmlischen, Schattenbild vom Wesen der Dinge (2Mo 25:40; Hebr 10:1)

Nun lesen wir 4Mo 10:9: "Wenn ihr in einen Streit ziehet in eurem Lande wider euern Feind, der euch befehdet, so sollt ihr Lärm blasen mit den Trompeten, dass EUER VOR DEM HERRN, EUERM GOTT, GEDACHT WERDE und ihr von euren Feinden errettet werdet." - Jetzt zieht der König aller Könige in den Streit wider Seine Feinde. "Und der Herr sprach zu Josua: Siehe da, Ich habe Jericho samt ihrem König und den Kriegsleuten in deine Hand gegeben. ...Und SIEBEN Priester sollen SIEBEN LÄRMPOSAUNEN vor der Lade blasen.... Als nun das Volk den Schall der Posaunen hörte und ein großes Feldgeschrei erhob, stürzte die Mauer in sich zusammen" (Jos 6:2.4.20).

DIESE Lärmposaunen sind auch nur ein SCHATTEN des ZUKÜNFTIGEN. Aber Jerichos Mauern fielen nicht vom natürlich-menschlichen Posaunenschall. Hinter jenen sieben Priestern und sieben Posaunen stehen jene sieben Augen, welche sind die sieben Geister Gottes, ausgesandt über die ganze Erde.

Wenn aber erst den sieben Engeln, die vor Gott stehen, die sieben Posaunen gegben werden, und sie anfangen werden zu posaunen, dann fällt nicht nur eine Stadt, dann geht eine Verwüstung über die ganze Erde, dass die Menschen vergehen werden vor Erwartung der Dinge, die da kommen. Und das Endergebnis dieses Posaunenblasens wird sein: "Gott ist aufgefahren mit Jauchzen, der Herr im Schall von Posaunen. - GOTT IST KÖNIG DER GANZEN ERDE, lobsinget mit Liedern! GOTT HERRSCHT ÜBER DIE VÖLKER, Gott sitzt auf Seinem heiligen Thron. Die Fürsten der Völker sind versammelt als Volk des Gottes Abrahams; denn Gottes sind die Schirmherren der Erde; er ist sehr erhaben" (Ps 47:6-10).

Offb 8:3: Und ein anderer Engel kam und stellte sich an den Altar, der hatte ein goldenes Rauchfass.
Das ist das Urbild des goldenen Räucheraltars, der im "Heiligen" stand. Denn nicht in ein mit Händen gemachtes Heiligtum ist Christus eingegangen, sondern in den Himmel selbst (Hebr 9:24). Aber das mit Händen gemachte Heiligtum war nicht das Resultat menschlich-religiösen Geistes, wie die Religionen aller anderen Völker, sondern ein Abbild des Wahrhaftigen, ein Schatten des Himmlischen.

Als Mose die Stiftshütte anfertigen sollte, hieß es: "Siehe zu, dass du alles nach dem Bilde machest, das dir auf dem Berge gezeigt worden ist" (Hebr 8:5). Und als David die Vorbereitungen zum Bau des Tempels traf, da gab er seinem Sohne Salomo den Plan: "Alles nach der Vorschrift des Herrn. Er hat ihn unterwiesen in der Ausführung des ganzen Planes" (1Chr 28:19).

Israel und der Tempel

Kein anderes Volk, außer Israel, hatte je ein solches Heiligtum, dessen ORIGINAL IM HIMMEL ist. Nie ist auf Erden einTempel gebaut worden, der diesem himmlischen Urbild ähnlich gewesen wäre. Stiftshütte und Tempel mit allem Gerät, und den ganzen gottesdienstlichen Ordnungen sind eine Gabe Gottes an Israel. Sie gehören der Gesetzeshaushaltung und sollten von keinem anderen Volk nachgebildet werden, am wenigsten von den Kindern des "Neuen Bundes". Sie KONNTEN aber auch nicht nachgebildet werden. Die Beschreibung dessen, was Mose auf dem Berge gezeigt wurde, war so, dass es noch einer besonderen Erleuchtung bedurfte, um sie gestalten zu können. Darum sprach der Herr zu Mose: "Siehe, Ich habe mit Namen berufen Bezaleel, den Sohn Uris, des Sohnes Churs, vom Stamme Juda, und habe ihn mit dem Geist Gottes erfüllt, mit Weisheit und Verstand und Erkenntnis und mit allerlei Fertigkeit, Erfindungen zu machen und sie auszuführen in Gold, Silber und Erz. ...Und siehe, Ich habe ihm zugegeben Oholiab... und habe allen Weisen die Weisheit ins Herz gegeben, dass sie alles, was Ich dir geboten habe, machen sollen" (lies 2Mo 31:1-11).

Die Stiftshütte und der salomonische Tempel waren ein einmaliges Geschenkt Gottes an Israel. Der Tempel des Tausendjährigen Reiches wird ein anderer sein. "In jenen Tagen wird man nicht mehr reden von der Bundeslade des Herrn, und sie wird niemand mehr in den Sinn kommen, man wird ihrer nicht mehr gedenken noch sie vermissen, sie soll auch nicht mehr gemacht werden. Zu der Zeit wird man Jerusalem den Thron Jehovas nennen, und es werden sich dahin alle Nationen versammeln, zum Namen Jehovas nach Jerusalem, und werden hinfort nicht mehr der Verstocktheit ihres bösen Herzens folgen" (Jer 3:16.17).

Was Israel in der Schatten-Gesetzteshaushaltzung an gottesdienstlichen Ordnungen hatte, war einmalig. Als diese Haushaltung abgeschlossen wurde, war auch das Ende dieser Gabe gekommen. Gott hatte dies damit bekundet, dass Er den Tempel zu Jerusalem im Jahre 70 n. Chr. zerstören ließ.

Das Original im Himmel aber blieb. Johannes darf es jetzt schauen. In Israel aber blieb die Erinnerung und die Sehnsucht nach dem Heiligtum lebendig. Kein Volk der Erde hat für dieses Heiligtum Verständnis und weiß um seine Bedeutung für Israel. Darum gehören auch Tempel und Israel zusammen. Und dass in der "Offenbarung" der Tempel Gottes und die Lade des Herrn immer wieder in die Erscheinung treten, zeigt an, dass der Herr Seinen Rat mit Israel wieder aufgenommen hat, und dass Israel und die "Offenbarung" zusammen gehören, d. h., dass die Ereignisse des "Herrntages" in erster Linie Israel angehen.

Während der eherne Brandopferaltar im Vorhof stand, war der goldene "Räucheraltar" im Heiligen. Er war aus allerlautestem Gold (1Chr 28:18) und dem Herrn "hochheilig" (2Mo 30:10). "Hochheilig" (nicht nur heilig) war auch das auf diesem Altar dargebrachte Rauchopfer. Nach besonderer Anweisung des Herrn musste das Räucherwerk gemacht werden: "Und der Herr sprach zu Mose: Nimm dir Spezereien: wohlriechendes Harz, Räucherklaue, Galbanum und reinen Weihrauch zu gleichen Teilen, und mache Räucherwerk daraus, nach der Kunst des Salbenbereiteres gemengt, GESALZEN, REIN und HEILIG. Und zerreibe etwas davon ganz fein und lege etwas davon vor da Zeugnis in der Stiftshütte, wo Ich mit dir zusammenkommen will. Das soll euch hochheilig sein. Und von dem Räucherwerk, das nach diesen Vorschriften gemacht wird, sollt ihr für euch keines machen, sondern es soll dem Herrn heilig sein. Wer es nachmacht, um daran zu riechen, der soll von seinem Volk ausgerottet werden" (2Mo 30:34-38).

Aber nicht nur der Altar und das Räucherwerk waren "hochheilig". Dieser wohlzubereitete und wohlriechende Weihrauch durfte auch nur mit "Feuer des Herrn" entzündet werden (3Mo 16:12). Jenes Feuer war beim ersten Ganzopfer, das der Hohepriester Aaron darbrachte, vom Herrn ausgegangen (3Mo 9:24). Der Herr selbst hatte jenes Opfer angezündet mit "Feuer vom Himmel". Das Feuer auf dem Altar soll auf demselben brennend erhalten werden, es soll nicht erlöschen; darum soll der Priester alle Morgen Holz darauf anzünden und das Brandopfer darauf zurichten und das Fett der Dankopfer darauf verbrennen. Ein beständiges Feuer soll auf dem Altar brennen; es soll nie erloschen (3Mo 6:5.6).

Auch als an Stelle der Stiftshütte der Salomonische Tempel gesetzt und derselbe eingeweiht wurde, da fiel, als Salomo sein Gebet beendet hatte, das Feuer vom Himmel und verzehrte das Brandopfer und die Schlachtopfer (2Chr 7:1). Mit keinem anderen, als mit dem Feuer vom Herrn vom Himmel, durfte also das Rauchopfer entzündet werden.

Aber die Söhne Aaros, Nadab und Abihu, nahmen ein jeder sein Rauchfass und taten Feuer hinein (das sie nicht vom Altar genommen hatten) und legten Räucherwerk darauf und brachten FREMDES FEUER vor den Herrn, das Er ihnen nicht geboten hatte. Da ging Feuer aus von dem Herrn und verzehrte sie, dass sie starben vor dem Herrn (3Mo 10:1.2).

FEUER IST DAS SYMBOL DES HEILIGEN GEISTES. DAS RÄUCHWERK IST DAS SYMBOL DES GEBETS.

Hier ist alles "hochheilig". Wir erkennen, dass alles, was da geschieht, in einer besonderen Beziehung zu Gott steht. Alles menschlich Kreaktüriche muss ausgeschieden werden. Alles muss durch und durch göttlich sein.

Darum die Stille im Himmel bei einer halben Stunde.

Das Schreien der Witwe (Lk 18:2) und der Seelen unter dem Altar (Offb 6:10) sollen jetzt erhört werden. Über Israel vorab und die Nationen soll kommen alles gerechte Blut, das auf Erden vergossen worden, vom Blut Abels, des Gerechten an, bis auf das Blut Zacharias, des Sohnes Barachias (Mt 23:35) und noch vieler anderer Heiliger.

Damit aber auch aus diesem Schrei alle Unreine, Menschliche und Fleischliche verschwunden ist, tritt jetzt der Engel mit einem goldenen Rauchfass und viel Räucherwerk an den Altar, der in dem Himmel ist.

...und es wurde ihm viel Räuchwerk gegeben, dass er es gebe zu den Gebeten aller Heiligen auf den goldenen Altar, der vor dem Throne ist.

Das Bild ist ganz wie in der Stiftshütte und wie im Tempel. Der goldene Räucheraltar vor dem Thron. Im irdischen Heiligtum thronte Jehova über der Bundeslade und dem Sühnedecke inmitten der beiden Cherubim (2Mo 25:22). In diesem trennte der Vorhang noch Rauchaltar und Thron. Im himmlischen Heiligtum, dem Original, ist kein Vorhang. Da ist Gemeinschaft mit Gott und Priesterdienst von Angesicht zu Angesicht.

Jetzt sollen die Gebete aller Heiligen vor Gott gebracht werden. Was Satan, Welt und ihre Rotten durch Jahrhunderte und Jahrtausende hindurch an Gott und Seinen Heiligen sich vergangen hatten, das wird jetzt gesühnt.. Vergebung gibt es ja nur durch Buße und Glauben. Wer dazu den Weg nicht findet, muss in, und durch das Gericht. Und mit welch einer Geduld und Langmut hat Gott Seine Empörer getragen! Sie haben wirklich keine Entschuldigung mehr. Wie lange blieben die Gebete der Heiligen scheinbar unerhört! Hatten sie nicht gerufen: "Wie lange, o Herr, du Heiliger und Wahrhaftiger, richtest und rächst Du nicht unser Blut an denen, die auf Erden wohnen?" (Offb 6:10).

Schon die Psalmen sind voll solcher Gebetsschreie. Ps 141.: "Jehova! Zu Dir habe ich gerufen, eile zu mir; nimm zu Ohren meine Stimme, wenn ich zu Dir rufe!" (Ps 141:1). "Lass als RÄUCHWERK vor Dir gelten mein Gebet, die Erhebung meiner Hände als ABENDPREISOPFER!" (Ps 141:2) "Lass die Gottlosen allesamt in ihre eigenen Netze fallen, während zu gleicher Zeit ich vorübergehe!" (Ps 141:10).

Wie sehr schon ein David innerlich zitterte und sich fürchtete, es könnte bei solchem Gebet um Vergeltung etwas menschlich Unreines mit einfließen, was vor Gott nicht taugt, das zeigt der dritte Vers dieses Psalmes, wenn er betet: "Herr, stelle eine Wache vor meinen Mund, bewahre die Tür meiner Lippen!" Solange wir im Fleische leben, ist eben auch bei Geistesmenschen noch nicht alles, was sie reden, beten und tun, lauterstes Geistwesen. Zu leicht fließt seelisch-fleischlich-kreatürliches Wesen mit ein.

Darum soll auch das Aufheben seiner Hände vor dem Herrn gelten als ein Abendspreisopfer. Das wahre Speisopfer (3Mo 2) ist ja der Herr Jesus. Als ein zu "Feinmehl" Zerriebener, mit Öl (Geist) Durchdrungener UND Gesalbter gibt Er sich Gott, und den erwählten (Priester-)Erstlingen, zum Genuss auf den Altar.

Was der Herr Jesus im Wesen war, das schatteten die alttestamentlichen Opfer ab. Nach dem Maß seiner Erkenntnis des Opfergeheimnisses legt auch David sich in seinem Gebet als ein Abendspeisopfer auf den Altar. Und zwar zuwerst Gott zu einem Genuss. Gott sucht er in seinem Gebet, nicht sich. Für Gott und Seine Ehre soll durch Sein Gebet etwas ausgerichtet werden, auch wenn er darum bittet, das die Gottlosen allesamt in ihre eigenen Netze fallen. Denn wo keine Buße ist, muss Gottes Gerechtigkeit durchbrechen und siegen. Seine Gnade kann ja nur da offenbar werden, wo beim Geschöpf Buße, Beugung und Zerbruch des Ichwesens offenbar wird. Nicht um fleischlich-sündliche Rache, die das natürliche "Ich" befriedigt, bittet er: Nein, er geht vorher selbst in den Zerbruch der menschlichen Natur. "Wie wenn einer die Erde furcht und spaltet (um Samen einzustreuen), so sind unsere Gebeine hingestreut am Rande des Scheols," sagt er (Ps 141:7). So geht die Natur in den Zerbruch und ins Sterben. Aus solchem Sterben allein erwächst eine bleibende Frucht und ein Gott wohlgefälliges und erhörliches Gebet.

Sind diese Gebet aber erst erhört, die gerechten Gerichte vollzogen und die Regenten hineingestürzt in die Spalten der Felsen (Offb 6:15.16), "dann wird man hören, dass meine Worte lieblich sind" (Ps 141:6). Dann wird sich zeigen, dass diese Gebete der Heiligen frei waren von sündhaftem Rachecharakter, obwohl ihre Erhörung sich in den sieben Posaunen- und Zornschalengerichten entladen wird.

Und das geschieht durch den Dienst des Engels im himmlischen Heiligtum am goldenen Räucheraltar.
DURCH DAS VIELE "RÄUCHERWERK", das ja hochheilig ist, WIRD DEN GEBETEN DER HEILIGEN ETWAS BEIGEGEBEN, DAS SIE AUCH HOCHHEILIG, GOTT ANGENEHM UND ERHÖRLICH macht.

Der Rauch des Räuchwerks

Offb 8:4: Und der Rauch des Räuchwerks stieg mit den Gebeten der Heiligen auf aus der Hand des Engels vor Gott.
Ohne dieses Räuchwerk wären sie wohl nicht wohlgefällig gewesen
Aber jetzt sind diese Gebete ein Wohlgeruch für Gott. Sie sind nun Gottes Heiligkeit und Gerechtigkeit geziemend.

Und ihre Erhörung - die Gerichte Gottes - ist göttlich, gerecht, heilig, vollkommen frei von allem Sündhaften und Menschlichen. Das werden auch dereinst alle Völker bezeugen, wenn sie nach ihrem Zerbruch im Gericht kommen, und vor Ihm anbeten werden (Offb 15:4).

Prälat Fr. Chr. Oetinger schreibt einmal: "Es ist klar, dass Beten nichts anderes ist als ein 'mit Gott wirken". Dem Engel wird viel Räuchwerk gegeben, es mit dem Gebet aller Heiligen zu vereinigen. Nun wirkt Gott durch Werkzeuge. Die Engel und die Heiligen vereinigen ihr Gebet damit, auf dass durch die Wirkung der Gebete die Vollziehung göttlicher Ratschlüsse zum Ende komme. Sehet also, wie das Gebet mit Gott, mit den Engeln und mit dem hohenpriesterlichen Amt Jesu wirkt." Indem die Heiligen auf Erden sich zu Gott wenden und die Vollendung des Rates Gottes zu ihrem Ziel machen, tragen sie zur Verwirklichung dieses Zieles durch ihre Gebet mit bei.

"In der ganzen langen Reihe der Gesichte der Offenbarung bezieht sich kein einziges auf die ARBEIT der Christenheit in der Welt, keines darauf, dass sie den Namen Jesu durch die Predigt bekanntmache, den Völkern ihre Sünde durch ihr Zeugnis vorhalte, und mit ihrer Liebe und ihrem Dienst vielen den Weg zu Gott zeige. Insofern ist das Gebet der Christenheit HÖCHSTE und WICHTIGSTE TÄTIGKEIT, nicht Mittel zum Zweck, sondern Selbstzweck, weil es nichts Größeres gibt, als den Verkehr des Menschen mit Gott, die Gemeinschaft des Vaters mit dem Kind, welche geschieht im Geist, also Gemeinschaft des Heiligen Geistes. Gerade da, wo ihr nichts anderes mehr zu tun bleibt, wo sie in die Ohnmacht, in das Warten gestellt ist, bleibt ihr dieses höchste Werk, wie das Gleichnis von der bittenden Witwe (Lk 18.) zeigt.

Feuer vom Altar

Offb 8:5: Und der Engel nahm das Rauchfass und füllte es mit Feuer vom Altar und warf es auf die Erde; und es geschahen Stimmen und Donner und Blitze und Erdeben.

O der unerkannten Macht von der Heil'gen Beten!
Ohne das wird nichts vollbracht so in Freude als in Nöten;
Schritt vor Schritt wirkt es mit,
Wie zum Sieg der Freunde, so zum End der Feinde.

Mit diesem Feuer vom Altar im Himmel hat der Herr einst die Opfer Abels, Abrahams, Aarons, Gideons, Elias und Davids angezündet. Es war das Zeichen, dass Gott das Opfer angenommen hatte.

Was Mose schon in seinem Lied (5Mo 32.) prophetisch geschaut und geweissagt hatte, erfüllt sich: "Sie haben Mich zum Eifer gereizt mit dem, was kein Gott ist. ...Denn ein Feuer wird durch Meinen Zorn angezündet, das wird bis in die unterste Hölle hinab brennen, und wird das Land samt seinem Gewächs verzehren, und die Grundfesten der Berge in Flammen verwandeln..." (5Mo 32:21ff.) So redet und handelt Jehova mit Seinem auserwählten Volk. Dieser Jehova ist eben kein jüdischer Nationalgott, kein Erzeugnis jüdischer Phantasie, sondern der heilige, allein wahre Gott.

Darum redet und handelt Er auch nicht nur mit Israel so, sondern auch mit den übrigen Nationen, zu deren Vertreter Er spricht: "So spricht der Herr Jehova: Bist du (Gog) nicht der, von welchem Ich vor Zeiten durch Meine Knechte, die Propheten Israels, die damals viele Jahre lang weissagten, geredet habe, dass Ich dich wider sie heraufführen werde? Es soll aber geschehen an jenem Tage, da Gott gegen das Land Israel hinaufzieht, spricht der Herr Jehova, da wird Mir das Feuer des Zorns in Mein Angesicht steigen. In Meinem Eifer, im Feuer Meines Zornes, rede Ich: Wahrlich, an jenem Tage wird ein großes Erdbeben sein über das Land Israel hin. Die Fische im Meer werden vor Mir erbeben, die Vögel des Himmels, die Tiere des Feldes, auch alles Gewürm, das auf dem Erdbogen kriecht, und ALLE MENSCHEN, DIE AUF ERDEN SIND. Auch die Berge sollen einstürzen, die Felswände fallen, und alle Menschen zu Boden sinken. Da will Ich alle Schrecken wider ihn aufrufen, spricht der Herr Jehova, eines jeglichen Schwert wird gegen seinen Bruder gerichtet sein. Ich will ihn mit Pest und Blut richten; Ich will auf ihn und all sein Heer, auf die vielen Völker, welche mit ihm sind, Platzregen und Hagelsteine, Feuer und Schwefel regnen lassen. Also will Ich mich groß und heilig erweisen und Mich kundmachen vor den Augen vieler Völker, und sie sollen erfahren, dass Ich Jehova bin" (Hes 38:17-23).

Lange, lange hat Er geschwiegen. Er hat sich verlästern und verhöhnen lassen von den Menschen, als ob Er nicht wäre, und als ob sie dies ungestraft tun könnten. Aber jetzt ist die Gnadenzeit abgelaufen. Jetzt sollen sie innewerden, dass Er lebt und dass man Seinen heiligen Namen nicht ungestraft in den Kot treten darf.

Jauchzet all mit Macht, ihr Frommen,
Hört ihr, wie der Löwe brüllt?
Auf! des Königs Tag wird kommen,
Er steht auf mit Kraft und Schild.
Babel, nun wirst du erschrecken,
Weil Er bald dir wird aufdecken
Deine Schand und Missetat,
Die Ihn sehr erzürnet hat.

Die Posaunengerichte

Offb 8:6: Und die sieben Engel, welche die sieben Posaunen hatten, bereiteten sich, dass sie posaunten.
Die Stille im Himmel neigt sich ihrem Ende zu. Auf Erden und im Himmel sind nun alle Vorbereitungen für die Endabrechnung auf Erden abgeschlossen. Die 144 000 Auserwählten aus Israel sind versiegelt. Die Gebete aller Heiligen sind erhört, und können den Rechten und den Rat Gottes gemäß zur Auswirkung kommen.

Das Verbot von Offb 7:8: "Beschädigt die Erde nicht noch das Meer, noch die Bäume!" wird aufgehoben. Wunder will der Herr sehen lassen, wie zu der Zeit, da Er Israel aus Ägypten geführt hat" (Mi 7:15)

So real wie jene Gerichte, so buchstäblich, werden sich auch die folgenden Posaunen- und Zornschalengerichte erfüllen. Es werden gewaltige Naturkatastrophen sein. Aber nicht zufällige Naturerscheinungen, sondern auf Gottes Befehl von Seinen Engeln vollzogene Gerichte.

"Warum sollen die Nationen sagen: Wo ist nun Gott? Lass unter den Nationen kundwerden, vor unseren Augen, die Rache für das vergossene Blut Deiner Knechte! Lass vor Dich kommen das Seufzen der Gefangenen; bewahre durch Deinen gewaltigen Arm die Kinder des Todes, und vergilt unseren Nachbarn siebenfältig in ihren Busen ihre Lästerungen, womit sie Dich, Herr, gelästert haben. (Ps 79:10-12).

Lies weiter:
2. Gesicht auf Erden (Offb 8:7 - Offb 11:14)